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Nummer 17

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09.08.2023
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Nummer 17

Nummer 17


Am Ende sind es die Kopfschmerzen, die ihn endgültig aufwachen lassen. Schon eine ganze Weile hat er sich auf dem großen Boxspringbett im Grenzbereich von Traum und Wirklichkeit hin und her gewälzt. Aber nun hämmern die Kopfschmerzen ihn endgültig zurück in die Realität.

Es wird ein beschissener Tag, so viel ist klar. Mit etwas Pech würde sich die Migräne bis zum Abend halten. Wie schlecht der Tag wirklich wird, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Den Kopfschmerzen nach zu urteilen, muss der letzte Abend feucht-fröhlich gewesen sein, aber er kann sich an absolut nichts erinnern. Er greift mit der Hand neben sich, aber die andere Seite des Bettes ist leer. Das ist ungewöhnlich. Wenn er Kopfschmerzen hat, ist das Bett meistens belegt.

“Der Kaffee ist fertig”! Die Stimme ist zart und glockenhell. Sie kommt aus der Küche. Und sie ist weiblich. Nun ist Patrick richtig wach. Irgendwas läuft falsch. Die Sache mit dem ‚Frühstück danach‘ ist doch immer sein Job. Nicht weil er ein Frühaufsteher ist, Gott bewahre, sondern weil… ja warum eigentlich? Weil nichts kaputt gehen darf in der teuren Hightech-Küche, genau!

Er schlägt die Decke zur Seite, reckt sich seufzend und steht auf. Wie kann man nur von zwei Flaschen St. Emilion Grand Cru einen so schweren Kopf bekommen? Oder waren es drei?

“Ich komme”, krächzt er und greift nach dem schwarzen Pushup Ripp Slip, der auf dem Boden liegt. Wieso ist er nackt? Und wie hieß sie noch gleich? Astrid? Adelheid? Irgendwas mit A…

Er stolpert in den hellweißen Flur, der von der Morgensonne durch die gläsernen Oberlichter des Bungalows goldgelb geflutet wird. Das helle Licht verstärkt den Kopfschmerz und er massiert sich blinzelnd die Stirn. Rechts auf der langgestreckten, korallenfarbigen Dielenkommode stehen in schwarzen Rahmen Bilder von Maren, die er erst gestern Nachmittag dort aufgestellt hat.

Rechts dahinter geht es runter in den temperaturüberwachten Weinkeller. Ist am Ende nicht auch ein Chateau Lafitte-Rothschild dabei gewesen? Egal, jetzt braucht er erst mal einen Kaffee.

Er tritt schwankend in die glänzende sterlinggraue Designerküche. Sie sitzt im schwarzen Negligé mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem hohen Lederhocker am Küchentresen, hält eine Kaffeetasse in der einen, eine Zigarette in der anderen Hand und lächelt ihn an. Ihre langen schwarzen Haare umrahmen ihr attraktives Gesicht.

Das schwarze, nur an wenigen Stellen undurchsichtige Negligé hat vorne einen großen goldenen Knopf. Der Knopf steht offen. Nachlässigkeit oder Einladung? Er fühlt sich plötzlich unwohl, nur mit dem Slip bekleidet und mit seinem Bauch, den er so offen sichtbar darüber vor sich herträgt. Er hätte besser den weißen Bademantel angezogen, der im Flur vor dem Bad hängt.

“Aspirin steht schon da”, sagt die Küchenfee und weist mit der Zigarette auf die andere Seite des Tischs, wo neben einer Kaffeetasse ein Glas mit einer sprudelnden Flüssigkeit steht. Er starrt auf den offenen Spalt des Négligés, der sich mit den Bewegungen öffnet und schließt.

Anna! Sie heißt Anna!

Patrick erinnert sich plötzlich und fühlt sich gleich sicherer. Gierig greift er nach dem kalten Glas und stürzt die prickelnde Flüssigkeit herunter.

“Du, du kannst hier nicht rauchen”, sagt er und wischt sich den Mund ab.

“Aber es ist doch dein Haus und du könntest es mir erlauben?”, entgegnet sie, immer noch lächelnd. Es ist eher eine Feststellung als eine Frage.

Er hat schon eine heftige Antwort auf der Zunge, besinnt sich aber mit Blick auf den goldenen Knopf eines anderen.

“Ich meine ja nur”, rudert er zurück. “Riecht halt nicht so gut.”

Eine Minute sitzen sie sich schweigend gegenüber.

“Du, wegen gestern Abend”, sagt er und schaut sie verständnisheischend an.

“Ich heiße Anna.“

“Weiß ich doch, Anna. Also gestern…”

“Es war ein wunderbarer Abend”, unterbricht sie ihn, ohne damit auf seine nicht direkt gestellte Frage zu antworten, ob sie nun was miteinander hatten oder nicht.

"Wirklich interessant", fährt sie fort. "Die Geschichte, wie ihr durch den Rotweinimport zu Geld und dieser tollen Villa gekommen seid. Und dann Marens tragischer Tod vor zwei Jahren."

Sie schüttelt traurig den Kopf. "Es muss furchtbar für dich gewesen sein."

