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Nemesis

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08.07.2012
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Nemesis

Erik Thorvall ließ sich in die Lederpolster des Sofas fallen und betrachtete die zwischen zwei Fingern aufgespreizte Vulva des Mädchens. Gedankenversunken zog er eine Packung Gauloises aus seiner Hemdtasche und entnahm ihr eine Zigarette.
"In Ordnung", sagte er schließlich. "Zieh den Rock wieder runter."
Thorvall schob die Zigarette zwischen die Lippen, entzündete sie aber nicht. Eine Weile starrte er vor sich. Irgendwo in den Wäldern schrie ein Fuchs, und Thorvall erschauerte.
"Okay", sagte er leise. "Du kannst jetzt weitermachen."
Während das Mädchen auf Händen und Knien den Raum durchquerte, langte er über den niedrigen Tisch, ergriff eine Flasche Mineralwasser und trank. In dem Moment, als das Mädchen auf den Schalter der Standleuchte drückte und sich die Konturen des Zimmers mit einem Klicken in Schwärze auflösten, spürte Thorvall das dumpfe Pochen seines Herzens.
Er schloss die Augen. In der Wüstensonne schimmerten die Trümmer eines Gebäudes, das einmal eine Schule war. Die Männer vom Helikoptergeschwader hatten ganze Arbeit geleistet. Der intensive, ekelerregende Geruch von Blut hing schwer in der staubigen Luft. Obwohl die Maschinen der Air Force bereits hinter dem flimmernden Horizont verschwunden waren, klang Thorvall noch immer das Kreischen der Triebwerke und das Stottern der Bordkanonen in den Ohren.
Das Mädchen musste sich in einen Winkel im hinteren Teil des Zimmers zurückgezogen haben. Thorvall hatte eben noch ein Rascheln gehört, doch jetzt war es ganz still, und das hieß, dass das Spiel begann.
Der Raum vibrierte vom Duft des Mädchens. Die Kleine mochte gerade volljährig sein, aber ihr Aroma machte sicher schon alle Männer in ihrer Umgebung verrückt. Es war ein leichter Dunst, fast nur ein Hauch, dabei herb und von einer feinen Schärfe.
Thorvall blinzelte. Der Lichtschein eines in der Nähe des Hauses vorbeifahrenden Wagens glitt über die Wände, und als das Zimmer einige Augenblicke später in die Dunkelheit zurücksank, tanzten die Umrisse der wenigen Möbel wie Nachbilder einer geisterhaften Erscheinung vor seinen Augen. Selbstverständlich hätte er die Gelegenheit nutzen können, aber das widersprach nicht nur den Regeln des Spiels, sondern beraubte ihn auch der Lust der Jagd.
Die Bundesstraße, die sich nördlich des Grundstücks durch Äcker und Brachflächen schlängelte, war nachts kaum befahren. Meist lief das gesamte Spiel im Dunkeln ab. Einige der seltenen Ausnahmen hatten sich Thorvall jedoch ins Gedächtnis gebrannt: ein von Streiflichtern aus der Schwärze gerissenes Frauengesicht, erstarrt in einem Ausdruck von Schmerz und Erregung; ein sich windender nackter Leib inmitten stürzender Schatten …
Thorvall schnippte die ungerauchte Zigarette in die Finsternis, nahm noch einen Schluck Wasser und stellte die Flasche zwischen seine nackten Füße. Als er sich kurz darauf erhob, fühlte er die kühle, glattgeschliffene Oberfläche des Eichenparketts unter den Sohlen. Er machte einen Schritt in den Raum und nahm die Witterung seiner Beute auf.
Während seiner Einsätze hatte er oft darüber nachgedacht, wie viele versehentlich zerstörte Schulen, wie viele von Dreißig-Millimeter-Kanonen zerfetzte Kinderkörper es brauchte, um die Psyche eines Soldaten irreversibel zu deformieren. All das Gerede von militärischen Operationen, die man mit chirurgischer Präzision auszuführen gedachte, war längst als Täuschung entlarvt. Aber das interessierte Thorvall nur am Rande. Es gab etwas, das ihn weit mehr beschäftigte.
Zuerst den Ballen aufsetzen, dann langsam bis zur Ferse abrollen. Thorvall hatte das Schleichen perfektioniert. Ging er auf die Jagd, dann trug er Hosen aus feinster Schurwolle und ein Seidenhemd. Er atmete lautlos durch leicht geöffnete Lippen. In der Regel hörten die Mädchen ihn nicht einmal, wenn er bereits direkt vor ihnen stand.
Entscheidend für den Erfolg war die Tarnung des Körpergeruchs. Das war nicht in erster Linie eine Frage der Hygiene, sondern eine der Ernährung. Thorvall besaß eine umfangreiche Liste von Lebensmitteln, von denen er herausgefunden hatte, dass man sie meiden musste, weil sie den Atem und den Schweiß verseuchten. Als nützlich hatte sich außerdem eine milde Seife erwiesen, die den männlichen Androstenondunst kurzfristig neutralisierte.
Die Kleine musste jetzt sehr nahe sein.
Ich kann deine Fotze riechen, dachte Thorvall und lächelte, denn das Zitat gehörte schon zur Tradition des Spiels. Zentimeter für Zentimeter, jedes Geräusch vermeidend, hob er die Arme und holte aus. Es war ein lautloser Tanz in der Finsternis.
Der Hieb schmetterte das Mädchen zu Boden. Thorvall war zunächst nicht sicher, wo er getroffen hatte, aber als er hörte, wie die Kleine keuchte, wusste er Bescheid. Giemen, Rasseln, Pfeifen – all diese Zeichen qualvollen Luftholens waren ihm ebenso vertraut, wie das Knacken von Gelenken und das schmatzende Geräusch, das er genoss, wenn er endlich seine Beute fickte.
"Das war zu leicht", sagte er, beugte sich hinab und tastete nach dem Mädchen. Seine Hand berührte den Schenkel der Kleinen und nahm ihn mit hartem Griff in Besitz. Thorvall zog das Mädchen an sich heran, schob den Rock hoch und hielt einen Moment inne.
Etwas, das in der öffentlichen Berichterstattung über Syrien, den Kongo, den Irak und Afghanistan nicht erwähnt wurde, hielt Thorvalls Gedanken in unablässiger Bewegung. Es war ein Fluch, Thorvalls Nemesis, und er fragte sich, warum im Zusammenhang der gewaltsamen Konflikte überall auf der Welt nicht davon gesprochen wurde. Entweder wussten die Medienmacher es nicht oder sie wollten es nicht wahrhaben, weil es dem zur Zeit populären Menschenbild widersprach: Krieg war Lust.
All die traumatisierten Soldaten, die sich nach ihrer Rückkehr aus den Kriegsgebieten zitternd in ihren vier Wänden verschanzten und vor lauter Paranoia nicht mehr wagten, einen Supermarkt zu betreten, diese von Furcht und Grauen zerstörten Seelen, das war nur eine Seite der Wahrheit. Die andere hatte Thorvall erfahren: Nichts erregte so sehr, wie die Jagd auf Menschen. Nichts befriedigte mehr, als einen Gegner im Moment des Schusses stürzen zu sehen.
Es waren keine evolutionären Mechanismen, sondern gesellschaftliche Prozesse, die die Ethik ins Spiel brachten und den Menschen, insbesondere den Mann, zwangen, seine Natur als Blutvergießer, als Schütze, Speerwerfer, Räuber und Vergewaltiger zu mäßigen.
Während er die Rechte zur Faust ballte, strich er mit der Handfläche der Linken über das zarte, glatte Fleisch. Wasser sammelte sich in seinem Mund, rann den Mundwinkel hinab und tropfte in der Dunkelheit auf seine Beute.
Er visierte sein Ziel in der Finsternis an und holte aus. Die Knöchel seiner Faust knackten unter der Anspannung. In dem Moment, als er zuschlagen wollte, traf ihn ein heftiger Tritt in die rechte Seite.
Thorvall lag am Boden und krümmte sich unter Schmerzen.
"Du hast mir die Rippen gebrochen", keuchte er.
Benommen registrierte er das Geräusch von schnellen Schritten. Seine Beute ergriff die Flucht.
"Gut so", knurrte er und stemmte sich hoch.
Er knöpfte das Hemd auf, zog es aus und schleuderte es davon. Er rollte das Unterhemd hoch und zog es fluchend über den Kopf. "Dafür wirst du leiden, Schlampe!", sagte er und zerriss das Unterhemd der Länge nach.
Wie im Krieg, dachte er glücklich, nachdem er die verletzte Rippe bandagiert hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen prüfte er den Sitz des Wickels. So würde er es eine Weile aushalten.
Eine Hand auf die schmerzende Seite gepresst, durchquerte er den Raum. Falls ihn sein Instinkt nicht täuschte, verbarg sich die Kleine in der Nähe des Sofas. Dort hatte er zuletzt das Geräusch ihrer Schritte vernommen. Diesmal würde sie ihm nicht entkommen. Thorvall sah es bereits vor sich, spürte bereits, wie er das zappelnde Ding über der Lehne des Sofas aufbockte. Meine Süße, diese Nacht wirst du nicht vergessen, dachte er und fühlte schon, wie sein Bauch gegen ihren runden Hintern klatschte, während er ihr Gesicht in die Polster drückte, bis ihr die Luft wegblieb.
In diesem Moment lief ein Zittern durch den Raum, und Thorvall erstarrte. Das Zimmer erschauerte, irgendwo in der Dunkelheit knackte ein Schrank, und das Glas in den Fenstern begann zu klirren.
"Was zum Teufel … ?"
Nach einem Augenblick der Irritation machte Thorvall ein paar Schritte durch die Schwärze und steuerte das matte Grau der Fensterfront an. Er presste seine Stirn gegen das Glas und spähte hinaus in die mondlose Nacht. Einige Sekunden stand er so, bohrte seine Blicke in das konturlose Nichts und dachte nach. Was ging hier vor?
Der Angriff erwischte ihn vollkommen unerwartet. Ein dumpfer Schlag rammte Thorvall gegen das unnachgiebige Fenstergrau, jemand packte ihn am Haar und zog ihn rückwärts zu Boden, irgendwo zerbrach klirrend eine Glasscheibe.
"Verdammte Hure!", schrie Thorvall wälzte sich herum, sprang auf die Füße und fuhr mit der Hand über die Stirn, an der Blut aus einer Wunde sickerte. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Dieses Miststück war anders als jede Beute, die er bisher gejagt hatte. Die meisten dieser jungen, durchgeknallten Bitches, die sich in den einschlägigen Internetportalen herumtrieben, suchten einfach einen dominanten Ficker, am besten jemanden, der zwanzig oder dreißig Jahre älter war und es ihnen möglichst derb besorgte. Aber hier hatte er es mit einem besonderen Exemplar zu tun.
Noch immer zitterte der Boden unter Thorvalls Füßen. Aber darum konnte er sich jetzt nicht kümmern. Mochte sich die Erde auftun und das ganze Haus verschlucken – er, Erik Thorvall, würde dieses Miststück erwischen und ficken, sollte es auch die letzte Tat in diesem Leben sein.
Ein paar Sekunden lang rang er mit dem Impuls, sich einfach in die Schwärze zu stürzen. Doch diese Beute hatte bewiesen, dass sie kämpfen würde, und war es nicht auch das, was er sich wünschte?
"Okay, Süße", sagte Thorvall mühsam. "Wie war noch einmal dein Name?"
Er erwartete keine Antwort. Der Geruch der Kleinen war jetzt sehr intensiv. Wahrscheinlich kauerte sie hier ganz in der Nähe am Boden und lauerte auf eine Gelegenheit, ihm erneut in den Rücken zu fallen. Thorvall versuchte, sich ihr Gesicht vorzustellen, aber es gelang ihm nicht. Die Erkenntnis, dass er sich die Mädchen im Grunde nie genau ansah, überraschte ihn in dem Augenblick, als er neben sich eine Bewegung spürte. Noch bevor ein bewusster Gedanke sein Gehirn durchzuckte, packte er zu.
"Jetzt fällt es mir wieder ein – Nellie!"
Es war der Moment, an dem die Pirsch endete. Thorvall bekam ein Handgelenk zu fassen, zog seine Beute mit einem Ruck zu sich heran und schlug zu. Er fühlte, wie sein Handrücken gegen das Gesicht des Mädchens klatschte und er hörte, wie Nellie aufschrie.
Grunzend vor Gier, Erregung und Lust stieß er das Mädchen zu Boden. Nellies Knie knallten auf das Parkett und ein Ächzen zeigte, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Während er sie mit einer Hand niederdrückte, löste er mit der anderen seinen Gürtel.
"Hure!"
Er spürte, wie kalter Schweiß an seinen Schläfen hinab lief. Irgendwo in der Vergangenheit hämmerten die Schläge eines schweren Mörsers. Jedes Mal, wenn das Geschütz feuerte, spürte Thorvall den Schock in den Eingeweiden.
"Bitch!"
Er schlang den Gürtel um den Hals des Mädchens, schlug noch einmal zu und zerrte seine Beute dann am Boden bis zum Fenster, das sich jetzt als eine schimmernde Fläche von der Schwärze der Nacht absetzte. Nelli röchelte, aber sie wehrte sich nicht.
"Na los, mach schon, Nutte!"
Während er spürte, wie sich das Mädchen zu seinen Füßen zusammenkauerte, spähte er erneut nach draußen. Überall aus dem Haus waren jetzt Geräusche zu hören. Im Küchenschrank schepperte das Geschirr, im Keller klirrten die Werkzeuge der Wandmontage.
Schwer atmend streifte Nelli Thorvalls Hosen herab.
"Ich kann nicht, wenn du mir die Luft abschnürst", würgte sie.
Thorvall lief ein Frostschauer über den Rücken. Er drehte den Kopf und schaute vor sich hinab - irgendwo dort musste Nellies Gesicht sein, an das er sich nicht erinnern konnte. Doch der Klang ihrer Stimme war von bestürzender Intimität.
Der Schlag traf das Mädchen so hart, dass sie mit einem Schrei zur Seite kippte. Thorvall zerrte sie am Gürtel wieder hoch.
"Habe ich dir erlaubt, mich anzusprechen, Nutte?", sagte er leise, zitternd vor Wut.
Widerstrebend lockerte er den Gürtel und spürte kurz darauf, dass Nellie seinen Schwanz ergriff.
Ein Lichtschein sickerte in das Zimmer. Thorvall wandte den Kopf zum Fenster und blinzelte hinaus. Über den Asphalt der Straße leckte ein schwacher Schimmer.
Die Empfindung von Nellies heißen, saugenden Lippen lief durch sein Bewusstsein und einen Moment lang hörte Thorvall das Heulen einer Panzergranate, die in geringer Höhe heran sauste. Er schloss die Augen und sah eine im Mondlicht flackernde Linie feindlicher Artillerie, die vom Kamm einer Bergkette herab auf seine Stellung feuerte. Während Nellie seine Eier fest umschloss und einen Finger in seinen Anus drückte, kreischte etwas durch die Luft und detonierte mit Wucht irgendwo hinter Thorvalls Stirn.
Die Explosion spuckte einen Schauer brennender Trümmer durch die Nacht, und nicht weit entfernt hob das Geschrei gegnerischer Infanterie an – Soldaten im Sturm, Kämpfer, die im Blutrausch die Defense überrannten und jeden, den sie erwischten, mit Bajonetten massakrierten.
Thorvall stieß das Mädchen von sich, rang nach Atem und zerrte am Gürtel.
"Was ist da draußen los, Fotze?", fragte er, obwohl er die Stimme der Kleinen fürchtete. "Schau raus, und sag mir was du siehst."
Das Beben, das von der Straße her harte Stöße herüber schickte, ließ das Haus in allen Winkeln knirschen. Thorvall öffnete die verklebten Lider und beobachtete, wie sich das Mädchen vor dem Leuchten des Fenstervierecks erhob.
"Sag schon, was siehst du?"
Der von der Straße hereindringende Schein umhüllte Nellie und flimmerte über den Konturen ihrer Gestalt, die im Gegenlicht zu zerfließen schien.
Bevor das Mädchen etwas sagen konnte, hatte Thorvall es sich anders überlegt.
"Halt! Sag nichts, zieh dich aus!"
Erschüttert verfolgte er, wie Nelli ihre Bluse auszog und den Rock herab streifte. In dieser Nacht lief absolut nichts nach Plan.
"Dreh dich zu mir herum", sagte Thorvall heiser und schluckte. "Du bist ja wirklich eine süße Fotze."
Er legte den Zeigefinger auf die Lippen und fragte: "Hast du gesehen, was da draußen passiert?"
Eine Weile bewegte sich Nellie nicht, dann nickte sie.
"Geh weg vom Fenster", befahl Thorvall. Die Gestalt des Mädchens im Gegenlicht machte ihn so nervös, dass ihm übel wurde. Noch immer hielt er den Gürtel in der Hand. Er spürte, wie sich seine Finger um das Leder krampften.
"Auf die Knie."
Thorvall bemerkte, dass seine Stimme zitterte.
"Dreh deinen Arsch zu mir. Beug dich nach vorn. Die Hände aufstützen."
Nellie gehorchte.
"Die Knie auseinander."
Thorvall streckte die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen den Rücken des Mädchens. Nellies Haut war feucht und kühl. Er konnte ihren Körper jetzt deutlich erkennen. Es war wie ein sanftes elektrisches Glühen, das von ihren Gliedern ausging.
"Okay, also, was geht da draußen vor sich?"
In diesem Moment hörte Thorvall ein Knacken zwischen den Ohren, so als zerbräche jemand einen Zweig in seinem Kopf. Von irgendwoher schien ein rotes Licht ins Zimmer, und Nellie sagte: "Da sind Maschinen vor dem Haus."
Thorvall biss die Zähne aufeinander. Der Klang von Nellies Stimme fuhr wie ein Fallbeil auf ihn herab. In einem sonderbaren Moment geistiger Klarheit fragte er sich, ob all seine Ideen über den Eros des Krieges nicht in Wahrheit lediglich eine reichlich triviale Perversion maskierten und ob es jemals einen hasserfüllten Menschen gegeben haben mochte, der frei von Furcht war. Doch er fand die Antwort auf diese Fragen nicht. Er drückte den Daumen in den Anus des Mädchens und zwei Finger in das heiße Fleisch der Scheide. Nellie stieß ein heiseres Seufzen aus.
Thorvall zog sie an sich heran.
"Ein Sattelschlepper, glaube ich", presste Nellie hervor.
Das Zimmer sackte zurück in die Finsternis, und Thorvall kippte zur Seite. Er verlor die Orientierung, tastete nach dem Körper des Mädchens und registrierte, dass Nellie ihm half, seinen Schwanz an ihre Scham zu führen.
"Hör nicht auf!", sagte eine fremde, böse Stimme, und als das rote Gleißen zurückkehrte, wurde Thorvall von einem Krampf geschüttelt. Im Schwarzgrün des Dschungels huschten Männer durch das Unterholz. Thorvall hörte sie mit ihren Macheten klappern.
"Fick mich", raunte ein schwarzer Junge, der im Flackerschein von Leuchtraketen hinter einem Busch hervorgetreten war und nun ein Sturmgewehr auf Thorvall richtete.
Eine Salve von Schüssen peitschte durch die Finsternis. Kugeln zischten, und als Thorvall spürte, wie Nellie ihn auf den Rücken drehte und sich auf ihn hockte, erbrach er sich. Während er seine Innereien auf das Eichenparkett spie, erhob sich hinter einem weit entfernten Hügel eine massige Gestalt. Thorvall wischte mit dem Handrücken über seinen Mund und verfolgte, wie sich die gewaltige Kreatur ihm zuwandte und einen Arm nach ihm ausstreckte.
"Diese Nacht wirst du nicht vergessen, mein Süßer", raunte Nellie in seinem Ohr.

