Was ist neu

Perspektivenwechsel

Verlorene Seele
Beitritt
23.02.2002
Beiträge
432
Zuletzt bearbeitet:

Perspektivenwechsel

Agentur für Fiction und Fantasie, irgendwo zwischen den Welten.

„Sie wollen hier also anfangen, richtig?“
„Ähm, ja, wie Sie sicher wissen... .“
„Ja, ich weiß, leicht ist es nicht, wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, sich gerade für diesen Job zu bewerben?“
“Na ja, schon mein Großvater hat ... .“
„Glauben Sie ja nicht, dass Sie Vorteile haben, nur weil Sie mal jemanden kannten, der erfolgreich in diesem Geschäft war. So etwas ist hier völlig nebensächlich.“
„Das wollte ich nicht sagen, ich wollte nur erwähnen... .“
„Jaja, unterbrechen Sie mich bitte nicht andauernd. Also, ich gehe davon aus, Sie sind sich der Risiken bewusst, die dieser Beruf mit sich bringt?! Sie werden im Licht der Öffentlichkeit stehen, Sie werden Schöpfer und Herrscher zugleich sein. Manche Menschen werden Sie als Gott ansehen, dass ist für viele einfach ein zu hoher Druck. Haben Sie trotzdem noch Interesse?“
„Ja, in der Tat, das habe ich. Ich wollte noch...!“
„Gut, dann unterschreiben Sie hier... und hier, ja genau, und hier noch mal. Ich heiße Sie herzlich Willkommen als unser Mitarbeiter.“
„Vielen Dank, ich fühle mich geehrt!“
„Wissen Sie, das sagen die meisten am Anfang, aber nach einer gewissen Zeit legt sich auch diese Euphorie.“

Ich-Erzähler

Ich warte. Wie lange ich warte, kann ich nicht sagen. Das ist und bleibt ein Geheimnis. Aber da ich ein geduldiger Mensch zu sein scheine, stört es mich auch nicht. Nur die Haltung nervt mich ein wenig. Ich war gerade mitten im Sprung und musste plötzlich stehen bleiben. Jetzt hänge ich also in der Luft herum. Gerade, als die Zeit aufhörte, zu vergehen, habe ich den Kopf gedreht, um zu sehen, ob es noch hinter mir ist. Es ist! Es wirkt größer denn je, ein Monster aus irgendeiner kranken Phantasie. „Job ist Job.“ sage ich mir. Diesmal kämpfe ich nun mal mit überdimensionalen Riesenwelpen, die allerdings ziemlich niedlich aussehen. Aber mir wurde gesagt, dass ich Angst empfinden muss, wenn ich einem begegne. Also habe ich Angst! Der Schweiß läuft mir, nicht gerade jetzt, weil die Zeit stillsteht, aber ansonsten, in Bächen von der Stirn. Mein Herz, ich verweise erneut auf den Stillstand, schlägt mit hundertachtzig Schlägen die Minute. Die Außentemperatur beträgt dreiundzwanzig Grad Celsius und es schneit. Logik war noch nie seine Stärke, genau so wenig wie Geschmack. Gott sei Dank fehlt mir die Fähigkeit, mich ohne Genehmigung und Idee zu bewegen, geschweige denn zu denken, sonst würde ich hier wohl einiges in Frage stellen. Es gibt also sogar in meinem Beruf eine Art Gewissheit. Eine partielle Gewissheit, möchte ich fast sagen. Meine derzeitige Gewissheit heißt also Stillstand. Also stehe ich still. Besser gesagt, man lässt mich stillstehen.