Er versucht pathetisch zu klingen. "Ja, es war die schwerste Zeit meines Lebens."

"Lass uns rübergehen ins Wohnzimmer", wechselt er nach einer kurzen Gedenkpause das Thema. „Da haben wir einen besseren Ausblick auf den See und können den Morgen und die Sonne genießen.“

‚Und da meine Kopfschmerzen schon langsam besser werden', denkt er, ‚können wir das machen, wozu du überhaupt hier bist.‘

Er steht auf, nimmt seine Tasse und geht über die glänzenden Marmorfließen barfuß voraus ins Wohnzimmer. Der riesige Raum mit der nach Osten gerichteten Fensterfront wird von der Morgensonne in helles Licht getaucht. Rechts an der Wand hängt ein zwei mal drei Meter Druck von Marc Porter, einem amerikanischem Todestraktinsassen. ‘Skyline’ heißt es, eine limitierte Edition.

Es ist eine düstere Prophezeiung mit dunklen Wolken und Blitzen, die aus einem elektrischen Stuhl herausschlagen. Er findet das Bild völlig geschmacklos, genauso wie die anderen kostspieligen Liebhabereien von Marisa von Hohenstein. Außerdem hat er ganz vergessen, ‘Skyline’ gegen ein Bild von Maren auf Norderney auszutauschen. Aber das ist nun auch egal.

Er wendet sich nach links und genießt den Anblick der schneeweißen Ledermöbel, der hellen Regale und der makellos glatten Feinputzwände in dem riesigen Raum. Es ist ein Traum in Weiß, der ihn beim Betreten jedes Mal erfrischt. Vorsichtig nimmt er den Weg über den riesigen aserbaidschanischen Ardebil-Teppich.

‚Perserteppiche sind out‘, hört er in Gedanken Marisas piepsige Stimme. ‚Die hat doch heute jeder. Unser neuer Ardebil ist aus Öko-Baumwolle. Haben wir bei unserem letzten Asientrip in Auftrag gegeben. Thorsten kennt sich aus mit Teppichen, nicht wahr Thorsten? Sechs Monate haben Thorsten und ich drauf gewartet. Und seit letzter Woche ist er endlich da. Perfekt für unseren Salon, verträgt nur keine Flecken, der Gute. Seitdem trinke ich mit Thorsten unseren Chateau Lafitte immer in der Küche. Dort schmeckt er genauso gut, nicht wahr Thorsten?‘

Patrick schüttelt innerlich den Kopf. Wie ihn dieses dumme Geschwätz anwidert. Aber die Wohnung in dem Haus, auf das er aufpassen soll, ist einfach fantastisch. So hat alles im Leben seinen Preis.

Froh, den Kaffee ohne einen Tropfen zu verschütten bis ans Fenster gebracht zu haben, bleibt er vor der bis zum Boden reichenden Glasscheibe stehen. Von hier hat man freien Blick auf den Waldsee und die andere Seite des Villenviertels.

Anna ist ihm gefolgt.

“Und? Wie geht es meinem Süßen?” flüstert sie in sein Ohr, während sie von hinten an ihn herantritt und ihre Arme um ihn schlingt.

Sie ist wirklich ein braves Mädchen. Sie hat verstanden, was nun ansteht.

Patrick will grade seinen Standardspruch ‚Bei mir steht‘s gut‘ loslassen, als ihm plötzlich schwindelig wird. Schweiß bricht ihm aus und er schiebt die zarte Hand beiseite, die auf seinem Po ruht.

“Halt mal den Kaffee, Baby”, stößt er hervor und reicht ihr die Tasse. “Mir ist gar nicht gut”

Schwer atmend wankt er zum Sofa und lässt sich auf das weiße Leder fallen.

“Oh là là ” seufzt Anna. “Mein armer Junge. Was ist denn nur los mit ihm?”

Sie tritt auf ihn zu und hält ihm die Tasse entgegen. “Nimm noch einen Schluck Kaffee, das hilft.”

Ihre Hand zittert. “Mein Gott”, ruft sie, “jetzt habe ich wieder diesen Tremor.”

Er macht eine beschwichtigende Handbewegung und stöhnt: “Um Gottes willen, pass bloß auf mit dem Teppich!”

Aber es ist zu spät. Die Tasse mit dem Cappucino rutscht über den Rand der Untertasse, fällt mit einem sanften ‘Plopp’ auf den Zwanzigtausend-Euro-Teppich und hinterlässt dort einen hässlichen braunen Fleck.

“Hey, du blöde Schlampe” schreit er und versucht aufzustehen, fällt aber sofort wieder zurück auf die Couch.

Anna lächelt. “So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Brauner Kaffee macht sich doch ganz gut zwischen den beigen Tönen.”

Patrick Gesichtsfarbe wechselt von bleich auf rot.

“Das… das geht nicht”, krächzt er, von Krämpfen geschüttelt. “Du kannst doch nicht meinen…”

“Deinen was?” fragt sie und setzt sich neben ihn auf die Couch. “Das gehört dir doch alles gar nicht. Weder der Teppich noch die Küche. Die ganze Wohnung nicht!”

