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Parallel Universe

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20.10.2008
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Parallel Universe

Es geht mal wieder an’s Umstylen. Ich führe nämlich ein Doppelleben. Zuerst mal raus aus dem Poloshirt und der Stoffhose mit der Bügelfalte, ab unter die Dusche, das Gel aus den Haaren waschen. Die kleine Party meiner Eltern hat diesmal zum Glück nicht so lange gedauert, deshalb geht’s gleich noch auf die Piste, mit Lissa, also Melissa, meiner besten Freundin in meinem zweiten Leben. Im ersten Leben ist meine kleine Schwester sowas wie meine beste Freundin, recht uncool, ich weiß, aber gemeinsame Feinde, äh, ich meine Eltern, schweißen eben zusammen.

Rein in möglichst neutrale Klamotten. Aufstylen werde ich mich bei Lissa. Sonst bekommen meine Eltern einen Herzinfarkt. Ich hab zwar hier, im zweiten Stock, meine eigene Wohnung, sonst würde ich mit fast 22 nicht mehr zu Hause wohnen, aber keinen eigenen Ausgang. Also muss ich an ihnen vorbei. Deshalb packe ich alles was ich brauche in meinen Rucksack, sag den Eltern noch Bescheid, dass ich heute nicht heimkomme und trudle zehn Minuten später total durchgefroren bei Lissa ein. Ich hasse Winter! Ich hasse Schneematsch! Ich hasse kalte Füße!

„Mach hinne, Leon, ich will endlich los.“
„Ja doch …“
Röhrenjeans, zerfetztes Shirt, Lederjacke, Ohrringe rein, Nietenbänder dran, und die Haare lässig verwuschelt. Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein, um Goethe zu zitieren. Lissa sieht recht heiß aus, auch wenn ich mich frage, warum sie in dem kurzen Rock nicht erfriert. Sie erklärt mir immer wieder, dass die groben Maschen ihrer Strümpfe gut isolieren. Na wenn sie meint. Ich hab eher die Vermutung der Wodka hält sie warm.

„Ich muss heute dringend gefickt werden“, blökt sie, als wir das Treppenhaus verlassen und Richtung U-Bahn stapfen.
„Ja, könnte mir auch nicht schaden“, entgegne ich.
„Ach Leon, das wird nix. Dafür hängst du noch viel zu sehr an dem Idioten. Wie war noch gleich sein Name?“
„Das weißt du ganz genau und nur zu deiner Info: Ich hab mit ihm abgeschlossen. Ein für alle Mal.“
„Weißt du wie oft ich das schon gehört hab? Da, trink nen Schluck, du schlotterst ja.“

Ein paar Stationen mit der U-Bahn, dann noch zehn Minuten zu Fuß und wir stehen vor einer Lagerhalle. Laute Musik, abgefuckte Gestalten, Alkohol, Drogen, Exzesse, und ich, Leonhard Freiherr von Kürthen, mitten drin. Yeah, so lob ich mir das!

Schnell hat Lissa den Kerl gefunden, der ihr von dieser Veranstaltung erzählt hat. Und schon waren die zwei nicht mehr gesehen.

Eine halbe Stunde lang rauch ich, sauf ich, check die Kerle aus. Keiner sieht nur annähernd so gut aus wie … halt, stopp, an den verschwende ich bestimmt keinen Gedanken mehr! Mein Gott, Leon, was ist bei dir bloß kaputt?! Oh, was ist das denn? Bundeswehrparka, Batikshirt und orangeliche Haare. Und das Gesicht ist auch noch hübsch! Ja, der wäre mein Fall.

„Wow, war das geil.“
„Was? Häh? Ich dachte du bist weg.“
Lissa ordnete ihre Klamotten.
„Ja. Und jetzt bin ich wieder da. Na, was in Aussicht?“
„Da drüben.“
„Der Karottenkopf? Niedlich. Geh doch mal rüber.“
„Äh, hallo? Vielleicht sollte ich doch erst mal auschecken, ob er auf Jungs steht?!“
„Ja wie denn, wenn du dich nicht ranschmeißt? Geh endlich, du Feigling. Oder ich muss dir die Freundschaft kündigen. Ich pflege keinen Umgang mit feigen Hühnern.“

Lissa kuppelt gern und ich streite nicht gern, also schieb ich mich durch die Massen in seine Richtung. Was ich sagen werde? Keine Ahnung, mal sehen. Hab ja noch Zeit. Fünf Meter, vier, drei … Blickkontakt. Zwei, er lächelt. Einer.
„Hey.“
„Hey.“
„Willst n’Bier?“
„Sicher.“
Er zaubert eine Flasche aus seinem Parker und reicht sie mir. Ich öffne sie gekonnt mit dem Feuerzeug. Beim Anstoßen schaut er mir tief in die Augen. Alles klar.
„Also, magst du vielleicht mit zu mir kommen? Ich steh nicht so auf Toiletten-Sex.“
Beinah verschluck ich mich, kann das aber, glaub ich, ganz gut überspielen und bringe ein Lächeln auf meine Lippen.
„Gern.“

Ich winke Lissa, die Peinlicherweise beide Daumen hoch streckt und dämlich grinst. Dann lasse ich mich von ihm durch die Leute Richtung Ausgang lotsen.
„Wir müssen zur U-Bahn. Is nicht weit.“
„Gut, mir is nämlich arschkalt.“
„Ich bin übrigens Nik.“
„Leon.“
„Wohnst du hier in der Gegend? Hab dich noch nie gesehen.“
„Doch, ja, nicht so weit weg.“
„Komisch, na egal. Small-Talk-Scheiß interessiert mich eigentlich nicht. Du bist heiß, mehr muss ich nicht wissen.“
„Danke. Du auch …“
Er grinst mich an und zieht mich zu sich.
„Erfrier mir nicht. Wäre schad drum.“
Arm in Arm gehen wir weiter. Warum zittere ich denn jetzt bitteschön noch mehr als vorher?

In der U-Bahn knutschen wir auf’s Heftigste rum, gehen schnellen Schrittes die paar hundert Meter zu seinem Wohnblock. Typische WG, niemand zu sehen, schnell ab in sein Zimmer. Und dann: WOW.

Erst kurz und heftig, dann nochmal ganz entspannt und schön. Oh Gott, ist der gut und einfühlsam und schön. Das stellt echt so ziemlich alles Dagewesene in den Schatten. Wenn er jetzt auch noch ein Nach-Dem-Sex-Kuschler ist, dann mach ich ihm sofort nen Antrag.

Wir entknoten langsam unsere Gliedmaßen und fallen erschöpft in die Kissen zurück. Ich will festgehalten werden und gestreichelt.
„Macht es dir was aus, auf der Couch zu schlafen? Ich brauch Platz.“
„Was?!“
„Ich kann nicht schlafen, wenn wer in meinem Bett liegt. Also…“
„Du … ähm?!“
Der spinnt wohl! Ich schlaf doch nicht auf seiner Couch! Ich raffe wütend meine Sachen zusammen.
„Wiedersehen.“
„Die erste U-Bahn fährt erst in drei Stunden, also …“
Fuck!
„Mach’s dir auf der Couch bequem, gute Nacht.“
Ich bin echt total vor den Kopf gestoßen.

Weil mir nichts Besseres einfällt, setze ich mich erst mal tatsächlich auf die Couch. So ein Penner! Wie demütigend ist das denn?! Bin ich ne Gummipuppe, die man in den Schrank packt, wenn man mit ihr durch ist? Verdammt! Aber auf die Kälte da draußen hab ich auch keinen Bock. Wunderbar. Warum gerat immer ich an solche Idioten? Hab ich nen Zettel am Hirn, wo drauf steht, dass man mit mir alles machen kann?! Ich reg mich noch eine Weile fürchterlich auf, dann beschließe ich, ein wenig zu schlafen.

„Na hoppla, wer bist du denn?“
Jemand hat grad versucht, sich auf die Couch zu setzten, und damit auf mich.
„Leon“ grummle ich.
„Hallo Leon, und was machst du auf unserer Couch?“
„Schlafen.“
„Ich seh schon … na dann will ich dich mal nicht weiter stören.“
„Wie spät?“
„Halb zehn.“
Ui, dann fahren die U-Bahnen! Nichts wie weg, Lissa mein Leid klagen.

