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Noli me tangere

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04.03.2018
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Noli me tangere

Habt ihr das von diesem … Otchorak? Niemand hat das bisher gefragt, obwohl das Plakat seit Wochen im Fenster hängt. ›Ein Buch übers Abtauchen in eine Parallelwelt‹, damit kenn ich mich aus. Und ein Buch, das niemand lesen will. Ich sehe sie draußen vorbeigehen, kleiner Seitenblick und weiter.
Für die meisten, die zur Tür reinkommen, bin ich unsichtbar. Angestrengt schauen sie durch mich hindurch und gleich die Regale hoch. Vorbeifucker nenn ich die.
Zugegeben, ich bin nicht gerade ein Hingucker. Verdrehte Beine, zuckende Arme, das Gesicht eine Fratze. Ein Häufchen Elend, hineingeschissen in einen Hightech-Rollstuhl. Der Spasti, denken sie. Ich sehe es ihnen an, wie es hinter den Stirnen arbeitet, sehe die Abscheu in ihren Gesichtern, spüre die Blicke an mir vorbeiwandern. Und wie sie innerlich abdrehen, weil sie sich nicht aufhalten mögen mit etwas, das nicht repariert oder aufgehübscht werden kann.
Breaking News: ›Bildungsbürger im Vintagewahn.‹
Für manche von denen setze ich meinen VR-Helm auf und mach einen auf elektrischen Stuhl. So haben sie wenigstens einen verfickten Grund abzudrehen.
Ich kann sie laut denken hören. Totalschaden, der Junge – aber die Kutsche ... Möchte nicht wissen, was die kostet. Doch, möchtet ihr. Ihr möchtet von allem den Preis wissen. Immer. Damit ihr vergleichen könnt. Ich kann euch sagen, welchen Preis man bezahlt für einen Freedom-Chair XTR. Der Preis ist, zu wissen, wie beschissen das Leben sein kann.

Oben auf der Klippe. Der Wind nimmt mir den Atem, treibt eine Träne über die Wange. Die nächste Welle bringt das nächste Grollen. Salz auf der Zunge. Gischt steigt aus dem Kessel hoch, die gegenüberliegende Seite verschwimmt im Dunst. Noch einen Schritt und ich kann es sehen. Brodelndes Meerwasser, überschlagende Wellenkämme, die sich gegen die schroffen Wände werfen, an ihnen aufplatzen und zerfließen. Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte des Kessels bleibt unverändert. La Isla azul.
Zwei Schritte Anlauf, tief Luft holen. Ich schließe die Augen, laufe los und springe kopfüber in den Schlund. Im Fall spreize ich die Glieder und spüre, wie der Wind in den Wingsuit greift. Schnell ist die Sonne weg, blaue Schattenkälte fällt auf den Anzug.

»Ist der Buchhändler da?« Wir haben kaum auf, da kommt die Brötchentüte rein. Sie hängt an der Hand, die durch den blauen Ärmel mit einem weißen Bart verbunden ist, über dem braune Augen an mir vorbeistarren.
Kurzen Moment, ich lauf mal eben die Treppe hoch und hol ihn Dir, liegt mir auf der Zunge. Früher hätte ich es rausgehauen, ohne Zögern. Stattdessen ziehe ich ein Spasti-Gesicht, just for you, bunbag, und tippe das übliche Geschwafel.
– »Wie kann ich behilflich sein?«, lasse ich Palina blechern. Sie hat nie einen Hamster im Hals, den sie hochwürgen muss. Immer clean mit diesem Timbre, Hast du schon was vor, schnurr! Dazu Lippenlecken – wenn sie könnte.
Die Brötchentüte knistert, dann werden die Füße musikalisch und fangen an, auf den Fliesen rumzuklackern.
»Äh, ich glaub, ich komm später noch mal.«
Türglocke. Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten.

Ich hasse dieses Gebaren, diese freaky Berührungsängste. Am liebsten würde ich der Welt den Mittelfinger geben und ein Fuck You! dazu. Fickt euch alle!
Aber mal ehrlich, selbst wenn ich es könnte, wen oder was würde das ändern? Ich hab es versucht, mit der Sprachausgabe geht das nicht, der Singsang kommt weird, immer wie ein scheiß Navi, ›Fickt euch! Zur Hölle … bitte wenden.‹
Besonders wenn Palina eingestellt ist, wobei alles, was sie sagt, gleich klingt, egal ob ›Sie haben Ihr Ziel erreicht‹ oder ›Blasen zwanzig Euro‹. Btw, schön wär's.
Gott ist ein erbärmlicher Wicht. Wenn ich ihn treffe, kotze ich ihm auf die Füße. Wahrscheinlich grinst er noch blöd und will mich umarmen, faselt was von anderer Wange oder so. Jesus!, was für ein creep!

Visor!‹ Der Sichtkranz und die Instrumente blenden sich ein. Mit einem Blinzeln nehme ich die Spitze der Felssäule in den Fokus, aktiviere den künstlichen Horizont und justiere den richtigen Winkel. Nicht zu steil, Seitenwind beachten. Ich weiß, oben an der Abrisskante stehen sie, die Lurker und glotzen. Ihre Eier haben sie wie immer zuhause gelassen. Über mir kreisen Drohnen wie ein Schwarm riesiger Mücken.
Breaking News: ›Allein im Land der Raketenmücken‹.
Am Rand des Blickfelds läuft der Countdown. Bei Zero beginnt der optische Alarm. Ich löse aus, der Schirm platzt aus dem Rucksack. Die Seile reißen mich empor, zugleich werden die Flügel abgeworfen, überschlagen sich flatternd. Tief unten werden sie von der brausenden Gischt geschluckt.

Eigentlich bin ich nicht unsichtbar, ich werde übersehen. Feiner Unterschied das. Und wie bei einem Scheißhaufen passiert es manchmal, dass eine, die es eigentlich besser wissen müsste, trotzdem reintritt.
»Habt ihr das von Otchorak?«
Es dauert eine Weile, bevor meine Klauen die Antwort in die Tastatur gestochen haben. Was auch daran liegt, dass meine Ohren erst mal verdauen müssen, was sie gehört haben.
Der Wollmantel steht da und wartet. Die Augen glänzen. Sie haben ein ganz bestimmtes Blau, goldene Sprenkel darin. Kann nur so sein, weil auch ihre heiligen Haare gülden vor dem Schattenblau der Regale leuchten. Lapislazuli. Ich taufe den Wollmantel Lapis.
Ich mache das, ich gebe Dingen Namen, manchmal trifft es auch lebende Dinge und ganz selten lebende Dinge, die meinen Puls beschleunigen.
– »We-Te-Eff! Woher kennst du Otchorak?«, blechert Palina vor sich hin.
Als ich es höre, tut es mir leid, das geschrieben zu haben. Vieles klingt im Kopf smart, mutiert aber schnell zu blöd oder peinlich, sobald Palina das rausblechert. Klar nervt das, aber die männliche Sprachausgabe geht gar nicht, da klingt alles nach ›Hasta la ... blabla!‹, und nach zwei Minuten fuckt das so ab.
Lapis lächelt. Kleine weiße Rheinkiesel zwischen weichen roten Lippen.
Life sucks.

»Mit so was solltest du sparsam sein, das kommt aus dem PC ein bissl … cringy.«
Ich lache, es brodelt aus dem Hals wie Hamster mit Durchfall. Cringy also. Von mir aus. Sabber läuft mir aus dem Mundwinkel. Da muss sie durch. Sie schaut immer noch nicht weg. Toughes Mädchen.
– »Okay, Lapis.«
»Lapis?«
– »Vertippt.«
Stirnrunzeln. Sie hält mir die Hand hin. »Luisa.«
Und jetzt?
– »Adam«, sagt Palina. Es ist falsch und so klingt es auch und auch ein wenig hungrig, wie ›Gib mir den Apfel‹. Ich gebe ihr die Hand und schaue sie an. Sie zückt keinen Apfel, sie wartet.
– »›Noli me tangere‹ steht …« Ich zeige Richtung O, wobei der Finger eher zum Boden zeigt, oder zu mir. Lapis Luisa Lazuli findet es trotzdem und kommt zurück.
»Hast du's gelesen?«, fragt sie. Ich nicke.
»Und?«
– »Grandios.«
»Warum?«
– »Glaubwürdig.«
Triple-L drückt mit dem Finger die warme rote Lippe gegen die Rheinkiesel.
Jesus!, wie gerne wäre ich auch mal Finger.
»Und das, obwohl der Protagonist mit dem Unfall keinen Frieden schließt?«, sagt sie. Ich merke schon, sie möchte was rauskitzeln.
Der Hamster wacht auf und kriecht meinen Hals hoch. Ich tippe fertig.
– »Er findet eine andere Lösung«, sagt Palina. Dann kommt der Hustenanfall.
Sie klopft mir wie selbstverständlich auf den Rücken. Nicht so fest, dass es weh tut, und nicht zu schlapp, gerade richtig. Und gerade so wie etwas, das getan werden muss, weil es unserem Gespräch im Weg steht. Als ich ins Tuch spucke, zuckt ihre Lippe. Dann fängt sie an, mit dem Buchrücken in die Hand zu klopfen, als müsse sie nun den Hamster, den ich rausgewürgt habe, totschlagen.
Triple-L schaut mich an und zögert. Sie klopft ein letztes Mal, dann hält sie es fest.
»Okay, ich nehm's mit.«

La Isla azul. Unter meinen Boots dreht sich die Felssäule, die Spitze ist flach abgeschnitten. Das Gebäude darauf ist schlicht, ein kleiner Rundbau mit weißer Kuppel.
Eine Böe schlägt in den Schirm, ich ziehe links, drohe wegzudriften, komme ins Pendeln, gleiche aus. Dennoch segele ich zu schnell über die Kante.
Diesmal nicht! Hart reiße ich an den Steuerleinen, schlage auf, bekomme die zerfurchte Steinflanke zu fassen und klammere mich fest. Unter mir bricht ein Stück aus der Wand, von hinten zerrt der Schirm, ich koppele ihn ab, bevor er mich in die Tiefe ziehen kann. Als ich mich hocharbeite, kommt der Schmerz.
Jesus!, er tut so gut. Ich hab's geschafft, ihr Fucker.
Blut tropft auf Höhe des Schienbeins aus dem Anzug, ich kann nicht aufstehen. Von oben ein Lurker-Raunen. Schon eine Weile gibt der Visor Warnzeichen, ich schalte ihn aus. Auf allen Vieren krieche ich vorwärts zu dem Rundbau, ziehe mich innen am Terminal hoch und klatsche auf den Buzzer. Im Display ein Goldregen. Eine Ahnung von Applaus dringt durch die Brandung.
›Isla azul completed!‹ Zweitausendfünfhundert Coinells. Ein Schwimmbecken voller Nullen und Einsen, Klingeling. Ein binäres Denkmal in Kryptowährung.

Vor der Tür wartet die Sonne auf mich und Kälte und Geräusch. Der Kaffeebecher, der vor dem Nachbarladen sitzt, rappelt mit den Münzen darin. Ich fahre die Rampe runter, wenigstens sieht er mich. Ich klopfe eine Kippe aus der Box. Bevor ich sie anhabe, ist die Sonne fast unten. Nikotin ist zuverlässig, es tut, was es soll. Ich werde mit Watte ausgestopft. Es bleibt nur Watte übrig und gespannte Haut, Ballonhaut, und einfach die sabbernde Fratze in die Sonne zu halten. Ebenso zuverlässig kommt der Husten und der Hamster in meinem Hals verreckt. Bis ich ihn hervorgewürgt und auf den Asphalt gerotzt habe, vergeht eine Minute voller Krämpfe und Atemnot.
Als es wieder still ist, rappelt der Kaffeebecher. Ich zieh ein letztes Mal an der Kippe und schnippe sie Richtung Becher. Natürlich fällt sie daneben, natürlich auf seinen Schlafsack.
»He, spinnst du?«, sagte er und wischt sie weg.
– »Oh, nicht getroffen«, blechert Palina.
»Arschloch!«, sagt der Kaffeebecher.
– »Na also, geht doch«, sagt Palina. Ich grinse. Er grollt genau drei Sekunden, dann grinst er zurück.
»Bist schon ne arme Sau, ne?«
– »Und du?«
»Kann wenigstens laufen.«
– »Torkeln, Alter, Torkeln.«
Kaffeebecher grinst und schüttelt den Kopf. Er kann nur grimmig oder grinsen. Dazwischen nix. »Haste ne Kippe?«
– »Was zahlst du?«
Jetzt wird er richtig sauer. Die steile Furche sagt mir, die Grimmig-Schranke ist wieder unten. Fürs Schnorren Geld bezahlen, das hängt quer in der Luft zwischen seinen Ohren.
– »Spaß!« Ich arbeite an der Box, schnippe eine Fluppe, sie landet in seinem Schoß. Natürlich freut er sich diesmal, sein Gesicht geht auf wie eine verfickte Kaktusblüte.
Breaking News: ›Krüppel hält grimmig grinsenden Penner aus.‹
Für den nächsten Satz lasse ich mir Zeit. Gerade raucht er und auch danach hat er wohl nichts Großes vor mit dem Tag. Ich warte, bis er zu mir rüberschaut und drücke den Knopf.
»Kannst dir Schachtel verdienen«, blechert Palina. »Sie, beiger Wollmantel, rote Lippen. Sag mir Bescheid.«
Ohne seine Antwort abzuwarten, fahre ich die Rampe hoch.

Es ist verlockend, die Coinells umzusetzen in Interiors, Vessels, Buildings. Anfangs habe ich gekauft wie blöd, bis ich kapiert habe, das bleibt alles bei mir. Es gibt keine Müllabfuhr in EternyCity. Was du nicht weiterverkaufen kannst, klebt an dir, du schleifst es immer mit, dein persönlicher Ballast. Leider hat es gedauert, so ein paar hundert Coinells, bis ich das kapiert habe. Vor allem, bis ich gerafft habe, das gilt auch für den virtuellen Klon.
Heißt: Wenn du dich einmal für blaue Augen entschieden hast, bleiben sie blau. Heißt: Wenn du einmal einen Rollstuhl gekauft hast, steht er ab da im Weg.
Auch wenn du dem Game weismachst, du wärst eine Kreuzung aus Hulk und Caligula, in irgendeinem toten Winkel stolperst du über das verfickte Teil. Natürlich will ihn niemand haben – wie im realen Leben.
Soll nicht heißen, Augmented Eternity wäre nicht real, sie wird es zunehmend. Adam lernt brutal schnell – auch wenn ich nicht on bin. Erstaunlicherweise gehe ich mit dem Meisten, was er in meiner Abwesenheit tut, d'accord. Braver, gut erzogener Bengel. Ein viriler Zeuge aus dem Land Davor. Ob er irgendwann ich wird, oder ich zu ihm? Wir zu uns? Jesus! Ein Mats-Adam, Konichiwa Matsadam!
Jetzt hat Adam einen Hamster gekauft, der stundenlang im Hamsterrad seine Runden dreht. Zwei Coinells. Lässt hoffen, er hat dadurch keine Zeit, auf dumme Gedanken zu kommen – der Hamster jetzt.
Es gibt nur eine Möglichkeit, Dinge endgültig loszuwerden. Ich kaufe für achtzig Coinells ein Grab, schiebe den Rollstuhl in das Loch und sehe zu, wie er feierlich von zwei Spaten ohne Herrchen dran zugeschaufelt wird.
In den Stein lasse ich M O meißeln, nur M O.

»Du willst mich sprechen?« Die Türglocke hat sich noch nicht beruhigt.
– »Sagt wer?«, fragt Palina mit dem letzten Gebimmel. Jetzt wird es eng.
»Der Typ da draußen vor der Tür.« Scheiße, okay, die Kippen sind gestrichen.
– »Hast du's gelesen?«
»Hab ich.«
– »Und?«
»Ich weiß nicht. Ich finde, der Typ, dieser Mats, der gibt zu früh auf.«
Sie schaut ernst und ganz gerade in mich hinein. Ich will, dass sie bleibt, dass sie Geduld hat, dass sie zuhört. Mir wird heiß. Ich will ihre Hand auf mir spüren, mehr als geübte Schläge auf den Rücken. Nein, verdammt, ich will, dass sie abhaut, dass sie nie hier gewesen ist!
Meine Hand zittert, als ich die Tasten drücke.
– »Er findet eine Form der Wiedergeburt.«
»Klar, in einer Welt, die nicht real ist, wie in Matrix.«
– »Der virtuelle Klon ersetzt ihn.«
»Das ist Flucht.«
– »Ja, das ist das Gute daran.«
Natürlich ist das Flucht, was sonst?
Moralisch verwerflich, pfui, wie kann er sich dem gottgewollten Schicksal entziehen? Leute, ihr müsst euch mal zuhören.
›Gott hat diesen Stein der Vorsehung am Trail platziert, Gott hat es an diesem Tag regnen lassen. Gott hat mir den Lenker verrissen. Amen.‹ Gott ist zwar ein verdammter creep, aber für nichts von alldem hat er persönlich gesorgt. Das war alles ich.
Meine Entscheidung, mich im Regen diesen verfickten Trail runterzustürzen. Und EternyCity ist auch meine. Alles menschengemacht. Euch Fuckern wünsche ich einen traumhaften Tag im Freedom-Chair XTR.

– »Rauchst du?«, säuselt Palina.
»Nee«, Triple-L schüttelt den Kopf, »aber wenn du mal ne Pause brauchst …«
Ich nicke und fahre los. Triple-L kommt tatsächlich hinterhergeschwebt. Ich weiß, niemand sieht ihre Flügel. Ich sehe sie auch nicht, ich höre sie nur.
Ich hab noch nie Kaffeebecher blöd gucken gesehen, nur grinsen oder grollen, heute ist es so weit. Im Vorbeifahren schnippe ich ihm eine Fluppe zu. Er ruft mir ein ›Hey, danke, Alter!‹ hinterher. Jesus! Allein das Gesicht war es wert.
Wir fahren und schweben Richtung Park. Oben auf der Brücke über den Weiher mach ich die Kippe an. Die Zeit ist nicht top five, aber respektabel.
Breaking News: ›Der Beginn einer ungleichen Freundschaft?‹
Verfickte Scheiße, ich will das nicht sagen, aber meine Finger gehorchen mir nicht und tippen. Gehirn an Brücke, Finger stoppen. Hand zeigt Gehirn Mittelfinger. Von der Kippe tränen meine Augen. Mittelfinger drückt Enter. Zu spät!
– »Schau es dir mal an …«, sagt Palina laut und deutlich, bevor der unvermeidbare Hamster kommt. Stoisch wartet Luisa und klopft genau dann, als ich es brauche. Mich wundert, wie selbstverständlich sie das hinnimmt, als wäre das gewöhnlich, was es nicht sein kann, weil es keine Gelegenheit zur Gewöhnung gab. Auch der halbe Hamster, den ich in den Weiher rotze, schreckt sie nicht ab.
She's a warrior, she truly is. Nur das Schnappen der Fische bringt sie etwas aus dem Konzept, ein kleines bisschen Etwas.
»Ich überleg's mir, Mats. Ich überleg's mir.«

 
Verwendete Wörter
Kopfüber • Lapislazuli • Flügel • Rollstuhl • Zeuge

Hallo @Carlo Zwei,
ich finde es schwierig, auf Deinen Komm. zu antworten, weil der Text ja nicht einfach so passiert ist. Da steckt schon auch Plan und Überlegung hinter und jede Menge Arbeit. Für Dich will ich zu viel zu schnell, Du beschreibst eine gewisse Hybris, besonders clever und neuartig schreiben zu wollen und eine besonders steile Perspektive und krasse moralische Haltung zu wählen, so dass der Leser final nichts mehr versteht. Das war nicht mein Antrieb, Mein Antrieb war, den Prota so zu treffen und darzustellen, dass er für den Leser sichtbar wird, mit allem, was in seinem Kopf und in seinem Herzen vor sich geht. Und nicht artifiziell, wie du meinst, sondern authentisch und nah.
Nun, es ist wieder so, dass das rote Meer geteilt wird, wie Kiroly schreibt, und das ist für mich wahrlich nichts Neues, das war u.a. bei "Petulia" genau so, aber es ist für mich okay. Ich werde mit dieser Art zu schreiben nicht alle Leser mitnehmen können. Ich möchte jedoch das Raue und Kantige, wie Katla schreibt, nicht glätten und ich will damit nicht aufhören, so zu schreiben. Punkt.
Etwas anderes sind die fehlenden Hinweise und da werde ich nachlegen, damit das Mats/Adam-Wechselspiel verständlicher und sichtbarer wird.

Der Text wirkt auf mich unausgeglichen. Du hast den Plan im Kopf, aber du überlässt mir als Leser, finde ich, zu viel.
Viel beim Leser zu lassen gehört zur Absicht. Du als Leser kannst selbst entscheiden, wie weit Du Dich dem Prota näherst, wie genau Du hinguckst und Dich auf ihn einlässt.
Noli me tangere gilt in gewisser Weise auch für den Text, deine Entscheidung.

Der Spasti, denken sie. Ich kann sie laut denken hören
den Nachsatz braucht es eigentlich nicht. Er steht dort nur, weil er dann später nochmal aufgegriffen wird.
Ja, das haben viel angemerkt, ich hab die Stelle jetzt geändert. "Der Spasti, denken sie. Ich sehe es ihnen an. Ekel und Abscheu in ihren Gesichtern – falls sich einer ihrer Blicke zu mir verirrt."
So ganz glücklich bin ich noch nicht damit.

überschlagende Wellenkämme, die sich gegen die schroffen Wände werfen
da fehlt was ('sich überschlagende')
Hab das nochmal gelesen, für mich fehlt da nix.

»Ist der Buchhändler da?« Vorher am Morgen war die Brötchentüte hier. Sie hängt an der Hand, die durch den blauen Ärmel mit einem weißen Bart verbunden ist, über dem blaue Augen an mir vorbeistarren.
Hier wirds konfus. Diesen Satz kriege ich auch nach einer Minute des Brütens darüber nicht aufgedröselt, also gebe ich auf. Klar, Rätselknacken kann auch Spaß machen, aber hier will ich gerne eine Story lesen.
Wer ihn ignoriert, wird ebenfalls entpersonifiziert, wird zu einem Gegenstand. Er schaut einfach von unten nach oben an dem Mann hoch. Er schaut auf die Brötchentüte, dann wandert der Blick hoch über Ärmel, den Bart bis zu den Augen, die an ihm vorbeistarren. Dadurch wird der Kunde zur "Brötchentüte", weil er die zuerst gesehen hat, das ist jedoch beliebig austauschbar.

Kurzen Moment, ich lauf mal eben die Treppe hoch und hol ihn Dir, liegt mir auf der Zunge. Früher hätte ich es rausgehauen, ohne Zögern. Stattdessen ziehe ich ein Spasti-Gesicht, just for you, bunbag, und tippe das übliche Geschwafel.
»Wie kann ich behilflich sein?«, lasse ich Linda blechern. Sie hat nie einen Hamster im Hals, den sie hochwürgen muss. Immer clean mit diesem Timbre, Hast du schon was vor, schnurr! Dazu Lippenlecken – wenn sie könnte.
Die Brötchentüte knistert, dann werden die Füße musikalisch ... Weil sie auf den Fliesen herumklackern. »Äh, ich glaub, ich komm später noch mal.«
Türglocke, Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten.
Hier sind echt schöne Sachen dabei. Diese Lautsprachlichkeit ist toll. Und es kommt schon auch an, dass er auf einem Rollstuhl-Computer tippt. Aber wer oder was Linda ist, bleibt mir völlig unklar. Dieser Absatz hat für mein Leseempfinden viel zu viele Leerstellen.
Das freut mich sehr.
Zur Linda: Vier Zeilen weiterlesen, ;) da steht sie, die Sprachausgabe, die jetzt Palina heißt.
"Ich hab es probiert, mit der Sprachausgabe geht das nicht, der Singsang klingt weird, immer wie ein scheiß Navi, ›Fickt euch! Zur Hölle … bitte wenden.‹
Besonders wenn Palina (Ex Linda) eingestellt ist ..."

Wenn ich ihn treffe, kotze ich ihm auf die Füße, dem Stück Scheiße.
Das klingt sehr nach Effekt und ich finde, das hat der Text nicht nötig.
Hast recht, meinten viele, dass die Stelle drüber ist, ich hab "dem Stück Scheiße" rausgenommen.

Vielen Dank für Deinen Input, vielleicht kannst Du den anderen Komms noch ein paar Anstöße abgewinnen?

Peace, l2f

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Oben auf der Klippe. Der Wind nimmt mir den Atem, treibt Tränen über die Wangen. Die nächste Welle bringt das nächste Grollen. Salz auf der Zunge. Durch die Brandung steigen feine Gischtwolken aus dem Kessel hoch.

hier gefällt es mir gut. Das ist sehr dicht, aber trotzdem ganz klar geschrieben.

überschlagende Wellenkämme

habe es jetzt noch ein paar Mal gelesen und festgestellt, dass du recht hast :D etwas ungewöhnlich, das so als Partizip zu lesen.

Ich nehme zwei Schritte Anlauf. Zuerst lege ich die Arme an, schließe die Augen und stürze mich kopfüber in den Schlund.

fand die Idee cool, wenn ich es richtig verstanden habe, dass er mit dem Rollstuhl fliegen kann. Ich musste auch wieder an den Jimmy Hendrix Song denken. Castles Made of Sand, wo da ein Mädchen 'crippled for life and she couldn't speak a sound' mit ihrem Rollstuhl an der Klippe steht und sich aus Trotz das Leben nimmt, runterspringt. Es sieht dann kurz so aus, als könnte sie fliegen. Genau in dem Augenblick nämlich kommt zufällig ein goldenes, fliegendes Boot vorbeigeflogen. 'But it didn't have to stop. It just kept on going'. Musste ich nur dran denken, weil das witzigerweise auch für meine Story eine Inspiration war.