Auctorialer Erzähler

Er schwebt über der Szenerie wie ein Geist oder vielmehr wie ein Engel. Aber eigentlich ist er nur einer von vielen. Unter sich sieht er diesen riesigen Welpen mit seinen treudoofen Augen und dem niedlichen Gesichtsausdruck. Vor ihm, in einiger Entfernung, dieser Typ, im Sprung erstarrt, eine Säule mitten in der Landschaft. Die ganze Szenerie wirkt auf ihn ziemlich seltsam. Er fragt sich, ob man nicht lieber an einer anderen Stelle ein Pause hätte einlegen können. Er ist unzufrieden mit sich und seiner Umwelt. Wie gerne er jetzt woanders schweben würde, über einem anderen Planeten vielleicht, oder wenigstens über dem Meer. Es ist ihm immer schon lieber gewesen, schöne Landschaften zu beschreiben. „Aber ich kann mir meinen Job ja schließlich nicht aussuchen.“, versucht er sich zu beruhigen. Wenigstens hat er die Gewissheit, für eine riesige Menge zu berichten. Das bringt die Erkenntnis, nicht in der Versenkung zu verschwinden. Auch einer der Vorteile, wenn man schon lange dabei ist und sich auskennt. Viele von seiner Art schaffen es nicht einmal soweit, die meisten verschwinden in irgendwelchen Schubladen oder werden verbrannt. Manche verkaufen sich aber auch einfach nicht gut genug. Ihm wird das nicht passieren, er wird immer etwas zu tun haben, er hat sich hochgearbeitet. Und doch, zufrieden ist er nicht. Die Qualität der Szenen hat nachgelassen in den letzten Jahren, die Beschreibungen, die er abzugeben hat, sind nicht mehr so aufwühlend und spektakulär wie einst. Routine hat sich breitgemacht. Und gerade das macht ihm zu schaffen. Sein Anspruch an sich selbst ist in irgendeiner anderen Landschaft, irgendeiner anderen Zeit verschollen gegangen. Er genügt sich nicht mehr.

Ich-Erzähler

Ich rufe mir in Erinnerung, wie es früher war. Damals war ich neu und aufregend, der Star am Himmel der Helden. Jack Ruby, ein Held für ein ganze Generation. Ich war ein Identifikationsfigur für Massen. Ich war Auslöser für Diskussionen und Revolutionen. Und jetzt? Na ja, ich bin noch immer so jung wie vor zwanzig Jahren. Genau so fit und auch der Erfolg bei Frauen ist noch derselbe. Ich habe mich nicht verändert, ich bin immer noch der Gleiche. Um mich herum beginnt alles zu altern. Alles wird anders, nur ich stehe still. Ich trage dieselben Klamotten, höre dieselbe Musik und habe dieselben Einstellungen. Seltsamerweise stört es mich nicht einmal, es fällt mir nur auf. Vielleicht sollte es mich stören, ich weiß nur nicht, wie ich das anstellen soll. Kann mir ja auch egal sein. Nur manchmal habe ich den unerklärbaren Wunsch, mal die Seite zu wechseln und auch mal nur zu beschreiben, anstatt immer Taten sprechen zu lassen. Es sind immer nur im Hintergrund versteckte Sätze oder Wörter, die mir diesen Wunsch überhaupt ins Bewusstsein rufen. Wenn man es überhaupt Bewusstsein nennen kann. So grotesk es klingen mag, ich bin auf der passiven Seite. Ich tue, was man mir sagt, obwohl ich wahrscheinlich der aktivste Typ auf dem ganzen Planeten bin. Vielleicht in einem anderen Leben?! Wenn ich denn mal einen solchen Auftrag bekommen sollte. Vielleicht wird ja entschieden, dass ich meine Autobiographie veröffentlichen kann. Bis zu meinem endgültigen Ende werden eh noch Jahre vergehen. Ich bin schließlich noch immer Kult. Alter Kult, zugegeben, aber man sieht mich noch. Noch weiß man, wer ich bin, also kann ich noch gar nicht sterben. Das werde ich tun, wenn man es mir sagt. Vorrausgesetzt ich komme hier endlich raus. Doch die Massen wissen nicht, wen sie da verehren. Meine Taten sind edel, gar keine Frage, aber fragt mich jemals ein Mensch, ob ich so sein will?

