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Pakt

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26.02.2003
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Pakt

Ja, es gibt ihn, den Teufel.
Ich habe ihn selbst getroffen.
Wie er aussieht? Nun ja, ich muss zugeben, sein Äußerliches hat mich überrascht. Ich dachte immer Satan sähe aus wie Robert de Niro in einem Armani Anzug. Aber Satan hat rote Haut, einen Pferdefuß und einen Schwanz. Und natürlich Hörner, gewaltige Hörner. Er trägt auch keine Anzüge. Er trägt überhaupt keine Kleidung. Womit ich nicht sagen will, dass er nicht mit der Zeit geht, immerhin hat er ein Zungenpiercing, und ein Prince Albert.

Ich weiß nicht, ob er immer und für jeden so aussieht, vielleicht hat er diese Erscheinung nur gewählt, um Eindruck bei mir zu schinden.
Jedenfalls habe ich ihn gerufen und er kam, genau so.
Ich habe einen Wunsch geäußert, er willigte ein ihn zu erfüllen und bekam dafür meinen Körper.
Ja, meinen Körper. Natürlich denkt man der Teufel will unsere Seelen, aber das stimmt so nicht. Was soll er mit Seelen? Er kann ihnen keinen körperlichen Schmerz zufügen. Ohne das menschliche Bewusstsein ist die Seele vollkommen wertlos für ihn.
Also lautet der Deal immer: Körper und Seele.

Was er damit macht? Na raten sie mal. Er quält sie.
Jedenfalls quält er mich gerade.
Man hat sogar eine Wahl: Vorwiegend körperlich oder vorwiegend seelisches Leid.
Vorwiegend deshalb, weil das eine das andere immer mit einschließt. Der Teufel ist in dieser Hinsicht sehr korrekt.
Ja, tatsächlich ist er der vertrauenswürdigste Geschäftspartner mit dem ich je zu tun hatte.
Mal ehrlich: Er ist zuverlässiger als Gott.
Mit Gott kann man keine Geschäfte abschließen. Man kann zu ihm beten und hoffen, dass er etwas tut, aber man kann sich nicht darauf verlassen. Natürlich ist sein Service gratis, aber wie oft klappt denn schon was? Dann wägt er noch ewig ab ob die Hilfe für den einen nicht dem anderen einen Nachteil bringen könnte... Nein, ich sage wie es ist: Gott pfuscht!

Der Teufel hingegen nimmt seine Geschäfte ernst, er besteht sogar darauf, dass man ganz genau erfährt, was mit einem passiert.
Ich wusste jedenfalls worauf ich mich einlasse. Damals war es mir das Wert, aber in letzter Zeit beginne ich zu zweifeln.
Natürlich hatte er mir das auch vorrausgesagt.

Tja.

Es begann damit, dass ich mich, mit zahlreichen anderen Vertragspartnern, nackt in der Hölle wiederfand. Interessanterweise sieht die Hölle, im Gegensatz zu Satan, nicht im geringsten klischeehaft aus. Im Gegenteil, sie ist praktisch identisch mit der Erde, von der Gegend her gesehen.
Jedenfalls wurden wir erst mal zu Zwangsarbeit verdonnert. Steine schleppen. Das war echt hart. Viele von uns sind dabei gestorben. Ich auch, zwei oder drei mal, aber der Hölle entkommt man nicht so einfach.
Wir bauten einen Turm. Na ja, eher einen Steinring. Nach etwa zehn Metern war er halb so hoch wie breit, und die Arbeit für uns zuende.
Oben gab es Zinnen. So schmal wie ein menschlicher Hals und dicht nebeneinander. Einer nach dem anderen wurde dort eingehakt. Die Köpfe nach außen, die Körper nach innen, die Gesichter nach oben, die Ärsche nach unten. Schulter an Schulter wurden ihre Arme zusammengenäht, bis an die Fingerspitzen. Auch die Finger wurden zusammengenäht, und in den Raum unter den Achseln ragten bereits die Beine des nächsten. So wurden wir restlichen dann nach und nach zur Mitte hinein angefügt, bis der ganze Turm von einer Plane lückenlos aneinandergenähter Körper verschlossen war.

Wir hängen jetzt seit etwa einem Jahr so da. Ich weiß das, weil ich die Schreie der Zugvögel wiedererkenne, die in meinen leeren Augenhöhlen herumpicken und mir in den Mund scheißen.
Es regnet gerade genug, um nicht zu verdursten, und die Nahrung in Form von Spinnen und Insekten kriecht uns förmlich in den Mund. Das reinste Schlaraffenland. Wenigstens hat der Kerl, dessen Zehen an meine Genitalien genäht wurden, endlich aufgehört zu krampfen.