 
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Hallo Achillus,

puh – eine harte Geschichte hast du da aufgetischt. Ich möchte meine Kritik folgendermaßen aufbauen: Alles, was ich an der Geschichte sehr gut und gelungen fand bedingt gleichzeitig Aspekte, die mir nicht so gut gefallen haben.

Grundsätzlich hatte ich beim Lesen den Eindruck, die ans fanatisch grenzende Verschränkung des Erik von Kriegs“spiel“ und Sex“spiel“ sehr gut nachvollziehen zu können. Das baust du gelungen auf und verweist immer wieder an passenden Stellen darauf. Sie ist dicht und atmosphärisch erzählt und überträgt eine Beklemmung, auf mich zumindest, die wahrscheinlich so beabsichtigt war. Doch genau durch diese Dichte und die Stimmung, fällt jedes noch so kleine nicht passende Wörtchen oder jede Ungereimtheit um so stärker auf, da sie direkt ein Loch in die Spannung schlägt.

Während das Mädchen auf Händen und Knien den Raum durchquerte, langte er über den niedrigen Kaffeetisch, ergriff eine Flasche Mineralwasser und trank. In dem Moment, als das Mädchen auf den Schalter der Standleuchte drückte und sich die Konturen des Zimmers mit einem Klicken in Schwärze auflösten, spürte Thorvall das dumpfe Pochen seines Herzens in der Brust.
Hier zum Beispiel: Was soll das „Kaffee“, was das „Mineral“ und was die „Brust“?

