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16.03.2015
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Passt doch!

I​

Tina bürstet sich durch das feuchte Haar, als ihr Handy summt. Sie hört die Sprachnachricht ab. „Hi Süße. Boah, die haben ja ein scheiß Wetter angesagt und Bernd hat den Wagen. Sorry, aber zu Fuß oder mit dem Rad … zu ungemütlich. Und die Öffentlichen sind mir zu voll. Lass uns das Frühstück auf nächste Woche verschieben, ja? Bussi!“
Tina stellt sich ans Fenster, beäugt misstrauisch den Himmel. Blaue Wolken. So ein Unsinn. Seufzend tippt sie: „Okay. Wir telefonieren.“
Schade, hat sie sich doch so auf Frühstück und Klönen gefreut. Ein bisschen hungrig ist sie auch schon, hat aber noch nicht mal eine Scheibe Brot im Haus. Ihre Freundin wollte ja alles mitbringen!

Sie schnürt den Morgenmantel zu, schlüpft in die Pantoffeln, öffnet die Haustür und fischt die Tageszeitung aus dem Briefkasten. Solange das Haar an der Luft trocknet, kann sie einen Blick hineinwerfen und sich später in aller Ruhe ums Frühstück kümmern.
„Hm“, stutzt sie, als sie eine Benachrichtigungskarte findet. Wir kommen wieder am … Wie, morgen? Morgen ist sie nicht da. Und überhaupt war sie die ganze Zeit zu Hause!
Da! Auf der anderen Straßenseite steht ja der Hermes-Wagen! Wenn sie Glück hat, erreicht sie ihn noch.
Tina schaut sich kurz um. Kein Mensch unterwegs, die Nachbarn auf der Arbeit, die Kinder in der Schule. Was soll’s, wenn sie den Müll ab und an im Morgenmantel vor die Tür bringt, kann sie das eine Mal auch zehn Meter weiterlaufen. Hastig überquert sie die Straße, sieht den Fahrer einsteigen und losfahren. Sie ruft und winkt mit der blauen Karte, der Wagen hält einige Häuser weiter wieder an.
Den krieg ich! Sie läuft los, verliert einen Pantoffel, winkt erneut und erreicht den Wagen, nachdem der Fahrer wieder eingestiegen ist. Sie klopft an der zugeklebten Rückscheibe, aber der Wagen rollt weiter! Fluchend schmeißt sie den verbliebenen Pantoffel hinterher, streckt beide Zeigefinger in die Luft und folgt dem Wagen auf nackten Sohlen. Ihr Morgenmantel flattert, die Kapuze verrutscht.
Eine Passantin hält ihrem Kind die Augen zu. Aus einem entgegenkommenden Bus starren Leute durch die Scheibe. Tina zieht die Kapuze tief ins Gesicht.

Puh, denkt sie, als das Auto erneut vor einer Ampel stoppt.
Sie kommt immer näher. Nassgeschwitzt und atemlos stellt sie sich schließlich vor den Wagen und streckt die Hände aus, als wollte sie ihn am Weiterfahren hindern. Der Fahrer hupt, fuchtelt wild herum. Ein Fußgänger ist stehen geblieben, zückt sein Handy, filmt. Die Scheibenwischer gehen an, Tina rückt die Kapuze gerade und schnürt den Gurt des Morgenmantels zu.
Die Ampel springt auf Grün. Der Fahrer kurbelt die Scheibe runter. „Aus dem Weg! Ich hab’s eilig!“
Sie kommt herum und keift: „Das hab ich gemerkt! Deswegen schellen Sie auch nicht an! Verteilen nur Zettel!“
Er beäugt sie. „Was wollen Sie eigentlich?“
Sie hält ihm die Karte hin. „Ich will nur mein Paket! Los, her damit!“
Der Fahrer runzelt die Stirn. Als das Hupen hinter ihm schlimmer wird, schaltet er die Warnblinkanlage an, schnappt sich die Karte und steigt aus.
Der Passant mit dem Handy und Tina folgen ihm zur Beifahrerseite, wo er die Schiebetür öffnet. Während er im Paketstapel nach der richtigen Sendung sucht, dabei jeden Adressaufkleber mit den Angaben auf der Karte abgleicht, hat sich auf dem Bürgersteig eine Menschenmenge versammelt. Der Mann mit dem Handy stellt sich abseits, um alles ins Bild zu bekommen.
Rufe schallen herüber. „Ja, Sauerei! Mir werfen Sie auch nur Zettel in den Briefkasten, obwohl ich den ganzen Tag anwesend bin!“ – „Richtig so! Würde ich mir auch nicht gefallen lassen!“ Dazwischen immer wieder Buh-Rufe und Pfeifen.
Der Hermes-Fahrer steckt den Kopf heraus. „Ist ja gut! Ich suche ja schon!“ Die zwei Autofahrerinnen, die vorher gehupt haben, steigen aus, gesellen sich zu Tina und blicken auf den Stapel. „Da ist bestimmt auch meins bei!“, ruft eine von ihnen. „Hedwig Schlöppel, Günser Straße 20!“
„In der Straße war ich heute noch gar nicht“, hört man den Paketmann gedämpft aus der hinteren Ecke rufen, während er weiter die Aufkleber kontrolliert.
Ein Passant löst sich aus dem Menschengewühl, kommt näher, stellt den Fuß auf die Ladefläche und ruft: „Und wo ist meins? Ich hab heute auch so 'ne Karte bekommen!“ Ihm gelingt es, sich an den anderen vorbeizuquetschen und ins Auto zu steigen. „Das muss ungefähr so groß sein. Eine Carrerabahn“, sagt er und hält die Hände auseinander.
„Stellen Sie sich hinten an!“, schimpft Tina und reißt den Mann an der Jacke. Der Fahrer dreht sich um, schaut in mehrere Handykameras, die auf ihn gerichtet sind. „Jetzt ist aber gut! Verlassen Sie sofort mein Auto!“ Kaum hat er es ausgesprochen, dringen drei weitere Passanten ins Fahrzeuginnere, kippen im Gedränge die Stapel um und wühlen sich auf Knien durch die Sendungen. Kartons werden zerdrückt, hinten scheppert es in einem Paket mit einem Vorsicht zerbrechlich!-Aufkleber.
Mittlerweile ist das Auto umzingelt. Ein älterer Herr stellt seinen Rollator ab, humpelt auf einen Gehstock gestützt heran und ruft: „Und ich kann jedes Mal für meine Frau mit dem Bus zur Paketstation in die Stadt fahren, da wir angeblich nie anzutreffen sind! Zwei Stunden bin ich dafür unterwegs!“ Unentwegt schlägt er mit seiner Krücke gegen die Karosserie. Drei junge Männer stoßen hinzu. „Ich warte schon seit Monaten auf meine Playstation!“, ruft einer von ihnen und fängt an, am Fahrzeug zu wippen. Die beiden anderen nehmen den Takt auf, zusammen versucht mittlerweile ein halbes Dutzend Passanten, das Fahrzeug zum Schaukeln zu bringen. „Aufhören!“, schallt es heraus. „Ihr macht noch mehr Durcheinander! Ich kann meine Carrerabahn sonst nie finden!“
Auf der Gegenspur rollen Autos im Schritttempo vorbei, die Fahrer gaffen neugierig durch die Scheiben. Ein DHL-Transporter hält am Stauende, wendet umständlich auf dem Bürgersteig, Leute springen zur Seite, eine Frau schiebt ihren Kinderwagen weg. „Da ist noch so einer!“, ruft jemand und läuft dem gelben Auto hinterher, das mit quietschenden Reifen die Flucht ergreift. Zwei weitere Männer nehmen ebenfalls die Verfolgung auf, bleiben nach hundert Metern völlig erschöpft stehen und kehren zurück, wo sie Applaus erwartet.
Der Applaus wird frenetisch, als Tina endlich ihr Paket wie eine Trophäe in die Höhe hält und durch das Spalier hochgereckter Arme schreitet. Schulterklopfen, Selfies. Tina genießt das Bad in der Menge.

Tina trabt zurück, dreht sich um, sieht zwei Leute mit Paketen fortlaufen, findet einen Pantoffel. Die Geräuschkulisse nimmt ab; aus der Ferne ist ein Martinshorn zu hören.
Sie eilt um die Ecke, stellt sich ganz nah an die Hauswand und vergräbt sich unter der Kapuze. Da kommt ihr ein schrecklicher Gedanke: hat sie ihren Hausschlüssel dabei? Panisch tastet sie die beiden Seitentaschen ab.
Als sich die Sirenen entfernen, geht sie weiter. Das Paket klemmt sie unter den Arm, mit der anderen Hand hält sie den Morgenmantel eng zusammen.

Zehn Minuten später kauert sich Tina mit der Zeitung auf dem Treppenabsatz ihrer Nachbarin, bei der sie vergebens angeschellt hat. Ihr hat sie einen Reserveschlüssel anvertraut. Weit kann sie nicht sein, steht doch das Küchenfenster auf kipp.
Nach einer gefühlten halben Stunde hat Tina die Zeitung ausgelesen und legt sie beiseite. Sie friert, die Haare und der Schweiß sind schon getrocknet. Da sieht sie eine gebrechliche Dame mit zwei Einkaufstaschen die Straße hochkommen. Frau Bramscheid! Endlich.

Die Alte schaut verdutzt drein, als Tina ihr zuwinkt, und lässt die Tüten fallen. Äpfel rollen heraus, ein Kohlkopf und Zitronen. Tina geht ihr entgegen und hebt alles auf. „Ich bin’s, Tina, von nebenan.“
„Ach, Sie sind es.“ Frau Bramscheid pustet aus. „Ich hab Sie gar nicht erkannt.“
„Ich trage jetzt Blond“, sagt Tina und wühlt sich durchs Haar. „Der Schlüssel.
Ich habe ihn am Haken vergessen und komme nicht mehr rein.“
„Ja, was machen Sie auch draußen im Bademantel?“
„Eine lange Geschichte. Ich …“, sie schaut sich um, „ich wollte nur die Zeitung reinholen.“
„Stellen Sie die Einkäufe bitte hier im Flur ab!“ Dann sagt die Alte: „Würde es Ihnen was ausmachen, kurz zu warten? Ich komme sofort wieder. Soll ich Ihnen ein Handtuch bringen oder eine heiße Schokolade machen?“
„Danke, geht schon.“
Tina sieht, wie die Alte noch im Mantel und mit Hut durch die Wohnung schwirrt, und hört, wie Schubladen und Schränke geöffnet und wieder geschlossen werden. „Ich hab ihn gleich. Ich hab ihn gleich“, wiederholt Frau Bramscheid mantraartig.
Zehn Minuten später kommt sie zurück in den Flur und guckt Tina schuldbewusst an. „Es tut mir leid, ich finde ihn nicht.“
„Bitte?“
„Den Schlüssel. Ich habe ihn zuletzt noch gesehen, nun ist er weg.“
Ungläubig schüttelt Tina den Kopf. „Haben Sie denn überall gesucht?“
„Überall. Hat nicht noch jemand einen Schlüssel?“
„Verdammt!“, schreit Tina auf. „Meine Mutter! Die ist auf Mallorca!“
„Soll ich mal im Telefonbuch nach einem Schlüsseldienst gucken?“

Zwanzig Minuten später schellt es an Frau Bramscheids Tür. Davor steht ein Mann in Monteurkluft und mit Werkzeugkiste. „Guten Morgen, Tomaschewski, ABC Sicherheitssysteme Vierundzwanzigsieben.“ Er schaut Tina an, die im Morgenmantel neben ihrer Nachbarin steht und sich das strähnige Haar aus der Stirn streicht. „Ich vermute mal, Sie haben mich angerufen.“
Tina nickt und deutet auf ihre Haustür.
„Können Sie sich denn ausweisen?“
„Mein Perso ist drinnen.“
„Und das Geld wohl auch, oder?“
„Wie teuer wird’s denn?“
„Hundertfuffzig.“
„Ähm, akzeptieren Sie auch Karten?“
Der Mann schaut sie abschätzend an. „Nur gegen Vorkasse!“
Frau Bramscheid fasst Tina an die Schulter. „Keine Sorge. Ich strecke es vor. Das bin ich Ihnen schuldig.“ Dann flüstert sie ihr ins Ohr: „Ich hab genug Bargeld an einem sicheren Ort versteckt.“
Sie dreht sich um und schlurft ins Haus. Gleich darauf schallt lautes Geschepper von Kochgeschirr durch das Küchenfenster.
Mit einem breiten Grinsen kommt sie heraus. In der einen Hand das Geld, in der anderen Tinas Schlüssel. „Ich hab ihn gefunden!“
Der Mann seufzt und klappt seine Werkzeugkiste wieder zu. „Anfahrt und eine volle halbe Stunde. Das macht hundertzwanzig Euro.“


II​

Nachdem Tina erneut geduscht, die Füße mit Schmerzsalbe eingerieben, sich fertig angezogen und geschminkt hat, überlegt sie, wie sie ihrer Nachbarin für die Umstände eine kleine Freude bereiten kann. Eine Schachtel Pralinen, vielleicht ein Blumenstrauß, ein Schwedenrätsel-Magazin.
Doch da kümmert sie sich später drum. Jetzt ist erst mal das Paket dran. Das muss die dicke, teure Kapuzenjacke sein, die sie vorsorglich für kalte, fiese Wintertage bestellt hat.
Autsch! Jetzt hat sie sich beim Öffnen des Kartons an einem Falz den Fingernagel eingerissen. Auch das noch! Als hätte der Tag nicht schon gut genug angefangen. Nachdem sie sich den Nagel gefeilt hat, befreit sie die Jacke aus der Tüte; mehrere Papiere und Unterlagen segeln auf den Boden. Sie probiert das gute Stück an. Die Ärmel sind viel zu lang, die Farbe nicht wie abgebildet. Geht gar nicht!
Egal. Zurücksenden soll heutzutage so einfach sein. Sie packt die Jacke wieder ordentlich ein, hebt den Papierkram auf, füllt den Retourenzettel aus, legt ihn hinein, umschließt den Karton mit Tesafilm und klebt den Rücksendeaufkleber aufs Paket.
Ein paar Straßen weiter müsste eigentlich eine Hermes-Paketstation sein. In der Nähe des Bäckers, wo sie sich direkt ein paar frische Brötchen besorgen kann. Und ein Stück weiter befindet sich ein guter Metzger. Dann zaubert sie sich halt selbst ein schönes Frühstück. Ihr Magen hängt auch schon auf halb acht!

