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Millies Reisen zwischen zwei Buchdeckeln

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25.01.2010
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Millies Reisen zwischen zwei Buchdeckeln

Am schwierigsten sind immer die Rückwege. Es kostet Millie unendlich viel Kraft die Stufen zu erklimmen. Hoch auf die Plattform des alten, schäbig aussehenden Turms zu gelangen. Die steinernen ausgetretenen Stufen der Wendeltreppe zeugen vom unbestimmbaren Alter des Turms. Fahles Licht, das durch die winzigen Fensterschlitze auf die unzähligen Inschriften an den Wänden fällt, erzeugt eine eigenartige Atmosphäre.
Bei keinem ihrer Aufstiege war es ihr gelungen etwas davon bewusst zu entziffern. Die Anstrengung über den Aufstieg scheint ihr jedes Mal die Aufmerksamkeit zu entziehen um in den Texten einen Sinn zu erkennen. Es ist ihr noch nie gelungen stehen zu bleiben um genauer zu lesen was die teilweise unleserlichen Schriftzüge bedeuten könnten. Ihr Schritte werden nach oben gezogen. Sie kann nicht stehen bleiben.
Es sind scheinbar wahllose Textabschnitte. In verschiedenen Sprachen, Handschriften und überschriebenen gedruckten Worten. Durchgestrichen oder überschrieben, kreuz und quer auf den gelb-braunen Ziegelsteinen und dem Mörtel verteilt. Auch einzelne Wörter und Wortgruppen stehen da. Mit Pfeilen oder Balken verbunden oder getrennt. Wie mit einem Projektor auf die raue unverputzte Wand geworfen. Es erschließt sich ihr nie der Sinn dieser Schriften.
Der muffige Geruch des alten Gemäuers wird, je weiter sie nach oben steigt, immer schwächer. In der Eingangstür springt er sie förmlich an. Ihre Nase, die ihr sofort bei jedem Duft vorschreibt, was ihr zu gefallen hat und was nicht, scheint unschlüssig was sie von diesem speziellen Geruch halten soll und verweigert Millie jegliche Auskünfte.
Mit jeder neuen Windung werden die Beine schwerer. Bleierne Müdigkeit lähmt ihre Glieder und sie hört den fordernden Ruf der Sirene unangenehm in ihren Ohren.
Millie Jones weiß genau, wenn der Turm plötzlich auftaucht, mitten in der Landschaft steht, muss sie seinem Ruf folgen. Sie muss sich heraus winden aus Gesprächen, Beobachtungen und aus dem direkten Geschehen um sie herum. Er lässt ihr keine Wahl. Es ist Zeit zu gehen. Sie wird dem Turm nicht widersprechen. Er hat Recht. Und er ist unerbittlich. Keine weitere Viertelstunde keine Minute, keine Verzögerung.
Es ist ihr noch niemals in den Sinn gekommen ihm zu widersprechen. „Ich lasse mir doch sonst nur ungern etwas vorschreiben.“ denkt sie. Die Autorität des Turms ist für sie vollkommen klar und unantastbar.
Die schrille Sirene ruft sie zurück. Es ist keine Unterwerfung oder Resignation, die ihre Schritte lenkt. Der Logik der Sirenenklänge kann sie sich nicht entziehen. Millie ist hier angekommen und nun ist es Zeit zu gehen. Endlich, wenn sie alle Stufen erklommen hat und erschöpft vor der Tür steht, erstirbt der schrille Ton. Stille umgibt sie. Wohltuende freundliche Stille. Die verwitterte Holztür ist ohne Klinke, ohne Schlüssel und ohne erkennbare Türangeln. Nur der schwere, verschnörkelte Türklopfer aus Messing ist auf ihrer Augenhöhe zu sehen. Dreimal muss sie klopfen, nicht mehr und nicht weniger. Doch der Raum hinter der geheimnissvollen Tür öffnet sich nicht. Statt dessen verschwinden, kaum ist der letzte Schlag verklungen, Tür und Steintreppe wie im Nichts. Sie scheinen sich aufzulösen, zu schmelzen und unsichtbar zu werden. Der Turm ist verschwunden und mit ihm die andere Welt aus der sie gerade gerufen wurde. Die Reise zwischen zwei Buchdeckeln ist für dieses Mal beendet. Die Reisende ist wieder zu Hause. In ihrem Haus. An einem unberechenbaren Platz den sie nicht bestimmen kann.