Er schloss die Augen. In der Wüstensonne schimmerten die Trümmer eines Gebäudes, das einmal eine Schule war. Die Männer vom Helikoptergeschwader hatten ganze Arbeit geleistet. Der intensive, ekelerregende Geruch von Blut hing schwer in der staubigen Luft. Obwohl die Maschinen der Air Force bereits hinter dem flimmernden Horizont verschwunden waren, klang Thorvall noch immer das Kreischen der Triebwerke und das Stottern der Bordkanonen in den Ohren.
Hier, bei seinem ersten „Kopfkino“ habe ich gar nicht verstanden, dass das eine Erinnerung ist. Ich dachte, er wohnt vielleicht in einem Kriegsgebiet und zwar bis hierher:
Die Bundesstraße, die sich nördlich des Grundstücks durch Äcker und Brachflächen schlängelte, war nachts kaum befahren.
Vielleicht wäre es sinnvoll bei seiner ersten Erinnerung noch einen klitzekleinen Hinweis darauf einzustreuen oder die Zeitebene zu ändern. Hier ist dir das sehr gut gelungen:
Irgendwo in der Vergangenheit hämmerten die Schläge eines schweren Mörsers.

Dann das hier:
In einem sonderbaren Moment geistiger Klarheit fragte er sich, ob all seine Ideen über den Eros des Krieges nicht in Wahrheit lediglich eine reichlich triviale Perversion maskierten und ob es jemals einen hasserfüllten Menschen gegeben haben mochte, der frei von Furcht war. Doch er fand die Antwort auf diese Fragen nicht.*
Finde ich als „Selbstauflösung“ bzw. Reflexion der Situation semigut gelungen. Es ist sehr schwülstig und das „böse Menschen sind nicht frei von Furcht“ raubt der ganzen Szene meiner Meinung nach die Spannung.

Ein weiterer Punkt des „Unglücklichen im Gelungenen“: Du greifst jeden Faden bzw. jede Frage, die sich beim Lesen ergibt auf. Z.B. Woher hat er die Mädchen? Woher kommt das Gerumpel und Wackeln des Hauses. Doch genau durch das dafür nötige Einstreuen von Realität wird die Spannung auch wieder aufgebrochen. Würdest du es nicht tun, blieben aber zu viele Fragen offen.

In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Dieses Miststück war anders, als jede Beute, die er bisher gejagt hatte. Die meisten dieser jungen, durchgeknallten Bitches, die sich in den einschlägigen Internetportalen herumtrieben, suchten einfach einen dominanten Ficker, am besten jemanden, der zwanzig oder dreißig Jahre älter war und es ihnen möglichst derb besorgte. Aber hier hatte er es mit einem besonderen Exemplar zu tun.
Er verlor die Orientierung, tastete nach dem Körper des Mädchens und registrierte, dass Nellie ihm half, seinen Schwanz an ihre Scham zu führen. Irgendwo tauchte die Erinnerung an einen Morgen auf, an dem er eine Bekanntmachung des Ordnungsamtes über einen bevorstehenden Schwertransport aus dem Briefkasten gezogen hatte. Doch er begriff nicht, was das bedeutete.*
Besonders beim zweiten Beispiel finde ich diesen „Realitätseinschub“ irgendwie sehr gezwungen. Erik verliert sich immer mehr in seinem Trauma – und dann denkt er plötzlich an seinen Briefkasten?

Ich hoffe, du kannst das Dilemma nachvollziehen, was ich dadurch beim Lesen hatte, ich weiß nicht, ob und wie man das aufschlüsseln könnte. Wahrscheinlich kann man sich nur für das eine oder andere entscheiden: Fragen offenlassen oder „Normales“ weglassen.

Und noch ein Dilemma zum Schluss, von dem ich selbst gar nicht so genau weiß, wie ich das finden soll: Die Verquickung von Krieg und Sex wird bei Erik (oder auch von ihm selbst ja) damit begründet, dass er Soldat ist. Aber es gibt ja auch einfach so Machtspielchen, Fetische und sexuelle Phantasien, die dergestalt funktionieren, ganz ohne Krieg und Schießen. Werden die dadurch nicht mit dem schalen Beigeschmack der „Perversion“ versehen? Vor allem auch durch die oben zitierte „Reflexionspassage“? Schwierig …

Fazit: Saugut geschrieben und beschrieben genau dadurch ein wenig übers Ziel hinausgeschossen.
Es grüßt
heiterbiswolkig

 

Hallo Heiterbiswolkig, vielen Dank für Deinen durchdachten und gut strukturierten Kommentar.

Hier zum Beispiel: Was soll das „Kaffee“, was das „Mineral“ und was die „Brust“?

Ja, stimmt. Ich habe zwei der von Dir genannten Beispiele korrigiert. Zur Flasche "Wasser" statt "Mineralwasser" konnte ich mich noch nicht durchringen.

Vielleicht wäre es sinnvoll bei seiner ersten Erinnerung noch einen klitzekleinen Hinweis darauf einzustreuen oder die Zeitebene zu ändern.

Denke ich auf jeden Fall drüber nach. Die Idee war schon, durch die Widersprüche (das Mädchen macht das Licht aus/ Wüstenszenerie) Irritation und Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Finde ich als „Selbstauflösung“ bzw. Reflexion der Situation semigut gelungen. Es ist sehr schwülstig und das „böse Menschen sind nicht frei von Furcht“ raubt der ganzen Szene meiner Meinung nach die Spannung.

Ich verstehe was Du meinst. Diese Reflexion war mir zumindest als Ansatz wichtig, weil sich darin die Überzeugung ausdrückt, dass auch ein Mensch, der sich so tief in seinen Wahngebilden verstrickt hat, wie es bei Erik der Fall ist, zu Einsicht fähig ist, also das Potential besitzt, seine eigenen Lügen zu durchschauen. Ich werde nach Deinem Hinweis aber noch einmal darüber nachdenken, ob es besser wäre, das wegzulassen. Die Frage wäre dann für mich, ob das den Protagonisten nicht zu einem völlig aussichtslosen Fall machen würde. Solch ein Urteil möchte ich als Autor eigentlich nicht über eine Figur fällen.

Ein weiterer Punkt des „Unglücklichen im Gelungenen“: Du greifst jeden Faden bzw. jede Frage, die sich beim Lesen ergibt auf. Z.B. Woher hat er die Mädchen? Woher kommt das Gerumpel und Wackeln des Hauses. Doch genau durch das dafür nötige Einstreuen von Realität wird die Spannung auch wieder aufgebrochen. Würdest du es nicht tun, blieben aber zu viele Fragen offen.

Ja, das ist das Dilemma, das mir schon beim Schreiben durch den Kopf ging. Ich habe jetzt aufgrund Deines Hinweises die Briefkastenszene rausgenommen, obwohl ich befürchte, dass die Ereignisse für den Leser jetzt sehr ominös werden. Andererseits hast Du schon recht, dass diese Erinnerungssequenz zu aufgesetzt wirkt. Mal sehen, ob jemand etwas dazu sagt.

Was die Mädchen betrifft, wollte ich verhindern, dass Erik wie ein Krimineller dasteht, der Mädchen entführt und vergewaltigt. Das würde dem Charakter, den ich für ihn entwickelt habe widersprechen. Vielleicht sollte ich diese Internetgeschichte auch einfach nicht so explizit erklären.

Die Verquickung von Krieg und Sex wird bei Erik (oder auch von ihm selbst ja) damit begründet, dass er Soldat ist. Aber es gibt ja auch einfach so Machtspielchen, Fetische und sexuelle Phantasien, die dergestalt funktionieren, ganz ohne Krieg und Schießen. Werden die dadurch nicht mit dem schalen Beigeschmack der „Perversion“ versehen? Vor allem auch durch die oben zitierte „Reflexionspassage“? Schwierig …

Sind gewalttätige Praktiken beim Sex eine Perversion? Schwierige Frage, die man eigentlich nur unter Vorbehalt diskutieren kann, denn unser Bild von dem, was natürlich, widernatürlich oder gar krankhaft ist, verändert sich ständig. Erik vertritt die Ansicht, dass Jagen, Töten und Vergewaltigen ein natürlicher Zug des Mannes ist. Dass viele Menschen die Einbeziehung von aggressiven Praktiken (in mehr oder weniger ritualisierter Form) in ihr Sexleben als erregend erfahren, daran besteht kein Zweifel. Ich tue mich sehr schwer damit, das zu beurteilen.

Ich habe mich sehr gefreut über Deine Hinweise, vielen Dank dafür!

Beste Grüße
Achillus

 
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Hallo Achillus,
es wird wohl kaum ein größeres Erstaunen aufwerfen, wenn ich nun zugebe, dass ich es ziemlich sexy fand.
Für mich ist das Verquicken von Krieg, Sex und Gewalt genau die richtige Lektüre, um mich in Stimmung zu bringen. Wahrscheinlich sollte die Geschichte schocken? Ich muss zugeben, ist Dir bei mir jetzt nicht so recht geglückt.
Die These: "Nichts erregte so sehr, wie die Jagd auf Menschen. Nichts befriedigte mehr, als einen Gegner im Moment des Schusses stürzen zu sehen." ist sehr gewagt. Aber sicher wahr.
Auf zwei Ebenen. Kein Mensch kann mir weismachen, dass es keinen dem Menschen, oder dem Mann innewohnenden Urinstinkt tief befriedigt, im Schützengraben zu liegen und Gegner abzuknallen, oder durchs Unterholz zu robben auf der Suche nach Opfern. Denn dazu wurden zu viele Kriege bestritten. Wäre das gegen die Natur des Menschen, käme es nicht in regelmäßigen Abständen dazu.

Es ist nur ein Tabu in Friedenszeiten, es auszusprechen, dass in jedem Mensch, oder zumindest in jedem Mann, ein Soldat steckt. Alle ehemaligen Kriegsteilnehmer tun gut daran, es nur als komplett traumatisierend und abstoßend zu beschreiben.

Mal vorweg, ich bin Pazifistin und verabscheue nichts so sehr wie Krieg.

Dennoch hat Krieg, als Essenz purer Gewalt, eine Sogwirkung auf mich. Zwei Ebenen. Meine Moral und Ethik verabscheut Krieg, das perverse Tierchen in mir findet ihn erregend.

Deshalb wundert es mich, solch eine Geschichte hier zu lesen. Sex und Gewalt. Auf die Spitze getrieben, ich mag es.

Kurz noch zum Text, irgendwann hat mich das "Hure", "Nutte", "Schlampe" ein bisschen gelangweilt. Solche Worte sollten in meinen Augen nicht zu oft verwendet werden, sonst nutzen sie sich ab.

Die Jagt über den Fußboden ging mir auch ne Spur zu lange, da hätte Dir vielleicht noch etwas anderes einfallen können, irgendwann hatte es ein bisschen etwas von Topfschlagen. ;)Aber insgesamt hat es mir ehrlich Freude gemacht. Auch wenn das bestimmt nicht Deine Intention war.
Liebe Grüße von
Gretha

Edit fügt noch hinzu:
Ach, wir hatten ja schon mal das Vergnügen in Deinem Dreiteiler, auf den ich ebenfalls sexuell angesprungen bin. Mist, wieder in die Falle gegangen, nichts für ungut, ich lese Dich echt gerne.