Auctorialer Erzähler

Armer Junge, denkt er bei sich. Er empfindet wieder dieses Mitleid, nicht häufig, aber da er jetzt schon fast zwanzig Jahre dabei ist, kommt auch das manchmal vor. Er lässt nach. Er weiß genau, wie sich „Jack“ auf der anderen Seite gerade fühlt. Er weiß alles, er spürt die Fragen förmlich auf seiner Seele brennen. Wobei er sich noch eine andere Frage stellt. Warum zum Teufel kann sich der Typ da unten überhaupt Gedanken machen? Das ist noch nie passiert. Normalerweise geht er rein, erledigt seinen Auftrag, rettet die Prinzessin, und geht wieder.
Ihm kommt ein fast unmöglicher Gedanke. Dieser Gedanke, so lächerlich er auch klingen mag, fasziniert ihn, je länger er darüber nachdenkt, immer mehr. Was soll schon schief gehen? Er weiß, wie sehr sich Jack danach sehnt, mal etwas Abwechslung zu haben. Halb aus Mitleid, halb aus Neugier, fasst er den Entschluss, mit Jack darüber zu reden. Wobei das Wort reden nicht wirklich zutreffend ist, vielmehr macht er es einfach, da er weiß, dass es seiner „Marionette“ gefallen würde. Schließlich weiß er alles!

Der Rollentausch

Ich tauche ein in diese Welt, in dieses neue Leben. Ich vertausche die Rollen und zeichne uns neu. Es ist vollbracht. Ich bin Gott, ich bin Schöpfer und Geschöpf zugleich.
Da stehe ich nun, an seiner Stelle, gefangen im Sprung und Gefangener der mich umgebenden Hülle. Wie philosophisch ich heute wieder bin. Meine Sicht ist begrenzt, ich kann mich nicht bewegen, nichts verändern, nichts schaffen. Ich genieße diese Lethargie, dieses Nichtstun und Abwarten. Im Augenwinkel sehe ich Jack, wie er als Schemen über mir schwebt, ein Schatten in dieser für mich so neuen Welt. Kaum bin ich mir meiner Situation bewusst, weiß ich eines sofort: der Rollentausch gefällt mir, ich bin diese Passivität nicht gewohnt und genieße es. Es ist ein Unterschied zu wissen, wie sich Jack gefühlt hat oder persönlich dieses Empfinden zu haben. Mein Mitleid für ihn schwindet. Auch wenn er selbst nie zu solchen Gedankengängen fähig war, so war er nie konstruiert, war er in letzter Zeit schon jemand, der seine Umwelt wahrgenommen hat. Auch wenn es ein Tunnelblick war, es war ein Anfang. Jetzt befinde ich mich in seiner Situation, nur mit dem Unterschied, dass ich mich selbst analysieren kann und einschätzen kann, was gut und schlecht ist. Mir kann man nichts vormachen.
Ich beginne, mich wohl zu fühlen. Ich lehne mich zurück und breche gleichzeitig in Lachen aus. Nun ja, zumindest in Gedanken, der Körper gehört schließlich nicht mir. Es braucht wohl doch noch ein wenig Zeit, bis ich weiß, was ich kann und was nicht. Soll Jack mal machen, der weiß, was Spaß macht.

