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Musikalische Schneeflocken
Es war Dezember und die Tage wurden immer kälter. Bis zum ersten Schnee konnte es nicht mehr lange dauern. Toni und Susi pressten ungeduldig ihre kleinen Näschen an die Fensterscheibe. Sie wollten endlich Schlitten fahren und einen großen Schneemann bauen.
Oma Hedwig sah ihnen lächelnd zu und sprach: "Wisst ihr was, Kinder? Ich mach uns jetzt leckere Bratäpfel und dann erzähl ich euch eine schöne Geschichte."
"Oh ja!", riefen Susi und Toni im Chor und strahlten freudig.
Oma Hedwig legte drei Äpfel in den Backofen und machte es sich dann in ihrem Lieblingssessel gemütlich. Toni und Susi setzten sich vor ihre Oma auf den Teppich, sahen sie mit großen Augen an und spitzten die Ohren.
"Als ich so klein war wir ihr," begann Oma Hedwig zu erzählen, "da konnte ich es auch immer kaum erwarten, dass der erste Schnee fiel. Ich kann mich noch ganz genau erinnern. Besonders schlimm war es in dem einen Jahr. Da war es schon fast Weihnachten und es hatte immer noch nicht geschneit." Die Kinder seufzten.
"Ja, nun wartet erst mal ab!", beschwichtigte die Oma. "Es hatte also immer noch nicht geschneit und ich war ganz traurig. Mein Vater, also euer Urgroßvater, bemerkte das, setzte mich auf sein Knie und sagte zu mir: Weißt du Hedwig, das mit dem Schnee ist so eine Sache. Du weißt doch, dass der Schnee aus vielen kleinen Schneeflocken besteht."
"Na klar, das weiß doch jeder!", rief Toni vorlaut. Oma Hedwig lächelte ihn an und sprach weiter: "Ja, aber wusstet ihr auch, dass diese Schneeflocken besonders musikalisch sind und nicht nur einfach so auf die Erde fallen? Nein. Wenn sie eine Wolke verlassen, dann nur, um zu tanzen. Und deshalb kam euer Urgroßvater auf die Idee, dass wir die Schneeflocken vielleicht mit einem kleinen Ständchen zur Erde locken könnten. Das probierten wir auch gleich aus. Wir sangen Schneeflöckchen-Weißröckchen, Schneeflöckchen tanz, tanze auf und nieder, und viele andere Winterlieder."
"Und dann?", fragte Susi ganz aufgeregt, "Kamen dann Schneeflocken?"
"Das erzähle ich euch gleich", entgegnete Oma Hedwig, "erst einmal hole ich die Äpfel aus dem Backofen, sie müssten schon fertig sein."
"Oh ja, aber schnell!", rief Toni, "wir wollen doch wissen, wie die Geschichte weitergeht!"
Oma Hedwig verschwand in der Küche und holte die Bratäpfel. Toni und Susi nahmen die Teller mit ihrem herrlich duftenden Apfel entgegen und begannen sogleich wieder zu drängeln: "Oma, nun erzähl doch! Wie ging es weiter? Schneite es?"
"Nun seid mal nicht so ungeduldig Kinder", tadelte die Oma und erzählte weiter: "Ich weiß nicht, ob wir sehr schön sangen, auf jeden Fall gaben wir uns große Mühe. Und es dauerte nicht lange, da tanzten tatsächlich die ersten Schneeflocken an unserem Wohnzimmerfenster vorbei. Ich hüpfte von Vaters Knie und tanzte ebenfalls durch die Wohnung. Als ich dann später ins Bett musste, konnte ich vor Aufregung kaum schlafen. Deshalb sang ich noch ein wenig. Am nächsten Morgen stand ich auf und rannte sofort zum Fenster. Was glaubt ihr, was ich da sah? Alles war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt, sogar die Hundehütte von Nachbars Hündin Clementine."
"Ooh", staunten die Kinder. "Du Oma,", fragte Toni "meinst du, wir könnten das auch? So singen, dass die Schneeflocken tanzen?"
Oma Hedwig lächelt und sagte: "Das weiß ich nicht, aber wir können es gern probieren."
"Ja!", riefen die Kinder begeistert.
So sangen sie gemeinsam Winterlieder. Und ob ihr es glaubt oder nicht, noch bevor es für Susi und Toni an der Zeit war, ins Bett zu gehen, tanzten die ersten Schneeflocken vergnügt durch die kalte Winterluft. Als die beiden im Bett lagen, freuten sie sich schon auf das Schlittenfahren am nächsten Tag. Bevor sie einschliefen, sangen sie sicherheitshalber noch einige Winterlieder, denn sie hatten sich vorgenommen, am nächsten Tag einen riesigen Schneemann zu bauen und dafür brauchten sie viele, viele von den musikalischen Schneeflocken.