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Mumsch!
Ein Büroraum. In der Mitte ein Schreibtisch. Hinter dem Schreibtisch ein Mann, um die dreißig, Jeans und schwarzes Sakko, in der Hand ein Skript. Ihm gegenüber - an der Tür - Mann um die vierzig, pinkes T-Shirt, grüne Shorts, mit Clownnase und Clownstiefeln.
- Entschuldigung, Sie haben mich gerufen?
- Äh, richtig, treten Sie ein.
- Worum gehts?
- Also das ist so: Ich bin Sketchwriter.
- Verstehe - und ich ...
- Sie sind mein Protagonist.
- Oh, sehr schön; Hab ich einen Namen?
- Zur Zeit noch nicht. Aber wie wärs mit Paul?
- Paul?
- Tja, oder auch Günter.
- Nein, Paul passt. Sonst nochwas?
- Was nochwas?
- Nachname?
- Kein Nachname.
- Ist auch gut. Nun ...
- Nun?
- Ich möchte Sie nicht kritisieren, aber Ihr Sketch wirkt etwas trocken!
- Ja, Sie haben aber auch noch nichts wirklich Interessantes von sich gegeben.
- Sollt ich das?
- Ich bitte Sie darum.
- Und was soll ich sagen?
- Moment, ich werf mal einen Blick ins Skript. Wie wärs mit: "Und was soll ich sagen?"
- Hatten wir das nicht gerade?
- Oh, entschuldigung, falsche Zeile. Tja, Sie sagen, ha, jetzt wirds komisch, Sie sagen, ha, wie lustig ...
- Na, jetzt rücken Sie schon raus!
- Mumsch!
- Mumsch?
- Ja, Mumsch!
- Ist das nicht zu albern?
- Im Gegenteil - sehen Sie nur, wie es wirkt.
(Gelächter aus dem Publikum)
- Gelächter aus dem Publikum.
- Och, sind Sie dämlich - das hätten Sie nicht sagen sollen, das war doch nur als Regieanweisung gedacht.
- Verstehe. Mumsch.
- Ha! Zum Ablachen komisch!
(Gelächter aus dem Publikum)
- Tatsächlich? Mumsch Mumsch.
(wildes Gelächter aus dem Publikum)
- (sich vor Lachen krümmend) Aufhören! Aufhören!
- Hmmm ...
- Worüber denken Sie nach?
- Nun ja, ehrlich gesagt halte ich diesen Sketch für äußerst schwachsinnig.
- Schwachsinnig? Wollen Sie damit sagen, ich sei ein schlechter Sketchwriter?
- Nein, eigentlich nicht. Aber dieses ständige Mumsch - was ist daran so komisch?
- Sie halten mich für einen schlechten Sketchwriter?
- Wenn Sie mich so fragen: Ja!
- Wissen Sie: Zum Sketchschreiben gehört etwas mehr als ein paar lustige Pointen in einen Dialog zu verpacken. Sketchwriter zu sein ist kein Beruf, Sketchwriter zu sein ist eine Lebenseinstellung, eine Philosophie: immer auf der Suche nach Humor, nach gutem Humor, nach DEM Humor, dem richtigen, richtig guten, stets auf der Suche nach dem Ablacher schlechthin, dem ...
- Ja, ist schon gut. Ich respektiere Ihren Beruf.
- Berufung.
- Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass ich Ihren Sketch für unlustig halte. Mumsch.
- Oh, Sie dürfen nicht nur nach den Worten gehen, ein Sketch ist ein Gesamtkunstwerk. Was wäre ein gewitzter Dialog ohne das passende Ambiente, den richtigen Raum, ohne dem lächerlichen Protagonisten?
- Lächerlicher Protagonist?
- Na eben: Nichts!
- Lächerlich? Wollen Sie damit sagen, ich wirke lächerlich?
- Sie und lächerlich? Aber nein doch, Sie sind nicht lächerlich!
- Mumsch.
(Gelächter)
- Vielleicht ein klein wenig.
- Mumsch. Mumsch.
(tobendes Gelächter)
- Aufhören, aufhören! Also gut: Sie sind lächerlich!
- Sie widerwärtiges Schwein Sie haben mich benutzt!
- Aber ich bitte Sie, das waren Sie doch selbst!
- Sie elendiger Lügner! SIE haben das Drehbuch verfasst, ich bin doch nur Ihre Marionette!
- Ach, beruhigen Sie sich doch wieder!
- Nein, Sie sind eindeutig zu weit gegangen.
- Es ist alles ganz anders als Sie denken.
- Nicht mit mir, ich werde dem ganzen ein Ende bereiten!
(Paul zaubert aus seiner Jackentasche einen Kanister, überschüttet seinen Körper mit Benzin, entzündet ein Feuer und springt hell auflodernd aus dem Fenster)
- Schnitt: Paul stürzt aus dem zehnten Stockwerk, nach viersekündigem Flug zerschmettert sein Körper auf einem stark frequentierten Gehsteig, Gelächter unter den anwesenden Passanten. Ende.
Weiter so!
