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Neonlicht
Das grelle Licht über sich nahm sie schon wahr, während sie die Augen noch geschlossen hielt. Sie drohte wieder in die Dunkelheit zurück sinken, doch sie kämpfte. Sie kämpfte sich näher zum Licht, weg von der Dunkelheit. Als sie die Augen aufschlug, begannen auch ihre anderen Sinne wieder zu arbeiten. Sie schmeckte den öligen Fetzen in ihrem Mund, so intensiv, dass ihr davon schlecht wurde. Unter sich spürte sie den harten Steinboden, auf dem sie lag. Wieso bloß schaffte sie es nicht, sich zu bewegen? Sie musste die Augen wieder schließen, das Licht brannte so schmerzhaft… Von weit weg, wie es ihr schien, hörte sie ein leises Plätschern. Regelmäßig, hypnotisierend… Nein, sie musste im Licht bleiben, sie musste fliehen vor der Dunkelheit. Sie versuchte wieder die schweren Lider zu heben. Irgendwann musste es ihr gelungen sein, denn als sie den Kopf umwandte, erkannte sie schlammige Fußabdrücke am Boden. Sie führten weg von einer Metalltür, hin zu ihr. Langsam kroch die Angst in ihr hoch, wie sich windendes Unkraut. Das kalte Neonlicht ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Sie musste weg von diesem Ort. Doch als sie versuchte, Hände oder Füße zu bewegen, spürte sie das Seil, das sich in ihre Knöchel grub, wie ein gefräßiges Tier. Ihr Schrei wurde von dem dreckigen Lumpen in ihrem Mund erstickt. Beinahe augenblicklich umschloss sie wieder die Dunkelheit, so als hätte sie auf eine Gelegenheit gewartet.
Schritte weckten sie. Dann ein Quietschen, Metall schabte auf Metall. Die Schritte kamen näher. Dann ein dumpfer Schlag. Zwei weiter folgten. Alles passierte furchtbar schnell. Die Zeit, die ein Mensch für einen Augenaufschlag benötigt reichte, um ihr das Leben auszuhauchen. Grelles Neonlicht war das letzte, was sie sah. Es folgte nur noch ein leises Plätschern, diesmal allerdings war es kein Wasser.