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Narben

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05.06.2018
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Narben

Als ich vor Emmas zu Hause parke, sind die Fenster alle dunkel. Ich bin froh, dass ich nicht allein bin, ich bin feige und habe Angst vor der Trauer und der Einsamkeit. Chloe, Ben und ich steigen aus und laden unsere Einkäufe aus dem Kofferraum. Chloe trägt ein weiches, schwarzes Wollkleid und hohe Schuhe, die nicht für den Winter geeignet sind. Die Haare hat sie zu einem schicken Knoten zusammengebunden. Wie immer sieht sie aus, als gehöre sie in eine „New York Street Fashion“ Fotostrecke und nicht nach Fronhausen bei Köchte bei Olpe. Als sie den Kofferraum zumacht sehe ich, dass sie zwei rote Plastik-Lichtschwerter benutzt hat, um den schicken Knoten auf ihrem Hinterkopf festzustecken.
Wir sind alle stiller als sonst, wir sind nervös. Nur weil man weiß, was einen erwartet, heißt das ja nicht, dass man sich nicht davor fürchten kann.
Geistesabwesend zieht Chloe an dem weißen Schild, das aus Bens Nacken hervorsteht. Sie muss sich dafür recken, weil Ben fast zwei Meter groß ist. Erst jetzt bemerke ich, dass Ben seinen Pulli auf links anhat. Mal wieder. Seine schwarzen Haare sind nass von einer schnellen Dusche, sie gefrieren in der kalten Winterluft.
Einen Moment lang stehen wir drei neben meinem Auto. Seit der Grundschule sind wir in Team, Chloe, Ben, Emma und ich. Viel hat sich in der Zeit verändert, bald machen wir Abi und fangen alle unser eigenes Leben an. Ich hoffe, dass wir auch danach noch ein Team sein werden, egal wohin das Leben uns versprengt.
Der Wagen von Emmas Mutter steht nicht in der Einfahrt, sicher ist sie schon in die Kirche gefahren. Sie wird den Tag mit ihren Freunden aus der Gemeinde verbringen. Betend, nehme ich an.
Es ist heute genau elf Jahre her, dass Emma überlebt hat. Emma war mit ihrem Vater und ihrer Schwester auf dem Weg zur Oma, als ein betrunkener Fahrer frontal in ihr Auto gerast ist. Es ist ein Wunder, sagt Emma manchmal, dass sie überlebt hat. Aber sie sagt es traurig. Seit elf Jahren hasse ich Emmas Mutter dafür, dass Emma an diesem Tag ganz allein ist. Sie könnte ja mit in die Kirche gehen, würde ihre Mutter sagen, wenn man sie fragt, aber Emma hat zu viel Angst vor Gott.
In den ersten Jahren war es schwieriger, ins Haus zu kommen, mittlerweile habe ich einen Schlüssel. Es ist dunkel, jemand hat die Vorhänge vor alle Fenster gezogen. Es riecht nach dem überquellenden Mülleimer in der Küche und nach Kaffee. Es ist still bis auf das Tropfen des Wasserhahns.
„Emma?“, ruft Chloe. Sie stellt die Einkaufstüten auf der Kücheninsel ab. Während sie anfängt die Küche aufzuräumen, folge ich Ben die Treppe nach oben. Die Stufen knarren unter unseren Tritten, viel zu laut in der Stille des Hauses.
Der Lack auf Emmas Zimmertür ist abgesplittert, man kann ihr hölzernes Inneres sehen. Jemand müsste sie neu lackieren, aber es gibt niemanden mehr, der sich darum kümmert. Emmas Mutter hat sich seit dem Unfall verändert. Ich kann die Frau, die mit leiser Stimme und Filzpantoffeln über die Flure schleicht und sich um nichts und niemanden schert, einfach nicht mit der fröhlichen, offenen, energiegeladenen Frau übereinbringen, die ich von Kindergeburtstagen in Erinnerung habe. Emma kümmert sich jetzt meist um den Haushalt. Und die Finanzen. Und die Arzttermine ihrer Mutter.
Ich klopfe an die Tür und wir warten. Nichts.
„Emma“, sage ich in die dunkle Stille hinein.
Es riecht nach Papier, Schweiß und Kaffee. Emma sitzt in nichts als einem weiten, grauen T-Shirt auf ihrem Bett und sieht aus dem Fenster, obwohl die Vorhänge zugezogen sind. Sie ist immer blass, aber heute ist ihre Haut beinahe durchsichtig, so als könnte man in sie hineinsehen, wenn man die Augen zusammenkneift.
Meine Augen wandern ganz von allein zu Emmas nackten Oberschenkeln, meine Fingerspitzen kribbeln in Erinnerung an die weiche Haut dort. Es ist nicht besonders sensibel, seine Freundin geil zu finden, wenn es ihr so schlecht geht. Emma hat eine schwarze Perlenkette um ihre rechte Hand gewickelt, von der ein Kreuz herabhängt. Die kleinen Perlen drücken sich in ihre Haut. Die dunkelbraunen, kurzen Haare, die sonst immer in alle Richtungen abstehen, kleben fettig an ihrem Kopf.
„Emma“, sagt ich nochmal, aber sie bleibt still sitzen und sieht weiter aus dem Fenster ohne aus dem Fenster zu sehen. Emma wird von Narben zusammengehalten, neuen und alten. Die alten, die vom Unfall, sind blass und chaotisch auf ihrer Haut. Die neuen sind schnurgerade und parallel, eine wie die andere, ihren linken Arm hinauf. Überall liegen Bücher verstreut, dazwischen Notizbücher, in die Emma Ideen gekritzelt hat, lose Zettel mit ihrer winzigen Schrift darauf, angefangene Geschichten, halbleere Kaffeetassen. Ihr Laptop steht aufgeklappt auf dem Bett neben ihr.
Ben legt die Hand an Emmas Kinn, sieht ihr in die Augen und seufzt. Dann schiebt er einen Arm unter Emmas Knie, den anderen um ihren Rücken, hebt sie mitsamt Decke von ihrem Bett. Emma lässt den Kopf gegen seine Schulter fallen, die Kette um ihre Hand zieht sich fester um ihre Finger.
Die Schublade des Nachttischs steht offen, ich kann verbogene, silberne Blister darin erkennen, ein paar Dosen Red Bull. Ich frage mich, ob es im Sinne des Erfinders ist, die angstlösenden Tabletten, die einem verschrieben werden, mit Energydrink runterzuspülen. Die Tabletten helfen sowieso nicht, sagt Emma immer. Aber ich glaube, dass sie sie nicht regelmäßig genug nimmt, damit sie funktionieren können. Darüber streiten wir uns oft.