„Du kannst dich also bewegen?“
Da steht ein Rasta-Mädel und schaut mir amüsiert dabei zu, wie ich meine Klamotten anziehe.
„Kaffee?“
„Ich will hier lieber schnell verschwinden, aber danke.“
„Na schön, man sieht sich.“
„Eher nicht.“

Lissa tröstet mich ganz nett und versichert mir, dass da draußen nicht nur Idioten rumlaufen.

Am Nachmittag geh ich, fein angezogen, nach Hause und leg mich noch ein bisschen auf’s Ohr, bevor meine Eltern mich und Cici (meine Schwester Felicitas) auf irgendeinen blöden Ball schleppen. Kurz vor Weihnachten geht es überall nur noch um Wohltätigkeit. Cici soll mal wieder verkuppelt werden, ich bleibe diesmal verschont, muss mich aber natürlich nett mit alten, Zigarren-Rauchenden Säcken unterhalten.

Unter der Woche hab ich keine Zeit, mich noch über diesen dämlichen Nik aufzuregen. Aber am Wochenende, als ich meinen Rucksack packen will, um bei Lissa wieder ins Parallel-Universum zu schlüpfen, kommt das böse Erwachen.

Mein Armband und meine Kette sind noch bei IHM. Ich hab sie, rücksichtsvoll wie ich bin, abgenommen, damit er sich daran nicht die Augen aussticht. Grandios. Auf das Armband scheiß ich, aber die Kette hat sentimentalen Wert, die war ein Geschenk, verdammt! Ich muss da wohl nochmal hin. Am Sonntag dann, erst mal wird Party gemacht.

Ich bettle Lissa an, mitzukommen, aber die will nur pennen. Der Rum ist ihr nicht bekommen. Na schön, hoffentlich finde ich überhaupt noch hin.

Ja, leider. Kurz nach zwei klingle ich. Das Rasta-Mädel macht auf, puh, schon mal gut.
„Na sieh einer an, da bist du ja wieder.“
„Hab hier was vergessen. Bin gleich weder weg. Ist der Idiot da?“
„Von welchem redest du? Ich wohn hier mit dreien.“
„Nik.“
„Nö, der ist unterwegs.“
„Perfekt, dann hol ich nur schnell mein Zeug und bin wieder weg.“
„Also weißt du, der kommt bestimmt bald wieder, is nur kurz zur Tanke, was zu futtern holen. Willst nen Kaffee?“
„Ich will ihm eigentlich echt nicht begegnen.“
„Aber hey, ich kann doch nicht einfach irgendwelche Kerle in sein Zimmer spazieren lassen. Nachher klaust du was, oder so. Der wohnt noch nicht lang hier, ich will keinen Stress.“
„Was auch immer, dann wart ich halt.“
„Danke. Also, Kaffee?“
„Gern.“

Wir knallen uns mit zwei dampfenden Tassen auf die verhasste Couch.
„Also, was hatte es denn mit deiner schlechten Laune neulich auf sich?“
„Ich werd halt nicht so gern nach’m Ficken vor die Tür gesetzt.“
„Ah, so läuft der Hase. Der Nikki steht auf Jungs, das is ja interessant.“
Normalerweise hätte ich jetzt ein schlechtes Gewissen, aber nicht bei dem Idioten.
„Also, was kannst du mir über den neuen Mitbewohner erzählen?“
Neugierig ist die ja gar nicht.
„Nix, kenn ihn nicht, hab nur mit ihm gepennt und wurde danach höflich gebeten, auf der Couch zu nächtigen, das ist alles.“
„Ganz schon abgebrüht, der Kerl.“
„Idioten gib’s überall. Sind deine anderen beiden Mitbewohner wenigsten okay?“
„Der eine, Ralf, ist voll die Couchpotato. Lässt sich nie blicken, scheint keine Freunde zu haben, geschweige denn eine Freundin. Ich glaub der ist asexuell oder so, aber wenigstens zahlt er immer brav die Miete und macht keinen Stress. Chris ist der Womanizer, obwohl er ne echt nette Freundin hat, und dass ich das sag, hat schon was zu bedeuten. Mit Mädels kann ich eigentlich nicht gut.“
„Deshalb wohnst du auch mit drei Kerlen zusammen, verstehe.“
„Vor Nik hatten wir ne Nikki. Die war vielleicht nervig. Zum Glück ist die zu ihrem Macker gezogen. Naja, und Nik is irgendwie immer unterwegs und erzählen tut er auch nie was von sich. Wäre nett mal jemanden zu haben, mit dem man sich unterhalten kann, Kaffee trinken, Kuchen backen …“
„Kuchen backen?“, horche ich auf.
„Ich hab ne Schokomuffins-Backmischung aber keinen Bock auf allein backen.“
„Ich hätte schon Bock auf Muffins, aber ich weiß nicht … hier rumhängen is irgendwie seltsam.“
„Ach, warum denn? Komm schon Leon, jetzt wird gebacken. Nik kann uns mal.“
„Wie heißt du eigentlich?“
„Mia. In der Schublade ist das Rührgerät. Eier, Milch und Butter hab ich im Kühlschrank.“

Sie fegt durch die Küche wie ein Wirbelwind, dreht die Musik auf und zappelnderweise manschen wir die Zutaten zusammen.

„Was is’n hier los? Äh, und was willst du hier?“
„Hab was bei dir vergessen.“
„Ja, aber das erklärt nicht, warum du hier mit meiner Mitbewohnerin durch die Küche spackst und backst.“
„Mia ist, im Gegensatz zu dir, ein Mensch mit Manieren, und jetzt gib mir mein Zeug zurück.“
„Also bist du nicht hier, um mir zu sagen, dass du dich unsterblich in mich verknallt hast oder so ein Mist?“
„Fick dich, Nik, ich würd dich nicht mehr anfassen, wenn du der letzte Mann auf Erden wärst. Und es wäre nett, wenn du dich aus meinem Blickfeld schieben könntest.“
„Hallo, ich wohne hier!?“
„Und ich backe hier.“
„Dann will ich aber was davon ab.“
„Bring mir mein Zeug, dann überlegen wir uns das, oder Mia?“
„Hm, mal sehen, ob wir gnädig gestimmt sind.“

Er zieht ab. Gut, weil lange hätte ich die coole Fassade nicht mehr aufrechterhalten können. Der ist verdammt noch mal echt hübsch und ständig muss ich an die Sachen denken, die er mit mir angestellt hat. Oh Mann …

Na gut, die Dinger sind im Ofen und schauen eigentlich auch ganz professionell aus. Zwölf Stück sind’s, da kann auch der Nik einen abhaben, von mir aus.

Während der 20 Minuten Backzeit gibt’s noch mehr Kaffee und Chris schleicht rein, übersäht mit Knutschflecken.
„Na, schöne Nacht gehabt? Nicht mit Tini, vermute ich.“
„Was riecht denn hier so gut?“
„Muffins. Aber du bekommst keinen.“
„Jetzt sei doch nicht so, Mia-Bia.“
Er schmeichelt sich an sie ran und ich denk, gleich knallt’s, aber Mia bleibt cool, handelt aus, dass er abspült und dafür zwei von unseren Muffins bekommt. Na gut, wir würden die eh nicht alle schaffen und so müssen wir uns nicht mit den Saustall auseinandersetzen, den wir hinterlassen haben.

Etwas auskühlen lassen und dann bunten Zuckerguss drauf. Niks Muffin verziere ich ganz besonders liebevoll mit einem rosa ‚FUCK U’. Nicht sehr einfallsreich, aber es kommt von Herzen. Den will ich ihm doch gleich mal bringen und meinen Schmuck einkassieren.