Vorher am Morgen war die Brötchentüte hier.

Ich versuche mal, aufzuschlüsseln, warum ich da nicht reinkomme, was mir hier zu viel des Rätselratens ist. An der Stelle kenne ich ihn noch nicht so gut, um zu wissen, ob er jetzt eine Brötchentüte meint oder das wieder eine seiner eigenwilligen Bezeichnungen für irgendetwas ist, was eigentlich bereits einen Namen hat, bloß dass ich mir als Leser aus einem mir beim Lesen nicht erfindlichen Grund eine von ihm erfundene Sprache aneignen soll, in der blau=grün und Auto=Mensch und so weiter. Okay, wahrscheinlich ist es eine richtige Brötchentüte. Warum 'war' die Brötchentüte 'hier'. Wo ist dieses hier? Ist das der Laden? Das würde daraus ein 'hier sein' machen. Und weil du bei der Brötchentüte eigentlich nicht von 'sein' im Sinne von anwesend/existent sprichst, sondern vielleicht von 'lag' oder 'befand sich', denke ich kurz wieder: ist das jetzt doch Synonym für einen Menschen? Eventuell also wirklich? Und zugleich weiß ich nicht, wozu ich das überhaupt wissen soll. Letzteres ist nicht ganz dein Problem, schon klar, aber halt ein Leseeindruck.

Sie hängt an der Hand

Und dann denke ich wieder: Okay, ist es jetzt ein Mensch oder eine Tüte? Welche Brötchentüte (die Teile aus Papier) kann denn an der Hand 'hängen'. Sie hat ja keinen Henkel. Außer in seinem Vokabular heißt 'hängen' jetzt so viel wie 'sich dort räumlich befinden' ergo 'der Typ hält das in der Hand'. Aber warum zum Geier? (wieder Leseeindruck), denke ich mir.

lasse ich Palina blechern. Sie hat nie einen Hamster im Hals

So wie er konstatiert 'sie hat nie einen Hamster im Hals' könnte er auch etwas Klärendes konstatieren, dass in humorvoller Weise die Frage thematisiert, warum er seiner Sprachausgabe einen Namen gibt (wodurch ich das als Leser nebenbei erfahre). Es bleibt dadurch eh für viele, denke ich, immer noch unklar, wenn du es subtil haben willst.

Türglocke, Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten.

Das mit der Fingerspitze pusten. Hä? Okay, jemand schlägt ihm die Tür in den Rücken. Dann zur Fingerspitze? Ich begreife es nicht.

Ich hasse dieses Gebaren, diese phoney Berührungsängste. Am liebsten würde ich der Welt den Mittelfinger geben und ein Fick dich! dazu. Fickt euch alle!
Aber mal ehrlich, selbst wenn ich es könnte, wen oder was würde das ändern? Ich hab es probiert, mit der Sprachausgabe geht das nicht, der Singsang klingt weird, immer wie ein scheiß Navi, ›Fickt euch! Zur Hölle … bitte wenden.‹

Die Stelle mag ich sehr. Erinnert mich vom Klang ein wenig an AWMs Roundworm. Fresh.

Blasen zwanzig Euro‹. Btw, schön wär's.

Das fand ich merkwürdig. Es hört sich nämlich so an, als würde er darüber nachdenken, dass seine Sprachausgabe ihm einen bläst. Irgendwie weit hergeholt, dachte ich beim Lesen. Hält sich aber zugleich auch in so einem Sprachnebel, dass es auch etwas anderes meinen könnte. Diese Ambiguität macht es, finde ich, auch schwer, den Finger drauf zu legen.

die warme rote Lippe gegen die Rheinkiesel

Das fand ich ein sehr schönes Bild. Aber es hängt für mich in der Luft. Weil ich kein Bild von der Person habe. Diese Ambiguität, die den Text durchzieht, erlaubt mir nicht, mich für ein Bild zu entscheiden. Ist das jetzt ein Mensch oder ist das jetzt wieder irgendeine Sprachausgabe etc. :Pfeif: Also klar, es ist ein Mensch, aber da entsteht kein Bild. Da gibt es kein Gesicht, keinen Körper, zu dem diese roten Lippen gehören, an die sich die Rheinkiesel (Synonym für irgendetwas anderes?) pressen.

Ich hab's geschafft, ihr Fucker.
Blut tropft auf Höhe des Schienbeins aus dem Anzug, ich kann nicht aufstehen. Schon eine Weile gibt der Visor Warnzeichen, ich schalte ihn aus. Auf allen vieren krieche ich vorwärts zu dem Rundbau, ziehe mich am Terminal hoch und klatsche ab. Im Display ein Goldregen. Eine Ahnung von Applaus ohne Eier dringt durch die Brandung. ›Isla azul completed.‹ Zweitausendfünfhundert Coinells. Ein Schwimmbecken voller Nullen und Einsen, Klingeling.

Diese Stelle mag ich auch gern. Ähnlich wie die Passage weiter oben ("phoney Berührungsängste")

EternyCity

Guter Name


Ende verstehe ich nicht. Was ist da jetzt ausgemacht worden. Ist sie eine Prostituierte? Ist mein Problem, könnte ich wahrscheinlich noch herausarbeiten.
Habe jetzt nicht nochmal in die Kommentare geschaut, zumindest nur mal ein zwei überflogen. Aber vielleicht jetzt. Bleibt also vorerst mein Leseeindruck.


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Ich wollte dich nicht mit leeren Händen vor diesen Kommentar stellen, deswegen der Nachtrag. Hoffe, es bringt was.
Gruß und Peace
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Katla,
es gibt diese Momente, da blitzt es einmal quer über den Kontinent, da gibt es diesen Draht von mir zu jemand anderem, den mein Geschreibsel erreicht. Das sind so Kippschaltermomente, wo die Sicherheit zurückkommt: Ja, so daneben ist der Text nicht, wenn jemand schreibt, sie habe ihn genossen. Danke dafür. Schön auch, dass Du den Bogen schlägst zu meinem Erstling hier. Ich denke mal, Du meinst "Der Riss"? Kommt mir ewig lange her vor, dabei sind es gerade mal drei Jahre, von denen ich den zweieinhalb nicht mehr gelesen hatte. Der hat auch ab und zu ein irres Flackern, der Text. Hab den direkt mal ein bisschen nachpoliert ...
Und dann das hier:

die stilistische Sicherheit und eben das extrem Persönliche, diese tolle eingeschränkte Sicht und diese harsche, aber nicht grobe Sprache, in der ich durchaus Poesie sehe. Und wunderbar, wie alles so selbstverständlich klingt, als gäbe es gar keine andere Möglichkeit, die Welt zu sehen.
Dafür könnte ich Dir glatt um den Hals fallen, wenn da nicht so ziemlich die ganze Ostsee plus ein paar Bundesländer dazwischenlägen. Ich tue es mal virtuell. :kuss:

Ich kann nicht behaupten, beim ersten Lesen alles verstanden zu haben, und das ist gut so. Ich genieße das über die Maßen, wenn ich - wie im Swimmingpool - ab und zu mal den Boden verliere, oder mit dem Kopf unter Wasser komme, kurz die Orientierung verliere, nicht mehr weiß, wo unten und oben ist, um dann wieder aufzutauchen, kurz zu gucken 'aha, da gehts lang' und wieder ins Tiefe.
Ups, klingt ein wenig nach struggle, okay, der Text ist struggle, aber schön, dass Du es genießen konntest und einen Zugang gefunden hast.

Mich hat selbst erstaunt, wie gut mir die fremdsprachlichen Sprengsel gefielen - weil ich nicht vor allzu langer Zeit einen Text fast nur deswegen als unlesbar empfand. Es wirkt hier sehr im Fluß, unprätentiös, und es passt einfach grandios zum Prota. Den finde ich absolut rund und glaubwürdig. Trotz dieser leicht experimentellen Erzählweise kommt mir die Geschichte sehr stringent durchkomponiert vor, nicht arbiträr.
Das finde ich ein ganz tolles Lob, gerade das unprätentiös und glaubwürdig, danke schön. Und ja, das ist nicht willkürlich, nicht zufällig, das war ein ständiges wiegen und verwerfen. Mich freut extrem, was Du hier schreibst:
Aber dieser knochentrockene Tonfall des Protas, diese leichte Manie und desillusionierte Sicht auf alles. Das verrät immer noch einen Funken Widerstand, also auch Gefühl. Nur eben nicht so platt. Ich habe keine Probleme mit einer Distanz zum Prota, übrigens. Auch klasse mit dem Hamster!
Und auch, dass deiner Meinung nach immer die Chance besteht, zu verstehen.

Ich hoffe sehr, du bügelst die Stoy nicht zu stark.
Hab ich nicht vor, das würde den Text schwächen, hab nur an der Gott-Stelle gebremst und hier und da gestrichen oder nachgelegt bei der VR-Brille. Und das Adam/Mats-Ding wartet noch auf Klärung. Aber mit Vorsicht.

Ich war sicher, die Blume, die auch so heißt, wäre die Mimose. Es ist aber das Große Springkraut (...)
dein Prota verhält sich im sozialen Gefüge durchaus wie diese kleine Blume.
Der Bezug zum Kraut war unbeabsichtigt, aber ja, das passt, der Prota benimmt sich voll so. Von wem er das hat?

Liebe Grüße, peace, l2f

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Lieber @kiroly,

hat mich gefreut, als ich gesehen habe, dass Du kommentiert hast, Du treuer Kommentator meiner Texte.

ein klassischer Text, mit dem der Prophet das Rote Meer teilen wird. Tut er ja schon, laut Kommentaren.
Ja, mal wieder. Hab da auch mit gerechnet und will das aber nicht werten und niemanden diskreditieren. Es braucht eine spezielle Antenne für sowas Experimentelles. Und ich kann verstehen, wenn jemand damit nichts anfangen kann.
In Leipzig gibts keine Ausgangssperre mehr. Leichte Euphorie bei mir. Hoffe, mein Kommentar nähert sich dem Irren nicht an. Wahrscheinlich schon. 99%-Signifikanz! Für Irre!
Lass es raus ...

Dein Text weist Zerfallstendenzen auf, starke Zerfallstendenzen auf, die in den anderen Kommentaren erwähnt werden: Worauf willst du hinaus? Was willst du sagen? Verstehe nichts! Ich glaube, dass @Carlo Zwei das gut beschrieben hast, es wirkt alles ein wenig uneben, unrund. An der Sprache feilen. Klinge ich oberlehrerhaft? Will-ich-nicht! Vielleicht brauchen deine Textabschnitte Referenzpunkte, dass jeder Leser weiß, wo er sich eigentlich befindet. Entweder geographisch oder psychologisch, wo ist die Perspektive, im Laden oder in der Erinnerung, an der Kliff oder in der persönlichen Einschätzung? Also, wo bin ich gerade? Und das könntest du sprachlich stärker ordnen. Dein Text ist wild, aber die Wege und Grenzen sind unklar. Vielleicht nicht nach Stellen arbeiten, sondern nach dem einen Eindruck, der in dem einen Absatz dir vorschwebt. Ich bin im Laden. Der Prota ist wütend auf die Welt. Und von diesen beiden Punkten den Text durcharbeiten. Aber jetzt wirke ich wie ein Oberexperte, aber das bin ich nicht, es ist nur eine Idee.
So, Kuschelpause, lieber kiroly, (;)) ich will die Sprache nicht ordnen oder feilen, das Raue und die Wucht sind Absicht, das soll bleiben. Und auch die Referenzpunkte sind vorhanden, sie wollen nur gefunden werden. Ja der Text zerfällt in scheinbar unzusammenhängende Absätze, aber auch dahinter steckt eine Überlegung. Ich stelle beide Welten gleichwertig gegenüber. Die reale Welt, in der er seine schweren Einschränkungen nur mit gewissen Strategien erträgt und die virtuelle Parallelwelt, in der er sich beweisen kann, auch wenn es künstlich generierte Gefühle sind. Dort kann er seinen Mut, seine Skills zeigen und Erfolge erzielen, die ihm in der realen Welt verwehrt bleiben. Der Prota bewegt sich in beiden und tendiert dazu, sich die virtuelle Präsenz zur dauerhaften auszubauen, weil er sich mit dem Leben, das ihm bleibt, nicht abfinden will. Warum sollte er Frieden schließen müssen mit den extremen Einschränkungen, wenn er es anders haben kann?
Die Frage ist, wohin geht die Reise und genau in diesem Moment taucht Luisa auf und mischt die Karten neu. Und auch der Text wird gerader, sortierter, gerichteter.

Aber - jetzt werde ich sehr subjektiv und sehe es ähnlich wie @Katla: Ich habe den Text genossen.
Freude große breitmachen sich.

Ich habe ihn genossen, weil er bunt und wild wirkt. Das mag jetzt sehr, sehr seltsam klingen, ich weiß, aber ich nenne solche Texte Ringbahn-Texte.
Von mir aus, oller Eisenbahner :D, das ist wieder dieses Meiden des Zentrum, das ich gerne so mache und Du schon ein paarmal beschrieben hast, als Crumble statt richtigem Kuchen oder als Vereinzelung der Eindrücke. Was sage ich diesmal? Ich sehe es weniger als ringförmiges Kreisen, sondern als zwei Spuren, die sich aus weiter Entfernung zu einer vereinen (vielleicht) und wenn, dann heißt die Weiche Lapis Luisa Lazuli.

Trotzdem, ich mag den Text. Mir kommt es aber auch nicht auf empfundene Nähe oder Plausibilität eines Protas an - die empfundene Nähe reflektiert nur die individuelle, soziale Erfahrung wieder und die bleibt milieu-spezifisch extrem beschränkt, ich brauche keine Nähe. Ich, ich, ich, das ist eben sehr Ich, subjektiv und reinste Sache des Geschmacks.
Ja die milieu-spezifische Nähe kann es auch nicht sein, die kann nicht vorausgesetzt werden, das muss der Text leisten.

ein Hingucker
Hier hätte ich ein englisches Wort erwartet. Spot vielleicht. Spot, das Wort spuckt in viele Fressen, so scheint dein Hauptprota die soziale Welt wahrzunehmen.
Habe ich nachgedacht darüber aber verworfen weil. Ich habe jetzt aus den Leuten, die angestrengt vorbeischauen, die Vorbeifucker gemacht und das flutscht besser mit dem Hingucker in der Nachbarschaft.

Ich kann sie laut denken hören. Zu stark beschädigt, der Junge, aber die Kutsche ... Möchte nicht wissen, was die kostet. – Doch, möchtet ihr.
Voll gut. Das Aufgreifen dieser Alltagsphrasen, Reden zur Stärkung des sozialen Kontakts, Inhalt egal, das Blablablei zählt.
Stimmt, hab das trotzdem mit desolat statt stark beschädigt nachgeschärft.

Schattenkälte fällt auf mich.
Denke, das Schattenkälte brauchst du im Sturz nicht. Der nächste Satz "Im Schatten ist alles blau" reicht hier aus. Oder besser eine Flugkälte. Vielleicht sogar ein Fremdwort mal ausprobieren, aerodynamische Fallkälte, auf so etwas würde ich ja stehen, aber Meere sollten nicht weiter geteilt werden.
Aerodynamische Fallkälte? Sind wir im Flugzeugbau unterwegs? Nee Du. :D Hab das dennoch geändert und den doppelten Schatten rausgenommen.

diese phoney Berührungsängste
phoney ... hm ... nein, phoney klingt für mich zu sanft,
Mit phoney verbinde ich für immer Haulden Caulfield. Gibt es ein passendes Synonym zu phoney? Heuchlerisch oder hypokrit vielleicht. Passt aber beides nicht zum Prota.

La Isola azul.
L'isola azzura? Italienisch? Spanisch? Portugiesisch?
Hab das schon stillschweigend korrigiert und wollte nicht nochmal rot werden, also silence!

Besonders wenn Palina eingestellt ist, bei der alles, was sie sagt, gleich klingt, egal ob ›Sie haben ihr Ziel erreicht‹ oder ›Blasen zwanzig Euro‹. Btw, schön wär's.
... Palina, perfekter Name. Da wusste ich sofort, jetzt gehts in eine sexualisierte Richtungs-Tendenz. Blasen aber, nein, hier empfehle ich dir etwas anderes. Vielleicht Sonderstellung, zwanzig Euro. Kann mich sogar nach dorsal effektiv verdrehen. Die Lage (anatomisch) des Hauptprota aufgreifen.
"Sonderstellung, zwanzig Euro. Kann mich sogar nach dorsal effektiv verdrehen." Sorry, lieber kiroly, das passt vom Duktus nun gar nicht zu meinem Prota, da spricht mehr ein technisch interessierter Mediziner.

Gott ist ein erbärmlicher Verräter. Wenn ich ihn treffe, kotze ich ihm auf die Füße, dem Stück Scheiße.
Der Satz schlägt zu extrem aus. Du hast auf der Wellenhöhe Gott und ganz unten das Stück Scheiße. Das hat was von einer hochfrequenten Amplitude. Aber ich bin Katholik. Da mag die Amplitude größer erscheinen als für Ureinwohner postsozialistischer Staatshälften. Ansichtssache.
Jaaa. Habe ich schon gekappt und das Stück Scheiße rausgenommen. Bin da selbst aber schmerzfrei, weil gottlos.

Über mir kreisen Drohnen wie ein Schwarm riesiger Mücken.
wie riesige Mücken. Vielleicht die Mücken anders beschreiben? Wie fette, weibliche Mücken? Wie fette, blutgierige Mücken (zu extrem mMn)? Wie Mücken von Hass und Albtraum-Freude?
Blutsaugend sind sie jetzt geworden, die Guten.

Tief unten werden sie vom brausenden Marmor geschluckt.
Der brausende Marmor gefällt mir nicht. Aus einem bestimmten Grund: Im Absatz davor imitierst du die Sprache der technischen Ausführung, in der aktiviert und ausgelöst wird. Brausend und Marmor, das wirkt für die "Flüssigkeit" deines Textes viel zu simpel. Vielleicht von "Blasen geschluckt"? "brausendem Kessel" ... irgendwie. Und warum Passiv?
Ja, sehe ich ein, habe es zur Gischt vereinfacht.

Hamster mit Durchfall.
Die Fäkalanapher passt hier nicht. Auch hier operiert der Text mehr im Technischen, der schöne Satz um Palina, das hast du sehr, sehr gut beschrieben, @linktofink, aber statt Hamster auf Durchfall würde ich dir eher eine Droge oder eine psychiatrische Störung empfehlen. Hamster auf Speed, Hamster auf Ecstasy, Hamster auf Heroin (zu beruhigend), Hamster in Manie.
Hä? Der Hamster nimmt keine Drogen, der steckt in seinem Hals und es geht um das Geräusch, das er macht, wenn der Prota lacht. Er ist kein eigenständiges Lebewesen, sondern nur ein Symbol, das der Prota wählt, um seine Schluckbeschwerden ironisch umzutaufen.

Soll nicht heißen, Augmented Eternity wäre nicht real, sie wird es zunehmend.
Ich lese hier mehr einen Typen, der seine Beeinträchtigungen durch Gamification kompensiert. Also, hier werde ich abstrakt: Die körperliche Einschränkung führt zum Streben eines Autonomie-Verlangens, eines Wieder-Handeln-Könnens mittels Gamification. Anhand der Mechanik eines Videospiels schafft sich der Protagonist Kontrolle über seine Umwelt und seinen Körper. Ist das die Kern-Idee deines Textes, um den er sprachlich Ringbahn fährt?
Kompensation, Wieder-Handeln-Können ist ein sehr wichtiger Aspekt, Autonomie ebenfalls. Trotzdem ist das zu kurz gesprungen, denn zentral geht es um die Neuformung des virtuellen Klons, der ihm durch die Komplexität dieser Parallelwelt ein Weiterleben im - ich nenne es jetzt mal nicht Game - Programm ermöglicht.

Ein viriler Zeuge aus dem Land Davor.
Das Land "Davor" - falls es auf einen Unfall hinweist, finde ich das für deinen Text zu einfach, zu platt. Die derbe, zornige und wütende Kraft deines Protas sollte sich in einer Bezeichnung für die Vergangenheit widerspiegeln.
Ja es weist auf die Zeit vor dem Unfall, aber welches Wort würde da besser passen?

»Rauchst du?« – säuselt Palina. – »Nee, aber wenn du mal ne Pause brauchst …«
Palina. Vielleicht die Stelle ins Oberkitschige übertreiben (haucht Palina) oder abrupter gestalten: sagt Palina. Schnippt die Zigarette aus der Packung. Palina-20-Euro-Lächeln. Hi. Ich bin Palina. Hält mir die Zigarettenpackung hin. Ja. Ich bin immer noch Palina. Konzentriere mich subversiv.
"Nee, aber wenn du mal ne Pause brauchst ...
Hä? Palina, die Sprachausgabe, kann maximal säuseln, aber keine Zigarette aus der Packung schnippen oder lächeln. Oder verstehe ich nicht, worauf die hinauswillst?

Gehirn an Brücke, Finger stoppen. Hand zeigt Gehirn den Mittelfinger
Vielleicht Gehirn weiter spezifizieren? Kognition, stopp den Finger. Hand protestiert. Mittelfinger. Fiese Evaluation.
Kognition ist zu nüchtern für den Duktus des Protas. Das muss Tempo haben, sonst funtkioniert das nicht. Also auch eine gewisse Einfachheit.

Puh, kiroly, alter Schwede, du bringst mich zum Schwitzen. Danke für Deinen ganzen Input. Ich hoffe, ich hab nicht zu sehr an Dir vorbeigequasselt. Peace, l2f

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Menschen die sich mit den von dir in Text und Kommentar beschriebenen Themen, Begriffen schon beschäftigt haben, werden hier mehr erkennen, als ich mit Papier und Füller schreibender, alter Sack. Ich habe also die Schlüsselbegriffe nicht so umgesetzt, wie es für die Geschichte notwendig gewesen wäre. Das ist interessant. Denn das ist jetzt der erste Text, der etwas beschreibt, dem ich mich in meinem Leben noch nicht zugwendet habe. Insofern trennt er etwas. Generationen? Es ist ein größerer Sprung als von Kerouac zu Mann. Das steht mal fest. Jetzt weiß ich auch, was fehlte, und muss mich noch entsprechend bilden. Das ändert aber nix daran, dass es ein guter Text ist.
Lieber @Morphin,

altersmäßig passt da keine Generation zwischen uns, auch keine halbe. ;) Sind schon Dinge, die mich beschäftigen, dieser VR-Kram und was er mit uns Menschen macht und ich kann verstehen, wenn da jemand abwinkt. Diese "Augmented Eternity" ist tatsächlich in der Entwicklung, das geistert auch gerade durch die Medien. Ein virtuelles Alter Ego wird erschaffen, das nach dem Tode zB. in den sozialen Medien als Chatbot weiter auftritt und im Sinne des Verstorbenen interagiert.

Spooky, nicht wahr? Peace, l2f

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Meine Vermutung ist eher, dass es ganz schlicht verschiedene Erwartungen sind, die wir an Fiktionen, Sprache und das Erzählen selbst haben. Eine gewisse SF-affinität schadet sicher nicht.
Ja, vermutlich brauchte es diese, deswegen habe ich auch nachträglich den SciFi-Tag dazugenommen.

Liebe Grüße nochmal.

 

Hallo @linktofink,

alle Achtung! Ich befinde mich nach dem Lesen deiner Geschichte so zwischen mehreren Gefühlen, wie boah ist das geilgut geworden, was du aus einem Rollstuhlfahrer rausholst und was hab ich da eigentlich grad gelesen, das kann doch eigentlich nicht linktofink sein, der hat sich neu erfunden irgendwie.
Respekt vor dieser Leistung! Du bist meine erste Challengegeschichte und ich bin selbst total wie ein Flitzebogen gespannt, ob ich eine noch bessere lesen werde.
Nun gut, ich habe nicht alles verstanden, aber den Kern ganz bestimmt.
Und wenn ich aus deiner Sicht mit dem Plot danebenliege und mit meiner Einschätzung über den Prota, dann ist mir das auch egal, du hast es so angelegt. dass ich meine eigenen Empfindungen dabei haben darf. Und das ist grandios.
Er ist der intellektuelle Zyniker und ich mag ihn. Ich habe keine große Lust, ihn mir persönlich anzugucken würde es ihn denn persönlich geben. Dafür hast du gut gesorgt!

Und es hat ihn erwischt und zwar zweifach. Der Unfall, bei dem ich mich laufend frage, was so ein Zyniker dann noch von Gott faselt? Verzeih meine derbe Wortwahl. Wozu den anklagen? Der ist doch sowieso nicht existent bei so einer Sache? Und genau das ist mein seichter Kritikpunkt.
So einer, wie dein Prota hält sich nicht lange mit diesem Gott, den es angeblich als Gütigen gibt, auf. Der ist für ihn gestorben, wenn er denn je für ihn gelebt hat.
Wenn mir so etwas passieren würde, gäbe es diese Fiktion eines Gottes für mich einfach nicht mehr. Und ich würde jeden mit Worten erschlagen, also Palina, der davon schwafelt.

Und das zweite Mal erwischt ihn die Zuneigung, das Begehren, die Sehnsucht nach Nähe, Zuwendung und vielleicht sogar Liebe. Das ist dir grandios gelungen, auf diese zynische Weise.
Für mich ist dies eine moderne Liebesgeschichte.

Eine mit kleinen Haklern allerdings, denn so richtig mag ich Lapis nicht glauben, dass sie so fürsorglich ist. Kann sie nicht in irgendeinem Nebensatz mitteilen, dass sie einen Bruder hat, der auch im Rollstuhl oder so? Ich möchte sie gerne ein Stückchen mehr authentisch, verstehst du wie ich es meine?
Sie klopft mir zu perfekt und zwar ohne Erklärung, weshalb das so ist. Sie kann nämlich unmöglich bereits Feuer gefangen haben. Weshalb auch? Die ist ja nicht irgendwie auf der Suche nach Opfern, die sie mit ihrer Empathie erledigen kann. Sie ist aber zu empathisch in ihrem Verhalten, nicht in ihren Worten. Also wäre es doch eine Idee, wenn sie so ganz nebenbei fallen lässt, dass sie einen Bruder hat (besser noch hatte), der auch ...du verstehst?
Denn mal ganz ehrlich: wer weiß schon genau, wie man Hamster aus der Kehle klopft?