Sie schaut aus dem Fenster, zieht sich eine leichte Strickjacke über die Bluse und steckt das Handy ein. Das Batteriesymbol ist rot – kein Problem, sie ist ja nur ein paar Minuten unterwegs.
Als sie den Kiosk erreicht, stöhnt sie. Die Rollladen sind heruntergelassen und mit Graffiti beschmiert. Nirgendwo Angaben über Öffnungszeiten. Auf dem Handy schaut sie nach der nächsten Paketstation. Knapp sieben Kilometer; eine Gegend, in der sie sich nicht auskennt. Zu Fuß zu weit, die Füße schmerzen sowieso noch. Da ist sie verhungert, bevor sie zu Hause ankommt.
Kurzentschlossen macht sie kehrt und holt ihr Fahrrad aus der Garage, steckt das Handy auf die Halterung am Lenker und das Paket in den Drahtkorb. Für das Auto ist die Strecke wirklich zu kurz. Sie regt sich ja selbst immer auf, wenn die Nachbarn mit ihrem SUV Brötchen holen. Sie startet Google Maps und radelt los.

Das Wetter wird schlechter. Ein Wind weht auf.
Auf halber Strecke, zwischen Maisfeld und Acker, gibt der Handyakku seinen Geist auf. Unbeirrt radelt sie weiter, stößt schließlich auf einen begehbaren Kiosk mit Café, der leider kein Hermes, sondern DHL anbietet.
Mit einem „Hallo“ tritt sie an eine Theke, hinter der ein älterer Mann steht. Er hat seinen Strickpulli in die Cordhose gestopft, darüber trägt er Hosenträger. Ungerührt blättert er eifrig in einer Zeitschrift weiter.
Glücklicherweise kann sie sich noch an die Adresse erinnern. „Wissen Sie, wie ich zur Brunhilde-von-Stein… Steinwehr-Straße 13 b komme?“
„Bitte?“ Erschrocken blickt er auf, klappt das Magazin zu und lässt es unter der Theke verschwinden. „Moment.“ Er nestelt an seinem Hörgerät, für kurze Zeit gibt es ein pfeifendes Geräusch von sich. „Nö, tut mir leid, nie gehört“, antwortet er knapp.
Tina blickt auf die Zeitschriftenauslage. „Sie haben nicht zufälligerweise Karten? Faltpläne?"
Schmunzelnd zupft er an den Hosenträgern. „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, junge Frau. Da hätten Sie fuffzehn Jahre eher kommen müssen.“
„Wissen Sie, mein Handy ist leer und …“
„Warum sagen Sie das nicht gleich?“, empört er sich. Aus dem unteren Regal hinter sich wuchtet er einen Karton auf den Tresen und öffnet den Deckel. Ein Stapel vergilbter und abgegriffener Erotikmagazine kommt zum Vorschein. Der Alte setzt sich die Brille auf. „Das ist die falsche Box.“ Schnell schließt er den Karton, stellt ihn zurück, legt eine alte Wolldecke drüber und kramt eine Kiste hervor, zu Tinas Verblüffung randvoll mit Kabeln, Steckern und Adaptern.
Er hält ihr ein Kabel nach dem anderen vor die Nase. „USB C, Micro-USB, Lightning? Oder Induktion …?“
Tina holt ihr Handy aus der Tasche.
„Ah, iPhone 11. Induktion. Geben Sie mal her! Möchten Sie solange einen Kaffee?“
Sie reicht ihm das Smartphone und schaut sich um. Drei runde Holztische stehen im kleinen Raum verteilt, wohl zusammengeklaubt aus alten Spelunken. Mit spitzen Fingern zieht sie einen Stuhl hervor, wischt mit dem Ellenbogen über die Sitzfläche und setzt sich an den Rand.
„Schwarz, Zucker, Milch, Süßstoff?“, fragt er und zupft bei jedem Wort an den Hosenträgern. „And’ren Gästen den Platz wegnehmen geht nämlich nich!“, knurrt er.
Sie schaut hinaus. Es hat angefangen zu nieseln. Weit und breit keine Möglichkeit zum Unterstellen. Widerwillig setzt sie sich wieder hin. „Schwarz.“
Als er den Kaffee vor Tina abstellt, knurrt ihr Magen. Er muss es gehört haben, lächelt. „Brötchen? Salami, Käse, Schinken, Mett?“ Er schätzt sie über den Brillenrand hinweg ab.
Tina blickt durch das fettige Glas der kleinen Kühltheke und runzelt die Stirn. „Haben Sie auch was Eingepacktes?“
„Nö, nur das!“
„Käse, bitte!“ Wohl das kleinste Übel.
Sie wischt verblasste Lippenstiftreste vom Tassenrand und nippt am Kaffee. Bitter und lauwarm. Tina überlegt, wie lange der Kaffee wohl schon in der Aufwärmglaskanne gestanden hat.
Der Alte serviert das Brötchen auf einem Pappteller. Hält es dabei mit seinem riesigen, vergilbten Daumen fest. „Macht fünf Euro.“
„Wie?“, fragt sie und kramt Geld aus dem Portemonnaie. Sie schaut hinüber zum Zeitschriftenregal. „Geben Sie mir bitte noch drei von den Rätselheften. Die dicken Sammelbände da!“
Dann beißt sie gierig ein großes Stück Brötchen ab. Kaut, verzieht das Gesicht. Keine Gaumenfreude, denkt sie. Als sie sich die hochgebogenen Ränder der ausgetrocknete Käsescheibe anschaut, fragt sie sich, ob die Kühltheke überhaupt am Strom angeschlossen ist.

Eine Viertelstunde später steigt sie aufs Rad, öffnet Google Maps. Das neue Ziel liegt sechs Minuten entfernt. Das Handydisplay beschlägt; Feuchtigkeit perlt ab. Tina hält kurz an und knöpft sich die dünne Jacke bis zum Hals zu.
Die Strecke geht bergauf. Das Käsebrötchen kommt ihr hoch. Es herrscht Gegenwind. Sie rülpst.

Nach zehn Minuten kommt sie an, stellt das Rad ab, holt das Paket aus dem Drahtkorb und betritt das Geschäft. Ein alter Tante-Emma-Laden, Relikt aus vergangenen Zeiten. Holzregale mit Lebensmitteln, Dingen des täglichen Bedarfs; etwas Kleidung, Spielzeug.
„Guten Tag“, sagt die Frau im Strickpullover an der Kasse. Sie nimmt das Paket entgegen, scannt es. Es macht ‚mööp‘.
„Stimmt was nicht?“, fragt Tina. „Versuchen Sie es noch mal!“
Die Frau scannt erneut. Es macht ‚mööp‘.
„Das kann doch wohl nicht wahr sein“, japst Tina. „Geben Sie mal her!“ Sie tritt näher und entreißt der Frau den Scanner. ‚Mööp, mööp‘.
„Heh!“, entrüstet sich die Frau.
„Ist der Scanner vielleicht kaputt?“
„Geben Sie wieder her!“
Tina gibt das Gerät zurück. Die Frau prüft den Batteriestatus, drückt verschiedene Knöpfe, es piept und summt, mehrere Symbole blinken auf. Sie schüttelt den Scanner, haucht über die Leseeinrichtung und wischt mit einem Taschentuch drüber. Diesmal führt sie das Gerät ganz langsam immer näher an das Etikett. ‚Mööp.‘ „Der Code wird nicht erkannt.“
„Das hab ich auch gemerkt! Kann man das manuell machen, ich meine irgendeinen Zettel ausfüllen? In einer Kladde eintragen? So wie früher!“
„Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Da …“
„Ja, ja, ich weiß! Vor fuffzig Jahren …“, blafft Tina. „Bestimmt ist der Scanner einfach nur abgestürzt und muss neu gestartet werden!“
Die Frau schaltet das Gerät aus und wieder an. Es fährt nicht mehr hoch.
„Tut mir echt leid. Einen Moment, bitte.“ Die Frau dreht sich um und ruft: „Diethild, komm mal bitte! Und bring dein Werkzeug mit. Der Scanner!“
Ein burschikoses Mädchen, vielleicht dreizehn Jahre alt, kommt aus dem hinteren Raum. Eine kleine Werkzeugkiste in der Hand, Farbkleckse auf der Jeans.
„Meine Tochter kann das“, sagt die Frau mit hochnäsig piepsiger Stimme. „Sie hat jetzt in der Schule Werken.“
„Ich schraube das Device auf und prüfe, ob die Platine richtig sitzt, alle Lötstellen top sind“, erklärt Diethild und grinst dabei frech. „Vielleicht Wackelkontakt, vielleicht sind Fremdkörper drin. Vielleicht auch was Kompliziertes.“
Tina nickt. Diethild schraubt das Gerät auf.
„Darf ich Ihnen solange einen Cappuccino bringen? Geht auf’s Haus“, fragt die Frau.
„Ach, wie nett.“
Während die Frau nach hinten verschwindet, schaltet Diethild den Scanner schon wieder an. „Alles easy. War ein bisschen staubig. Sollte jetzt funktionieren.“
Das Gerät fährt nicht hoch. Diethild schüttelt es, versucht es erneut, schraubt es schließlich auf – und zerlegt das Gerät in seine Einzelteile.
Als die Frau mit zwei Cappuccini zurückkehrt, stößt sie gegen ihre auf dem Boden hockende Tochter. Die Heißgetränke schwappen über, Dietlinde fallen Bauelemente aus den Händen.
„Pass doch auf, Mama! Jetzt hast du alles durcheinandergebracht!“, brüllt Diethild und wühlt durch dutzende Einzelteile.
„Tschuldigung, Dieti.“ Und an Tina gewandt sagt sie: „Ach, jetzt sind sie übergelaufen. Ich mache uns neuen Cappuccino.“
Beim Umdrehen wirft sie einen Blick auf den Karton, der auf der Theke liegt. Vorsichtig stellt sie die Gläser ab, holt ihre Brille hervor, wischt mit dem Taschentuch über die Gläser und begutachtet den Aufkleber. „Moment! Das ist ja nicht Hermes, sondern DHL!“
„Wie bitte? Aber es wurde durch Hermes geliefert!“, empört sich Tina.
„Da wird sicherlich auch ein Rücksendeaufkleber für Hermes dabei gewesen sein.“ Belehrend schaut sie Tina an. „Einige Firmen bieten die Retoure über verschiedene Versender an. So, wie es für den Kunden am bequemsten ist. Kundenservice.“
„Oh“, sagt Tina. Am bequemsten, denkt sie, Kundenservice, – und ihr fällt wieder ein, wie ihr der ganze Papierkram aus dem Paket entgegengesegelt kam.
„Die nächste DHL-Station heißt ‚Café chez Horst‘. Nicht weit von hier. Ein netter, älterer Herr führt den Laden. Er ist nett …“
„Und die übernächste?“, zischt Tina.
Schulterzuckend schaut die Frau sie an. „Die Hauptpost am Hauptbahnhof? Oder auf der Hauptstraße?“
Beim Hinausgehen hört Tina noch die Frau zu ihrer Tochter sagen: „Was heißt das, du kannst es nicht mehr zusammenbauen?“

Der Regen nimmt zu. Ein kalter Wind weht. Sie stellt sich an die Hauswand neben dem Eingang, findet im Internet eine andere DHL-Station, noch vor der Hauptpost am Hauptbahnhof oder auf der Hauptstraße gelegen. Sie fasst sich an die kalten Ohren, öffnet wieder die Ladentür. Zwei Köpfe strecken sich hinter der Theke hervor, als Tina hineinruft: „Verkaufen Sie Kopfbedeckungen?“
Zähneknirschend bezahlt sie neunzehn Euro fünfundachtzig für eine farbenfrohe Wollmütze, die zwar warm, aber auch wie selbst gehäkelt aussieht und kein Preisschild aufweist.

