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Paul

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04.12.2008
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Paul

Paul hieß er und schien meinen Bravo-Poster-Phantasien entsprungen. So als hätte Gott ihn ganz genau und sauber aus der Bravo ausgeschnitten, das Papier auf Hochglanz poliert und dabei die unschönen Ecken und Kanten weggeschnippelt. Er war einfach umwerfend und ich wunderte mich, dass er mir bisher nicht aufgefallen war. Schließlich musste er wie ich Informatik studieren, da er die Grundveranstaltung des 3. Semesters hörte - bei Frau Schieb-Meier. Man muss dazu sagen, dass wohl genau diese Vorlesung dazu geführt hatte, dass er und meine anderen Mitkomilitonen (oder soll ich besser Mitleidende sagen?) mir zum ersten Mal genauer auffielen. Im Gegensatz zu den anderen Vorlesungen, die man als Informatikerin über sich ergehen lassen musste, gab Frau Schieb-Meier ein Skript heraus, das läppische 4,45 Euros kostete und all ihre gedanklichen Ergüsse enthielt. Zuerst sah ich das als Glückssituation an. Bei anderen Profs konnte man nur von Glück reden, wenn sie überhaupt irgendetwas oder nur Ansätze ihrer Gedanken in einem einleuchtenden Tafelbild niederlegen würden. Auf diese Art und Weise musste man entweder sehr aufmerksam sein und ein photographisches Gedächtnis haben oder wie ich wie wild mit schreiben und jedes Wort aufsaugen, wie Buchstaben in einer Buchstabennudelsuppe.

Aber das entfiel bei Frau Schieb-Meier. Da gab es ja das Skript - JippieJeiJeah. Wie sich aber herausstellte, schien dieses Skript das Erste zu sein, dass sie jemals verfasst hatte und die gute Frau dozierte schon seit etwa 10 Jahren (so sah sie auf jeden Fall aus). Das Skript war voller Rechtschreibfehler und an manchen Stellen total veraltet - man hatte in den Vorlesungen bei ihr eh das Gefühl die Zeit würde stehen – dennoch war ich mehr damit beschäftigt klitzekleine Notizen in das Skript zu schreiben. Da hätte ich die 4,45 Euro besser in Schokolade investiert.

Die Anwesenheit von Paul linderte diese Tatsache ein wenig. Unter den ganzen anderen Hörern der Vorlesung stach er mir sofort ins Auge; im wahrsten Sinne des Wortes:

Ich saß friedlich in der Vorlesung und korrigierte schmunzelnd einen Fehler im Skript, während Benjamin (mein quasi-bester-Freund) mich zutextete (er hatte im Gegensatz zu mir dieses photographische Gedächtnis), als sich plötzlich ein Finger in mein Auge bohrte. Ich hatte mich so erschreckt, dass ich erst ein paar Sekunden später aufjaulen wollte, bis Paul sich umdrehte und mit seinen strahlend blauen Augen in meinen offenen Mund starrte. Der Schrei blieb aus, aber die Mund stand immer noch offen. Paul grinsteund drehte sich wieder um. Klasse! Dieser Zwischenfall sollte erklären, wieso ich nach 2 Jahren noch immer single bin. Die wenigsten Männer stehen auf Betrachten von weiblichen Backenzähnen, außer sie sind Tierärzte oder Pferdeliebhaber.

Trotzdem, ich fand Paul von dem Tag an richtig toll. Ich sah ihn per Zufall in den folgenden Tagen immer öfter; sei’s in der Mensa oder in der Bibliothek, Paul war überall und ich ihm stets auf den Fersen mit Benjamin im Schlepptau natürlich. Schließlich wollte ich mir nicht alleine die Blöße geben. Zudem rannte ich ihm ja nicht direkt nach, sondern war zufällig gerade da wo er war und musste da auch immer irgendwie hin wo er hin musste und … ja ja ja, ich lief ihm nach…

Mit Paul war es wie mit einem Bauern und seinen Hühnern. Ein Bauer erkennt sein Lieblingshuhn unter Tausenden. Paul war mein Huhn. Ich erkannte ihn an seinem typischen Paul-Gang. Er schlenderte stets mit festen Schritten durch die Menge, die sich scheinbar vor ihm zu teilen schien. Während ich mich mehr oder weniger durch die Meute schieben musste und dabei sicherlich über zig Füße trampelte, glitt er einfach an den Leuten vorbei. Mit gleiten hatte ich es eh noch nie so – ich kann nicht mal Schlittschuh laufen.