Ich bin, dies mein kleines Vorwegfazit, echt beeindruckt, von deinem Text, der ist nicht grad sowas wie ein Gutelaunetext, aber aus meiner Sicht momentan jedenfalls, das Beste, was man aus einem Rollstuhlplot holen kann. Das alles gefällt mir.

Textkram, Anmerkungen etc.:

»Habt ihr das von M. Otchorak?«
Dein Beginn ist mir zu spröde. Was für ein Verbrechen begehst du, wenn du einen winzigen Hinweis für den doofen Leser gibst, dass es sich um ein Buch handelt? Ich habe echt damit nichts anfangen können, dachte fest zunächst, dass es eine CD ist. Du willst doch nicht in dieser Weise eine Art besondres Rätselraten veranstalten.

Vorbeifucker
Perfekt formuliert. So wenig Wort und so viel Inhalt. Klasse!
sehe den Ekel und die Abscheu in ihren Gesichtern
Ist es wirklich Ekel? Abscheu ja, aber es ist meiner Meinung nach nie Ekel. Es ist dieser Widerwille, so etwas nicht an sich und die eigene heile Welt heran zu lassen. Ekel ist für mich, wenn vor meinen Augen jemandem eine dicke eitrige Pickel aufplatzt, jemand kotzt und ich nur die Stückigkeit des Ausgekotzten sehe, sondern auch noch rieche. DAS ist Ekel. Dein Prota ist nicht eklig!!!! Er ist abstoßend.

Der Preis ist, zu wissen, wie zerbrechlich und beschissen das Leben sein kann.
Nein, das passt nicht an dieser Stelle. Er beginnt ja zu animieren, wie viel sein vermutlich fast unbezahlbarer Rollstuhl gekostet hat, damit lockst du den Leser und ich als eine deiner Leserinnen will jetzt nicht diese Antwort lesen, die ist Klischee...mach das nicht mit mir.
Du willst was ganz anderes sagen. Dann tu es bitte auch!

Oben auf der Klippe. Der Wind nimmt mir den Atem, treibt Tränen über die Wangen. Die nächste Welle bringt das nächste Grollen. Salz auf der Zunge. Durch die Brandung steigen feine Gischtwolken aus dem Kessel hoch. Die gegenüberliegende Seite verschwimmt im Dunst. Noch einen Schritt und ich kann es sehen. Brodelndes Meerwasser, überschlagende Wellenkämme, die sich gegen die schroffen Wände werfen, an ihnen aufplatzen und zerfließen. Der Kessel schäumt auf. Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte bleibt unverändert. La Isla azul.
Ich denke ja immer, dass Landschaftsbeschreibungen ins letzte Jahrhundert und davor gehören, weil da die Leute kein Fernsehen hatten, nicht mal eben von A nach B fliegen konnten und so, ABER deine Beschreibung ist perfekt. Ich bin genau da, wo du mich bzw. dein Prota haben möchte. Gut gemacht!
, wie der Wind in die Flügel des Anzugs greift.
Und ich kann mir leider darunter nix vorstellen. Sorry. Ich komme auch ohne diese Beschreibung klar, weil ich erfahre, dass deinem Prota irgendwas Schlimmes widerfahren ist. Aber was, ich gestehe es gern, habe ich bis zum Ende deiner Geschichte nicht kapiert. Die Geschichte funktioniert für mich trotzdem gut. Ich kann also mit meiner Blödheit leben.
Türglocke, Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten.
Er gefällt mir gut, dein Prota. Ich mag Ironie und Zynismus sehr.
der Singsang klingt weird, immer wie ein scheiß Navi
Das kann ich mir akkustisch richtig gut vorstellen und diese Stelle bringt mich zum Schmunzeln.
Das mag ich, dass du deinen Prota immer wieder aus dieser eigentlich "mir-geht-es-scheiße-Dramatik" aussteigen lässt und das du nicht die Esoterik wählst, sondern fetten Zynismus.

Mit Wucht reißen mich die Seile empor, stoppen den Fall. Zugleich fallen die Flügel ab, überschlagen sich flatternd. Tief unten werden sie von der brausenden Gischt geschluckt.
Welche Flügel frag ich mich da....
Eigentlich bin ich nicht unsichtbar, ich werde übersehen.
Ist das nicht der Kernsatz deiner Geschichte ? Der richtige Satz an der richtigen Stelle. Perfekter geht es nicht.
Vieles klingt im Kopf smart, mutiert aber schnell zu blöd oder peinlich, sobald Palina das rausblechert.
Rausblechert ist ein wunderbares Wort für diese Zustände, wenn Maschinen was Akkustisches absondern. Gefällt mir richtig gut. Und entbehrt nicht der Komik.
Kleine weiße Rheinkiesel zwischen weichen roten Lippen. Life sucks.
Und ich bin drin in deinem Film von makelllos weißen Zahnreihen....gut beschrieben!
»Mit sowas solltest du sparsam sein, das kommt aus dem PC ein bissl … cringy.«
Sagt Sie das? Hier stolpere ich.
Unter meinen Boots dreht sich die Säule, die Spitze ist flach kupiert. Das Gebäude darauf ist schlicht, ein kleiner Rundbau mit weißer Kuppel.
Keine Ahnung, wovon du da redest, aber wie schon oben gesagt, ich verliere trotzdem nicht den roten Faden.
und klammere mich fest.
??? wo?

Blut tropft auf Höhe des Schienbeins aus dem Anzug, ich kann nicht aufstehen. Schon eine Weile gibt der Visor Warnzeichen, ich schalte ihn aus. Auf allen vieren krieche ich vorwärts zu dem Rundbau, ziehe mich am Terminal hoch und klatsche ab. Im Display ein Goldregen.
Auch hier versteh ich nichts. Visor? Rundbau? Terminal? Im Display ein Goldregen? Alles nur Fragezeichen bei mir.
Im Display ein Goldregen. Eine Ahnung von Applaus dringt durch die Brandung. ›Isla azul completed.‹ Zweitausendfünfhundert Coinells. Ein Schwimmbecken voller Nullen und Einsen, Klingeling. Ein binäres Denkmal in Kryptowährung.
Ist das jetzt seine Prämie für einen Sieg? Ich verstehe leider immer noch nicht, was da jetzt los ist.
Der Kaffeebecher, der vor dem Nachbarladen sitzt, rappelt mit den Münzen darin.
An dieser Stelle muss man einfach weiterlesen, sonst ist auch dieser Kaffeebecher etwas Unerklärliches. Löst sich aber später auf.
Als es wieder still ist, rappelt der Kaffeebecher. Ich zieh ein letztes Mal an der Kippe und schnippe sie Richtung Becher. Natürlich fällt sie daneben, natürlich auf seinen Schlafsack.
Genau hier nämlich.
Er kann nur grimmig oder grinsen. Dazwischen geht nix.
Schön beobachtet und charakterisiert.
Fürs Schnorren Geld bezahlen, das hängt quer in der Luft zwischen seinen Ohren.
Also du bringst dazwischen auch Sätze die möchte man einrahmen. Diesen hier z.B., der ist einfach klasse!

– »Spaß!« Ich arbeite an der Box, schnippe eine Fluppe, sie landet in seinem Schoß. Natürlich freut er sich diesmal, sein Gesicht geht wieder auf, wie eine verfickte Kaktusblüte.
Kann ich mir gut vorstellen, obwohl es Kakteen gibt, die sehr selten blühen.
»Sollte hier ein junger beiger Wollmantel mit roten Lippen vorbeigehen, sag mir Bescheid.«
Gefällt mir, dass er in einem Satz alles sagt, nämlich, dass er sie wieder sehen möchte und jedwede Chance nicht vertun möchte, sprich, es hat ihn erwischt.
Es ist verlockend, die Coinells umzusetzen in Interiors, Vessels, Buildings. Anfangs habe ich wie blöd gekauft, bis ich kapiert habe, das bleibt alles bei mir. Es gibt keine Müllabfuhr in EternyCity. Was du nicht weiterverkaufen kannst, klebt an deinen Beinen, du schleifst es immer mit, dein persönlicher Ballast.
Sorry, was sagst du da? In welchem Bezug steht das zur Geschichte? Ich habs nicht kapiert.

Soll nicht heißen, Augmented Eternity wäre nicht real, sie wird es zunehmend. Adam lernt brutal schnell – auch wenn ich nicht on bin. Erstaunlicherweise gehe ich mit dem Meisten, was er in meiner Abwesenheit tut, d'accord. Braver, gut erzogener Bengel. Ein viriler Zeuge aus dem Land Davor. Ob er irgendwann ich wird, oder ich zu ihm, oder wir zu uns? Klingt nach Brainfuck.
Ist das sein Rollstuhl, der lernt? Ich versteh diesen Absatz leider gar nicht. ABER, nicht verzagen, der eigentlichen Geschichte nimmt das nix. Die ist nach wie vor sehr sehr gut erzählt.
Jetzt hat er einen Hamster mit gekauft, der stundenlang im Hamsterrad seine Runden dreht. Zwei Coinells. Lässt hoffen, dass er dadurch keine Zeit hat, auf dumme Gedanken zu kommen – der Hamster jetzt.
Das klingt irgendwie etwas lustig, aber im Kontext ist es das vielleicht noch viel mehr, wenn ich wüsste, was genau du hier mitteilen willst.
Nein, verdammt, ich will, dass sie abhaut, dass sie nie hier gewesen ist.
Super, den Zwiespalt zwischen Begehren und eigenem Gefühl von Aussichtslosigkeit eingefangen. Besser geht nicht.
Natürlich ist das Flucht, was sonst? Moralisch verwerflich, hui, wie kann er sich dem gottgewollten Schicksal entziehen? Leute, ihr müsst euch mal zuhören.
Der Zyniker ist nicht tot zu kriegen. Ich mag ihn.
Meine Entscheidung, mich im Regen diesen verfickten Trail runterzustürzen, nicht seine. Und EternyCity ist auch meine. Alles menschengemacht.
Wenn er hier die Schuld auf sich nimmt, wozu dann die Gottnummern?
Ich nicke und fahre los. Triple-L kommt tatsächlich hinterhergeschwebt. Ich weiß, dass niemand ihre Flügel sieht. Ich sehe sie auch nicht, ihre höre sie nur. Oder es sind ihre Schritte, aber so genau möchte ich das nicht wissen.
Sorry, wovon schreibst du da grad?
Ich hab noch nie Kaffeebecher blöd gucken gesehen,
Herrlicher Satz. (Ich übrigens auch nicht.)
Nur das Schnappen der Fische bringt sie etwas aus dem Konzept. Ein kleines bisschen Etwas.
Echt die volle Kante humorige Ironie. Das ist echt ein sauguter Satz, weil er zu deinem Prota so perfekt passt. Du hast ihn sehr sauber charakterlich ausgebaut. Ich habe das Gefühl, ich kenne ihn sehr gut. Große Klasse, lieber linktofink!


Also, auch wenn ich an einigen Stellen, die unter Umständen obendrein noch deine Darlings sein könnten, nicht weiß, was du da meinst, hat mir deine Geschichte absolut gut gefallen.
Ich hab deinen Prota richtig in mein Herz schließen können mit seinen zynischen Gedanken.
Da war ich voll bei ihm. Super Persönlichkeit hast du da erschaffen.

Klasse Geschichte!

Lieben Gruß
lakita

 

mir geht es leider genauso wie schon anderen Kommentatoren: ich habe deinen Text nicht wirklich verstanden. Ich muss zugeben, dass ich nach den ersten Sätzen beinahe schon ausgestiegen wäre, weil ich einfach nur verwirrt war. Weitergelesen habe ich, weil mir der Stil sehr gut gefällt. Deine Mischung aus bildhaften Beschreibungen, fast schon vulgärer Umgangssprache und gelungene Verwendung englischer Begriffe ist erfrischend anders. Das fordert heraus und hebt sich aus der Masse ab. Aber das ändert leider nichts daran, dass mir bis zum Ende nicht klar geworden ist, worauf du hinauswillst.
Hey @Nele Marie Scambalo,
Noli me tangere lautet der Titel und so wirkt auch der Text, abweisend. Er ist nicht linear erzählt, macht es dem Leser nicht leicht und fordert den Willen, sich da rein zu fressen, um zu schauen, was drinnen ist. Einige Hinweise habe ich Morphin geschrieben, wenn es Dich interessiert, schau da mal rein. Als Plus für den Text sehe ich, dass Du des Stils wegen bis zum Ende drangeblieben bist, obwohl der Inhalt Dich nicht angesprochen hat. Das fand ich schön zu lesen.
Danke für Deinen Kommentar, peace, l2f

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Liebe @RinaWu,

schön, Dich unter meinem Text zu lesen. Hat jetzt leider etwas gedauert, ich komme nur langsam hinterher.

Angestrengt schauen sie durch mich hindurch und dann die Regale hoch.
"Angestrengt schauen sie durch mich hindurch" gefällt mich, weil es diese Unart so gut beschreibt, jemanden absichtlich zu übersehen. Danach das Rohe, wie sich der Prot selbst beschreibt, fast schon trotzig brutal.
Ja genau dieses absichtliche Übersehen, das hab ich nochmal anders reingenommen, die heißen jetzt "Vorbeifucker".

Und wie schnell sie wegsehen, weil sie sich nicht aufhalten mögen mit etwas, das nicht repariert oder aufhübscht werden kann.
Autsch. Aber so wahr. Ja, also, ich find's richtig gut, wie du hier reingehst in die Geschichte.
:shy: Merci, mmm.

Türglocke, Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten.
:D Ja, ich kann den Prot verstehen. Habe diese Stelle aber rausgepickt, um was anderes zu sagen. Generell finde ich nach diesen ersten Absätzen, dass der Text sehr frisch ist, sehr modern, du traust dich da was, bis rau, frech, direkt, sowohl inhaltlich, als auch mit der Sprache. Mag ich!
Ja, das musste rotzig raus. Ich hab dieses Zur-Schau-stellen von zB. Christina Vogel so satt, dieses "Man kann prima damit leben" und dieses "Ich hab soviel gelernt, jetzt ist es fast schon besser als vorher". Bloß nichts gegen das Gutmenschen-Wohlfühldiktat. Würg.
Ich hab mich für die andere Seite entschieden, Nicht-Abfinden, Zynismus, Widerstand und ja, auch Selbstzerstörung.

Fickt euch! Zur Hölle … bitte wenden.‹
Herrlich!
Ein Darling ...

Gott ist ein erbärmlicher Verräter. Wenn ich ihn treffe, kotze ich ihm auf die Füße, dem Stück Scheiße. Wahrscheinlich grinst er noch blöd und will mich umarmen, Jesus!, was für ein creep!
Das ist mir wiederum too much, hier wird's anstrengend und für mein Empfinden zu übertrieben. Wäre für mich entbehrlich, die Wut und Frustration bekommt man davor schon gut (wenn nicht sogar besser als an dieser Stelle, da irgendwie natürlicher) mit.
Da hadere ich noch. Die Stelle ist schon entschärft, ich will das aber nicht ganz rausnehmen, weil er halt ein zorniger junger Mann ist, emotional und nicht abgeklärt. Und ungerecht manchmal, klar. Später relativiert er das ja selbst und sagt, Gott sei zwar ein creep, aber für alles sei er selbst verantwortlich.

Lapis Luisa Lazuli findet es trotzdem und kommt zurück.
Diesen Absatz, der dann langsam weggeht vom wütend sein (muss auch, sonst wird es glaube ich eintönig), kriegt mich voll. Erst ist sie der Wollmantel, gesichtlos wie all die anderen Ignoranten, aber dann, als sie nicht wegsieht, keine von denen ist, die angestrengt durch den Prot durchsieht, da wird sie Lapis Luisa Lazuli. Damit kriegste mich. Lapis Luisa Lazuli :shy:
Ja, da wird es Zeit, sehe ich auch so. Lapis Luisa Lazuli, das hat sich einfach so da reingeschlichen, tse, der Mats ist echt einer ...

Der Kaffeebecher, der vor dem Nachbarladen sitzt, rappelt mit den Münzen darin.
Es liegt schon eine Tragik darin, dass Adam es seinen Mitmenschen gleich tut, sie ebenfalls entpersonifiziert, so wie sie es mit ihm tun. Und dennoch liegt nicht nur Tragik darin, sondern auch eine gewisse trotzige Stärke, ein Weg, wie er mit der Welt umzugehen gelernt hat.
Sehr schön, wie Du das siehst. Klar, da liegt trotzige Stärke drin, aber auch Selbstschutz. Im Sinne von: Jemand, den ich nicht an mich ranlasse, kann mich nicht verletzen.

Ich weiß, dass niemand ihre Flügel sieht. Ich sehe sie auch nicht, ihre höre sie nur hinter mir flappen. Oder es sind ihre Schritte, so genau möchte ich das nicht wissen.
Den ersten Satz finde ich großartig. Die dahinter könnte man streichen, finde ich. Das würde den Satz noch stärker wirken lassen.
Muss ich drüber sinnieren, noch gefällt es mir zu sehr, aber ich sehe den Punkt, die Wirkung, wenn alleine.

Ich habe den Text so verstanden, dass die reale Welt im Buchladen stattfinden, der Rest virtuell. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass Adam der Autor ist, hätte ich ohne deine Erklärung zu "M.O." im Kommentar nicht gecheckt. Macht aber nichts - eine Verbindung habe ich dennoch erahnt.
Puh, nice, nach der vielen Verwirrung ist das schön als Rückmeldung. Die Verbindung M.O. gleich Autor hast Du geahnt, für mich ist die Frage, ob ich das deutlicher herausstellen sollte?

Ganz ehrlich - für mich würde deine Story auch funktionieren in all ihrer Stärke ohne die Einschübe der virtuellen Realität. Ich fand sogar die Absätze im Buchladen viel stärker, die in der virtuellen Welt haben mich eher rausgezogen, vom Prot entfernt. Aber das mag nur mein Empfinden sein.
Es ist auch gut, dass du irgendwann kippst und aufhörst mich dem Frust und dem Schimpfen, ich habe ja oben eine der Stellen genannt, an der es droht, too much zu werden. Luisa ist diese Kippstelle und kommt gerade rechtzeitig. Danach war ich voll und ganz dabei.
Ohne die Einschübe könnte ich nur schwer darstellen, was die virtuelle Identität für ihn bedeutet, dieses Erfolge feiern, ein normales Leben führen ohne Handicap. Luisa ist die Kippstelle, definitiv, ohne sie gäbe es auch kaum eine Geschichte zu erzählen. Zum Glück ist sie ohne zu fragen in den Laden gelatscht.

Ja, eine sehr besondere, frische Geschichte.
Danke, bist ein Geschichten-Buddy, deine lese ich auch immer so gerne.

Peace, l2f

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Liebe @CoK,

toll, dass Du meinen Text gelesen und kommentiert hast.

Ein Schriftsteller hatte einen Unfall, daraufhin landete er im Rollstuhl und ist verbittert. Er kann es sich leisten, einen Rollstuhl zu fahren, der mit allem Hightech ausgestattet ist und spielt Videospiele. (Sagt man da so dazu? Ich hab keine Ahnung) Eine Frau, die ihn nicht übersieht, weckt sein Interesse.
Sie ekelt sich auch nicht, als er seinen Schleim aus dem Hals würgt.
Das Wesentlich hast Du gut zusammengefasst. Es geht um die reale Welt und die virtuelle Welt und um Luisa, die eine Verbindung sein könnte und das eine mit dem anderen aussöhnen könnte, vorausgesetzt, sie lässt sich darauf ein.

ihre Hand auf mir spüren. Nein, verdammt, ich will, dass sie geht. Meine Hand zittert, als ich die Tasten drücke.
– »Er findet eine Form der Wiedergeburt.« – »Klar, in einer Welt, die nicht real ist, wie in Matrix.« – »Der virtuelle Klon ersetzt ihn.« – »Das ist Flucht.« – »Ja, das ist das Gute daran.«
Meine Lieblingsstelle
Danke, liebe CoK, freut mich sehr, ich hab Deinen Straßenkehrer-Text schon gelesen, komme nur gerade nicht zum Fremd-Kommentieren.
Nur aufgeschoben. Peace, l2f

 

Liebe @wegen,

danke für Deinen Besuch, hat mich gefreut.

Ich habe beim Lesen an Ein ganzes halbes Jahr gedacht. In dem Buch verunfallt ein sportlicher, erfolgreicher junger Mann aus gutem Haus, ist vom Hals an abwärts gelähmt. Er fällt in tiefe Depressionen, vergrault alle Pflegekräfte ... bis „sie“ kommt. Am Ende geht er, trotz aller Liebesbekundungen ihrerseits den Weg der begleiteten Sterbehilfe.
Das Buch kenne ich nicht, finde solche Geschichten aber wichtig, um zu zeigen: manche Menschen kommen mit einem Schicksalsschlag nicht oder nur sehr schwer klar. Die Erwartungshaltung des Umfeldes ist ja immer Kompensation, der Ausgleich des Defizits mit Willen und Kampf und "das Beste draus zu machen".

Deine 3L :) mit ihrer ehrlichen, klaren Art auf seine Lebenssituation zu reagieren - oder sie halt gerade nicht zu reagieren- und ihren unbeschwerten Umgang mit ihm überrascht Mats. Daraus keimt eine neue Sicht auf diese verfickte Welt. Fand ich gut, diese Entwicklung.
Ist schon ein Engel die Triple-L, vielleicht zu sehr Engel, da bin ich noch dran.

Ach, sehe gerade Linda heißt jetzt Palina. Sehr gut. Das war unnötig dicht an 3L dran.
Hab ich direkt geändert, als die Kritik kam.

Dass dein Prot Mats Otchorak ist, hatte ich rausgelesen. Die Szenen auf der Klippe sah ich als Erinnerungsfetzen aus der Zeit vor seinem Unfall. Das passte für mich zu dem Sportfanatiker, der sich im Starkregen den Trail hinabstürzt. Das habe ich erst nicht mit der bezahlten VR verknüpft bekommen.
Wie Du sagst, löst sich das mit der Belohnungssequenz am Ende des Stranges auf. Da sind schon deutliche Hinweise drin, Kryptowährung, Coinells, Goldregen im Display. Eigentlich sollte das reichen, hoffe ich.

Dann kam diese Stelle. Und ich überlegte, ob das Rollstuhlleben die VR ist, quasi als Sozialexperiment eines Schriftstellers. :] :
„Heißt: Wenn du dich einmal für blaue Augen entschieden hast, bleiben sie blau. Heißt: Wenn du einmal einen Rollstuhl gekauft hast, steht er ab da im Weg.“
Wow, so herum hab ich das noch nie gedacht. Wäre schon sehr interessant, wenn sich beides mischt und es offen bleibt, was VR und was RL ist.

»Habt ihr das von Otchorak?« Ich habe sie nicht kommen sehen. Sie hat nicht um Erlaubnis gefragt, bevor sie in den Laden trat. Für die meisten, die zur Tür reinkommen, bin ich unsichtbar.
Noch was zum Einstieg: Es ist ein Buchladen, richtig? Warum sollte jemand um Erlaubnis fragen einzutreten?
Klar, niemand fragt, bevor er einen Buchladen betritt. Das ist mehr so eine Empörungspose üblicher Art wie: "Kannst Du nicht fragen?" (wenn du schon in mein Leben latscht)

News: ›Bourgeoisie im Vintagewahn.‹
Deshalb hier dachte ich btw eine ganze Zeit an einen Antiquitätenladen oder ein Antiquariat. :schiel:
Der Vintagewahn bezieht sich auf das reparieren und aufhübschen. Ist jetzt leicht abgeändert: Vorbeifucker im Vintagewahn.

Schön, dass die Geschichte bei Dir angekommen ist.
Peace, l2f

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Und gleich weiter zu Dir, lieber @Meuvind,
btw. wolltest Du nicht auch einen Text hochladen? (Hüstel) Sind ja noch zwei Tage ... äh, mit heute.

Die echten Szenen im Buchladen finde ich sehr stark. Da gefällt mir die Sprache, das Verbitterte, die mürrische Art des Prots.
Danke, hat mich auch ein wenig Überwindung gekostet. :Pfeif: Du kennst mich ein wenig, das ist schon weit weg von meiner Art.

Das Zwischengeschobene hab ich dafür gar nicht gerafft. Ich habe verstanden, was passiert, aber nicht die Brücke zwischen beiden Teilen gefunden. Ich sehe es aber ähnlich wie @RinaWu , ich habe den Text auch ohne recht gut (und auch nah an deiner nachträglichen Darstellung für Morphin) verstanden. Ich kann dir nicht sagen, was klüger ist: das Gleichgewicht zwischen beiden auszupendeln oder radikal zu kürzen. Irgendwie hat das ja auch seinen Charme, wie er da fliegt. Hilfreich wären vielleicht mehr Bezüge, die mir die Wichtigkeit des VR für den Prot. erklären. Beim ersten Mal hab ich es schlicht und einfach als eine Wohlfühl-Oase gelesen, in die er sich im Rollstuhl zurückzieht. Mehr nicht.
So wie ich ihn kenne(:D), hat der Mats das Gamen mit VR-Brille als Wohlfühloase angefangen und mit der Zeit ist daraus was ernstes geworden. EternyCity ist auch kein Game, sondern ein komplexes Programm, das eine Parallelidentität zum Ziel hat, die erkauft und ausgebaut werden kann. Ja, die Hinweise, die Bezüge ... zu deutlich will ich das alles auch nicht machen, dann wäre an jedem Absatz ein Pfeil "Da geht´s lang". Ich tariere mal weiter.