 
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Hallo Achillus,

nee, das ist mir alles viel zu viel Effekt. Einmal den Verstärker aufgedreht. Krieg ist Lust, Männer alle Soldaten die der Mordlust frönen wollen ... also sorry, das klingt wie City Cobra-esquer Mumpitz. Sozialdarwinismus ist das. Und der Erzähler ist hier wertend, das stört mich glaube ich am meisten. Es gibt ja tatsächlich Menschen, die so etwas glauben, und der Erzähler klingt hier nicht neutral genug, so wird die Geschichte halt einfach für mich einseitig, da ist kein Bruch, nichts. Ich weiß nicht, denkst du selbst auch so? In jedem Mann steckt ein Soldat, eigentlich sind wir alle scharf drauf, im Schützengraben rumzuliegen und Opfer abzuknallen? Diese Analogie der Körperlichkeit, die dann folgt, der Sex, der setzt dem halt noch die Krone auf. Das ist halt immer das Einfachste. Ficken ist auch immer irgendwie Besiegen, ist auch irgendwie Krieg, dann dieser ganze S/M Quatsch von wegen Gewalt ... Dabei ist der Sex hier total brav. Du sagst mal Schwanz und Fotze, aber das ist in diesem Text so dermaßen artifiziell, weil du dann wieder Scham sagst und Vulva. Das ist so bieder. Da ist auch keine Linie zu erkennen. Und ehrlich gesagt, spannend finde ich das auch nicht. Es ist klar, der Dritte im Bunde, der Tod, der lässt nicht auf sich warten, nur so kann es enden. Und nur mit dem Titel reißt du es auch nicht heraus.

Ich denke, in weiten Teilen ist das in deinem gewohnten Stil geschrieben, ist auch okay, aber das Sujet ... für mich ist das Effekthascherei. Naja, aber ist nur meine Meinung, andere feiern den Text ja ab.

Gruss Jimmy

 
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Hallo Gretha, ich dachte mir schon, dass Du was zu der Geschichte schreiben wirst. Vielen Dank dafür.

Für mich ist das Verquicken von Krieg, Sex und Gewalt genau die richtige Lektüre, um mich in Stimmung zu bringen. Wahrscheinlich sollte die Geschichte schocken? Ich muss zugeben, ist Dir bei mir jetzt nicht so recht geglückt.

Über das, was Dich oder überhaupt irgend jemanden "in Stimmung bringt", möchte ich nicht urteilen, obwohl es mir schwer fällt, das so unkommentiert stehen zu lassen. Ich denke schon, dass die Geschichte das Potenzial hat zu schockieren, ganz einfach, weil der Umgang den die beiden Figuren dort miteinander pflegen, nicht nur allgemeinen Moralvorstellungen widerspricht, sondern auch vermuten lässt, dass dort etwas Zerstörerisches vor sich geht.

Die These: "Nichts erregte so sehr, wie die Jagd auf Menschen. Nichts befriedigte mehr, als einen Gegner im Moment des Schusses stürzen zu sehen." ist sehr gewagt. Aber sicher wahr.
Auf zwei Ebenen. Kein Mensch kann mir weismachen, dass es keinen dem Menschen, oder dem Mann innewohnenden Urinstinkt tief befriedigt, im Schützengraben zu liegen und Gegner abzuknallen, oder durchs Unterholz zu robben auf der Suche nach Opfern. Denn dazu wurden zu viele Kriege bestritten. Wäre das gegen die Natur des Menschen, käme es nicht in regelmäßigen Abständen dazu.

Das sehe ich nur zum Teil so, obwohl ich Deine Ansicht nachvollziehen kann. Das Phänomen des Krieges wird schon seit Jahrhunderten als Ausdruck einer dem Menschen innewohnenden Gewalttätigkeit diskutiert. Ich sehe politische und ökonomische Ambitionen als Ursache des Krieges an, obwohl das Führen eines Krieges natürlich nur deshalb überhaupt möglich ist, weil Menschen dazu in der Lage sind, aggressiv und auch grausam zu handeln. Insofern würde ich zwischen Ursache und Bedingung unterscheiden.

Die Freude daran, einen Gegner zu bekämpfen und ihn niederzustrecken, kann man auch gut beim Phänomen der Videogames beobachten. Auf der Computerspielplattform Steam, die mehr als 100 Millionen aktive Benutzerkonten verzeichnet, steht das Game Counter-Strike: Global Offensive auf Platz 2 der meistgespielten Titel. (Der Peak von heute beträgt 390.000 Spieler.) Bei diesem Shooter geht es äußerst kämpferisch und auch blutig zu. Offenbar finden viele Menschen (insbesondere viele junge Männer) diese Art von Unterhaltung attraktiv.

Es ist nur ein Tabu in Friedenszeiten, es auszusprechen, dass in jedem Mensch, oder zumindest in jedem Mann, ein Soldat steckt. Alle ehemaligen Kriegsteilnehmer tun gut daran, es nur als komplett traumatisierend und abstoßend zu beschreiben.

Darüber könnte man lange diskutieren. Aber das wäre vielleicht Off Topic.

Deshalb wundert es mich, solch eine Geschichte hier zu lesen. Sex und Gewalt. Auf die Spitze getrieben, ich mag es.

Hm, ich finde das nicht ganz gerecht. Ich hatte bisher nicht den Eindruck, die Autoren würden hier ein Blatt vor den Mund nehmen. Und die Mods wirken auch nicht gerade wie die klassischen Tugendwächter.

Kurz noch zum Text, irgendwann hat mich das "Hure", "Nutte", "Schlampe" ein bisschen gelangweilt. Solche Worte sollten in meinen Augen nicht zu oft verwendet werden, sonst nutzen sie sich ab.

Stimmt, ich schau da noch mal rüber. Danke für den Hinweis.

Ach, wir hatten ja schon mal das Vergnügen in Deinem Dreiteiler, auf den ich ebenfalls sexuell angesprungen bin. Mist, wieder in die Falle gegangen, nichts für ungut, ich lese Dich echt gerne.

Tut gut zu hören, vielen Dank dafür.

Beste Grüße
Achillus

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Hallo Alexander, danke, dass Du Dir Zeit für einen Kommentar genommen hast.

sehr spannende Lektüre, hat mir gut gefallen. Angefangen bei dem Einstieg, den ich sehr gelungen finde. Klingt zwar immer wie ein Allgemeinplatz, wenn man schreibt "regt zum Weiterlesen an", ist aber ein elementarer Punkt und von dir voll erfüllt. Gerade weil man als Leser direkt ins Geschehen geworfen wird, hat mir die Story großen Spaß gemacht, was nicht der Fall gewesen wäre, hättest du dieses Level an Spannung nicht bis zum Ende durchgehalten.

Danke für das Lob. Ich habe mich beim Schreiben gefragt, wo beim Ablauf dieses Abends zum ersten Mal der Charakter von Eriks Obsession deutlich wird. Ich stelle ihn mir als jemanden vor, der durch eine Panzerglasscheibe von der wirklichen Welt getrennt ist. Seine Handlungen wirken formalisiert, so als würden sie eigentlich etwas anderes bedeuten, aber das, was sie bedeuten, versteht Erik nicht.

Durch die anschließende Jagd und das Rätselraten, wer denn jetzt genau wen jagt und was zur Hölle eigentlich wirklich passiert gelingt es dir mMn die Spannung bis zum Ende zu erhalten. Ich konnte richtig schön mitfiebern und habe mich auch dabei erwischt, wie ich selbst ein wenig sauer wurde, als Nellie immer wieder entkommt (musste ich über mich selbst lachen). Jedenfalls finde ich diese Art von Balztanz sehr gelungen. Szenische Beschreibung passt auch, die Einwürfe sind zeitlich gut abgestimmt, sodass bei mir die Szenarien, Realität und Fantasie, zumindest am Anfang recht verworren waren und sich erst im Laufe der Lektüre aufgelöst haben.

Freut mich, dass Du es spannend fandest. Bei den Einschüben, die aus dem Szenischen rausgehen, besteht natürlich die Gefahr, dass der Leser da abbricht bzw. rausfliegt. Offenbar hat die Mischung für Dich aber funktioniert und Du fandest es nicht zu chaotisch.

Da ich nur die überarbeitete Version gelesen habe, wurde bei mir diese Überlagerung der beiden Ebenen erst ganz kurz vor Schluss vollständig aufgelöst. Der Verdacht kam zwar schon weit vorher, aber eben nicht die Auflösung. Letzter vollzog sich graduell und machte bei mir einen großen Teil des Spannung aus, weil ich wissen wollte, ob der Verdacht sich denn bewahrheitet oder nur geschickt angelegte Täuschung ist.

Ja, den Hinweis verdanke ich dem Kommentar von Heiterbiswolkig.

Nachdem ich die Kommentare gelesen habe und daraus die vorherige Version zumindest ansatzweise rekonstruiert habe, muss ich sagen: Die jetzige ist besser. Die Stellen, die du rausgenommen hast, hätten eine Auflösung für mein Dafürhalten zu früh ausgelöst.

Ich habe da ein bisschen mit mir gerungen, weil ich den Leser einerseits nicht im Dunkeln stehen lassen wollte, andererseits aber die Argumente von Heiterbiswolkig verstand. Offenbar war es eine gute Entscheidung. Danke für den Hinweis zu den beiden Versionen.

Hoffe, das hilft dir etwas.

Das hilft mir sehr. Gerade bei einem so schwierigen Thema ist Feedback für mich sehr wichtig. Danke für Deine Zeit und Mühe.

Beste Grüße
Achillus

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Hallo Jimmy, vielen Dank für Deinen Kommentar.

Hallo Achillus, nee, das ist mir alles viel zu viel Effekt. Einmal den Verstärker aufgedreht.

Verdammt, wir kennen uns mittlerweile einfach zu gut, Jimmy. Hatte beim Schreiben Bongripper auf den Ohren :)

Krieg ist Lust, Männer alle Soldaten die der Mordlust frönen wollen ... also sorry, das klingt wie City Cobra-esquer Mumpitz. Sozialdarwinismus ist das.

Sozialdarwinismus ist für mich etwas anderes, aber vielleicht bin ich nicht gut genug informiert.

Ich weiß nicht, denkst du selbst auch so? In jedem Mann steckt ein Soldat, eigentlich sind wir alle scharf drauf, im Schützengraben rumzuliegen und Opfer abzuknallen?

Das ist, glaube ich, keine Behauptung des Textes und auch nicht Eriks Denkweise.

Und der Erzähler ist hier wertend, das stört mich glaube ich am meisten. Es gibt ja tatsächlich Menschen, die so etwas glauben, und der Erzähler klingt hier nicht neutral genug, so wird die Geschichte halt einfach für mich einseitig, da ist kein Bruch, nichts.

Der Erzähler reflektiert Eriks Gedanken. Das scheint mir eine legitime Perspektive zu sein. Das bedeutet - glaube ich – aber nicht zwangsläufig, dass er Eriks Ansichten teilt.

