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Neawoulf's Weihnachtsgeschichte

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11.09.2001
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Neawoulf's Weihnachtsgeschichte

Am Morgen des 23. Dezember wachte der kleine Phillippe-Gustav auf und hatte einen Traum. Er wollte den Weihnachtsmann zum Essen am heiligen Abend einladen. So freute er sich und stieg auf sein Bobbycar, um sofort zu seinem Papa zu flitzen und ihm seinen Wunsch mitzuteilen. Nachdem er auf seiner rasanten Fahrt durch das Wohnzimmer ein halbes Dutzend Vasen umgeworfen hatte, parkte er in der Küche ein, nicht ohne dabei seine kleine Schwester Olga-Lotte niederzumähen.

Er schrie schrill vor Freude, ohne dabei ein erkennbares Wort zu artikulieren und rannte zu seinem dicken Papa, der am Herd stand und Bier aus einer Dose in einen großen Topf goss. Leise drehte sich der Papa um, während er mit einem Auge auf den Topf schielte, damit das Bier nicht überkochte, das darin blubberte.
Der Papa brummte in einem fragenden Ton.

Wieder quietschte der kleine Phillippe-Gustav schrill und schüttelte vor lauter vorweihnachtlicher Aufregung heftig seinen kleinen Kinderkopf, dass die Haare flogen. Auf diese Weise teilte Phillippe-Gustav seinem Papa seinen Weihnachtswunsch mit und der Papa verstand. Auch der Papa schüttelte nun seinen dicken Kopf, jedoch nicht aus vorweihnachtlicher Aufregung, sondern eher aus Wut.

Er griff sich zitternd eine dreckige Tasse und füllte sie mit heißen Bier. Dampfend schüttete er sich den Inhalt dieser Tasse in seinen wabbeligen Hals. Laut gluckernd rann die dampfende, stinkende Flüssigkeit durch den Hals des übergewichtigen Mannes, der nun die Augen nach oben links verdrehte. Dann antwortete er dem kleinen Phillippe-Gustav mit einem wütenden Brummen.

Traurig sah der kleine Phillippe-Gustav seinem nun stampfenden Papa in die großen, zusammengekniffenen Augen, die sich in seinem verschwitztem Gesicht befanden, dessen grimmiger Blick gerade auf Phillippe-Gustav’s vorweihnachtlichen Hoffnungen Schlagzeug spielte. Immer wieder stampfte der dicke Papa auf den Boden, ohne ein Wort zu verlieren in der Hoffnung, dem kleinen Phillippe-Gustav so seine eher negative Meinung zu dessen Wunsch, den Weihnachtsmann zum Essen einzuladen, mitteilen zu können. Der kleine Phillippe-Gustav verstand nur zu gut.

Im hinteren Teil der Küche erwachte durch das laute Stampfen des Papa’s nun auch wieder die kleine Olga-Lotte, die sich nun kriechend und leise weinend vom umgestürzten Bobbycar entfernte und zu ihrem Schnuller kroch, der aufgrund des geringeren Gewichts einige Meter weiter als sie selbst geflogen war, nachdem das Bobbycar auf ihrem kleinen, weichen Rücken aufprallte.
Vorsichtig steckte klein Olga-Lotte nun ihren äußerst lustig geformten Schnuller in ihren kleinen, runden Mund und machte damit quietschende Geräusche.

So machte sie sich auf den Weg zum Fenster. Vorbei am Papa, der immer noch wütend den kleinen Phillippe-Gustav anbrummte, kroch sie auf die Fensterbank. Draußen begann es bereits dunkel zu werden. Schnee fiel vom Himmel und sammelte sich viele Zentimeter hoch im Garten.

In der Ferne spielten kleine Tiere mit einem Fuchs. Doch es war gar kein Fuchs…es war ein Rentier und es spielte nicht mit den kleinen Tieren. Nein, die niedlichen, kleinen, weißen Häschen knurrten das Rentier grimmig an und fielen dann darüber her um es zu zerfleischen. Olga-Lotte riss entsetzt ihre kleinen Äuglein auf, spuckte den Schnuller aus und begann zu schreien und zu weinen. Aufgeregt schlug sie nun mit ihren beiden kleinen Patsch-Händchen gegen das dünne Fensterglas, während die niedlichen, kleinen Häschen weiter auf das arme Rentier losgingen.

Dadurch alarmiert wendete sich der kleine Phillippe-Gustav nun von seinem noch immer wütend brummenden Papa ab und rannte ebenfalls zum Fenster. Rücksichtslos warf er die kleine, weinende und schreiende Olga-Lotte von der Fensterbank, was darin resultierte, dass sie nun noch kleiner wirkte und lauter weinte und schrie, während sie mit ihren kleinen Armen und Beinen hilflos in der Luft zappelte.

Der kleine Phillippe-Gustav sah nun selbst kurz aus dem Fenster. Im Garten sah er einige tote Rentiere, die um einen großen, schwarzen Schlitten lagen. Unter dem Schlitten begraben lag hilflos und ängstlich der Weihnachtsmann. Noch einmal quietschte der kleine Phillippe-Gustav und trappelte zurück zu seinem Bobbycar, das er fix wieder aufstellte und fahrbereit machte.

