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Päckchen mit Herz

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01.09.2005
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Päckchen mit Herz

Alik schlitterte am Empfang vorbei. Draußen fiel Schneeregen und was liegenblieb, vermischte sich mit Dreck zu einer hellbraunen Schmiere. Er hielt das Päckchen mit beiden Händen, den Schal hatte er vors Gesicht gebunden wie ein Bandit in einem Western. Die Frau hinter dem Tresen in der Eingangshalle protestierte. Alik ignorierte sie. Im Flur, der von der Halle abging, öffnete sich eine Tür und Freimann trat heraus. Alik hatte ihm eben noch eine Nachricht geschrieben: Komme jetzt rein.

„Alles in Ordnung, Jutta, ist für mich!“ Freimann lachte, viel zu nervös. Alik drehte sich um zu Jutta, die ihn nicht aus den Augen ließ. Er zuckte die Schultern und schob sich an Freimann vorbei in dessen Büro. Er hörte, wie Freimann die Tür hinter ihm zumachte, als er das Päckchen auf den großen, schwarzen Schreibtisch stellte.

Freimann hastete hinter seinen Tisch. „Hierher?“, fragte er. „Ist ihr Chef nicht ganz sauber?“

Alik zog sich den Schal vom Gesicht. „Ist wie Handgranate.“

Freimann verengte die Augen zu Schlitzen.

„Schnell weg damit.“

Freimann pustete aus, ein Laut des Spotts. „Und dann zu mir?“

Alik nickte. „Du hast doch bestellt.“

„Aber doch nicht in die Firma! Ich dachte, er macht einen Witz!“

Alik schüttelte den Kopf. „Keine Witze.“

Freimann nahm eine kleine Flasche Mineralwasser vom Tisch und nahm den letzten Schluck daraus. Wieder schüttelte Alik den Kopf.

„Geben Sie mir das restliche Geld, ich muss noch mehr ausliefern“, sagte Alik.

„Sie haben mich überfallen“, gab Freimann zurück. „Jetzt lassen Sie mir einen Moment.“

Alik schnaufte und setzte sich, als würde er für einen Job vorsprechen. Könnte ja sein, viele Kanacken hier in der Produktion.

Freimann nahm einen Brieföffner aus der Schublade und zerschnitt das braune Klebeband. Er klappte das Päckchen auf. Der eben noch unterschwellige Geruch nach Essig und Furz strömte jetzt so dick in den Raum, als könnte man ihn greifen. Alik zog den Schal wieder vors Gesicht, Freimann wandte seines angewidert ab, wobei er den Handrücken schützend vor Mund und Nase presste.

„Ist nicht frisch“, erklärte Alik. „Ende des Jahres ist immer viel los.“

Freimann würgte und hustete eine Zeit lang. Er nickte. „Ende des Jahres wird abgerechnet, nicht wahr?“, sagte er. „Das ist der eigentliche Geist von Weihnachten.“

Alik zog die Augenbrauen hoch.

„Verstehen Sie nicht, oder?“, fragte Freimann. „Sie sind wahrscheinlich eh …“

„Geliefert wie bestellt“, sagte Alik. „Geben Sie mir jetzt das Geld?“

Freimann zeigte auf das Päckchen „Wissen Sie, dass sie es mit dem Kerl getrieben hat, der uns die Weihnachtsbeleuchtung am Haus installiert hat? Die Weihnachtsbeleuchtung, Herrgott! Nach siebzehn Jahren Ehe. Und nach allem, was ich rausbekommen habe, war das auch nicht ihr erstes gemeinsames Weihnachten, wenn Sie verstehen.“

Alik blickte zur Decke. Freimann hob die Hände. „Schon gut.“ Er zog eine Schublade am Schreibtisch auf, holte einen großen Umschlag hervor und reichte ihn Alik. Der nahm ihn, stand auf und machte sich auf den Weg zur Tür.

„Wollen Sie gar nicht reingucken?“, fragte Freimann.

Alik blieb stehen, ohne sich umzudrehen. „Wollen Sie lieber noch mal reingucken?“

Er hörte, wie Freimann sich in den Chefsessel fallen ließ.

„Was haben Sie eigentlich mit dem Rest gemacht?“, fragte er.

Alik, die Hand schon an der Türklinke, drehte sich noch einmal um. „Keine Ahnung.“

„Wie bitte?“

„Ich bringe nur die Pakete rum.“

„Ts“, machte Freimann.