Ich versuche am leben zu bleiben.
Sterben ist mit das Schlimmste was einem hier passieren kann. Plötzlich wacht man auf und hat einen neuen Körper. Alle Wunden sind frisch, man spürt jeden einzelnen Stich, jeden Schnabelhieb. Alles beginnt sich zu entzünden und zu eitern.
Keine angenehme Erfahrung.
Deshalb klammern wir uns ans Leben.


Wie sagte Satan doch: 'Wenn Du Dich an den Zustand gewöhnt hast, wird es schlimmer werden'
Unsere Nahrungssituation könnte sich bald drastisch verändern. Es ist eine neue Gruppe eingetroffen und sie bauen den Turm weiter. Wenn die nachher über uns installiert werden, sind wir zwar die Vögel los, aber dann kriegen die dort oben das ganze Protein und wir nur das was davon übrig bleibt, nach dem es durch ihre Körper gewandert ist.


Ich wette, Sie fragen sich, warum ich Ihnen das alles erzähle?

Nun, ich wurde darum gebeten. Sie haben doch daran gedacht einen Pakt abzuschließen, oder? Sie sollen später nicht behaupten, sie hätten nicht gewusst was sie erwartet.

Was es wert ist solche Leiden zu erdulden? Bisher gar nichts, ich habe noch keine Gegenleistung erhalten. Die Qualen kommen immer zuerst.
Sie denken jetzt bestimmt: 'Woher weiß er, dass Satan ihn nicht betrügt?'
Ganz einfach: Es würde keinen Sinn machen.
Er tut das aus reinem Eigennutz. Er ist kein Sadist, der sich am Leiden anderer erfreut. Diese Qualen sind ein Mittel zum Zweck um den Vertrag zu erfüllen.
Auf diese Weise werden unsere Seelen auf das nächste Leben vorbereitet. So lernen wir das zu sein, was wir uns ersehnt haben. Was denken Sie wo die ganzen Arschlöcher herkommen? Warum sind gerade die Egozentriker erfolgreich und zufrieden? Ist es ein Verbrechen so sein zu wollen?

Wenn Sie mich also einmal in meinem nächsten Leben treffen und ich Sie scheiße behandle, hoffen Sie nicht, dass mir Gerechtigkeit widerfährt.

Ich habe dafür bezahlt so zu sein.

 

Tag, Porky!
Endlich mal wieder eine neue Story von dir. Leider kann ich nicht behaupten, dass sie mir gefallen hätte. Die Höllenbeschreibung mit dem organischen Turm waren ja ganz nett, aber irgendwie fehlt mir in dem ganzen Text so etwas wie ein treibendes Spannungselement, das mich bei der Stange hält. Der Erzähler labert und labert und dann ist die Story zu Ende, ohne dass ich so recht schlau aus ihr geworden wäre. Erinnert mehr an ein philosophisches Traktat, denn an eine Horror-Kurzgeschichte.
Da hast du meiner Meinung nach schon erheblich bessere Stücke abgeliefert.

Ach ja:

Womit ich nicht sagen will, dass er nicht mit der Zeit geht, immerhin hat er ein Zungenpiercing, und ein Prinz Albert.

:confused:

 

Hallo Rainer

Spannung wollte ich mit der Geschichte auch nicht erzeugen, sondern eher eine alternative Version der Hölle und des klassischen Pakts mit dem Teufel bieten.

Ich war auch im Zweifel ob ich sie wirklich in "Horror" stellen soll, oder vielleicht doch in "Philosophisches".

Das mit dem Prinz Albert stimmt, das gibts schon länger und ist nicht wirklich ein Zeichen, dass man mit der zeit geht :D

 

Nun ja: Für "Horror" fehlt mir persönlich eine zielgerichtete Handlung. Es wird hier nur erklärt, statt gezeigt, wenn du verstehst.
Apropos: Das mit "Prinz Albert" verstehe ich immer noch nicht. Dabei handelt es sich um einen Menschen - warum schreibst du dann "und ein Prinz Albert"? Das steht nämlich ohne jeglichen Bezug zu irgendetwas in der Gegend rum.

 

Prinz Albert steht auch für eine bestimmte Art von Piercing. Ich hätte wahrscheinlich doch bei der englischen Schreibweise "Prince Albert" bleiben sollen, dann wäre das vielleicht klarer geworden, aber Wikipedia.de führt es auch unter der deutschen Bezeichnung.