Diese Analogie der Körperlichkeit, die dann folgt, der Sex, der setzt dem halt noch die Krone auf. Das ist halt immer das Einfachste. Ficken ist auch immer irgendwie Besiegen, ist auch irgendwie Krieg,

Ich verstehe nicht ganz, worauf Du hinaus willst. Für mich ist unstrittig, dass Kämpfer, Krieger, Soldaten Erregung und Lust empfinden, wenn sie Gegner jagen, dominieren, unterwerfen, verletzen, töten. Das gilt sicher nicht immer, nicht überall und nicht für jeden. Ich sehe darin auch nichts Verwerfliches oder Sündhaftes. Für mich ist es einfach ein Tatsache, die mit einer Entwicklung zu tun hat, die in prähistorische Zeiten zurückgeht.

Ich sehe zweitens, dass es aus männlicher Sicht eine Beziehung zwischen Sexualität, Dominanz, Aggression und Unterwerfung gibt. Auch das bewerte ich nicht, denn auf diese Ausgangslage kommt es doch gar nicht an. Entscheidend ist, was ein Mensch (in diesem Fall ein Mann) daraus macht, finde ich. Aggression und Dominanz spielen auch im modernen Leben noch immer eine Rolle. Die Balance zu finden, das scheint mir das eigentliche Problem zu sein.

… dann dieser ganze S/M Quatsch von wegen Gewalt. Dabei ist der Sex hier total brav.

Hm.

Er schlang den Gürtel um den Hals des Mädchens, schlug noch einmal zu und zerrte seine Beute dann am Boden bis zum Fenster, das sich jetzt als eine schimmernde Fläche von der Schwärze der Nacht absetzte. Nelli röchelte, aber sie wehrte sich nicht.

Du sagst mal Schwanz und Fotze, aber das ist in diesem Text so dermaßen artifiziell, weil du dann wieder Scham sagst und Vulva. Das ist so bieder. Da ist auch keine Linie zu erkennen.

Die Linie geht für mich so: Der Erzähler kann Scham, Vulva, Schwanz oder Eier sagen, weil das einer Bandbreite von neutraler bis umgangssprachlicher Ausdrucksweise entspricht. Vagina und Penis klingt im Gegensatz dazu wie etwas aus dem Biologiebuch. Scham und Vulva klingen nicht so steril. Fotze ist hingegen keine Umgangssprache, und die verwendet der Erzähler auch nicht. (Oder habe ich was übersehen?) Ähnliches gilt für Bitch, Schlampe, Nutte usw.

Und ehrlich gesagt, spannend finde ich das auch nicht. Es ist klar, der Dritte im Bunde, der Tod, der lässt nicht auf sich warten, nur so kann es enden. Und nur mit dem Titel reißt du es auch nicht heraus.

Ich denke, in weiten Teilen ist das in deinem gewohnten Stil geschrieben, ist auch okay, aber das Sujet ... für mich ist das Effekthascherei.


Um so mehr freue ich mich, dass Du Dir trotzdem die Mühe gemacht hast, Jimmy. Auch wenn ich nicht alles nachvollziehen kann, was Du kritisierst, entnehme ich für mich, dass da zum Teil dick aufgetragen wurde. Ich werde den Text mal etwas entschlacken.

Beste Grüße
Achillus

 

Update: Ich habe die Geschichte ein wenig von Schwulst befreit. Es ist zum Teil immer noch ein bombastischer Text, finde ich, und vielleicht werde ich da in den nächsten Wochen noch weiter ausdünnen. Aber fürs erste ist es ok.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Achillus,

Nichts erregte so sehr, wie die Jagd auf Menschen. Nichts befriedigte mehr, als einen Gegner im Moment des Schusses stürzen zu sehen.

eine interessante und in meinen Augen doch sehr schockierende Thematik hast du dir da ausgesucht. Man stellt sich wirklich lieber vor, alle Kriegsveteranen leiden unter den traumatischen Erlebnissen und möchten um nichts in der Welt noch einmal damit konfrontiert werden. Natürlich traurig für diejenigen, aber wohlwollend für die Gesellschaft. Du zeigst hier die andere Seite auf. Ich finde, es ist dir gut gelungen, diese krankhafte Kriegsfanatik in Form eines Sex"spielchens" darzulegen.

Mir ging es nur zum Ende hin so, dass ich tatsächlich verwirrt war, welche Realität nun die wirkliche ist. Ist er mit Nellie alleine in diesem dunklen Raum und der Krieg spielt sich in seinem Kopf ab? Oder ist es umgekehrt? Oder gar beides? Ich war ehrlich gesagt dermaßen verwirrt, dass ich ein paar Mal drüberlesen musste. Ich war verwirrt von diesen roten Lichtern und vor allem dem Scheppern, das er ja bewusst als solches bei ihm im Haus wahrgenommen hat. Wo sollte das auf einmal herkommen? Hat meinen Lesefluss etwas gestört.
Aber ich denke natürlich, dass dieses Verschwimmen von Realität und Erinnerung genau deine Absicht war. Bei mir ist dir das auf alle Fälle gelungen.

Gruß,
rehla

 

Starker Tobak, den du da geschrieben hast. Erinnert mich an Shades of Grey, in abgewandelter, brutaler Form.
Ich habe zuerst gedacht, die Geschichte spielt in der Wüste, bis die Bundesstraße ins Gespräch kam.
Dennoch konnte ich nicht aufhören zu lesen. Die Geschichte ist spannend geschrieben und man will wissen, wie sie ausgeht. Meine Lektüre ist es jedoch nicht.
Herzlichst
Emma Lue

 

Hallo Achillus,

ja, das ist eine wirklich (ver)störende Geschichte. Faszinierend, aber gleichermaßen unbefriedigend - zumindest, was mich anbelangt. Ich weiß, dass du gut schreiben kannst und hab deswegen reingelesen. Und gleich die ersten Sätze wirken wie Klebstoff ... aber auch genau so unangenehm.

Bis auf ein paar kleine Ecken und Kanten (siehe unten) las ich die Geschichte recht flüssig durch. Eingedenk anderer Geschichten von Dir hoffte ich auf einen turning point, wo das Mädel den alten Sack ordentlich vermöbelt. Das kam dann auch - aber dann kam noch mehr. Erst dachte ich "oho" Lesererwartung erfüllt und zerstört, so ist es richtig.
Aber ehrlich gesagt werd ich aus dem Schlussteil, dem, was dann folgt, einfach nicht schlau und das ärgert mich, vor allem bei einer solch groben Thematik.
jimmysalaryman hatte vor einiger Zeit ein ähnliches Thema, wenn mich nicht alles täuscht. Auch da habe ich das Ende nicht ganz zu fassen gekriegt, aber ich war trotzdem zufrieden. Es war irgendwie runder, abgeschlossener. Und ich konnte mir, zumindest für mich, zusammenreimen, was in etwa der Autor uns damit sagen will.

Was also willst du mit der Geschichte "beweisen"?


Hier noch ein paar sprachliche und grammatische Dinge:

zerriss das Unterhemd der Länge nach.
die adverbiale Bestimmung kann weg. Der zerreisst das einfach und denkt nicht darüber nach, wie das geschieht. - Würde ich mal so behaupten.

dachte er glücklich
- glücklich? Nicht vielleicht besser: erregt? Oder ... "sehnsuchtsvoll/süchtig"; vielleicht irgendein Vergleich mit süchtig ... ich finde das Adjektiv hier nicht so treffend, weil es den Protagonisten etwas verniedlicht.

Dieses Miststück war anders[] als jede Beute, die er bisher gejagt hatte.
Kein Infinitiv, kein Nebensatz - kein Komma.

"Jetzt[] fällt es mir wieder ein – Nellie!"
Oder vielleicht auch "Jetzt, es fällt mir wieder ein - Nellie!" - ?

Über den Abschnitt mit dem Namen bin ich gestolpert. Welche Funktion hat er in der Geschichte? Soll er die geistige Verfassung des Protagonisten unterstreichen?
Schwierig finde ich dieses "er will den Namen gar nicht wissen" - "dann fällt es ihm doch ein" . Das ist inkonsequent und ich glaube, dass du einen "starken" Protagonisten erschaffen wolltest.


Grunzend vor Gier, Erregung und Lust
- Darf ich mir ein Substantiv aussuchen?
Ich würde genau prüfen, wo man vielleicht auf diese Häufung verzichten kann. (Kommt ab und zu in der Geschichte vor.)
Hier finde ich z.B., dass "Gier" reicht, weil da - und im Grunzen - schon viel drinsteckt (auch von den andern Gefühlen) ... ist aber schwierig. Du als Autor darfst und solltest(?) abwägen und entscheiden.

Viele Grüße

Reiki

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rehla, vielen Dank für Deinen Kommentar zum Text.

… eine interessante und in meinen Augen doch sehr schockierende Thematik hast du dir da ausgesucht. Man stellt sich wirklich lieber vor, alle Kriegsveteranen leiden unter den traumatischen Erlebnissen und möchten um nichts in der Welt noch einmal damit konfrontiert werden. Natürlich traurig für diejenigen, aber wohlwollend für die Gesellschaft. Du zeigst hier die andere Seite auf. Ich finde, es ist dir gut gelungen, diese krankhafte Kriegsfanatik in Form eines Sex"spielchens" darzulegen.

Freut mich natürlich, wenn der Text für Dich auf dieser Ebene funktioniert. Ich bin bei meinen Überlegungen zu diesem Thema noch nicht bis zu dem Punkt gekommen, wo mir klar wäre, in welchem Verhältnis die Posttraumatische Belastungsstörung vieler Kriegsveteranen zur Lust am Töten steht. Beide Wirkungsmechanismen sind sicher destruktiv für den Einzelnen als auch problematisch für die Gesellschaft, die ja auf der psychischen Gesundheit ihrer Mitglieder basiert.

Mir ging es nur zum Ende hin so, dass ich tatsächlich verwirrt war, welche Realität nun die wirkliche ist. Ist er mit Nellie alleine in diesem dunklen Raum und der Krieg spielt sich in seinem Kopf ab? Oder ist es umgekehrt? Oder gar beides? Ich war ehrlich gesagt dermaßen verwirrt, dass ich ein paar Mal drüberlesen musste. Ich war verwirrt von diesen roten Lichtern und vor allem dem Scheppern, das er ja bewusst als solches bei ihm im Haus wahrgenommen hat. Wo sollte das auf einmal herkommen? Hat meinen Lesefluss etwas gestört.

Ja, das sehe ich nach wie vor als ein Problem des Textes, von dem ich noch nicht weiß, wie man es auflösen könnte. Ich habe die Passage rausgenonmmen, in der die roten Lichter erklärt werden. In der ursprünglichen Fassung wird erklärt, dass da ein Schwertransport abläuft, und weil sich dieses unvorhergesehene Ereignis in Eriks Gewaltsexobsession mischt, triggert es eine Art nervlichen Zusammenbruch. So war es ursprünglich angelegt. Aber das macht die Geschichte sehr linear und nimmt die Spannung raus.