Ich spaziere also in sein Zimmer, und, oh verdammt, heult der?
„Verpiss dich!“ zischt er und dreht sich auf dem Bett um.
Nichts lieber als das, aber irgendwie muss ich ihn doch noch eine Weile anstarren. Das spürt er wohl und springt ruckartig auf, kommt auf mich zu. Irgendwie küssen wir uns plötzlich, den Muffin rette ich auf den Schreibtisch, mich selbst kann wohl nichts mehr retten, ich liege auf dem Bett, er über mir. Mein Hirn hat sich ausgeknipst, ich will nur noch eines.

Als das gegessen ist, fühl ich mich klein und mies und ängstlich. Gleich schmeißt er mich wieder raus, und dabei will ich doch bloß kuscheln. Ich meine, der Kerl hat mich nicht mal mehr geküsst! Jetzt liegt er wie ein nasser Sack auf mir und ich frag mich, was wohl als nächstes passiert.
„Ich hab Bock auf was Süßes.“

Er rappelt sich auf, geht zum Schreibtisch und holt sich den Muffin. Grinsend liest er die Aufschrift. Ich kann mich grad nicht bewegen. Er setzt sich auf den Sessel gegenüber dem Bett.
„Soll ich verschwinden?“, frage ich unsicher.
„Wenn du meinst.“
Er stopft sich das halbe Küchlein in den Mund. Ich rapple mich mal wieder ärgerlich auf und such meine Klamotten zusammen.
„Erstick dran.“
Notdürftig zieh ich mich an und verlasse den Ort des Grauens.

„Ohoh.“
„Kein Wort!“
Mia kichert und ich bin kurz davor, sie mit Muffins zu bewerfen.
„Ich verpiss mich.“
„Stopp, gib mir deine Nummer, wir müssen mal wieder backen.“
Sie besteht drauf, dass ich meine Nummer in ihr riesiges, altes Handy eintippe.
„Ich ruf dich an“, sagt sie, als wäre es eine Drohung.

Ich glaub es nicht! Bin ich ein Masochist oder sowas? Diesmal trau ich mich nicht, mich bei Lissa auszuheulen. Die würde mich ja sowas von zur Schnecke machen. Shame on you, if you fool me once… und so weiter. Nee, das würde mir grad auch nicht weiterhelfen.

Ich kauf mir beim nächsten Bäcker erst mal nen Muffin, hab ja keinen abbekommen, bloß der dämliche Nik hat einen verspeist. Ob er wohl dran erstickt ist? Warum hab ich nicht dran gedacht, irgendwas rein zu tun? Eine Murmel, ständig ersticken doch Kinder an Murmeln. Oder irgendwas Ekliges. Haare oder so. Ganz viele. Wenigstens reinspucken hätte ich können, ich Trottel!

Verdrängen, verdrängen, verdrängen. Ich träum von Nik, und zwar schöne Sachen. Scheiße, ich will das nicht! Ich hass den Kerl! Vorlesungen hasse ich auch, aber trotzdem geh ich da immer wieder hin. Na gut, der Vergleich hinkt. Jedenfalls kann ich mich überhaupt gar nicht konzentrieren.

Zum Glück ist bald Weihnachten. Zwei Wochen Ruhe und Frieden. Nun ja, nicht wirklich. Meine Eltern werden mich schon zu beschäftigen wissen. Aber immerhin keine Vorlesungen mehr. Mein Handy klingelt, also vibriert. Ich sitze ja schließlich in ner Vorlesung und brauch die Peinlichkeit eines klingelnden Handys echt nicht. Ich geh raus und dran.
„Leon?“
„Ja?“
„Mia.“
„Oh, hey.“
„Bock auf Weihnachtseinkäufe?“
Hm, naja, eigentlich bräuchte ich noch was für Lissa …

Mia kennt ein paar echt coole Läden und ich finde für Lissa Kirschohrringe und schöne warme Stülpen, weil ich nicht glauben kann, dass sie in ihren Röcken tatsächlich nicht friert. Außerdem decke ich mich mit Buttons und Schnick-Schnack ein, achte aber drauf, nicht zu dick die Kohle hinzublättern. Ja, ich schäm mich dafür, reich zu sein. Jeder hat seine dunklen Geheimnisse, oder? Geht doch niemanden was an.

„Magst noch auf nen Kaffe mit zu mir kommen?“
„Lieber nicht.“
„Hey, ich hab nicht vor, mir von Nik den nettesten Menschen vergraulen zu lassen, den ich in letzter Zeit kennengelernt hab. Außerdem ist der unter der Woche meistens nur zum Schlafen da, wenn überhaupt, also, komm schon.“
Bei solch einem Kompliment kann ich doch bloß mitdackeln.

Wir entscheiden uns, Pancakes zu machen, aus so einer Rüttel-Flasche. Ich rüttle da also rum, bis mir fast der Arm abfällt, da steht natürlich der Idiot vor mir.
„Wichsmuskel trainieren?“
„Pancakes mixen.“
„Isst du nur zuckriges Zeug?“
„Über den Muffin hast du dich nicht beschwert.“
„Ja, der war echt sehr süß, vor allem deine kleine Botschaft. Hab mich wohl aus Versehen verlesen und gedacht da steht ‚fuck me’ drauf.“

Kurzschlussreaktion.

Nik steht da, ist ganz baff und der Pancake-Teig läuft langsam über seinen Kopf, den Hals runter. Mia lacht sich kaputt. Ich bin über mich selbst erschrocken, steh da wie erstarrt.

Dann fängt er an zu lachen. Okay, das hatte ich jetzt nicht erwartet. Er zieht mich zu sich, ich bin zu überrascht, um mich zu wehren. Zwischen uns verteilt sich der Teig, bah, eklig. Nik umarmt mich einfach so, was geht denn hier? Dann reibt er sich an mir. Häh? Okay, jetzt wird’s mir klar. Er verteilt die klebrige Masse zwischen uns. Bääääh! Ich versuch mich loszureißen, aber er hält mich fest. Dann lässt er mich plötzlich los und grinst.
„Na, gehen wir jetzt duschen?“
„Hättest du wohl gerne. Ich brauch bloß ein neues Shirt.“
„Von mir bekommst du keins.“
„Hier wohnen ja zum Glück auch noch andere Leute.“
„Ja Mia, gib ihm eins von deinen Baumwoll-Sack-Dingern.“
„Kannst du dich eigentlich selber ausstehen?“, zischt sie.
Er zieht sein Hemd über den Kopf und wischt damit den meisten Teig weg. Mh, diese harte Brust, der flache Bauch.
„Willst du vielleicht doch mit duschen kommen?“
Ich hab ihn angegafft. Wie dämlich kann man eigentlich sein?!
„Komm schon, so schüchtern kenn ich dich ja gar nicht. Du darfst nachher auch mein Batikshirt haben, das hat dir doch so gut gefallen.“

Gott verdammt, warum ist der plötzlich so süß? Willenlos lasse ich mich ins Bad zerren, wo er mich fachmännisch entkleidet und mir erst mal einen bläst. Jetzt ist alles aus. Der kann mit mir machen, was er will. Aber das tut er nicht, sondern wir duschen ganz artig und er gibt mir freundlich ein großes Handtuch.

Dann verziehen wir uns, an einer grinsenden Mia vorbei, in sein Zimmer. Statt mir an die Wäsche zu gehen, gibt er mir sein tolles Batikshirt und wir ziehen uns beide wieder an.
„Also, ehm, Leon … vielleicht hast du ja Lust, am Wochenende was mit mir zu unternehmen?“
Was ist los?
„Äh … was denn?“
„Keine Ahnung, … wir könnten Essen gehen, oder ins Kino, oder so …“
„Ehm, du hattest mich schon im Bett, du brauchst mir nicht mehr den Hof machen.“
Er scheint echt verlegen zu werden. Bin ich hier im falschen Film, oder was?
„Naja, ich dachte … das ist es, was du willst …“
„Ich will überhaupt nix von dir, zumindest nix, was du zu geben hast.“
„Was soll denn das jetzt heißen?“
„Du bist halt ein verkorkster Freak und von euch hab ich grad ziemlich die Schnauze voll. Ich will eine stinknormale Beziehung, und wenn du mir jetzt mit spießig oder sonst was kommst, dann töte ich dich.“
„Ich … vielleicht kannst du mich dieses Wochenende mal besuchen kommen. Ich würd auch gern mit dir backen oder so …“
„Du willst mich doch bloß ficken.“
„Nein, ich, … verdammt, Leon, mach’s mir doch nicht so schwer! Ich schenk dir mein Lieblingsshirt, glaubst du, das hat nix zu bedeuten?“
„Verdammt, was kommt denn jetzt?“, frage ich total entgeistert.
„Ach, vergiss es! Ich wäre jetzt echt gern allein und Mia vermisst dich bestimmt auch schon.“
„Arschloch“, entkommt es mir.