 

Aloha Porc

Tja was soll ich großartig nörgeln, wenn ich nichts zum nörgeln finde. Und was soll ich ewig drumherum reden, wenn mir die Kg super und ohne jeden Einwand gefallen hat.

Sehr unterhaltsam, gut geschrieben. :thumbsup:

Lg, Ph:gelb:

 

Hallo,

mir gefällt der Text dank seinem Wortwitz. Er hat mich ein paarmal kräftig grinsen lassen. Da er doch ziemlich scharfzüngig ist, sehe ich ihn eher als Satire, denn als Horrorgeschichte.

lg
Oldy

 

Hallo Phoenix und Oldy

Tja, was soll ich sagen? Ich sage das was ich immer sage:

Ich freu mich, dass euch meine Geschichte gefallen hat. :)

 

Hallo Porcupine,

Deine Geschichte konnte mich wirklch beim besten Willen nicht überzeugen.
Und dabei ist die Idee mit der altrnativen Hölle-Version (wenn auch nicht neu) doch ganz brauchbar. Allerdings hättest du das mMn etwas liebevoller inszenieren sollen. So wirkt das alles etwas platt dahergeschrieben. Klar, der Prot ist ein ganz abgebrühter, aber so wirkt die Kg irgendwie nicht richtig düster, eher unfreiwillig lächerlich.
Auch die Abhandlung über Gott ist etwas platt und wenig originell.
Nun ja,
wir schaffen uns alle unsere eigene Hölle ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer

naja, platt, was ich versucht habe rüberzubringen war die detaillierte Beschreibung der Qualen in dieser Hölle, damit der "Kunde" weiß, was ihn erwartet. Die Beschreibung sollte korrekt sein, aber trotzdem den Eindruck vermitteln als wäre das alles gar nicht so schlimm.

Düster und eindriglich würde dem Zweck entgegenwirken, man will den "Kunden" ja nicht mit allen Mitteln abschrecken.
Man gibt sich ehrlich und korrekt, um Vertrauen zu wecken, und suggeriert unterschwellig dabei eine gewisse "erträglichkeit" des Leidens, wenn es auch noch so schlimm dargestellt sein mag.

Immerhin handelt es sich um ein Verkaufsgespräch :D

 

Ganz einfach: Es würde keinen Sinn machen.
:D Wie du selbst bernadette auf dem Gath verbessert hast: "Nein, es ergibt keinen Sinn." :D

Hi Porcjupain,

also, nette kleine Unterhaltungslektüre. Mehr nicht. :p
Nee, ach was. ;) Also, hat mir schon gut gefallen, vor allem der trockene Erzählstil.

Jedenfalls ist mir nun einiges über manche Mitmenschen klarer ... dem nächsten Arschloch, das mich annervt, werde ich einfach entgegenhalten "Ach sei ruhig, Scheißefresser, ich weiß genau,w arum du so erfolgreich bist!" ;)

Die Mayonaise hab ich übrigens bei mir zuhause in den Kühlschrank und konnte sie am nächsten Tag dann wieder essen ...

Tserk!
P.S: Fehlerliste kommt per PN.

 

Dann will ich aber auch mal.

Also, zunächst mal: Die Kategorie für diese Kurze ist falsch, bei Humor oder Satire wäre sie besser untergebracht. Da sind sich aber offenbar auch alle einig.

Dann aber: Ich finde die Idee definitiv nicht abgeschmackt. Wer nach Dantes Göttlicher Komödie und Pratchetts/Gaimans Good Omens allen Ernstes behaupten will, man könne über die Hölle noch etwas Neues erzählen, der war noch nicht da. :baddevil: Und vor dem Hintergrund kann ich nur sagen: Ich finde sie ziemlich gut.

Schade ist nur, daß Du verhältnismäßig wenig daraus machst. Das Ganze liest sich wie eben mal runtergeschrieben und kurz gepostet, mit ein paar netten kleinen Volltreffern (die Sache mit den Zugvögeln ist köstlich, trotz der Vogelscheiße im Mund, die sache mit dem dreimal Sterben hat bei mir auch gut gezündet und das Finale ist ebenfalls sehr schön), aber ansonsten halt so aus dem Ärmel geschüttelt und nicht mehr drüber gelesen. darum hat es auch recht viele Zeichenfehler, auf die ich aber nicht näher eingehen will, weil Tserk das ja offenbar gerne freiwillig übernimmt. :thumbsup:

Paradoxerweise sind die beiden Hauptschwächen Deiner Geschichte sowohl, daß sie zuwenig wie direkte Rede ist, und gleichzeitig zuviel wie direkte Rede.

