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Neuer Job für McBirkenberger

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Neuer Job für McBirkenberger

„Oh no! Womit habe ich das verdient?" Alexander Vossenhöfer sah sich in dem Gesprächsraum um: keine Fenster, aber eine verglaste Wand, die den Blick in einen Park freigab; Parkettboden; ein schwarzer Holztisch; zwei Ledersessel und ein Gemälde von Rauschenberg an der Wand. „Wahrscheinlich trägt Dr. Michael McBirkenberger einen kleinen Pferdeschwanz. Andererseits, mein Ziel ist klar. Der Junge muss einen Weg finden! Er muss!"
Dr. Michael McBirkenberger trug keinen kleinen Pferdeschwanz, er ging jeden Donnerstag zum Frisör, der seine grauen Strähnchen im Kurzhaar erneuerte.
Alexander Vossenhöfer platzte geradezu:
„Herr Dr. Michael McBirkenberger, sie müssen uns helfen auf unserem mühsamen Weg in die Emanzipation. Unsere jetzige Situation ist eine verzweifelte. Wir pfeifen auf dem letzten Loch, um uns gegen die Allmacht der Weiber zu behaupten.
Dabei haben wir den Laden noch gut im Griff: ich als Vorsitzender, der Leiter, der Mann an den Instrumenten, der Anlagenverwalter, der Lastwagenfahrer, der Größte, der Älteste - alles Männer.
Aber die zweite Vorsitzende ist eine Frau und das macht mir Sorgen. Wenn ich mir eine kleine Krankheit erlaube, nimmt sie sofort das Ruder in die Hand.
Frau Dr. Mechthild Zweibein und all die anderen Frauen, sie bilden eine erdrückende Mehrheit, die mich nachts kaum einschlafen lässt. Und wenn ich einmal schlafe, dann träume ich von den vielen Frauen, wache auf und kann wieder nicht einschlafen. Wenn die Weiber wollen, wächst überhaupt kein Gras mehr. Die haben mit Quoten Vorteile in Anspruch genommen und nun wollen sie die Macht. Wir werden aussterben Herr Dr. Michael McBirkenberger. In diesem Jahr haben uns Anton und Markus verlassen, dafür sind zwei neue Frauen in den Verein eingetreten."

Dr. McBirkenberger hüstelte. „Der Kerl weint noch, wenn ich ihn weiter jammern lasse", dachte er und fragte schnell nach den Unterlagen, die für seine Beratertätigkeit wichtiger waren als die Schlafhygiene des Alexander Vossenhöfer.

Mit feuchten Augen präsentierte Vossenhöfer den Inhalt seiner Aktentasche: Tabellen über die Entwicklung des Frauenanteils der vergangenen zehn Jahre in seinem Verein, Programme, ein Video und ein Fotoalbum. Dann blickte er Dr. McBirkenberger gefasst in die Augen. Sie müssen mir innerhalb eines halben Jahres zu einem respektablen Männeranteil verhelfen, bringen sie meinen Verein auf Vordermann, wir können bezahlen! Dr. Michael McBirkenberger vereinbarte mit Alexander Vossenhöfer ein Meeting für die nächste Woche.

Eine Woche später erwartete den aufgeregten Alexander Vossenhöfer eine Powerpoint-Präsentation: Dr. Michael McBirkenberger hatte Genderstudien betrieben, in Psychologiebüchern gesucht, mit Dr. Dr. Wagenhofer in der Sauna geklönt, mit seinem Frisör über graue Haare diskutiert und dachte:
„Die Rechnung stelle ich hinterher, jetzt wasche ich diesem Menschen mal den Kopf und zeige ihm, wie er seinen Weiberverein polieren kann." Während er sein umfassendes Konzept vorstellte, dachte er daran, dass er unbedingt in der nächsten Woche ein neues Auto aussuchen sollte.

„Herr Vossenhöfer, ich sehe Chancen für Ihren Verein, vertrauen Sie mir, ich kenne den Weg!

Laden Sie Männer zu ihren wöchentlichen Vereins-Meetings ein, indem sie männerspezifische Freizeitangebote machen, die zunächst einmal gar nichts mit ihren Vereinszielen zu tun haben. Stellen Sie geblümte Sofas in eine Ecke, einen Fernseher, einen Computer mit Internetanschluss, eine Bar an der eine ihrer flotten Mädels „Bloody Maries" ausschenkt." An dieser Stelle erschienen riesige Bilder von Sofas aus Möbelkatalogen, von einem Aldiregal voller Chips und von Fernsehern und Laptops an der Wand. Alexander Vossenhöfer hatte noch nie eine Powerpoint-Präsentation gesehen und bemühte sich, seinen Mund geschlossen zu halten.

„Bieten Sie neuen Mitgliedern ein Muskeltraining an und weisen sie auf die besondere Ausgestaltung eines energischen Kinns durch Ihren Verein hin." An der Wand erschienen die Gesichter von Michael Schumacher, Burt Lancaster, Arnold Schwarzenegger und John Travolta.

„Die übermächtige Konkurrenz zwischen ihren Vereinszielen und dem Fußball kann dadurch ausgeglichen werden, indem sie den Novizen jeweils einen ledernen Fußball in die Hand geben. Das erfordert natürlich eine besondere Didaktik seitens Ihres Leiters. Überzeugen Sie weibliche Vereinsmitglieder, in Fußballtrikots zu erscheinen." An der Wand erschien ein Stummfilm über Frauenfußballmannschaften.