Zwanzig Minuten später erkennt sie in der Ferne das gelbe DHL-Zeichen über der Tür des Zeitschriftenladens. – Geschafft!
Als sie das Paket aus dem Drahtkorb holt, bemerkt sie, dass eine Klebestelle aufgegangen ist. – Auch das noch!
„Guten Tag“, sagt sie und deutet auf das Paket. Im Hintergrund bimmelt noch die Türglocke. „Entschuldigung. Haben Sie Tesa? Können Sie mir das bitte zukleben?“
Die Frau im Hosenanzug verzieht das Gesicht.
Tinas Stimme schwankt. „Ich bezahle es Ihnen auch.“
„Macht vierzig Cent.“
Tinas Kinnlade fällt herunter. Sie bezahlt mit 2- und 1-Cent-Stücken, obwohl sie zwei Zwanziger hat.
„Andere nehmen fünfzig“, bemerkt sie, zählt das Geld akribisch nach und bringt einen Klebestreifen an, gerade groß genug, dass er das Paket zuhält. Keinen Millimeter zu viel! Dann scannt sie das Paket. ‚Mööp!‘ Der Code wird nicht erkannt!
Tina steht da mit verkniffenem Gesicht. „Das darf doch nicht wahr sein! Aber Sie sind doch DPD! Ich meine DHL! Versuchen Sie es noch mal!“
Es macht wieder ‚Mööp‘.
„Auch so ne billige China-Ware? Jetzt sagen Sie mir nicht, im Hinterzimmer wartet ihr Sohn mit seinem Brecheisen!“
„Wie bitte?“ Die Frau streicht über den Aufkleber. ‚Mööp‘. „Tut mir leid. Das Etikett ist aufgeweicht.“
„Kann man den mit einem Fön wieder trocknen?“
„Ja, schon“, überlegt sie, „aber die Striche werden dadurch nicht wieder gerade. Besorgen Sie sich einen neuen Code! Den können Sie ganz einfach am Handy herunterladen.“
„Ja, das geht?“ Erleichtert holt Tina ihr Smartphone hervor. Genug aufgeladen ist es. Jetzt kann nichts mehr schief gehen.
Die Frau rollt die Augen. „Sie laden sich die DHL-App herunter und fordern einen neuen QR-Code an. Den bekommen Sie sofort per E-Mail und ich scann den dann ein.“
Tina öffnet den App-Store auf dem Handy, findet das Programm, drückt auf ‚Laden‘. Das Fortschrittssymbol kommt ins Stocken, die Übertragung droht abzubrechen. Sie geht zum Fenster, schnappt sich auf dem Weg dorthin einen Trittschemel, der vor den hohen Regalen mit den Schreibwaren steht, stellt sich drauf und hält das Smartphone ganz hoch und nah an die Scheibe. „Ah jetzt …“
Die Frau schaut auf die Uhr. „Sehr gut. Wir hätten nämlich gleich Frühstückspause.“
„Verdammt! Jetzt hängt’s! – Will der mein Passwort? – Wie ‚Softwareupdate‘? Ich will kein Update! Warum klappt das nicht?“
„Zeigen Sie mal!“, sagt die Frau, stellt sich neben Tina und schaut hoch. „Hat das Android?“
„Ich hab Induktion.“
„Genug Speicher haben Sie aber?“
„Ist ganz neu. Das Display aber schon ausgetauscht.“
„Ach so, na ja, meins ist alt und von der Telekom und hat auch nur eine Vier-Gigabyte-Flatrate …“
„Es hat geklappt!“, unterbricht Tina. „Installiert!“
„Wunderbar! Auf jeden Fall geben Sie dann jetzt Ihre Kunden- und die Sendungsdaten ein und …“
„Prima!“, faucht Tina und springt vom Schemel.
„Huch!“, erschrickt die Frau.
„Aua!“, stöhnt Tina auf, als sie mit dem Fuß umknickt. Sie presst die Kiefer aufeinander, humpelt zum Ausgang und schlägt die Tür hinter sich zu.
Die Bimmel über der Tür klingelt unaufhörlich.
Alle notwendigen Daten stehen auf der Rechnung, die natürlich zu Hause zusammen mit dem anderen, dem ‚bequemen’ Rücksendeaufkleber auf dem Küchentisch liegt.

Sie schiebt das Fahrrad aus Hör- und Sichtweite der Frau, die ihr mit verschränkten Armen hinterherschimpft und gibt ihre Heimadresse ein. Fünfzehn Kilometer ist sie mittlerweile vom wohligen Zuhause entfernt.
Dunkle Wolken am Himmel. Regen wie Bindfäden. Sie zieht die Mütze noch tiefer ins Gesicht, haucht sich in die Hände und reibt sie gegeneinander. Dann radelt sie los. Hat sie doch zuletzt erst den Muddy, den Women’s Schlammlauf überstanden, – und das sogar mit einer Zerrung im Bein – da lässt sie sich von bisschen Regen nicht unterkriegen.
In den Bäumen ringsherum knackt es in den Ästen. Autoscheinwerfer von allen Seiten. Klack, klack – Laternenlicht springt an. Eine Katze verzieht sich in einen düsteren Hauseingang. Autos schleichen vorbei, Scheibenwischer kämpfen gegen das Nass an. In der Ferne donnert es.
Auf dem Radweg weicht sie einigen Biotonnen aus, die der Sturm niedergerissen hat, schlittert über feuchtes Laub, hält gerade mal so das Gleichgewicht. Plötzlich erwischt ein Auto eine riesige Pfütze. Ein gewaltiger Wasserschwall ergiesst sich über Tina.
Fluchend und nass bis auf die Unterhose bleibt sie stehen, lässt die Schultern hängen. Tränen in den Augen. Ihr Handy! Sie holt es hervor, überlegt kurz, jemanden anzurufen, der sie mit dem Auto abholen könnte. Keine Chance! Der Akku ist leer. Trotzig wischt sie die Tränen fort, reißt sich Mütze und Strickjacke vom Körper und stopft das triefende Zeug in den Drahtkorb.
Frau Bramscheids Rätselhefte! Sie hebt sie hoch. Völlig durchnässt. Und was ist das? Dieser Horst hat ihr tatsächlich neben dem kalten Kaffee und dem ausgetrockneten Käsebrötchen auch noch drei identische Hefte angedreht!
Jetzt. Ist. Das. Paket. Dran.
Mit ihrem Hausschlüssel stößt sie Löcher in den Karton, als würde sie mit einem Messer auf einen Menschen einstechen, zerfetzt ihn geradezu. Sie zieht die warme Winterjacke an, stülpt die Kapuze über und zurrt die Bänder ganz eng. Die Ärmel baumeln ihr über die kalten Hände. Die falsche Farbe der Jacke in der Düsterheit kaum auszumachen.
Sie schmeißt den Karton oder das, was es mal war, auf den Boden. Stampft immer wieder auf den einzelnen Teilen herum, bis sie die Schmerzen im Fuß nicht mehr spürt und nur noch flache Stücke übrigbleiben, die sie über die Bordsteinkante schiebt.
Wo sie wie Papierbötchen in den Fluten des abfließenden Regens mitgerissen und schließlich in Richtung Gully getrieben werden.


III​

So, das wäre geschafft!, denkt Tina und klatscht in die Hände. Jetzt ein heißes Bad, – aber vorher noch ausgiebig frühstücken! Unbedingt!
Voller Vorfreude gibt sie ihre Adresse am Handy ein und steckt es wieder auf die Halterung.
Die Route führt sie über eine Landstraße und schließlich in ein Gewerbegebiet. Das soll die kürzeste Strecke sein? Hoffentlich findet sie hier zwischen Fabriken und Hallen zumindest einen Kiosk oder Imbiss.
Vor einer Schlosserei steigt ein Mann aus einem Auto, spannt einen Regenschirm auf und eilt auf den Eingang zu.
„Hallo! Hallo!“, ruft Tina, tritt in die Pedale und bremst kurz vor ihm ab. Erschrocken bleibt er stehen und duckt sich unter dem Schirm.
„Sorry.“ Sie steigt vom Rad. „Wo kann man hier was essen?“
„Ähm, keine Ahnung.“ Er deutet auf seine Umhängetasche. „Also, Mechthild hat mir Brote und eine Banane eingepackt …“
Sie kommt näher, hält den Kopf unter dem Schirm. „Bitte! Sagen Sie doch …“
„Das reicht nicht für zwei!“, sagt er und zieht den Schirm näher zu sich.
„Iih! Mir läuft der Regen in den Nacken!“ Tina greift nach dem Griff und drückt dabei versehentlich auf den Knopf. Der Schirm schließt sich, die Bespannung schlägt dem Mann gegen den Kopf. Wasser läuft ihm die Hose hinab.
„He! Was soll das?“ Verdutzt tritt er zurück und öffnet das Teil wieder. „Ich will trocken bleiben! Sie sind doch eh schon nass!“
„Na, toll …“, sagt sie. „Und wie komm ich hier am besten wieder raus? Das Navi schickt mich kreuz und quer.“
„Da fällt mir ein …“ Er zeigt gen Osten. „Also, wenn Sie dort durchfahren, immer dem Geruch nach, stoßen Sie auf die Mülldeponie. Da steht jeden Morgen ein Imbisswagen. Der hat Brötchen, Snacks und Getränke.“ Kaum ausgesprochen verschwindet er unter das schützende Vordach der Schlosserei.
Tina springt aufs Rad. „Danke!“

Wie aus dem Nichts erscheint am Rand des Gewerbegebiets ein Hügel. Oben drauf quälen sich Radlager durch Abfall. Auf der Straße eine lange Reihe Müllautos, am Rand tatsächlich der Imbisswagen! Da steht er – nein, er bewegt sich! Tina radelt schneller, kommt aus der Puste. Männer in Orange schauen ihr hinterher, einige feuern sie an. Manno! Nicht mehr einzuholen. Dabei hätte er das Geschäft seines Lebens machen können.
Jetzt wird es endgültig Zeit, heimzufahren. Sie lässt sich von der Navi-App weiter leiten, biegt um zwei Kurven und stößt endlich auf urbanes Leben: eine Geschäftsstraße. Hier war sie auch noch nie. Und was ist das da für ein Gebäude neben der Bushaltestelle? Nein, so viel Glück kann sie nicht haben. Sie radelt näher. Ein viereckiger Glasbau, eine ausgefahrene Markise mit Aufdruck Café Möllenkamp. Kein Zweifel.
Hastig strampelt sie die letzten hundert Meter, schließt ihr Rad mit dem Zahlenschloss ab und stellt sich unter die schützende Markise. Vergoldete Türgriffe, ein Neueröffnungsschild, farbige Aufkleber überall. Frühstück, Mittagstisch, Kaffee und Kuchen steht da. Das hat sie sich nach all den Strapazen verdient. Aber so in dem edlen Café eintreten wie ein nasser Pudel?
Sie weicht zur Seite, geht sich durchs Haar, wischt über die dicke Winterjacke. So gut wie trocken. Zum Glück ist das Material wasserabweisend. An der Seite sieht sie ein DHL-Paketstation-Schild. Es wird immer besser! Sie schnappt sich ihre durchtränkte Strickjacke aus dem Drahtkorb und schüttelt sie aus.

Kaffeeduft und der Geruch frischer Backwaren und gebratener Bacons strömen ihr in die Nase. Gedämpftes Licht; aus den Lautsprechern klingt beruhigende Klaviermusik. Auf der Suche nach einem freien Tisch geht sie durch die vollen Reihen, nimmt das Geschwätz der Gäste wahr, nickt lächelnd einigen Leuten zu. Teller, Gläser und Tassen klimpern. In einer Glasvitrine sind Torten präsentiert. Herrlich!
Am anderen Ende findet sie einen Tisch. Sie hängt die Winterjacke über ihren Stuhl und die Strickjacke über den anderen. Wildlederbezüge, ganz neu. Jetzt bloß keine Wasserflecken hinterlassen. Sie schnappt sich die beiden Tisch-Sets, auf dem die Speisen und Preise aufgedruckt sind und legt sie unter ihrem Po.
Kurze Zeit später steht ein Kellner vor ihr. „Hallöchen! Was darf’s denn sein?“ Er blickt auf den Tisch. „Oh, Sie haben ja gar keine Menüblätter. Moment, ich hole Ihnen welche.“
„Nein, nein, keine Umstände! Ich hätte gerne vier verschiedene Brötchen. Butter, Käse und Schinken, Lachs mit Meerrettich, Roastbeef mit Remoulade, Rühreier mit Speck und Zwiebeln, O-Saft, Piccolo, Latte macchiato. Und zwei Scheiben Pumpernickel extra.“
„Keine Marmelade?“
„Nein.“
„Ist Bio und selbst gemacht.“
„Nein.“
„Ist notiert“, sagt er. „Kann aber ein wenig dauern. Wir kommen kaum nach.“
„Danke. Ach so, noch was.“ Tina beugt sich vor. „Ich würde gerne ein Paket retournieren, habe aber keinen DHL-Aufkleber. Können Sie da was machen?“
„Na, wenn Sie ihre Anmeldedaten vom Onlineshop kennen, – in der Regel ihre E-Mail-Adresse – und das Passwort, dann ist das kein Problem.“
„Äh“, Tina überlegt kurz, „klar! Ich habe nur eine einzige Mailadresse und, äh …“, sie lächelt verlegen, „nehme überall das gleiche Passwort.“
„Das kenne ich.“ Der Kellner grinst. „Sie können sich dann gerne bei uns am Schalter an einem Tablet auf der Händlerhomepage anmelden und sich das Retourenetikett erzeugen lassen. Das scannen wir dann einfach ein.“
„Geht das auch auf meinem Handy?“
„Aber sicher.“
„Hm“, sagt Tina, „danke.“
Der Kellner eilt zum nächsten Tisch. Tina lächelt ihm hinterher, ballt die Fäuste unter dem Tisch und überlegt, ob sie sich nicht nur den Horst, sondern auch die Frau in ihrem Hosenanzug vornehmen soll, die sie mit ihrer bescheuerten DHL-App in den Wahnsinn getrieben hat.