Ich-Erzähler

Er öffnet langsam seine Augen und schaut sich um. Eine seltsame Sicht, die er da hat, alles wirkt so klein von hier oben. Alles wirkt so zerbrechlich und manipulierbar. Anscheinend ein waghalsiger Fallschirmsprung aus einem brennenden Flugzeug?! Er kann sich an nichts erinnern, wahrscheinlich wird die Szene erst später geschrieben. Also wieder alles beim Alten. Jetzt heißt es warten, was als nächstes passiert. Er zählt die Sekunden Das hatte er sich angewöhnt, als er in den sechzigern mal errechnen musste, wie lange er noch hatte, bis ein Bombe hochging. Doch als er nach drei Stunden immer noch nicht dem Boden näher gekommen ist, fängt er an, sich Gedanken zu machen. Er wundert sich, warum das so gut klappt. Er will den Kopf bewegen. Er bewegt den Kopf. Er will singen. Er singt! Er will endlich mal auf die Uhr schauen, anstatt immer zu zählen. Und siehe da, er schaut auf die Uhr. Etwas verwirrt versucht er etwas waghalsiges. Er wünscht sich, dort drüben auf dem Felsvorsprung zu sitzen. Er will sich bewegen, doch das braucht er nicht, er sitzt schon drauf. Er erreicht den Vorsprung mit einem erleichterten Seufzen. Jack ist den Tränen nahe. Er weiß nun, was mit ihm passiert ist. Aus welchem Grund kann er nicht sagen, aber er ist sich nun sicher, dass er der Chef im Haus ist. Seine Vermutung bestätigt sich, als er sein Spiegelbild dort unten, im Sprung verharrt, erblickt. „ICH BIN GOTT! ICH WEIß ALLES, ICH BIN ALLES!“ Jack springt im Kreis, singt und tanzt sich die Seele aus dem Leib, nach all den Jahren endlich befreit von den Fesseln seines Körpers.
„Was mache ich denn nun?“, ist der erste klare Gedanke, der sich in seinem Geist formt. Er tut das, was wohl jeder Neugeborene tun würde, er experimentiert mit seiner Umwelt. Gerade noch denkt er darüber nach, wie es wäre, wenn sein ehemaliger Körper einer tausend Grad heißen Feuerwand entgegenspringen würde und kaum ist der Gedanke gedacht, entsteht zu seinen Füßen ein wahres Feuerinferno. Jack jauchzt und weint vor Freude. Er lässt OldJack einen Schrei ausstoßen und ihn Todesängste ausstehen. Ein paar Verbrennungen ersten und zweiten Grades können wohl auch nicht schaden! Jedenfalls denkt Mr. Ruby das. „Immer realistisch bleiben.“, sagt er sich und lacht. „Donner und Blitz, herbei, geschwind, mit starkem Wind!“ Sein selbsterdachter Reim bringt ihn erneut zum Lachen. So unkreativ und naiv er auch sein mag, Jack merkt das nicht. Er ist stolz auf sich, ohne eigentlich zu wissen, warum.
Jack erinnert sich plötzlich wieder an einen Auftrag aus den späten siebziger Jahren, bei dem er sich innerhalb einer Minute aus einer Zwangsjacke und Handschellen befreien musste. Der Clou an der Sache war, dass er sich damals in einer Kiste auf dem Meeresboden befand. Jack schüttelt bei dieser Erinnerung den Kopf. „Ein bisschen Realismus“, denkt er sich, „kann vielleicht sogar dieser Szene noch etwas Stil verleihen.“

