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Morgen ist Dienstag
Blut! Scheiße! Überall Blut in seinem Bett! Dabei hat er das Ding erst gestern überzogen! Hundert – nein, Tausendmal hat er ihr schon gesagt (zumindest in Gedanken), dass sie sich ausrechnen soll, wann ihre Blutungen kommen! Und mindestens fünfhundertmal hat er ihr gesagt (zumindest in Gedanken), dass sie sich eine Binde in den Slip legen soll, wenn es soweit ist! Mein Gott, andere Frauen spüren, wenn sie ihre Tage kriegen – aber die? Nee, die nicht! Scheiße! Wer darf jetzt wieder überziehen, hä? Wer darf jetzt wieder das Blut aus dem weißen Bettlaken schrubben, wie verrückt? Natürlich du. Alles bleibt an dir hängen. Scheiße, in allen Haushalten, die du kennst, ist es andersrum!
Er schreit sie an (zumindest in Gedanken). Keine Reaktion. Ihr nackter, dünner Körper liegt einfach auf dem zerknautschtem Bettlaken. Ihr Hintern grinst ihm ins Gesicht. Unverschämtheit. Eigentlich sollte er sie gleich vor die Tür setzen. Ha, sein Freund konnte sie sowieso noch nie leiden! Der wusste, warum!
"Weißte, Fred, ich hab sie schon gefickt, als du noch in den Windeln lagst! Und weißt du, wie die war? Irgendwie summt sie immer, wenn man sie... Na, du weißt schon. Wenn man sich zwischen ihren Beinen umher bewegt." Obszöne Bewegungen. Er muss lachen, als er an ihn denkt. Jetzt geht’s ihm schon besser. Fred, komm, schau dir an, was diese Schlampe von einer Frau jeden Monat mit deinem Bett anstellt!
Sie bewegt sich. Eigentlich sieht das ziemlich sexy aus, wie sie so daliegt, die Sonnenstrahlen ihren nackten Körper liebkosen und ihre langen, lockigen Haare auf dem Bettlaken ausgebreitet sind. Eigentlich sieht sie super aus.
"Lass dich davon ja nicht einlullen! So sind die Weiber, Kleiner; sie wickeln dich um den Finger, bis du keine Luft mehr kriegst. Dann verzeihst du ihnen alles. Wirklich alles. Und dann haben sie genau das erreicht, was sie erreichen wollen! Sei ein Mann!"
Arschloch, denkt er. Hat’s selbst nur zu `ner mächtig ollen Schrumpeltante mit pinken Stöckelschuhen und Lockenwickler in den Haaren gebracht. "MEINE BEEEIIINNEEE!" kreischt sie viermal in sechs Monaten, wenn sie plötzlich entdeckt, dass ihre Krampfadern hervorquellen.
Jetzt muss er kichern. Genau das hat er befürchtet. Morgen ist Dienstag, denkt er. Morgen. Nicht heute, erst morgen. Er hat rein gar nichts verpasst. Du musst sie aufwecken. Diesmal sprichst du ein Machtwort und lässt sie diese Menstruationsscheiße wegputzen.
"Anna", flüstert er.
Geht’s nicht entschlossener? Sei ein Mann! Sie kann das Bett nicht vollbluten, das sieht eklig aus! Und die Blutflecken kriegst du nie wieder raus! Es ist DEIN Zimmer, vergiss’ das nicht! Es ist nicht IHRES! Es ist DEINS!
"Anna", sagt er schon entschlossener. Scheiß Weiber. Fuck them all.
Du, Fred, hast du etwa ANGST vor ihr? HAHAHAHAHA, du bist doch der Mann im Haus! Hast DU etwa ANGST vor IHR???
Nein, keine Angst... Ich versuche nur... ähm... ihr die nötige Achtung zu zollen. Im Grunde meines Herzens verachte ich sie, Bernd.
"Ähm... Anna... Es ist schon früh am morgen... du hast... ja also... ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll..."
Du hast mein Scheißbett vollgeblutet, du dämliche Schlampe! Aber er bringt keinen Ton heraus. Er schiebt es auf seine Hormone. Komischerweise haben die vergessen, bis zu seinem Schwanz runter zu klettern und ihn zum Pulsieren zu bringen. Also doch nicht. Seufzt. Es ist was anderes – er weiß was, aber er will es nicht denken. Er WAGT es sich gar nicht zu denken...
Sie streckt sich. Ihre Brüste grinsen ihn an. Ihr Arsch hat sich von ihm abgewandt. Sie muss sich mal wieder rasieren. Nein, lieber nicht, das tut sie auch nur auf seinem Bett und er hat diese ganzen beschissenen Scham- und Achselhaare hier herumliegen... Und dann kommt womöglich wieder Mutti, wie vor ein paar Monaten... Aaah! Wenn sie die Sauerei sieht, dann ist der Teufel los! Sag Anna mal, dass sie... Schlag mal auf den Tisch... und Bernds Lieblingsworte; früher war alles anders... O ja, früher gab’s das nicht. Denk nur an die Türken, die machen das heute noch so: Zucht und Ordnung. Schließlich bist du ein Mann. Es ist deine Pflicht...