Tina schaut aus dem Fenster. Warum hat es nicht schon früher aufgehört zu regnen? Die Winterjacke sieht noch aus wie neu, – selbst das Preisschild baumelt noch dran. Einen Karton und Klebeband wird sie hier sicher bekommen, und wenn es ein leerer Tortenkarton ist. Hauptsache, sie wird die Jacke los, die ihr so viel Ärger bereitet hat.
Doch allein in der dünnen Bluse wird es draußen zu frisch sein, da erkältet sie sich bloß. Sie schaut zur Wollstrickjacke. Oh je! Unter und um den Stuhl herum hat sich eine Wasserlache gebildet. Außerdem ist der Wildlederbezug des Stuhls feucht geworden. Sie hätte die Wolljacke draußen ordentlicher auswringen sollen.
Leider keine Servietten oder Taschentücher zur Hand. Sie steht auf, zieht die Winterjacke über, legt sich die Wolljacke über den Arm und schiebt in einem unbeobachteten Moment mit dem Fuß ein Teil des Tropfwassers auf dem Boden beiseite.

Die Schiebetür öffnet sich selbstständig, als Tina vor dem Eingang des Damen-WCs tritt. Große Spiegel, moderne Apparaturen, kleine Parfümflakons und Deosprays am Waschbeckenrand. Sie begutachtet die Winterjacke von allen Seiten. Nichts, was einer Rücksendung im Wege stehen würde. Sie hat mal gelesen, dass junge Frauen sogar ihre auf wilden Partys getragenen Kleidchen wieder umtauschen!
Jetzt nur noch die Wolljacke trocknen, dann lecker frühstücken und alles ist vergessen. Mensch, da hat sie ihrer Freundin aber eine unglaubliche Geschichte zu erzählen. Was wäre passiert, wenn sie auf ihre Wetterankündigung gehört hätte? Tina bricht in ein beinahe hysterisches Lachen aus.
Schluchzend beginnt sie die Jacke auszuwringen. Jeder einzelne Wollfaden scheint sich vollgesaugt zu haben. Da braucht sie ja Stunden! Sie greift zum Papierspender, versucht mit dem rauen Papierhandtuch Wasser abzutupfen, es aufzusaugen. Nimmt noch ein Tuch und noch eins, plündert den Spender vollends. Hilft nicht wirklich.
Da fällt ihr der automatische Handtrockner ins Auge. Der warme Luftstrom! Sie hält die Wolljacke ein Stück in das Gerät, zieht sie wieder heraus, fühlt drüber. Vorsichtig steckt sie die Jacke komplett in die Öffnung. Das gute Stück passt soeben hinein, der Trockner summt und bläst warme Luft. Zwei Minuten dürften reichen. Nicht mehr.
In der Zwischenzeit kann sie sich schnell frisch machen. Sie betrachtet sich im Spiegel. Oh je! Strähniges Haar, herunterhängende Lider, wässrig weiße Augenränder. Sie wischt sich die verlaufene Schminke mit dem T-Shirt ab, geht sich durchs Haar und sprüht sich mit allen Düften ein.
Ihr Magen knurrt. Ob das Frühstück schon serviert wurde? Sie tritt aus der Tür, schaut um die Ecke. Was riecht hier so angekokelt? Die Baumwolljacke!
Sie eilt zurück, zerrt an der Jacke, bekommt sie nicht aus dem Trockner herausgezogen. Sie zieht noch fester. Klack! Die Sicherung springt heraus, das Licht erlischt. Gelbe und rote Funken sprühen aus dem Gerät, die Jacke qualmt. Aus einer Kabine schallt es: „Machen Sie das Licht wieder an! Ich bin noch nicht fertig!“
Tina versucht, die kokelnde Jacke mit bloßen Händen aus dem Trockner zu befreien. Zu heiß. Sie öffnet die nächste Kabine, findet im Dunklen die Klobürste, stopft und drückt mit ihr so lange gegen die brennende Jacke, bis sich die Bürste in ihr verheddert hat. Mit letzter Kraft presst sie die Klobürste samt drumherum gewickelter Jacke heraus. Beidhändig streckt sie die lodernde Fackel weit von sich, während die Frau noch immer an der Kabinentür klopft. „Ich will hier raus! Wie rum muss ich drehen? Die Tür klemmt!“
Reflexartig hält Tina die Fackel ins Waschbecken. Der Infrarot-Sensor am Hahn springt nicht an, es läuft kein Wasser heraus. Verdammte Technik! Das brennende Teil einfach ins Becken legen ist keine Lösung, die herumstehenden Parfums und Deos könnten explodieren. Einfach auf den Boden fallenlassen und wild Drauftreten geht auch nicht, da würde sie sich die Füße verbrennen. Und wer weiß, was außer den heruntergefallenen Papiertüchern noch alles Feuer fangen könnte.
Sie muss schnell handeln, es wird unerträglich heiß. Der Plastik-Bürstengriff beginnt zu schmelzen, es stinkt, glühende Teilchen springen ihr entgegen. Sie hält die Fackel weit nach oben. Plötzlich ein schriller, anhaltender Ton – Rauchmelder und Sprinkleranlage gehen an.
Die Frau in der Kabine ruft: „Hilfe! Ich werde nass! Ich will endlich raus!“

Mit der Fackel in Händen flüchtet Tina aus dem Klo. Leute schreien auf, springen zur Seite. Nun sprüht auch Wasser von den Decken des Speisesaals herunter. Im Stakkato ertönen Alarmsirenen, Notbeleuchtung an Decken und Wänden geht an.
Tina sieht, wie jemand in der Wasserlache an ihrem Tisch ausrutscht und auf dem Bauch landet. Als hätte sie es geahnt.
„Bewahren Sie Ruhe!“, ruft ein Kellner. „Folgen Sie mir zum Ausgang.“ Wie auf Kommando schwirren daraufhin Leute kreuz und quer durch den Saal. „Feuer! Feuer!“, schreien welche. Einige schlittern über die feuchten Fliesen, andere kommen ins Stolpern. Ein Herr stürzt zu Boden, eine Dame über ihn. Tische und Stühle fallen um, Geschirr scheppert, Eier kullern durch die Gänge, Tina rennt Richtung Ausgang. Im Hintergrund klimpert Richard Clayderman seine Ballade pour Adeline.

Auf dem Bürgersteig steht ein Menschenauflauf im Halbkreis vor dem Gebäude. Tina rennt durch den Pulk, Leute weichen aus. Da sieht sie einen Müllbehälter an der Bushaltestelle und eilt drauf zu. Ein älterer Herr ruft noch: „Nein!“ Zu spät. Aus dem Behälter brennt es lichterloh. Leute brüllen und kreischen, eine Kellnerin versucht, mit ihrer Schürze das Feuer im Mülleimer zu ersticken, andere zücken ihre Handys, rufen Hilfe, fotografieren, filmen.
Das Fahrrad! Wo hat sie es nur abgestellt? Links oder rechts? Da ist es! Sie dreht am Zahlenschloss. Wie lautet noch mal der Code? Ist es ihr Geburtstag? Ihr Hochzeitstag? Der Tag ihrer Scheidung? Nach mehrfachem Probieren fällt ihr der Code wieder ein und sie tritt heftig in die Pedale.
Sie saust um die Ecke, zwei Kellner haben die Verfolgung aufgenommen. Mit Sirenengeheul tost eine Kolonne Löschzüge und ein Rettungswagen herbei. Die Linie 85 trottet heran und hält in sicherer Entfernung vor der brennenden Bushaltestelle.
Bloß. Weg. Hier!
Mit letzter Anstrengung strampelt sie weiter. Welcher Gang ist noch mal der schnellste? Hektisch fummelt sie an der Gangschaltung herum. Da springt in voller Fahrt die Fahrradkette vom Kettenblatt.

 

Hallo @GoMusic, es ist eine weile her, dass ich hier wieder zu finden war und prompt falle ich mit meiner Nase in die Butter! Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen und tönt ein wenig wie Murphy's law ...
Das retournieren bestellter Pakete ist manchmal tatsächlich kompliziert und das hast du sehr gut getroffen. Obwohl, man darf doch hoffen, das einem so viel Pech erspart bleibt :D.
Der Text liest sich sehr flott und fühlt für mich authentisch an. Ich konnte mich bildlich alles ganz genau vorstellen. Am Schluss konnte ich sogar ein wenig Mitgefühl für die Hauptfigur aufbringen. Das das Thema ein wenig banal ist, hat mich nicht gestört. Weil es so erkennbar ist, fand ich es eher witzig.

Herzliche Grüsse und ich freue mich schon wieder darauf weiteres von dir zu lesen.

 

Hallo Schwerhörig,

es ist eine weile her, dass ich hier wieder zu finden war
Schön, dass du wieder da bist, samt Kommentar und eigener, neuer Story.

Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen und tönt ein wenig wie Murphy's law ...
Das freut mich.
Ja, Murphy, stimmt genau :thumbsup:

Der Text liest sich sehr flott und fühlt für mich authentisch an. Ich konnte mich bildlich alles ganz genau vorstellen. Am Schluss konnte ich sogar ein wenig Mitgefühl für die Hauptfigur aufbringen.
Sehr schön. Ja, die Arme, sie verdient echt Mitleid ;)

Das das Thema ein wenig banal ist, hat mich nicht gestört. Weil es so erkennbar ist, fand ich es eher witzig.
Auch die offenbar banalen Dinge können ausufern, so dass es sich lohnt, darüber zu schreiben. So mein Credo. :shy:

Wünsche dir einen tollen Start ins Wochenende.

Liebe Grüße, GoMusic

 

Hej @GoMusic ,

Humor ist ja, wenn man trotzdem lacht. Ich würde heucheln, wenn ich mich nicht schon in eine ähnliche Lage begeben hätte wie deine Tina. Man will nur mal eben schnell ... und dann wird es eine Odyssee. Zum Heulen. Wenn sich dann am Ende auch noch der Kreis schließt wie hier und sie die zu tauschende Jacke behält, ist das ein Vormittag zum Verdrängen geworden :D Oder zum Geschichtenschreiben.

Das wird sicher die dicke, teure Kapuzenjacke sein, die sie vorsorglich für kalte, fiese Wintertage bestellt hat.
Olala, wieso denn heaps of Adjektive? Ich ahne, dass es etwas mit dem Ärger am Ende zu tun haben könnte, weil’s immer anders kommt, als man denkt, aber vier Stück hintereinanderweg?
Blaue Wolken. So ein Unsinn.
Blaue Wolken deuten aber schon auch auf Regen hin und Unwetter, wenn du mich fragst.
Und ein Stück weiter ist ja ein guter Metzger
Dabei hätte ich gedacht, sie sei eine Vegetarierin.
Knapp sieben Kilometer; eine Gegend, in der sie sich nicht auskennt. Zu Fuß zu weit. Da ist sie ja verhungert, bevor sie wieder zu Hause ankommt.
Also, ich habe noch nie einen Muddy absolviert, aber wenn ich überlege, dass ich von meiner Tür bis zum Flughafen (das sind rund sieben Kilometer) eben mal mim Rad fahre, also eine knappe halbe Stunde hin und eine wieder zurück und das alles vor dem Frühstück ... also nee. Da lohnt sich schon mal das Auto zu nehmen, vor allem wenn die Wolken blau sind. ;) Tina hat sich an dieser Stelle bereits vergaloppiert, wenn du mich fragst.
„Bitte?“ Erschrocken blickt er auf, klappt das Magazin zu und lässt es unter der Theke verschwinden. „Moment.“ Er nestelt an seinem Hörgerät, für kurze Zeit gibt es ein pfeifendes Geräusch von sich. „Nö, tut mir leid, nie gehört“, antwortet er knapp, aber freundlich.
Also, das ist ja n Vogel! Erst tut er so, als würde er nichts verstehen, nestelt am Hörgerät als hätte es die Frage aufgezeichnet und antwortet daraufhin. :lol:
"Ah, iPhone 11. Induktion. Geben Sie mal her! Möchten Sie solange einen Kaffee?“
So ein Hallodri.
Er muss es gehört haben, lächelt.
Der braucht doch gar kein Hörgerät zum Hören :Pfeif:
„Das ist ja auch nicht Hermes, sondern DHL!“, fällt ihr auf.
„Wie bitte? Aber es wurde durch Hermes geliefert!“, empört sich Tina.
„Da wird sicherlich auch ein Rücksendeaufkleber für Hermes dabei gewesen sein.“ Mitleidig schaut sie Tina an. „Einige Firmen bieten die Retoure über verschiedene Versender an. So, wie es für den Kunden am bequemsten ist. Kundenservice.“
Oh no!
Besorgen Sie sich einen neuen Code! Den können Sie ganz einfach am Handy herunterladen.“
Hmh, genau, ganz einfach. Kennich.
Klack, klack – Laternenlicht springt an. Eine Katze verzieht sich in einen düsteren Hauseingang. Autos schleichen vorbei, Scheibenwischer kämpfen gegen das Nass an. In der Ferne donnert es.
Oha. Das kommt ja dolle. Hätte sie mal auf Maria gehört.
Wo es wie ein Papierbötchen in den Fluten des abfließenden Regens mitgerissen und schließlich in Richtung Gully getrieben wird.
Das muss aber eine kleine Größe gewesen sein. Meine Kartons mit Jacken sich große Höhlen für meine Katze und könnten niemals als Bötchen im Rinnstein enden.