„Was?“, fragte Alik.

„Wie der Weihnachtsmann.“

„Was?“

„Übermorgen ist doch der 24.“ Freimann winkte ab. „Interessiert Sie nicht, Sie sind ja sicherlich …“ Er knallte die Ellenbogen auf den Tisch, hielt den Kopf in den Händen und schrie: „Oh Gott, Elisabeth, was habe ich getan?“

Alik fuhr zusammen. „Ey!“ Er machte drei große Schritte zurück zum Schreibtisch. „Sind Sie verrückt? Leise!“

Freimanns Tränen tropften in den Karton. „Elisabeth, es tut mir so leid“, schluchzte er, zu Aliks Erleichterung leise diesmal.

Es klopfte an der Tür. „Herr Freimann?“

Freimann fuhr hoch und räusperte sich. „Alles …“ Er räusperte sich noch einmal. „Alles in Ordnung, Jutta. Ich …“ Seine Augen rollten umher, als würde er gleich ohnmächtig werden. „Ich soll Zoll zahlen, da habe ich in der Höhe nicht mit gerechnet. Der scheiß Brexit.“

Viel zu lange, fand Alik, war es still, bevor Jutta sagte: „Okay.“

Alik wartete einen Moment. Er hörte keine Schritte. Ob Jutta lauschte? Er zog sich den Schal vom Gesicht, obwohl er das Päckchen genau unter der Nase hatte. „Sie wollten es haben“, flüsterte er. „Jetzt haben Sie es. Drehen Sie bloß nicht durch.“

Freimann nickte. „Ich wusste nicht, dass es so stinken würde.“ Er rieb sich die Tränen aus den Augen und wischte sich über den Mund. „Ich wusste nicht …“ Sein Mund blieb offen, aber er beendete den Satz nicht. Stattdessen stand er auf, der Blick festgefroren am Inneren des Päckchens.

„Schreien Sie nicht wieder rum“, mahnte Alik. Aber Freimann machte keine Anstalten, einen Laut von sich zu geben, er starrte nur mit offenem Mund. Schließlich folgte Aliks Blick dem des Gegenübers.

„Sehen Sie das?“, fragte Freimann.

„Nein.“ Es war ein Reflex eher als eine Antwort. Das konnte nicht sein und es durfte nicht sein.

„Was?“, fragte Freimann. „Natürlich sehen Sie es! Es schlägt, verdammte Scheiße!“

Alik schüttelte den Kopf. Das Ding im Päckchen war nur noch ein Stück Fleisch. Vielleicht, dachte Alik, war das so ähnlich wie bei einem Huhn, dem man den Kopf abschlug.

Alik nahm den Brieföffner und stach zu. Den nächsten Schlag spürte er durch die Klinge und den Griff in den Fingern vibrieren. Er hob das Herz aus dem Paket und hielt den Brieföffner zwischen seinem und Freimanns Gesicht in die Luft. Am Spieß steckend schlug es weiter. Es schimmerte grün wie die Augen einer dicken Scheißhausfliege. Ein kleiner schwarzer Punkt krabbelte aus einem Riss in den Venen.

Die Tür flog auf. „Herr Freimann!“ Jutta stolperte herein. „Herr Freimann, es tut mir leid, aber …“ Sie starrte das pochende Ding an und näherte sich ihm langsam.

„Jutta …“, stammelte Freimann.

Als wäre das ihr Signal, machte Jutta einen Satz raus auf den Flur. Alik ließ den Brieföffner fallen. Das Herz fiel mit einem fleischigen Platschen auf die Tischplatte, wo es weiter schlug. Alik steckte den Kopf aus dem Büro und sah noch, wie Jutta den Flur hinunterlief und rechts durch eine Tür verschwand, hinter der Alik Stimmen hörte. Er fluchte und rannte zurück ins Büro, knallte die Tür zu und stellte den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, so davor, dass die Lehne die Klinke blockierte.

Er fluchte in der Sprache seiner Kindheit. Freimann war erstarrt. Alik ging zum Schreibtisch, packte das Herz und zog den Brieföffner heraus. Die kräftigen Kontraktionen des Muskels pulsierten gegen seine Finger. Er hielt es Freimann hin. Der sah ihn fragend an.

„Essen Sie es“, sagte Alik.

Freimann sagte nichts.