„Wenn alle diese Innovationen nichts nützen, können Sie Schaufensterpuppen zwischen die Mädels stellen und alles andere Ihrem Tontechniker überlassen, und jetzt sind wir beim heikelsten Thema dieses Meetings angelangt:"
Dr. Michael McBirkenbergers Stimme klang streng, er machte dann eine bedeutungsvolle Pause und beobachtete, wie Alexander Vossenhöfer mit offenem Mund die teuersten männlichen Schaufensterpuppen aus einem Einzelhandels-Katalog betrachtete, die der Computer des Beratungsbüros an die Wand warf.

Dr. Michael McBirkenbergers Stimme wurde samtig leise: „Es ist Ihr durch und durch weibisches Liedgut, was bei Männern einen Fluchtreflex evoziert.
Ich nenne jetzt Beispiele aus Ihren Konzertprogrammen:
YESTERDAY (rückwärtsgerichtetes Liebeskummergesäusel)
HERE COMES THE SUN (pah! esotherischer Sonnenanbeterkult)
LET IT BE (um Gottes Willen! religiöse Metaphysik)
WALKING ON SUNSHINE (auch das noch! ein Wanderlied)
SWEET DREAMS (der Gipfel! die Nationalhymne der feministischen Emanzen)
Wahrscheinlich ist es ein Zufall, dass in keinem ihrer Programmhefte MÄNNER SIND SCHWEINE aufgetaucht ist." Er blickte seinem Kunden in die Augen. Dieser wich dem Blick aus und errötete. Alexander Vossenhöfer dachte gerade an die jährlichen Hüttenabende: Da sangen die Frauen zu später Stunde genau diesen Song und zwar auswendig, laut und zwei Mal hintereinander.

„Ich rate Ihnen dringend, Ihrem Chor ein anderes Repertoire vorzuschlagen. Dr. Michael McBirkenbergers Stimme hatte ihre Kraft wieder gefunden.
Wie wäre es mit:
WATERLOO (schließlich erobert der Mann die Frau)
ENGLISHMAN IN NEW YORK (der Mann als genialer Einzelkämpfer)
SATISFACTION und LET’S SPEND THE NIGHT TOGETHER (Songs ohne überflüssiges Liebesgesäusel)
PARADISE BY THE DASHBOARDLIGHT (manchmal geht’s halt nur im Auto)
LIGHT MY FIRE (die Frauen sollen sich doch um uns bemühen, nicht wahr?)
RIDERS ON THE STORM (neben dem Sex stehen Männer auf Abenteuer)."
An der Wand erschienen nacheinander Napoleon, John Wayne, Marlon Brando und ein Porsche-Armaturenbrett. Alexander Vossenhöfer dachte inzwischen intensiv an Sylvester Stallone und berührte mit dem Zeigefinger sein Grübchen am Kinn.

„Der nächste Song, den ich Ihnen ans Herz lege, passt zwar nicht in Ihre bevorzugte Epoche der Popmusik, er drückt aber genau die Zielproblematik aus, in der sich der moderne Mann von heute befindet:
SHOW ME THE WAY TO THE NEXT WHISKY-BAR
Das waren noch Zeiten, nicht wahr? Und wenn wir uns einig sind, kommen sie wieder.

Überlegen Sie sich meine Vorschläge, seien Sie wieder der Kapitän Ihres Chores, die charismatische Führerfigur, die weiß, wo es lang geht. Das erlebe ich immer wieder: Man darf den Frauen nichts durchgehen lassen.

Wir sprechen uns in einem halben Jahr wieder. Die Rechnung geht Ihnen per Post zu. MONEY, das wäre auch ein Song für Ihren Chor.
Auf Wiedersehen Herr Vossenhöfer.

 

Wie heißt dieser Chor und wo kann man ihm beitreten?

Nein, der Text hat mich zwar nicht vom Hocker gerissen, ist aber schon ganz gut.

Das Thema ist gut gewählt. Es gibt nach wie vor genügend Männer, die Angst haben, dass Frauen ihre Arbeits- oder Freizeitwelt überfluten und an sich reissen. Solche Exemplare kommen teilweise wirklich auf die verrücktesten Ideen, um ihre heile Welt zu sichern.

Auch dein Schreibstil gefällt mir. Der Text ist flüssig und direkt geschrieben, ohne unnötige Schnörkel. So wird das Lesen nicht langweilig.

Allerdings bedienst du größten Teils nur die typischen Klischees über Männer, über die man zwar teilweise durchaus schmunzeln kann, die aber eben schon sehr sehr oft verwendet worden und somit nicht sehr originell sind.

 

Hi flop,
das hast du richtig gelesen: Ich habe so kräftig in den Klischeetopf gelangt, dass dieser umgefallen ist. Wenn es um Männer/Frauen geht, sind auf beiden Seiten sofort Klischees anzutreffen, denn Frauen sind nun einmal blöd und Männer doof (oder ist es umgekehrt?).

In gemischten Chören sieht die Geschlechterverteilung anders aus als in den oberen Stockwerken der Berufswelt. Aber in Chören werden Männer von Frauen vermisst, weil die meisten (Pop-)Songs erst mit kräftigen Bass- und Tenorstimmen gut klingen. (Manager und Professoren bleiben lieber unter sich.)

Habe ich richtig verstanden? Du würdest dich bei einer Chorprobe gern auf ein geblümtes Sofa setzen und Bloody Mary schlürfen? Dann hat die geniale McBirkenbergersche Strategie sogar funktioniert. Damit habe ich nicht gerechnet.
Danke für's Lesen und Antworten
Grüße von Emma

 

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