Lieber @GoMusic , das war eine recht kurzweilige Geschichte. Tina sollte ab jetzt so kurz vor Weihnachten :D mit der Zeit haushalten.

Lieber Gruß. Kanji

 

Liebe Kanji,

wie ich mich über deinen Besuch und Kommentar gefreut habe :)

ich würde heucheln, wenn ich mich nicht schon in eine ähnliche Lage begeben hätte wie deine Tina. Man will nur mal eben schnell ... und dann wird es eine Odyssee. Zum Heulen.
Ja, eigentlich sollte jedem schon mal ein ähnliches Malheur passiert sein.
Und wenn es einmal schlecht läuft, geht es oft nicht gut aus. ;)

Wenn sich dann am Ende auch noch der Kreis schließt wie hier und sie die zu tauschende Jacke behält, ist das ein Vormittag zum Verdrängen geworden
Ja, der Super-Gau.
Oder: Ende gut, alles gut. Je nachdem, wie man es sieht.

Das wird sicher die dicke, teure Kapuzenjacke sein, die sie vorsorglich für kalte, fiese Wintertage bestellt hat.
Olala, wieso denn heaps of Adjektive? Ich ahne, dass es etwas mit dem Ärger am Ende zu tun haben könnte, weil’s immer anders kommt, als man denkt, aber vier Stück hintereinanderweg?
Das dürfte die einzige Stelle im Text sein, wo Tina mit den Adjektiven um sich schmeißt. Vielleicht tatsächlich, um es besonders hervorzuheben. Ich frag sie mal. ;)


Da lohnt sich schon mal das Auto zu nehmen, vor allem wenn die Wolken blau sind. ;) Tina hat sich an dieser Stelle bereits vergaloppiert, wenn du mich fragst.
Ja, da beginnt es.


„Bitte?“ Erschrocken blickt er auf, klappt das Magazin zu und lässt es unter der Theke verschwinden. „Moment.“ Er nestelt an seinem Hörgerät, für kurze Zeit gibt es ein pfeifendes Geräusch von sich. „Nö, tut mir leid, nie gehört“, antwortet er knapp, aber freundlich.
Also, das ist ja n Vogel! Erst tut er so, als würde er nichts verstehen, nestelt am Hörgerät als hätte es die Frage aufgezeichnet und antwortet daraufhin. :lol:
Toll, das du das ansprichst.
Ja, das ist echt'n Vogel. Halt einer von uns. :Pfeif:


Wo es wie ein Papierbötchen in den Fluten des abfließenden Regens mitgerissen und schließlich in Richtung Gully getrieben wird.
Das muss aber eine kleine Größe gewesen sein. Meine Kartons mit Jacken sich große Höhlen für meine Katze und könnten niemals als Bötchen im Rinnstein enden.
Ah, guter Hinweis.
Sie hat es am Anfang zerfetzt, aber es kommt nicht rüber, dass es dann quasi mehrere (kleinere) Teile sind. Passe ich entsprechend an. Danke!

Lieber @GoMusic , das war eine recht kurzweilige Geschichte. Tina sollte ab jetzt so kurz vor Weihnachten :D mit der Zeit haushalten.
Oh Gott, das wird ja was.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie nie, nie, nie mehr online bestellt. :lol:

Schönen Abend und lieben Dank für deinen tollen Kommentar.
LG, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, nun auch von mir ein paar Sachen zu deinem Text.
Du schreibst, du wolltest "mal" etwas Humoristisches schreiben zur Auflockerung bei Lesungen, da dies mein Lieblingsgenre ist, geb ich dir gern Feedback.

Zum Grundsätzlichen - ja, du schreibst gut - und schaffst es, Räume und Menschen plastisch zu beschreiben; sie tauchen vor'm inneren Auge auf, man kann sie sehen, hören und - sobald sie zum Beispiel rülpsen - sogar riechen.

Das alles ist grundsätzlich gut, jedoch meine ich, dass es bei einer humoristischen Kurzgeschichte andere Schwerpunkte gibt und dass obige Schreibmethode diesen zuwider laufen kann.

Was ich meine, sind Tempo und pointierte Stellen.
Dafür kann alles, was in einer längeren Erzählung oder gar in einem Roman so wichtig für die "Athmosphäre" ist, das Tempo zerstören und die pointierten Stellen gehen unter.

Meiner Meinung nach muss der Text entschlackt werden an den Stellen, an denen die Beschreibungen nicht für die humoristische Handlung wichtig sind (weil sie nur Tempo rausnehmen und die Pointenstellen verdünnen). Dafür hast du das Potenzial der witzigen Stellen vielleicht nicht richtig bewertet, denn die kommen zu kurz und gehen dann in den langen Beschreibungssequenzen unter (das ist die Verdünnung).

Er hält ihr ein Kabel nach dem anderen vor die Nase. "USB C, Micro-USB, Lightning? Oder gar Induktion ...?"
Tina holt ihr Handy aus der Tasche.
„Ah, iPhone 11. Induktion. Geben Sie mal her! Möchten Sie solange einen Kaffee?“
Sie reicht ihm das Smartphone und schaut sich um. Drei runde Holztische stehen im kleinen Raum verteilt, wohl zusammengeklaubt aus alten Spelunken. Bierdeckel unter wackligen Tischbeinen, Flecken auf Papiertischdecken; Zigarettenqualm klebt in der Luft. Mit spitzen Fingern zieht sie einen Stuhl hervor, wischt mit dem Ellenbogen über die Sitzfläche und setzt sich an den Rand.
„Schwarz, Zucker, Milch, Süßstoff?“, fragt er und zupft bei jedem Wort an den Hosenträgern. „And’ren Gästen den Platz wegnehmen geht nämlich nich!“, knurrt er und schielt kurz zur Tür. Dann stellt er die Handy-Ladeschale auf den Tresen, nimmt das Kabel, führt es Richtung Steckdose, hält kurz vor dem Anschluss demonstrativ inne und schaut Tina mit gehobenen Augenbrauen an.
Sie wendet den Blick ab, beugt sich vor, schaut hinaus. Es hat angefangen zu nieseln. Weit und breit keine Möglichkeit zum Unterstellen. Widerwillig setzt sie sich wieder hin. „Schwarz.“
Der Mann schließt die Ladestadion am Strom an, legt das Smartphone drauf, schlurft zur Kaffeemaschine, fühlt mit der Hand am halb vollen Glasbehälter, nimmt ihn von der Wärmeplatte und schüttet schwarze Flüssigkeit in eine Tasse, die umgekehrt auf einem klammen Spülhandtuch gestanden hat. Als er den Kaffee vor Tina abstellt, knurrt ihr Magen. Er muss es gehört haben, lächelt. „Brötchen? Salami, Käse, Schinken, Mett?“ Er wirft einen kurzen Blick zurück auf Tinas Handy, dreht sich wieder zu ihr und schätzt sie unter seiner Brille ab.
Hier ein Beispiel. Das graumelierte: weg. Da es überhaupt keinen Mehrwert für den humoristischen Plot darstellt - und auch keinen eigenen Witz hat. In einer Romansequenz oder einer langen Erzählung wären diese grauen Stellen gut geschrieben und passend. Hier halten sie den Leser nur auf. Er ist scharf drauf zu wissen, was alles schief gehen wird bei der Paketrückgabeaktion :)

Es macht ‚mööp‘. „Der Code wird nicht erkannt.“ Sie begutachtet den Aufkleber. „Das ist ja auch nicht Hermes, sondern DHL!“, fällt ihr auf.
„Wie bitte? Aber es wurde durch Hermes geliefert!“, empört sich Tina.
Das ist zum Beispiel eine Stelle, die sehr witzig sein kann, die jedoch kommt "zu kurz".
Die Prota könnte erst mal fragen was denn jetzt wieder los sei und die zwei müssen nicht sofort drauf kommen, vielleicht haben sie eine schräge Vermutung, versuchen den Scanner zu reparieren, was weiß ich - aber hier darfst du ausholen. In der Szene steckt humoristisches Potenzial.

„Ja, das geht?“ Erleichtert holt Tina ihr Smartphone hervor. Voll aufgeladen. Jetzt kann nichts mehr schief gehen.
Die Frau rollt die Augen. „Sie laden sich die DHL-App herunter und fordern einen neuen QR-Code an. Den bekommen Sie sofort per E-Mail und ich scann den dann ein.“
Während Tina die App installiert, schaut die Frau auf die Uhr und erklärt weiter: „Dann geben Sie Ihre Kunden- und die Sendungsdaten ein und …“
„Prima!“, faucht Tina. Sie presst die Kiefer aufeinander, steckt das Handy in die Tasche und schlägt die Tür hinter sich zu.
Gleichfalls hier. Das Installieren der App - das kennt ja jeder - kann mit Fehlermeldungen und abstrusen Anweisungen zugepflastert sein, bis der Punkt der Erkenntnis kommt, dass es sowieso nix nützt. Da kann der Witz rein :)

Sie schmeißt den Karton oder das, was es mal war, auf den Boden. Stampft immer wieder auf den einzelnen Teile herum, bis nur noch flache Stücke übrigbleiben, die sie mit dem Fuß über die Bordsteinkante stößt.
Das ist der Schluss - und der ist gut! Den danach folgenden Satz kann man weglassen, der schwächt nur noch mal ab.

 

Hallo Rob,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Die Tipp- u.ä. Fehler habe ich beseitigt. Danke dir.

Eine schlichte Story, gut geschrieben als seichte und humorvolle Unterhaltung. Für mich war klar, dass ich sie zu Ende lese, da ich mir gut vorstellen konnte, wie sich die Protagonistin fühlt. Wahrscheinlich weil ich ebenfalls, zumindest bei der Arbeit, etwas auch erledigt haben möchte, wenn ich einmal begonnen habe. Und manchmal kommt man leider von einem "geht nicht" zum nächsten.
Ja, schlicht und seicht. Und unterhaltsam. So sollte sie sein.

Kann ich verstehen, dass man da gerne zu Ende liest, weil einem Ähnliches vielleicht auch schon passiert ist und man gerne wissen möchte, ob und wie sie aus dem Schamassel wieder rauskommt. Oder ist es Fremdschämen, Schadenfreude? :)

Und genau: Man will etwas ähnlich Angefangenes ja selbst zu Ende bringen. Man hofft, es klappt. Das nutzt die Geschichte natürlich voll aus, dieses Dran-bleiben-wollen. ;)


„Tut mir leid. Das Etikett ist aufgeweicht.
Spätestens hier hätte ich einen Wutanfall bekommen :xxlmad:
Haha.
Und wenn man denkt, es wird nicht schlimmer ...


Wassermassen stürzen auf sie hernieder.
nieder
Ich finde diesen "altmodischen" Begriff hier schöner. Dramatisiert in meinen Augen auch noch.

Vielen Dank nochmal.

Wünsche dir einen tollen Abend.
Liebe Grüße, GoMusic

@FlicFlac

Ganz kurz schon mal: Vielen Dank vorab.
Ich arbeite dran. Für morgen Abend ist es geplant, die Story in unserer Hobby-Autorenrunde vorzutragen. Ich versuche, die nicht ganz ausgenutzten, lustigen Stellen auszubauen.

Bis später.

 

Hallo FlicfFlac,

wir hatten noch nicht das Vergnügen, ...

Du schreibst, du wolltest "mal" etwas Humoristisches schreiben zur Auflockerung bei Lesungen, da dies mein Lieblingsgenre ist, geb ich dir gern Feedback.
... und ich bin froh, bei dir auf einen Humorliebhaber gestossen zu sein.

Zum Grundsätzlichen - ja, du schreibst gut - und schaffst es, Räume und Menschen plastisch zu beschreiben; sie tauchen vor'm inneren Auge auf, man kann sie sehen, hören und - sobald sie zum Beispiel rülpsen - sogar riechen.
Danke dafür. Freut mich.

jedoch meine ich, dass es bei einer humoristischen Kurzgeschichte andere Schwerpunkte gibt und dass obige Schreibmethode diesen zuwider laufen kann. Was ich meine, sind Tempo und pointierte Stellen.
Ich verstehe voll, was du meinst.

Meiner Meinung nach muss der Text entschlackt werden an den Stellen, an denen die Beschreibungen nicht für die humoristische Handlung wichtig sind (weil sie nur Tempo rausnehmen und die Pointenstellen verdünnen). Dafür hast du das Potenzial der witzigen Stellen vielleicht nicht richtig bewertet, denn die kommen zu kurz und gehen dann in den langen Beschreibungssequenzen unter (das ist die Verdünnung).
Jetzt, wo du das sagst und Beispiele nennst, muss ich sagen, das stimmt total.