„Wollen Sie in den Knast?“, fragte Alik. „Ich war schon mal, Sie kommen da nicht weit. Also essen Sie.“

Freimann schüttelte den Kopf. Jemand drückte die Türklinke runter. Es folgte ein Klopfen. Dann eine Männerstimme. „Herr Freimann?“

Alik hielt Freimann den Brieföffner vors Gesicht. „Essen Sie es oder ich steche Ihnen die Augen aus. Dann sind Sie auch noch blinder Krüppel im Knast. Ich habe schon Schlimmeres gemacht.“ Vor ein paar Jahren hatte er jemanden mit der Faust ins Gesicht geschlagen und sich dabei das Handgelenk angebrochen. Es gab Leute in Timurs Organisation, die stachen Leuten Gegenstände in die Augen und Schlimmeres, aber Alik gehörte nicht dazu. Darum machte er nur Lieferungen.

Zum Glück nahm Freimann ihm die Scharade ab. Oder vielleicht hatte er auch Angst vor dem Gefängnis. Jedenfalls nahm er das pochende Herz, sah zur Klinge des Brieföffners, dann wieder auf den herausgeschnittenen Muskel. Er schloss die Augen und biss hinein. Für Blut war es schon zu alt, aber ein paar Tropfen eines streng riechenden Saftes tropften daraus auf den Schreibtisch. Freimann übergab sich, sammelte das eben erst gekaute Stück wieder auf und steckte es zurück in den Mund. Er schluckte und würgte, aber bis auf ein paar Topfen Flüssigkeit kam diesmal nichts. Freimann biss wieder zu.

Draußen wurde das Klopfen und Rufen immer lauter, jemand gab zu verstehen, die Polizei sei verständigt. Alik war, als würde genau wie das Herz die Narbe in seinem Arsch pulsieren, sein Andenken an die Abstellkammer hinter dem Aufenthaltsraum mit dem Kickertisch und dem kleinen Fernseher. Er hatte den Geruch von Zitrus-Putzmittel in der Nase gehabt, Bastian Schweinsteigers Kommentar zu einem Freundschaftsspiel gegen Frankreich in den Ohren und einen georgischen 150-Kilobullen namens Pavle in seinem Hintern. Wenn er jammerte, weil der Stoß zu tief ging, hatte Pavle ihm wortlos mit einem Besenstiel gegen den Hinterkopf geschlagen, während Alik das Blut in warmen Tropfen seine Schenkel hinabfließen fühlte.

Alik griff mit beiden Händen Freimanns Hand, die das Herz hielt, und biss zu. Es schmeckte wie es roch und war weich wie Tafelspitz, verflüssigte sich fast im Mund, ohne groß kauen zu müssen. Alik würgte und schluckte, rülpste etwas feucht, konnte aber alles bei sich behalten. „Schneller!“, herrschte er Freimann an.

Freimann sah ihn an, Erbrochenes und der Saft aus dem Herzen strömten sein Kinn hinab. Beim zweiten Bissen kam es Alik doch hoch und er musste das Stück aus dem entstandenen Kotzesee auf dem Schreibtisch fischen. Er stellte fest, dass nicht nur das zerbissene Herz in Freimanns Hand weiter schlug. Auch dieses kleine Stück bewegte sich noch, wand sich zwischen seinen Fingern wie eine dicke Raupe. Er biss darauf, als könnte das dem sauren Fleisch den Rest geben, aber es kroch weiter in seinem Mund herum, duellierte sich mit seiner Zunge, bis es schließlich zerging.

Irgendwann kam zu den Rufen auf dem Flur und den Schlägen und Tritten gegen die Tür ein weiteres Geräusch hinzu. Polizeisirenen draußen auf dem Vorhof.


Auf dem Schreibtisch stand ein Sumpf aus Vomitat, das über den Rand lief und von dort auf das Laminat tropfte. Zu Aliks Erleichterung hatten Freimann und er das Herz geschafft, bevor sie die immer energischer klopfende Polizei reinließen.

„Ihre Mitarbeiter haben sich Sorgen gemacht“, sagte einer der Polizisten, ein Mann um die vierzig.