Aber ich denke natürlich, dass dieses Verschwimmen von Realität und Erinnerung genau deine Absicht war. Bei mir ist dir das auf alle Fälle gelungen.

Ja, das stimmt. Aber es natürlich etwas unbefriedigend bzw. störend, wenn man als Leser den Faden verliert. Ich werde da noch etwas drüber nachdenken. Vielen Dank für Deine Hinweise, Rehla.

Gruß Achillus

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Hallo Emma,

danke, dass Du Dir die Zeit für einen Kommentar genommen hast.

Starker Tobak, den du da geschrieben hast. Erinnert mich an Shades of Grey, in abgewandelter, brutaler Form.

Shades of Grey kenne ich nicht. Ich hörte davon als übles Machwerk und Hausfrauenporno (keine Ahnung, ob das ungerechte Urteile sind), aber demzufolge nehme ich den Vergleich mal lieber nicht als Kompliment :)

Ich habe zuerst gedacht, die Geschichte spielt in der Wüste, bis die Bundesstraße ins Gespräch kam.
Dennoch konnte ich nicht aufhören zu lesen. Die Geschichte ist spannend geschrieben und man will wissen, wie sie ausgeht. Meine Lektüre ist es jedoch nicht.

Ja, das Ganze ist ein wenig verwirrend. Ich denke, so frustrierend das möglicherweise ist, so trägt es doch zur Spannung bei. In Deinem Fall hat es ja geklappt. Vielen Dank für Deine Rückmeldung.

Gruß Achillus

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Hallo Reiki, schön, dass Du reingeschaut hast.

ja, das ist eine wirklich (ver)störende Geschichte. Faszinierend, aber gleichermaßen unbefriedigend - zumindest, was mich anbelangt. Ich weiß, dass du gut schreiben kannst und hab deswegen reingelesen. Und gleich die ersten Sätze wirken wie Klebstoff ... aber auch genau so unangenehm.

Erst mal danke für das Lob. Wenn der Anfang mitzieht, ist schon viel gewonnen. Verstörend finde ich die Geschichte grundsätzlich auch. Aber das kann man ja positiv oder negativ werten…


Bis auf ein paar kleine Ecken und Kanten (siehe unten) las ich die Geschichte recht flüssig durch.

Danke für die Hinweise. Die Kommasetzung habe ich schon korrigiert, die anderen Sachen werde ich mir durch den Kopf gehen lassen. Ich finde, Du hast recht mit den Korrekturen.

Eingedenk anderer Geschichten von Dir hoffte ich auf einen turning point, wo das Mädel den alten Sack ordentlich vermöbelt. Das kam dann auch - aber dann kam noch mehr. Erst dachte ich "oho" Lesererwartung erfüllt und zerstört, so ist es richtig.

Ja, über die Funktion eines Wendepunktes bin ich mir grundsätzlich noch nicht so ganz klar. Einerseits erregt so etwas ja immer Aufmerksamkeit, und das ist grundsätzlich gut. Andererseits muss man aufpassen, dass es nicht einfach nur ein billiger Trick wird, ein Effekt. Tarkowski hat die überraschende Wendung verabscheut, vielleicht, weil es in der Konstruktion von Geschichten und Filmen bereits zum Standard gehört oder vielleicht, weil es eine Verzerrung dessen ist, was in der Realität geschieht. Wie oft kommt es im realen Leben zu dramatischen Wendungen? Charakterisieren solche Wendungen eine tiefere, hinter der Oberfläche verborgene Wahrheit? Hm, schwierig.

Aber ehrlich gesagt werd ich aus dem Schlussteil, dem, was dann folgt, einfach nicht schlau und das ärgert mich, vor allem bei einer solch groben Thematik.

Ich hoffte, das Ganze wird als finaler Nervenzusammenbruch deutlich. Vielleicht muss ich an diesem Teil noch nacharbeiten.

@jimmysalaryman hatte vor einiger Zeit ein ähnliches Thema, wenn mich nicht alles täuscht. Auch da habe ich das Ende nicht ganz zu fassen gekriegt, aber ich war trotzdem zufrieden. Es war irgendwie runder, abgeschlossener. Und ich konnte mir, zumindest für mich, zusammenreimen, was in etwa der Autor uns damit sagen will.

Hm, naja, Jimmy und ich gehen ja recht unterschiedliche Wege. Er vermeidet, wenn ich das richtig sehe, jede Form von Reflexion, die vom Erzähler kommen könnte und lässt dem Leser in der Interpretation mehr Freiraum. Das könnte erklären, weshalb Du das Ganze als runder empfindest.

Was also willst du mit der Geschichte "beweisen"?

Ich kann ja mal etwas (Dokumentation Das Böse: Warum Menschen töten) von dem Gewaltforscher Thomas Elbert zitieren, um die Ausgangslage deutlich zu machen, die mir beim Schreiben durch den Kopf ging. Der Neuropsychologe hat in Kriegsgebieten wie dem Kongo mit Opfern und Tätern gesprochen und intensiv zur menschlichen Tötungsbereitschaft geforscht.

Wir sehen in Deutschland natürlich auch eine ganze Palette von Grausamkeiten, aber die sind so selten, dass wir sagen, das ist abnormal und dann sind wir schnell dabei, das als krankhaft zu definieren. Abnormal ist es mit Sicherheit, aber ist es krankhaft? Das ist die große Frage.

Er führt dann aus, dass wir Menschen, die so grausam handeln, als krank definieren, glauben, dass da irgendetwas in der Gerhirnregulation nicht stimmt. Und weiter:

Wenn wir aber jetzt sehen, dass in diesen großen Konflikten ein Gutteil, praktisch alle jungen Männer in diesen Modus (er meint den Killermodus, die Freude am Töten) kommen können, dann kann man es nicht mehr im Sinne einer Psychopathologie sehen, sondern es ist eine Form die der Mensch angelegt hat.

Er sagt dann noch, dass jeder Mann in diesen Killermodus, in diesen Jagdrausch kommen kann.

Die ganze Doku kann man HIER anschauen. Sehr bedrückend.

Noch etwas ging mir beim Schreiben durch den Kopf. Es gibt ja immer mal wieder empörte Männer, die auf die verdammten Feministinnen schimpfen, weil die uns armen Männern einreden wollen, dass wir böse sind. Ich kann das zwar einerseits nachvollziehen, weil das Aufbauen von Feindbildern (Der Mann als Feind) eine idiotische Strategie ist. Andererseits sehen die Statistiken so aus, dass Gewaltverbrechen zu 95% von Männern ausgehen. Terre des Femmes macht bei Vergewaltigungen außerdem die Angabe von mehr als 99% männlicher Täter. Ich weiß nicht, ob die verdammten Feministinnen diese Zahlen gefälscht haben. Aber ich glaube es nicht.

Reiki, vielen Dank für Deine Hinweise.

Gruß Achillus

 
Zuletzt bearbeitet:

Sehr interessant das alles. Hab gerade die Doku geguckt. Danke für die Erläuterungen und den Hinweis. Jetzt versteh ich auf jeden Fall Deine Herangehensweise.
Den finalen Nervenzusammenbruch erkenne ich jetzt auch. Aber ich finde trotzdem, dass das nicht "reicht".
Erst überlegte ich, dass das sogar vielleicht unlogisch sein könnte. (Also warum sollte jemand, der "Böse" ist, aufgrund eines lauten Geräusches auf einmal durchdrehen?) Andererseits aber scheinen ja auch die Härtesten von Traumata nicht verschont. Bös´und Zusammenbruch "beisst" sich also doch nicht,
-- ich empfinde es trotzdem als "unrund".

Hm, naja, Jimmy und ich gehen ja recht unterschiedliche Wege. Er vermeidet, wenn ich das richtig sehe, jede Form von Reflexion, die vom Erzähler kommen könnte und lässt dem Leser in der Interpretation mehr Freiraum.

Als ich das las, schon vor der Doku, dachte ich: Das stimmt doch nicht! Bzw. ich empfinde es genau andersrum.
Möglicherweise liegt darin auch eine Lösung für das oben genannte "Problem".

Jimmy macht das, wenn ich mich recht erinnere, ganz "klassisch". Die beiden Jäger in seiner Geschichte hatten irgendwie Dreck am Stecken und zack, am Ende kriegen sie ihre Lektion. Ich sehe darin keinen Spielraum für Interpretation, bzw. nur insofern, als dass dem Leser übrig bleibt, zu überlegen, was denn nun da "wirklich" vorgefallen sein könnte usw. In der "Moral" ist er, bzw. der Erzähler, aber grundsolide und daran gibt es nix zu rütteln. (Soweit zumindest mein Verständnis dazu.)
Das wird der Geschichte nicht 100% gerecht, aber man könnte sie runterbrechen auf die Prämisse: Die "Bösen" werden bestraft.

Bei Dir sehe ich das nicht. Möglicherweise eher, wenn der Nervenzusammenbruch noch etwas deutlicher würde.

Aber ich glaube, dass du das eigentlich auch nicht aussagen willst. Vielmehr geht es Dir doch um die Frage, was eigentlich "das Böse" ist? Oder?

Dann würde sich vielleicht eher so ein turnaround anbieten, wo Täter zu Opfer, Opfer zu Täter wird usw. Das scheint ja auch schon ein wenig durch.

Vielleicht bin ich aber auch falsch "unterwegs" - auf jeden Fall bin ich, glaube ich, wieder mal ein bissl weiter gekommen in punkto Erzählerperspektive, Prämisse und "die Moral von der Geschicht´". ;)

Schaun mer mal. Auf jeden Fall noch mal vielen Dank.


Reiki

PS. Bei feministischen Fragen guckstu einfach noch mal nach dem Titel Deiner Geschichte.

 

Hallo Achillus,

ich nochmal. Ist zwar jetzt nicht wirklich tragisch, aber ich möchte es doch berichtigen: In deinem Kommentar an Emma steh ich in der Zitierfunktion. Das ist mir nur wichtig, weil ich nie und nimmer deine Geschichte mit dem Teenie-Schmarrn "Shades of grey" vergleichen würde.

Bitte nimm mich da raus, danke! :huldig:

Grüße,
rehla

 

Hallo Reiki, schön, dass Du noch mal reingeschaut hast.

Den finalen Nervenzusammenbruch erkenne ich jetzt auch. Aber ich finde trotzdem, dass das nicht "reicht".

Ja, das verstehe ich. Ist als Auflösung noch nicht perfekt. Werde da weiter drüber nachdenken.

Jimmy macht das, wenn ich mich recht erinnere, ganz "klassisch". Die beiden Jäger in seiner Geschichte hatten irgendwie Dreck am Stecken und zack, am Ende kriegen sie ihre Lektion … Die "Bösen" werden bestraft.