Die Prota könnte erst mal fragen was denn jetzt wieder los sei und die zwei müssen nicht sofort drauf kommen, vielleicht haben sie eine schräge Vermutung, versuchen den Scanner zu reparieren, was weiß ich - aber hier darfst du ausholen. In der Szene steckt humoristisches Potenzial.
Sehr gute Idee.
Gekauft und sofort umgesetzt.

Das Installieren der App - das kennt ja jeder - kann mit Fehlermeldungen und abstrusen Anweisungen zugepflastert sein, bis der Punkt der Erkenntnis kommt, dass es sowieso nix nützt. Da kann der Witz rein :)
Auch das hier. Gekauft.

Das ist der Schluss - und der ist gut! Den danach folgenden Satz kann man weglassen, der schwächt nur noch mal ab.
Das finde ich nicht unbedingt. Das Abfließen und der Gully sind für mich die passenden End-Wörter. Shit and gone. ;)

Also, ich bin völlig bei dir und tatsächlich kann der Humor-Faktor oder das Tempo allein schon dadurch erhöht werden, dass unwichtigere Stellen gekürzt werden können. Da hatte ich gar kein Auge drauf, weil ich sonst tatsächlich (in anderen Genres) gerne so detailreich schreibe.
Das Aufpimpen der potentiell lustigen Stellen in noch extremere Situationen ist auch sinnvoll.
Gut, dass du drüber geschaut und auch gute Beispiele genannt hast, wo das im Detail herausgestellt wird.

Nun hoffe ich nur, dass diese neuen Stellen nicht wiederum zu lang sind und der Witz bloß unsinnigerweise auf die Spitze getrieben oder langweilig wird :Pfeif:
Gar nicht so einfach, das richtige Maß zu finden.

Vielen Dank noch mal.

Liebe Grüße, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

@GoMusic Gern geschehen.
Die Humorstellen sind jetzt besser, jedoch (bitte nicht grollen) - du könntest noch weiter ausholen. Wenn der Text zu lang wird, kürz die weniger wichtigen Sachen (Beschreibungen von Umgebung z. B.) weiter.

1. Der Code wird nicht erkannt. 2. Der Batteriestatus wird gecheckt. 3. es mööpt wieder 4. Die Prota "weiß" dass es vermutlich abgestürzt ist und man dann "neustarten" muss. 5 Das Gerät wird ausgeschaltet. 6. Wieder angeschaltet, aber es fährt nicht mehr hoch. 7. Ein Kollege der Verkäuferin kommt rein und meint, er könne es aufschrauben und schauen, ob die Platine richtig sitzt. 8. Neuer Startversuch scheitert. 9. Die Prota erklärt den Scanner für Schrott (wahrscheinlich China), es sollte ein neuer gekauft werden. 10. Während der Kollege das Ding auseinandergebaut hat und in den Einzelteilen wühlt, stellt die Verkäuferin fest, jetzt erst: "Moment mal, das ist ja ein DHL-Paket!" 11. Die Prota verlässt den Ort. 12. Beim Hinausgehen hört sie die Verkäuferin zu ihrem Kollegen sagen: "Was heißt das, du kannst es nicht mehr zusammenbauen?"

Das ist nur beispielhaft, um zu zeigen, dass du hier weit ausholen und 'herumspinnen' kannst. Die Pointe (falscher Paketdienst) wird stärker, wenn die beiden länger am falschen Ende doktern und sich spät rausstellt, dass sie sinnloserweise auf der falschen Fährte waren.

Siehe feurigs Plotidee:

eine Nachricht bekäme, dass ihr das Paket nicht zugestellt werden kann, weil sie nicht zuhause erreichbar war, aber beim Blick aus dem Fenster - wegen dem Wetter - gesehen hat, dass das Lieferauto an ihrem Haus vorbeifährt, sich daraufhin auf die Jagd nach ihrem Paket begibt und letztlich mit leerem Akku triefend nass eine zu große Winterjacke in den Händen hält.
Hier betreibt die Prota großen Aufwand (schön ausholen) - verfolgt Lieferauto, Lieferauto ist aber das verkehrte, Telefonat um rauszufinden, wo das Ding ist, usw. - und am Ende passt ihr die Jacke nicht.

Das ist wie bei diesem Witz, wo ein Polizist einem Betrunkenen hilft, unter einer Laterne nach dessen Haustürschlüssel zu suchen. Sie kriechen herum, der Polizist fragt nach Farbe und Größe des Schlüssels, sie gehen den Weg ab und suchen, kommen wieder zurück, bis der Polizist am Schluss fragt: "Sind Sie sicher, dass Sie ihn hier verloren haben?" und der Betrunkene antwortet: "Nein, verloren hab ich ihn da hinten im Gebüsch, aber da ist es zu finster zum Suchen."

 

Hallo FlicFlac,

möchte mich schon mal bedanken für deinen tollen Kommentar.

Die Humorstellen sind jetzt besser, jedoch (bitte nicht grollen) - du könntest noch weiter ausholen.

Oh nein!
:D

Wenn der Text zu lang wird, kürz die weniger wichtigen Sachen (Beschreibungen von Umgebung z. B.) weiter.
:thumbsup:

Siehe feurigs Plotidee:
eine Nachricht bekäme, dass ihr das Paket nicht zugestellt werden kann, weil sie nicht zuhause erreichbar war, aber beim Blick aus dem Fenster - wegen dem Wetter - gesehen hat, dass das Lieferauto an ihrem Haus vorbeifährt, sich daraufhin auf die Jagd nach ihrem Paket begibt und letztlich mit leerem Akku triefend nass eine zu große Winterjacke in den Händen hält.
Hier betreibt die Prota großen Aufwand (schön ausholen) - verfolgt Lieferauto, Lieferauto ist aber das verkehrte, Telefonat um rauszufinden, wo das Ding ist, usw. - und am Ende passt ihr die Jacke nicht.
Ja, verstehe mittlerweile, was gemeint ist, FlicFlac und @feurig
Selbst der Aufwand, die falsche Jacke zu bekommen, ist schon enorm.

Allerdings sollte das zusätzliche Fiasko mit dem Unwetter und Akku erst später kommen, nicht schon am Anfang.
Mir schwebt da eine Idee durch den Kopf. Dass Tina, noch in Morgenmantel und Pantoffeln, die Zeitung aus dem Briefkasten holt (um ein wenig drin zu blättern, während ihre Haare trocknen) und dabei eine Benachrichtigung des Paketdienstes findet, sie sei nicht angetroffen worden. Sie sieht den Wagen noch gegenüber stehen, eilt rüber ...

Deine Idee mit dem Auseinanderschrauben des Scanners ist super. Ich habe mich total schlapp gelacht, FlicFlac. :rotfl:

Ich nutze das Wochenende und gehe noch mal durch den Text. Da ist tatsächlich noch einiges herauszuholen.

Vielen Dank und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo @FlicFlac und @feurig

ich habe eure Ideen eingebaut. Die anfängliche Jagd nach dem Auto, das Zerlegen des Scanners in seine Einzelteile, andere Kleinigkeiten und auch noch ein weiteres Dilemma: die Sache mit dem Morgenmantel und dem …. Oh je.

Es hat mir Spaß gemacht, mich inspirieren zu lassen und die neuen Szenen einzubauen. Der Text ist um fast ein Drittel gewachsen. Oh je.

Vielen Dank nochmals und einen tollen Samstag. :thumbsup:

Liebe Grüße, GoMusic

 

Hallo @GoMusic ,

tut mir leid, dass du so lange warten musstest, aber jetzt steht meinem Feedback nichts mehr im Weg!
Es wird dich nicht überraschen, dass mir der Anfang sehr gut gefällt ;)
Meinen Humor trifft das. Es ist skurill, ein bißchen drüber, aber letztlich ist sie siegreich. Für einen Moment. Das mit dem Schlüssel gefällt mir richtig gut, aaaber :shy:

Der Fahrer macht große Augen, hupt, fuchtelt wild herum. Die Scheibenwischer gehen an, Tina rückt die Kapuze gerade und schnürt den Gurt des Morgenmantels zu. Sie durchfährt ein schrecklicher Gedanke: hat sie ihren Hausschlüssel dabei? Panisch tastet sie die beiden Seitentaschen ab.
Ich würde mir wünschen, ich könnte noch schön verfolgen, wie sie dem Fahrer ihr Paket aus den Händen reißt und triumphierend abmarschiert. Vielleicht klatschen sogar einzelne Passanten. Bis sie ein Stück weg ist und nur noch irritiert angeguckt wird und dann auch noch bemerkt, dass sie ja den Schlüssel vergessen hat. Hoher Triumph -> tiefer Fall.
Nachdem sie erneut geduscht, die Füße mit Schmerzsalbe eingerieben, sich fertig angezogen und geschminkt hat, überlegt sie, wie sie ihrer Nachbarin für die Umstände, die sie ihr bereitet hat, eine kleine Freude bereiten kann.
Hier hattest du mich für einen Moment verloren, denn gerade eben sind wir noch voll in der Action, sogar noch vor der Paketübergabe und dann sind wir in einer Rückblende. Ich gehe davon aus, dass du hier Text einsparen wolltest, aber vielleicht geht das ja eher an einer anderen Stelle?
Hereinlassen wollte sie die nasse und halbnackte Tina per se nicht in ihr Haus. Der neue, schöne Teppich im Eingangsbereich.
Nass klingt hier so, als wäre sie pitsch-patsch-nass, aber das ist für mich irgendwie über meiner Ja-kann-passieren-Grenze.
Erschwerend kam hinzu, dass Tina die ganze Zeit der Duft frischer Brötchen in die Nase strömte, die in eine der Taschen steckten, die noch immer umgestürzt vor der Tür lagen.
Warum hebt sie die eigentlich nicht auf?
Beim Öffnen des Kartons reißt sich an einem Falz den Fingernagel ein. Der Tag fängt schon mal gut an.
Na ja, der Morgen läuft ja schon ein bisschen, allerdings ist es ja immer noch morgens und ...
„Wissen Sie, mein Handy ist leer und ..."
... ein iPhone 11 hat genug Akku für
Videowiedergabe: Bis zu 17 Stunden
Videowiedergabe (gestreamt): Bis zu 10 Stunden
Audiowiedergabe: Bis zu 65 Stunden
Und gerade bei Induktion ist es ja eher verbreitet, Abends das Gerät auf der Induktionsplatte abzulegen. Vielleicht könntest du hier noch einbauen, warum das Smartphone so leer ist. z.B. war die Induktionsplatte nicht eingesteckt und sie hat nur noch 10% Akku. Sie nimmt das in Kauf, weil sie ja eh nur ein paar Minuten unterwegs ist und läuft damit wissentlich in das Akku-Versagen. Höhere Fallhöhe :)
„Ah, iPhone 11. Induktion. Geben Sie mal her! Möchten Sie solange einen Kaffee?“
Sehr schöner Silversurfer :thumbsup:
Eine Viertelstunde später steigt sie aufs Rad
Wenn das iPhone 11 im Schnellladevorgang geladen wird (18W Netzteil und original Apple Lightning Kabel) braucht es 1,5 Stunden für 50% Akkuleistung. Das ist zwar schnell, aber ...
Erleichtert holt Tina ihr Smartphone hervor. Voll aufgeladen.
Das ist nach einer Viertelstunde doch ziemlich realitätsfern. Eigentlich gewinnst du dadurch auch nichts, denn sie scheitert ja eh an der App, da kann das auch schon früher passieren, eben indem sie gar nicht die App runterladen kann, weil das Smartphone wieder keinen Saft hat.

Verkaufen Sie Kopfbedeckungen?“
Zähneknirschend bezahlt sie neunzehn Euro fünfundachtzig für eine farbenfrohe Wollmütze, die zwar warm, aber auch wie selbst gehäkelt aussieht und kein Preisschild aufweist.
I like!