Ben trägt Emma auf das Sofa im Wohnzimmer. Durch die Tür zur Küche höre ich Chloe. Sie hat Musik angemacht, die Spülmaschine läuft. Ich ziehe die Vorhänge von allen Fenstern im Wohnzimmer. Emma sitzt in der Ecke auf dem Sofa, genau wie Ben sie abgesetzt hat, und sieht auf ihre Hände runter, ohne ihre Hände zu sehen.
Ben fängt an im Wohnzimmer aufzuräumen, es stehen leere Kaffeetassen und halbvolle Teller auf dem Sofatisch und dem Boden vor dem Fernseher. Ich setze mich neben Emma aufs Sofa.
„Hi“, sage ich und komme mir total bescheuert vor.
Emma antwortet nicht. Ihr Atem ist ganz flach, sie sieht fast ganz regungslos aus. Ich strecke die Hand nach ihrer Schulter aus und sie dreht sich weg, nur eine winzige Bewegung, genug damit meine Hand zurückzuckt. Ich lasse sie nutzlos in meinen Schoß fallen.
Chloe bringt eine große Schüssel Kartoffeln, einen Teller und zwei Sparschäler aus der Küche und stellt sie vor uns auf den Sofatisch.
Ich halte Emma eine Kartoffel hin. „Hilf mit, sonst werden wir nie fertig“, sage ich und sie nimmt die Kartoffel ohne mich anzusehen, aber sie fängt an sie mit langsamen Bewegungen zu schälen.
Ich höre Tellerklappern und Brutzeln. Jemand dreht die Musik in der Küche lauter auf, Emmas Lieblingsband. Ich wünschte Emma würde aufspringen und, wie sonst so oft, lauthals schief mitsingen, während sie sich mit ausgestreckten Armen in der Zimmermitte dreht. Ben kommt mit einem vollen Putzeimer ins Wohnzimmer und verschwindet den Flur runter, Chloe holt Werkzeug aus dem Auto und repariert den tropfenden Wasserhahn in der Küche.
Als die Kartoffeln geschält sind, rupfen wir Salat klein. Die Musik wird ruhiger. Die Texte sind Emmas Lieblingsgedichte und auch wenn ich nicht viel damit anfangen kann, mag ich sie, weil ich weiß, was sie Emma bedeuten. Emma atmet tief aus und macht die Augen zu. Die Anspannung weicht aus ihren Schultern.
Als Chloe zweieinhalb Stunden später die erste Buffy DVD anmacht, ist das Haus einigermaßen ordentlich und sauber, die Küche aufgeräumt und der Kühlschrank voll. Wir haben Decken, Isomatten und Schlafsäcke auf dem Boden im Wohnzimmer ausgerollt und sitzen auf Sofa und Decken verteilt mit vollen Tellern vor dem Fernseher.
Emma hat immer noch kein Wort gesagt, sie sieht auf den Teller in ihrem Schoß herunter, die Knöchel ihrer Hand, in denen sie die Gabel hält, sind weiß. Ich bin immer noch nutzlos.
„Müssen wir mit der ersten Staffel anfangen?“, fragt Ben um eine Gabel Kartoffelauflauf herum.
„Aber wir gucken immer alle Folgen von Anfang an.“ Chloe klingt empört. „Ich verstehe nicht, warum wir diese Diskussion jedes Mal wieder führen.“
„Weil es jedes Mal wieder scheiße ist mit der kompletten ersten Staffel anzufangen!“ Ben dreht sich halb zu Chloe um und die beiden sehen sich so lange herausfordernd an, bis Ben anfängt zu lachen. „Mann, du bist echt stur.“
„Okay, wir können ja mal die erste Folge gucken, wir sind uns doch alle einig, dass wir die auf keinen Fall auslassen können, oder?“, frage ich und nehme die Fernbedienung vom Sofatisch.
Emma stochert in ihrem Salat herum, dann nimmt sie einen winzigen Bissen.
Ben spricht die Dialoge leise mit, bis Chloe sich zu ihr umdreht und „shhht!“, macht.
„Wir könnten alternativ auch einfach den Ton ausmachen und Ben reden lassen“, schlage ich kichernd vor.
„Ist deine Mama in der Kirche?“, frage ich, als Buffy Angel zum ersten Mal begegnet.
Emma nickt und zieht den Rosenkranz in ihrer Hand vorsichtig durch ihre Finger, als würde sie die Perlen zählen statt zu beten. Danach bleibt sie wieder still und stumm in ihrer Ecke des Sofas sitzen. Aber sie isst einen halben Teller Auflauf und Salat.
Nach dem Essen spüle ich ab und koche uns allen einen riesigen Topf Chai-Tee. Ich mache ihn ganz scharf, so wie Emma es gern mag. Ben und Chloe haben sich offensichtlich darauf geeinigt, ein paar Folgen zu überspringen, denn sie sind schon bei Staffel zwei angelangt, als ich mit dampfenden Tassen wieder ins Wohnzimmer komme.
Als Angel Willows Fische tötet, legt Emma die Finger ihrer rechten Hand auf meinen Oberschenkel. Ich kann die kleinen Perlen der Kette spüren, die sie immer noch darum gewickelt hat. Ich lege meine Hand auf ihre.
Ich schlafe zwischendurch ein, verpasse das große Finale der zweiten Staffel und den Anfang der dritten. Die Sonne geht unter und wieder auf und wir machen Pfannkuchen, Toast, Kaffee, mehr scharfen Chai-Tee.
Es ist stockdunkel und die dritte Staffel Buffy läuft, als Emma ihren Kopf in meinen Schoß legt. Ich schlafe beinahe, aber nicht ganz. Chloe und Ben schnarchen leise in ihren Schlafsäcken. Ich vergrabe meine Finger in Emmas ungewaschenen Haaren.
„Es tut mir leid, Lina“, flüstert Emma. Ihr Atem riecht nach Schlaf und Kaffee. In der Dunkelheit sind ihre Pupillen so groß, dass sie das Grün ihrer Augen beinahe ganz verdecken.
Es macht mir Angst wie klein und zerbrechlich Emma ohne den Trotz und die wilde Energie aussieht, die sonst unter ihrer Haut brennt. Statt einer Antwort lehne ich mich vor, drücke meine Stirn an Emmas, lege meine Hände um ihr Gesicht, als könnte ich ihr helfen, sich vor der Welt zu verstecken.
Es ist heute genau elf Jahre her, dass Emma überlebt hat. Ich weiß, dass sie sich oft wünscht, sie wäre im Krankenhaus nicht wieder aufgewacht. Ich denke manchmal darüber nach wie mein Leben wäre, wenn Emma nicht mehr da wäre. Ich glaube sie denkt öfter darüber nach als ich. Ich würde gern etwas sagen, das alles wieder gut macht. Wie: „Es ist nicht deine Schuld, dass du überlebt hast, Emma“ und „ich bin froh, dass es dich gibt, Emma.“ Aber so einfach ist es nicht.
Ich nehme Emma in den Arm und wippe vor und zurück,
vor und zurück,
vor und zurück,
während sie Küsse in meinen Haaren versteckt.