Ein Punkt zu einer ganz anderen Sache: Ich finde, dein Text ist halbwegs erfolgreich dabei, Jugendsprache einzufangen. Ich kriege meist eine Cringe-Gänsehaut, wenn Nicht-Jugendliche versuchen, Dialoge von Jugendlichen einzufangen. Allmählich ist das Wort "cool" oben angekommen, dabei ist das seit Jahren wieder out. Ganz perfekt schafft das dein Text auch nicht, macht mMn. dabei aber ne gute Figur. Und außerdem spielt dein Text ja in der Zukunt, da ist natürlich noch eine Menge möglich. Lustig wäre es, alte Begriffe wiederzuentdecken und in einen neuen Kontext zu packen, so wie es ja sonst auch passiert. MMn. nutzt du überwiegend Anglizismen und Schimpfwörter.
Hab mir das Meiste von meinem Sohn absegnen lassen, nach den Lurkern hatte ich ihn speziell gefragt, weil Zaungäste wäre als Wort so toxisch im Text, geht gar nicht.
Ich glaube, wenn ich versuchen würde, wiederentdeckte Begriffe in einen neuen Kontext zu bringen und als Jungendsprech der Zukunft zu verkaufen, würde ich den Karren grandios vor die Wand fahren. Aber danke dafür, dass Du mir das zutraust. :D

Freu mich auf Deinen Text, hoffe Du schaffst das.
Peace, l2f

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Der gude @Vulkangestein, hey,

ich hatte jetzt die Tage nochmal "Fagus Sylvatica" in den Fingern, meine Anfänge im Forum und deine wichtigen Kommentare dazu. Das ist noch keine drei Jahre her und liegt schon ein gefühltes Jahrzehnt zurück.

ein (für mich) unerwartetes Setting, wenn ich SciFi lese bzw. so weit ist es ja gar nicht weg, aber eben doch noch einen Schritt entfernt.
Das war auch eine knappe Entscheidung, weil das heutzutage fast schon möglich wäre.
Ich hatte ohne Sci-Fi gepostet und den Tag nachträglich nach der Anmerkung hier dazu genommen.
Die Tags der Geschichte: Wieso kein Sci-Fi? Rein aufgrund der Tags hätte ich niemals so eine Geschichte erwartet. Hatte aber auch was Überraschendes.
Mit Tag ist die Orientierung vllt. doch einfacher.

Das Schicksal des Protagonisten trifft, insbesondere auch die Bitterkeit, auch wenn es insgesamt für mich schwer zu greifen bleibt.
Merci, VG, freut mich zu lesen, dass es Dich erreicht.

Gut erwischt hast du mich mit dem Wechsel zwischen realer und virtueller Welt. Ich dachte erst, es wird ein Wechsel mit Rückblenden - was ich nicht so innovativ fand. Dann "auch noch" mit dem Wingsuit unterwegs, wie in Ziemlich beste Freunde (glaube, dass es das war ... oder irgendwas anderes mit einem Fallschirm ...). Aber man merkt, manchmal ist es der eigene begrenzte Horizont und ich amüsiere mich da gerne über mich selbst, wenn ich beim Lesen meine Fehleinschätzung bemerke.
Ja, da fliegst Du als Leser erstmal ne Weile durch die Luft, bevor die Erklärung dämmert, aber das ist Teil des Plans, sein intensives Erleben der VR darzustellen und somit die Bedeutung für ihn.

Da ein kurzer Gedanke: Kryptowährung würde ich auf Bit Coins und Co. beziehen, hier ist ja eher eine Form von "In Game - Währung" gemeint, oder? Ggf. kann man den Überbegriff auch weglassen (da mir gerade nichts griffiges einfällt), das Szenario wird ja später noch deutlicher, sodass die Bedeutung von Coinells klar werden kann.
Hatte ich für mich so genau nicht definiert. Ich denke zwar, dass die Coinells nicht im RL verwendet werden können zum Bezahlen in der Bäckerei oder so, dass es aber die Möglichkeit zu Querkäufen von Tools und Equipment in anderen Programmen gibt, die EternyCity ergänzen. Das ist ja ein riesiger Markt, der sich da auftun wird und den sich die Internetriesen nicht entgehen lassen werden.

Sprachlich war das für mich weitestgehend eine runde Sache mit den Anglizismen (auch wenn ich für mich ganz persönlich sagen muss, dass fucks, wtfs usw. meinen Lesegenuss nicht extrem steigern. Der knappe Stil schon eher!).
Kann ich verstehen, ist auch nicht meine Art zu reden, finde ich in dem Text aber nötig, um die extreme Gefühlslage des Protas und seine Position zur Realität darzustellen.

Ich assoziiere mit creep jemanden, der seltsam ist, meistens auch jemanden, der seltsam wem anders nachstellt ... ich sehe da zwar eine Verbindung zu einer möglichen Vorstellung von Gott, aber da dieser voyeuristische Aspekt sonst nicht direkt angesprochen wurde, war ich erstmal verdutzt und war mir nicht sicher, ob der Begriff so richtig passt.
Bei Nachstellen bin ich eher bei stalker oder von mir aus sneaker, als bei creep. Das heißt für mich eher Widerling. Und da er sich vorstellt, Gott würde ihm um den Hals fallen, obwohl er ihm auf die Füße kotzt, passt das für mich.

Wo wir bei der Sprache sind: Da gibt es diese schöne linktofink-Sprache wie
"Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte bleibt unverändert. La Isla azul."
Aber auch die derbere, kurze Sprache des Protagonisten. Die finde ich in sich stimmig und passend zur Figur.
Ganz ohne geht nicht. Und schön, dass Du die Sprache, das Derbe und Kurze, stimmig findest.

Allerdings ...
wer auf dem größten Misthaufen sitzt, wer den längsten Schwanz hat.
... würde ich hier den Fluch deiner guten Taten heraufbeschwören und sagen, dass ich mir da etwas Innovativeres gewünscht hätte. Diesen Satz habe ich gefühlt schon sehr oft gelesen und er wirkt auch erstmal allgemeinplatzig. Da könnte ich mir vorstellen, dass dir etwas eigenes einfallen könnte. Später ist es ja bspw. auch der Hamster und nicht der Frosch, der im Hals kämpft.
Da denke ich drüber nach, seit ich das gelesen habe. Dass das immer noch da steht, ist nur ein Zeichen dafür, dass mir noch nichts Besseres eingefallen ist, das genauso drastisch ist und doch was Eigenes.

Vorher am Morgen war die Brötchentüte hier. Sie hängt an der Hand, die durch den blauen Ärmel mit einem weißen Bart verbunden ist, über dem blaue Augen an mir vorbeistarren.
Das nur am Rande: Den zweiten Satz habe ich zweimal gelesen und war etwas irritiert (mittlerweile geht's). Du folgst hier der Wahrnehmung des Protagonisten, deswegen finde ich die Herangehensweise eigentlich gut. Aber ggf. könnte man den zweiten Satz nochmal aufteilen oder so? Zumindest der Wechsel von Ärmel zum Bart hat mich stutzen lassen. Mächtiger Bart? Zu weit vorne angenähte Ärmel? Ich hoffe du verstehst meine Irritation :sealed::lol:
Wenn ich da unterbreche, geht das Tempo flöten. Ich verstehe deine Irritation, bist da auch nicht alleine, aber es ist so wie Du schreibst, ich folge der Wahrnehmung des Protas und die ist nicht zwangsläufig lückenlos.

Am Ende war ich erst einmal überrascht, dass es schon vorbei ist. Aber das gehört bei Kurzgeschichten ja auch dazu und eine Perspektive besteht - auch wenn ich mir etwas mehr Austausch zwischen den beiden gewünscht hätte. Lapis bleibt vor allem eine Sehnsuchtsfigur. Hält die Geschichte kurz, ist aber auch eine Facette, die eventuell etwas mehr Emotionen mitgeben könnte.
Verstehe ich vollkommen, dennoch ist es für mich der richtige Zeitpunkt da rauszugehen, wo es sich perspektivisch öffnet, oder ich schreibe einen Roman.

Außerdem fällt natürlich das "Mats" auf. Mein erster Gedanke war, dass sie ihn vielleicht von früher kennt. Aber dann kam mir die Erleuchtung: Mats Otchorak - M.O.
Da bist Du einer der wenigen, der die Info im letzten Satz gepickt hat. Auch so eine Sache, wo ich unsicher bin, ob das noch deutlicher gehört.

Okay, vielleicht jetzt doch nicht so schwer gewesen :lol: Rundet aber vieles aus der Story ab, vor allem, warum sie vergleichsweise vertraut zu ihm wirkt bzw. den Kontakt sucht, wo ihn fast alle anderen vermeiden: Sie interessiert sich für seine Geschichte und für ihn. Und wenn man das so liest, dann gibt das auch etwas mit und vielleicht doch so etwas wie einen Halt.
Bei Dir hat es funktioniert, das finde ich schön und ja, das impliziert einiges an Erklärung. Ich persönlich mag es sehr, wenn sich mir ein Text von hinten raus erschließt und ich den Text mit neuem Wissen ein zweites Mal lese und dann denke, aha, klar, so macht das jetzt Sinn.
Mag aber nicht jeder, ist auch eine Frage der Lesegewohnheiten, wie konsumiere ich Literatur? Lese ich gerne lineare Strecke ohne Stolpersteine oder verbeiße ich mich gerne in einen Text und pflücke den auseinander, bis ich meine, den verstanden zu haben.

Danke für deinen Komm, mein guder VG, was macht eigentlich Johnny, bist Du noch dabei?
Peace, l2f

 

Lieber @linktofink,

ich mag deine Geschichte sehr. Der rotzig-trotzige Tonfall deines Protagonisten kommt frisch und glaubhaft rüber. Und obwohl ich keine Ahnung von VR-Games habe, kann ich das gut nachvollziehen. Also, sowohl deine Beschreibungen, als auch Mats' Flucht in diese Welt.
Neben der gut erzählten Geschichte mit klasse Dialogen finde ich das auch eine spannende Pointe, dass er am Ende versucht, das Mädchen in diese andere Realität einzuladen.

Ich glaube, du hast inzwischen etwas gekürzt, kann das sein? Komischerweise hatte ich aber auch gleich zu Beginn gar keine großen Verständnisprobleme, und das will was heißen bei mir! :thumbsup:
Ich weiß nicht, was und ob du nun eigentlich geändert hast, aber es liest sich für mich wirklich flüssig und spannend (bis auf kleine Meckerpünktchen).

»Habt ihr das von M. Otchorak?« Ich habe sie nicht kommen sehen.
Das "M" ist neu. Ich finde es doof. Niemand sagt das doch so in einem Buchladen: Emm Otchorak.
Ich würde sie da vielleicht bissel rumstammeln lassen: "Von diesem Ot ... Otchorik oder so."
Oder, weil es ja eh ein außergewöhnlicher Nachname ist, könntest du sie auch den Vornamen wissen lassen und eben den Nachnamen nicht so richtig, so etwa: "Von diesem Mats Ot ... Ot-irgendwas ..."
(Falls du es aber so lassen möchtest, musst du später im Text, in der Wiederholung, auch noch das M. einfügen.)

Unglücklich finde ich, dass du den Satz, danach, der sich auf ihn bezieht, gleich an ihre wörtliche Rede anschließt, ohne Zeilenwechsel. Du experimentierst in dieser Geschichte ja eh etwas inkonsequent herum mit fehlender Zeile nach Sprecherwechsel - mal machst du's, mal nicht. Hm, oder ich blicke es nicht. Wahrscheinlich hast du dir was dabei gedacht, mich bringt es eher raus, und dort ganz am Anfang erst recht.

Vorbeifucker nenn ich die.
Wirklich witzig! Den Mats kriegst du gut hin mit seinen schrägen gedanklichen Formulierungen.

Oben auf der Klippe. Der Wind nimmt mir den Atem, treibt Tränen über die Wangen.
Der ganze wilde Absatz als Kontrast zu seinem Eingesperrtsein im Rollstuhl, das ist schon Klasse. An dieser Stelle denke ich noch, dass es eine Erinnerung an seinen Unfall ist. Es gibt da mMn nach auch noch keinen Hinweis auf VR, außer am Schluss irgendwie mit dem Anzug und den Flügeln, aber selbst das gibt es ja auch in echt.
Also, finde ich auch gut gemacht, dass man das hier nicht genau weiß.

»Ist der Buchhändler da?« Vorher am Morgen war die Brötchentüte hier. Sie hängt an der Hand, die durch den blauen Ärmel mit einem weißen Bart verbunden ist,
Hier finde ich das schwierig mit den Zeitformen. Er war da, aber die Tüte hängt? Da würde ich mal noch nachbessern. Überhaupt, finde ich alles da nicht so passend. Die Brötchentüte klingt so vertraut, als käme derjenige andauernd mit eben dieser Tüte in den Buchladen, aber das passt irgendwie nicht. Wie oft geht man denn in den Buchladen? Und dann immer mit ner Brötchentüte? Bei dem Kaffeebecher vor der Tür ist das was anderes. Vielleicht kannst du den Brötchentüten-Weißbart irgendwie anders charakterisieren. Als ... Weißbart zum Beispiel?

»Wie kann ich behilflich sein?«, lasse ich Palina blechern.
Blechern wurde, glaube ich, schon mehrmals erwähnt. Ist natürlich klar, aber ich finde es nicht wirklich originell, und später kommt es sogar nochmal. Wenn schon, finde ich, würde einmal genügen, um es nicht abzunutzen. Scheppern klingt doch übrigens auch schön blechern.

Besonders wenn Palina eingestellt ist, bei der alles, was sie sagt, gleich klingt,
Palina (the voice formerly known as Linda) ist mein Hauptkritikpunkt. Der Teil deiner Geschichte, den ich mir nicht vorstellen kann. Den ich mir für Mats nicht vorstellen kann. Er, der sich innerlich über die Eierlosigkeit einiger Mitmenschen auslässt, stellt als seine persönliche Sprachausgabe eine Frauenstimme ein? Enteiert sich dadurch selbst nochmal extra? Hä? Glaube ich nicht. Als Navi ist das ja was anderes, aber die Stimme, die ihn verkörpern soll? Ist er wirklich zu so viel Selbstironie fähig? Ich könnte mir vielmehr vorstellen, dass er sich eine extrem männliche Stimme einstellt, Hasta la vista, Baby! zum Beispiel - das würde doch genial zum "Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten" passen. (Darfste haben, wenn du willst ;) !)
Eins steht fest: Gott ist ein erbärmlicher Verräter.
Da muss ich leider sofort an "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" denken und finde es deshalb unoriginell.
Wenn ich ihn treffe, kotze ich ihm auf die Füße.
Das Ganze könntest du ja auch verknappen und damit überraschender gestalten: Wenn ich Gott jemals treffe, kotze ich ihm auf die Füße.

»Mit sowas solltest du sparsam sein, das kommt aus dem PC ein bissl … cringy.
PC vllt. durch Lautsprecher ersetzen?

»Okay, Lapis.« – »Wer ist Lapis?« – »... Vertippt.« – Stirnrunzeln. Sie hält mir die Hand hin. »Luisa.« Und jetzt?
Also, ich fände es mit Retro-Zeilenwechsel viiiiieeeeel besser ... Sehe wirklich den Sinn nicht in dieser Form.

»Adam«, sagt Palina. Es ist falsch und so klingt es auch und auch ein wenig hungrig, wie ›gib mir den Apfel‹
Auch sehr witzig. Egal, ob Palina oder Arnie das sagt.

Ich zeige Richtung O, wobei der Zeigefinger eher zum Boden zeigt.
Finger statt Zeigefinger, da er ja eh zeigt.

»Hast du's gelesen?«, fragt sie. Ich nicke. – »Und?« – »Grandios.« – »Warum?« – »Glaubwürdig.«
Zeilenwechsel, please! :shy:

»Bist schon ne arme Sau, ne?«
– »Und du?«
»Kann wenigstens laufen.«
– »Torkeln, Alter, Torkeln.«
Herrlich! (Und btw, Zeilenwechsel: Geht doch!)

In den Stein lasse ich M.O. meißeln, nur M.O..
Das ist auch eine schöne, berührende Stelle.

Euch Fuckern wünsche ich einen herrlichen Tag im Freedom-Chair XTR.
Finde ich auch klasse, würde aber "herrlichen" ersetzen durch etwas raueres, weniger biederes, "geilen" vielleicht.

Triple-L kommt tatsächlich hinterhergeschwebt. Ich weiß, dass niemand ihre Flügel sieht. Ich sehe sie auch nicht, ihre höre sie nur.
Auch sehr schön:herz:

»Ich überleg's mir, Mats. Ich überleg's mir.«
Auch das offene Ende. Spannend, berührend. Schön!

Hat wirklich Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen, linktofink. Und auch, mal wieder einen langen Kommentar zu schreiben. Zu einer eigenen Challengegeschichte hat es leider nicht gereicht (hat sich nach einigen Tagen zum Glück selbst zerstört :lol: ).

Hab noch eine schönen Sonntag! Viele Grüße von Raindog

 

Lieber @Peeperkorn,

vielen Dank für Deine Zeit und Dein genaues Hinschauen.

»Habt ihr das von Otchorak?« Ich habe sie nicht kommen sehen. Sie hat nicht um Erlaubnis gefragt,
Fand ich sprachlich nicht gerade prickelnd.
Recht Du hast, der Anfang ist noch ein wenig in Arbeit.

Überhaupt finde ich den Einstieg unnötig sperrig. Zunächst kommt jemand rein und gleich danach wird erzählt, wie es üblicherweise ist, wenn jemand reinkommt. Normalerweise würde man die Reihenfolge ja umkehren. Ich bin auch der Meinung, dass du den Text nicht glätten sollst, aber das hier fand ich unnötig kompliziert.
Verstehe ich, für mich ist das als Vorankündigung gedacht, weil das später nochmal kommt und beim zweiten Mal geht es dann tatsächlich nur um sie. Bis dahin stellt sich der Prota vor und will aus seiner Gedankenwelt plaudern und erstmal eine Schimpftirade ablassen. Ich hatte es schonmal draußen, aber dann fragt sich der Leser "Warum erzählt der mir das Alles? Wohin führt das?" Mit diesem Satz dahingestellt, zieht das durch den Anfang, bis zur Wiederholung, die die Kippstelle einleitet. Vllt. täusche ich mich und es geht anders besser, weiß gerade nicht, wie ich das geschickter hinkriege.

Der Spasti, denken sie. Ich kann sie laut denken hören.
Ich glaube, das kann weg.
Hab ich bereits umformuliert, das meinten andere auch.

News: ›Bourgeoisie im Vintagewahn.‹
Die News gefallen mir sehr gut, so als running gag.
Ja, an der Stelle passt der running gag. Ich finde es auch als Pointen ganz gut, um die Schwere vom Text zu nehmen, mal kurz rauszuhüpfen.

Mit dem Abschnitt habe ich dreifach Mühe. Zum einen thematisch, weil das irgendwie in eine andere Richtung zielt, der Preis, der Neid, das Vergleichen und da habe ich mich gefragt, was hat das mit dem Prot zu tun, das ist ja nicht unbedingt sein Problem. Und dann habe ich Mühe mit dem Preis. Zu wissen, wie beschissen das Leben ist, ist ja nicht wirklich der Preis für den Rollstuhl, sondern der Preis für die Fahrt bei Regen den Trail runter, nicht?
Das ist nicht stringent gedacht, sondern mit Sprung. Rein logisch betrachtet, hast Du recht, er zahlt den Preis natürlich für seine Waghalsigkeit. Was habe ich mir gedacht? Die ganze Preis-Sache, die hat für mich den Kern, dass der Prota selbst in den Augen vieler nichts wert ist, abgeurteilt, bzw, abgehakt wird. Sein Vehikel hingegen Interesse findet und als materiell wertvoll im Wert über ihn gestellt wird. Diese bittere Replik ist mein Versuch, das mit Sarkasmus umzudrehen. Heißt, dass der materielle Wert keine Rolle spielt, wenn Du Dein Leben in dem Teil verbringen musst, dass der Prota auf den teuren Rollstuhl gut verzichten könnte, wenn nur sein Leben weniger beschissen wäre.

Vielleicht könnte man das ein wenig drehen und wenden, sodass die Überlegung eher ist: ihr findet den Chair krass? Fragt ihr euch, wie teuer der ist? Fragt ihr euch, ob ihr euch den leisten könntet? Wollt ihr tauschen? Das fände ich inhaltlich stimmiger.
Dieses "Wollt ihr tauschen?" hat auch was. Vielleicht baue ich damit was. Mal sehen.

Drittens habe ich Mühe mit dem Begriff "zerbrechlich". Die Sprache ist ja ansonsten nicht zart und feinfühlig, das Wort "zerbrechlich" aber schon - zumindest für mich. Witzig ist, dass ich mir für den Prot etwas mehr Zerbrechlichkeit gewünscht hätte, eine Facette mehr (oder mehr von anderen Facetten). Aber hier in diesem Kontext empfand ich den Begriff nicht als stimmig.
Okay, das sagst Du am Schluss nochmal, mehr Schattierung der Figuren. Ich prüfe, wo ich seine Zerbrechlichkeit, die ich unter dem ganzen Trotz schon sehe und die ich auch wichtig finde, unterbringen kann.

Der Wind nimmt mir den Atem, treibt Tränen über die Wangen.
"Hejo spann den Wagen an, seht der Wind treibt Regen übers Land." :D Weiss nicht, ob du diese Assoziation willst.
Hatte ich nicht, den Bezug, finde das aber nicht schlimm, wenn jemand beim Lesen anfängt zu singen. Müsste für meinen Geschmack nicht gerade ein Volkslied sein, aber was solls ... :D

Durch die Brandung steigen feine Gischtwolken aus dem Kessel hoch. Die gegenüberliegende Seite verschwimmt im Dunst. Noch einen Schritt und ich kann es sehen. Brodelndes Meerwasser, überschlagende Wellenkämme, die sich gegen die schroffen Wände werfen, an ihnen aufplatzen und zerfließen. Der Kessel schäumt auf. Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte bleibt unverändert. La Isla azul.
Das ist mir zu viel in derselben Tonlage, d.h. eine Ansammlung visueller Eindrücke mit den typisch kräftigen Verben (aufschäumen, aufplatzen, brodeln). Bei solchen Stellen, wenn sie zu lang sind, beschleicht mich jeweils das Gefühl, die Autoren möchten zeigen, was sie können.
Das dient mir als Kontrast zu seiner Eintönigkeit und eingeschränkten Teilhabe an der realen Welt. Hier in der VR, auch wenn der Leser das zu dem Zeitpunkt nicht wissen kann, hier fühlt er, sieht er, riecht er, hier lebt er auf. Nur hier kann er solche Sachen erleben, sich beweisen und bestätigen. (Ist ja auch für viele Gamer ohne handicap das, was das suchtgleiche Verhalten auslöst).

Vorher am Morgen war die Brötchentüte hier.
Gefällt mir ebenfalls sehr gut, dieser running gag, die Leute mit Gegenständen zu identifizieren.
... und damit zu Entpersonifizieren. Deshalb ist es für mich weniger ein running gag als ein wiederkehrendes Stilelement, das er benutzt, um sich zu schützen vor Menschen, die ihn selbst behandeln, als wäre er nicht gleichwertig oder nicht vorhanden.

Ich hasse dieses Gebaren, diese phoney Berührungsängste. Am liebsten würde ich der Welt den Mittelfinger geben und ein Fick dich! dazu. Fickt euch alle!
Mir war's an der einen oder anderen Stelle zu viel der Verbitterung. Die ist ja eh nur zu ertragen, weil sie gepaart ist mit Witz. Das hast du schon sehr gut gemacht. Dennoch hätte ich glaub noch an der einen oder anderen Stelle gerne etwas Weiches gelesen, eben eine andere Facette. Weich wird der Prot ja nur bei der engelsgleichen Luisa und das empfand ich insgesamt als etwas schwarz-weiss.
Engel und Kotzbrocken, ja, verstanden. Die Grautöne fehlen Dir. Da werde ich mich drum kümmern, die Figuren plastischer zu modellieren, Schattierungen, geht aber nicht mal eben so. ;)

Gott ist ein erbärmlicher Verräter. Wenn ich ihn treffe, kotze ich ihm auf die Füße, dem Stück Scheiße. Wahrscheinlich grinst er noch blöd und will mich umarmen, Jesus!, was für ein creep!
Von den vier, fünf Gedanken würden mir zwei reichen.
Hab das Stück Scheiße gestrichen, an den Rest traue ich mich erst mal nicht weiter ran, weil es für mich viel über ihn sagt und auch gut funktioniert.

Live sucks.
Life?
Klar, geändert (:shy:).

Für mich das Highlight des Textes. Roh und gut.
Ja, die Stelle gehört da unbedingt rein, um zu zeigen, dass da Stärke in ihm ist und manchmal auch ein richtiges badass.

Ich weiß, dass niemand ihre Flügel sieht.
Ja, schöner Satz, aber ich dachte mir vorher schon, dass diese Luisa etwas gar perfekt daherkommt, engelsgleich, wie gesagt. Diese Freundschaft, die sich womöglich anbahnt, muss ja auch gar nicht erarbeitet, erkämpft werden. Als ich dann den Satz gelesen habe, fand ich ihn daher gar nicht soo gut.
(Ich habe grad noch einen Gedanken: Es wäre ja auch möglich, dass die virtuelle Welt jetzt tatsächlich in die reale eindringt, sich das zu überlappen beginnt und Luisa ist eigentlich Teil dieser virtuellen Welt. Dann hätten die Flügel hier eine andere Bedeutung. Ich sehe das aber insgesamt nicht im Text angelegt, da sind die beiden Welten sauber getrennt. Oder bin ich da auf einer Spur? Habe ich etwas überlesen?)
Sehr reizvoller Gedanke. Wieviel coinells sie wohl gekostet hat? Aber klares nein, bisher ist das nicht im Text angelegt. Aber diese Überlappungen lassen mich nicht los, das hat was. Schöne Idee.