Auctorialer Erzähler

„ICH BIN GOTT! ICH WEIß ALLES, ICH BIN ALLES!“
Ich höre diesen Aufschrei mit einem leichten Unbehagen in der Magengegend. Na ja, er wollte sich austoben, also soll er sich auch austoben. Plötzlich spüre ich ein starkes Brennen auf meiner Haut, als ob jemand mit einer Käsereibe meine Haut zu Parmesan verarbeiten wolle. Gleichzeitig lodert vor meinen Augen eine Feuerwand auf. Es donnert und ein Blitz schlägt neben mir ein. „Jack, du Wahnsinniger, was zum Teufel soll das?“ Ich würde gerne schreien, aber außer einem Schmerzenslaut bin ich unfähig, mich zu artikulieren. Meine Arme werden auf einmal zurückgerissen und auf der Brust verschränkt, ich spüre etwas Kühles an meinen Handgelenken. Ich schreie erneut vor Schmerzen auf, aber mein Schrei erstickt in Dunkelheit und Salzwasser, dass meinen Körper mit einer neuen Schmerzenswelle durchzuckt. Ich bekomme Atemnot und strample wie wild um mich. Mir ist schwindelig und ich merke, wie mein Herz rast. Man kann doch nicht Helden in realistischen Umgebungen verfrachten! Das ist tödlich für sie. Je nachdem, welche Perspektive man hat. Ich verfluche alles und jeden und dann sehe ich ein Licht am Horizont, ein langer Tunnel aus Licht. Ich versuche wieder zu schreien, aber ich kann nicht. Ich hasse Kitsch und Klischees und Jack benutzt beides gerade in schrecklicher Manier. Wie kann er mich sterben lassen? Ich habe die Schnauze langsam voll und versuche die Rollen zu tauschen, ich will mich wieder von meinem Körper lösen und schweben... .
„So einfach mach ich es dir nicht!“ Seine Stimme dröhnt in meinen Ohren. Er hat sie mit Hall und Echo unterlegt Er hält sich wirklich für Gott. Der Arme dreht durch. Doch wie ich zu meinem Unbehagen feststellen muss, habe ich keine Kontrolle mehr über mich oder über Jack. Ich habe gar keine Kontrolle mehr, mit Ausnahme meiner Gedanken.
Fassen wir also zusammen: mein Körper befindet sich fünfzig Meter unter der Meeresoberfläche, ich bin gefesselt, habe Verbrennungen und keine Chance, je wieder meinen alten Job wieder zu erlangen.
Die wichtigste Erkenntnis, die ich in diesem Moment habe, ist die, dass ich nichts dagegen tun kann. Ich bin machtlos. Er lässt sich selbst sterben, dieser Narr. Er hat nicht das Recht, sich selbst das Leben zu nehmen!
„Aber die Macht, mein Freund, aber die Macht!“, höre ich ein leise Stimme in meinem Kopf flüstern. Auch das noch, er kann Gedanken lesen. Aber er hat Recht, die Macht ist auf seiner Seite. Spätestens seit Starwars sollte er allerdings wissen, dass Macht zwei Seiten hat. Der Tod ist anscheinend auf meiner. Leider ist es das einzige, woran ich in diesem letzten Moment denken kann. Als ich die Augen wieder öffne, höre ich Kirchenglocken und eine monotone Stimme ein Lied singen. Ich bin tot und doch nicht, ich liege anscheinend in einem Sarg, so sagt es mir jedenfalls Jacks Flüstern in meinem Kopf. Er will den so berühmten Körper also doch nicht sterben lassen! Ich beginne, an Wiederauferstehung zu glauben. Im Geiste lobe ich mir diese Idee und ärgere mich, nicht selbst darauf gekommen zu sein. Ich bin Jesus der Zweite, auferstanden am dritten Tag. Oder war es der zweite? Keine Ahnung, bei der Bibel habe ich nicht mitgewirkt. Nun ja, meine Wut auf Jack verfliegt jedenfalls ziemlich rasch. Ich spiele sein Spiel und fange an, die Sekunden zu zählen.
Ich befinde mich gerade im dritten Jahr nach der Zahl null. Ich warte immer noch auf Jack! „75695097, 75695098, ...“

Reale Welt

„Heute Morgen fand die Polizei in einem abgelegenem Waldstück in US-Bundesstaat Montana, die Leiche eines Mannes. Der Tote wurde als der ehemalige Starautor Robert Gallagher identifiziert. Gallagher verschwand vor drei Jahren unter mysteriösen Umständen von seinem Landsitz in der Nähe von Great Falls. Er war der Erfinder und Schöpfer der berühmten Romanreihe um den Titelhelden Jack Ruby. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Bei dem Toten wurde ein Abschiedsbrief und ärztliche Unterlagen gefunden. Diese sollen endlich die Gerüchte, Gallagher habe in den letzten Jahren seines Lebens an einer Persönlichkeitsspaltung gelitten, bestätigen. Näheres wollte der Sprecher der Polizei nicht bekannt geben. Der Brief war mit den Initialen J.R. unterschrieben, womit sich allerdings die dahingehenden Vermutungen verdichten. Die Aussage eines Beamten, dass in der ebenfalls sicher gestellten Aktentasche des Schriftstellers ein Manuskript gefunden wurde, indem es um den Selbstmord und Mord von Jack Ruby geht, wollte der Polizeisprecher ebenfalls nicht kommentieren.
Bestätigt sich dieser Verdacht, würde Gallagher wohl doch noch einmal zu unerwartetem Erfolg kommen, nachdem seine zuletzt erschienenen Romane allesamt floppten und er in Literaturkreisen schon als abgeschrieben galt. Wir halten Sie auf dem Laufenden, was die Ermittlungen angeht.
Und nun das Wetter für die nächsten Tage... .