 
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Hallo MariaSteffens,

Ich entschuldige mich schon mal für etwaige Unstimmigkeiten in meinem Kommentar, hier prasselt der Regen runter und der Donner scheppert gegen die Scheiben, sodass ich kaum meine Gedanken sortiert bekomme ... Aber ich versuch es mal.

Der Einstieg in eine Kurzgeschichte kann meines Erachtens gar nicht simpel genug sein, scheinbar sind wir da aber unterschiedlicher Meinung:

Chloe und Ben warten im Auto auf mich, während ich mit Mama und Papa am Tisch sitze und versuche, sie davon zu überzeugen, mich gehen zu lassen. Seit elf Jahren verbringen meine neuen Freunde das erste Wochenende im März bei Emma zu Hause.

Uff, das verlangt einiges von mir. Also erst mal die Personen - okay, das Ich, Chloe, Ben, Mama, Papa, Emma. Chloe und Ben warten im Auto, das Ich sitzt mit Mama und Papa im Tisch. Seit elf - eine sehr genaue Zahl, muss ich mir die merken? - Jahren verbringen die neuen Freunde - sind das Chloe und Ben? - das erste Wochenende im März - noch eine Information - bei Emma zu Hause.

Abgesehen von diesem Informations-Overkill finde ich den ersten Satz - vor allem für einen ersten - durch die vielen Einschübe ziemlich ungelenk.

Okay, aber ich streng mich an, versuche, mich nicht so anzustellen und lese weiter.

Erst als sie das Haus betreten, das nach überquellendem Mülleimer riecht, finde ich mich so halbwegs zurecht. Hier kommt Atmosphäre auf. Vorher, ich weiß nicht ... Ich hatte ein bisschen den Eindruck, dass die Sätze nicht fließen wollten, verkrampft wirkten.

Kleiner Einwand noch, das habe ich ja auch schon unter deinem "Gewitter" gesagt, wollte es nachträglich noch berichtigen, habe es dann aber doch sein lassen:

Ihre dunkelbraunen, kurzen Haare, die sonst immer in alle Richtungen abstehen, kleben fettig an ihrem Kopf.

Du sagtest, dass du auf Wiederholungen stehst, dass du die Wirkung magst, die dadurch erzielt wird - das kann ich gut nachvollziehen. Ich bezog mich in meinem Kommentar aber speziell auf die Wiederholung von Possessivpronomen, also zumindest war das meine Absicht, und da sind Wiederholungen wie diese hier in fast hundert Prozent der Fälle unschön, würde ich jetzt einfach mal behaupten. Es ist dann nämlich redundant - ich weiß, dass es ihr Kopf ist, wenn zuvor von ihren Haaren geredet wird, das muss man mir nicht noch mal deutlich machen.

Emmas Laptop steht aufgeklappt auf dem Bett neben ihr.

Vielleicht eher "liegt"?

auf dem Sofatisch und dem Boden vor dem Fernseher und alle Kissen sind auf dem Boden verstreut.

Kein Possesivpronomen hier, aber auch da würde ich den doppelten Boden überdenken

aber sie fängt an sie mit langsamen Bewegungen zu schälen.

Nicht sicher, aber ich hätte ein Komma nach "an" gesetzt

drückt immer wieder Pause um uns Trivia von den Dreharbeiten zu erzählen

Auch nicht sicher, aber hier nach "Pause"?

Sie sieht mich kurz an und fragt leise „Okay?“ Und als ich nicke atmete sie tief aus

"Sie sieht mich kurz an und fragt leise "Okay?", und als ich nicke, atmet sie tief aus"

„Es tut mir leid, Lina.“,

"Es tut mir leid, Lina", ...

weil ich nicht weiß was ich sagen soll.

Komma nach "weiß"?