Weiss nicht, ob ich etwas falsch verstanden habe, aber Luisa überlegt, sich diese virtuelle Welt mal anzuschauen. Das ist eine hübsche Umkehrung dessen, was man eigentlich erwartet, nämlich dass der Prot sich überlegt, sich das reale Leben wieder anzuschauen. Wenn das so gedacht ist, dann finde ich das sehr gut gemacht.
Ja, er lädt sie tatsächlich in die VR ein. Ist auch ein Spiel mit den Erwartungen, weil jeder damit rechnet, dass sie ihn ins real life zurückzieht. Falsch gedacht, der Mats hat was anderes vor.

Danach blendest du ab. Okay, ist eine Kurzgeschichte, aber schon schade, dass du gerade da aussteigst, wo es interessant und wahrscheinlich auch schwierig (für die Figuren und für dich als Autor) wird.

Ja, interessanter Text, den ich gerne gelesen habe. Ich glaube, man könnte die Figuren noch etwas schattieren, damit der Text dreidimensionaler wird. Aber ist auch so ein sehr gutes Teil.

Lieber Peeperkorn, das ist die xte Geschichte, wo Du mir drunterschreibst, ich könnte mal was Längeres draus machen. Irgendwann höre ich mal auf Dich, bisher fühle ich mich bei den kurzen Texten wohler. Vermutlich ist es so, dass es ab einer gewissen Komplexität schwierig wird für den Autor, das erfordert dann eine ständige gedankliche Beschäftigung und meine Zeit ist leider sehr begrenzt. Soll keine Ausrede sein, aber ich hab das schonmal gemacht und scheue ein wenig den Aufwand.

Vielen Dank für Deinen klasse Kommentar, hast wie immer wichtige Punkte benannt, die bei mir was anstoßen. Peace und schönen Sonntag noch, mein Guter, l2f

 

Hey linktofink,

interessantes Teil, hab' ich gern gelesen, bin aber der Meinung, dass ihm ein paar weichere Kanten guttuen würde. Ich verstehe schon, dass das Rohe im Text seinen Reiz hat, mir ist das stellenweise aber etwas drüber, stellenweise wirken manche Passagen beinahe manieriert auf mich.

Ich tauche gleich mal ein.

»Habt ihr das von M. Otchorak?« Ich habe sie nicht kommen sehen. Sie hat nicht um Erlaubnis gefragt, bevor sie in den Laden und damit in mein Leben trat. Für die meisten, die zur Tür reinkommen, bin ich unsichtbar. Angestrengt schauen sie durch mich hindurch und dann die Regale hoch. Vorbeifucker nenn ich die. Zugegeben, ich bin nicht gerade ein Hingucker. Verdrehte Beine, zuckende Arme, das Gesicht eine Fratze. Ein Häufchen Elend, hineingeschissen in einen Hightech-Rollstuhl. Der Spasti, denken sie. Ich sehe es ihnen an, sehe den Ekel und die Abscheu in ihren Gesichtern – falls sich einer ihrer Blicke zu mir verirrt. Und wie schnell sie wegsehen, weil sie sich nicht[s] aufhalten mögen mit etwas, das nicht repariert oder aufgehübscht werden kann.
Gleich zu Beginn stört mich immens dieses M. :).
Ich finde das mit der WR als Einstieg immer recht gewagt, hier gefiele mir der dritte Satz als Köder besser - den ersten würde ich später dranpappen. Alles andere mal als Appetitanreger zum mMn sinnvollem Rotstifteinsatz.

Für manche von denen setze ich meinen VR-Helm auf und zucke wie wild, mach[e] einen auf elektrischer Stuhl, das hilft. Ich kann sie laut denken hören. Zu desolat, der Junge, aber die Kutsche ... Möchte nicht wissen, was die kostet. – Doch, möchtet ihr. Ihr möchtet von allem den Preis wissen. Immer. Damit ihr vergleichen könnt, wer am meisten beiseite gerafft hat, wer auf dem größten Misthaufen rumgockelt, wer die längste Nudel hat. Ich kann euch sagen, welchen Preis man bezahlt für einen Freedom-Chair XTR. Der Preis ist, zu wissen, wie zerbrechlich und beschissen das Leben sein kann.
Fände ich gestrafft viel stärker, v. a. die dadurch unverwässerte Preispassage - Rumgockeln und die Spaghetti ordne ich hier mal als Darlings ein.

Oben auf der Klippe. Der Wind nimmt mir den Atem, treibt Tränen über die Wangen. Die nächste Welle bringt das nächste Grollen. Salz auf der Zunge. Durch die Brandung steigen feine Gischtwolken aus dem Kessel hoch. Die gegenüberliegende Seite verschwimmt im Dunst. Noch einen Schritt und ich kann es sehen. Brodelndes Meerwasser, überschlagende Wellenkämme, die sich gegen die schroffen Wände werfen, an ihnen aufplatzen und zerfließen. Der Kessel schäumt auf. Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte bleibt unverändert. La Isla azul.
Wanna kill em :baddevil:?

Ich nehme zwei Schritte Anlauf. Zuerst lege ich die Arme an, schließe die Augen und stürze [springe] mich kopfüber in den Schlund. Sobald ich falle, spreize ich die Glieder und spüre, wie der Wind in die Flügel des Anzugs greift. Schnell ist die Sonne weg. Schattenkälte fällt auf mich, tunkt [taucht] alles in dunkelblau.
Hab' in einem anderen Komm heute schon mal was bzgl. Ich-Erzähler mit seinem typischen Ich-ich-mich-mich-Stil geschrieben.

Sie hängt an der Hand, die durch den blauen Ärmel mit einem weißen Bart verbunden ist, über dem blaue Augen an mir vorbeistarren.
:confused:
Ich finde übrigens den ganzen Absatz nicht zielführend, stellenweise arg comichaft. Braucht es den/ das?

Ich hasse dieses Gebaren, diese phoney Berührungsängste. Am liebsten würde ich der Welt den Mittelfinger geben und ein Fick dich! dazu. Fickt euch alle!
Aber mal ehrlich, selbst wenn ich es könnte, wen oder was würde das ändern? Ich hab es probiert, mit der Sprachausgabe geht das [ohnehin/ sowieso] nicht, der Singsang klingt weird, immer wie ein scheiß Navi, ›Fickt euch! Zur Hölle … bitte wenden.‹
Besonders wenn Palina eingestellt ist, bei der alles, was sie sagt, gleich klingt, egal ob ›Sie haben ihr Ziel erreicht‹ oder ›Blasen zwanzig Euro‹. Btw, schön wär’s, aber daran denkt nie einer.
Eins steht fest: Gott ist ein erbärmlicher Verräter. Wenn ich ihn treffe, kotze ich ihm auf die Füße. Wahrscheinlich grinst er noch blöd und will mich umarmen, faselt noch was von anderer Wange oder so. Jesus [Christus]! Was für ein creep!
Du weißt schon, l2f, alles nur Vorschläge, alles rein subjektiv.

Mit Wucht reißen mich die Seile empor, stoppen den Fall. Zugleich fallen die Flügel ab ...
Vermeidbar.

Eigentlich bin ich nicht unsichtbar, ich werde übersehen. Feiner Unterschied. Ein faules Ei, den Gesichtern nach zu schließen. Und wie bei einem Scheißhaufen, der auf dem Gehweg liegt, passiert es manchmal, dass jemand, die es eigentlich besser wissen müsste, trotzdem reintritt.
Prima erster Satz! Den würde ich keinesfalls verwässern!


Die Zeit rennt mir davon, linktofink. Du siehst schon, mehr als die Löschtaste bräuchtest du gar nicht (auch im späteren Verlauf), um deinen guten Text in einen sehr guten für mich zu verwandeln, ohne den schön exzentrischen Plauderton zu verlieren. Da sind viele Perlen drin, du versteckst sie mE aber zu sehr, nimmst ihnen die erhabene Schönheit durch zu viel Drumherum.
Übrigens gebe ich Peeperkorn recht, er drückt das sehr schön mit den Schattierungen aus. Bisschen mehr Tiefe, Dreidimensionalität ist meist immer eine gute Idee. Die Glorifizierung/ Anbetung durch deinen Prot der elbenhaften Lapis bsp. passt schon so - er könnte aber einfach die eine oder andere gerümpfte Nase schlicht rosarot übersehen oder passend für sich uminterpretieren.

Das mal von mir.

Vielen Dank fürs Hochladen

hell
(der sich immer freut, was von dir zu lesen.)

 

Lieber @Rob F,

ich bedanke mich für Deinen Kommentar, Du hast Dich intensiv beschäftigt mit Mats und Luisa.

wie auch bei deiner Geschichte zur vorherigen Challenge, Petulia, geht es dir hierbei im Schwerpunkt darum, den Protagonisten darzustellen.
Ja, das finde ich momentan sehr reizvoll und auch fordernd.
Das ist hierbei m.E. auch perfekt gelungen! Ich habe ihn und seine - nachvollziehbare - Art zu denken, wie er auf seine Mitmenschen reagiert, sehr deutlich vor Augen. Auch durch Details wie seine Angewohnheit, andere Menschen als "Brötchentüte" oder "Kaffeebecher" zu bezeichnen. Er entpersonalisiert sie, nimmt sie kaum als Menschen wahr, da er ohnehin davon ausgeht, dass sie ihn nicht wahrnehmen oder nur beleidigen wollen.
Genauso war es gedacht, schön, dass Du es so siehst.
Umso schöner ist es, dass er in dem Buchladen eine Person kennenlernt, die nicht wegsieht, sondern sogar anfängt, Zeit mit ihm zu verbringen!
Luisa hat tatsächlich Interesse an ihm und seinem Buch, das macht sie besonders, und auch ihre selbstverständliche Art, jemand, der von der Norm abweicht, trotzdem zu behandeln wie jeden anderen Menschen.
Finde ich einen ganz tollen Text, der mir mit Sicherheit in Erinnerung bleiben wird.
Danke, Rob, freut mich enorm.
Der Spasti, denken sie. Ich kann sie laut denken hören.
Vielleicht kannst du einmal "denken" durch ein anderes Wort ersetzen.
Ist schon umformuliert, danke.
Doch, möchtet ihr. Ihr möchtet von allem den Preis wissen.
Das zweite "möchtet" z.B. durch "wollt" ersetzen.
Diese Wiederholungen habe ich öfter drin, auch so nah zusammen auch bei nächste, Schatten, blaue und Watte. Klar fällt das auf, aber wenn Du es laut vorliest, entsteht daraus ein Rhythmus, der nach vorne rollt. Mir gefällt das als bewusstes Stilmittel zur Verdichtung.
Brodelndes Meerwasser, überschlagende Wellenkämme, die sich gegen die schroffen Wände werfen, an ihnen aufplatzen und zerfließen.
Sehr anschauliche Beschreibung, da entsteht direkt ein Bild!
Manchen wird das zu viel, ich fand das an dieser Stelle auch okay, als Befreiung, um einfach aus der Szene mit dem schimpfenden Mats kurz auszusteigen und zugleich den Parallelstrang zu eröffnen.
Und wie bei einem Scheißhaufen, der auf dem Gehweg liegt, passiert es manchmal, dass jemand, die es eigentlich besser wissen müsste, trotzdem reintritt.
... den Satz etwas entschachteln?
Weiß nicht, gefällt mir so. Ist das zu unverständlich?
Unter mir brechen Brocken aus der Wand.
ggf. ein anderes Wort für "Brocken"?
Steine vielleicht?
Ich hab noch nie den Kaffeebecher blöd gucken gesehen, nur grinsen oder grollen, heute ist es soweit.
Ich würde "aber" vor "heute" ergänzen.
Ich trenne das Ganze lieber durch einen Punkt.
She's a warrior, true she is.
würde ich kursiv schreiben
Done, thanx.
Peace, l2f

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Lieber @MRG,

war interessant, Deine Rückmeldung zum Text zu lesen. Da sind einige überraschende Gedanken dabei.

da hast du ja richtig rausgehauen. Ich habe deinen Text jetzt mehrfach gelesen und finde ihn faszinierend. Deine Erklärung hat mir geholfen, den Text besser zu verstehen. Was ich am besten finde sind zwei Dinge. Erstens die Sprache deines Protas ist für seine Situation so passend, ich kann ihn verstehen. Er ist so voller Zweifel, Hass und gleichzeitig gibt es da diesen Stolz, dass er selbst die Entscheidungen trifft (die ihn ins Unglück stürzen). Der zweite Punkt sind die Anspielungen und Ebenen in dem Text, die ich noch nicht alle entschlüsselt habe. Allerdings ist das ein großer Reiz an deinem Text. Du vertraust mir als Leser, dass ich mir mein eigenes Bild zusammenbaue und gibst mir gerade so viel, dass ich mir etwas für mich zusammenbauen kann. Ich bin beeindruckt. Für mich einer der stärksten Texte der Challenge. Ich gehe in meinem Leseeindruck tiefer darauf ein:
Das ist schonmal ein Pfund, lieber MRG, passende Sprache, der Stolz, ja, ohne Zweifel, der ist da. Dass die verschiedenen Ebenen für Dich einen großen Reiz darstellen, Dir selbst ein Bild zusammenzubauen, finde ich richtig gut. So soll es sein.
Ein Häufchen Elend, hineingeschissen in einen Hightech-Rollstuhl. Der Spasti, denken sie. Ich kann sie laut denken hören. Ich sehe Ekel und Abscheu in ihren Gesichtern – falls sich einer ihrer Blicke zu mir verirrt. Und wie schnell sie wegsehen, weil sie sich nicht aufhalten mögen mit etwas, das nicht repariert oder aufgehübscht werden kann.
Das meinte ich oben, dass ich die Sprache passend finde. Ich kaufe ihm das ab und damit hast du mich als Leser auch schon am Haken. Ich möchte mehr über ihn erfahren, möchte wissen, was mit ihm passiert und ob er sich entwickelt? Das ist zentral für deinen Text, damit er funktioniert, finde ich. Und für mich passt das sehr gut.
Sehe ich auch so, die Entwicklung ist entscheidend, sonst wäre es nur eine Schimpfkanonade, der irgendwann die Puste ausgeht, weil sie nirgendwohin führt.
Ich kann sie laut denken hören. Zu stark beschädigt, der Junge, aber die Kutsche ... Möchte nicht wissen, was die kostet.
Die fett markierte Dopplung fand ich nicht optimal, vielleicht fällt dir da ja noch etwas ein, wie du das anpassen kannst. Gleichzeitig ist hier die Anspielung auf das Hightech-Gerät, wenn ich es denn so nennen darf.
Ich hab das hier stehen lassen und die erste Erwähnung auf Hinweis vieler rausgenommen.
Ich kann euch sagen, welchen Preis man bezahlt für einen Freedom-Chair XTR. Der Preis ist, zu wissen, wie zerbrechlich und beschissen das Leben sein kann.
Ich finde ganz bemerkenswert, dass du den Namen "Freedom-Chair" gewählt hast. Ich lese das so, dass es ihm die Freiheit gibt, aus seinem jetzigen Leben zu entkommen. Die Konsequenz ist allerdings, dass das alltägliche Leben noch beschissener und qualvoller wird. Und damit ist er ja in einem Dilemma, wenn ich das richtig beurteile. Einerseits will er Freiheit, aber andererseits erkauft er sich die kurzzeitige Freiheit mit der Erhöhung seiner Qual im echten Leben.
Der Freedom Chair soll ihm die größtmögliche Autonomie verschaffen, das technische Equipment dient dazu, sich mit der Umwelt verständigen zu können und ja, durch den Freedom Chair ist auch eine Verbindung ins VR möglich. Allerdings, ohne dass dafür sein Leben noch beschissener und qualvoller wird. So war "der Preis" nicht gedacht, ich sehe allerdings jetzt, dass das auch so verstanden werden kann.
Brodelndes Meerwasser, überschlagende Wellenkämme, die sich gegen die schroffen Wände werfen, an ihnen aufplatzen und zerfließen. Der Kessel schäumt auf. Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte bleibt unverändert. La Isla azul.
Das ist sprachlich erste Sahne, ich bewundere, wie du schreiben kannst. Weiter so! Ich habe das genossen.
Brauchte einen frischen Kontrast, auch als Pause für den Leser. Aber auch, um die VR als parallele Wirklichkeit einzuführen.
Ich hasse dieses Gebaren, diese phoney Berührungsängste. Am liebsten würde ich der Welt den Mittelfinger geben und ein Fick dich! dazu. Fickt euch alle!
Aber mal ehrlich, selbst wenn ich es könnte, wen oder was würde das ändern? Ich hab es probiert, mit der Sprachausgabe geht das nicht, der Singsang klingt weird, immer wie ein scheiß Navi, ›Fickt euch! Zur Hölle … bitte wenden.‹
Ich bin deinem Prota nahe, das liegt vor allem an Stellen wie dieser hier. Er schreit ja förmlich seinen Schmerz hinaus und seine Verzweiflung und das Leid. Interessant, wie du gleichzeitig seine Resignation ausdrückst. Er kann der Welt sein "Fick dich" nicht mitteilen, zumindest nicht auf eine für ihn erlösende Art. Das ist so bitter, das hat mich getroffen als Leser.
Das ist die Stelle, wo seine Beschränkung am deutlichsten herauskommt. Ignoriert werden ist das eine. Nicht sagen zu können, was man möchte und vor allem nicht wie man es möchte ist nochmal eine andere Liga.
Eigentlich bin ich nicht unsichtbar, ich werde übersehen. Feiner Unterschied. Ein faules Ei, den Gesichtern nach zu schließen. Und wie bei einem Scheißhaufen, der auf dem Gehweg liegt, passiert es manchmal, dass jemand, die es eigentlich besser wissen müsste, trotzdem reintritt.
Dahinter steckt so viel Schmerz, er versucht es durch diese zynische Haltung sich selbst gegenüber wegzumachen, zumindest war das mein Eindruck. Daher verwendet er auch die englischen Ausdrücke in seiner Sprache, aber hinter der Wut steckt eine tief verletzte Seele. Ich finde das einen so interessanten Prota, den du da geschaffen hast, dass ich am Ende echt gerne noch mehr von ihm gelesen hätte.
Da ist viel Selbstschutz im Spiel, viel Panzer, das sehe ich auch so und ja, auch Wut, zu viel Kraft, zu viel Lebensdrang auch, um sich abzufinden. Schön, dass Du gerne mehr lesen würdest. Wirklich.
»Und das, obwohl der Protagonist mit dem Unfall keinen Frieden schließt?«, sagt sie. Ich merke schon, sie möchte was rauskitzeln.
Der Hamster wacht auf und kriecht meinen Hals hoch. Ich tippe fertig. »Er findet eine andere Lösung«, sagt Palina. Dann kommt der Hustenanfall.
Ich habe deinen erklärenden Kommentar gelesen und daher wusste ich, dass er der Autor sein soll. Allerdings kam das nicht direkt aus deinem Text hervor, zumindest für mich nicht. Mein Vorschlag wäre, dass du vorher Andeutungen fallen lässt, dass er es mit dem Schreiben probiert hat, um seinen Schmerz zu lindern. Aber auch das hat nicht geklappt und dann hat er sich für seine neue, virtuelle Welt entschieden.
Mit den Hinweisen habe ich versucht, funzt allerdings noch nicht. Ich schnippel noch dran herum. Wie Du es vorschlägst, ist es schon recht deutlich, vllt. braucht es das aber auch.
Diesmal nicht! Hart reiße ich an den Steuerleinen, schlage auf, bekomme die zerfurchte Steinflanke zu fassen und klammere mich fest. Unter mir brechen Brocken aus der Wand. Von hinten zerrt der Schirm, ich koppele ihn ab, bevor er mich in die Tiefe ziehen kann. Als ich mich hocharbeite, kommt der Schmerz. Es tut gut, ihn zu fühlen. Ich hab's geschafft, ihr Fucker.
Ich habe das so gelesen, dass er noch immer mit seinem Unfall im echten Leben hadert. Und dieser Erfolg, dass er hier nicht abgestürzt ist, schenkt ihm eine Genugtuung. Allerdings drehen sich seine Gedanken noch immer um den Unfall, er hat damit nicht abgeschlossen. Das war meine Interpretation der Stelle.
Kann ich mir vorstellen, dass die Erwartung darauf hinausläuft, das würde mir persönlich dem Unfall zu viel Gewicht verleihen, als Trauma, dass er unbedingt überwinden muss. Momentan ist es nur eine Challenge im Game, eine Möglichkeit, sich zu beweisen und Coinells zu verdienen. Das gibt das Gewicht der VR und zeigt den Stellenwert dieses Erlebens für ihn.
– »Er findet eine Form der Wiedergeburt.« – »Klar, in einer Welt, die nicht real ist, wie in Matrix.« – »Der virtuelle Klon ersetzt ihn.« – »Das ist Flucht.« – »Ja, das ist das Gute daran.«
Hast du die Stelle neu eingebaut? Ich hatte die gar nicht mehr im Kopf (habe deinen Text vor ein paar Tagen gelesen und heute noch einmal). Finde ich aber eine wichtige Stelle. Sie erklärt den zentralen Konflikt deines Protas. Er erschafft sich selbst in der neuen Welt neu, entflieht durch den virtuellen Klon.
Die war tatsächlich von Anfang an drin und ja, das ist der Kern, worum es ihm eigentlich geht. Das hast Du gut erfasst.
Meine Entscheidung, mich im Regen diesen verfickten Trail runterzustürzen, nicht seine. Und EternyCity ist auch meine. Alles menschengemacht. Euch Fuckern wünsche ich einen Tag im Freedom-Chair XTR. Nee, in Wirklichkeit wünsche ich das keinem.
Das meinte ich ganz oben damit, dass er selbst seine eigenen Entscheidungen trifft. Aber gleichzeitig ist selbst die virtuelle Welt nicht wirklich zufriedenstellend. Oh Mann, dein Prota tut mir leid.
Das ist die Beschreibung seines tatsächlichen Unfalls im RL, die zum Leben im Rollstuhl führte. Ich sehe aber jetzt auch, dass das als weitere Challenge, die misslingt, lesbar ist. Interessant.
Ich sehe sie auch nicht, ihre höre sie nur hinter mir flappen.
Kleinigkeit: Das "ihre" hinter dem Komma passt nicht ganz? Fehlt da ein Wort oder übersehe ich da etwas?
Recht Du hast, ist gelöscht. Die Stelle ist aber noch in Arbeit.
News: ›Ist das der Beginn einer ungleichen Freundschaft?‹
Also, ich würde es deinem Prota wünschen. Er ist mir sympathisch, ich leide mit ihm. Das ist dir gut gelungen.
Erstaunlich, dass Du ihn sympathisch findest, wo er doch alles tut, das zu verhindern.
Okay, Du leidest mit, sympathy heißt ja Mitleid, sieh aber zu, dass Du das nicht raushängen lässt, sonst wirst Du für ihn zu "Laptop" oder so ... :Pfeif:
Insgesamt hat mich dein Text gut mitgenommen. Sowohl emotional, als auch vom Spannungslevel. Ich hätte mir noch einen weiteren Hinweis gewünscht, dass er der Autor ist, das war mir so noch nicht ganz klar. Ansonsten bin ich ganz angetan von diesem Text. Sprachlich sehr gut, die Idee abgefahren und ich als Leser bin fasziniert. Vielen Dank für die Geschichte, für mich hat sie sehr gut funktioniert.
Danke für Deinen Zuspruch, lieber MRG, an dem Hinweis zum Autor muss ich noch arbeiten. Das Fette lässt mich etwas dümmlich grinsend zurück, danke auch dafür.
Peace, l2f

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Lieber @Carlo Zwei,

auch schön, dass Du nochmal ansetzt, Lass uns mal draufschauen.