Ohne Rücksicht legte er los und raste nach draußen, nicht ohne dabei ein weiteres Mal seine kleine Schwester Olga-Lotte umzudonnern, welche träge gegen eine Wand prallte und dort liegen blieb.
Im Garten lag noch immer ängstlich der Weihnachtsmann unter seinem schweren Schlitten, welcher von toten Rentieren und aggressiv knurrenden, niedlichen, kleinen Häschen umgeben war. Während Phillippe-Gustav mit quietschenden Reifen durch den Schnee in den Garten raste, sprang eines der aggressiv knurrenden, niedlichen, kleinen Häschen dem schwer verletzten Weihnachtsmann ins Gesicht und richtete ihn übel zu.

Vom unendlichen Wunsch motiviert, den Weihnachtsmann zum Essen am heiligen Abend einzuladen, überlegte der kleine Phillippe-Gustav nun, was er tun konnte. Schließlich gab er alles und raste auf die aggressiv knurrenden, niedlichen, kleinen Häschen zu, welche unter seinen Reifen leise eines nach dem anderen zerplatzen. Nach ein paar Minuten hatte er einige erwischt und die übrigen aggressiv knurrenden, niedlichen, kleinen Häschen zogen sich langsam in den Wald zurück.

Doch dann stand der Papa hinter Phillippe-Gustav und hielt ein Gewehr in der Hand. Der Lauf war auf den Weihnachtsmann gerichtet. Beinahe unverständlich brummte der Papa nun eine Frage, welche sich vermutlich am besten mit „Wer bist du?“ übersetzen lässt.

Der dicke Weihnachtsmann seufzte mit einer unendlich hellen, mitleiderregenden, lieben Stimme, sagte etwas, das wie „Ho ho ho“ klang, sah den Papa mit seinen lieben Augen an und lächelte.

Doch der Papa fühle dich bedroht, da er nach all den Jahren noch immer glaubte, Lächeln wäre ein Zeichen von Feindseeligkeit, und schoss… er schoss… ER SCHOSS!!! Immer und immer wieder, bis der Weihnachtsmann schließlich aufhörte zu lächeln und ihn nicht mehr mit seinen lieben Augen ansah. Ein letztes „Ho ho ho“ entkam seinen zitternden Lippen und schließlich blieb er regungslos im Schnee liegen.

Vorsichtig begann der kleine Phillippe-Gustav nun zu weinen… erst leise und langsam, dann laut und schnell. Schließlich hallte sein Weinen wie der Lärm einer Kreissäge durch den kalten Winterabend.

Doch dann begann der Papa seine Lippen zu bewegen und er sprach brummend: „Morgen, mein Sohn, gibt es einen ganz besonderen Braten.“ Und dieses Versprechend des Papa’s sollte sich erfüllen.

Gemäß Phillippe-Gustav’s Wunsch nahm der Weihnachtsmann am Weihnachtsessen teil, und zwar nicht nur als Gast, sondern als Hauptgericht. Draußen auf der Fensterbank saßen nun die niedlichen, kleinen Häschen und fletschten böse ihre langen Zähne, während sie deutlich durch das Fensterglas hörbar knurrten und an der Scheibe kratzten.

Einige Tage darauf erwachte auch die kleine Olga-Lotte aus ihrem Koma, in welches sie fiel, nachdem sie an träge an die harte Wand prallte, und durfte die Knochen abnagen, die vom Weihnachtsessen übrig geblieben waren.

So wurde dieses Weihnachtsfest doch noch zu etwas ganz Besonderem für den kleinen Phillippe-Gustav, dem dieses Festessen noch bis ins hohe Alter äußerst positiv in Erinnerung blieb.

Neawoulf wünscht allen Lesern frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!

 
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Hallo Neawoulf!

Wieder eine Weihnachtsgeschichte, die ziemlich ungewöhnlich daherkommt! Bereits der erste Satz weist auf die eingeschlagene Stilrichtung hin.

Am Morgen des 23. Dezember wachte der kleine Phillippe-Gustav auf und hatte einen Traum.
Das Kind wacht auf und träumt. Dieser surreale Faden zieht sich durch den ganzen Text und vermischt nachvollziehbare Situationen mit befremdenden Bildern. Ein weiteres Beispiel:
Während Phillippe-Gustav mit quietschenden Reifen durch den Schnee in den Garten raste, ...
Reifen quietschen nicht auf Schnee.
Friedliche Stimmung? Keine Spur! Hinweise auf ein liebevolles Miteinander (Verniedlichung der Namen und Bezeichnungen) werden ins Gegenteil verkehrt. Bezeichnend der Satz:
Traurig sah der kleine Phillippe-Gustav seinem nun stampfenden Papa in die großen, zusammengekniffenen Augen, die sich in seinem verschwitztem Gesicht befanden, dessen grimmiger Blick gerade auf Phillippe-Gustav’s vorweihnachtlichen Hoffnungen Schlagzeug spielte.

Noch zwei Kleinigkeiten, die mir auffielen:
... Zeichen von Feindseeligkeit ...
... Feindseligkeit ...
... nachdem sie an träge an die harte Wand prallte, ...
Spricht für sich.

Außerdem: Die häufige Erwähnung der "aggressiv knurrenden, niedlichen, kleinen Häschen" soll m. E. darauf hinweisen, wie der "unchristliche" Osterhase dem "christlichen" Weihnachten gegenüber gestellt wird, wirkt jedoch ziemlich störend.


Klasse Text! Gefällt mir! :thumbsup:


Ciao
Antonia

 

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