Einmal landete Millie im Flur, den Staubsauger in der Hand, mal erwischte sie der Rückruf beim Bügeln. Einmal sogar stand sie vor dem Telefon, den Hörer am Ohr und lauschte auf die Endlosschleife einer Werbeansage.
Bis jetzt war sie immer rechtzeitig zurückgekommen, bevor ihre Familie eintrudelte. Es blieb ihr ein Rätsel woher der Turm wusste, wann sie heimzukehren hatte. Und was war hier, in der in der Zeit, in der sie zu hause fehlte vorgefallen?
Ihre Hausarbeit erwartete Millie bereits. Sie konnte keine Veränderung feststellen. Alles war wie vor ihrem Aufbruch liegen geblieben.
Nur sie selbst kehrte verändert zurück. Angefüllt mit Eindrücken, Erlebnissen und Gedanken. Die Müdigkeit, die während des Aufstiegs auf ihr gelastet hatte, war wie weggewischt, sobald sie in ihrem Haus angekommen war.
Erstaunt und noch mit ihren Gedanken bei den soeben erlebten Geschehnissen wirbelte sie nun durch die Zimmer um ihre unerledigten Arbeiten nachzuholen.

Den Trick mit dem unglaublichen Reiseticket hatte sie vor wenigen Monaten in einem Krimi entdeckt. Völlig zusammenhanglos von der eigentlichen Story des Buches stand er dort beschrieben. Aber nur dieses eine Mal und dann nie wieder. Sooft sie später die Seite des Buches aufschlug, sie las immer nur den gewöhnlichen Text und nicht die veränderte Version in die sie, Millie, unversehens hineingeraten war.
In der betreffenden Geschichte wurde ein völlig anderer Handlungsablauf beschrieben. Die Heldin war gerade dabei einen Giftcocktail für ihre ehemalige beste Freundin zu mixen. Als Rache dafür, dass diese ihr den Ehemann ausgespannt hatte. Millie empfand deutlich die Genugtuung der Betrogenen als die Mörderin den beiden ahnungslosen Opfern auf einer ausgelassenen Party heimlich das Gift verabreichte. Mit den zukünftigen Leichen hatte sie eigentlich kein besonderes Mitleid. Amüsiert über die Dialoge und die Situationskomik der Szene erwartete sie das mörderische Finale.
Sie kannte den Krimi und verblüfft blätterte sie hin und her als statt der Polizei, die nun den Leichenfund abwickeln sollte eine unbekannte Frau auftauchte, die bisher in der Geschichte keine Rolle gespielt hatte.
Der Text ging auf einmal eigene Wege.
Millie, die sich als glückliche Mörderin wieder erkannte, weil sie nicht verhaftet worden war, fand sich in der Geschichte wieder. Ihr gegenüber stand die fremde Lady, eine vornehme, altmodisch gekleidete Dame. Mit einem Kopfnicken und einer freundlichen Geste forderte sie Millie auf ihr zu folgen.

Während Millie auf ihrem Lesesessel saß und die Handlung der Geschichte verfolgte, sah sie sich selbst im Buch umher spazieren. Gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten zu sein schien sie nicht weiter zu erstaunen. Wie in einem Traum nahm sie die ungewöhnliche Perspektivverschiebung hin und vertraute sich völlig der in langen Röcken vor ihr her schreitenden englischen Lady an.
Gemeinsam verließen sie das Wohnzimmer des ermordeten Paares. Über einen großzügigen Flur gelangten sie aus der hochmodern eingerichteten Wohnung übergangslos in ein völlig anderes Haus.
Statt Beton, Stahl und Glas. Statt kühler Sachlichkeit und mondänem Chic umgab sie dunkles Holz, schwere Teppiche, geblümte, altmodische Tapeten und wuchtige alte Möbel auf denen Unmengen an Nippes, Zinntellern und anderen Scheußlichkeiten standen. „Wer staubt das bloß alles ab?“ fragte sie sich.
Hier sah es aus wie ein in einem Herrenhaus aus einem alten englischen Krimi. Sie betraten die Bibliothek.