Ich bin schneller aus der Wohnung draußen, als irgendwer schauen kann. Und ich hab nicht vor, da nochmal hinzugehen. Der Kerl ist doch komplett irre! Multiple Persönlichkeit, oder was? Nee danke, damit will ich nichts zu schaffen haben.

Ab zu Lissa, sie mal auf den neusten Stand bringen. Die wird mir den Kopf waschen, aber irgendwann muss ich das ja hinter mich bringen. Und mich umziehen, weil inzwischen dürften Mami und Papi zu Hause sein.

Warum kuschle ich nachts mit dem blöden Batik-Shirt? Ist Irrsinn ansteckend? Verdrängen, verdrängen, verdrängen. Und plötzlich ist Weihnachten.

Ich bekomm ne SMS von Mia.
„Fröhliche Weihnachten und so. Auch vom Idioten. Der is seltsam drauf und seit ein paar Stunden verschollen. Gefallen deiner Freundin die Geschenke?“

Lissa war begeistert, als ich ihr das Zeug vorhin gegeben habe. Jetzt sitz ich hier und warte mit Cici, dass die Verwandtschaft zum Weihnachtgansessen auftaucht. Ich mag keine Hemdskrägen. Morgen Abend kommen ein Haufen Geschäftspartner von Papi. Der hat ne Autoteile-Zuliefer-Firma. Aber keine Sorge, er macht sich dabei nicht die Hände schmutzig. Der managt bloß. Jedenfalls ist er schon mächtig nervös, geht schließlich um nen großen Auftrag. Naja, wir werden uns schon von unserer besten Seite zeigen.

Das Ehepaar Sommer ist eigentlich ganz okay. Trotzdem verstehen sie sich mit meinen Eltern. Komisch. Jedenfalls sitzt er in der Chefetage des hiesigen Automobil-Giganten. Also so ein richtig großes Tier, trotzdem nicht halb so aufgeblasen wie die meisten anderen hier. Ich fange fast an, die zu mögen, da fängt Herr Sommer an, von seinen Kindern zu faseln. Drei Stück, der Älterste 21, die Tochter 19 und dann noch ein zwölfjähriger Nachzügler. Ob Cici und ich nicht mal Lust hätten, was mit den beiden Großen zu unternehmen? Seine Frau stößt ihn in die Rippen, aber meine Eltern springen logischerweise sofort drauf an. Sie haben wieder diesen Bald-gibt's-eine-Hochzeit-Blick drauf.

Das ist ein wichtiger Kerl, das seh sogar ich ein. Wenn ich dem auf den Schlips trete, dann werde ich meines Lebens nicht mehr froh. Ich nicke also höflich und hoffe, dass es sich ganz einfach nicht ergibt, aber unsere Väter sind Macher. Deshalb machen sie sofort einen Termin fest: Der 29. Und den Ort: Vor einem Szene-Schuppen wo der Eintritt schon zwanzig Euro kostet. Um neun. Gebongt. Kotz. Aber hey! Eigentlich hab ich eh nix anderes vor und vielleicht bekomm ich dafür Silvester ‚frei’. Mit Cici kann man eigentlich auch ganz gut Spaß haben, und nachdem sie erst kürzlich 18 geworden ist, ist sie auch noch scharf auf so Club-Sachen.

Meine Schwester ist total hibbelig und aufgedonnert. Das hat ihre beste Freundin verbrochen. Ich hab nen Pulli, Jeans und nen dicken Anorak an. Mir ist mal wieder sehr kalt. Geld für den Eintritt haben wir bekommen und für ein Taxi. Wir beschließen, mit der U-Bahn hinzufahren und den Rest zu versaufen.

Vor dem Laden hat sich eine Schlange gebildet und der Türsteher schickt so gut wie jeden weg, aber natürlich stehen wir auf der Gästeliste. Hm, aber erstmal müssen wir die Sommers finden. Cici hat eine Handynummer, die wählt sie jetzt und hat auch schon das Mädel dran. Lucy. Cici und Lucy, haha. Jedenfalls sind die grad auf dem Weg. Und Cici meint, Lucy hört sich eigentlich ganz nett an. An zwei Sätzen lässt sich das wohl kaum festmachen. Sie hofft, der Kerl ist schnucklig. Ich auch, will ich fast sagen. Ups. Meine Schwester geht wohl eher nicht davon aus, dass ich ihr bei dem Kerl Konkurrenz machen werde.

Sie winkt spastisch in der Gegend rum. Da kommen die wohl, na gut, werd ich mich mal lässig umdrehen und kucken, was uns blüht.

Nein. Das geht nicht! Das kann nicht sein, das ist ne optische Täuschung! Der Kerl im Filzmantel sieht aus wie Nik in spießig. Und der kuckt so geschockt. Oh jeh. So aus der Nähe gibt es keinen Zweifel mehr. Ich sehe karottenfarbiges Haar unter seiner Mütze. Und jetzt?

„Hey, du musst Cici sein. Ich bin Lucy und das ist Niklas.“
„Und der mit dem Starrsinn ist Leonhard. Also, wollen wir rein gehen?“
„Eigentlich dachten wir, wir suchen uns was weiniger versnobtes. Habt ihr da Lust drauf? Kann dein Bruder reden?“, fragt Lucy.
„Hm, was? Ja… ehm… ich glaub ich hab was vergessen, muss weg.“
„Warte, jetzt renn nicht weg!“
Nik klingt geschockt und verzweifelt.
„Lasst uns irgendwo hin gehen, wo man sich unterhalten kann oder so …“
„Häh? Was is’n jetzt kaputt, ich dachte wir wollten die zwei ins Grouchy schleppen?“, fragt Niks kleine Schwester.
Das is ein Indie-Laden, in den ich auch öfter geh, aber Cici da hinschleppen? Hatten die das ernsthaft vor? In der Aufmachung?
„Kennt ihr das Grouchy?“, fragt Lucy weiter.
Ich nicke, Cici nicht. Lucy schaut mich überrascht an.
„Dann ab zur U-Bahn?“, fragt sie immer noch leicht irritiert.

Wir setzen uns in Bewegung. Nik und ich lassen uns ein Stück zurückfallen.
„Leonhart Freiherr von Kürthy?“
„Nikolas Sommer?“, frage ich genau so blöd zurück.
„Warum hast du denn nix gesagt?“
„Was denn zum Beispiel?“
„Dass du Kohle hast und so.“
„Warum hast du denn nix gesagt?“
„Weiß deine Schwester Bescheid?“, lenkt er ab.
„Worüber? Dass ich gern mal mit Punks abhänge oder dass ich schwul bin?“
„Beides.“
„Nein“, natürlich nicht, füg ich in Gedanken hinzu.
„Beides nicht?“
„Beides nicht. Deine?“
„Beides schon. Heißt das, ich darf dich den ganzen Abend nicht anmachen?“
Der hat Nerven!
„Willst du das denn?“
„Ja, verdammt! Du machst mich total heiß, sogar in den schrecklichen Klamotten.“
„Danke, das Kompliment geb ich gerne zurück.“
Ups, das war doppeldeutig, oder? Er grinst mich an. Verdammt.