Paul trug gerne Jeans und Sweatshirts in allen Variationen. Seine Kleidung war einfach, aber vermutlich würde er sogar in einer Aldi-Tüte umwerfend aussehen. Nachdem mein Blick seinen Gang und seine Kleidung (und seinen vortrefflichen Hintern) erfasst hatte musste mein Blick unweigerlich (von seinem tollen Hintern weg (ich muss den einfach zweimal erwähnen)) auf seine Haare richten. Das eines schönen Tages ich die Haare eines Mannes so anziehend finden würde hätte ich nie gedacht. Meist belächelt man ja diese männlichen Haarmodels aus der Werbung, wie sie mit ihren Ken-like-Frisuren über den Bildschirm flattern bzw. wehen - ich meine, der einzige Grund wieso Barbie Ken nie geheiratet hat war wohl, das Ken mehr Zeit in seine Haare und sein Lächeln investiert hat, als den Müll runter zu bringen.

Bei Paul war alles anders. Seine rot-blonden Haare waren lockig und sahen so aus wie die von dem Typen aus der Fructis-Werbung, wo diese zwei Models Marke ”Ich werd schon fett wenn ich ein Salatblatt schräg angucke“ durch den Regen latschen und ihre Haare noch immer seiden-glatt sind und die von dem Typen locken sich total süß auf; naja - whatever!

Seit Tagen lag ich Benjamin mit Paul in den Ohren. Aber bei Männern konnte Benjamin noch nie wirklich helfen. Mehr als seinen Namen wusste der nämlich auch nicht. Mir musste irgendwas einfallen!

Ich saß also mal wieder in der Vorlesung von Frau Schieb-Meier und Paul saß ein paar Reihen vor mir. Als er in den Hörsaal gekommen war hatte er in meine Richtung geschaut und da wusste ich, heute war der Tag!! Nachdem ich jede einzelne Locke von Paul studiert hatte beschloss ich mich einfach mal mit einem flotten Spruch vorzustellen, endlich über meinen Schatten zu springen - der sich blöderweise schon verdünnisiert hatte. Jetzt oder nie. In einer Woche fingen die Semesterferien an, dann würde ich ihn ne ganze Weile nicht sehen können und er aber dafür viel zu viele Frauen in Bikinis.

Ich ging also nach der Vorlesung in seine Richtung. Lässig packte er sein Skript ein und rieb sich sein stoppeliges Kinn. Sein Sieben-Tage-Bart war der Knüller. Genau das Mittelding zwischen Ich-hab-keinen-Bock-mich-zu-rasieren und Ich-bin-zu-cool-um-mich-zu-rasieren. Ich grinste dämlich und genau in diesem Moment (wann auch sonst, Fortuna) schaute er mich an. Hätte es eine Nahaufnahme meines Gesichts gegeben, hätte man wahrscheinlich den Sabber an meinem Mundwinkel gesehen.

„Hi!“ , sagt er.

Ja, er sagt Hi! bevor ich nur irgendwas gesagt habe. Wow, er ließt meine Gedanken, wir sind Seelenverwandte … das muss Liebe sein!!

”Hallo!“,

hörte ich mich sagen und dann folgt Stille. Weiter hatte ich irgendwie noch nicht geplant; Mist!

”Du bist Janine, oder? Du hast doch gestern mit diesem Benjamin den Vortrag in der anderen Vorlesung gehalten.“

Ich nickte stumm, während mein Gehirn, wie immer in solchen Situationen, damit beschäftigt war den Notausgang zu suchen, anstatt mir irgendwelche guten Tipps zu geben.