„Unnötig“, versicherte Freimann und wischte sich den Mund. „Magen und Darm, mehr nicht. Ich hatte heute Morgen erst überlegt, zu Hause zu bleiben, aber wer kann sich das heutzutage noch leisten?“

Der Polizist sah Freimann eine ganze Weile an, wechselte einen Blick mit seiner jüngeren Kollegin, die bei der Tür stehengeblieben war, und drehte den Kopf zu Alik. „Und Sie sind?“

Alik hatte das Gefühl, etwas bewegte sich in seinem Magen. Rhythmisch. Bum. Bu-Bum. „Ich liefere Sachen aus“, sagte er.

Der Polizist nickte und sah zu Freimann. „Was hatten Sie bestellt?“

„Also.“ Freimann räusperte sich. „Ich freue mich wirklich zu wissen, dass ich mich im Notfall auf unsere Polizei verlassen kann, aber wir wissen ja nun alle, es war ein Missverständnis und es tut mir leid, dass sie hier raus, wahrscheinlich gerast sind, nur um …,“ er zeigte auf seinen Schreibtisch, „… Zeuge von dem hier zu werden …“

Der Polizist beugte sich über die Schreibtischplatte, über vollgesogene Päckchen.

„Haben Sie das hier geliefert?“, fragte er Alik. Er machte einen Schritt auf ihn zu. Alik erbrach sich, vornübergebeugt und die Hände auf die Knie abgestützt. Der Polizist wartete, bis er wieder gerade stand.

„Darf ich mal einen Ausweis sehen?“, fragte er.

Die Polizistin ging mit dem Ausweis raus zum Wagen und als sie wieder reinkam, war klar, dass sie Alik mit auf die Wache nehmen würden. Timur hatte ihm keine aufwändig gefälschten Papiere oder sonstige James-Bond-Scheiße besorgt, zu viel Aufwand, er lieferte ja nur aus. Die beiden Bullen ließen sich seinen Lieferwagen zeigen. Das Papier eines Din-A-4-Umschlags knisterte leise, weil sich etwas drin bewegte.

„Ist da was Lebendes drin?“, fragte der Polizist. Er nahm den Umschlag von der linken in die rechte Hand, betrachtete ihn oben und unten. „Ich sehe keine Luftlöcher. Tierschutzgesetz kennen Sie?“

Alik erbrach sich noch einmal. Als er wieder hochsah, hatte der Polizist den Umschlag aufgerissen. Er hielt ihn seiner Kollegin hin, ohne Alik aus den Augen zu lassen. Die sah hinein und bekam den Mund nicht mehr zu. Der Kollege nahm ihr den Umschlag mit den beiden Daumen darin wieder ab und legte ihn zurück in den Wagen. Er knöpfte das Halfter seiner Dienstwaffe auf und bat Alik, ein paar Schritte zurückzutreten. Alik tat, wie ihm geheißen, den Blick weiter auf das Innere seines Lieferwagens gerichtet. Umschläge und Päckchen, in allen knisterte und raschelte es, hier ein bisschen mehr, da ein bisschen weniger. Im großen Paket mit dem Kopf eines Rockerclubchefs darin, der das Rotlichtviertel irgendwo im Ruhrpott partout nicht hatte abgeben wollen, erklang das Klappern von Zähnen.

Freimann hatte Recht gehabt, dachte Alik. Dieses Fest war nicht seines, aber er glaubte ihn zu spüren, den Geist von Weihnachten.

 

Hohoho, da hast du ja wieder zugeschlagen. Schöner absurder Horror von Feinsten.

Hallo @Proof,

diese Weihnachtsgeschichte der besonderen Art habe ich gerne gelesen.

Wenig Zeit für Flusenlese, aber hier ist mir ein Fehler aufgefallen:

Im großen Paket mit dem Kopf eines Rockerclubchefs darin, der das Rotlichtviertel irgendwo im Ruhrpott partout nicht hatte abgeben wollen, erlang das Klappern von Zähnen.
Erklang

Liebe Grüße
Gerald

 

Hehe @Proof

Hat mir gut gefallen. Von mir aus hättest das auch noch mit 'Humor' taggen können, ich habe mich jedenfalls gut amüsiert. Schön, wie Du diese absurde Situation immer weiter zuspitzt, ich musste teilweise echt grinsen und spannend geschrieben fand ich es allemal. Mir gefiel auch der 'Twist' mit den plötzlich lebendig gewordenen Organen und Körperteilen. Dachte erst, im Packet, das Freimann bekommt, sei der Kopf seiner Frau drin, so à la 'Sieben', sprich ich hatte das Gefühl, schon früh zu wissen, wo das Ganze ungefähr hingeht, deshalb finde ich das mit dem lebenden Herz und der folgenden Komik (so habe ich es gelesen) umso wichtiger, weils der Geschichte Aufschwung verlieh und mich dranbleiben liess. Also insgesamt fand ich das wirklich ein rundes Ding, mir sind nur paar Sachen aufgefallen, die ich unten mal liste.