Es macht mir Angst wie klein und zerbrechlich

Komma nach "Angst"

lege meine Hände um ihr Gesicht als könnte ich ihr helfen

Komma nach "Gesicht"

Hm. Ich verstehe das nicht. Welcher Jahrestag? Habe ich etwas überlesen? Ich verstehe all das nicht, was da passiert - was ist mit Emma? Hat sie zu viele Tabletten geschluckt und deshalb ist sie so komisch, warum geht niemand wirklich darauf ein, Chloe und Ben kennen sie ja schon, die juckt das wohl nicht mehr, aber warum ist das Ich so unüberrascht ... Hm.
Ich habe die Atmosphäre gespürt, ja, schon deshalb war es nicht "schlecht", aber ... es verwirrt mich, ich kann das nicht greifen, ich verstehe nicht, was sich da abspielt, um ehrlich zu sein. Wahrscheinlich müsste ich es noch mal lesen, aber ich lasse vorerst mal diesen Ersteindruck da und muss leider sagen, dass die Geschichte in dieser Form für mich nicht "funktioniert" hat, auch wenn ich zwischen all dem Gerätsle spannende Ansätze herauslesen kann.

Ich hoffe, du kannst was anfangen mit meinem wirren Kommentar.

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Lani,

vielen lieben Dank für dein ausführliches Feedack! Hier gewittert es auch gerade wie verrückt.

Abgesehen von diesem Informations-Overkill finde ich den ersten Satz - vor allem für einen ersten - durch die vielen Einschübe ziemlich ungelenk.
Verstehe ich - nicht nur der Satz ist anstrengend, sondern auch der Inhalt. Ich werde versuchen, das bei der Revision zu ändern.

Ich hatte ein bisschen den Eindruck, dass die Sätze nicht fließen wollten, verkrampft wirkten.
Danke dir, ich finde auch, dass der Anfang weniger atmosphärisch und rund ist, als der Rest. Vielleicht habe ich versucht zu viele Informationen auf einmal gleich zu Anfang unterzubringen. Ich werde versuchen, das zu ändern.

Ich bezog mich in meinem Kommentar aber speziell auf die Wiederholung von Possessivpronomen,
Ah, ich verstehe. Und ich verstehe auch, dass das störend sein kann. Ich werde die Geschichte daraufhin noch einmal durchlesen. Danke dir für den Hinweis!

aber ich lasse vorerst mal diesen Ersteindruck da und muss leider sagen, dass die Geschichte in dieser Form für mich nicht "funktioniert" hat, auch wenn ich zwischen all dem Gerätsle spannende Ansätze herauslesen kann.
Das hilft mir sehr, danke dir! Da war ich wohl zu kryptisch. Die Idee war, dass Emmas Vater und ihre Schwester vor Jahren bei einem Autounfall gestorben sind. Sie wohnt jetzt mit ihrer Mama allein in dem Haus. Ihre Mama verbringt das Wochenende des Unfall-Jahrestags immer in der Kirche, und Emma ist allein. Deshalb besuchen die Freunde sie jedes Jahr an diesem Wochenende, und die Protagonistin ist zum ersten Mal dabei. Emma geht es total schlecht, weil sie sich schuldig fühlt (sie lebt noch, ihr Papa und ihre Schwester nicht). Deshalb Beruhigungstabletten, Depression/Zurückgezogenheit. Offensichtlich habe ich das viel zu unklar gelassen. Ich werde versuchen, das in der Revision deutlicher zu machen.

Vielen lieben Dank für dein super hilfreiches Feedback!
Liebe Grüße und einen schönen Abend wünsche ich dir,
Maria

 
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Hallo MariaSteffens,

herzlich willkommen hier!

Schon deine zweite Geschichte hier. Ich versteh, dass man ganz wuschig wird, wenn man hier neu ist, aber du solltest dir Zeit nehmen, dich um deine Geschichten zu kümmern und uns anderen Zeit geben, damit wir dich und deine Geschichten kennenlernen können.

Du schreibst recht flüssig, das lässt sich ganz gut lesen. Aber warum machst du denn immer die vielen Leerzeilen? Sollte man eigentlich machen, wenn ein Cut stattfindet, z.B. ein räumlicher oder zeitlicher Abstand.

Ursprünglich besagten sie mal, dass ich nicht bei einem hypothetischen Freund übernachten darf. Aber leider haben sie das angepasst.
Frauenliebesgeschichten scheinen dein Ding zu sein. Finde ich schön, ist mal was anderes. :)

Aber natürlich habe ich abgenommen, weil ich nicht mehr so ekelhaft fett sein wollte.
Lina, scheint eine Essstörung zu haben. Das kommt später nochmal vor, als sie ihr Essen heimlich entsorgt. Aber irgendwie stört mich dieser Handlungsstrang. Der läuft so nebenbei, aber wäre die Geschichte anders, wenn es nicht so wäre? Sollte dann nicht wenigstens drüber gesprochen werden, oder thematisiert werden? So alleine finde ich das etwas unglücklich. Dafür ist das Thema zu wichtig, oder?

Als Mama und Papa mir nach einer halben Stunde Diskussion erlauben zu fahren, ist es, denke ich, zu gleichen Teilen, weil Emma ihnen leid tut und weil sie ein schlechtes Gewissen wegen des Umzugs haben.
Kann weg. Überhaupt finde ich den Anfangsteil mit der Erlaubnis der Eltern zu lang. Kannst du nicht direkt damit einsteigen, dass sie endlich zu Emmas Haus fahren?

Ein Teil von mir, den ich nicht besonders mag, hat sich gewünscht, dass sie mich nicht gehen lassen.
Warum nicht? Weil sie so aufgeregt ist? Weil sie denkt, dass da was laufen wird?
Lina weiß ja nicht, dass es Emma so schlecht gehen wird, oder?

Es riecht nach dem überquellenden Mülleimer in der Küche
Die Mutter ist auch nur übers Wochenende weg oder? Oder kümmert die sich auch nicht mehr richitg ums Haus?

Ben nimmt mich an der Hand und zieht mich die Treppe nach oben.
Ich finde das irgendwie krass. Ben weiß was los ist, er weiß, wie Emma drauf sein wird. Warum sagt Lina denn keiner was?

Emma wird von Narben zusammengehalten, neuen und alten.
Schöner Satz.

Die neuen, die sind schnurgerade und parallel, eine wie die andere, ihren linken Arm hinauf.
Die neuen sind wahrscheinlich auch dunkler, stechen hervor im Gegensatz zu den verblassten alten Narben.