Oben auf der Klippe. Der Wind nimmt mir den Atem, treibt Tränen über die Wangen. Die nächste Welle bringt das nächste Grollen. Salz auf der Zunge. Durch die Brandung steigen feine Gischtwolken aus dem Kessel hoch.
hier gefällt es mir gut. Das ist sehr dicht, aber trotzdem ganz klar geschrieben.
Danke nehme ich mal einfach so an.
überschlagende Wellenkämme
habe es jetzt noch ein paar Mal gelesen und festgestellt, dass du recht hast :D etwas ungewöhnlich, das so als Partizip zu lesen.
;)
Ich nehme zwei Schritte Anlauf. Zuerst lege ich die Arme an, schließe die Augen und stürze mich kopfüber in den Schlund.
fand die Idee cool, wenn ich es richtig verstanden habe, dass er mit dem Rollstuhl fliegen kann. Ich musste auch wieder an den Jimmy Hendrix Song denken. Castles Made of Sand, wo da ein Mädchen 'crippled for life and she couldn't speak a sound' mit ihrem Rollstuhl an der Klippe steht und sich aus Trotz das Leben nimmt, runterspringt. Es sieht dann kurz so aus, als könnte sie fliegen. Genau in dem Augenblick nämlich kommt zufällig ein goldenes, fliegendes Boot vorbeigeflogen. 'But it didn't have to stop. It just kept on going'. Musste ich nur dran denken, weil das witzigerweise auch für meine Story eine Inspiration war.
Also virtuell hilft ihm der Rollstuhl, er verschafft ihm den Zugang zum Programm, Mats springt aber nicht im Rollstuhl die Klippe runter, also so war es zumindest nicht gedacht. Ist aber eine Interessante Lesart.
Vorher am Morgen war die Brötchentüte hier.
Ich versuche mal, aufzuschlüsseln, warum ich da nicht reinkomme, was mir hier zu viel des Rätselratens ist. An der Stelle kenne ich ihn noch nicht so gut, um zu wissen, ob er jetzt eine Brötchentüte meint oder das wieder eine seiner eigenwilligen Bezeichnungen für irgendetwas ist, was eigentlich bereits einen Namen hat, bloß dass ich mir als Leser aus einem mir beim Lesen nicht erfindlichen Grund eine von ihm erfundene Sprache aneignen soll, in der blau=grün und Auto=Mensch und so weiter. Okay, wahrscheinlich ist es eine richtige Brötchentüte. Warum 'war' die Brötchentüte 'hier'. Wo ist dieses hier? Ist das der Laden? Das würde daraus ein 'hier sein' machen. Und weil du bei der Brötchentüte eigentlich nicht von 'sein' im Sinne von anwesend/existent sprichst, sondern vielleicht von 'lag' oder 'befand sich', denke ich kurz wieder: ist das jetzt doch Synonym für einen Menschen? Eventuell also wirklich? Und zugleich weiß ich nicht, wozu ich das überhaupt wissen soll. Letzteres ist nicht ganz dein Problem, schon klar, aber halt ein Leseeindruck.
Ja, so sehe ich das. Mats sucht Begriffe für einen Menschen und verwendet sie als Synonym für eine andere Bezeichnung oder einen Namen, den er gar nicht weiß und nicht wissen will. Sobald ihn andere nicht als Person sehen, macht er sie auch zu Gegenständen. In dem Fall kommt ein älterer Mann mit Brötchentüte in den Buchladen und wird zur Brötchentüte, weil er mit ihr auffallend knistert.
Sie hängt an der Hand
Und dann denke ich wieder: Okay, ist es jetzt ein Mensch oder eine Tüte? Welche Brötchentüte (die Teile aus Papier) kann denn an der Hand 'hängen'. Sie hat ja keinen Henkel. Außer in seinem Vokabular heißt 'hängen' jetzt so viel wie 'sich dort räumlich befinden' ergo 'der Typ hält das in der Hand'. Aber warum zum Geier? (wieder Leseeindruck), denke ich mir.
Okay, ich gehe mal von mir aus. Wenn ich Sonntags morgens Brötchen hole, was schonmal vorkommt, lege ich mir die nicht auf den Arm, sondern pack oben ins zusammengeknüllte Papier, wo die Dame hinter der Theke die Tüte verschlossen hat und trag die mit ausgestrecktem Arm. Und so würde ich auch in einen Buchladen reingehen, wenn der Sonntags geöffnet hätte und auf dem Rückweg zum Frühstück läge. Einen Henkel habe ich dazu noch nie gebraucht, aber vllt. sind Brötchentüten woanders auch anders. Keine Ahnung. Von anderen kam diesbezüglich jedoch keine Irritation. Deswegen lasse ich das mal so.
lasse ich Palina blechern. Sie hat nie einen Hamster im Hals
So wie er konstatiert 'sie hat nie einen Hamster im Hals' könnte er auch etwas Klärendes konstatieren, dass in humorvoller Weise die Frage thematisiert, warum er seiner Sprachausgabe einen Namen gibt (wodurch ich das als Leser nebenbei erfahre). Es bleibt dadurch eh für viele, denke ich, immer noch unklar, wenn du es subtil haben willst.
Das ist für mich eine gegebener Fakt, der mMn nicht erklärt werden muss, weil er so häufig im Text erwähnt wird. Ich gehe schwer davon aus, dass sich das durch die vielen Stellen hinreichend erschließt? Ebenso der Hamster. Klar ist das beim ersten Mal unverständlich, aber wenn Du Dich auf den Prota und seine Besonderheiten einlässt, erschließt sich das mit der Zeit, auch ohne dezidierte Erklärung, oder nicht?
Türglocke, Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten.
Das mit der Fingerspitze pusten. Hä? Okay, jemand schlägt ihm die Tür in den Rücken. Dann zur Fingerspitze? Ich begreife es nicht.
Die "Brötchentüte" geht hinaus, der Prota schießt ihr mit dem Finger in den Rücken, Boom!, und pustet die Fingerspitze ab, wie er den rauchenden Lauf eines Revolvers pusten würde. Okay, ist der verknappten Darstellung geschuldet, dass Du da hängenbleibst, aber ich denke, auch das ist eigentlich mit ein wenig Transfer verständlich.
Ich hasse dieses Gebaren, diese phoney Berührungsängste. Am liebsten würde ich der Welt den Mittelfinger geben und ein Fick dich! dazu. Fickt euch alle!
Aber mal ehrlich, selbst wenn ich es könnte, wen oder was würde das ändern? Ich hab es probiert, mit der Sprachausgabe geht das nicht, der Singsang klingt weird, immer wie ein scheiß Navi, ›Fickt euch! Zur Hölle … bitte wenden.‹
Die Stelle mag ich sehr. Erinnert mich vom Klang ein wenig an AWMs Roundworm. Fresh.
Fresh freut mich auf jeden Fall, Sprache ist immer ein Schwerpunkt bei mir. AWMs Roundworm habe ich noch schwach im Ohr. Wenn die Challenge vorbei ist, schaue ich da nochmal rein.
Blasen zwanzig Euro‹. Btw, schön wär's.
Das fand ich merkwürdig. Es hört sich nämlich so an, als würde er darüber nachdenken, dass seine Sprachausgabe ihm einen bläst. Irgendwie weit hergeholt, dachte ich beim Lesen. Hält sich aber zugleich auch in so einem Sprachnebel, dass es auch etwas anderes meinen könnte. Diese Ambiguität macht es, finde ich, auch schwer, den Finger drauf zu legen.
Auch hier abstrahieren. Ihm ist klar, dass die Sprachausgabe das nicht kann. Er stellt sich zum Klang der Stimme eine passende sexuelle Handlung vor, die er sehr gerne erleben würde.
die warme rote Lippe gegen die Rheinkiesel
Das fand ich ein sehr schönes Bild. Aber es hängt für mich in der Luft. Weil ich kein Bild von der Person habe. Diese Ambiguität, die den Text durchzieht, erlaubt mir nicht, mich für ein Bild zu entscheiden. Ist das jetzt ein Mensch oder ist das jetzt wieder irgendeine Sprachausgabe etc. :Pfeif: Also klar, es ist ein Mensch, aber da entsteht kein Bild. Da gibt es kein Gesicht, keinen Körper, zu dem diese roten Lippen gehören, an die sich die Rheinkiesel (Synonym für irgendetwas anderes?) pressen.
Die Rheinkiesel sind einfach ihre Zähne. Sie ist auch äußerlich schon ziemlich genau beschrieben, Wollmantel, blond, rote Lippen, Lapislazuli-blaue Augen, kleine weiße Zähne. Warum entsteht da kein Bild? Da würde ich jetzt nicht auf eine virtuelle Figur tippen, wo siehst du dafür Anzeichen?
Ich hab's geschafft, ihr Fucker.
Blut tropft auf Höhe des Schienbeins aus dem Anzug, ich kann nicht aufstehen. Schon eine Weile gibt der Visor Warnzeichen, ich schalte ihn aus. Auf allen vieren krieche ich vorwärts zu dem Rundbau, ziehe mich am Terminal hoch und klatsche ab. Im Display ein Goldregen. Eine Ahnung von Applaus ohne Eier dringt durch die Brandung. ›Isla azul completed.‹ Zweitausendfünfhundert Coinells. Ein Schwimmbecken voller Nullen und Einsen, Klingeling.
Diese Stelle mag ich auch gern. Ähnlich wie die Passage weiter oben ("phoney Berührungsängste")
Ich denke gerade, dass Dir der klare, eindeutige Erzählstil dann mehr liegt als das andeutungsweise Erzählen. Dass Du manchmal, wenn ich verknappe und andeute, aufs Glatteis gerätst. Andererseits steckt dieser Absatz auch voller Andeutungen und hier in diesem Absatz kommt es bei Dir an. Hm, ich weiß es auch nicht.
EternyCity
Guter Name
Thanx. ;)
Ende verstehe ich nicht. Was ist da jetzt ausgemacht worden. Ist sie eine Prostituierte? Ist mein Problem, könnte ich wahrscheinlich noch herausarbeiten.
Habe jetzt nicht nochmal in die Kommentare geschaut, zumindest nur mal ein zwei überflogen. Aber vielleicht jetzt. Bleibt also vorerst mein Leseeindruck.
Nein, um Gottes Willen, sie ist doch keine Prostituierte! Mats bietet ihr an, zu ihm in die VR reinzuschauen und sie sagt, sie überlegt es sich.

So viele Missverständnisse, das macht mich echt fertig. Peace, l2f

 

Gude @linktofink,

Das ist noch keine drei Jahre her und liegt schon ein gefühltes Jahrzehnt zurück.
Das kannst du laut sagen. Ich weiß noch, wie ich irgendwann danach nochmal nachschauen musste/wollte: Fagus Sylvatica - war das eigentlich wirklich von linktofink? Lange her und seitdem hat sich echt viel getan. Wie kam's, dass du den Text jetzt nochmal in der Hand hattest?

Mit Tag ist die Orientierung vllt. doch einfacher.
Finde ich sinnvoll, würde das dissoziative Medium in seiner Assoziation unterstützen.

was macht eigentlich Johnny, bist Du noch dabei?
Auch wenn durch die Umstellung auf Online-Arbeit etwas Tempo verlorenging, Johnny läuft noch, ich bin auch noch dabei :shy:
gerade läuft sogar eine Ausschreibung, für die ich hier mal Werbung machen könnte, fällt mir da auf :sealed:

Liebe Grüße
Vulkangestein

 

So meine liebe @lakita, jetzt ist Dein Kommentar dran. Los geht´s.

alle Achtung! Ich befinde mich nach dem Lesen deiner Geschichte so zwischen mehreren Gefühlen, wie boah ist das geilgut geworden, was du aus einem Rollstuhlfahrer rausholst und was hab ich da eigentlich grad gelesen, das kann doch eigentlich nicht linktofink sein, der hat sich neu erfunden irgendwie.
Respekt vor dieser Leistung! Du bist meine erste Challengegeschichte und ich bin selbst total wie ein Flitzebogen gespannt, ob ich eine noch bessere lesen werde.
Ja, wenn ich die lese, glaube ich selbst nicht, dass die von mir ist.
(***Klackerndes Tippen im Hintergrund. "Eh, Chef, wann bekomm ich endlich das Geld für meine Challenge-Geschichte?" "Halt die Klappe, Ghosty, ich bin nicht alleine." "linky, Du willst mich doch nicht bescheißen, oder?" "Ich sag doch, halt die Klappe! Wir regeln das gleich." "Chef, wenn ich jetzt nich sofort ..., dann schreib ich halt noch ne bessere, aber für jemand and..." Ghrumpf. Klirr.***)

Und wenn ich aus deiner Sicht mit dem Plot danebenliege und mit meiner Einschätzung über den Prota, dann ist mir das auch egal, du hast es so angelegt. dass ich meine eigenen Empfindungen dabei haben darf. Und das ist grandios.
Ja und je mehr Wegweiser ich einbaue, desto enger wird das, deswegen zögere ich damit.

Er ist der intellektuelle Zyniker und ich mag ihn. Ich habe keine große Lust, ihn mir persönlich anzugucken würde es ihn denn persönlich geben. Dafür hast du gut gesorgt!
Das war tatsächlich der Ausgangspunkt für den Text, die Frage: Warum darf ein Mensch im Rollstuhl eigentlich kein Zyniker und manchmal auch ein Kotzbrocken sein? Muss er sich alles gefallen lassen, immer devot nach allem fragen, ständig mit einem Bitte auf den Lippen? Muss er permanent dankbar sein für die Hilfe, die er (meist extern bezahlt) erhält?

Und es hat ihn erwischt und zwar zweifach. Der Unfall, bei dem ich mich laufend frage, was so ein Zyniker dann noch von Gott faselt? Verzeih meine derbe Wortwahl. Wozu den anklagen? Der ist doch sowieso nicht existent bei so einer Sache? Und genau das ist mein seichter Kritikpunkt.
So einer, wie dein Prota hält sich nicht lange mit diesem Gott, den es angeblich als Gütigen gibt, auf. Der ist für ihn gestorben, wenn er denn je für ihn gelebt hat.
Wenn mir so etwas passieren würde, gäbe es diese Fiktion eines Gottes für mich einfach nicht mehr. Und ich würde jeden mit Worten erschlagen, also Palina, der davon schwafelt.
Das mit Gott ist sone Sache. Ich selbst bin kein Christ und auch sonst nix. Religion ist für mich die Ursache der meisten Konflikte weltweit. Ich bin für Abschaffung.
Dennoch beschäftigt mich Gott als abstrakte Vorstellung, die Frage nach dem Ursprung, die Frage nach Fügung versus Zufall, die Frage nach spirituellen Kräften. Also warum sollte Mats, obwohl er Gott ablehnt, nicht von ähnlichen Fragen geplagt werden?

Und das zweite Mal erwischt ihn die Zuneigung, das Begehren, die Sehnsucht nach Nähe, Zuwendung und vielleicht sogar Liebe. Das ist dir grandios gelungen, auf diese zynische Weise.
Für mich ist dies eine moderne Liebesgeschichte.
Ja, für mich auch, eher Anziehung als Liebe. Zumindest der mögliche Beginn von was Emotionalem, what ever.

Eine mit kleinen Haklern allerdings, denn so richtig mag ich Lapis nicht glauben, dass sie so fürsorglich ist. Kann sie nicht in irgendeinem Nebensatz mitteilen, dass sie einen Bruder hat, der auch im Rollstuhl oder so? Ich möchte sie gerne ein Stückchen mehr authentisch, verstehst du wie ich es meine?
Sie klopft mir zu perfekt und zwar ohne Erklärung, weshalb das so ist. Sie kann nämlich unmöglich bereits Feuer gefangen haben. Weshalb auch? Die ist ja nicht irgendwie auf der Suche nach Opfern, die sie mit ihrer Empathie erledigen kann. Sie ist aber zu empathisch in ihrem Verhalten, nicht in ihren Worten. Also wäre es doch eine Idee, wenn sie so ganz nebenbei fallen lässt, dass sie einen Bruder hat (besser noch hatte), der auch ...du verstehst?
Denn mal ganz ehrlich: wer weiß schon genau, wie man Hamster aus der Kehle klopft?
Recht Du hast, den Punkt hatten andere schon ähnlich angemerkt, dass sie zu perfekt, zu engelsgleich agiert, zu schwarz/weiß das Ganze. Ja, braucht Zeit, ist nicht mal eben hingehext.

Ich bin, dies mein kleines Vorwegfazit, echt beeindruckt, von deinem Text, der ist nicht grad sowas wie ein Gutelaunetext, aber aus meiner Sicht momentan jedenfalls, das Beste, was man aus einem Rollstuhlplot holen kann. Das alles gefällt mir.
Gutelaunetexte finde ich oft langweilig, für Rumgepilcher ist mir meine Zeit zu schade, ich habe einen Hang zu den anderen.

»Habt ihr das von M. Otchorak?«
Dein Beginn ist mir zu spröde. Was für ein Verbrechen begehst du, wenn du einen winzigen Hinweis für den doofen Leser gibst, dass es sich um ein Buch handelt? Ich habe echt damit nichts anfangen können, dachte fest zunächst, dass es eine CD ist. Du willst doch nicht in dieser Weise eine Art besondres Rätselraten veranstalten.
Finde es schwer in den Text einzuführen. Ich kann den Mats ja nicht gleich losschimpfen lassen. Dann klappt der Leser das Laptop zu und sagt nur: Was fürn Spinner. Nicht, dass das nicht auch jetzt passieren könnte, aber gedacht ist es als Klammer, um das Treffen mit Luisa anzukündigen.

Vorbeifucker
Perfekt formuliert. So wenig Wort und so viel Inhalt. Klasse!
Das kam erst vor ein paar Tagen dazu und auch nur, weil ich die Bourgeoisie rausschmeißen wollte und Ersatz brauchte. Bin froh über den Fund.

sehe den Ekel und die Abscheu in ihren Gesichtern
Ist es wirklich Ekel? Abscheu ja, aber es ist meiner Meinung nach nie Ekel. Es ist dieser Widerwille, so etwas nicht an sich und die eigene heile Welt heran zu lassen. Ekel ist für mich, wenn vor meinen Augen jemandem eine dicke eitrige Pickel aufplatzt, jemand kotzt und ich nur die Stückigkeit des Ausgekotzten sehe, sondern auch noch rieche. DAS ist Ekel. Dein Prota ist nicht eklig!!!! Er ist abstoßend.
Ich hab jetzt ein wenig über Ekel nachgelesen. Das gilt primär als eine körperliche Abwehrreaktion zur Abwehr von Krankheiten. Die Fähigkeit zum Ekel scheint genetisch festgelegt, doch vor was wir uns ekeln, ist kulturell geprägt. Heißt: Du ekelst dich vor Objekten oder Lebewesen, die in der Gesellschaft, in der Du lebst, als eklig gelten. Wenn Du Maden eklig findest, können sie für Urwaldbewohner in Papua Neuguinea eine seltene Delikatesse sein.
Führt zu der Frage: Wie wird Speichelfluss als Folge einer körperlichen Behinderung hier in unserer Gesellschaft gesehen? Wie körperliche Deformation? Bei Kindern denke ich, kein großes Problem, bei Erwachsenen schon. Führt das zu Ekel? Ist da die Empfindlichkeit nicht sehr unterschiedlich?

Der Preis ist, zu wissen, wie zerbrechlich und beschissen das Leben sein kann.
Nein, das passt nicht an dieser Stelle. Er beginnt ja zu animieren, wie viel sein vermutlich fast unbezahlbarer Rollstuhl gekostet hat, damit lockst du den Leser und ich als eine deiner Leserinnen will jetzt nicht diese Antwort lesen, die ist Klischee...mach das nicht mit mir.
Du willst was ganz anderes sagen. Dann tu es bitte auch!
peeperkorn hat das ähnlich zerlegt. Ich habe ihm dazu Folgendes geschrieben:
"Das ist nicht stringent gedacht, sondern mit Sprung. Rein logisch betrachtet, hast Du recht, er zahlt den Preis natürlich für seine Waghalsigkeit. Was habe ich mir gedacht? Die ganze Preis-Sache, die hat für mich den Kern, dass der Prota selbst in den Augen vieler nichts wert ist, abgeurteilt, bzw, abgehakt wird. Sein Vehikel hingegen Interesse findet und als materiell wertvoll im Wert über ihn gestellt wird. Diese bittere Replik ist mein Versuch, das mit Sarkasmus umzudrehen. Heißt, dass der materielle Wert keine Rolle spielt, wenn Du Dein Leben in dem Teil verbringen musst, dass der Prota auf den teuren Rollstuhl gut verzichten könnte, wenn nur sein Leben weniger beschissen wäre."
Würde mich interessieren, was Du dazu sagst?

Oben auf der Klippe. Der Wind nimmt mir den Atem, treibt Tränen über die Wangen. Die nächste Welle bringt das nächste Grollen. Salz auf der Zunge. Durch die Brandung steigen feine Gischtwolken aus dem Kessel hoch. Die gegenüberliegende Seite verschwimmt im Dunst. Noch einen Schritt und ich kann es sehen. Brodelndes Meerwasser, überschlagende Wellenkämme, die sich gegen die schroffen Wände werfen, an ihnen aufplatzen und zerfließen. Der Kessel schäumt auf. Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte bleibt unverändert. La Isla azul.
Ich denke ja immer, dass Landschaftsbeschreibungen ins letzte Jahrhundert und davor gehören, weil da die Leute kein Fernsehen hatten, nicht mal eben von A nach B fliegen konnten und so, ABER deine Beschreibung ist perfekt. Ich bin genau da, wo du mich bzw. dein Prota haben möchte. Gut gemacht!
Hmmm. :shy: (***Schweigen im Walde***)

, wie der Wind in die Flügel des Anzugs greift.
Und ich kann mir leider darunter nix vorstellen. Sorry. Ich komme auch ohne diese Beschreibung klar, weil ich erfahre, dass deinem Prota irgendwas Schlimmes widerfahren ist. Aber was, ich gestehe es gern, habe ich bis zum Ende deiner Geschichte nicht kapiert. Die Geschichte funktioniert für mich trotzdem gut. Ich kann also mit meiner Blödheit leben.
Nix blöd, son Wingsuit Dingens halt.

Türglocke, Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten.
Er gefällt mir gut, dein Prota. Ich mag Ironie und Zynismus sehr.
Jep, ich manchmal auch.

der Singsang klingt weird, immer wie ein scheiß Navi
Das kann ich mir akkustisch richtig gut vorstellen und diese Stelle bringt mich zum Schmunzeln.
Das mag ich, dass du deinen Prota immer wieder aus dieser eigentlich "mir-geht-es-scheiße-Dramatik" aussteigen lässt und das du nicht die Esoterik wählst, sondern fetten Zynismus.
Hast Du kein TomTom oder Garmin? Das mit sexy Touch, dann bist Du da. Oder hast Du einen Mann eingestellt? :naughty:

Eigentlich bin ich nicht unsichtbar, ich werde übersehen.
Ist das nicht der Kernsatz deiner Geschichte ? Der richtige Satz an der richtigen Stelle. Perfekter geht es nicht.
Ob es der Kernsatz ist, weiß ich nicht, muss nachdenken, aber sehr wichtig auf jeden Fall.

Vieles klingt im Kopf smart, mutiert aber schnell zu blöd oder peinlich, sobald Palina das rausblechert.
Rausblechert ist ein wunderbares Wort für diese Zustände, wenn Maschinen was Akkustisches absondern. Gefällt mir richtig gut. Und entbehrt nicht der Komik.
Mir gefällt daran das Spöttelnde.

Kleine weiße Rheinkiesel zwischen weichen roten Lippen. Life sucks.
Und ich bin drin in deinem Film von makelllos weißen Zahnreihen....gut beschrieben!
Bin echt beruhigt, dass bei Dir das Bild funktioniert.

»Mit sowas solltest du sparsam sein, das kommt aus dem PC ein bissl … cringy.«
Sagt Sie das? Hier stolpere ich.
Yes, das sagt Triple-L (wer sonst? :D)

Im Display ein Goldregen. Eine Ahnung von Applaus dringt durch die Brandung. ›Isla azul completed.‹ Zweitausendfünfhundert Coinells. Ein Schwimmbecken voller Nullen und Einsen, Klingeling. Ein binäres Denkmal in Kryptowährung.
Ist das jetzt seine Prämie für einen Sieg? Ich verstehe leider immer noch nicht, was da jetzt los ist.
Ja, das Ziel ist die Landung auf der Spitze der Felssäule namens Isla Azul. Für das Bestehen dieser In-Game-Challenge erhält er Coinells, eine zukünftige Form der Kryptwährung.

Der Kaffeebecher, der vor dem Nachbarladen sitzt, rappelt mit den Münzen darin.
An dieser Stelle muss man einfach weiterlesen, sonst ist auch dieser Kaffeebecher etwas Unerklärliches. Löst sich aber später auf.
Prinzip Brötchentüte und Wollmantel.

Fürs Schnorren Geld bezahlen, das hängt quer in der Luft zwischen seinen Ohren.
Also du bringst dazwischen auch Sätze die möchte man einrahmen. Diesen hier z.B., der ist einfach klasse!
Danke, der ist auch schon sehr zynisch.

– »Spaß!« Ich arbeite an der Box, schnippe eine Fluppe, sie landet in seinem Schoß. Natürlich freut er sich diesmal, sein Gesicht geht wieder auf, wie eine verfickte Kaktusblüte.
Kann ich mir gut vorstellen, obwohl es Kakteen gibt, die sehr selten blühen.
Ich denke natürlich an die Königin der Nacht ...

»Sollte hier ein junger beiger Wollmantel mit roten Lippen vorbeigehen, sag mir Bescheid.«
Gefällt mir, dass er in einem Satz alles sagt, nämlich, dass er sie wieder sehen möchte und jedwede Chance nicht vertun möchte, sprich, es hat ihn erwischt.
Ja, ich denke schon, zumindest ne kleine Kerze brennt schon.

Es ist verlockend, die Coinells umzusetzen in Interiors, Vessels, Buildings. Anfangs habe ich wie blöd gekauft, bis ich kapiert habe, das bleibt alles bei mir. Es gibt keine Müllabfuhr in EternyCity. Was du nicht weiterverkaufen kannst, klebt an deinen Beinen, du schleifst es immer mit, dein persönlicher Ballast.
Sorry, was sagst du da? In welchem Bezug steht das zur Geschichte? Ich habs nicht kapiert.
Das sind Sachen, die Du für Coinells im Programm kaufen kannst.

Soll nicht heißen, Augmented Eternity wäre nicht real, sie wird es zunehmend. Adam lernt brutal schnell – auch wenn ich nicht on bin. Erstaunlicherweise gehe ich mit dem Meisten, was er in meiner Abwesenheit tut, d'accord. Braver, gut erzogener Bengel. Ein viriler Zeuge aus dem Land Davor. Ob er irgendwann ich wird, oder ich zu ihm, oder wir zu uns? Klingt nach Brainfuck.
Ist das sein Rollstuhl, der lernt? Ich versteh diesen Absatz leider gar nicht. ABER, nicht verzagen, der eigentlichen Geschichte nimmt das nix. Die ist nach wie vor sehr sehr gut erzählt.
Adam ist sein virtueller Klon. Er erschafft und formt ihn als Ebenbild seiner selbst, wie er vor dem Unfall war, also sportlich und unversehrt. Und der Hamster dreht seine Runden nicht im Hals, sondern im Laufrad.

Nein, verdammt, ich will, dass sie abhaut, dass sie nie hier gewesen ist.
Super, den Zwiespalt zwischen Begehren und eigenem Gefühl von Aussichtslosigkeit eingefangen. Besser geht nicht.
Steht einiges auf dem Spiel. Auch wenn es nicht so scheint, er hat auch eine Hoffnung auf ein Leben in der VR zu verlieren.

