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Mondscheingeschöpf
Das Mondscheingeschöpf
Das ist die Geschichte des sinnlosem Mondes und dem Geschöpf, dass ihm alle seine Sinne darbietete.
Ausgebreitet in den grellsten Farben lagen sie vor ihm, zwei Ohren zum Hören, die Farbe der Haut zum Verlieben, ein Mund zum Genießommuzieren, zwei Nasenflügel zum Davonfliegen, Beine und Schultern zum Lasten tragen und das Herz für … wer weiß nicht für was ein dargebotenes Herz steht. Auch ein Auge war dabei plus Augenbraue. Das andere Auge behielt das Geschöpf, es wollte sehen wie sie sich jetzt alles teilen würden.
Wie es dazu kam?
Ja, das Geschöpf war verliebt in den Mond gewesen, er war immer sehr schön anzuschauen und egal ob man ihn anschaute oder es gerade Tag war, er hinterließ immer diese Sehnsucht.
Es rief und rief den einzigen Namen, den es kannte.
„Mond!“ hörte man es überall. Jeder konnte es hören „Mond!“… alle, außer der Mond selbst. Nach längerem Betrachten mit noch vollständiger Augenzahl, sah das Geschöpf, dass er gar keine Ohren besaß. Und warte… fehlte da auch nicht der Mund?
„Kein Wunder, dass du mich nicht hören kannst. Geschweige denn antworten.“
Aus den Erfahrungen der eigenen Kindertage wusste das Geschöpf, dass man teilt, um sich Nahe zu sein. „Man kann Essen teilen, Kleidung, sogar Leid kann man teilen“ dachte das Geschöpf nach „und nur die Liebsten teilten damals mit mir.“
Es schrie übermütig und voller Aufregung „Die Ohren. Ich gebe sie dir gerne! Die Ohren“ Gleichzeitig war es etwas beschämt, weil es gar nicht fragen konnte, ob dies auch der Wunsch des Mondes war. Er überdachte sein Geschenk noch mal und folgte dem Mond auf seiner Wanderung, um ihn nicht wegen Tagesanbruch aus den Augen zu verlieren. Es fiel ihm auf, dass dem Mond nicht nur Ohren und Mund fehlten „Aber wie kannst du mich besuchen, wenn du keine Beine hast?“, fragte es,“ Wie kannst du meine noch heiße Marmelade riechen, die ich dir schenken werde, wenn ich von hier deine Nasenflügel nicht erkennen kann? Und warum ist deine Haut so blass, wirst du damit meine Hände spüren, die dir deinen Kopf streicheln werden?“, aber wohl die wichtigste Frage des Geschöpfes war, „Kannst du mich eigentlich sehen?“. Es verharrte lange und konzentrierte sich nur auf den Mond. Es versuchte seine Augen auf Adler-Schärfe zu stellen, aber das klappte natürlich nicht, denn es war weit entfernt davon ein Vogel dieser Größenordnung zu sein. Trotzdem erkannte es zwei Höhlen unterhalb des vermuteten Stirnlappens und rechts und links des Nasenschattens. “Deine Augen! Du kannst mich sehen. Du kannst mich wirklich sehen“. Die hoffnungsvolle Sicherheit, nach dieser Entdeckung, dass der Mond es sehen und genauso empfinden würde wie es selbst für ihn, breitete sich in dem kleinen Körper aus und quellte bald aus jeder Pore. Die neu gewonnene Energie brauchte auch ihren Platz und verließ des Geschöpfes Körper mit einem nicht aufzuhaltendem „Ich liebe dich!“.
Es plante wie folgt „Wir legen zusammen lieber Mond, Du gibst deine Schönheit und ich meine Sinne. Wir können uns alles teilen, wir sind uns einander Nahe und uns wird es an nichts mangeln!“
Es fing an mit den Beinen und legte sie vor ihn hin, es legte auch gleich noch ein Paar Schultern dazu. Es wollte ihm eigentlich sofort den Mund hinüberreichen, damit es vielleicht sofort ein Küsschen bekommen konnte, aber es traute sich nicht. Weiter ging es natürlich mit den Ohren und dazu legte es doch gleich den Mund, es schien nämlich notwendig gleich beides benutzen zu können. Es kamen noch Schlüsselblumen, die neben die Nasenflügel gelegt wurden. Farbe und Licht der Haut kamen wie eine wärmende Decke über alle bisher dargebotenen Sinne. „Ich hab noch mehr!“ Es war sehr schüchtern und zögerte, aber dann nahm es das ganze Herz, um es in den hellsten Mondstrahl zu legen. Nur zur Sicherheit gab es noch das rechte Auge samt Augenbraue. Und um die Palette zu vervollständigen, schüttelte es noch die Arme ab.
Es war froh ihn noch anschauen zu können, bis er seine Schönheit für es aufgab. Es schaute die ganze Nacht und merkte gar nicht wie die Stunden vergingen, erst als es hell wurde traute das Geschöpf sich, das linke Auge schlafen zu lassen. Gegen Nachmittag wurde es wach, es war Herbst und der Mond würde erst in zwei Stunden hier sein. Nach kurzer Zeit schon hatte es sich an den Hügeln auf der linken Seite und den Blumen auf der linken Seite satt gesehen. Der Blick streifte die Arme und Füße und einen Teil des Herzens. „Sie haben schon ganz schön an Glanz verloren, nicht wahr?“, dachte es, „aber vielleicht auch nicht“: Die Dämmerung kam und überdeckte die Zweifel. Der Mond war immer noch sehr schön und die langsam bleichen Sinne lagen immer noch ausgebreitet vor ihnen. Es wollte ihm etwas sagen, aber es fehlte der Mund. „Nimm du ihn dir doch“, dachte es. Er regte sich nicht. Erschrocken versuchte es sanft: „Du kannst dir irgendetwas aussuchen“, aber keine Reaktion des Mondes. „Du kannst dir ALLES nehmen!“ schrie es verzweifelt in seinem Kopf. Außer sehen können Augen auch noch weinen und es weinte, eine Träne nach der anderen. Plötzlich waren auch keine Farben mehr zu sehen, kein gelbes Auge, rotes Herz, keine grünen Nasenflügel, lila Beine, orangene Arme, blaue Ohren oder pinke Lippen.
Es presste die letzte Träne raus, um wieder klar sehen zu können und da lagen sie, die Sinne und Gefühle …. alles was das Geschöpf mal ausgemacht hatte, lag vor ihm – in den Farben des Mondscheins.