„Auch so ne billige China-Ware? Jetzt sagen Sie mir nicht, im Hinterzimmer wartet ihr Sohn mit seinem Brecheisen!“
Und das auch :)

„Zeigen Sie mal!“, sagt die Frau, stellt sich neben Tina und schaut hoch. „Hat das Android?“
„Ich hab Induktion.“
„Genug Speicher haben Sie aber?“
:lol:

Kommen wir zum Ende der Geschichte. Zu deiner Beruhigung, ich finde sie nicht zu lang. Ich folge deiner Protagonistin jetzt gerne auf ihrem Weg der Eskalation, wenngleich Horst für mich trotz seiner enormen positiven Silversurfer-Qualitäten eher in den unteren Bereich sickert. Die Szene ist zwar nett und so - wir haben hier das "Flohmarktlädle" mit einem sehr konsequent auf den Empfänger achtenden Besitzer, an den ich automatisch denken muss -, aber wirklich humoristisches passiert bei Horst nicht, es bleibt eher das unangenehme Gefühl hängen, dass deine Protagonistin hat und das (für mich) nicht so viel zur Leichtigkeit einer humoristischen Geschichte beiträgt. Der Rülpser durch das Käsebrötchen ist immer noch gut, aber die Vorarbeit zu diesem ist schon beträchtlich.
Eventuell könntest du Horst auch überspringen und das Akku-Versagen bis zur App-herunterlade-Station hinauszögern. Damit könntest du den Anfang um die Rückblende erleichtern ohne wirklich verlängern zu müssen. Und wenn du nicht schon genug (von mir) hast, könntest du sogar noch eine letzte Station hinzufügen.
Tina kommt an einem hübschen, heimeligen Café vorbei, wo sie sich endlich einen Cappuchino und ein leckeres Croissant leistet, wegen ihrer patschnassen Jacke bemitleidet wird und sogar ihr iPhone aufladen darf und dann das Schild entdeckt, dass das Café als DHL-Rücksendezentrum ausweist. Nur dass sie jetzt die Jacke sicher nicht mehr zurückschicken kann :shy:

Liebe Grüße
feurig

 

Hallo Gomusic,


Endlich hat mal jemand den Finger auf die Wunde gelegt. Ich finde es nicht normal, dass die Läden schließen und alle Leute nur noch über das Internet bestellen. Es schadet der Hauptfigur gar nichts, dass sie durch friert und nass wird und letztendlich ihre Jacke behalten muss. Vielleicht löst das ja ein Umdenken aus. Das mit der Bestellerei geht ja nicht ewig so weiter. Die Müllberge, die verstopften Straßen, und ich habe auch gehört, dass viele Sachen, die zurückgesendet werden, einfach geschreddert werden, da sonst der Aufwand zu groß ist. Wenn ich mir diese Verschwendung vorstelle, bricht mir das Herz.

In meiner Gegend in Berlin gibt es eigentlich keine Läden mehr, nur noch einen Supermarkt. Geschockt hat mich, als die Vietnamesin, die Töpfe, Schreibblöcke, Kurzwaren usw. im Angebot hatte, vor ein paar Jahren ebenfalls geschlossen hat. Wenn ich einen Schreibblock kaufen will, muss ich ein paar Stunden einkalkulieren. Ich brauche eine Neonröhre, aber ich muss dafür wohl anderthalb Stunden stramm in die Pedale treten, nur die Hinfahrt, oder noch länger mit den Öffentlichen fahren, da auch der kleine Baumarkt hier in der Nähe dichtgemacht hat. Aus dem Kaufhaus am Ostbahnhof ist Zalando geworden. Das spricht wohl für sich. Ich habe schon im Internet rum recherchiert, wo ich einen elektrischen Schnellkochtopf offline kaufen kann. Es sieht nicht gut aus. Vielleicht hat ein Supermarkt ja mal welche im Angebot. Früher gab es hier noch Händler für elektrische Haushaltsgeräte. Man wurde beraten und hatte Auswahl. Das ist lange Geschichte.

 

Hallo Frieda Kreuz,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Endlich hat mal jemand den Finger auf die Wunde gelegt
Ja, genau. Zwar alles sehr extrem und teilweise fiktiv, aber stimmt schon.


Ich finde es nicht normal, dass die Läden schließen und alle Leute nur noch über das Internet bestellen
Der Online-Anteil wird sich aber noch weiter vergrößern. Die Kunden haben das Internet in der Lockdown-Phase schätzen gelernt, die Händler investieren mehr und mehr in Webshops, die Auswahl in den sog. Marketplaces wächst, mehr Lieferwagen, verstopfte Straßen, Fahrermangel usw.

Die Unternehmen nutzen Infrastrukturen, das größte aller zahlt kaum oder keine Steuern in Deutschland. Hilft da der 1-Euro-Aufschlag je Sendung, der mal Thema war, der in die Kasse der Kommune fließen soll?


und ich habe auch gehört, dass viele Sachen, die zurückgesendet werden, einfach geschreddert werden, da sonst der Aufwand zu groß ist.
Habe mal gehört, dass jede Retoure dem Unternehmen um die 30 Euro kostet.
Die Firmen richten speziell eigene Rücksendungszentren in Billiglohn-Ländern ein. Tatsächlich kann ein großer Teil der Ware nicht mehr weiterverwendet werden.
Traurig. Aber Realität.


Es schadet der Hauptfigur gar nichts, dass sie durch friert und nass wird und letztendlich ihre Jacke behalten muss. Vielleicht löst das ja ein Umdenken aus
Hast recht. Die Geschichte hört da auf. Wie sie sich in Zukunft verhält, wissen wir nicht.

Hast du neben den allgemein thematischen auch textuelle Anmerkungen zur Geschichte?
Würde mich freuen, vielleicht auch dazu etwas von dir zu hören.

Vielen Dank, Frieda,


Hallo @feurig

schön, erneut von dir zu hören.

Mir sind gestern Abend viele Ideen durch den Kopf gespukt, die ich sofort umgesetzt habe.

Habe mich dabei teilweise selbst schlappgelacht, so dass ich befürchte, auf einer albernen Schiene gelandet zu sein und ich erstmal drüber schlafen musste, bevor ich da heute mit klarem Verstand weiter dran arbeite. :D

Schön, dass du die Geschichte nicht zu lang findest. Nach der Überarbeitung werde ich dir das noch austreiben :lol:

Danke auch vorab für die Recherche bzgl. Akku-Laufzeit. Ja, das sollte schon richtig dargestellt werden.

Bis später.

Euch beiden einen schönen Tag und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo feurig,

Es wird dich nicht überraschen, dass mir der Anfang sehr gut gefällt ;)
Meinen Humor trifft das. Es ist skurill, ein bißchen drüber, aber letztlich ist sie siegreich. Für einen Moment. Das mit dem Schlüssel gefällt mir richtig gut, aaaber :shy:
:)
Danke dafür, auch für das aaaber

Ich würde mir wünschen, ich könnte noch schön verfolgen, wie sie dem Fahrer ihr Paket aus den Händen reißt und triumphierend abmarschiert.
Das hat mich inspiriert. Vielen Dank.
Der Anfang, die neue Szene mit dem Paketauto, ist nun ein wenig aus der Kontrolle geraten.

Bin gespannt, wie das ankommt.

Ich gehe davon aus, dass du hier Text einsparen wolltest, aber vielleicht geht das ja eher an einer anderen Stelle?
Ja genau, Rückblende ist nun weg. Sie erlebt es live, bei zwei Nebenfiguren habe ich ein paar Zeilen eingespart. Mehr Text ist es also dadurch nicht geworden.

Nass klingt hier so, als wäre sie pitsch-patsch-nass, aber das ist für mich irgendwie über meiner Ja-kann-passieren-Grenze.
Stimmt. Richtig nass ist sie ja noch gar nicht.
Das erlebt sie ja erst später :-)

Zu deiner Beruhigung, ich finde sie nicht zu lang.
:thumbsup:

wenngleich Horst für mich trotz seiner enormen positiven Silversurfer-Qualitäten eher in den unteren Bereich sickert.
Die Szene wurde ein wenig gekürzt, am Ende stellt sich er sich als ein Schlawiner oder als ein erst recht Verwirrter heraus.

Und wenn du nicht schon genug (von mir) hast, könntest du sogar noch eine letzte Station hinzufügen.
Tina kommt an einem hübschen, heimeligen Café vorbei,
Ja, überleg ich mal.
Eigentlich sollte kein Wohlfühl-Happy End kommen :)

Noch mal vielen Dank.
Die Überarbeitung hat mir enorm viel Spaß bereitet.

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo @GoMusic,

gut, dass ich nochmals deine Geschichte komplett gelesen habe und ich muss schon sagen, du hast daraus etwas richtig Feines gemacht. Es passiert viel mehr, wobei der erste Teil deiner Story fast schon für sich genommen ausreichen würde und auch schön skurril ist, aber der andere hat auch mächtig gewonnen.
Die sich durch die gesamte Geschichte ziehende Situationskomik ist dir in seinem Ausbau herrlich gut gelungen, ich fand etliche Stellen, wo ich dachte, Respekt, was er daraus gemacht hat.
Ja, ich kann nur sagen, ich habe großen Respekt vor Autoren, die es schaffen, ihre Geschichten fast neu zu erschaffen. Ich weiß ja selbst wie sturköpfig ich bin und von daher bewundere ich jeden, der sich von seinem Text lösen kann und Neues schaffen kann.
Also alle Achtung! Gut gemacht!

Klar, hab ich beim Lesen so hie und da auch was gefunden, was ich anzumerken habe bzw. zum Verändern vorschlage:

stellt sie sich schließlich vor dem Wagen
Ich bin jetzt nicht so der Grammatikfreak, aber mein Grammatikbauchgefühl sagt mir, es müsste DEN heißen.
Der Passant mit dem Handy und Tina folgen ihm zur Beifahrerseite,
Super, den nochmals zu erwähnen, ich mag das sehr, wenn Randfiguren wieder ins Spiel gebracht werden, kommt gleich noch eine Stelle bei dir, wo das so ist.
und reißt dem Mann an der Jacke.
Hm...auch hier möchte mein Grammatikbauchgefühl ein DEN schreiben.
Unentwegt schlägt er mit seinem Gehstock gegen die Karosserie.
Herrlich, ich hab den Mann direkt vor Augen. Ich mag die vielen Details, die du hier eingebaut hast.
Ein DHL-Transporter hält am Stauende, wendet umständlich auf dem Bürgersteig,
Haha, der hat vermutlich den Schrecken im Gesicht während er fluchtartig wendet. Gute Szene und eine zum Lachen.
„Da ist noch so einer!“, ruft jemand und läuft dem gelben Auto hinterher, das mit quietschenden Reifen die Flucht ergreift.
Super! Die Meute wird aktiv. Klasse Beschreibung in dieser Kürze und ausreichend lang genug, um Humor zu erzeugen.
Der Applaus wird frenetisch, als Tina endlich ihr Paket wie eine Trophäe in die Höhe hält und durch das Spalier hochgereckter Arme schreitet. Schulterklopfen, Selfies. Tina genießt das Bad in der Menge.
Ja und hier finde ich einfach super, dass du die Szene fast schon satirisch auf die Spitze treibst. Echt gelungen!
findet einen Pantoffel.
Genau hier, du nimmst den einen Pantoffel wieder auf. Sehr gut.
Das Paket klemmt sie unter dem Arm,
Du weist was ich gleich hier schreiben werde: DEN
„Ich trage jetzt Blond“, sagt Tina und wühlt sich durchs Haar
Haha...sehr schöner Satz und damit bringt sie die alte Nachbarin fast soweit, dass diese sie nicht mehr erkennt. Man fiebert an dieser Stelle sehr mit Tina mit.
„Ich hab ihn gleich. Ich hab ihn gleich“, wiederholt Frau Bramscheid mantraartig.
Klasse! Feine kleine Spitze, die gut passt.
, ein Schwedenrätsel-Magazin.
Gut die alten Leutchen beobachtet.
Doch da kümmert die sich später drum.
Hier würde ich schreiben "Doch da kümmert sie sich später drum."
Dann zaubert sie sich halt selbst ein schönes Frühstück!
Ja, aber ich würde an dieser Stelle noch hinzufügen, dass ihr langsam der Magen auf halb acht hängt. Das wäre dann so eine Art Vorspann schon für die Situation, dass sie sich dieses eklige Käsebrötchen antun mag.
“ Er nestelt an seinem Hörgerät, für kurze Zeit gibt es ein pfeifendes Geräusch von sich.
Klasse! Ich sehe ihn vor mir, diesen Mann.
Schmunzelt zupft er an den Hosenträgern.
Schmunzelnd oder Er schmunzelt, zupft an ....
Sie wischt verblasste Lippenstiftreste vom Tassenrand und nippt am Kaffee.
Igitt wie eklig.
Bitter und lauwarm.
Vielleicht noch hinzufügen, dass es dieses Bitter ist, das geschmacklich entsteht, wenn man den Kaffee stundenlang in der Aufwärmglaskanne lässt? Würde hier gut passen.
Achso und wie wär es, wenn er deswegen mit dem Daumen das Käsebrötchen fixiert, weil sich die Käsescheibe schon an den Rändern ausgetrocknet hochgebogen hatte? Nur mal so als Vorschlag.
ls die Frau mit zwei Cappuccini zurückkehrt, stößt sie gegen ihre auf dem Boden hockende Tochter. Die Heißgetränke schwappen über, Dietlinde fallen Bauelemente aus den Händen.
„Pass doch auf, Mama! Jetzt hast du alles durcheinander gebracht!“, brüllt Diethild und wühlt durch dutzende Einzelteile.
Was für eine gelungene Szene. Herrlich.
„Was heißt das, du kannst es nicht mehr zusammenbauen?“
Stand ja auch schon in deiner ersten Fassung, aber nun würde ich glatt sagen: Tina hinterlässt, wo sie ist, erstmal eine Schneise der Verwüstung. Breites Grinsen ist da angesagt.
Laternenlicht springt an. Eine Katze verzieht sich in einen düsteren Hauseingang. Autos schleichen vorbei, Scheibenwischer kämpfen gegen das Nass an. In der Ferne donnert es.