„Und ihr wollt echt ins Grouchy? Ich weiß nicht, ob meine Schwester das überlebt …“
„Ich hab keinen Bock auf High Society. Du etwa?“
„Nee.“
„Also, das Grouchy ist doch harmlos. Erinnere dich mal an die Party, auf der wir uns kennengelernt haben …“ Er grinst anzüglich. „Faszinierend, dass wir uns da gefunden haben, oder?“
„Wirst du jetzt sentimental, Nik? Der Zug ist abgefahren. Ich lass mich doch nicht wie Dreck behandeln und dann, nach ein bisschen Süßholzraspeln, wieder weich klopfen.“
„Verdammt, das war doch bloß, weil …“
„Ja?“
„Ich brauch erstmal was zu saufen.“

Wir schließen wieder zu den Mädels auf und ich töte meine Schwester kurz darauf mit Blicken, als sie sich an Nik ranschmeißt. Lucy schmeißt sich zum Glück nicht auch noch an mich ran, das wäre jetzt einfach zu viel. Wir unterhalten uns nett, bis wir vor dem Grouchy stehen.

„Ähm, okay… was ist DAS denn für ein Laden?“
„Mach dich locker, kleine Schwester. Ich pass schon auf dich auf“, flüsterte ich ihr zu.
„Wir sollten noch ein bisschen was an eurem Erscheinungsbild ändern, meint ihr nicht?“, fragt Nik und entledigt sich seines Filzmantels. Darunter trägt er einen an Kragen und Ärmeln abgeschnittenen Mickey-Mouse-Pullover. Süß! Mütze runter und schon steht wieder mein punkiger Nik vor mir. Mein Nik? Ich schnappe langsam über. Mir fällt da was ein. Ich hab sein Batikshirt drunter. Oh Mann, das wird mir ein hämisches Grinsen von ihm einbringen. Na gut, Augen zu und durch.

Anorak und Pulli aus, und voilà, da ist das blöde Grinsen auch schon. Lucy, die sich ebenfalls ihres Mantels entledigt hat, schaut mich begeistert an.
„Hätte ich dir gar nicht zugetraut.“
Sie trägt ein Kringel-Top und einen Plüsch Rock über der Röhrenhose. Cici schaut uns total entgeistert an.
„Keine Sorge, Cici, wir verschwinden gleich auf’s Klo und zaubern dir ein passendes Make-up. Das wird schon.“
Schon schleppt Lucy sie weg und im nächsten Moment hab ich Niks Zunge im Mund.

„Wollen wir auch kurz auf’m Klo verschwinden?“
„Bist du irre?! Natürlich bist du irre, das hab ich ja schon festgestellt. Jedenfalls: Nein danke.“
„Tanzen?“
„Hör mal, ich würd meiner Schwester meine sexuelle Orientierung gern schonend beibringen.“
„Na gut, dann füll sie ab und sag’s ihr. Dann setzen wir sie in ein Taxi und gehen zu mir. Du machst mich so unglaublich scharf.“
„Jetzt halt mal die Finger still. Sei heute ausnahmsweise mal kein Arschloch, okay? Das hier ist wichtig.“
„Okay.“
„Echt?“
„Ich bin gar nicht so ein Arschloch, eigentlich. Es ist bloß … du bringst mich total durcheinander, weißt du?“
„Lass uns mal nach den Mädels schauen.“

Wir warten vor der Tür und bald drauf kommen die beiden mit massig buntem Make-up raus. Ich erkenne sie fast nicht wieder. Cici fühlt sich sichtlich unwohl. Deshalb mache ich ihr ein paar Komplimente, das ist nie verkehrt.

Okay, erst mal Drinks zur Auflockerung. Die Sommers tuscheln miteinander, dann zieht Lucy mich hinter sich her auf die Tanzfläche.
„So, du bist also DER Leon. Dachte ich mir doch, dass ich das Shirt kenne. Du hast meinem Bruder ganz schön den Kopf verdreht.“
„Häh?“
„Naja, das wird er dir schon noch sagen. Übrigens: Als kleine Schwester rat ich dir, sag deiner bald, was los ist. Sehr bald.“
„Jaja …“

Die anderen beiden kommen ebenfalls auf die Tanzfläche. Gott, Nik zieht mich mit den Augen ja förmlich aus! Und ich will ihn jetzt sofort küssen. Aber Cici. Okay, Angriff.
„Cici, kommst du mit, frische Luft schnappen?“
„Hm … sicher.“

Vor dem Laden zünd ich mir erst mal eine an. Meine Schwester ist, gelinde gesagt, erstaunt darüber.
„Seit wann rauchst du?“
„Seit sechs Jahren, gelegentlich.“
„Sonst noch was, das ich über dich wissen sollte?“
„Wo du gerade fragst … ich denke, ich werd heute nicht mit heim kommen. Hab da ein Angebot …“
„Häh? Von Lucy? Die geht ja ran. Und das geht dir nicht zu schnell?“
„Okay … also, ich würd ja sagen dass du dich setzten sollst, aber hier gibt’s irgendwie keine Sitzgelegenheiten. Jedenfalls … ich werd wohl mit Nik heimgehen. Ich find ihn ziemlich toll, und …“
„Was?! Aber ihr seid beide Jungs! … Okay das klang jetzt echt naiv. Warum hast du denn nie was gesagt?“
„Keine Ahnung, tu ich doch jetzt.“
„Naja, wenigstens bekommen die Eltern einen Schwiegersohn aus gutem Hause. Versau bloß nicht Dad’s Großauftrag!“
„Hab ich nicht vor. Also hast du damit kein Problem?“, frage ich misstrauisch.
„Klar nicht! Schnapp ihn dir! Oder so ...“

Die Sommers sitzen in einer Nische und schlürfen irgendwas Fruchtiges. Oh, seine Lippen werden sicher ganz süß schmecken.
„Tanzen?“
Galant halte ich ihm die Hand hin. Es läuft grad irgendeine HIM-Schnulze. Erstaunt steht er auf und folgt mir auf die Tanzfläche. Da schlinge ich meine Arme um ihn und zieh ihn ganz nah an mich. Zeit für Klartext:
„Ich will keine Fickbeziehung.“
„Ich auch nicht, zumindest nicht nur.“
„Ich will nach dem Sex mit dir kuscheln und mit dir Händchen haltend durchs Leben wandeln und so.“
„Könnte mir gefallen. Aber ich hab auch ein paar Bedingungen.“
„Die wären?“
„Meine Eltern wissen Bescheid und ich hab keinen Bock auf Versteckspiele. Gegen schonend beibringen hab ich nix, aber bald.“

Ich muss erst Mal schlucken.
„Aber … ich mein, wir kennen uns doch noch gar nicht so gut. Alles was wir bisher gemacht haben, war ficken und streiten.“
„Und beides können wir verdammt gut. Ich will echt mit dir zusammen sein, Leon.“
Fuck, das kribbelt! Ich will ihn auch, glaub ich.
„Lässt du mir noch ein bisschen Zeit damit?“
„Am fünften geben meine Eltern ne Party. Deine kommen bestimmt auch. Und bis dahin hab ich dich mit Sicherheit davon überzeugt, dass das zwischen uns den Stress wert ist.“

Um das zu beweisen, küsst er mich gleich mal innig und ich hebe voll ab. Das sind doch unfaire Methoden! Jedenfalls geh ich mit ihm nach Hause in die WG. Lucy will bei Cici pennen, weil die zwei viel zu besprechen haben. Da waren nämlich diese zwei Typen, na egal.

Nik erklärt mir im Bett, dass er noch nie richtig mit jemandem zusammen war und dass er wohl einfach nur Angst vor seinen Gefühlen für mich hatte.
„Kein Grund, sich aufzuführen wie der letzte Arsch.“
„Kommt nicht wieder vor, versprochen.“

Jedenfalls staunt Mia nicht schlecht, als ich morgens aus Nik’s Zimmer trapse. Ich musste nämlich nicht auf der Couch schlafen, sondern durfte die ganze Nacht in seinem Arm liegen. Jetzt hab ich ein fettes Grinsen im Gesicht, das einfach nicht mehr weggehen will. Ich bin verliiiiebt!

Silvester verbringen Lissa und ich auf der WG-Party. Lucy und Cici tummeln sich mit ihren Kerlen im Nachtleben und ich bin einfach nur verliebt. Gott, Nik ist so toll! Mit ihm unter dem Feuerwerk knutschen ist das Größte. Und er ist plötzlich so anhänglich und weich und lieb. Wahnsinn! Wahrscheinlich hat jetzt die nettere seiner beiden Persönlichkeiten die Oberhand gewonnen. Ich hoffe, das bleibt auch so.