“So ein Quatsch”, keucht Patrick, “woher willst du…?”

“Während du letzte Nacht Rotwein für 200 Euro ausgeschwitzt hast, hab' ich mal in dein Portemonnaie geschaut. Aber da war ja leider nicht viel zu holen. In deinem Ausweis stand, dass du eigentlich in der kleinen Hinterhof-Wohnung nebenan wohnst. Dort habe mich ein wenig umgesehen, dein Schlüsselbund lag ja auf dem Nachttisch. Wollte mal wissen, was du so treibst in deiner Freizeit, wenn du nicht grade auf Nachbars Wohnung aufpasst. Jede Menge Kontaktanzeigen. Und immer wieder die Nummer mit dem reichen, leidenschaftlichen Witwer. War übrigens alles ziemlich unordentlich bei dir, da habe ich gleich mal ein wenig aufgeräumt. Auch auf deinem Konto. Die Zugangspins klebten ja gleich am Monitor. Er ist aber auch so was von unvernünftig, mein Kleiner."

"Was… was redest du da?"

Sie wedelt mit dem Ausdruck einer Dating Website und liest vor: "Gutaussehender Mittdreißiger mit Villa im Grünen, Nichtraucher, 186 Zentimeter, verwitwet, sucht einen leidenschaftlichen Neuanfang für sein Leben. Geld kann doch nicht alles sein. Welche zärtliche Frau hilft mir, den Schmerz zu überwinden? Nun sag schon, wie viele hast du mit der Nummer ins Bett gekriegt?"

"Nein…" stöhnt Patrick, "es ist nicht so wie du denkst."

"Dann sag ich es dir: 16. Es waren genau 16. Du hast ja jedes einzelne Treffen ausführlich mit heimlichen Fotos dokumentiert, du schmieriger Voyeur, und einige von meinen Vorgängerinnen mit den Fotos erpresst. Ich sollte dann wohl die Nummer 17 werden. Gar nicht nett!"

Sie streicht ihm mit einem Taschentuch über die schweißnasse Stirn. "Was machen wir denn jetzt mit unserem kleinen Casanova? Heute kommen die von Hohensteins wieder, nicht wahr? Und bis dahin muss hier alles picobello sein. Du bist schließlich der Aufpasser für diesen Pracht-Palast mit dem tollen Teppich aus Usbekistan."

Patrick wimmert, hält beide Hände vor seinen krampfgeschüttelten Bauch und rutscht langsam vom Sofa auf den Teppich. Anna schiebt den Tisch beiseite und macht ihm Platz.

"So", sagt sie in fürsorglichem Ton, "hier kann er eine Weile liegen bleiben. Gleich kommt Hilfe."

Scheinbar ratlos kaut sie auf ihrem Fingernagel. "Was wollte ich noch gleich...?"
Dann geht sie zielstrebig in die Küche und kommt mit einer halbvollen Flasche Chateau Lafitte zurück.

„Den hast du gar nicht ausgetrunken“, ruft sie, schaut auf Patrick hinab, der sich keuchend von einer Seite auf die andere dreht und leert die Flasche über dem Körper aus.
"Sehr zum Wohl, der Herr!"

Einen Moment noch schaut Anna versonnen zu der zusammengekrümmten Gestalt auf dem Teppich, dann geht sie ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Wenige Minuten später tritt sie mit einer unauffälligen Jeans, brauner Lederjacke und weißen Turnschuhen bekleidet wieder ins Wohnzimmer. In der rechten Hand hält sie einen schwarzen Samsonite Koffer.

"Das nenn ich Beute", murmelt sie. "Zwei Notebooks, ein Viertel Pfund Goldschmuck, Bargeld, zwei alte Radierungen, antikes Silberbesteck, eine Kreditkarte und ein paar sehr alte Flaschen besten Bordeaux. Und einer geilen Drecksau eine Lektion erteilt"

Im Hinausgehen wirft sie einen Blick auf Patrick.
"Falls du noch wach bist", ruft sie. "Ich fürchte, ich habe aus Versehen ein starkes Schlafmittel und ein sehr starkes Abführmittel in dein Aspirin getan. Oder war es umgekehrt? Ich weiß nicht mehr genau. Aber gleich kommt ja Hilfe. Die von Hohensteins sind in zwei bis drei Stunden wieder zurück."

Vom Teppich antwortet ein tiefes Grunzen.

Sie wirft noch einen prüfenden Blick in den Raum und geht dann mit dem Koffer in der Hand zur Haustür. Sie setzt sich eine Mütze und eine Sonnenbrille auf, öffnet die Haustür, tritt in den sonnenhellen Morgen hinaus und zieht die Tür leise hinter sich zu.

Anna, die gar nicht Anna heißt, und sich öfter mit fremden Männern trifft, lächelt und schaut auf den Koffer. 'Ein guter Fang!' denkt sie, 'Nummer fünfundzwanzig ist wirklich ein guter Fang!'

 

Hallo @Wolfgang-42 ,

und herzlich willkommen hier.

Er greift mit der Hand neben sich, aber die andere Seite des Bettes ist leer. Das ist ungewöhnlich. Wenn er Kopfschmerzen hat, ist das Bett meistens belegt.

