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Pain in the ass

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02.11.2001
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Pain in the ass

Pain In The Ass

Kalter Schweiß rinnt sturzbachartig meinen mit Gänsehaut übersäten Rücken hinab. Dumpfe Klänge hallen hohl in meinem Schädel wieder. Geräusche der Umwelt bohren sich schmerzhaft durch meine Gehörgänge und saugen sich an meinen Synapsen fest. Jede kleinste Bewegung verursacht Unwohlsein. Eine latente Übelkeit, die schon seit Ewigkeiten zu bestehen scheint, lässt mich würgen. Schwach und keinen klaren Gedanken fassend bewege ich mich wie ein altes Weib dem schwarzen Loch entgegen. „War da früher einmal ein Deckel gewesen?“ Ich kann mich nicht erinnern, alles schon so lange her. Damals, die genaue Jahreszahl ist mir entfallen, (rechnet man heutzutage eigentlich noch in Jahren?) war dieser Deckel noch mit Plüsch überzogen aber das muss schon weiß Gott wie lange her sein. Zitternd mit patschnassen Händen stütze ich mich am Rand der Porzellanschüssel um nicht hineingezogen zu werden. Als sich kurz meine Lider schließen, ( nicht einmal darüber habe ich mehr die Kontrolle) erscheint eine strahlend weiße Hausfrau. Sie hält in der einen Hand einen Lappen und in der anderen eine Flasche Sakrotan. Ihr Lächeln ist so strahlend rein das ich meine Lider hätte schließen müssen wären sie nicht schon geschlossen gewesen. Einziger Fluchtweg: Zurück in die Wirklichkeit. Es kostet mich nicht wenig Anstrengung, vielleicht kennt das der Eine oder andere von ihnen, wenn man zuviel gesoffen hat geht es einem oft genauso, die Augen wieder aufzureißen. Man ist zwar schrecklich müde und die Augen fallen von alleine zu doch in jenem Moment in dem sich die beiden Lider treffen fängt das Zimmer sich, oder ist es die ganze Welt?, an zu drehen. Wie ein entstehender Twister schraubt sich dann, erst ganz langsam dann immer schneller, die Übelkeit aus der Körpermitte bis zum Larynx hoch. Doch zurück zur Schüssel. „Pressen Pressen, Pressen“ ich weiß schon lange wie es sein muss ein Kind zu gebären auch als Mann. Ich gehe sogar soweit zu behaupten dass dies, meine momentane Tat nun eine noch schmerzhaftere Erfahrung ist. Glühende Rasiermesserscharfe Klingen bohren sich unaufhörlich in meinen Mastdarm. Oh wie angenehm muss dagegen das Gefühl sein, von Long-Dong-Silver, gefickt zu werden. Staubtrocken und hart wie Stahl zwinge ich Millimeter um Millimeter den Unrat meinen Körper zu verlassen. Nach 20 Sekunden Kampf muss ich mich ausruhen, frische Energie tanken, Luft holen. Mein Ringmuskel ist bis aufs äußerste gedehnt, das organische Abfallprodukt meines Körpers hängt wie ein gefrorener Tannenzapfen zwischen meinen Beinen. Jonny Cash taucht wie aus dem Nichts vor mir auf und sing: „And its burns burns burns the ring of fire the ring of fire“ Ein Blick auf die Wanduhr verrät mir wie lange dieser Kampf schon dauert. Der Schweiß rinnt stärker. Ich beginne wieder zu pressen. Die Pein erreicht ihren Höhepunkt. Luft zum Schreien habe ich keine mehr. Kurz vor dem Kollaps ertönt ein Gong. Mittagszeit, Mahlzeit. War das wirklich die Kirchturmuhr? Unendlich langsam lässt der Schmerz nach und ich erkenne das die Zeiger der Uhr erst kurz vor Zwölf stehen. Meine Knie schlottern als ich sie zwinge sich zu spreizen. Mit Erleichtern stelle ich fest das der Gong von etwas anderem herrührte. Ich fühle mich wund und gleichzeitig leicht wie eine Feder. Als mein Blick auf die Latexfingerlinge fällt, die neben mir auf dem Fensterbrett liegen, danke ich Gott das ich sie nicht benutzen musste. Papier scheint nicht von Nöten zu sein, denn trockene Scheiße hinterlässt kaum Spuren. Immer noch zitternd erhebe ich mich vom Thron, ziehe mit beiden Händen die Hose nach oben und torkle zum Waschbecken. Tiefe blutunterlaufene Augenränder starren mich aus einem seltsamen Bild an, bis mein Bewusstsein sich meldet und behauptet das ich mich selber im Spiegel erblicke. Die rechte Hand an den Hintern gepresst stakse ich in mein Zimmer zurück. Auf den Sessel fallend suchen meine Augen ohne auch nur eine einzige unwichtige Information an mein Bewusstsein weiterzugeben den Raum nach einer einigermaßen sauberen Injektionsnadel ab. Als diese nach, wie mir scheint, wenigen Sekunden erblickt wurde, kocht auch schon ein kleines einladendes Süppchen auf dem mit Ruß geschwärztem Löffel.
Wärme durchflutet mich. In Watte eingepackt, sicher vor allem Übel der Welt. Geschützt, ich bin ich wieder unangreifbar. Dass das so eben geschehene sich in wenigen Tagen wiederholt ist weit weg und im Moment jedenfalls so wichtig wie ein kleines Steak. Darmatonien gehören zum Leben eines Junkies wie die Zigarre zu Bill Clinton.
Ich spüre meinen Puls an den Rändern des Anus, genau 34 Schläge pro Minute. 28, 22, 15, 3
Beeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeepppp

 

Junge, junge. Noch ein guter Grund kein Junkie zu sein.
Gschichten mit übermäßigen skattologischen Schilderungen begegne ich meist mit äußerster Skepis, aber die Geschichte hat mich dann am Ende doch überzeugt.
Erinnerte mich ein wenig an den Film Requiem for a Dream? Lief der schon in Deutschland?

 

Igitt!

Ich esse gerade! <img src="graemlins/kotz.gif" border="0" alt="[kotz]" />

Auf jeden Fall ein, äh, originelles Thema, welches du da gewählt hast.
Als alter Irvine-Welsh-Fan fällt mir da doch gleich "Trainspotting" ein: Das gleiche Kaliber hat deine Geschichte. Echt gut, hm, beschrieben, das.
Nur muss man sich fragen, ob der Text als Teil eines längeren Textes, z.B. eines Romans, nicht besser aufgehoben wäre.
So ist es lediglich eine Kurzgeschichte über Kacken - aber dafür ein gutes Exemplar dieser äußerst seltenen Literaturgattung. :D

Was für Jakobe, unseren Geschmackswächter.

 

Ziemlich gut. Wie Ben schon sagte, Trainspotting ist nicht weit.
Das H zementiert die Verhältnisse, die es erträglich macht. Zementiert im wahrsten Sinne des Wortes. Warum hast Du ihn am Schluss aber sterben lassen? Ohne den moralischen Zeigefinger hätt ichs noch besser gefunden.

 

wieso zeigefinger? ist doch sanft entschlafen :D wollte damit nicht den moralapostel spielen im gegenteil. meinem helden konnte doch nichts besseres passieren, als den löffel abzugeben. sein leben ist doch "scheiße" nicht sein tod. man könnte es ja auch so auslegen, dass er relativ schmerzlos aus dem leben schied und das wünscht sich doch sicher jeder von uns oder? jetzt bitte bloß nicht zur nadel greifen :D und übrigens fand ich "drecksau" besser als trainspotting :)
gruß krebs

 

Schmerzlos? Naja, außer seinem Schmerz im Arsch, nicht?

"Drecksau" ('Filth') ist übrigens extrem genial. Unbedingt im Schottischen Original lesen. Dauert ne Weile, bis man durchsteigt, aber lohnt sich.

[Beitrag editiert von: Ben Jockisch am 12.12.2001 um 15:11]

 

War ja klar, dass ich das noch lese, oder?
Klarer Fall von Ringmuskelüberforderung. ( sagen wir doch gleich Arschloch.) Der Profi sagt:" Da gibt es nur einen Ausweg. Einer neuer Arsch muss her. Aber dalli!"

Ansonsten net schlecht. Wer kennt das nicht? :)

„And its burns burns burns the ring of fire the ring of fire“

Das heisst:
"Und es schmerzt, schmerzt, schmerzt, Ring um die Eier.....

 

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