Emmas Alltagsmaske liegt blutig und zerfetzt vor dem Bett, ihr Gesicht ist roh wie frische Haut, wenn man eine Kruste zu früh abgerissen hat.
Das verstehe ich nicht ganz. Du willst sagen, dass Emma draußen anders ist, sich verstellt. Aber was soll diese Maske sein die dort liegt? Wenn das nur ein Bild in Linas Kopf sein soll, ist mir das hier zu ungenau.

Ben bringt eine große Schüssel Kartoffeln, einen Teller und zwei Sparschäler ...
In diesem Abschnitt steht drei Mal „Sparschäler“ und sechs Mal „Kartoffel“. Versuch Wiederholungen zu vermeiden.

Jemand dreht die Musik in der Küche lauter auf, Emmas Lieblingsband, glaube ich. Ben kommt mit einem vollen Putzeimer ins Wohnzimmer und verschwindet den Flur runter, Chloe holt Werkzeug aus dem Auto und repariert den tropfenden Wasserhahn in der Küche.
Voll süß. <3

Niemand gibt Emma ein Messer in die Hand.
Find ich doof den Satz. Als wenn sie sich in diesem Zustand verletzen würde.

„Wir könnten alternativ auch einfach den Ton ausmachen und Ben reden lassen.“, schlage ich kichernd vor.
Punkt weg, nach lassen.

als Buffy Angel zum ersten Mal begegnet.
Buffyyyy!

„Es tut mir leid, Lina.“, flüstert Emma.
Punkt weg.

Ich sage nicht: „Warum verbringt deine Mama den Tag mit ihren Freunden aus der Kirche statt mit dir? Du vermisst deinen Papa und Lilly doch genauso wie sie.“ Meine Hände werden nass und im unwirklich blau flimmernden Licht des Fernsehers. Ich kriege keine Luft mehr. Ich sage nicht: "Es ist nicht deine Schuld, dass du überlebt hast, Emma" und "ich bin froh, dass es dich gibt."
Ich finde, hier wird sehr deutlich was passiert ist. Für mich muss das nicht deutlicher werden.

Ich finde, die Geschichte süß, aber manchmal etwas unfokussiert. Einleitung und die Stellen über die Serien könnten gekürzt werden.
Was soll die Essstörung von Lina?
Ich fände es schöner, wenn du mich mehr an dem Innenleben von Lina teilhaben lässt. Mir ist nicht klar geworden, ob sie wusste worum es an diesem Wochenende geht. Warum reden Ben, Chloe und Lina nicht über Emma. Hat Lina nicht vielleicht Fragen zu den Tabletten? Kennen die anderen beiden sich damit aus?
Vielleicht würde dann auch die Essstörung besser reinpassen, wenn ich mehr über sie erfahre.

Bin gespannt was du draus machst.

Liebe Grüße und viele Spaß hier,
Nichtgeburtstagskind

 
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Liebe MariaSteffens,

deine Kurzgeschichte ist zu so später Stunde eine schwere Kost, das Thema finde ich sehr interessant und sensibel umgesetzt.

Aber irgendwie ist der Inhalt schwer zu knacken,es fließt noch nicht so richtig.
Vielleicht wäre es eine Idee mit einer wörtlichen Rede zu beginnen, in dem die Erlaubnis ausgehandelt wird. Denn auch ich habe Schwierigkeiten in die Geschichte einzusteigen, es zieht mich nicht hinein ins Geschehen, ich muss zu viel nachdenken.

Chloe und Ben warten im Auto auf mich.
Die armen Freunde, sie sitzen eine halbe Stunde geduldig im Auto?
Und wie können sie dann letztendlich von den Eltern umarmt werden, hat man sie noch aus dem Auto geholt?

hypothetischen Freund übernachten darf. Aber leider haben sie das angepasst.

Was bedeutet das? Ein junges Mädchen, dass lesbig ist…aber ich habe dennoch immer nach weiteren Anzeichen gesucht, ob dem so ist….das fand ich anstrengend. Ich hätte gerne etwas mehr über die Prota erfahren.

Auch bezüglich des Alters hatte ich bis zur Erwähnung, kurz vor dem Abi, Fragen.

Mama und Papa

Wird in der ersten Hälfte der Geschichte inflationär gebraucht, so dass ich eher den Eindruck hatte eine 8jährige und keine 18jährige vor mir zu haben.

„Ihr könnt jederzeit anrufen, wenn wir vorbeischauen sollen, okay?“ und nimmt uns alle in den Arm.
Da dachte ich noch, du meine Güte, sie brechen ja jetzt nicht zu einer Matterhorn Expedition auf.
Oder soll das eine nicht ganz so normale Familienstruktur aufzeigen, die sehr beengend und von dem normalen Loslösungsprozess in diesem Alter weit entfernt ist. Oder liegt es an mir selbst als Leserin mit einer anderen Lebenserfahrung?

weil ich nicht mehr so ekelhaft fett sein wollte.
Ein Hinweis auf ein psychisches Problem? Magersucht durch Overprotektion? Denke ich hier zu weit

Du siehst, liebe Maria, ich bin mehr verwirrt als wirklich in der Geschichte und mir zu unsicher, um mir wirklich ein Bild machen zu können.

Das betrifft für mich den ersten Teil deiner KG, dann nimmt sie Fahrt auf und nimmt mich mit. Hier kommt für mich diese beklemmende Atmosphäre gut rüber. Hier fließen die Sätze besser.

.

Emmas Alltagsmaske liegt blutig und zerfetzt vor dem Bett, ihr Gesicht ist roh wie frische Haut, wenn man eine Kruste zu früh abgerissen hat.

Trägt sie tatsächlich eine Maske? Oder benutzt du hier eine Metaper? Hat sie ihre Narben aufgekratzt? Für mich offenbart das zu viele Fragen.