Das kann man sicher so sehen, denn das ist ja der Verlauf in der Geschichte. Ob es auch Jimmys Intention war, steht auf einem anderen Blatt. Dazu müsste er dann was sagen.

Bei Dir sehe ich das nicht.

Ich gehe grundsätzlich von der Eigendynamik psychologischer Prozesse aus. Schuld und Sühne stellen für mich keine transzendenten sondern intrapersonale Prozesse dar. Erik wird von den Bedingungen zu Fall gebracht, die in seinem Bewusstsein herrschen und an deren Erschaffung er selbst beteiligt war, auch wenn die Ursprünge woanders zu suchen sind.

Unsere Siege und Niederlage gehören niemals uns allein, denke ich. Trotzdem liegt die Verantwortung bei uns. Erik hat Impulsen nachgegeben, die seine seelische Gesundheit destabilisieren, so würde ich das sehen. Und jetzt holt ihn das ein.

Vielleicht bin ich aber auch falsch "unterwegs" - auf jeden Fall bin ich, glaube ich, wieder mal ein bissl weiter gekommen in punkto Erzählerperspektive, Prämisse und "die Moral von der Geschicht´".

Freut mich und ist auch die Erfahrung, die ich hier im Forum oft mache.

Wünsche Dir eine schöne Woche.
Gruß Achillus


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Hallo Rehla, danke für den Hinweis und sorry für den Fehler. Habe es korrigiert. Gruß Achillus

 

Es waren keine evolutionären Mechanismen, sondern gesellschaftliche Prozesse, die die Ethik ins Spiel brachten und den Menschen, insbesondere den Mann, zwangen, seine Natur als Blutvergießer, als Schütze, Speerwerfer, Räuber und Vergewaltiger zu mäßigen.

Ich nochmal. Wer sagt den Satz? Das ist doch der Erzähler, oder? Ich fände es schlüssiger, wenn man diese Erkenntnisse dem Port zuordnen würde. Dann würde dieses Wissen aus der Erfahrungswirklichkeit von Thorvall stammen. So, finde ich, liest sich das wie ein Kommentar.

Du hast sie jetzt gekürzt, das finde ich besser so. Ich würde sogar so weit gehen, die ganzen Bezeichnungen für Geschlecht etc, die ganz rauszunehmen. Die gar nicht erwähnen. Die Handlung nur angedeutet stehen lassen. Das meinte ich auch mit "S/M Quatsch", zur Zeit ist dieser 50 shades Hype so sehr auf allen Kanälen, da würde ich schon deswegen versuchen, das anders darzustellen. Das ist hier ein schmaler Grat.

Ich glaube, der Text braucht auch keine Auflösung. Du hast halt, wie in einem Vergleich, zwei Erlebnisse nebeneinander gestellt und untersuchst die Beziehungen. Krieg und Sex, Lust und Tod, die Themen von Bataille, den kann ich da empfehlen. Das obszöne Werk, da beschäftigt er sich auch damit.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Achillus,

interessant fand ich vor allem, wie sich dieser Thorvall zum doppelten Mr. Hyde entwickelt.

Nichts erregte so sehr, wie die Jagd auf Menschen. Nichts befriedigte mehr, als einen Gegner im Moment des Schusses stürzen zu sehen.
Die erste Interpretation der Geschichte: Die Kopplung von Jagdtrieb und Sexualverhalten. Stimmte das so, stünde es schlecht um die Zukunft der Menschen. Wenn man Menschen mit „männliche Artgenossen“ ersetzen würde, so könnte man davon ausgehen, dass viele Tierarten gerade wegen diesem Verhalten ausgestorben sind. Vergleiche: Kämpfe um Weibchen und Revier bei Hirschen, Hühnervögeln, etc.

Die zweite Interpretation: Thorvall erlitt während seiner Kriegsaktivitäten Traumata, die immer hochkommen, wenn das Leben positiv zu werden scheint. Oder er hatte eine Gehirnverletzung, die Lust- und Schmerzzentren fusionierte.

Wie dem auch sei, die Geschichte empfand ich als extrem gut geschrieben.

Viele Grüsse
Fugu

 

Ich bin hin und her gerissen: Einerseits gelingt Dir die Darstellung dessen, was geschieht, gut, andererseits aber kommt mir die Vorstellung, dass das alles nur ein Spiel sein soll, absurd vor. Besser wäre es, wenn die Geschichte in einer realen Kriegssituation stattfände: In einem Haus hält Thorvall das Mädchen gefangen und spielt nun mit ihr wie ein Kater mit der Maus, bevor er sie tötet. Ein wenig so, wie in dem Roman Jagdzeit dargestellt, nur eben auf ein Haus/Wohnung und nur 2 Protagonisten reduziert.

Solches gibt es real ganz sicher, denn Krieg und Vergewaltigungen gehören von Anfang an zusammen: Ob dabei sogenannte Kulturmenschen beteiligt sind oder Analphabeten von Boko Haram, immer spielt sich das gleiche ab. Insofern scheint dies eine Ureigenschaft des Menschen zu sein, die in Friedenszeiten durch Ethik und Gesetze im Zaum gehalten wird, wenn auch nicht immer.

Um hier einem Vorwurf von der feministischen Seite zu begegnen: Opfer männlicher Gewalt sind zu mehr als 90 % Männer, nicht Frauen, und das sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten.

Dass der Erzähler sich da einmischt und ein paar Dinge erklärt, die im Kopf von Thorvall stattfinden, finde ich gut. Klar kann man darauf auch verzichten, aber dann bliebe nur die Situation, sprich die Jagd und die „Vergewaltigung“ zu schildern, was reine Aktion wäre, vergleichbar mit manchen Filmen, die auch nichts als Aktionen zeigen. Jimmy löst dieses Dilemma gewöhnlich mit Dialogen - aber sprich mal mit einem Mädchen, das Todesangst hat und vielleicht gar nicht die gleiche Sprache spricht. In solchen Fällen hülfe nur ein Ich-Erzähler weiter.

Sprachlich verrenkst Du Dich ein bisschen mit den Begriffen. Ich finde den Vorschlag von Jimmy, ganz auf sie zu verzichten, überzogen: Zumindest die laut gesprochenen müssen vulgär bleiben, Scheide und Vulva müssen aber auf jeden Fall weg.

Gut gefallen hat mich das Motiv des Riechens. Allerdings hast Du da zu viel erklärt. Ich meine, es reicht doch, dass Thorvall sie riechen kann – auch die Beschreibung, wie sie riecht, ist gut –, aber das Drumherum (Androstenon, etc.) interessiert nicht. Außerdem ist das ein wenig widersprüchlich: Er tut alles, um nicht zu riechen und dann raucht er eine Gauloise. :rolleyes:

 

Hallo Jimmy, schön, dass Du noch mal reinschaust.

Es waren keine evolutionären Mechanismen, sondern gesellschaftliche Prozesse, die die Ethik ins Spiel brachten und den Menschen, insbesondere den Mann, zwangen, seine Natur als Blutvergießer, als Schütze, Speerwerfer, Räuber und Vergewaltiger zu mäßigen.

Wer sagt den Satz? Das ist doch der Erzähler, oder? Ich fände es schlüssiger, wenn man diese Erkenntnisse dem Port zuordnen würde. Dann würde dieses Wissen aus der Erfahrungswirklichkeit von Thorvall stammen. So, finde ich, liest sich das wie ein Kommentar.


Ich verstehe Deinen Ansatz und habe gestern über diese Frage ein bisschen nachgedacht. Wenn man das ganz klar auseinanderhalten will, dann muss man Deinem Vorschlag folgen. Aber ich sehe es ein wenig anders: Der Erzähler muss nicht neutral sein. Er muss das Geschehen nicht wie ein Automat oder eine Kamera darstellen, sondern kann die Handlungen eines Protagonisten deuten, interpretieren, kommentieren und auch aus dessen Sichtweise heraus begründen.

Wenn der Erzähler in der Ich-Form schreibt, kann man das natürlich leichter akzeptieren. Aber auch wenn es sich um eine personale Erzählsituation handelt, wird aus der Innenperspektive der Hauptfigur heraus berichtet. Ich hab dazu bei Wiki mal nachgelesen. Findest Du bei Interesse HIER

Du hast sie jetzt gekürzt, das finde ich besser so.

Jo, und das verdanke ich auch Deinen Hinweisen bei Deinem ersten (zornigen) Kommentar.

Ich würde sogar so weit gehen, die ganzen Bezeichnungen für Geschlecht etc, die ganz rauszunehmen. Die gar nicht erwähnen.

Kann ich mir im Moment noch nicht vorstellen. Ich möchte nicht um den heißen Brei herumreden, sondern auch sagen, was da passiert.

Das meinte ich auch mit "S/M Quatsch", zur Zeit ist dieser 50 shades Hype so sehr auf allen Kanälen, da würde ich schon deswegen versuchen, das anders darzustellen. Das ist hier ein schmaler Grat.

Da hast Du auf jeden Fall recht. Sehe ich auch. Schwieriges Terrain.

Ich glaube, der Text braucht auch keine Auflösung. Du hast halt, wie in einem Vergleich, zwei Erlebnisse nebeneinander gestellt und untersuchst die Beziehungen. Krieg und Sex, Lust und Tod, die Themen von Bataille, den kann ich da empfehlen. Das obszöne Werk, da beschäftigt er sich auch damit.

Danke auch für diesen Hinweis.

Gruß Achillus

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Hallo Fugusan, vielen Dank für Deinen Kommentar. Habe mich gefreut, wieder von Dir zu hören.

interessant fand ich vor allem, wie sich dieser Thorvall zum doppelten Mr. Hyde entwickelt.

Ja, dieses Thema beschäftigt mich schon seit langer Zeit. Ich glaube, das viele Menschen nicht genau verstehen, wer sie sind. Immer, wenn mir einer sagt, dass er sich selbst sehr gut kennt, werde ich hellhörig. Die Täuschungsmechanismen (des Egos, vermute ich) sind von gewaltiger Kraft. Kaum ein Mensch weiß, wer er ist. So ist es auch bei Thorvall, der zu glauben scheint, dass ihn die Erfahrungen des Krieges nicht zerstört haben.

Die erste Interpretation der Geschichte: Die Kopplung von Jagdtrieb und Sexualverhalten. Stimmte das so, stünde es schlecht um die Zukunft der Menschen. Wenn man Menschen mit „männliche Artgenossen“ ersetzen würde, so könnte man davon ausgehen, dass viele Tierarten gerade wegen diesem Verhalten ausgestorben sind. Vergleiche: Kämpfe um Weibchen und Revier bei Hirschen, Hühnervögeln, etc.

Ging mir auch durch den Kopf. Vor einigen Tagen habe ich eine Doku über Elefanten gesehen, in der gezeigt wurde, wie besessen männliche Tiere um die Weibchen kämpfen. Einige dieser Kämpfe enden tödlich, oft dauern sie bis zu 10 Stunden – die Weibchen sind dann meist schon über alle Berge. Gewalt und Sex gehören im Reich der Säugetiere untrennbar zusammen.