Das fand ich gut

in der teuren Hightech-Küche

Wie kann man nur von zwei Flaschen St. Emilion Grand Cru einen so schweren Kopf bekommen? Oder waren es drei?

Hier fühlt es sich für mich wie eine Übertreibung an.

erlauben?” entgegnet

kommt ein Komma

"Es war wirklich ein spannender Abend", fährt sie fort. "Die Geschichte, wie deine Schwiegereltern durch den Rotweinimport zu Geld und zu dieser tollen Villa gekommen sind. Und dann Marens tragischer Tod vor zwei Jahren. Einfach schrecklich, dass man ihr am Ende selbst an der MAO-Klinik nicht mehr helfen konnte."

Das ist schon etwas plump 'Infodump'

‚Und wenn meine Kopfschmerzen gleich besser sind‘, denkt er, können wir das machen, wozu du überhaupt hier bist.‘

das Anfürungszeichen fehlt beim zweiten Mal.

20000-Euro-Teppich

Zweitausendeuroteppich oder Zweitausend-Euro-Teppich.

Am Anfang fand ich einige Stellen wirklich gut geschrieben. Alles hat grundsätzlich auch so einen sauberen Schneid. Aber je länger ich gelesen habe, desto mehr kamen mir die Figuren wie Pappkameraden vor und die Handlung irgendwie erzwungen. Die Idee ist nicht schlecht, aber die würde ich länger ausbreiten und versuchen alles subtiler zu gestalten und nicht wie bei so einem alten James-Bond-Showdown, wo der Bösewicht noch mal dialogisch seinen Plan erklärt. Da gibt es, finde ich, elegantere Wege.

Viele Grüße
Carlo

 

Hallo Carlo,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ist schön, dass ich nach der Auflösung unseres langjährigen Literaturkreises endlich mal wieder Feedback zu einem Text bekomme.
Ich habe deine Änderungvorschläge soweit umgesetzt, und an einem eleganterem Ende arbeite ich noch.
Viele Grüße
Wolfgang

 

@Wolfgang-42

Ja, man sieht das du nicht erst seit vorgestern schreibst :D kann dir diese Seite als Austauschplattform nur empfehlen. Bin auch in einer analogen Textwerkstatt, das ist auch klasse, aber das schöne hier ist halt, dass die Rückmeldung im Medium Text kommt. Und nicht verunsichern lassen, dass erst mal niemand kommentiert. Ein Mix aus Zufall, Zielgruppe und Anzahl an Kommentaren, die du selbst zu anderen Texten schreibst. Leb dich gut ein hier und bis zu deinem nächsten Text!

 

Hi @Wolfgang-42,

stellenweise find ich den Text ja ganz witzig, aber insgesamt ist mir das alles zu offensichtlich und vor allem zu einseitig.

Ich versuche mal die Stelle mit zwei Zitaten rauszugreifen, die für mich die Geschichte am meisten killt:

Nun, ich war heute Nacht nebenan, in deiner kleinen Hinterhof-Wohnung, während du Rotwein für 200 Euro ausgeschwitzt hast. Ich habe mich ein wenig umgesehen, um zu wissen, was du so treibst in deiner Freizeit, wenn du nicht grade auf Nachbars Wohnung aufpasst.
Jetzt frage ich mich, woher sie weiß, wo er wirklich wohnt. Klar, es ist gut möglich, dass er im Delirium geplaudert hat. Dann braucht sie aber nicht mehr hinzugehen. Er hat alles erzählt, was will sie dann da noch? Sie ist auf Beute aus. In seiner Hinterhof-Wohnung gibt es nichts zu finden.
Ja -- ok, gibt es doch:

War übrigens alles ziemlich unordentlich bei dir, da habe ich gleich mal ein wenig aufgeräumt. Auch auf deinem Konto. Die Zugangspins klebten ja gleich am Monitor.
Das ist ja mal ein Glückstreffer, dann hat sich das also doch gelohnt ... Aber geht sie wirklich da rüber, weil sie hofft, zufällig den Zugangspin für sein Konto am Computer zu finden?! (Und für die paar Kröten, die auf dem Konto höchstens drauf sind?)
Wenn sie wirklich rüber gehen soll, dann für etwas ganz Bestimmtes, wovon er geplaudert hat, was sich wirklich lohnt, und was nicht zu schwer ist zum Mitnehmen - einen Brief von Napoleon oder so :)

Diese Lücke könntest du relativ leicht füllen. Ich würde aber eigentlich gar nicht vorschlagen, das tatsächlich zu tun. Lieber würde ich den Ausflug in die Hinterhof-Wohnung streichen (es würde ja immer noch reichen, wenn sie sie vom Fenster aus sehen und draufzeigen kann). Denn (spätestens) mit diesem Ausflug sieht das dann wie eine Rundum-Racheaktion aus. Aber warum? Was hat sie im tieferen Sinn gegen ihn? Warum will sie ihn unbedingt kaputt machen? Für mich ist das schnell nicht mehr reizvoll, wenn alles so wie am Schnürchen für ihn danebengeht.