Lissa und Mia können sich nicht riechen, aber das hab ich schon befürchtet. Dafür mag Lissa den seltsamen Ralf umso lieber. Die hat doch echt ein Rad ab. Meinen Eltern hab ich wahrheitsgemäß gesagt, dass ich die Party vom Herrn Sommer Junior besuche und sie waren begeistert. Ob die am Fünften immer noch begeistert sind? Man wird sehen.

Meinen Kater schlaf ich bei Nik aus und er gibt mir endlich meine Halskette zurück. Das Armband schenk ich ihm.

Erst am zweiten trennen wir uns widerwillig. Soziale Verpflichtungen, aber am dritten steh ich mittags schon wieder auf der Matte. Mit Lissa, die Ralf besuchen will. Mich schüttelt’s.

Nik schläft noch und wird zärtlichst geweckt. Und dann frühstücken wir im Bett und gehen da bis abends nicht mehr raus.

Nik setzt plötzlich so eine ernste Miene auf. Was ist denn jetzt los?
„Ich will dich morgen meinen Eltern vorstellen. Keine Widerrede.“
„Aber die kennen mich doch schon.“
„Das ist was anderes. Außerdem sollten wir einen Schlachtplan entwerfen, wie wir es deinen Eltern übermorgen am besten beibringen.“
Hilfe, ich hab Angst! Was ist mit meinem Doppelleben? Kollabiert nicht alles, wenn zwei Paralelluniversen sich berühren?
„Keine Sorge, das wird halb so schlimm. Dein Vater will meinem Vater doch nicht auf den Schlips treten. Der braucht ihn noch. Wenn wir ihn also mit ins Boot holen, dann wird das schon.“
„Und du denkst, das schaffen wir?“
„Warum nicht? Meine Eltern wissen, dass ich schwul bin und haben kein Problem damit. Und ich glaub, sie werden dich auch für einen guten Fang halten, Freiherr von Kürthen, Junior.“

Und da sollte er Recht behalten. Am nächsten Abend sitzen wir mit seiner versammelten Familie inklusive Großmutter am Esstisch und schmieden Pläne. Niemand hat ein Problem mit mir, im Gegenteil! Die scheinen mich echt lustig zu finden.

Am Fünften machen wir es wie abgemacht. Meine Eltern werden gebeten, früher als die anderen Gäste aufzutauchen, so haben wir Ruhe. Cici und ich haben uns in Schale geschmissen und murren mal nicht rum. Meine Eltern scheinen sich sehr auf den Abend zu freuen. Tja, wenn die wüssten.

Sie freuen sich auch, zum ruhigen Aperitif geladen zu sein und mein Vater überlegt, ob die Entscheidung bezüglich des Großauftrags wohl schon gefallen sein kann. Gott, bin ich nervös! Aber zur Not kann ich ja in der WG einziehen. Kein Grund zur Panik also. Waaaah!

Freundliche Begrüßung. Die Sommer-Kinder stehen aufgereiht da. Nik ist ganz brav angezogen und reicht meinen Eltern höflich die Hand. Eigentlich ist er doch echt ein Traum-Schwiegersohn, oder? Wir werden in’s Wohnzimmer gebeten, Drinks stehen bereit, der kleine Bruder Johannes verzieht sich. Leichte Konversation. Nik sitzt neben mir, in gebührlichem Abstand. Er ist nervös, da kann er mir nichts vormachen. Ständig reibt er seine Hände.

„Unsere Kinder scheinen sich ja gut zu verstehen“, liefert Frau Sommer die Vorlage.
„Ja, das ist schön. Da wissen wir wenigstens, mit wem sie sich rumtreiben.“
Treiben? Wer hat was von treiben gesagt? Ach nee, falscher Alarm.
„Ja, wir sind auch sehr froh, dass ihr euch alle angefreundet habt. Vor allem ihr beide, nicht wahr Nik? Leon?“
Auffordernder Blick von Herrn Sommer. Okay, jetzt ist es an mir. Sind ja schließlich meine Eltern. So haben wir’s abgemacht.
„Ja, ehm, Mama, Papa … also, Nik und ich, wir verstehen uns wirklich sehr gut. Wir haben in den letzten Wochen viel Zeit miteinander verbracht. Und wir haben festgestellt, dass wir uns wirklich sehr mögen. Also so richtig. Also, … wir sind zusammen.“

Um Missverständnissen vorzubeugen, nehme ich Nik’s Hand. Papa schaut irritiert durch den Raum. Mama schaut nur Papa an. Herr Sommer durchbricht das Schweigen.
„Na dann sind wohl Gratulationen angebracht, nicht wahr, Herbert? Henriette?“
Dass er meine Eltern beim Vornamen nennt, ist ein geschickt geplanter Schachzug und nicht etwa Zufall. Komm schon, Papa, red ihm nach dem Mund, so wie sonst auch!
„Ich bin doch etwas überrascht. Ich meine, wir hatten so einen Verdacht, aber …“
Bitte, was hatten die?!
Meine Mutter in versöhnlichem Tonfall:
„Naja, Schatz, du hättest eine schlechtere Wahl treffen können.“.
„Wir werden uns wohl noch an den Gedanken gewöhnen müssen, Sohn.“
„Ist klar.“
„Naja, gut … dann auf gute Zusammenarbeit, nicht wahr?“, schlägt mein Vater vor.
Back to Business.

Zwei Wochen später bekommt mein Dad den Zuschlag. Meine Eltern mucken nie, wenn ich bei Nik schlafe. Im März zieht Chris aus, zu seiner Freundin. Wenn das mal gut geht. Ich zieh jedenfalls ein. Getrennte Zimmer, damit wir uns auch mal aus dem Weg gehen können, was wir aber eigentlich nie tun. Wir sind ganz schöne Langweiler geworden, gehen am Wochenende kaum noch weg, höchstens mit Ralf (der eigentlich echt okay ist!) und Lissa ins Kino oder so. Ansonsten sind wir einfach nur verliebt.

Schluss mit den parallelen Universen!

 

Hi vericlear,

als allererstes möchte ich dich bitten, den Fehler im Titel zu ändern. Soll doch bestimmt Parallel Universen heißen, oder? ;)

Ansonsten muss ich sagen, dass mir deine Geschichte gut gefallen hat. Sind zwar einige Klischees drin, die du aber insgesamt ganz gut angepackt hast.

War schön zu lesen, locker formuliert; hat Spaß gemacht!

LG
Draculana

 

Hi vericlear,

als allererstes möchte ich dich bitten, den Fehler im Titel zu ändern. Soll doch bestimmt Parallel Universen heißen, oder? ;)

Ansonsten muss ich sagen, dass mir deine Geschichte gut gefallen hat. Sind zwar einige Klischees drin, die du aber insgesamt ganz gut angepackt hast.

War schön zu lesen, locker formuliert; hat Spaß gemacht!

LG
Draculana


Hey Draculana,

Hehe. Ne du. Ich steh halt auf englische Titel. Ich find, auf deutsch hört sich das weniger cool an. Pralleluniversen. Wie schautn das aus? ;)

Danke für's Lob & schöne Grüße,
vericlear.

 

So, hab mal wieder ein paar Fehler gefunden und ausgemärzt. Falls jemandem noch mehr auffällt, lasst es mich wissen.

Schöne Grüße,

vericlear

 

Hey vericlear!