Er schluckt. Morgen ist Dienstag. Nicht heute. Erst morgen.
Er steht da; die Hände in den Hosentaschen, das Haar zerzaust, die Augen weit aufgerissen. Die Augen ruhen auf ihr. Sie lächelt und ihre rechte Hand wandert zwischen ihre Beine.
Drecksau. Nicht jetzt und nicht hier und erst recht nicht, wenn du deine Tage hast und auf meinem Bett liegst! GOTT, mach, dass sie damit aufhört! Sie ist so widerlich! Sie ist...
"Wie spät ist es?"
"Sehr spät. Äh... so 11 Uhr. Wieso?"
"Hast du nicht was von mir wollen?"
Nö, wieso. Mach den Scheiß hier weg. Dein Blut. Dein gottverdammtes, klumpiges Menstruationsblut verteilt sich auf meinem BETTLAKEN!
Sie spürt das Blut. Fred weiß, dass es nicht anders sein kann. Schließlich wiederholt sich genau diese Szene von Monat zu Monat. Sie lächelt und öffnet die Augen.
"Aaaachhhhhhhh... Weißt du, was ich geträumt hab?" Sie streckt und reckt sich. Währenddessen blutet sie weiter.
"Nein."
"Frank hat mich in den Wald entführt. Dort sind lauter Schmetterlinge rumgeflogen. Je tiefer wir in ihn eingedrungen sind, desto mehr Schmetterlinge waren plötzlich da und umschwärmten uns... Und irgendwann haben wir nichts mehr gesehen. Diese Viecher sind uns in den Mund gekrabbelt, ohne, dass wir etwas machen konnten... Und das war so unangenehm! Du kannst dir nicht vorstellen, wie unangenehm das war! Sie sind uns zu den Ohren rein... durch die Speiseröhre in den Magen. Pfui. Sie sind uns überall rein... Boah, mir wird schlecht. Hast du Frühstück gemacht?"
"Ja."
"Guuuuut... Dann bring’s mir jetzt ans Bett. Sag mal, hab ich etwa wieder meine Tage? Schon wieder? Das mit deinem Bettlaken tut mir leid."
Und sie sagt das so monoton, dass Fred mit den Augen gerollt hätte, wenn sie ihn nicht angestarrt hätte. Scheißweiber. Alle sind sie gleich.
Er macht auf dem Absatz kehrt und eilt in die Küche.
"Weißt du, wie du deine Frau am besten ziehst? Du nimmst sie hart ran. Einfach hart – bei allem, was du tust. Sie muss zittern, wenn du zur Tür reinkommst. Sie muss auf wahnsinnig viele Arten zittern; wenn du die Hose öffnest, muss sie vor Erregung um deinen Schwanz betteln und wenn du von der Arbeit nach Hause kommst, muss sie vor Freude zittern. Vor Freude ist immer am Besten, denn dann kannst du sie so richtig schön quälen. Ach, meine Lise! Weißt du, wie ich das mit meiner Lise immer gemacht hab? Sie war eine gottverdammte Emanze, aber ich hab ihr gezeigt, wo der Hammer hängt! Der Hammer, verstehst du, Kleiner? Der HAMMER!" Bernd. Er mit seinem Raucherhusten und Doppelkinn.
Wenn deine Frau dich wirklich noch zur Tür herein lässt, dann aus Mitleid, nicht, weil du der Boss bist und erst recht nicht, weil sie vor lauter Erregung schon den ganzen Tag auf dich wartet. Du bist ein Laschi, genau wie sie alle. Genau wie ich. Du bist...
Er schmiert ihr ganz schnell das Brot. Er schenkt ihr Milch in die Kaffeetasse. Und als er damit fertig ist, eilt er zu ihr zurück ins Schlafzimmer, das der größte Teil von seiner Wohnung ist.
"Warum hat das so lange gedauert?"
"Entschuldige, Schatz. Die Milch war sauer."
Sie klatscht ihm eine und lacht, als er sie verdutzt anschaut. Sie hat die Hand immer noch zwischen den Beinen. Es ist eklig, wie sie mit blutigen Finger nach dem Butterbrot greift und es sich in den Schlund von Mund stopft.
Namm, Namm... Na Malzeit.