Stimmiger wäre das, wenn die Frau ihre Beutezüge grundsätzlich als Rachefeldzüge gegen schlimme Casanovas sieht. Dann müsste sie aber vorher wissen, mit wem sie es zu tun hat (dass die von Hohnensteins gleichfalls geschädigt werden wäre dann eben Kollateralschaden).

Nun kann man den Text sicherlich einfach als Komödie sehen, in der Klamauk in Ordnung ist. Trotzdem würde er durch eine Prämisse, die das Handeln der Frau motiviert, vermutlich nicht schlechter werden. Wenn einfach alles grundlos läuft, machst du es dir als Autor zu leicht -- und als Leser merkt man das dann.


Eine kleine Unstimmigkeit im Detail:

Es wird ein beschissener Tag, so viel ist klar.
Er hat Erfahrung damit und muss es also wissen. Dafür fängt er sich dann aber überraschend schnell:
Patrick will grade seinen Standardspruch ‚Bei mir steht‘s gut‘ loslassen

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

@erdbeerschorsch,

Danke, dass du dir meinen Text angeschaut hast.

Deine Kritik geht ja in eine ähnliche Richtung wie die von Carlo Zwei.

Der Plot sollte eigentlich sein, dass der Betrüger (Patrick) rein zufällig bei seinem 17. sexuellen Beutezug an eine Betrügerin (Anna) gerät und dabei selbst zum Opfer wird.

Da der Plot offensichtlich nicht so recht verständlich ist - sonst müsste ich das hier nicht erklären - habe ich einige kleine Ergänzungen und Veränderungen vorgenommen.

Ich hoffe, damit die kleine Geschichte etwas plausibler wird.

Mit literarischen Grüßen
Wolfgang

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Wolfgang-42,

verständlich geworden ist die Absicht schon, aber der Handlungsverlauf passt halt nicht zur Absicht :D

Das find ich auch jetzt noch so. Das Problem für mich war nicht, dass ich mir nicht erklären kann, wie sie auf seine Adresse kommt. Das ist leicht zu erklären, da er ja offensichtlich total abgestürzt ist. Aber was will sie denn bei ihm? Sie muss zum ihm rübergehen, wenn sie Patrick danach demütigen können soll. Diese Motivation liegt aber beim Autor, nicht bei der Figur, und das merkt man.

Derselbe Punkt einfacher gefasst: Warum ist sie am (späten) Morgen überhaupt noch da? Warum ist es ihr so wichtig, den Typ zu demütigen, dass sie nicht nur ein (gleihwohl geringes) Risiko eingeht, sondern auch sich die Nacht um die Ohren schlägt? Sie wird doch nicht etwa neben Patrick geschlafen haben?!? So oder so: Ich tät ja das Weite suchen, wenn ich auf Beute aus wär.
Das wird alles nicht plausibler dadurch, dass sie die Wohnung auch verwüsten könnte, bevor der Mann aufwacht, wenn sie ihm unbedingt persönlich schaden will.

Kurz: Ich meine, die Geschichte ist nur zu retten, wenn du der Frau ein Vorwissen gibst, das sie zur maximalen Demütigung motiviert.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo @erdbeerschorsch

Diese Motivation liegt aber beim Autor, nicht bei der Figur, und das merkt man.

Ja ok, ich glaube, ich habe verstanden, was du meinst.

Als einfache Betrügerin, die ihre Dates bestiehlt, wäre es tatsächlich logischer gewesen, sich in der Nacht die Beute zu schnappen und abzuhauen.

Also könnte sie vielleicht ein altes Trauma aus einer Beziehung haben, welches ihr im Kontakt mit Patrick wieder hochkommt. Für die damals erlittenen Verletzungen will sie sich nun (stellvertretend) an ihm rächen. Das könnte in den Gesamtkontext der Geschichte passen.

Ich werde es mal so versuchen. Dank dir und LG
Wolfgang


 

Hey Wolfgang-42,

der Text funktioniert so nicht (bei mir).
Die Figuren empfinde ich als holzschnittartig und leblos. Schlimmer noch: unsympathisch. Da ist auch eine gewisse Emotionslosigkeit im Text, die sich dann auf mich als Leser überträgt. Ich weiß ja nicht, was du erreichen wolltest, aber was bietest du mir an? Ich kann weder Mitleid empfinden, noch die Motive für die Erniedrigung nachvollziehen. Wolltest du Schadenfreude stiften? Was ist die Idee dahinter? Mich lässt der Text jedenfalls ein wenig ratlos und schulterzuckend zurück.

Dabei ist die Konstellation an sich ganz reizvoll. Was fehlt ist ein nachvollziehbares Motiv für den, ja, beinahe sadistisch anmutenden Rachefeldzug. Das können ja auch intrinsische Motive sein. Aber irgendwas bräuchte ich eben als Leser. Eine Vorgeschichte wäre eine Möglichkeit. Vielleicht eine Verbindung zwischen 17 und 1-16 oder so. Das wäre ein erster Ansatz für einen besseren Text.
Wenn du nun noch deinem Prota ein paar wärmere Farben spendieren würdest, wenn du ihn nicht nur als ein armseliges Würstchen zeigen würdest, bekäme der Text womöglich noch mehr Tiefe. Wenn ich vielleicht so was wie Mitleid empfinden könnte, wenn er ein Motiv hätte für die Hochstapelei, das mehr beinhalten würde, als einfach nur Frauen flachzulegen ... Vielleicht weißt du, worauf ich hinauswill. Was hat es mit Maren auf sich? Kann man darauf aufbauen?