Plötzlich schießt direkt neben ihr ein Auto durch eine Pfütze, groß wie ein See. Fontänen schießen empor.
Hm...zweimal schießt/schießen. Aber ich bin immer mehr für Genauigkeit. Der Wagen rast mit Tempo durch eine Pfütze und dann schießt ja nicht eine Fontäne empor, sondern es ist so ein großflächiges Platschen eines Wasserschwalls. Vielleicht magst du damit etwas anfangen? Schießen ist so gezielt und wenig Wasser.
Von Wassermassen überspült bleibt das einzig’ Trockene am Körper ihre Unterhose.
Nö! Widerspreche. Es bleibt noch nicht mal ihre Unterhose trocken. So würde ich es darstellen. Sonst fragt man sich, wie dieses physikalische Wunder entstehen konnte, dass sie ihre Büx trocken behält.
Dann bekommt sie halt Pralinen.
Nein, in dieser Situation denkt Tina garantiert nicht an Pralinen und Ersatzgeschenk für die alte Nachbarin. Sie denkt eher, was für ein Widerling dieser Typ in seinem Kiosk war und wird stink wütend. Aber gute Idee, auch die Sache mit den Rätselheften noch gegen Tina laufen zu lassen. Klasse!

Fazit: Total gelungene Geschichte mit hohem Humorfaktor.
Und jetzt gefällt sie mir richtig gut!:thumbsup::D:thumbsup:

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita,

gut, dass ich nochmals deine Geschichte komplett gelesen habe und ich muss schon sagen, du hast daraus etwas richtig Feines gemacht.
Ja, finde ich auch gut, dass du wieder reingeschaut hast.
Und danke fürs Lob. Ist ja jetzt so viel Lob im Kommentar, dass ich schon fast erröten muss.

Es passiert viel mehr, wobei der erste Teil deiner Story fast schon für sich genommen ausreichen würde und auch schön skurril ist, aber der andere hat auch mächtig gewonnen.
Ja, das dachte ich auch zuerst. Die "Vorgeschichte", bis sie das Paket erhält, ist in sich schon eigenständig, dass es schwierig wird, das so bis zum Ende hin durchzuziehen. Aber gut, dass du meinst, der Rest hätte auch hinzugewonnen. Dann hält sich das in etwa die Waage und die Story rutscht nicht ab.


Die sich durch die gesamte Geschichte ziehende Situationskomik ist dir in seinem Ausbau herrlich gut gelungen, ich fand etliche Stellen, wo ich dachte, Respekt, was er daraus gemacht hat.
:bounce:

Super, den nochmals zu erwähnen, ich mag das sehr, wenn Randfiguren wieder ins Spiel gebracht werden, kommt gleich noch eine Stelle bei dir, wo das so ist.
Ich mag das auch. Habe mich beim Schreiben darüber schlapp gelacht, dass die Randfigur etwas zusammen mit Tina macht, also kurz wieder in erster Reihe erscheint.

Unentwegt schlägt er mit seinem Gehstock gegen die Karosserie.
Herrlich, ich hab den Mann direkt vor Augen. Ich mag die vielen Details, die du hier eingebaut hast.
Der musste einfach sein.


Ein DHL-Transporter hält am Stauende, wendet umständlich auf dem Bürgersteig,
Haha, der hat vermutlich den Schrecken im Gesicht während er fluchtartig wendet. Gute Szene und eine zum Lachen.
Die Idee, noch ein weiteres Paketauto einzubauen kam durch den Kommentar bzw. meine Antwort an @Frieda Kartell , als es um das Thema der vollgestopften Straßen wegen der Pakete ging.
Und schon bekommt auch ein anderes Paketunternehmen sein Fett weg :Pfeif:


„Da ist noch so einer!“, ruft jemand und läuft dem gelben Auto hinterher, das mit quietschenden Reifen die Flucht ergreift.
Super! Die Meute wird aktiv. Klasse Beschreibung in dieser Kürze und ausreichend lang genug, um Humor zu erzeugen.
Ja, die Meute sollte nicht nur Herumstehen und Schreien. Einige der Leue werden aktiv, wie diese hier oder später, wenn sich alle Mann noch mit ins Auto reinquetschen und in den Kartons herumwühlen, versuchen, das Auto umzukippen. Andere laufen ja sogar noch mit ihrer Beute davon :lol:


.
Der Applaus wird frenetisch, als Tina endlich ihr Paket wie eine Trophäe in die Höhe hält und durch das Spalier hochgereckter Arme schreitet. Schulterklopfen, Selfies. Tina genießt das Bad in der Menge.
Ja und hier finde ich einfach super, dass du die Szene fast schon satirisch auf die Spitze treibst. Echt gelungen!
Danke sehr.
Ich könnte fast jeden Satz von dir zitieren und ihn abfeiern. Ich beende das mal hier. Habe mich natürlich über all deine Hinweise sehr gefreut.

aber ich würde an dieser Stelle noch hinzufügen, dass ihr langsam der Magen auf halb acht hängt. Das wäre dann so eine Art Vorspann schon für die Situation, dass sie sich dieses eklige Käsebrötchen antun mag.
Gekauft!

Vielleicht noch hinzufügen, dass es dieses Bitter ist, das geschmacklich entsteht, wenn man den Kaffee stundenlang in der Aufwärmglaskanne lässt? Würde hier gut passen.
Auch gekauft!

Achso und wie wär es, wenn er deswegen mit dem Daumen das Käsebrötchen fixiert, weil sich die Käsescheibe schon an den Rändern ausgetrocknet hochgebogen hatte? Nur mal so als Vorschlag.
Das auch.
Habe deine Vorschläge gerne übernommen und sie so ähnlich eingebaut.
Danke auch für die gefundenen Fehler.

aber nun würde ich glatt sagen: Tina hinterlässt, wo sie ist, erstmal eine Schneise der Verwüstung.
Ja, genau so könnte man Tina beschreiben.
Wenn ich noch die Idee von @feurig einbauen würde, nämlich dass sie am Ende ein gemütliches Café erreicht, müsste dort auch alles im Chaos versinken. :D


Hm...zweimal schießt/schießen.
Habe das mit dem Wasser angepasst.


Nö! Widerspreche. Es bleibt noch nicht mal ihre Unterhose trocken.
Auch wahr.


Nein, in dieser Situation denkt Tina garantiert nicht an Pralinen und Ersatzgeschenk für die alte Nachbarin. Sie denkt eher, was für ein Widerling dieser Typ in seinem Kiosk war und wird stink wütend.
Guter Hinweis. Jetzt merkt sie erst, was für ein Widerling dieser Horst ist.


Fazit: Total gelungene Geschichte mit hohem Humorfaktor.
Und jetzt gefällt sie mir richtig gut!:thumbsup::D:thumbsup:
Vielen Dank noch mal.

Nachdem ich deinen Kommentar gestern Abend gelesen habe, bin ich später mit einem lächelnden Gesicht eingeschlafen.

Wünsche dir ein tolles Wochenende.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Hallo @GoMusic ,

das freut mich, dass du dich freust. Ähm...klingt irgendwie banal, aber ist halt so. :lol:
Verdient ist verdient.

Weshalb ich nochmals hier bin:

Wenn ich noch die Idee von @feurig einbauen würde, nämlich dass sie am Ende ein gemütliches Café erreicht, müsste dort auch alles im Chaos versinken. :D
Spannend. Das Erreichen eines gemütlichen Cafés wäre ja nicht das Problem, aber ich hätte grad nur geringe Ideen, was sie denn da für ein Chaos anrichten könnte, denn es müsste ja doch in gewissem Zusammenhang mit ihrer Odysee in Sachen Paket sein, nicht wahr?
Mir fiele grad nur ein, dass sie ja patschnass ist und wenn man sich mit sowas auf gepolsterte Stühle setzt, ist das irgendwie nicht gut. Aber das ist ja noch lange kein Chaos.

Also ich wäre total gespannt, wenn du da noch was dazu pinselst. Sag bloß Bescheid, falls es passieren sollte, damit ich es nicht verpasse. Good luck!

Lieben Gruß und dir natürlich auch ein feines Wochenende

lakita

 

Ein Fußgänger ist stehen geblieben, zückt sein Handy, filmt.

‚Café chez Horst‘

Wieso glaub ich spätestens bei der Nennung des
‚Café chez Horst‘
an Krömer, der doch Kurt heißt?, - und wie schnell heutzutage das Recht am eigenen Bild unterlaufen wird, aber auf jeden Fall hat der Ausbau der Geschichte nicht geschadet, wie ich finde,

lieber GoMusic,

aber wie jeder Änderung drohen auch hier andere, neue Fußfallen, wie bei dem Pantoffel

Fluchend schmeißt sie den verblieben[...]en Pantoffel hinterher, streckt beide Zeigefinger in die Luft und folgt dem Wagen auf nackten Sohlen.

Tina zieht sich die Kapuze tiefer ins Gesicht.
Nicht unbedingt falsch, aber mal ernstlich, wem könnte Tina da gerade noch die Kapuze ins Gesicht ziehen wollen?

Ein älter[er] Herr stellt seinen Rollator ab, humpelt heran und ruft:

Beim Öffnen des Kartons reißt [sie] sich an einem Falz den Fingernagel ein.
aber auch hier ist das Reflexivpronomen an sich entbehrlich
Schmun[...]zel[n]d zupft er an den Hosenträgern.

„Pass doch auf, Mama! Jetzt hast du alles durcheinander gebracht!“, brüllt …
„durcheinanderbringen“ zusammen

Ein gewaltiger Wassersch[w]all platscht auf.

Gruß aufe annere Rheinseite vom

Friedel

 

was sie denn da für ein Chaos anrichten könnte, denn es müsste ja doch in gewissem Zusammenhang mit ihrer Odysee in Sachen Paket sein, nicht wahr?
Funktioniert wahrscheinlich nur, wenn vorher nicht schon alles aufgeklärt ist. Wenn sie die App im letzten Dhl Shop nicht herunterladen konnte, könnte das Café ihre letzte Station für die Retoure sein, wenn dieses auch zufälligerweise ein DHL Shop ist. Mit gesteigerten Startbedingungen. Durchnässte Jacke, kein Karton, kein Saft im Akku und kein Aufkleber. :Pfeif:

LG
feurig

 

Hallo Lakita,

Danke fürs erneute Reinschauen.

Wenn ich noch die Idee von @feurig einbauen würde, nämlich dass sie am Ende ein gemütliches Café erreicht, müsste dort auch alles im Chaos versinken. :D
Spannend. Das Erreichen eines gemütlichen Cafés wäre ja nicht das Problem, aber ich hätte grad nur geringe Ideen, was sie denn da für ein Chaos anrichten könnte, denn es müsste ja doch in gewissem Zusammenhang mit ihrer Odysee in Sachen Paket sein, nicht wahr?
Mir fiele grad nur ein, dass sie ja patschnass ist und wenn man sich mit sowas auf gepolsterte Stühle setzt, ist das irgendwie nicht gut. Aber das ist ja noch lange kein Chaos.
Ja, das sollte dann tatsächlich etwas mit dem Paket zu tun haben.

Also ich wäre total gespannt, wenn du da noch was dazu pinselst.
Ich melde mich, wenn es soweit sein sollte.


Hallo Friedel,

danke auch dir fürs Reingucken und das Aufspüren neuer Fussel.

Wieso glaub ich spätestens bei der Nennung des
‚Café chez Horst‘
an Krömer, der doch Kurt heißt?
Stimmt, habe die Sendung mal gesehen :)


und wie schnell heutzutage das Recht am eigenen Bild unterlaufen wird,
Ist leider so.
Zuletzt auf dem St. Martins-Fest im Kindergarten kurz vor dem Auftritt der singenden Kinder: "Bitte machen Sie keine Fotos! Wir machen welche. Sie bekommen die von uns."
Was passiert? Alle zücken ihre Handys und filmen und fotografieren um die Wette ...

aber auf jeden Fall hat der Ausbau der Geschichte nicht geschadet, wie ich finde,
Danke.

Gruß aufe annere Rheinseite vom
Gruß zurück!


Hallo FlicFlac,

Danke für deinen erneuten Besuch und den Dauen-Hoch.
Ich befürchte nur, dein Kommentar wird durch Moderatoren noch gelöscht, da hier keine puren Daumen-Hoch-Kommentar ohne weiteren Text erwünscht sind. :Pfeif:
Vielleicht willst du ihn schnell noch editieren/erweitern? ;)


Hallo feurig,

Danke für deinen Kommentar.

Funktioniert wahrscheinlich nur, wenn vorher nicht schon alles aufgeklärt ist. Wenn sie die App im letzten Dhl Shop nicht herunterladen konnte, könnte das Café ihre letzte Station für die Retoure sein, wenn dieses auch zufälligerweise ein DHL Shop ist. Mit gesteigerten Startbedingungen. Durchnässte Jacke, kein Karton, kein Saft im Akku und kein Aufkleber. :Pfeif:
Das ist eine gute Idee.
Kennst du die Szene aus einer Mr. Bean-Folge, wo Mr. Bean sich auf dem Klo seine Jacke oder sein Hemd am Händetrockner trocknet?
So ungefähr stelle ich mir Tina in dem Café vor, wenn sie sich entscheidet, ihre Winterjacke doch noch umzutauschen. Und als Verpackung anstelle des zerfetzten Kartons nimmt sie einen völlig beschmutzten Müllbeutel aus dem WC, den sie vorher noch ausschüttet und danach mit Wasser ausspült :lol:
Ja, da gäbe es noch einiges zu schreiben ...

Wünsche euch allen einen tollen Sonntag.
Liebe Grüße, GoMusic

 

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