Bernd. Als er letztens in der Kneipe am Stammtisch saß, sagte er was ganz Wichtiges. Fred glaubte, dass er zu besoffen war, um zu begreifen, dass er langsam die Wahrheit durchscheinen ließ. Er hatte einen Depri-Tag. Depri-Tage waren immer scheiße. Da musste man höllisch aufpassen, was man so über seine Ehefrau am Tisch verzapfte. Wehe, man sagte was Gutes! Das war schrecklich! Das war wie eine Todsünde – und vor allem..., nee, das war viel schlimmer, denn man musste `nen Euro in die Stammtischkasse zahlen. Für Fred verdammt viel Geld. Immerhin soviel, wie das billigste Pornoheftchen am Kiosk kostet.
Fred schüttelt sich bei dem Gedanken. Sie fragt, was los ist.
"Nichts, ich war in Gedanken."
"Du bist `ne Memme."
"Nein, bin ich nicht. Ich bin nur... vorsichtig. Und ich schlag’ keine Frauen."
"Sag ich doch; Memme. Nichts weiter als eine Memme. Wie lang willst du dieses Scheißspiel noch spielen?"
"Ich weiß nicht, was du meinst."
Batsch. Sie klatscht ihm wieder eine und amüsiert sich prächtig. Es ist lustig, wie er zusammenzuckt.
"Bring mir ein o.b. Schieb es mir auch gleich in den Hintern... Nein, Entschuldige, zwischen die Beine. Na los. Geh’ schon, ehe du die Dritte fängst."
Fred starrt sie an. Das verlangt sie sonst nicht. Zeit, auf den Tisch zu schlagen. Pfui, er fummelt ihr doch nicht zwischen den Beinen rum, wenn sie ihre Tage hat! Gott, was ist mit der los? Warum tut sie das? Was glaubt die eigentlich, wer sie ist? Tyrannin! Gottverfluchte, scheißbeschissene Tyrannin!
Jetzt nicht. Jetzt stehst du auf und gehst. Oder du verprügelst sie mal ordentlich und zeigst ihr, wer der Herr im Haus ist. Oder zumindest; wer es eigentlich sein sollte. Na los, gib deinem Herzen einen Stoß! Tret’ dir mal selber ordentlich in den Arsch!
Aber er kann nicht. Er steht ruckartig auf, eilt ins Bad, holt ihr ein o.b., stößt ihre Beine auseinander und ihre Schamlippen, sucht mit den Fingern alles ab, bevor er das Ding nimmt und ihr zwischen die Beine direkt in den Körper stößt. Weit rein. Er muss natürlich den Zeigefinger nehmen. Er muss mit dem gottverdammten Zeigefinger soweit rein, wie er nur kann – und als er ihn wieder rauszieht, ist er voller Blut.
Sie lacht sich halbtot, während er genau das tut, was sie sagt.
"So und jetzt lässt du mir ein Bad ein."
"Aber du hast deine Tage! Und wenn man seine Tage hat, dann badet man nicht! Igitt!"
"Idiot. Ich werde nicht bluten. Arschloch. Geh und hol mir die Morgenpost. Zu nichts taugst du. Zu rein gar nichts."
Na ja, egal. Morgen ist Dienstag. Morgen ist Stammtisch angesagt. Morgen ist der Tag, an dem er der Mann ist. An dem er auf den Tisch schlagen und so richtig die Sau rauslassen kann. Morgen! Morgen ist alles wieder in Ordnung, denn morgen ist sie weg und er ist unter guten Freunden! Unter richtigen Männern!
Er lächelt und eilt sofort die Treppe hinunter und vor die Tür.
"Weißt du, die Weiber muss man hart rannehmen, das brauchen die! Vor allem in den eigenen vier Wänden müssen sie genau wissen, wo die Grenzen sind! Du musst die Arme hochkrempeln und ein Machtwort sprechen, wenn es angebracht ist! Du musst wissen wann und ein Mann weiß immer, wann es an der Zeit ist, die Hand zur Faust zu ballen!" Ach, Bernd. Guter, keuchhustenbefallener Bernd.
Fred freut sich. Als er zurückkommt, ist sie bereits mit einem Fuß in der Wanne. Endlich für ein paar Stunden Ruhe. Er setzt sich vor den Fernseher. Aaaahhh, das tut gut! Er steht auf und holt sich ein Bier. Bier ist immer gut. Japp, das hat Bernd auch gesagt.
Er macht den Fernseher an. Es kommt nur Schrott, aber das macht nichts. Euphorie durchström seinen Körper.
Und dann...
"FREEEEEDDDYYYYYYY! Komm! Schnell! Du musst mir den Rücken schrubben! Na los! Scheiße, wo bleibst du denn aber, du kleiner Schlappschwanz?"
Seine Augen weiden sich. Weiden sich immer mehr, bis sie aus den Höhlen und unter den Sessel kullern. Er seufzt und geht ins Bad.
Egal. Bald ist es ja vorbei. Und morgen – morgen ist Dienstag.
© by Björn Kuvec, 3. August 2002