Die Lady führte Millie zu dem Regal mit den Kinderbüchern und zog eines, davon heraus. Es war ein wunderbares Exemplar von Edith Nesbiths „Die Kinder von Arden“. Das war schon immer eines von Millies Lieblingsbüchern gewesen. Lady Jordan schlug das Buch auf und zeigte auf eine zerknickte alte Theater- Eintrittskarte, die als Lesezeichen hineingeraten war. „Wenn sie die in ein ein Buch legen, dass sie sehr schätzen, werden sie in der Lage sein, die Orte aufzusuchen, die in den Büchern beschreiben werden. Verlieren sie sie nur nicht.“ Mit einem Lächeln legte sie Millie die Eintrittskarte in die Hand. Dann stellte sie das Kinderbuch zurück an seinen Platz und verließ die sprachlose Millie.
Für einen kurzen Moment schloss Millie ihre Augen. Als sie sie wieder öffnete saß sie in ihrem Lesesessel und schaute auf die Seiten des Krimis. Natürlich hatte sie keine Theaterkarte in der Hand. „Bin ich wach oder habe ich geträumt?“ wunderte sie sich. In dem Moment klingelte es an ihrer Haustür Sturm. Geistesabwesend eilte Millie hinunter ins Erdgeschoss und öffnete. „Mama, ein Glück du bist da. Ich habe schon dreimal geklingelt und dachte, du wärst vielleicht weg. Ich hab` meinen Hausschlüssel vergessen.“ Sina drückte sich an der Mutter vorbei in den Flur und stürmte die Treppe hinauf.
Millie schüttelte den Kopf über sich selbst. Jetzt lese ich schon Sachen in Bücher hinein, die gar nicht drinnen stehen. Sie hatte keine Zeit mehr der Sache auf den Grund zu gehen. Das Mittagessen wartete und zahlreiche andere Pflichten.
Abends, als sie wieder Zeit hatte, nahm sie sich den Krimi vor. Sie suchte die Stelle, an der sie Lady Jordan begegnet war. Doch die gab es nicht mehr. Die Kriminalgeschichte nahm ihren altbekannten Verlauf. Die Lady war und blieb verschwunden.
Millie lachte über sich selbst. „Ich weiß ja, dass ich eine blühende Fantasie habe, aber das ich mich selbst in ein Buch hinein lesen könnte hätte ich nun wirklich nicht für möglich gehalten.“
Einige Tage später staubte Miliie das Bücherregal im Wohnzimmer ab. Dabei fiel ihr Blick auf ihre eigene Ausgabe der „Kinder von Arden“. Im Gegensatz zu dem schönen gebundenen alten Buch aus ihrem Tagtraum war dies hier ein abgewetztes, vergriffenes Exemplar in Taschenbuchformat. Sie hatte es vor Jahren auf einem Flohmarkt erstanden und damals war es schon mit deutlichen Gebrauchsspuren versehen gewesen. Wieder besseren Wissens blätterte sie in den Seiten in der vagen Hoffnung auf.....“Aber du bist ja dumm “ rügte sie sich selbst. „Natürlich wird keine Eintrittskarte hier sein.“ Als ob das Buch sie auslachen würde, fiel plötzlich etwas zu Boden. Für einen Moment stockte Millies Atem. Das war genau die alte Eintrittskarte aus ihrem Traum. Hatte sie die bisher noch nicht gesehen, oder wieder vergessen, dass sie in einem ihrer zahlreichen Bücher aufgetaucht war?
Sie drehte und wendete die Karte hin und her. Dabei setzte sie sich in den nächst besten Sessel um nachzudenken. „Was wäre, wenn ….?“ Kurz entschlossen und klar überlegend, was sie jetzt unternehmen sollte nahm sie den zweiten Pippi Langstrumpf Band aus dem Regal. Dann zog sie sich Schuhe, Jacke und Halstuch an. Sie schüttelte den Kopf, zog die Jacke wieder aus und packte systematisch in einen Rucksack Proviant und allerlei Dinge, von denen sie glaubte, sie würden ihr nützlich sein. Wieder die Jacke an. Mit dem Rucksack auf den Schultern konnte sie nur auf der Kante des Lesesessels Platz nehmen. Dann begann ihre erste Reise.