Natürlich ist das Flucht, was sonst? Moralisch verwerflich, hui, wie kann er sich dem gottgewollten Schicksal entziehen? Leute, ihr müsst euch mal zuhören.
Der Zyniker ist nicht tot zu kriegen. Ich mag ihn
(*** Palina: "Sag mal, linky, der Blumentopf, will der mich jetzt anschleimen?" linky: "Nee, Du Lästermaul, die findet dich wirklich gut, klar?" Palina: "Hmm." ***)

Meine Entscheidung, mich im Regen diesen verfickten Trail runterzustürzen, nicht seine. Und EternyCity ist auch meine. Alles menschengemacht.
Wenn er hier die Schuld auf sich nimmt, wozu dann die Gottnummern?
Weil er das nicht so final klar hat, da sind noch viele Gedanken unterwegs.

Ich nicke und fahre los. Triple-L kommt tatsächlich hinterhergeschwebt. Ich weiß, dass niemand ihre Flügel sieht. Ich sehe sie auch nicht, ihre höre sie nur. Oder es sind ihre Schritte, aber so genau möchte ich das nicht wissen.
Sorry, wovon schreibst du da grad?
Er imaginiert Flügel auf Luisas Rücken, aber vielleicht sind das auch ihre Schritte, die er hört und nicht die Flügel, die schlagen?

Ich hab noch nie Kaffeebecher blöd gucken gesehen,
Herrlicher Satz. (Ich übrigens auch nicht.)
Eine Variante zu grimmen oder grinsen. :drool:

Nur das Schnappen der Fische bringt sie etwas aus dem Konzept. Ein kleines bisschen Etwas.
Echt die volle Kante humorige Ironie. Das ist echt ein sauguter Satz, weil er zu deinem Prota so perfekt passt. Du hast ihn sehr sauber charakterlich ausgebaut. Ich habe das Gefühl, ich kenne ihn sehr gut. Große Klasse, lieber linktofink!
Dann ist das Wichtigste angekommen und Du konntest was mitnehmen. Freut mich sehr.

Also, auch wenn ich an einigen Stellen, die unter Umständen obendrein noch deine Darlings sein könnten, nicht weiß, was du da meinst, hat mir deine Geschichte absolut gut gefallen.
Ich hab deinen Prota richtig in mein Herz schließen können mit seinen zynischen Gedanken.
Da war ich voll bei ihm. Super Persönlichkeit hast du da erschaffen.
Na, das ist mal ein dickes Brett auf der Pro-Schale. Vielen Dank, lakita, für Deinen intensiven Kommentar. Grüße an die Blaublüter, peace, l2f

 

Hallo @linktofink,
Ich habe das sehr gerne gelesen, weil es eine ziemliche Wucht hat, dieses Bittere, auch steckt da eine Menge Comic drin. Die Kombination mit der virtuellen Welt habe ich erst nach den Kommentaren so richtig verstanden, auch, dass er der Autor des Buches ist, hatte ich nicht kapiert. Weiß sie das schon, als sie danach fragt?
Eigentlich ist das ja ein sehr romantischer Text, ein verbitterter, kranker Mann und am Ende gibt es Hoffnung auf eine schöne junge Frau, die ihn vielleicht rettet, vor dem Hinübergehen in die virtuelle Wirklichkeit, oder gar mitkommt? Du gehst ja in die Vollen, was sein körperliches Erscheinungsbild betrifft, das Hochwürgen des "Hamsters". Dazu Sarkasmus pur und eine riesengroßer schmerzender Mangel. Eine permanente Wut und ein Gefühl der Demütigung. So jemand würde mich auch in gesundem Zustand eher abschrecken. Was ist das, was sie an ihm fasziniert, außer, sie hat ein Helfersydrom? Er ist sicherlich klug und geistreich und das ist schon mal etwas. Aber vielleicht muss das Ganze auch nicht so hyperrealistisch sein, du schaffst hier auf jeden Fall eine spannende Figur. Vielleicht könntest du ihr zumindest noch eine Macke verpassen, damit sie nicht nur seine leibgewordene Wunschvorstellung ist. Oder gibt es sie in echt gar nicht?


– »Okay, Lapis.« – »Wer ist Lapis?« – »... Vertippt.« Stirnrunzeln. Sie hält mir die Hand hin. »Luisa.« Und jetzt?
Kleinigkeit: Also das erscheint mir doch ein bisschen unwahrscheinlich, dass er sich vertippt, so wie man sich verspricht und dann noch auf "enter" drückt.

Immer ein Erlebnis, deine Geschichten. :)

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Raindog,
ich finde es megaklasse, dass die Challenge AutorInnen wie Dich zum Kommentieren bringt. Und dass Du mir dann einen da lässt, freut mich dolle.

ich mag deine Geschichte sehr. Der rotzig-trotzige Tonfall deines Protagonisten kommt frisch und glaubhaft rüber. Und obwohl ich keine Ahnung von VR-Games habe, kann ich das gut nachvollziehen. Also, sowohl deine Beschreibungen, als auch Mats' Flucht in diese Welt.
Neben der gut erzählten Geschichte mit klasse Dialogen finde ich das auch eine spannende Pointe, dass er am Ende versucht, das Mädchen in diese andere Realität einzuladen.
Heyho, die Sonne scheint, Raindog mag die Geschichte, ich mach eine Regentanz, ugallala.
Im Ernst, das mit der Einladung am Schluss gefällt mir auch sehr, so gegen die Erwartung.

Ich glaube, du hast inzwischen etwas gekürzt, kann das sein? Komischerweise hatte ich aber auch gleich zu Beginn gar keine großen Verständnisprobleme, und das will was heißen bei mir! :thumbsup:
Ich weiß nicht, was und ob du nun eigentlich geändert hast, aber es liest sich für mich wirklich flüssig und spannend (bis auf kleine Meckerpünktchen).
Tatsächlich habe ich eher noch ergänzt, aber nur stellenweise. Keine großen Verständnisprobleme, flüssig, spannend ... wow, Raindog, ich bin platt.

»Habt ihr das von M. Otchorak?« Ich habe sie nicht kommen sehen.
Das "M" ist neu. Ich finde es doof. Niemand sagt das doch so in einem Buchladen: Emm Otchorak.
Ich würde sie da vielleicht bissel rumstammeln lassen: "Von diesem Ot ... Otchorik oder so."
Oder, weil es ja eh ein außergewöhnlicher Nachname ist, könntest du sie auch den Vornamen wissen lassen und eben den Nachnamen nicht so richtig, so etwa: "Von diesem Mats Ot ... Ot-irgendwas ..."
(Falls du es aber so lassen möchtest, musst du später im Text, in der Wiederholung, auch noch das M. einfügen.)
Ja, das M. war neu und ist schon wieder weg. Ich überlege, die ersten Sätze auch ganz zu streichen, anders in die Geschichte einzusteigen. Bin nur noch nicht schlau genug, wie.

Unglücklich finde ich, dass du den Satz, danach, der sich auf ihn bezieht, gleich an ihre wörtliche Rede anschließt, ohne Zeilenwechsel. Du experimentierst in dieser Geschichte ja eh etwas inkonsequent herum mit fehlender Zeile nach Sprecherwechsel - mal machst du's, mal nicht. Hm, oder ich blicke es nicht. Wahrscheinlich hast du dir was dabei gedacht, mich bringt es eher raus, und dort ganz am Anfang erst recht.
Ich hab lange überlegt, die Raindog, die weiß doch, wie es geht, unglücklich, hm, und wie sie insistiert, das muss sie richtig stören, geändert, geschaut, nee doch nicht, die alte Version besser gefunden, weil so schön schnell im Stakkato, oder doch mit Zeilenwechsel?, shit, klarer ist es anders ja schon ... und dann hast Du auch noch das geschrieben:
Also, ich fände es mit Retro-Zeilenwechsel viiiiieeeeel besser ... Sehe wirklich den Sinn nicht in dieser Form.
Und jetzt hab ich es geändert. Uff! You´re a warrior, Raindog, true you are. :kuss:

Vorbeifucker nenn ich die.
Wirklich witzig! Den Mats kriegst du gut hin mit seinen schrägen gedanklichen Formulierungen.
Danke, ich friemel auch immer weiter, die Vorbeifucker sind recht neu.

Oben auf der Klippe. Der Wind nimmt mir den Atem, treibt Tränen über die Wangen.
Der ganze wilde Absatz als Kontrast zu seinem Eingesperrtsein im Rollstuhl, das ist schon Klasse. An dieser Stelle denke ich noch, dass es eine Erinnerung an seinen Unfall ist. Es gibt da mMn nach auch noch keinen Hinweis auf VR, außer am Schluss irgendwie mit dem Anzug und den Flügeln, aber selbst das gibt es ja auch in echt.
Also, finde ich auch gut gemacht, dass man das hier nicht genau weiß.
Der wilde Absatz als Kontrast, ja genau so!, Danke! ;) ... und es soll erstmal offen bleiben alles, da sind wir uns einig.

»Ist der Buchhändler da?« Vorher am Morgen war die Brötchentüte hier. Sie hängt an der Hand, die durch den blauen Ärmel mit einem weißen Bart verbunden ist,
Hier finde ich das schwierig mit den Zeitformen. Er war da, aber die Tüte hängt? Da würde ich mal noch nachbessern. Überhaupt, finde ich alles da nicht so passend. Die Brötchentüte klingt so vertraut, als käme derjenige andauernd mit eben dieser Tüte in den Buchladen, aber das passt irgendwie nicht. Wie oft geht man denn in den Buchladen? Und dann immer mit ner Brötchentüte? Bei dem Kaffeebecher vor der Tür ist das was anderes. Vielleicht kannst du den Brötchentüten-Weißbart irgendwie anders charakterisieren. Als ... Weißbart zum Beispiel?
Jaaa doch, schon wieder recht Du hast. Hab die Zeit umgestellt: "Wir haben kaum auf, da kommt die Brötchentüte rein." Den Rest möchte ich so lassen, weil die Brötchentüte charakteristisch ist für ihn als frühen Vogel, der öfter mal der erste Besucher ist. Er ist nicht jeden Tag da, aber wenn er kommt, dann nach dem Brötchenkauf. So meine Vorstellung.

»Wie kann ich behilflich sein?«, lasse ich Palina blechern.
Blechern wurde, glaube ich, schon mehrmals erwähnt. Ist natürlich klar, aber ich finde es nicht wirklich originell, und später kommt es sogar nochmal. Wenn schon, finde ich, würde einmal genügen, um es nicht abzunutzen. Scheppern klingt doch übrigens auch schön blechern.
Also. liebe Raindog, scheppern geht für mich ja gar nicht, das ist was ganz Lautes, ein Eimer, der scheppernd zu Boden fällt. So schlimm ist die Palina auch nicht, die blechert halt nur, weil es dezent roboterlike klingt, wenn sie für ihn redet.

Besonders wenn Palina eingestellt ist, bei der alles, was sie sagt, gleich klingt,
Palina (the voice formerly known as Linda) ist mein Hauptkritikpunkt. Der Teil deiner Geschichte, den ich mir nicht vorstellen kann. Den ich mir für Mats nicht vorstellen kann. Er, der sich innerlich über die Eierlosigkeit einiger Mitmenschen auslässt, stellt als seine persönliche Sprachausgabe eine Frauenstimme ein? Enteiert sich dadurch selbst nochmal extra? Hä? Glaube ich nicht. Als Navi ist das ja was anderes, aber die Stimme, die ihn verkörpern soll? Ist er wirklich zu so viel Selbstironie fähig? Ich könnte mir vielmehr vorstellen, dass er sich eine extrem männliche Stimme einstellt, Hasta la vista, Baby! zum Beispiel - das würde doch genial zum "Boom! in den Rücken – Fingerspitze pusten" passen. (Darfste haben, wenn du willst ;) !)
Ja, die Linda hat´s zum Glück nicht überlebt. Boom, Finger pusten.
Die Palina hört er selbst doch eigentlich gerne, die ist smooth, die Männerstimme geht ihm auf den Keks. Hab ich als Erklärung mit rein genommen, merci und © an Raindog.
"– »Wtf! Woher kennst du Otchorak?« blechert Palina vor sich hin. Als ich es höre, tut es mir leid, das geschrieben zu haben. Vieles klingt im Kopf smart, mutiert aber schnell zu blöd oder peinlich, sobald Palina das rausblechert. Klar nervt das, aber die männliche Sprachausgabe geht gar nicht, da klingt alles wie ›Hasta la vista, baby!‹, und nach zwei Minuten fuckt das so ab."

Eins steht fest: Gott ist ein erbärmlicher Verräter.
Da muss ich leider sofort an "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" denken und finde es deshalb unoriginell.
Unoriginell kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Umpf! :D Jetzt ist Gott ein Wicht (erst mal).

»Mit sowas solltest du sparsam sein, das kommt aus dem PC ein bissl … cringy.
PC vllt. durch Lautsprecher ersetzen?
Hab ich auch gedacht, aber Lautsprecher klingt so alt, so 70er, "das ist meine Grundig Kompaktanlage mit zwei Stereo-Lautsprechern." Speaker hatte ich zwischenzeitlich, klingt mir aber zu aufgesetzt. Schwierig.

»Adam«, sagt Palina. Es ist falsch und so klingt es auch und auch ein wenig hungrig, wie ›gib mir den Apfel‹
Auch sehr witzig. Egal, ob Palina oder Arnie das sagt.
Hab lange überlegt, ob der biblische Bezug nicht drüber ist, fand es aber passend zu den schön schrägen Gedanken, die der Prota sonst so hat. Und der Terminator muss draußen bleiben! :D

Ich zeige Richtung O, wobei der Zeigefinger eher zum Boden zeigt.
Finger statt Zeigefinger, da er ja eh zeigt.
Jep, geändert.

»Bist schon ne arme Sau, ne?«
– »Und du?«
»Kann wenigstens laufen.«
– »Torkeln, Alter, Torkeln.«
Herrlich! (Und btw, Zeilenwechsel: Geht doch!)
Ja doch, das bleibt so, und auch beim Rest hab ich das geändert.

In den Stein lasse ich M.O. meißeln, nur M.O..
Das ist auch eine schöne, berührende Stelle.
Und Du eine der wenigen, die den Bezug hergestellt haben. (Cheerio!)

Euch Fuckern wünsche ich einen herrlichen Tag im Freedom-Chair XTR.
Finde ich auch klasse, würde aber "herrlichen" ersetzen durch etwas raueres, weniger biederes, "geilen" vielleicht.
Hab jetzt traumhaften geschrieben, superben und himmlischen standen auch zur Auswahl. Aber traumhaft gefällt mir wegen dem Bezug zur VR.

Triple-L kommt tatsächlich hinterhergeschwebt. Ich weiß, dass niemand ihre Flügel sieht. Ich sehe sie auch nicht, ihre höre sie nur.
Auch sehr schön:herz:
Merciiii.

»Ich überleg's mir, Mats. Ich überleg's mir.«
Auch das offene Ende. Spannend, berührend. Schön!
Hmmmm, vielen Dank, Raindog.

Hat wirklich Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen, linktofink. Und auch, mal wieder einen langen Kommentar zu schreiben. Zu einer eigenen Challengegeschichte hat es leider nicht gereicht (hat sich nach einigen Tagen zum Glück selbst zerstört :lol: ).
Danke, deine hätte ich auch gerne gelesen, sowas wie Wollmilch, die hat mir ja sehr gut gefallen.

Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink,
Ich mach's mal kurz und schmerzlos: eine richtig, richtig gute Geschichte.
So, jetzt könnte ich den Kommentar eigentlich schon beenden, aber dann komme ich nicht auf meine Mindestanzahl an Zeichen, vermute ich ;-)
Also doch noch eine Begründung oder der Versuch derselben, denn, hey, manchmal will man das ja gar nicht - begründen -, manchmal ist man einfach dankbar für einen hervorragenden Text. Aber wir sind ja hier bei Wortkrieger ...

Ich finde den Ansatz der Geschichte klasse, wenngleich ich ihn zu Beginn anders gelesen habe. Dein Protagonist, der "Spasti", flüchtet sich in die VR, weil er da wieder so sein kann, wie er vermutlich vor seinem Unfall mit dem Bike war. Sportlich, viril, selbstbestimmt. Zuerst dachte ich, diese Fallschirmnummer ist eine Rückblende auf den Unfall, der ihn in den Rollstuhl gebracht hat. Dann wurde es aber arg actionmäßig und schließlich habe ich verstanden, dass es sich um eine virtuelle Welt handelt.

Der Titel, das musste ich erst mal googeln: Berühre mich nicht. Passt. Passt zu seiner Situation, passt zu ihm, dazu, wie er sich in und mit seinem "neuen" Leben arrangiert (oder auch nicht). Abstand.
Passend ist auch seine Ausdrucksweise und das Vokabular, das fand ich großartig, der Sound, aus einem Guss, zum Lachen und irgendwie auch zum Weinen. "Vorbeifucker", "die Brötchentüte", der halbe Hamster, den er rausrotzt und der zu Fischfutter wird etc., einfach geil.

Und dann wieder so etwas Zärtliches wie "Kleine weiße Rheinkiesel zwischen weichen roten Lippen". Was für ein Bild.

Und ja, ich könnte noch mehr schreiben. Will ich aber gar nicht. Und mit ganz viel Überlegen könnte ich bestimmt auch etwas Kritisches schreiben. Will ich aber noch weniger. Sorry, musst du so akzeptieren.

Respekt für diesen Text!

Beste Grüße,
Fraser

 

Lieber @hell,

wow, schön, dass Du Dich trotz Deiner wenigen Zeit zu einem Kommentar aufraffst. :thumbsup:
Mit den weicheren Kanten und deinen Streichungsvorschlägen befinde ich mich in einem Dilemma, denn gerade das Kantige, Raue gehört für mich unbedingt zum Text, wie auch der Duktus insgesamt. Katla meinte: "Ich hoffe sehr, du bügelst die Story nicht zu stark." Und das habe ich trotz vieler Änderungen bis jetzt beherzigt. Also nicht bös sein, wenn ich nicht allen Deiner Streichungsvorschläge folge, weil der Text mMn dadurch nicht immer gewinnt.

Ich verstehe schon, dass das Rohe im Text seinen Reiz hat, mir ist das stellenweise aber etwas drüber, stellenweise wirken manche Passagen beinahe manieriert auf mich.
Aus dem Grund bin ich gerade am Anfang, der für mich eh Baustelle war (/ist) Deinen Vorschlägen gefolgt und habe da überarbeitet. Danke, da war Wichtiges dabei.

Gleich zu Beginn stört mich immens dieses M. :).
Ich finde das mit der WR als Einstieg immer recht gewagt, hier gefiele mir der dritte Satz als Köder besser - den ersten würde ich später dranpappen. Alles andere mal als Appetitanreger zum mMn sinnvollem Rotstifteinsatz.
Ja, das M. ist weg, überhaupt ist der Anfang komplett anders jetzt, das kam so oft, da musste ich gründlich ran.

Für manche von denen setze ich meinen VR-Helm auf und zucke wie wild, mach[e] einen auf elektrischer Stuhl, das hilft. Ich kann sie laut denken hören. Zu desolat, der Junge, aber die Kutsche ... Möchte nicht wissen, was die kostet. – Doch, möchtet ihr. Ihr möchtet von allem den Preis wissen. Immer. Damit ihr vergleichen könnt, wer am meisten beiseite gerafft hat, wer auf dem größten Misthaufen rumgockelt, wer die längste Nudel hat. Ich kann euch sagen, welchen Preis man bezahlt für einen Freedom-Chair XTR. Der Preis ist, zu wissen, wie zerbrechlich und beschissen das Leben sein kann.
Fände ich gestrafft viel stärker, v. a. die dadurch unverwässerte Preispassage - Rumgockeln und die Spaghetti ordne ich hier mal als Darlings ein.
Das Zucken ist weg, das hilft auch, das ZU auch. Und (... ich glaube es nicht :D) ich habe den Darling-Satz, den ich tausendmal umgeschrieben hatte, jetzt komplett gestrichen. Mal sehen, ob ich Phantomschmerzen kriege. Danke für den Anschubs.

Den Beginn des ersten Absatzes in der VR möchte ich bunt und kraftvoll lassen, den brauche ich als Kontrast und der Leser zu Erholung, danke für Deine Vorschläge, aber sorry, der bleibt so.
Der Absatz am Ende wiederum (s.u.) wird überarbeitet.

Ich nehme zwei Schritte Anlauf. Zuerst lege ich die Arme an, schließe die Augen und stürze [springe] mich kopfüber in den Schlund. Sobald ich falle, spreize ich die Glieder und spüre, wie der Wind in die Flügel des Anzugs greift. Schnell ist die Sonne weg. Schattenkälte fällt auf mich, tunkt [taucht] alles in dunkelblau.
Hab' in einem anderen Komm heute schon mal was bzgl. Ich-Erzähler mit seinem typischen Ich-ich-mich-mich-Stil geschrieben.
Ich dachte, Du wärst nur der Wächter der Possessivpronomen (:D), aber okay, das ich/mich ist schon geballt. So, jetzt hab ich das auf die Hälfte reduziert, mein Guter. Puh!

Sie hängt an der Hand, die durch den blauen Ärmel mit einem weißen Bart verbunden ist, über dem blaue Augen an mir vorbeistarren.
:confused:
Ich finde übrigens den ganzen Absatz nicht zielführend, stellenweise arg comichaft. Braucht es den/ das?
Den braucht es aus folgenden Gründen: Zum einen zeige ich und beweise damit, was ich im ersten Absatz behauptet habe, das Vorbeifuckern. Zum anderen werden Palina und der Hamster eingeführt, also die Problematik des Nicht-selbst-Sprechen-könnens. Das müsste ich sonst später zeigen, wenn Luisa in den Laden kommt, wodurch sich der Fokus verschieben würde und ihr Auftreten den Impakt verliert, weil ich zu viel drumherum erklären muss. Comichaft, meinetwegen, mag an den Verkürzungen liegen, aber nicht vergessen, ich bin in der krassen Gedankenwelt des Prota unterwegs.

Auch im Folgenden habe ich geprüft und nur an den unnötigen Doppelungen (Klingt, noch, fallen) gearbeitet. Den Rest möchte ich lassen, einzig hier bin ich nochmal ran:

Eigentlich bin ich nicht unsichtbar, ich werde übersehen. Feiner Unterschied. Ein faules Ei, den Gesichtern nach zu schließen. Und wie bei einem Scheißhaufen, der auf dem Gehweg liegt, passiert es manchmal, dass jemand, die es eigentlich besser wissen müsste, trotzdem reintritt.
Prima erster Satz! Den würde ich keinesfalls verwässern!
Verwässert finde ich das nicht, für mich funktioniert das so mit den eingebetteten Kernsätzen. Was ich jedoch gestrichen habe, ist den ganzen Faules-Ei-Satz, den braucht es nicht, haste recht.

Übrigens gebe ich Peeperkorn recht, er drückt das sehr schön mit den Schattierungen aus. Bisschen mehr Tiefe, Dreidimensionalität ist meist immer eine gute Idee. Die Glorifizierung/ Anbetung durch deinen Prot der elbenhaften Lapis bsp. passt schon so - er könnte aber einfach die eine oder andere gerümpfte Nase schlicht rosarot übersehen oder passend für sich uminterpretieren.
Yep, aber da brauche ich Ruhe zu. das geht oft besser, wenn der Text ein wenig liegen bleibt. Aber auch dann werden da allenfalls Kleinigkeiten hinzugefügt (oder gestrichen).

Danke für Deinen Komm, mein Guter, bekommst von mir die goldene Schere, peace, l2f.
ps. deine Geschichten lese ich auch immer gerne, wann kommt die nächste? :Pfeif:

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Gude @Vulkangestein,

sorry, dass ich jetzt erst antworte, ist ein bisschen viel alles.

Das ist noch keine drei Jahre her und liegt schon ein gefühltes Jahrzehnt zurück.
Das kannst du laut sagen. Ich weiß noch, wie ich irgendwann danach nochmal nachschauen musste/wollte: Fagus Sylvatica - war das eigentlich wirklich von linktofink? Lange her und seitdem hat sich echt viel getan. Wie kam's, dass du den Text jetzt nochmal in der Hand hattest?
Ja, ist kein schlechter Text. Das kam, weil Katla von meinen Anfängen im Forum sprach und ich nachgeguckt habe, welchen Text sie da kommentiert hat.

Mit Tag ist die Orientierung vllt. doch einfacher.
Finde ich sinnvoll, würde das dissoziative Medium in seiner Assoziation unterstützen.
Ja, bin mir jetzt sicher, SciFi gehört´s.

was macht eigentlich Johnny, bist Du noch dabei?
Auch wenn durch die Umstellung auf Online-Arbeit etwas Tempo verlorenging, Johnny läuft noch, ich bin auch noch dabei :shy:
gerade läuft sogar eine Ausschreibung, für die ich hier mal Werbung machen könnte, fällt mir da auf :sealed:
Jau, bist wirklich ein wenig spät dran, aber vllt. hat der/die eine oder andere was Fertiges, das passt.

Alles Gude, l2f

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Liebe @Chrio,

schön, dass Du mir einen Kommentar dalässt. Hat mich gefreut.

mir geht es ganz ähnlich wie @Katla . Ich finde Deinen Text handwerklich toll geschrieben und daher habe mich gerne auf die Runde im Schwimmbad eingelassen. Der Hinweis auf die Virtual Reality und meine ausgesprochen groben Kenntnisse von Computerspielen am Anfang hat mir auch gereicht, um die These zu haben, dass ein Charakter zwei Identitäten lebt. Und ich bin ganz aus dem Häuschen, dass ich damit richtig lag =D.
sehr fein, ich denke auch, man muss kein Gamer sein, um den Text zu verstehen. Bin ich übrigens auch nicht. ;)

Mir sind tatsächlich nur zwei kleine Stellen aufgefallen:
Auf allen vieren krieche ich vorwärts zu dem Rundbau, ziehe mich am Terminal hoch und klatsche ab.
Muss ‚Vieren‘ nicht groß geschrieben werden?
Ja, hab ich geändert, danke.
Ich sehe sie auch nicht, ihre höre sie nur.
Meinst du hier vielleicht ‚ich höre sie nur‘?
Oh, ja, das auch. So oft drübergelesen ...