Stille …

„Naja, also…wir sind uns ja auch in der letzten Zeit öfters über den Weg gelaufen!“,

sagte er wieder und hätte man das Licht ausgeschaltet, hätte mein hochroter Kopf den ganzen Raum beleuchtet; das nenne ich mal Ökostrom. Wieder beließ ich es bei der nonverbalen Kommunikation, versuchte zu lächeln und nickte. Immerhin schien Paul auch etwas nervös zu sein und knibbelte an seiner Tasche. Doch dann sah er mich wieder an und ich beschloss endlich einen aktiven Part in dieser Unterhaltung einzunehmen. Grade als ich ansetzten wollte sagte Paul:

„Das muss dir jetzt wirklich komisch vorkommen und eigentlich ists auch gar nicht mein Stil, aber ist Benjamin eigentlich dein Freund?“

„Öhm, also ja nee, also“,

stammelte ich ganz überrumpelt,

„also, ja er ist ein guter Freund von mir, aber ich bin quasi noch zu haben.“

„Achso, nee“,

antwortet Paul und ich überlegte mir schon was ich bei unserem ersten offiziellen Date anziehen sollte,

„ist also Benjamin noch zu haben?“

Vermutlich hörte in der Ferne meinen Aufprall, als ich von Wolke sieben direkt auf den Hörsaalboden klatschte. Paul lächelte verlegen und ich hörte mein Hirn leise Ironic von Alanis Morissette anstimmen. Naja, so toll ist Paul nun auch wieder nicht. Paul!? Wer ist eigentlich Paul!

 

Hallo Schaefchen,

sorry, aber die Geschichte fand ich nicht so gut. Also, die Idee ansich war schon okay, nur schreiberisch fand ich es ziemlich holperig.

Ich finde zwar auch die Ich-Perspektive ganz okay, aber diese Yipiiies und Klammerbemerkungen finde ich ein wenig unpassend. Im Sinne von, dass sie meinen Lesefluß schon ziemlich gestört haben. Wie hier z.B:

anderen Mitkomilitonen (oder soll ich besser Mitleidende sagen?
Warum leidend? Das ist einfach nur so eingeworfen ohne es wrklich mit Inhalt zu füllen und steht ziemlich für sich da. Mit anderen Worten: Ist nicht witzig und tut in der Geschichte nicht zur Sache.

Eine weitere Ungeschicklichkeit:

einleuchtenden Tafelbild niederlegen würden.
Tafeln sind normalerweise senkrecht an der Wand: Wie kann man da was drauf niederlegen?

Und hier wieder so ein Klammersatz:

dozierte schon seit etwa 10 Jahren (so sah sie auf jeden Fall aus).
Inwiefern sah sie so aus?

Dann kommen noch einige Rechtschreibfehler hinzu:

stets auf den Versen mit
Paul ist auch noch Dichter? Du meintest vermutlich Fersen ;)

Seelenverwante
Seelenverwandte

den Sabber an meinen Mundwinkel
Sabber an meinen Mundwinkeln oder Sabber an meinem Mundwinkel

Die wörtliche Rede am Ende der Geschichte sieht auch etwas chaotisch aus. Warum ist da jedes Mal eine Leerzeile zwischen?

Gruß
Lemmi

 

Erstmal vielen Dank für deine Kritik. Das ist quasi meine erste Geschichte, die ich veröffentliche und ich bin ganz froh zu sehen was man noch verbessern kann.

Da denkt man alle Rechtschreibfehler nach x-maligem Lesen gefunden zu haben und dann schleichen sich trotzdem noch welche ein :hmm:. Die werde ich natürlich gleich verbessern *peinlich peinlich* .

Was meinst du genau mit "holperig"? Ich habe schon einige Kritiken hier im Forum gelesen und "holperig" wird sehr gerne als Kritikpunkt genannt. Ist damit der Geschichtsfluss gemeint?

Ansonsten nochmals Danke fürs Lesen und Kritisieren ;)

 

Hallo Schaefchen,

mit Holperer meinte ich beispielsweise die Klammerkommentare. Sie sind ja teilweise durchaus gelungen, störten aber meinen Lesefluß. Oder auch die Sache mit der Tafel und dem niederlegen. Da denke ich beim Lesen "Moment mal, das passt doch irgendwie nicht" und schon bin ich von der eigentlichen Geschichte abgelenkt.

Gruß
Lemmi

 

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