Ben kommt mit einem vollen Putzeimer ins Wohnzimmer und verschwindet den Flur runter, Chloe holt Werkzeug aus dem Auto und repariert den tropfenden Wasserhahn in der Küche
.
Gut gefallen haben mir die Freunde, die mit ihrem Tun genau das Richtige machen, Normalität in die traurige Situation bringen. Sie packen an, akzeptieren ihren Zustand
Tolle Freunde, sehr sensibel aufgezeigt. Hier bin ich ganz in diesen Bildern.

Ich nehme Emma in den Arm und wippe vor und zurück,
vor und zurück,
vor und zurück,
während sie Küsse in meinen Haaren versteckt
.

Diese Beschreibung ist ein wunderschönes, hoffnungsfrohes Ende.


Deinen Plot finde ich klasse, da kann man viel draus machen.
Im zweiten Teil nimmst du mich mehr mit. Ich denke es lohnt sich, diese Geschichte zu überarbeiten.


Liebe Grüße
Mata

 
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Hallo Nichtgeburtstagskind,

sehr cooler Name :)

aber du solltest dir Zeit nehmen, dich um deine Geschichten zu kümmern und uns anderen Zeit geben, damit wir dich und deine Geschichten kennenlernen können.
Oh, okay, das ergibt Sinn. Ich werde versuchen, mich zurückzuhalten :D

Du schreibst recht flüssig, das lässt sich ganz gut lesen. Aber warum machst du denn immer die vielen Leerzeilen?
Ich finde es auf dem Bildschirm so besser lesbar, aber das kann ich natürlich auch sein lassen und einfach einen "normalen" Absatz machen.

Frauenliebesgeschichten scheinen dein Ding zu sein. Finde ich schön, ist mal was anderes.
Ja :) Generell schreibe ich sehr gern über Charaktere, die nicht in konventionelle Geschlechterrollenbilder und in konventionelle sexuelle Orientierung passen :).

Dafür ist das Thema zu wichtig, oder?
Total, ich verstehe, warum dich das stört. Generell denke ich, dass die Geschichte davon profitieren würde etwas abgespeckt zu werden (mich auf das Wesentliche zu konzentrieren ist etwas, das mir sehr schwer fällt). Danke dir für den Hinweis, ja, ohne die Essstörung wäre die Geschichte eigentlich die gleiche. Streiche ich wahrscheinlich komplett.

Kann weg. Überhaupt finde ich den Anfangsteil mit der Erlaubnis der Eltern zu lang. Kannst du nicht direkt damit einsteigen, dass sie endlich zu Emmas Haus fahren?
Siehe Problem, mich auf das Wesentliche zu fokussieren. Ja, total, kann weg. Danke dir für die Idee.

Ich finde das irgendwie krass. Ben weiß was los ist, er weiß, wie Emma drauf sein wird. Warum sagt Lina denn keiner was?
Die Idee war, dass Lina schon weiß, dass es Emma so schlecht geht, und dass sie deshalb auch hinfahren will. Das habe ich aber nicht so richtig gesagt, werde ich ändern.

Das verstehe ich nicht ganz. Du willst sagen, dass Emma draußen anders ist, sich verstellt. Aber was soll diese Maske sein die dort liegt? Wenn das nur ein Bild in Linas Kopf sein soll, ist mir das hier zu ungenau.
Stimmt total, das wird zu wenig klar. Überhaupt muss ich die Geschichte glaube ich noch einmal ordentlich überarbeiten, was die Bedeutung vieler Dinge angeht. Da war ich wohl viel zu vage.

Find ich doof den Satz. Als wenn sie sich in diesem Zustand verletzen würde.
Stimmt, streiche ich.

Buffyyyy!
<3 <3 <3

Ich fände es schöner, wenn du mich mehr an dem Innenleben von Lina teilhaben lässt.
Das ist ein sehr guter Punkt. Ich denke, dann würden auch viele Unklarheiten beseitigt. Danke dir für diese Idee. Ich werde versuchen, das in der Revision mehr einzubauen.

Danke dir für das ausführliche und super hilfreiche Feedback,
viele liebe Grüße,
Maria


Hallo Matahari Matahari,

vielen lieben Dank für dein ausführliches Feedback, und das zu so später Stunde! :)

deine Kurzgeschichte ist zu so später Stunde eine schwere Kost, das Thema finde ich sehr interessant und sensibel umgesetzt.
Ich hätte gerne etwas mehr über die Prota erfahren.
Ich werde auf jeden Fall in der Revision am meisten darauf achten, dass ich den Leser mehr an Linas Innenleben teilhaben lasse. Damit werden viele Dinge, denke ich, ein bisschen klarer werden. Außerdem denke ich, dass ich mal wieder zu viel in eine kleine Geschichte gepackt habe und deshalb für alles nicht genug Zeit und Platz hatte. Ich werde ein paar Sachen raus kürzen, damit ich mich dann auf die verbliebenen Sachen besser fokussieren kann.

Die armen Freunde, sie sitzen eine halbe Stunde geduldig im Auto?
Ich denke, dass ich den gesamten Anfang rausschmeißen werde, wenn ich die Geschichte entrümpele. Eigentlich wird es ja erst so richtig interessant, als sie zu Emma nach Hause fahren.

Trägt sie tatsächlich eine Maske? Oder benutzt du hier eine Metaper? Hat sie ihre Narben aufgekratzt? Für mich offenbart das zu viele Fragen.
Das Bild habe ich, denke ich, genau wie viele andere Sachen, zu wenig deutlich gemacht. Ich werde in der Revision versuchen, mehr darauf zu achten, dass ich die Dinge deutlich mache/klarer mache.

Gut gefallen haben mir die Freunde, die mit ihrem Tun genau das Richtige machen, Normalität in die traurige Situation bringen. Sie packen an, akzeptieren ihren Zustand
Dankeschön :). Das war die Grundidee der Geschichte. Und ich habe jetzt aus dem vielen wunderbaren Feedback heraus verstanden, dass ich es noch nicht geschafft habe, die Geschichte auch wirklich darauf zu fokussieren und das so richtig in den Vordergrund zu stellen. Wenn man verwirrt ist über so viele Details, und wenn man die Protagonistin so wenig kennt, dann lenkt das ja nur von der eigentlichen Hauptidee der Geschichte ab. Das werde ich mir zur Hauptaufgabe für die Revision machen.