Wie dem auch sei, die Geschichte empfand ich als extrem gut geschrieben.

Vielen Dank für das Kompliment, Fugu.

Gruß Achillus
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Hallo Dion, vielen Dank für Deinen Kommentar. Habe mich sehr gefreut, von Dir zu hören.

Ich bin hin und her gerissen: Einerseits gelingt Dir die Darstellung dessen, was geschieht, gut, andererseits aber kommt mir die Vorstellung, dass das alles nur ein Spiel sein soll, absurd vor. Besser wäre es, wenn die Geschichte in einer realen Kriegssituation stattfände: In einem Haus hält Thorvall das Mädchen gefangen und spielt nun mit ihr wie ein Kater mit der Maus, bevor er sie tötet. Ein wenig so, wie in dem Roman Jagdzeit dargestellt, nur eben auf ein Haus/Wohnung und nur 2 Protagonisten reduziert.

Erst mal vielen Dank für den Hinweis zu diesem Roman, den werde ich mir mal genauer anschauen. Klingt spannend. Deine Idee, das Ganze in einer realen Kriegssituation spielen zu lassen, finde ich gut. Das würde die Situation verschärfen. Andererseits hatte ich beim Schreiben schon die Absicht, Thorvall nicht als Kriminellen darzustellen. Daher auch die etwas bemühte Erklärung, wo er die Mädchen herhat.

Solches gibt es real ganz sicher, denn Krieg und Vergewaltigungen gehören von Anfang an zusammen: Ob dabei sogenannte Kulturmenschen beteiligt sind oder Analphabeten von Boko Haram, immer spielt sich das gleiche ab. Insofern scheint dies eine Ureigenschaft des Menschen zu sein, die in Friedenszeiten durch Ethik und Gesetze im Zaum gehalten wird, wenn auch nicht immer.

Das ist die bedrückende Wahrheit. Dass es Kulturmenschen gibt, die an einem Tag im Berliner Konzerthaus Beethovens Neunte genießen und dann am nächsten ein paar Tausend Juden ins Gas schicken, gehört für mich noch immer zu den unfassbarsten Dingen überhaupt. Das waren keine verrohten Bestien, sondern Menschen mit Bildung … Anderes schlimmes Thema.

Um hier einem Vorwurf von der feministischen Seite zu begegnen: Opfer männlicher Gewalt sind zu mehr als 90 % Männer, nicht Frauen, und das sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten.

Ich finde, das ist kein Argument:

Erstens macht es die Sache nicht besser, egal ob die Opfer Männer, Frauen oder Kinder sind.

Zweitens gilt diese Statistik nicht in Kriegsgebieten wie dem Kongo, wo Milizen keineswegs nur oder hauptsächlich Männer töten.

Drittens gilt diese Statistik nicht für sexuelle Gewalt:

Von den meisten Gewaltdelikten sind Frauen seltener als Männer als Opfer betroffen. Dies gilt nicht für Sexualdelikte, die sich ganz überwiegend gegen weibliche Opfer richten, und auch nicht für Raubdelikte gegenüber Opfern über 60 Jahren.

Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Männer, Mädchen und Jungen wird zu 95 bis 99 Prozent von Männern ausgeübt. Opfer sexueller Gewalt werden vor allem Frauen, Mädchen und Jungen, seltener dagegen erwachsene Männer.

(Quelle: http://www.bmfsfj.de)

Das Geschlecht, von dem offener Terror ausgeht, ist der Mann. Das zu bezweifeln, wäre lachhaft, denn die statistischen Ausnahmen sind nahezu ohne Relevanz. Auf der anderen Seite bedeutet das nicht, dass die Frau der bessere Mensch wäre. Doch darum geht es in dieser Diskussion nicht.

Dass der Erzähler sich da einmischt und ein paar Dinge erklärt, die im Kopf von Thorvall stattfinden, finde ich gut. Klar kann man darauf auch verzichten, aber dann bliebe nur die Situation, sprich die Jagd und die „Vergewaltigung“ zu schildern, was reine Aktion wäre, vergleichbar mit manchen Filmen, die auch nichts als Aktionen zeigen. Jimmy löst dieses Dilemma gewöhnlich mit Dialogen - aber sprich mal mit einem Mädchen, das Todesangst hat und vielleicht gar nicht die gleiche Sprache spricht. In solchen Fällen hülfe nur ein Ich-Erzähler weiter.

Ja, das sehe ich auch so.

Sprachlich verrenkst Du Dich ein bisschen mit den Begriffen. Ich finde den Vorschlag von Jimmy, ganz auf sie zu verzichten, überzogen: Zumindest die laut gesprochenen müssen vulgär bleiben, Scheide und Vulva müssen aber auf jeden Fall weg.

Nee, sehe ich nicht so. Für mich sind Scheide und Vulva nicht dermaßen tabu. Vulva finde ich sogar "ein bisschen poetisch".

Gut gefallen hat mich das Motiv des Riechens. Allerdings hast Du da zu viel erklärt. Ich meine, es reicht doch, dass Thorvall sie riechen kann – auch die Beschreibung, wie sie riecht, ist gut –, aber das Drumherum (Androstenon, etc.) interessiert nicht. Außerdem ist das ein wenig widersprüchlich: Er tut alles, um nicht zu riechen und dann raucht er eine Gauloise

Ha! Nicht aufgepasst ;) Tatsächlich ist mir das auch erst aufgefallen, nach dem ich schon die Hälfte der Geschichte geschrieben hatte. Anfangs hat Thorvall tatsächlich die Zigarette geraucht. Und dann wurde mir klar, dass das nicht passen würde. Ich habe das dann geändert: Wenn Thorvall Mädchenbesuch hat, raucht er nicht.

Dion, vielen Dank für Deine Hinweise. Ich fand Deine Anmerkungen sehr hilfreich.

Gruß Achillus

 

Deine Idee, das Ganze in einer realen Kriegssituation spielen zu lassen, finde ich gut. Das würde die Situation verschärfen. Andererseits hatte ich beim Schreiben schon die Absicht, Thorvall nicht als Kriminellen darzustellen.
Was ist kriminell? In Friedenszeiten ist einer, der tötet, ein Mörder oder Totschläger, und wird vom Staat deswegen bestraft, im Krieg aber muss er im Auftrag desselben Staates töten und wird dafür noch als Held gefeiert. Ich finde beides kriminell – und komm mir jetzt nicht mit dem Argument, dass es auch Verteidigungskriege gibt, d.h. dass wir unsere Heimat am Hindukusch verteidigen und Tanklastwagen bombardieren müssen, egal wie viel Zivilisten dabei draufgehen. Jedenfalls: Der Oberst, der das damals befohlen hat, ist befördert worden.

Es gäbe zu diesem Komplex – die posttraumatische Belastungsstörung gehört auch dazu - noch eine Menge zu sagen, aber das würde uns zu weit von der Geschichte führen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dion!

Was ist kriminell?

Jedenfalls nicht unbedingt alles, was privaten Idealvorstellungen widerspricht. Mein Ideal ist unter anderem, dass Menschen in zivilisierten Ländern begreifen, dass der Verzehr von Fleisch nicht der Gesundheit sondern lediglich dem Genuss dient, dass Tiere vernunftbegabte und empfindungsfähige Wesen sind und Fleischessen deshalb unethisch ist. Trotzdem würde ich Fleischessen nicht als kriminell bezeichnen (edit: außer, wenn ich wütend bin ;))

In Friedenszeiten ist einer, der tötet, ein Mörder oder Totschläger, und wird vom Staat deswegen bestraft,

Nein, nicht jeder, der tötet, ist ein Mörder. Jemand, der in der Situation von Selbstschutz oder Selbstverteidigung Notwehr oder (falls andere Personen angegriffen werden) Nothilfe anwendet und dabei jemanden tötet, ist kein Mörder und handelt auch nicht kriminell. Es gibt einen Unterschied zwischen Töten und Morden.

im Krieg aber muss er im Auftrag desselben Staates töten und wird dafür noch als Held gefeiert. Ich finde beides kriminell

Das hat nicht so sehr etwas mit Krieg zu tun. Ein Präzisionsschütze des SEK schaltet auf Befehl einen Geiselnehmer durch Kopfschuss aus. Dabei zielt er von vorn etwas über der Nasenspitze oder von der Seite etwas oberhalb des Ohrs und weiß, dass er so das Kleinhirn treffen wird, einen tennisballgroßen Bereich, dessen Zerstörung mit nahezu 100%iger Sicherheit zum Tod führt.

Die rechtliche Grundlage dafür ist gewährleistet, wenn der "finale Rettungsschuss" das einzige Mittel zur Abwehr einer gegenwärtigen Lebensgefahr oder der Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung der körperlichen Unversehrtheit darstellt. Es ist die bewusste Tötung eines Menschen, der Schütze weiß, dass die Person, auf die er zielt, nicht überleben wird. Und trotzdem ist es kein Mord, nicht in juristischer Hinsicht und auch nicht vom ethischen Standpunkt aus betrachtet.

Du machst es Dir zu einfach, Dion.

– und komm mir jetzt nicht mit dem Argument, dass es auch Verteidigungskriege gibt, d.h. dass wir unsere Heimat am Hindukusch verteidigen und Tanklastwagen bombardieren müssen

Ich empfinde das als Populismus. Nein, das ist zu hart. Ich empfinde das als eine bewusst zugespitzte Behauptung, die argumentativ nicht haltbar ist. Natürlich gibt es Verteidigungskriege. Als Hitler 39 in Polen einmarschiert ist, war das ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Aus der Perspektive von Polen betrachtet, waren militärische Maßnahmen also Verteidigungsmaßnahmen. Ich finde es irritierend, dass Du andeutest, ein solcher Waffengang gegen einen Aggressor wäre irgendwie kriminell.

… egal wie viel Zivilisten dabei draufgehen. Jedenfalls: Der Oberst, der das damals befohlen hat, ist befördert worden.

Es gäbe zu diesem Komplex – die posttraumatische Belastungsstörung gehört auch dazu - noch eine Menge zu sagen, aber das würde uns zu weit von der Geschichte führen.


Es ist eben schwierig, zu durchschauen, welche Rolle die an einem Krieg beteiligten Parteien in Wirklichkeit spielen. Alle Kriegskunst ist Täuschung, sagt SunZu, und das gilt auch für die Motive.

Erik ist in meinen Augen kein Krimineller. Soldaten sind in meinen Augen nicht per se Kriminelle. Soldaten und Offiziere, die gegen die Genfer Konventionen verstoßen, beispielsweise vorsätzlich Zivilisten töten oder Kriegsgefangene misshandeln, halte ich für kriminell.

Das ist in der Tat ein schwieriges Thema. Vielen Dank, Dion, für Deinen Kommentar.

Gruß Achillus

 

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