Ich würde mir auch Gedanken um die Perspektive machen. Auf mich wirkt das ein wenig unentschlossen; auktorial mit personalen und neutralen Einsprengseln.

Textkram:

Am Ende sind es die Kopfschmerzen, die ihn endgültig aufwachen lassen. Schon eine ganze Weile hat er sich auf dem großen Boxspringbett im Grenzbereich von Traum und Wirklichkeit hin und her gewälzt. Aber nun hämmern die Kopfschmerzen ihn endgültig zurück in die Realität.
Es wird ein beschissener Tag, so viel ist klar. Mit etwas Pech würde sich die Migräne bis zum Abend halten. Wie schlecht der Tag wirklich wird, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Den Kopfschmerzen nach zu urteilen, muss der letzte Abend feucht-fröhlich gewesen sein, aber er kann sich an absolut nichts erinnern. Er greift mit der Hand neben sich, aber die andere Seite des Bettes ist leer. Das ist ungewöhnlich. Wenn er Kopfschmerzen hat, ist das Bett meistens belegt.
Den Namen "Patrick" führst du sehr spät ein. Du könntest gleich zu Beginn ein wenig persönlicher werden. Und dass er mit einer Frau an seiner Seite rechnet, könntest du auch gleich miteinflechten, dann sparst du dir auch die "weibliche Stimme" im späteren Verlauf.

Du lässt ihn im ersten Absatz gleich zweimal erwachen. Dass die Aussage "beschissener Tag" auch gedoppelt wird, bräuchte ich nicht. Hinzu eine Menge Wortdoppler (4x Kopfschmerzen in den ersten Absätzen).
Vorschlag (irgendwie derart vielleicht), um nachvollziehbar zu machen, worauf ich hinaus möchte:
Die Kopfschmerzen hämmern Patrick zurück in die Realität. Schon eine ganze Weile hat er sich auf dem Boxspringbett im Grenzbereich von Traum und Wirklichkeit hin und her gewälzt. Es wird ein beschissener Tag, so viel ist klar.
Der letzte Abend muss feucht-fröhlich gewesen sein, aber er kann sich an nichts erinnern. Er greift mit der Hand neben sich, aber die andere Seite des Bettes ist leer. Das ist ungewöhnlich. Wenn er einen Brummschädel hat, teilt er es meistens mit einer Frau.

“Der Kaffee ist fertig”! Die Stimme ist zart und glockenhell. Sie kommt aus der Küche. Und sie ist weiblich. Nun ist Patrick richtig wach. Irgendwas läuft falsch. Die Sache mit dem ‚Frühstück danach‘ ist doch immer sein Job. Nicht weil er ein Frühaufsteher ist, Gott bewahre, sondern weil [ ]… ja warum eigentlich? Weil nichts kaputt gehen darf in der teuren Hightech-Küche, genau!
“Der Kaffee ist fertig”! => “Der Kaffee ist fertig!”
Das wären Streichkandidaten für mich. Übrigens wacht er hier das dritte Mal auf.

“Ich komme”, krächzt er und greift nach dem schwarzen Pushup Ripp Slip, der auf dem Boden liegt. Wieso ist er nackt? Und wie hieß sie noch gleich? Astrid? Adelheid? Irgendwas mit A…
Also damit rechne ich eigentlich :). Die Frage verwundert mich. Zieht er sich sonst Nachthemd und Bettsocken an, nachdem er sich Rothschild hinter die Kiemen gießt und die Frauen vögelt? Ich würde das rausnehmen.

Er stolpert in den hellweißen Flur, der von der Morgensonne durch die gläsernen Oberlichter des Bungalows goldgelb geflutet wird. Das helle Licht verstärkt den Kopfschmerz und er massiert sich blinzelnd die Stirn. Rechts auf der langgestreckten, korallenfarbigen Dielenkommode stehen in schwarzen Rahmen Bilder von Maren, die er erst gestern Nachmittag dort aufgestellt hat.
Overkill. Darauf würde ich mal ein Auge werfen im Text.

Er tritt schwankend in die glänzende sterlinggraue Designerküche. Sie sitzt im schwarzen Negligé mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem hohen Lederhocker am Küchentresen, hält eine Kaffeetasse in der einen, eine Zigarette in der anderen Hand und lächelt ihn an. Ihre langen schwarzen Haare umrahmen ihr attraktives Gesicht.
S.o.
Nimm das alles mal raus und überlege mal für dich, ob was davon in die Tonne darf.
Und wie sieht ein attraktives Gesicht denn aus? Solche Stellen könntest du ein wenig ausbauen. Da machst du es dir zu einfach, das ist zu beliebig.

Er hat schon eine heftige Antwort auf der Zunge, besinnt sich aber mit Blick auf den goldenen Knopf eines anderen.
Was ist denn eine heftige Antwort, wie sähe die aus bei ihm?