Deinen Plot finde ich klasse, da kann man viel draus machen.
Im zweiten Teil nimmst du mich mehr mit. Ich denke es lohnt sich, diese Geschichte zu überarbeiten.
Vielen lieben Dank, das mache ich auf jeden Fall.

Danke dir für das Feedback, das hat mir sehr geholfen!
Viele liebe Grüße,
Maria

 

Hallo MariaSteffens,

zur Zeit bin ich etwas unlustig was meine Aktivität hier im Forum anbelangt, aus verschiedenen Gründen, die hier nichts zur Sache tun.

Nichtsdestotrotz gebe ich dann doch mal meinen Senf zu Deinen ersten zwei Absätzen, die mich in ein zeitliches Chaos stürzen:

Es ist heute genau elf Jahre her, dass Emma überlebt hat. Emma war mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester Kathrin auf dem Weg zur Oma, als ein betrunkener Fahrer ohne zu bremsen frontal in ihr Auto gerast ist.

"Es ist" bedeutet Präsens, womit Du eigentlich als Erzählzeit das Präsens für Deine Geschichte festlegst (mit dem Präsens habe ich so meine Schwierigkeit als Erzählzeit, aber das ist ein ganz anderes Thema).

Und dann springst Du in die Vergangenheit "dass Emma überlebt hat". Damit ist ein Vorgang in der Vergangenheit ausgedrückt, der in der Vergangenheit abgeschlossen war -> für mich Plusquamperfekt "dass Emma überlebt hatte".

Jetzt machst Du weiter mit Deiner Rückblende, beziehst Dich aber wieder auf einen Vorgang der zu Deinem Referenzzeitpunkt abgeschlossen war, sodass strenggenommen das PQP weiter Anwendung finden müsste (kann man aber weglassen, wenn man es im ersten Satz verwendet, weil sich dann der Leser in der richtigen Zeit befindet).

Jetzt gehst Du wieder ins Präsens:

Es ist ein Wunder, sagt Emma manchmal, dass sie überlebt hat. Aber sie sagt es traurig. Emma erinnert sich nicht an den Unfall, es ist als gäbe es ein Loch in ihrem Leben, die Fahrt zur Oma und dann liegt sie in einem weißen Bett und ihre Mutter und sie sind allein.

Im ersten Satz kommt jetzt wieder dieses "sie überlebt hat", was sich aber wieder auf den in der Vergangenheit abgeschlossenen Vorgang bezieht, sodass ich das PQP erwarten würde. Zwar mag man einwenden, dass in Bezug auf die Erzählzeit Präsens das Perfekt richtig ist, was auch grundsätzlich stimmt, aber nach meinem Sprachgefühl verwendest Du das Wort "überleben" hier im Kontext so, dass es sich auf das Überleben in der Vergangenheit eines in der Vergangenheit befindlichen Ereignisses bezieht, sodass es eigentlich im PQP stehen müsste.

Wie auch immer, mich haut es aufgrund dieser Unstimmigkeit gleich in den ersten beiden Sätzen raus.

In den Kommentaren sagt jemand, dass Du flüssig schreibst. Das ist natürlich immer Geschmackssache.

Ich finde die ersten beiden Absätze ziemlich stolpernd, wenig elegant und gespickt mit Wortwiederholungen.

Sehen wir uns noch einmal die ersten beiden Absätze an:

Es ist heute genau elf Jahre her, dass Emma überlebt hat. Emma war mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester Kathrin auf dem Weg zur Oma, als ein betrunkener Fahrer ohne zu bremsen frontal in ihr Auto gerast ist.
Es ist ein Wunder, sagt Emma manchmal, dass sie überlebt hat. Aber sie sagt es traurig. Emma erinnert sich nicht an den Unfall, es ist als gäbe es ein Loch in ihrem Leben, die Fahrt zur Oma und dann liegt sie in einem weißen Bett und ihre Mutter und sie sind allein.

Das Fettgedruckte sind Wiederholungen, die sicherlich nicht alle aber zum großen Teil vermeidbar sind.

Außerdem sind viele unnötige Füllwörter enthalten und die Sätze sind nach meinem Geschmack nicht elegant formuliert.

Zum Beispiel der zweite Satz:

Emma war mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester Kathrin auf dem Weg zur Oma, als ein betrunkener Fahrer ohne zu bremsen frontal in ihr Auto gerast ist

Du packst hier sehr viel Information in einen einzigen Satz:
- die Insassen des Autos
- dass die Schwester Kathrin heißt und dass sie die kleinere ist
- dass sie auf dem Weg zur Oma waren
- dass der andere Fahrer betrunken ist
- dass er gerast ist
- dass er nicht gebremst hat
- dass er frontal in das Auto gefahren ist

Durch diese Informationsflut wird der Satzbau kompliziert und Du erhältst diese sperrige Sprache und das alles letztlich nur, um (erst einmal) zu sagen, dass Emma einen Autounfall überlebt hat.

Noch "schlimmer", die ersten zwei Absätze erzählen nur, dass Emma als einzige den Autounfall überlebt hat. "Na, und?", frage ich jetzt mal ganz provokativ. Was juckt es mich, sie ist ja keine reale Persönlichkeit. Warum sollte ich mitfühlen? Warum sollte ich Emma und die ersten beiden Absätze interessant finden, wo sie offensichtlich nicht die Protagonistin ist?

Wenn ich so etwas lese, stellt sich mir sofort die Frage, was der Autor eigentlich möchte. Welche Geschichte erzählt werden soll, welche Botschaft enthalten sein soll, worin die Spannung liegen soll, was mich als Leser reizen soll, die Geschichte weiterzulesen, etc., denn dass kann ich einem solchem Infodump nicht entnehmen, da schwingt nichts mit, da ist nur die Information über Emma, den Autounfall und den Verlust der Angehörigen und die Frage, was das eigentlich mit dem Ich-Erzähler zu tun hat, über den ich gar nichts erfahre. Warum sollte ich also weiterlesen?