Gott, hast du eine oberflächliche Story geschrieben. ;P
Also die Tucke benimmt sich ja wie ne 13jährige, schon klar, dass es Schwule gibt, die sich so benehmen, mit Bäääh und Iiiiih und Wäääh, aber die denken doch nicht ständig so, die haben auch ihre Sorgen, machen sich Gedanken, und erst recht, wenn sie sich nicht vor den Eltern geoutet haben.
Mir sind aber alle Figuren deiner Geschichte zu platt - nicht nur der Prot. Da gibt es gar keine Auseinandersetzungen, Konflikte bahnen sich an, die andere Menschen normalerweise nachdenklich machen würden, aber nicht deine Figuren, die scheinen auf der sonnigen Seite des Lebens zu sein - und DAS nervt.
Doppelleben - das muss auch doppelt interessant sein - isses bei deiner Geschichte leider nicht, ich habs durchgehalten, weil du so einen lockeren Stil hast, liest sich schnell und flüssig.
Die andere Geschichte - fast das gleiche Thema - fand ich besser umgesetzt. Hier hatte ich das Gefühl, du hast dir keine Mühe gegeben.

Ach ja, es wird hier nicht gerne gesehen, wenn man nach fast nem Jahr Abstinenz zurückkehrt und unter der eigenen Geschichte zwei Zeilen verfasst, von wegen man hätte was an der Rechtschreibung getan.

JoBlack

 

Hallo JoBlack,

Danke für deine Meinung.

Der Zweck dieser Geschichte ist tatsächlich zu unterhalten. Von daher hab ich ausnahmsweise auf Drama verzichtet. Allerdings fand ich, dass es für die Rubrik "Humor" nicht passend ist. Es kommt wohl einfach drauf an, was man von einer Geschichte erwartet. Da du sie durchgelesen hast, obwohl dir die Charaktere nicht gefallen haben, hab ich wohl das Unterhaltungsziel erreicht.

Was deinen anderen Hinweis betrifft:
Auch danke dafür.
Aber leider hat man hier als Autor keine andere Möglichkeit, die Geschichten wieder aus der Versenkung zu holen. Auf anderen Seiten kommt die Geschichte nach einer Aktualisierung automatisch wieder auf die erste Seite. Man veröffentlicht ja schließlich, um gelesen zu werden. Was ist die Alternative? Einen zweiten Account anlegen und ein gefaktes Feedback schreiben?

Grüße,
Veri

 

Was ist die Alternative? Einen zweiten Account anlegen und ein gefaktes Feedback schreiben?
Ja, das mach ich auch so. :D

Nee, austeilen, dann bekommst du auch was zum Einstecken. ;)
Oder etwas sozialer formuliert: Geben und Nehmen.

 

Das versuch ich, und macht mir eigentlich auch Spaß. Ich les hier auch öfter mal Geschichten, wenn ich Zeit finde. Allerdings hab ich oft das Gefühl, dass eigentlich schon alles gesagt ist. Und bei anderen Stories, dass ich persönlich einfach nichts dazu zu sagen habe. Und nur ein "Fand ich klasse, weiter so" is mir irgendwie auch zu doof ...
Na mal sehen obs im Urlaub mal klappt. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Aber leider hat man hier als Autor keine andere Möglichkeit, die Geschichten wieder aus der Versenkung zu holen. Auf anderen Seiten kommt die Geschichte nach einer Aktualisierung automatisch wieder auf die erste Seite. Man veröffentlicht ja schließlich, um gelesen zu werden. Was ist die Alternative? Einen zweiten Account anlegen und ein gefaktes Feedback schreiben?

Vericlear, was Bumping betrifft (also einen Textmittels eines überflüssigen Koms, z.B. dem Hinweis auf Beseitigung von RS-Fehlern, wieder aus der Versenkung zu holen), beachte bitte unsere Regeln.

Wäre JoBlack nicht schneller gewesen, hätte ich Deinen Bumpingbeitrag gelöscht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Nett hier ... muss ich schon sagen.

Ich finde der Hinweis hätte auch einmal gereicht. Und ich hab ja schon gesagt, dass ich versuchen werde, hier öfter mal Beiträge bei anderen zu schreiben. Was willst du denn noch hören?
Irgendwie finde ich dashier gerade nicht sehr sachlich. Ich hab angenommen, kg.de sei eine Seite auf der man als junger Autor Feedback bekommt. Von Leuten, denen Literatur Spaß macht. Im Gegenzug gibt es hier für die jede Menge Lesestoff. Ist doch eine Win-Win-Situation.

Natürlich geb ich offen zu, dass ich den Kommentar geschrieben habe, um auf die Aktualisierung aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass ich noch an der Geschichte arbeite und offen für Anregungen bin. Sollte es nicht auch belohnt werden, wenn man sich Mühe gibt, etwas besser zu machen?

Wie gesagt, auf anderen Seiten kommt eine Geschichte automatisch weider nach vorne, wenn sie bearbeitet wird. Ich finde das sehr nachvollziehbar und wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass Leute daran Anstoß nehmen könnten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Vericlear!

Ich finde es immer gut, wenn an Geschichten weitergearbeitet wird und das mit dem Kommentar, um auf die Aktualisierung aufmerksam zu machen, finde ich vollkommen okay, dann sieht man wenigstens, das sich dass sich das noch mal Lesen lohnt.
Um auf deine Geschichte zurückzukommen, da könnte meiner Meinung nach insoweit etwas geändert werden, dass bei diesem Outing nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Sonst hat sie den Geschmack eines übersüßen Muffins mit Zuckerguß.

Gruß
Leia4e

 

Schön gesagt ^^

Das ist halt ne Friede Freude Eierkuchen-Geschichte. Drama findet sich bei meinem anderen Zeug genug. ;)

 

Hallo vericlear,

ich finde diese Geschichte ist viiiel zu lang und total unstrukturiert, das heisst, sie ist natuerlich in sofern strukturiert, dass sie ganz linear verlaeuft, aber das ist hier glaube ich keine bewusste gestalterische Entscheidung. Es wirkt vielmehr so, als haettest Du einfach so drauflosgeschrieben, ohne Dir irgendwelche Gedanken zu machen, wie man den Plot, den Du erzaehlen moechtest darstellen kann. Ich setze jetzt mal grosszuegig voraus, dass der Plot, Adelssohn verliebt sich in den Soh des Geschaeftspartners seines konservativen Vaters, erzaehlenswert ist.
Anstatt ellenlang vom Umziehen und Ausgehen zu schreiben, koennte die Geschichte zum Beispiel mit dem Rausschmiss aus Niks Bett beginnen, da reicht ein Rueckblendungsblitz (1 Satz) um den ganzen Vorlauf reinzubringen.
Du erklaerst fuer meinen Geschmack auch zu viel: "Ich fuehre naemlich ein Doppelleben". Das kannst Du ganz einfach am Verhalten Deines Protagonisten seiner Familie gegenueber zeigen.
Die Figurenkonstellation wuerde ich mir auch noch mal ansehen. Ich finde zum Beispiel dass drei junge Frauen: Lissa, Cici und Mia (vier sogar mit Niks Schwester) fuer die Geschichte zu viel sind. Wenn man da leicht aendert, braucht es die nicht alle - Mia brauchst Du doch zum Beispiel nur, damit er Nik wiedersehen kann und Lissa nur, um mit ihm auszugehen.
Dann kannst Du Dich auch besser auf das eigentliche Thema der Geschichte, dieses komische Heckmeck zwischen Nik und Leon konzentrieren, wobei mir diese Psychologie auch nicht immer plausibel war.
Womit wir bei der Figurenzeichnung waeren: Leon ist echt seltsam - immer wenn er so jaemmerlich vom "Knutschen" und "Kuschel" spricht, musste ich mich etwas winden.
Und ausserdem: Das kann ich ja gar nicht leiden, wenn anstelle von Sexszenen da steht: Es war unglaublich! Entweder sucht man sich ein paar unverfaegliche Details um dem Leser zu zeigen, dass es supertoll ist, oder man beschreibt genau was passiert. Aber nur so das Urteil vorzustellen, schliesst den Leser aus.

So, das war jetzt ziemlich viel. Ich weiss auch gar nicht, ob ich Dir damit sagen will, dass Du viel ueberarbeiten sollst, denn den Plot an sich finde ich auch nicht besonders gut. Vielleicht kannst Du irgendwas von meinem Gemecker fuer zukuenftige Texte gebrauchen.

lg
fiz

 

Danke für den ausführlichen Kommentar, feirefiz!