“Du, wegen gestern Abend”, sagt er und schaut sie verständnisheischend an.
Wie sieht das denn aus: verständnisheischend schauen?

“Weiß ich doch, Anna. Also gestern[ ]…”
Leerschlag.
Fehlen ein paar Mal im Text. Vor den drei Punkten gehört ein Leerschlag, wenn du ganze Wörter auslässt.

Er versucht[Komma] pathetisch zu klingen. „Ja, es war die schwerste Zeit meines Lebens.“
Wieder so eine Abkürzung. Wie klingt er denn, wenn er pathetisch klingt?

„Lass uns rübergehen ins Wohnzimmer“, wechselt er nach einer kurzen Gedenkpause das Thema.
Streichkandidat.
Das ist schon sehr tellig stellenweise bzw. vertraust du deinen Leser nicht so richtig. Zumindest zeigt sich mir das an solchen kleinen Einschüben. Also ich raffe das schon selbst, dass er vom Thema wegkommen will.

Er steht auf, nimmt seine Tasse und geht über die glänzenden Marmorfließen barfuß voraus ins Wohnzimmer. Der riesige Raum mit der nach Osten gerichteten Fensterfront wird von der Morgensonne in helles Licht getaucht. Rechts an der Wand hängt ein zwei mal drei Meter [großer] Druck von Marc Porter, einem amerikanischem Todestraktinsassen. ‘Skyline’ heißt es, eine limitierte Edition.
Fliesen, amerikanischen.
Mehr Raum als üblich im Text für das Bild. Hat es eine besondere Bedeutung für den Text?

‚Perserteppiche sind out‘, hört er in Gedanken Marisas piepsige Stimme. ‚Die hat doch heute jeder. Unser neuer Ardebil ist aus Öko-Baumwolle. Haben wir bei unserem letzten Asientrip in Auftrag gegeben. Thorsten kennt sich aus mit Teppichen, nicht wahr Thorsten? Sechs Monate haben Thorsten und ich drauf gewartet. Und seit letzter Woche ist er endlich da. Perfekt für unseren Salon, verträgt nur keine Flecken, der Gute. Seitdem trinke ich mit Thorsten unseren Chateau Lafitte immer in der Küche. Dort schmeckt er genauso gut, nicht wahr Thorsten?‘
Ist mir too much alles. Zu gekünstelt und klischeebeladen. Da würde ich mal runterfahren. Das sind so Stellen ... ich weiß nicht, da traue ich dem Text einfach nicht. Ist einfach drüber.
Vorschlag (zum Verdeutlichen, worauf ich hinauswill):
‚Perserteppiche sind out‘, hört er in Gedanken Marisas Stimme. ‚Die hat doch jeder. Unser neuer Ardebil ist aus Öko-Baumwolle. Haben wir in Auftrag gegeben. Thorsten kennt sich aus mit Teppichen. Sechs Monate haben wir drauf gewartet. Perfekt für den Salon, verträgt nur keine Flecken.‘

“Und? Wie geht es meinem Süßen?”[Komma] flüstert sie in sein Ohr, während sie von hinten an ihn herantritt und ihre Arme um ihn schlingt.
Wenn sie ihm ins Ohr flüstern kann, ist vieles im Satz entbehrlich.

“Mir ist gar nicht gut[Punkt]
.
“Oh là là ”[Komma] seufzt Anna.
Wie seufzt sich denn "Oh là là"?

Die Tasse mit dem Cappuc[c]ino rutscht über den Rand der Untertasse ...
cc

“Hey, du blöde Schlampe”[Komma] schreit er ...
Schaue dir mal die Inquit-Formeln an im Text. Fehlen ein paar Mal die Kommata.

Du hast ja jedes einzelne Treffen ausführlich mit heimlichen Fotos dokumentiert, du alter Voyeur.
Wie hat er das denn angestellt?
Also da kommt schon auch viel aus dem Nichts und wirkt nicht sonderlich glaubwürdig.

Ich fürchte, ich habe aus Versehen ein starkes Schlafmittel und ein sehr starkes Abführmittel in dein Aspirin getan.
Wie viele Schlucke hat er denn vom Kaffee genommen? Das sind so Unsauberkeiten, er trinkt ein paar Schlückchen und wird schwuppdiwupp somnolent und leidet unter Bauchkrämpfen. Echt jetzt?

Sie wirft noch einen prüfenden Blick in den Raum und geht dann mit dem Koffer in der Hand zur Haustür. Sie setzt sich eine Mütze und eine Sonnenbrille auf, öffnet die Haustür, tritt in den sonnenhellen Morgen hinaus und zieht die Tür leise hinter sich zu.
3 x Tür in zwei Sätzen.

Natürlich alles subjektiv, Wolfgang-42. Vielleicht kannst du dennoch was davon gebrauchen.

Danke fürs Hochladen

hell

PS: Auch wenn du im Internet veröffentlicht hast, so viele Leerzeichen bräuchte es nicht. Das bleibt auch leserlich, wenn du die zum Teil zusammenführen würdest. Das aber nur am Rande.