Nimm meine Kritik als kleinen Denkanstoß über Deinen Text nachzudenken, wenn Du magst, ansonsten vergiss es einfach.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo Geschichtenwerker,

erstmal vielen lieben Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und mir Feedback dazu zu geben.

Ich verstehe, was du meinst. Wenn man eine Geschichte anfängt, dann will man ja eigentlich erstmal etwas über den Protagonisten erfahren, und nicht etwas aus der Vergangenheit einer Freundin der Protagonistin.

Ich werde versuchen, das zu verändern.

Danke dir für den Denkanstoß!

Viele liebe Grüße,
Maria

 

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Ich nehme Emma in den Arm und wippe vor und zurück,
vor und zurück,
vor und zurück,
während sie Küsse in meinen Haaren versteckt.
starkes Schlussbild :Pfeif:, Küsse im Haar verstecken, sehr schön :thumbsup:; fehlt höchstens noch, wie sich Emmas Haare, ihre Haut anfühlen

Sobald ich Zeit habe, werde ich den Text etwas genauer kommentieren.

liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo MariaSteffens,

ich bins nochmal. Ich sehe, wie du alle Kommentare aufsaugst und am liebsten jeden Vorschlag direkt umsetzen würdest. Schön, dass du unser Feedback so wertschätzt, aber ich kann dir nur empfehlen, dir Zeit zu nehmen.
Du kannst es nicht allen Kritikern recht machen, überlege dir was DU mit dieser Geschichte sagen wolltest. Und auch eine Überarbeitung braucht Geduld und Liebe, genau wie das Schreiben einer Geschichte, besonders wenn man auch inhaltlich viel ändert. Lass dir also ruhig ein paar Tage Zeit, such dir die Punkte raus die dich überzeugen, widersprich den anderen, lass die Änderungen ein zwei Tage liegen und schau noch mal drüber.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

hach ja, Geduld, das ist nicht meine Stärke :D. Aber es stimmt, in der Regel brauche ich für eine Revision 10x so lange wie für einen ersten Entwurf, und das ist ja auch gut so. Ich freue mich riesig darüber, so viel Feedback zu bekommen, das habe ich bisher total vermisst. Deshalb freue ich mich auch so darüber, Dinge einzubauen und zu verändern. Aber es stimmt, natürlich braucht das Zeit und nicht jedem kann man es recht machen.
Danke dir für den Tipp!

Viele liebe Grüße,
Maria

 

Hallo MariaSteffens,

deine Geschichte besitzt einige stimmige Stellen, in denen du die Stimmung sehr anschaulich darstellst. Der Anfang ist immer noch etwas überladen (wurde soweit ich informiert bin, schon geändert / reduziert).

Einige fehlende Kommata wurden bereits an anderer Stelle angesprochen, ebenso wie Wortwiederholungen o. ä.

Mir geht es auch gar nicht so sehr um Aspekte der Rechtschreibung, sondern viel mehr um die eigentliche Geschichte bzw. deren Plausibilität und die erzeugte Stimmung.

Emma hatte vor 11 Jahren Glück und den Unfall überlebt. Erst einmal könnte man sagen, dass sie sich durchaus glücklich schätzen kann. Tut sie aber nicht. Weil sie überlebt hat und Teile ihrer Familie nicht.
O. K., das ist nun natürlich erst einmal etwas, was sie verarbeiten muss bzw. womit sie zu kämpfen hat. Dann ist da noch die "böse" Mutter, die jedes Jahr an diesem Tag in die Kirche geht und für die verstorbenen Familienmitglieder betet. Ist das denn wirklich so verwerflich? Emma bleibt zu Hause, weil sie die Kirche nicht erträgt und das lässt die Mutter dann in einem schlechten Licht erscheinen aber wäre sie denn besser, wenn sie NICHT in die Kirche ginge?

Nun gut, das sind natürlich auch erst einmal alles Schilderungen deiner "Ich-Person". Somit obliegt es völlig ihr, was sie als verwerflich ansehen möchte oder nicht. Nur hier kommt eben dann die Erwartungshaltung ins Spiel.
Ich für meinen Teil habe am Ende mehr erwartet, als einfach eine depressive, junge Frau / ein depressives Mädchen, das den Todestag ihrer Familie nicht vergessen kann. Da sie so apathisch und selbstzerstörerisch (die neuen Narben an ihrem Arm) geschildert wurde, hatte ich zum Ende hin noch mehr erwartet. Z. B., dass sie selbst Schuld an dem Unfall hatte und ihre Familie deswegen gestorben ist. Deswegen wollte sie auch lieber tot als lebendig sein.

Die Beziehung bzw. die Gefühle, die dein "Ich" für Emma hat, kommen meiner Meinung sehr gut rüber. Der ein andere Satz ist noch etwas ausbaufähig aber stellenweise schaffst du es sehr, eine dichte Atmosphäre mit guter Spannung aufzubauen.
Leider wurde diese aus meiner Sicht am Ende nicht richtig genutzt.


Viele Grüße

Federkrieger

 

Hallo Federkrieger,

vielen Dank für dein ausführliches Feedback, das mir sehr geholfen hat. Ich schreibe noch nicht besonders lange Kurzgeschichten, entdecke das als Textform also sozusagen gerade erst. Nach nochmaligem Lesen von "Narben" bin ich völlig deiner Meinung, man erwartet einfach mehr. Eine Stimmung, oder interessante Charaktere, reichen nicht unbedingt aus, wenn die Handlung der Geschichte an sich nicht besonders viel Spannung bietet oder einen nachdenklich macht. Ich denke, dass ich in Zukunft daran arbeiten möchte meine Charaktere in spannendere, oder zumindest interessante, Geschichten zu setzen. Das bedeutet ja nicht unbedingt, dass die Geschichten nicht alltäglich oder leise sein können, aber zumindest, dass etwas mehr auf dem Spiel steht.

Danke dir für deine Rückmeldung!
Viele liebe Grüße,
Maria

 

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