Der ein oder andere Flüchtigkeitsfehler steckt noch drin:

Draußen fiel Schneeregen und was liegenblieb, vermischte sich mit Dreck zur einer hellbraunen Schmiere.
zu

Der Frau hinter dem Tresen in der Eingangshalle protestierte.
Die Frau

Freimann nahm eine kleine Flaschen Mineralwasser vom Tisch und nahm den letzten Schluck daraus.
Flasche

Schließlich folgte Aliks Blick dem des Gegenüber.
Gegenübers

Er schloss die Augen und biss er hinein.
'er' streichen

„Schneller!“, herrschte er Freimann.
herrschte er Freimann an

Er schluckte und würgte, aber bis bis auf ein paar Topfen Flüssigkeit kam diesmal nichts.
zweites 'bis' streichen

Beim zweiten Bissen kam es Alik doch hoch und er musste das Stück auf dem entstandenen Kotzesee auf dem Schreibtisch fischen.
aus

Ich hatte heute erst Morgen überlegt, zu Hause zu bleiben, aber wer kann sich das heutzutage noch leisten?
Ich hatte erst heute Morgen überlegt, [...]

Im großen Paket mit dem Kopf eines Rockerclubchefs darin, der das Rotlichtviertel irgendwo im Ruhrpott partout nicht hatte abgeben wollen, erlang das Klappern von Zähnen.
erklang

Sonstige Anmerkungen (alles nur Vorschläge):

Es war ein Reflex eher als eine Antwort.
Es war eher (oder 'mehr') ein Reflex als eine Antwort.

Alik griff den Brieföffner und stach zu. Den nächsten Schlag spürte er durch die Klinge und den Griff in den Fingern vibrieren.
Wortwiederholung.

Alik rannte zur Tür und sah noch, wie Jutta den Flur runterlief und rechts durch eine Tür, hinter der Alik Stimmen hörte. Er fluchte und rannte zurück ins Büro, knallte die Tür zu und stellte den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, so davor, dass die Lehne die Klinke blockierte.
Bisschen viel 'Tür'.

Alik war, als würde genau wie das Herz die Narbe in seinem Arsch pulsieren, sein Andenken an die Abstellkammer hinter dem Aufenthaltsraum mit dem Kickertisch und dem kleinen Fernseher.
Klingt seltsam, von der Satzstellung her. Alik war, als würde die Narbe in seinem Arsch, ein Andenken an die Abstellkammer hinter dem Aufenthaltsraum, genau wie das Herz pulsieren. Das es im Aufenthaltsraum einen Kickertisch und einen kleinen Fernseher gibt, tut imo nix zur Sache und bläht den Satz nur unnötig auf. Würde die Info kicken.

Beim zweiten Bissen kam es Alik doch hoch und er musste das Stück auf dem entstandenen Kotzesee auf dem Schreibtisch fischen.
Streichen, weil ich finde 'doch hoch' klingt nicht schön.

Auf dem Schreibtisch stand ein Sumpf aus Vomitat, das über den Rand lief und von dort auf das Laminat tropfte.
Vomitat klingt zu abgehoben, passt nicht in den restlichen Duktus der Geschichte.

Nochmal: Hat mir gut gefallen, ich fühlte mich unterhalten.

So long,
d-m

 

Hallo Proof,

also ich mag ja Horror, aber die Story ist nicht so meins. Die ekligen Einzelheiten sind für meinen Geschmack zu breit ausgewalzt, so nach dem Motto: "Jetzt will ich den Leser mal so richtig schockieren." Da wäre vielleicht weniger mehr gewesen. Die Idee ist aber interessant, obwohl ich glaube, der Geist von Weihnachten hätte andere, weniger schaurige Möglichkeiten gehabt, Freimann und Alik ans Messer zu liefern.

Hier noch ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind.