Danke für diese Geschichte! Sie ist schön und schrecklich zugleich, führt sie doch so brutal vor Augen, was der Prota verloren hat und wie wenig die VR - wie schön sie auch sein mag - den Verlust auszugleichen vermag. Im Gegenteil: Ich habe den Eindruck die VR verlängert sein Leiden und seine Akzeptanz des neuen Zustands, in dem sein Körper ist. Dass er da auf Gott und die Welt flucht und mürrisch wird, wenn der Alltag nicht mehr so funktioniert, wie er es gewohnt war, ist nur allzu nachvollziehbar! Ich bin froh, dass ich Dank dieser Challenge die Geschichte lesen durfte. Sie wird mir wohl auch noch länger in Erinnerung bleiben.
Es ist toll, zu lesen, dass die Geschichte Dich berührt hat. Ist das nicht der Grund, warum wir schreiben (und lesen), um uns kurzzeitig mit anderen und ihrer Gedankenwelt zu verbinden?
Schönen Tag noch, peace, l2f.

 

Hallo @lintofink

die Idee des Textes, seine Struktur, finde ich gut gewählt: drei Ebenen im Grunde, einerseits der Ich-Erzähler als Jammergestalt, dann der Ich-Erzähler als Gamer und schließlich das Zwischenspiel an der Klippe, ob Produkt der Fantasie oder nicht, spielt dabei (für mich) keine Rolle.
Einiges funktioniert, finde ich harmonisch, zeigt den Erzähler (und auch den Autor mit der gewählten Sprache) bei sich selbst.
Die Gaming-Ebene kann ich nicht beurteilen, ist was für Insider, da bin ich draußen, die Klippen- bzw Flugszenen finde ich sehr gelungen, berührend.
Was allerdings nach meinem Empfinden gleich mehrfach schief geht, ist die Rollenprosa des Ich-Erzählers, das klingt mMn unglaubwürdig, beinahe wie die Karikatur eines Narrativs (der Rollstuhlfahrer, der über sein Schicksal jammert und total verbittert ist, absolut erwartbar)
An den Stellen geht's dann auch nach meinem Empfinden sprachlich schief. Was dem ganzen Text eine Schieflage gibt. Leider.

Paar Stellen:

Ein Häufchen Elend, hineingeschissen in einen Hightech-Rollstuhl. Der Spasti, denken sie. Ich sehe es ihnen an, sehe die Abscheu in ihren Gesichtern, spüre wie die Blicke an mir vorbeiwandern. Und wie schnell sie abdrehen, weil sie sich nicht aufhalten mögen mit etwas, das nicht repariert oder aufgehübscht werden kann.
fängt hier schon an, interessanter wäre der Blick von außen, glaubt er nur, so gesehen zu werden oder wird er tatsächlich so gesehen?
Damit ihr vergleichen könnt. Ich kann euch sagen, welchen Preis man bezahlt für einen Freedom-Chair XTR. Der Preis ist, zu wissen, wie beschissen das Leben sein kann.
geht komischerweise nicht an mich ran
Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte vom Kessel bleibt unverändert. La Isla azul.
schöne Passage

Ich hasse dieses Gebaren, diese phoney Berührungsängste. Am liebsten würde ich der Welt den Mittelfinger geben und ein Fick dich! dazu. Fickt euch alle!
Aber mal ehrlich, selbst wenn ich es könnte, wen oder was würde das ändern? Ich hab es versucht, mit der Sprachausgabe geht das nicht, der Singsang kommt weird, immer wie ein scheiß Navi, ›Fickt euch! Zur Hölle … bitte wenden.‹
Gott ist ein erbärmlicher Wicht. Wenn ich ihn treffe, kotze ich ihm auf die Füße. Wahrscheinlich grinst er noch blöd und will mich umarmen, faselt was von anderer Wange und so. Jesus! Was für ein creep!
als wolle da jemand eine Liste von Jugendwörtern abarbeiten
Zweitausendfünfhundert Coinells. Ein Schwimmbecken voller Nullen und Einsen, Klingeling. Ein binäres Denkmal in Kryptowährung.
stimmiges Bild, sehr gut
Auch wenn du dem Game weismachst, du wärst eine Kreuzung aus Jan Frodeno und Caligula, in irgendeinem toten Winkel stolperst du über das verfickte Teil. Natürlich will ihn niemand haben, es ist wie im realen Leben.
lustiges Bild, aber du weißt schon, dass Caligula sein Lieblingspferd zum Senator gemacht hat (oder wollte, müsste ich recherchieren), der hatte also auch Sinn für Humor.
Hier ist dann auch der Bezug zu dem lateinischen Titel, der mir zwar inhaltlich einleuchtet, aber doch sonst keinen Bezug herstellt.

Nimm, was du brauchst.

Liebe Grüße
Isegrims

 

Liebe @Chutney,

herzlichen Dank fürs Lesen und kommentieren.

Ich habe das sehr gerne gelesen, weil es eine ziemliche Wucht hat, dieses Bittere, auch steckt da eine Menge Comic drin. Die Kombination mit der virtuellen Welt habe ich erst nach den Kommentaren so richtig verstanden, auch, dass er der Autor des Buches ist, hatte ich nicht kapiert. Weiß sie das schon, als sie danach fragt?
Danke, freut mich sehr. Ich glaub, ohne eine Spur Komik oder Ironie ist das Bittere auch nicht zu ertragen. Schwierig, das so auszutarieren, dass es die Wucht behält und nicht abdriftet ins Gewollte oder Lächerliche.
Die virtuelle Welt offenbart sich im Rückschluss und die Autorenschaft auch, wenn überhaupt. Für mich weiß Luisa das auch erst, nachdem sie das Buch gelesen hat und die Parallelen begreift.

Eigentlich ist das ja ein sehr romantischer Text, ein verbitterter, kranker Mann und am Ende gibt es Hoffnung auf eine schöne junge Frau, die ihn vielleicht rettet, vor dem Hinübergehen in die virtuelle Wirklichkeit, oder gar mitkommt?
Ja, auch da bietet die Parallelwelt, denn als solche sehe ich sie, Möglichkeiten, die er in seiner eingeschränkten Wirklichkeit kaum noch hat. Drüben wird einiges möglich.

Du gehst ja in die Vollen, was sein körperliches Erscheinungsbild betrifft, das Hochwürgen des "Hamsters". Dazu Sarkasmus pur und eine riesengroßer schmerzender Mangel. Eine permanente Wut und ein Gefühl der Demütigung.
Perfekt zusammengefasst. Fehlt nur noch der Berühr-mich-nicht-Panzer, mit dem er sich schützt und es den Vorbeifuckern auch ein wenig zeigt.

Was ist das, was sie an ihm fasziniert, außer, sie hat ein Helfersydrom? Er ist sicherlich klug und geistreich und das ist schon mal etwas. Aber vielleicht muss das Ganze auch nicht so hyperrealistisch sein, du schaffst hier auf jeden Fall eine spannende Figur. Vielleicht könntest du ihr zumindest noch eine Macke verpassen, damit sie nicht nur seine leibgewordene Wunschvorstellung ist. Oder gibt es sie in echt gar nicht?
Gute Fragen. Ein Helfersyndrom hat sie auf keinen Fall (also für mich nicht), was zieht sie an? Nichts Körperliches, vielleicht seine mentale Stärke, sein Stolz, sein Wille, sich zu behaupten.
Die Idee, dass es sie in echt gar nicht gibt, oder sie iwie ein Teil der VR ist, die hat was. Da denke ich drüber nach.

– »Okay, Lapis.« – »Wer ist Lapis?« – »... Vertippt.« Stirnrunzeln. Sie hält mir die Hand hin. »Luisa.« Und jetzt?
Kleinigkeit: Also das erscheint mir doch ein bisschen unwahrscheinlich, dass er sich vertippt, so wie man sich verspricht und dann noch auf "enter" drückt.
Ja, ist es, er hat das absichtlich gemacht und das "Vertippt" ist eine Ausrede, der sie kaum widersprechen kann. Ich hab das jetzt reingenommen:
– »... Vertippt.« Stirnrunzeln. Ich zucke, damit sie nicht sieht, wie ich grinse.

Immer ein Erlebnis, deine Geschichten. :)
Das ist sehr nett von dir, Chutney, merci.

Schönen kalten Wintersonnentag noch, peace, l2f

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Hey @Fraser,

danke für Deinen coolen Kommentar.

Ich mach's mal kurz und schmerzlos: eine richtig, richtig gute Geschichte.
So, jetzt könnte ich den Kommentar eigentlich schon beenden, aber dann komme ich nicht auf meine Mindestanzahl an Zeichen, vermute ich ;-)
Nach so einem Beginn sollte noch was kommen, finde ich ... :Pfeif:

Ich finde den Ansatz der Geschichte klasse, wenngleich ich ihn zu Beginn anders gelesen habe. Dein Protagonist, der "Spasti", flüchtet sich in die VR, weil er da wieder so sein kann, wie er vermutlich vor seinem Unfall mit dem Bike war. Sportlich, viril, selbstbestimmt. Zuerst dachte ich, diese Fallschirmnummer ist eine Rückblende auf den Unfall, der ihn in den Rollstuhl gebracht hat. Dann wurde es aber arg actionmäßig und schließlich habe ich verstanden, dass es sich um eine virtuelle Welt handelt.
Ja, genau so ist das mit der VR gedacht, ein Weiterleben des Davors. Die VR-Welt entblättert sich sukzessive und ja, die Fallschirmnummer ist nicht die Unfall-Überwindung, sondern eine Darstellung der Möglichkeiten des Programms. Sonst hätte das auch zu viel Gewicht, im Sinne von Trauma verarbeitet, Keks erledigt. Das will er ja gar nicht. Sein Problem ist ja nicht die Verarbeitung dieses singulären Ereignisses, sondern das Überwinden seiner Einschränkungen durch die Schaffung einer neuen Existenz.

Der Titel, das musste ich erst mal googeln: Berühre mich nicht. Passt. Passt zu seiner Situation, passt zu ihm, dazu, wie er sich in und mit seinem "neuen" Leben arrangiert (oder auch nicht). Abstand.
Passend ist auch seine Ausdrucksweise und das Vokabular, das fand ich großartig, der Sound, aus einem Guss, zum Lachen und irgendwie auch zum Weinen. "Vorbeifucker", "die Brötchentüte", der halbe Hamster, den er rausrotzt und der zu Fischfutter wird etc., einfach geil.
Danke, Fraser, was für eine Ermutigung. Das bedeutet mir was.

Und dann wieder so etwas Zärtliches wie "Kleine weiße Rheinkiesel zwischen weichen roten Lippen". Was für ein Bild.
Bei Dir scheint alles anzukommen, das freut mich enorm.

Und ja, ich könnte noch mehr schreiben. Will ich aber gar nicht. Und mit ganz viel Überlegen könnte ich bestimmt auch etwas Kritisches schreiben. Will ich aber noch weniger. Sorry, musst du so akzeptieren.

Respekt für diesen Text!

Akzeptiert, :D danke für Deinen Kommentar, Fraser, peace, l2f

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Lieber @Isegrims,


die Idee des Textes, seine Struktur, finde ich gut gewählt: drei Ebenen im Grunde, einerseits der Ich-Erzähler als Jammergestalt, dann der Ich-Erzähler als Gamer und schließlich das Zwischenspiel an der Klippe, ob Produkt der Fantasie oder nicht, spielt dabei (für mich) keine Rolle.
Ich sehe da auch drei Ebenen, wenn auch leicht anders als Du. Einmal der Ich-Erzähler im Buchladen, dann als Parallelstrang in der VR und zuletzt Mats und Luisa im Dialog.

Einiges funktioniert, finde ich harmonisch, zeigt den Erzähler (und auch den Autor mit der gewählten Sprache) bei sich selbst.
Halt mich mal da raus, mein Lieber, so rede ich nie, so schreibe ich nur. :D

Die Gaming-Ebene kann ich nicht beurteilen, ist was für Insider, da bin ich draußen, die Klippen- bzw Flugszenen finde ich sehr gelungen, berührend.
Eigentlich ist das identisch, da die Flugsequenz Teil der Gaming-Ebene ist. Bin übrigens auch kein Gamer.

Was allerdings nach meinem Empfinden gleich mehrfach schief geht, ist die Rollenprosa des Ich-Erzählers, das klingt mMn unglaubwürdig, beinahe wie die Karikatur eines Narrativs (der Rollstuhlfahrer, der über sein Schicksal jammert und total verbittert ist, absolut erwartbar)
Nehme ich als Stimme, als Deine Lesart auf, aber Karrikatur eines Narrativs ist schon hart. Ich finde gerade das überhaupt nicht erwartbar, für mich ist das Gegenteil erwartbar, weil das Sich-Abfinden und Das-Beste-draus-machen viel eher den Erwartungen entspricht.
Dass sich jemand dem entzieht und sich aktiv dagegenstemmt, ist nicht erwartbar.
Auch jammert er nicht über sein Schicksal, er sagt ja: Das war nicht Gott, dieser creep, das war alles ich. Er nimmt die ganze Wucht der Schuld und Verantwortung auf sich und er sucht Wege,
seine Situation aktiv zu ändern.

An den Stellen geht's dann auch nach meinem Empfinden sprachlich schief. Was dem ganzen Text eine Schieflage gibt. Leider.
Auch das nehme ich so hin, aber Du kannst Dir denken, dass ich das anders sehe. In einem früheren Text habe ich mal "Scheiße" geschrieben und in einem der ersten Kommentare kam dann, "also wenn ich Scheiße lese, bin ich direkt raus."
Ich glaube nicht, dass Du in der Richtung empfindlich bist, mir ist aber bewusst, dass die Sprache drastisch ist und manchem vor den Kopf schlägt.

Ein Häufchen Elend, hineingeschissen in einen Hightech-Rollstuhl. Der Spasti, denken sie. Ich sehe es ihnen an, sehe die Abscheu in ihren Gesichtern, spüre wie die Blicke an mir vorbeiwandern. Und wie schnell sie abdrehen, weil sie sich nicht aufhalten mögen mit etwas, das nicht repariert oder aufgehübscht werden kann.
fängt hier schon an, interessanter wäre der Blick von außen, glaubt er nur, so gesehen zu werden oder wird er tatsächlich so gesehen?
Gute Frage, da er die Behinderung erworben hat und nicht damit geboren wurde, spielt da seine Erfahrung von Unversehrtheit rein, er war schließlich auch einmal Teil der Vorbeifucker.

Damit ihr vergleichen könnt. Ich kann euch sagen, welchen Preis man bezahlt für einen Freedom-Chair XTR. Der Preis ist, zu wissen, wie beschissen das Leben sein kann.
geht komischerweise nicht an mich ran
Was kann ich sagen? Ich kann Dir den Prota auf die Art nicht nahebringen. Punkt.

Wenn ich blinzele, sehe ich weiße Gesteinsadern in dunkelblauem Marmor. Das Muster bewegt sich unruhig, formiert sich ständig neu. Nur die Felssäule in der Mitte vom Kessel bleibt unverändert. La Isla azul.
schöne Passage
Puh, das beruhigt.

als wolle da jemand eine Liste von Jugendwörtern abarbeiten
Schade, dass das so ankommt, dass der Duktus für Dich überhaupt nicht passt. Der Prota kommt als Figur nicht an Dich ran, so ist es nun mal. Werde ich kaum ändern können, ohne die Geschichte mit einem anderen Prota neu zu schreiben, was nicht mein Interesse ist.

Zweitausendfünfhundert Coinells. Ein Schwimmbecken voller Nullen und Einsen, Klingeling. Ein binäres Denkmal in Kryptowährung.
stimmiges Bild, sehr gut
Wenigstens funktioniert der andere Strang für dich ...

Auch wenn du dem Game weismachst, du wärst eine Kreuzung aus Jan Frodeno und Caligula, in irgendeinem toten Winkel stolperst du über das verfickte Teil. Natürlich will ihn niemand haben, es ist wie im realen Leben.
lustiges Bild, aber du weißt schon, dass Caligula sein Lieblingspferd zum Senator gemacht hat (oder wollte, müsste ich recherchieren), der hatte also auch Sinn für Humor.
Hier ist dann auch der Bezug zu dem lateinischen Titel, der mir zwar inhaltlich einleuchtet, aber doch sonst keinen Bezug herstellt.
War in Planung, aber einen eigenen Palast hatte das Pferd Incitatus schon.
Noli me tangere, gesprochen von Jesus nach der Auferstehung zu Maria Magdalena und damit begründet, er sei noch nicht aufgefahren in den Himmel. Der Bezug zum Text? Der Prota befindet sich in dieser Schwebe, gefangen im Diesseits und auf dem Sprung in eine neue Daseinsform, die nicht weit weg ist von der himmlischen Erlösung. Zumindest in der Vorstellung des Prota, deshalb nennt er sein Buch so, in dem er sich, den Unfall und seine Pläne darstellt.

Mensch, Isegrims, ich hab dich ja überhaupt nicht gecatcht und wenn dann nur mit dem Nebenstrang. Ich denke, da können wir beide trotzdem mit leben ... ;) Peace, l2f

 

Gleich am Anfang war mir die Figur so sympathisch, dass ich gar nicht an der Geschichte selbst interessiert war. Die Erzählweise war atmosphärisch. Dann kam der erste Abstecher zum Felsen und ich wollte zurück zu der Atmosphäre vom Anfang. Der Teil mit dem Obdachlosen hat es dann wieder gerettet, aber danach ging es wieder in eine Richtung, die mich störte. Mir hätte ein Livekommentar zum Geschehen in der Straße fast gereicht. Der Sarkasmus war gut.

Der Wortschatz aus den Fremdsprachen ist mir zu viel gewesen. Ich habe mich nicht bemüht, den Titel nachzuschlagen. Meine Hoffnung war, dass er irgendwo erklärt wird. In diesem Text hast du viel riskiert.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @linktofink ,

bei der Stippvisite sollte es ja nicht bleiben.
Ich hab ein paar - nicht alle - der Kommentare und Antworten gelesen, und denke, wenn man so einen Text schreibt, ist eigentlich klar, dass man einen Teil der Leser im Regen stehen lässt. Es gibt da keinen echten Kompromiss, eher mainstreamigen Lesern entgegenzukommen und einen authentisch wilden, innovativen Text zu entwerfen. Halb-halb mag dann vermutlich keine der beiden Gruppen lesen. Da kannst du eigentlich nur hocherhobenen Hauptes durch.

Und eine Umarmung über das kleine Meer zurück, als Dank für die Geschichte. Freut mich natürlich, wenn du dich freust.

Als deinen ersten Text hatte ich die Waldgeschichte im Kopf, und dann die mit der Jacht. Hast recht, "Der Riss" hatte ich auch gelesen, aber irgendwie nicht mehr mit dir verbunden. Muss ich echt nochmal neu lesen.

Es gibt mit Sicherheit nicht nur mich, die bei banal erzählten Alltagstexten gleich rausklickt oder mitten drin aussteigt. Das hab ich früher auch kommuniziert, aber irgendwie ist es Quark, Leute für ein gewähltes / bevorzugtes Genre zu rügen. Es melden sich dann eben nur Leute ablehnend-kritisch zur innovativen Form, wenn sie meinen, das Mainstreamformat müsse unbedingt bedient werden, es dürfe keine Irritationen geben. Aber solche Texte haben eben die gleiche "Daseinsberechtigung" wie bieder erzählte Alltagstexte, und ich finde es nicht schlimm, wenn eine Textart bestimmte Leser außen vor lässt - die nimmst du dann wieder mit einem anderen Text mit, das hat ja nix mit Autoren-Arroganz zu tun.

Nur ein paar kleine Dinge.

Sind die Lurker draußen, oder hab ich die überlesen? Ich plädiere sehr, die wieder reinzunehmen. Das ist ein so geiles Wort, das so viel trifft. Man kann doch auch mal was googlen, wenn man das nicht kennt. Dabei hatte ich übrigens die Bibliothekare aus Metro 2033 vor Augen, obwohl du sowas nicht meintest. Bissl wie Lurker at the Threshold auch, Horror & Weird der 1920er-50er ... Das war eben eine tolle, vielschichtige Konnotation.

News: ›Vorbeifucker im Vintagewahn.‹
Ich fand die Bourgeoisie schöner, weil damit auch etwas Elitäres durchkommt, das ja durchaus - im Vergleich zu den normalen Besuchern da - zu dem Prot passt. Hier stört mich auch das V -V bisschen.
Für manche von denen setze ich meinen VR-Helm auf und mach einen auf elektrischer Stuhl.
... mache einen auf elektrischen Stuhl, denke ich. Oder du willst es als wörtliche Rede im inneren Monolog so falsch.
Besonders wenn Palina eingestellt ist, bei der alles, was sie sagt, gleich klingt,
Ich war dabei, das auf ein anderes Genus zu verbessern, sah aber, dass da gar nix ist, auf das sich das beziehen kann. Wie klingt wobei für dich? Das könnte auf alles anschließen.
News: ›Alleine im Land der blutsaugenden Raketenmücken‹.
Just saying: Das Wort existiert nur ohne e = allein. Außer in wörtlicher Rede, weil man das e ja hört und viele Leute es so sprechen (mir inklusive).
Ich mache das, ich gebe Dingen Namen, manchmal trifft es auch lebende Dinge und ganz selten lebende Dinge, die meinen Puls beschleunigen.
So schön!
Ich musse bei dem ganzen Text - aber besonders an dieser Stelle - an ein Buch (und den gleichnamigen Film) denken: Stuart, a Life Backwards. Das ist eine ähnliche Sicht der Welt. Klein bissl autistisches Spektrum, finde ich sehr schön, ohne dass du es zu dick aufträgst.
Ich mag starke Erzähler wirklich wahnsinnig gern. Auch - wenn es passt - welche, die sich so direkt erklären. Es ist durchaus eine Art show don't tell, durch die Art, wie eine bestimmte Sache / Blick so extrem persönlich (fast schon 'mackig') benannt oder erklärt wird, den Charakter indirekt zu zeichnen.
– »Adam«, sagt Palina. Es ist falsch und so klingt es auch und auch ein wenig hungrig, wie ›Gib mir den Apfel‹.
:rotfl:
Triple-L drückt mit dem Finger die warme rote Lippe gegen die Rheinkiesel. Jesus!, gerne wäre ich auch mal ein Finger.
Ich finde es nicht so wild und meine auch, da könnte sich schon was geändert haben, aber ich sehe keine 100%ige Linie dabei, wie du kursiv einsetzt. s. auch u.
Hier ist das besonders deutlich, denn er denkt ja nicht nur Jesus!, sondern auch den Rest des Satzes. Eigentlich denkt-erzählt er alles außer dem, was andere sagen. Ich finde diese kursiven Stellen unbedingt nötig. Ist also kein Bügelvorschlag. Aber vllt. magst du mal gucken, wie deine Logik war und ob du die durchgehalten hast. Wenn es so bleibt, wär es auch kein Beinbruch. (Es stört weder den Lesefluss noch gibt das Verständnisprobleme.)

»Wtf! Woher kennst du Otchorak?«
Hier müsste das ausgeschrieben werden What the fuck? (oder: !). Sonst sagte sie ja: "Wee tee eff!"

Der Hamster wacht auf und kriecht meinen Hals hoch. Ich tippe fertig.
Hab ich ja schon gesagt, aber das mit dem Hamster finde ich so gut. Auch durch den Kontrast niedlich - störendes Problem.
Gott ist zwar ein verdammter creep, aber für nichts von alldem hat er persönlich gesorgt.
Hier: creep weiter oben ist normal, in diesem Satz aber kursiv. Ich sehe zwischen den beiden Creeps allerdings keinen Unterschied.
true she is.
Das ist immer noch falsch. Siehe irgendeinen der ersten Komms. Ich weiß nicht, was du da im Ohr hast, aber für mich sieht das einfach nur verkehrt aus, sorry.
M.O. meißeln, nur M.O..
Ich schreib das auch gerne so, aber eigentlich gehört ein Leerzeichen dazwischen. M. O. - genau wie bei v. u. Z. und sowas. (Ist da ein Punkt zu viel oder zu wenig als Abschluss?)

Übrigens werde ich den Text mit Freude empfehlen (auch wenn er wohl ein klein bissl geglättet ist :D - oder ist das nur meine Gewöhnung gegenüber dem Erstlesen?). Wollte das schon machen, als ich das erste Mal kommentierte, aber mir wurde gesagt, der Button wird erst nach der Abstimmung kommen. Damit keine Geschichte während der Abstimmung rausgestellt wird. Ist ja ne faire Idee. Es scheint aber, sie schlägt sich auch ohne Empfehlung sehr gut, oder? :-)

Mich überrascht, wie wenig der Titel bekannt zu sein scheint. Ich finde den grad toll, weil sowas in SF gern eingesetzt wird. Ich denke da an Event Horizon (nun echt kein high brow Film), bei dem der aufgezeichnete lateinische Spruch im akustischen Logbuch ja sogar handlungstragend ist: Rettet uns vs rettet euch. Und Kinozuschauer haben nichtmal wie hier google vor sich. Sowas muss doch mal gehen.

Echt witzig, wie unterschiedlich Texte gelesen werden - ich habe die meisten Kürzungsvorschläge hier mit absolutem Horror gesehen. Es geht ja nicht immer um die reine, blanke Aussage, die ein Autor aufs Papier bringt. Es geht auch um einen Sound, die Erzählstimme, die einiges vllt. wiedeholt und hin und her wendet. (Grad lese ich mit größtem Vergnügen Antoine Volodine: Mevlidos Träume, und sein Erzähler wiederholt sich ständig, richtig phrasenweise. Er nimmt sich auch als auktorialer / körperloser Erzähler raus und kommentiert das, was er grad neutral erzählt hat, nochmal extra mit seiner abweichenden Meinung. Manchmal funktioniert das super, wenn es eben bewusst eingesetzt ist, und nicht Unvermögen.)

Ganz liebe Grüße, dir noch ein schönes Wochenende,
Katla

 

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