Zunächst, sozusagen aus Sicherheitsgründen, betrat sie die Welten der Kinderbücher. Mal war sie nur unsichtbarer Beobachter, mal hatte sie eine Statistenrolle einzunehmen. Sie hatte keinen Einfluss darauf, wer sie sein würde und an welcher Stelle des Buches sie genau auftauchen würde. Sobald sie dort auftauchte war sie gekleidet wie die Person, die sie ersetzen sollte. Auch ihr Rucksack verwandelte sich in eine passende Tasche. Hin und wieder war sie eine der zahlreichen Nebenrollen, hatte genau zu sagen und zu handeln wie es die Buchvorlage vorschrieb. Der Ablauf der Handlungen ließ keine Abweichungen zu. Fantasiewelten sind scheinbar auch nur begrenzt war ihre Erkenntnis.
Sie bewegte sich auf vertrautem Terrain. Und doch, es war jedes Mal ein spannendes Entdecken als welche Person sie in dem Buch auftauchen würde. Ebenso aufregend, wann der Turm sie heraus rufen würde.
Nach einigen vergnüglichen Abenteuern in Kinderbüchern beschloss Millie sich in anderen Literaturgattungen umzusehen.
Die historischen Romane nervten sie bald weil die unbequeme Kleidung und die geschraubte Sprache ihr zu anstrengend waren. Nachdem sie sich in Shakespears Hamlet als Reinhold mehrmals im Text versprochen hatte und die Szene zum 8. Mal wiederholt werden musste, mied sie zunächst die Klassiker.
Richtig unangenehm wurde es allerdings als Millie, als feindlicher Späher in einem Sciencefiktionabenteuer, in Plutonensäure gegerbt werden sollte. Der Turm war so nett und erschien nur 100 cm vor ihrer Fußspitze.

Sie hatte bisher noch keinem von ihren Ausflügen erzählt. Dabei sollte es auch bleiben.

 

Hallo Ariane!


Toller Titel und eine wirklich schöne Idee. Ich will auch so eine Fahrkarte!
Nur die textliche Umsetzung bremst das Lesevergnügen.

Hoch auf die Plattform des alten, schäbig aussehenden Turms zu gelangen. Die steinernen ausgetretenen Stufen der Wendeltreppe zeugen vom unbestimmbaren Alter des Turms. Fahles Licht, das durch die winzigen Fensterschlitze auf die unzähligen Inschriften an den Wänden fällt, erzeugt eine eigenartige Atmosphäre.
„des alten“ kann raus, das unbestimmbare Alter des Turms wird ja noch erwähnt.
"steinerne" ist nicht wichtig.
„unzählige“ ist nicht vorstellbar, da der Platz an den Wänden endlich ist, also die Inschriften auch zählbar.
„erzeugt eine eigenartige Atmosphäre“, einfach streichen. Du hast den Treppenraum ja beschrieben.

Bei keinem ihrer Aufstiege war es ihr gelungen etwas davon bewusst zu entziffern. Die Anstrengung über den Aufstieg scheint ihr jedes Mal die Aufmerksamkeit zu entziehen um in den Texten einen Sinn zu erkennen. Es ist ihr noch nie gelungen stehen zu bleiben um genauer zu lesen was die teilweise unleserlichen Schriftzüge bedeuten könnten. Ihr Schritte werden nach oben gezogen. Sie kann nicht stehen bleiben.
Hier dreht sich durch ständiges Wiederholen ein und derselben Aussage alles im Kreis. Da kannst du kürzen.