Das Kürzen ist etwas, das ich oft höre. Ich denke darüber dann auch wirklich nach, aber komme immer wieder zu dem Schluss, dass das den Charakter der Geschichte zu sehr verändern würde. Mir geht es nicht drum, alles möglichst kurz und prägnant darzustellen. Ich mag es, mir die Freiheit zu lassen, auch nicht so wichtige oder dem Plot nicht zutragende Dinge zu beschreiben. Warum auch nicht? Im wahren Leben kriegt man auch nicht nur den Input, den man verwerten kann. Wie langweilig wäre das denn?

Was die Erzählungswürdigkeit der Geschichte angeht, will ich jetzt gar nicht anfangen rumzuhurzen von wegen Zweiklassengesellschaft und Mosaikidentität und so weiter, denn Fakt ist, den Zugang zur tiefer liegenden Botschaft muss jeder selbst finden, oder eben nicht. Wenn die Hin- und Hergerissenheit zwischen verschiedenen zu erfüllenden Rollen in jemandes Leben nicht so präsent ist, dann wird er sich mit den Charakteren wohl auch nicht besonders gut identifizieren können/wollen.

Alles in Allem denke ich, dass wir beide schlecht auf einen gemeinsamen Geschmacks-Nenner kommen werden, fand es aber interessant, deine Eindrücke geschildert zu bekommen.

LG,
veri

 

Hallo vericlear,

was sollte das sein ... (?)
Ein Aufruf ... (?)

Die V-Familie ... HIV, HPV, MCV, HAV, HBV, HCV, HSV, CMV... sucht neue Mit(st)reiter.

...ach ja, mit HSV ist nicht der Hamburger Sportverein gemeint.

Gruß, Keinstein

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Veryclear,

Nette Liebesgeschichte. Ich bin leicht reingerutscht, habe mitgefühlt, mehrmals laut aufgelacht und die Spannung ging nicht verloren. Den Unterhaltungswert erfüllt sie auf jeden Fall, sie liest sich leicht, es wurde nie langweilig. Die Länge hat mich gar nicht gestört, und auch die Personen, die vorkamen, gaben ihr Farbe und Leben und halfen, den Protagonisten und andere zu charakterisieren.

Ein paar Fehlerchen hab’ ich noch gefunden:

logischerweisepringen sofort drauf an

diesen ‚bald gibt’s eine Hochzeit-Blick

eher "Bald-gibt's-eine-Hochzeit-Blick", oder?, und die Anführungszeichen zum Schluß fehlen.

nachdem sie erst kürzlich 18 geworden ist, hat sie auch noch scharf auf so Club-Sachen.

"ist"

seid beides Jungs

würd' das -s weglassen

Die Sache auf der Tanzfläche geht mir etwas zu schnell. Erst war er noch ein “Idiot”, und jetzt reden wir schon von Bedingungen für eine Beziehung.

Wie er’s den Eltern beibringt, kann ich mir nicht so gut vorstellen. Obwohl er kein allzu gutes Verhältnis zu ihnen zu haben scheint, ist es ja doch recht rücksichtslos von ihm, ihnen vor dem wichtigen Businesspartner die lang verschwiegene Wahrheit zu präsentieren. Auch ihre Reaktion ist für mich nicht allzu glaubwürdig, obwohl sie es anscheinend bereits geahnt haben.

Ansonsten fand ich die Geschichte sehr nachvollziehbar. Man kann sich mit dem Protagonisten identifizieren, mit ihm mitfühlen und, obwohl seine Erzählung wie “Gelaber” klingt, oder vielleicht auch gerade deswegen, finde ich ihn ausgezeichnet charakterisiert.

Die scheinen mich echt lustig zu finden.

Ist für mich der Satz, der ihn am Besten beschreibt, von ihm selbst gesagt, über die Ansicht anderer. Er ist ein ulkiger, sensibler Typ, mit dem man bestimmt jede Menge Spaß haben kann, wie auch Mias Zuneigung zu ihm , sowie das Verhältnis zu seiner Schwester, zeigen. Mir wurde er sehr sympathisch.

Liebe Grüße

Elisabeth


@ Keinstein,

was sollte das sein ... (?)”

Das habe ich mich bei Deinem Komm gefragt. Es ist verblüffend, dass es es im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts tatsächlich noch dermaßen voreingenommene Spießer gibt, die sich auf ihre Engstirnigkeit auch noch etwas einbilden und mit medizinischen Fachausdrücken herumwerfen, von denen sie offensichtlich keine Ahnung haben.

Außerdem hat Dein Kommentar hier absolut nichts verloren. Meine Antwort darauf auch nicht, aber bei derartig hochnäsiger Ignoranz kann ich wirklich den Mund nicht halten.

Elisabeth

 
Zuletzt bearbeitet:

Da faellt mir doch grad ein, dass ich noch was antworten wollte.

Hallo vericlear,

Was die Erzählungswürdigkeit der Geschichte angeht, will ich jetzt gar nicht anfangen rumzuhurzen von wegen Zweiklassengesellschaft und Mosaikidentität und so weiter, denn Fakt ist, den Zugang zur tiefer liegenden Botschaft muss jeder selbst finden, oder eben nicht. Wenn die Hin- und Hergerissenheit zwischen verschiedenen zu erfüllenden Rollen in jemandes Leben nicht so präsent ist, dann wird er sich mit den Charakteren wohl auch nicht besonders gut identifizieren können/wollen.

Ich stimme Dir voellig zu, dass dieses Thema ein erzaehlenswertes ist. Mir ging es eher darum, dass ich das in deinem Plot nicht gut umgesetzt finde. Dieser Zufall, dass er sich ausgerechnet in den Sohn des Geschaeftspartners verliebt, zum Beispiel. Und dass die Figuren so klischeehaft ueberzeichnet sind, tut dem Thema m.E. eben auch nicht gut. So kann ich die Not des Protagonisten nicht wirklich ernst nehmen.

Gut moeglich, dass wir nicht auf einen Geschmacksnenner kommen, aber ich wollte doch kurz sicherstellen, dass ich im oben genannten Punkt nicht missverstanden werde.
Also bitte merken, wenn ich Plot sage, meine ich Plot und nicht Thema.

lg
fiz

 

Hallo vericlear,

es ist schon manchmal erstaunlich was Menschen aus Geschichten herauslesen möchten obwohl der Texter sagte...

Der Zweck dieser Geschichte ist tatsächlich zu unterhalten.
Nach einigen tief sch(l)ürfenden Kommentaren kommt dann die Erkenntnis wie Phönix aus der Asche...
...den Zugang zur tiefer liegenden Botschaft muss jeder selbst finden, oder eben nicht...
jetzt meine Frage:
Ist das die tiefer liegende Botschaft?
...ständig ersticken doch Kinder an Murmeln.

...aber eins muß ich Dir lassen ... Du hast es tatsächlich geschafft Deine Geschichte hoch zu jubeln... alle Achtung dafür.


@ Elisabeth

Kennen wir uns, weist Du was ich beruflich oder in meiner Freizeit mache? Ich glaube nicht. Woher erhältst Du dann Dein Wissen über mich?

Glaskugel... göttliche Eingebung... Geistesblitz ohne Licht... ?


Gruß, Keinstein

 

@ Elisabeth Wilhelm:

Dankeschön für die hilfreichen Anmerkungen! Hab ich sofort umgesetzt.

Gegen Ende hin finde ich auch, wird einiges eher zu knapp beschrieben, als zu ausführlich. Da muss ich mal noch mal dran, glaub ich.
Ich hab mich über deine bestärkenden Worte gefreut.

@ feirefiz:
Danke fürs Klarstellen. Das hatte ich tatsächlich falsch verstanden.

@ Are-Efen:
Schön erläutert. Für junge Menschen ist die Lebensweise der Eltern der erste Rahmen. Einer, aus dem man schlecht wirklich ganz rauskommt. Dabei hat man doch in unserer pluralen Gesellschaft so viele Möglichkeiten! Und manchmal läuft es eben drauf hinaus, dass man in mehreren „Universen“ zugleich lebt.
Dankeschön.

Liebe Grüße,
Veri

 

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