 

Hi @Wolfgang-42 !

Ich fand dein kleines erzählerisches Kleinod eigentlich ganz unterhaltsam!
Habe es mal eben runtergelesen, als ich ein paar Minuten warten musste, und dafür hat deine Story genau das richtige Format und Pacing.
Habe vielleicht auch deswegen keinen so strengen Maßstab wie meine Vorredner daran angelegt, weil ich von Anfang an das Gefühl hatte, du wolltest was Pulpiges für Zwischendurch raushauen. Oder tue ich dir damit Unrecht? Und vielleicht kam bei mir auch deswegen so eine Sitcom-Atmosphäre auf, weil mich der Name deines Prots an Neil Patrick Harris a.k.a. Barney Stinson erinnert hat, keine Ahnung ... :p Wäre jedenfalls eine passende Hommage an den Charakter. ;)
Was mir an Logiklöchern auf die Schnelle aufgefallen war, waren so Sachen wie dass die Bruchbude des Prots Tür an Tür neben einer Nobelvilla steht. ich bin sicher, das gibt es irgendwo, ist m.E. aber eher ungewöhnlich. Und dass die Frau dann dort praktischerweise alle PINs auf dem Silbertablett vorfindet war mir selbst für eine Pulp-Story zu viel Klischee.
Sonst hab ichs aber gerne runtergelesen.

VG
MD

 


„Man kann dich auch von hinten lesen, und du, du Herrlichste
von allen, du bist von hinten wie von vorne: „a —n —n —a“.“
nach Kurt Schwitters „Anna Blume“​

Am Ende sind es die Kopfschmerzen, die ihn endgültig aufwachen lassen.
Das „endgültig“ hat m. E. einen übertrieben langwährenden Charakter,

lieber Wolfgang-42,

aber zu übertreiben ist keine Schande und die schöne Literatur lebt seit ihren Anfängen davon (nehmen wir als Beispiel den an nur einer Stelle verwundbaren Helden vor Troia in der Achillesferse oder für die germanistische Zunge aufbereitet der zwischen zwo Frowen hin und her gerissenen Siegfried, dem eine an sich winzige, gerade mal Laubblatt große Stelle zum Verhängnis wird – da ist es egal, ob eine Helena, Gudrun oder Grimmhild zu benennen ist – und doch hab ich direkt zu Anfang eine Frage

Mit etwas Pech würde sich die Migräne bis zum Abend halten.
Warum der Konjunktiv II, der Zweifel mit sich trägt gegenüber dem Indikativ, wenn etwas wird (geschieht) oder eben nicht ...

Wie schlecht der Tag wirklich wird, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Wären wir nicht alle glücklich über prophetische Gaben jenseits des Wetterberichtes?

Nicht weil er ein Frühaufsteher ist, Gott bewahre, sondern weil[…]… ja warum eigentlich?
Die drei Punkte direkt am Wort behaupten (hier fälschlicherweise) dass am „weil“ was fehlte, was sehr wohl für den angloamerikanischen Raum gelten mag, nicht aber im deutschsprachigen ...
& ähnlich
Adelheid? Irgendwas mit A…
(solltestu alles noch mal durchsehen ...)

Ihre langenKOMMA schwarzen Haare umrahmen ihr attraktives Gesicht.
Beide Adjektive sind gleichwertig und voneinander unabhängig.
Die Gegenprobe mit „und“ an Stelle des , belegt es -
wie in der Mathematik - und "erzählen" kommt ja auch von der Zahl.

Und dann eine mittlere Katastrophe im Deutschen

Er steht auf, nimmt seine Tasse und geht über die glänzenden Marmorfließen barfuß voraus ins Wohnzimmer.
„Fliesen“ mit dem Verb „fließen“ zu verwechseln ...

“Und? Wie geht es meinem Süßen?”KOMMA flüstert sie in sein Ohr, während sie von hinten an ihn herantritt und ihre Arme um ihn schlingt.

“Halt mal den Kaffee, Baby”, stößt er hervor und reicht ihr die Tasse. “Mir ist gar nicht gut”
Der erste Teil hört sich sehr nach Wunsch, Bitte (und durch das Verb stoßen) gar Befehl an!, dem Schluss fehlt gar ein Schlusszeichen ... Bitte ein passendes!, jenseits des Punktes.

Und hier klingt’s nach mehr als einer Aussage

“Nimm noch einen Schluck Kaffee, das hilft.”
wie auch hier nach dem Anruf des Namens des Herrn ...
Ihre Hand zittert. “Mein Gott”, ruft sie, “jetzt habe ich wieder diesen Tremor.”

.ähnlich
“Hey, du blöde Schlampe” schreit er und versucht …

“Deinen was?”KOMMA fragt sie und setzt sich neben ihn auf die Couch.

In deinem Ausweis stand, dass du eigentlich in der kleinen Hinterhof-Wohnung nebenan wohnst. Dort habe mich ein wenig umgesehen, …
Da fehlt was – mutmaßlich ein „ich“

Ich schließe mit Heine und den Versen

"Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei."​

& damit welcome 2 the pleasuredom, @Wolfgang-42 vom Friedel

 

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