Es sind scheinbar wahllose Textabschnitte. In verschiedenen Sprachen, Handschriften und überschriebenen gedruckten Worten. Durchgestrichen oder überschrieben, kreuz und quer auf den gelb-braunen Ziegelsteinen und dem Mörtel verteilt. Auch einzelne Wörter und Wortgruppen stehen da. Mit Pfeilen oder Balken verbunden oder getrennt. Wie mit einem Projektor auf die raue unverputzte Wand geworfen. Es erschließt sich ihr nie der Sinn dieser Schriften.
Dieser Abschnitt kann komplett gestrichen werden oder auf einen Satz kürzen. Für die Geschichte hat es keinerlei Bedeutung, wie die Schriften aussehen. Zumal deine Protagonistin sowieso nichts davon liest.

Der muffige Geruch des alten Gemäuers wird, je weiter sie nach oben steigt, immer schwächer. In der Eingangstür springt er sie förmlich an. Ihre Nase, die ihr sofort bei jedem Duft vorschreibt, was ihr zu gefallen hat und was nicht, scheint unschlüssig was sie von diesem speziellen Geruch halten soll und verweigert Millie jegliche Auskünfte.
Mit jeder neuen Windung werden die Beine schwerer. Bleierne Müdigkeit lähmt ihre Glieder und sie hört den fordernden Ruf der Sirene unangenehm in ihren Ohren.
Millie Jones weiß genau, wenn der Turm plötzlich auftaucht, mitten in der Landschaft steht, muss sie seinem Ruf folgen. Sie muss sich heraus winden aus Gesprächen, Beobachtungen und aus dem direkten Geschehen um sie herum. Er lässt ihr keine Wahl. Es ist Zeit zu gehen. Sie wird dem Turm nicht widersprechen. Er hat Recht. Und er ist unerbittlich. Keine weitere Viertelstunde keine Minute, keine Verzögerung.
Es ist ihr noch niemals in den Sinn gekommen ihm zu widersprechen. „Ich lasse mir doch sonst nur ungern etwas vorschreiben.“ denkt sie. Die Autorität des Turms ist für sie vollkommen klar und unantastbar.
Die schrille Sirene ruft sie zurück. Es ist keine Unterwerfung oder Resignation, die ihre Schritte lenkt. Der Logik der Sirenenklänge kann sie sich nicht entziehen. Millie ist hier angekommen und nun ist es Zeit zu gehen. Endlich, wenn sie alle Stufen erklommen hat und erschöpft vor der Tür steht, erstirbt der schrille Ton. Stille umgibt sie. Wohltuende freundliche Stille. Die verwitterte Holztür ist ohne Klinke, ohne Schlüssel und ohne erkennbare Türangeln. Nur der schwere, verschnörkelte Türklopfer aus Messing ist auf ihrer Augenhöhe zu sehen. Dreimal muss sie klopfen, nicht mehr und nicht weniger. Doch der Raum hinter der geheimnissvollen Tür öffnet sich nicht. Statt dessen verschwinden, kaum ist der letzte Schlag verklungen, Tür und Steintreppe wie im Nichts. Sie scheinen sich aufzulösen, zu schmelzen und unsichtbar zu werden. Der Turm ist verschwunden und mit ihm die andere Welt aus der sie gerade gerufen wurde. Die Reise zwischen zwei Buchdeckeln ist für dieses Mal beendet. Die Reisende ist wieder zu Hause. In ihrem Haus. An einem unberechenbaren Platz den sie nicht bestimmen kann.
Hier steck eine Menge Chaos im Text.
Mal im Gemäuer, dann vorm Eingang, wieder zurück auf die Treppe, gleich darauf ist der Turm weg oder noch nicht da, irgendwie riecht es – wo war das nur? - und so weiter.
Überleg dir was du mitteilen willst, bringe es in eine chronologische Reihenfolge (die würde hier mehr Spannung erzeugen) und schreibe es auf.