Zuwenig, weil sie sich doch wie ein geschriebener Text liest, obwohl uns doch hier ein genitalvernähter, premiumzerfleischter Kotzbrocken in spe von seinem Martyrium in der Hölle berichtet - es also eigentlich ein gesprochener Monolog sein müßte. Dafür aber ist die Wortwahl zu gestelzt und das Vokabular ("Nun ja", Tja" etc.) irgendwie nicht so ganz "echt", weil ja keiner das wirklich sagt (also, ich kenne keinen, aber laß mich da gerne belehren). ;)

Und zuviel, weil er (wie in einer echten direkten Rede) vollkommen unstrukturiert ist. Naja, nicht vollkommen, aber doch ziemlich (und wo ich dabei bin: "Naja" sagen schon einige, die ich kenne). Du hast Deinen Anfang und Deine Schlußpointe, aber dazwischen geht's von Hölzken auf Stöcksken und zurück - das könntest Du prägnanter aufarbeiten und die einzelnen, ja schon vorhandenen Themen klarer konturieren und pointierter abhandeln: Vertragsabschluß, Höllenfahrt, Turmbau, Martyrium (Season 1), Martyrium (Season 2), Fazit. Dann wird es richtig gut. Und wenn Du es dann noch bei Satire reinpackst, dann beschwert sich auch keiner über plötzlichen Spannungsabfall. :D

Wenn ich also zusammenfassen darf: Mir hat er gefallen, schöne Idee, ansatzweise gut umgesetzt, aber es geht noch besser. Indem es sich sprachlich mehr wie ein mündlicher Bericht ausnimmt, und strukturell mehr wie eine ausgeklügelte, knackige Geschichte. Denke ich. :)

Write on, Porcupine!

bvw

 

Hallo Porc,
interessante kleine Geschichte, aber leider auch ein wenig fad. Die Beschreibungen sind dir für die Kürze gut gelungen. Du schaffst es zwar nicht Atmosphäre aufzubauen (was in dieser Textlänge meiner Meinung nach auch gar nicht möglich ist), aber dennoch sieht man deine Hölle recht gut vor sich. Was ich mich aber frage: Was genau willst du mit dieser kg aussagen? Das zuerst die Qual kommt, dann der Preis, bzw. die Botschaft dahinter: Zuerst säen, dann ernten? Oder das der Teufel gar kein so übler Bursche ist? ;)
Gern gelesen, aber in Erinnerung bleiben wird mir diese Geschichte leider nicht. Dazu bietet sie zu wenig.

Einen lieben Gruß...
morti

 

@Tserk: Danke für die Fehlersuche, werd mich dann gleich mal ans verbessern machen.
...und "Kühlschrank" ist die Richtung aus der du nicht kamst mit leicht verderblichem Lebensmittel, was auch Grund meiner Bemerkung war :D

@brudervomweber:

Erstmal danke für die Verschwendung deines ersten Beitrags an mich. ;)

Du hast definitiv eine meiner großen Schwächen entdeckt. Ich bin einfach zu Faul gewisse Dinge detailliert zu beschreiben, ich mogle mich da gerne drum rum, was in vielem meiner Geschichten schon kritisiert wurde. Ich kann es halt kaum abwarten zum Ende zu kommen.
Ich selbst benutze "Tja" ständig. Nun ja, "Nun ja" sage ich schon seltener, aber es kommt vor. Wobei ich persönlich aber die deutsche Sprache emuliere, um Verständigungsproblemen mit dem Österreichischen vorzubeugen :D

Jedenfalls werde ich beim abarbeiten von tserks Fehlerliste deine ausführliche Kritik beherzigen und bei der Überarbeitung ganz neue Fehler einbauen.

@morti: Ich habe versucht durch den trockenen Stil das gefühl zu vermitteln, dass diese ganze Qual, eigentlich sogar erträglich sein könne. Selbst die als wirklich schlimm hervorgehobeben Sachen (das sterben) wirken vermeidbar und werden so abgeschwächt.
Der Teufel baut sozusagen durch seine Ehrlichkeit Vertrauen auf, und lässt das Leiden nicht ganz so schlimm erscheinen, um zumindest Interesse zu wecken.
Sozusagen der QVC aus der Hölle :D

 

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