Freimann würgte und hustete ein Zeit lang.
eine Zeit lang
Jedenfalls nahm er das pochende Herz, sah zur Klinge des Brieföffners, dann wieder auf den herausgeschnitten Muskel.
den herausgeschnittenen Muskel
Es schmeckte wie es roch und war weich wie Tafelspitz, verflüssigte sich fast im Mund, ohne groß kauen zu müssen.
Es schmeckte, wie es roch und war weich wie Tafelspitz, verflüssigte sich fast im Mund, ohne dass er groß kauen musste.
Auf dem Schreibtisch stand ein Sumpf aus Vomitat,
hatte sich ein Sumpf aus ...

Grüße
Sturek

 

Moin und frohes neues Jahr,

@C. Gerald Gerdsen:

diese Weihnachtsgeschichte der besonderen Art habe ich gerne gelesen.
Vielen Dank! Habe meine Ansprüche an mich selbst hier ein bisschen klein gehalten, nicht aus Faulheit, sondern weil das Teil ja nun mal spätestens zu Heiligabend raus musste. Bis nächstes Jahr warten hatte ich keine Lust. Also jetzt dieses Jahr. Unter anderen Umständen hätte ich der Story sicherlich noch so zwei bis drei Überarbeitungsschritte gegönnt. Ich dachte, vielleicht bekomme ich ja das literarische Gegenstück zum Sound einer schrabbeligen Garagen-Punkband hin, dass man sagt: Das ist jetzt alles andere als filigran gespielt, aber man hört, da ist jemand mit Spaß bei der Sache und dann macht das auch Spaß.

@deserted-monkey:

Deshalb hast du dann wohl auch noch recht viele Bolzen entdeckt, danke dafür, habe alles verbessert, was wirklich objektiv falsch ist.

Schön, wie Du diese absurde Situation immer weiter zuspitzt, ich musste teilweise echt grinsen und spannend geschrieben fand ich es allemal.
Danke dir, jo, darum ging es natürlich, man sollte das lesen und sagen Boa bitte, er wird doch jetzt nicht … Dass das dann eher zum Schmunzeln anregt, ist auch gekauft.

Mir gefiel auch der 'Twist' mit den plötzlich lebendig gewordenen Organen und Körperteilen.
Danke! Habe mir da schon‘ Kopf drum gemacht. Als erstes wollte ich, dass der Polizeiwagen auf dem Rückweg einen Typen im OP-Hemd anfährt und der dann einen der Polizisten beißt - die Geschichte spielte quasi im exakten Moment, als eine Zombie-Apokalypse losbricht. Da habe ich lange drüber nachgedacht, dieser Aha-Effekt, ist der originell genug, um darüber hinwegsehen zu lassen, dass hier das wohl ausgelutschteste Subgenre überhaupt bedient wird? Schlussendlich habe ich mir selbst die Frage mit Nein beantwortet. Dann hatte ich gedacht, irgendwie ist es ja eine unappetitliche Version von Poes Telltale Heart, vllt reicht das also als Ende, dass durch das klopfende Herz eben das Verbrechen auffliegt. Aber nä, irgendwie fehlte mir da noch was.

@Sturek:

Da wäre vielleicht weniger mehr gewesen.
Ja nee, viel hilft viel.

obwohl ich glaube, der Geist von Weihnachten hätte andere, weniger schaurige Möglichkeiten gehabt, Freimann und Alik ans Messer zu liefern.
Mag sein, aber so ist das mit so ausgedachten Entitäten: Es ist mein Geist von Weihnachten, der macht das dann so wie ich das will. Wobei ich den Satz ehrlich gesagt nicht zu wörtlich nehmen würde.

Es schmeckte, wie es roch
Ist doch ein Vergleich? Ansonsten sind deine Sachen auch drin.

Vielen Dank euch allen fürs Lesen, die Fehlersuche und eure Kommentare!

Grüße
JC

 

Hallo Proof,

Es schmeckte wie es roch und war weich wie Tafelspitz, verflüssigte sich fast im Mund, ohne groß kauen zu müssen.

Ist doch ein Vergleich?

Es ist egal, ob "es schmeckte, wie es roch" ein Vergleich ist. Weil durch "wie" ein Nebensatz eingeleitet wird, muss davor ein Komma stehen, übrigens auch nach "roch". Außerdem ist in dem Satz noch ein Fehler drin: "ohne groß kauen zu müssen" bezieht sich in deiner Satzkonstruktion auf "es" - also das Herz, was keinen Sinn macht. Deshalb mein Vorschlag: ... ohne dass er groß kauen musste.

Grüße
Sturek

 

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