Zunächst, sozusagen aus Sicherheitsgründen, betrat sie die Welten der Kinderbücher. Mal war sie nur unsichtbarer Beobachter, mal hatte sie eine Statistenrolle einzunehmen. Sie hatte keinen Einfluss darauf, wer sie sein würde und an welcher Stelle des Buches sie genau auftauchen würde. Sobald sie dort auftauchte war sie gekleidet wie die Person, die sie ersetzen sollte. Auch ihr Rucksack verwandelte sich in eine passende Tasche. Hin und wieder war sie eine der zahlreichen Nebenrollen, hatte genau zu sagen und zu handeln wie es die Buchvorlage vorschrieb. Der Ablauf der Handlungen ließ keine Abweichungen zu. Fantasiewelten sind scheinbar auch nur begrenzt war ihre Erkenntnis.
Sie bewegte sich auf vertrautem Terrain. Und doch, es war jedes Mal ein spannendes Entdecken als welche Person sie in dem Buch auftauchen würde. Ebenso aufregend, wann der Turm sie heraus rufen würde.
Nach einigen vergnüglichen Abenteuern in Kinderbüchern beschloss Millie sich in anderen Literaturgattungen umzusehen.
Die historischen Romane nervten sie bald weil die unbequeme Kleidung und die geschraubte Sprache ihr zu anstrengend waren. Nachdem sie sich in Shakespears Hamlet als Reinhold mehrmals im Text versprochen hatte und die Szene zum 8. Mal wiederholt werden musste, mied sie zunächst die Klassiker.
Richtig unangenehm wurde es allerdings als Millie, als feindlicher Späher in einem Sciencefiktionabenteuer, in Plutonensäure gegerbt werden sollte. Der Turm war so nett und erschien nur 100 cm vor ihrer Fußspitze.
Dieser erzählte Abschnitt erklärt nur und zeigt keine Reise.
All die Erklärungen (Rucksack, Kleidung, Sprache usw.) könntest du auch in der Hamlet Szene zeigen. Das wäre interessanter zu lesen.

Eine Frage noch: Warum gelangt sie mit einer „Fahrkarte“ zwischen die Buchdeckel, und nicht etwa mit einer Eintrittskarte, und braucht dann einen „Turm“, um wieder in die reale Welt zu gelangen? Da sehe ich keine Verbindung.


Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,

gut, dass dir Idee und Titel der Geschichte gefallen.

Ich war mir nicht sicher, ob meine Grundidee ankommt.

Urspünglich sollten die einzelnen Abenteuer ausführlicher sein. Allerdings weiß ich nicht genau, ob ich auf den Inhalt von anderen Büchern eingehen darf ohne die Urheberrechte zu verletzen.

Auch der Turm sollte eine wichtigere Rolle spielen, dabei habe ich mich dann verzettelt.

Die beschrifteten Turmwände sollten ein Symbol sein, für die vielen Manuskripte und Notizen, die Autoren im Laufe ihrer Arbeit anfertigen.

Millie sollte mit den Vorarbeiten der Autoren konfrontiert werden wenn sie die jeweilige Geschichte verlässt. Den Turm dachte ich mir als Bindungsglied zwischen der realen Welt und der Fantasie.

Übrigens, sie hat eine alte Theaterkarte in dem Buch gefunden, keine Fahrkarte.

Deine Vorschläge werde ich bei der nächsten Bearbeitung berücksichtigen.

Vielen Dank.
Gruß Ariane

 

Hallo Illusionist,

vielen Dank für dein dickes Lob! Hat mich echt gefreut.

Da ich mich erst seit letzter Woche getraut habe, hier etwas ins Netz zu stellen, bin ich natürlicherweise noch nicht so souverän im Umgang mit eigenen und fremden Texten.
Umso mehr freue ich mich, dass bisher noch keine meiner Geschichten komplett durchgefallen sind.

Es ist für mich schon ein kleines Abenteuer, wie der Austausch hier funktioniert.

Viele Grüße
Ariane

 

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