Agentur für Fiction und Fantasie, irgendwo zwischen den Welten.

„Sie wollen also hier anfangen?“
„Ja, das will ich durchaus, ich muss... .“
„Sie müssen gar nichts, das ist hier alles auf freiwilliger Basis, bis Sie unterschrieben haben. Nun gut, dann schauen wir mal, was für Referenzen Sie haben. Sie haben also schon für Kafka und Poe gearbeitet?! Hm, sehr schön. Das hört sich doch ganz gut an, denke ich. Da Sie Erfahrungen in diesem Bereich haben, werde ich auf das übliche Prozedere verzichten und auf den Punkt kommen. Oder haben Sie irgendwelche Fragen?“
„Ich würde gerne wissen, ob... .“
„Keine? Sehr gut, dann können wir ja weiter machen!“
„Ähm, also... .Hat sich erledigt! Ich denke...!“
„Sparen Sie sich das Denken für ihren ersten Einsatz auf. Nun gut, unterschreiben Sie hier und hier, ja genau und hier noch mal. Noch was, ich erwarte keine Experimente oder sonstiges! Liefern sie eine solide Arbeit ab und versuchen Sie nichts, was sie nicht unter Kontrolle haben. Wir hatten erst vor kurzem so einen Fall, wo sich jemand auf Unbekanntes Terrain begeben hat Das geht schief. Glauben sie mir.“
„Das tue ich, Sir. Ich freue mich... .“
„Sie sollen sich nicht freuen, und wenn, dann nicht in meiner Gegenwart. Und jetzt gehen Sie an die Arbeit. Wir haben schon lange genug gewartet. Die Quote muss endlich wieder stimmen.“
„Ja, Sir.“
„Und denken Sie daran: KEINE Experimente!“
„Natürlich, Sir.“
„Lassen Sie das Sir, nennen Sie mich Mr. Ruby!“

 

Hallo Gam,

eigentlich kann ich nicht viel zu deiner Geschichte sagen, da ich sie ja schon kannte, seit sie in den Kinderschuhen steckt. Mit dem "Vorwissen" eine objektive Kritik zu verfassen, fällt mir etwas schwer.

Ich finde sie sehr sauber und flüssig geschrieben. Die Gedanken und "Gefühle" der Protagonisten, wenn man sie denn so nennen kann, kommen meiner Meinung nach sehr gut rüber, auch das Dilemma, das der Rollentausch mit sich bringt.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob wirklich rüberkommt, wer zum Beispiel im ersten und im letzten Absatz gemeint ist. Das kann ich aber wie gesagt nicht beurteilen. Das muß ein andere Leser entscheiden.

Alles in allem denke ich, dass es dein bestes Werk ist und weil ich weiß, dass du dir sehr, sehr viel Mühe damit gemacht hast, hoffe ich, dass bald noch ein paar aussagekräftigere Kritiken kommen.

Gruß, Pandora

 

Hallo Gamdschie,

ich hatte die Geschichte vor ein paar Tagen schon mal aufgerufen und ehrlich gesagt nach ca. einem Drittel mit lesen aufgehört. War schon spätabends, und die Geschichte war ziemlich verwirrend und nicht so fesselnd, dass ich unbedingt wissen wollte, was dahintersteckt.

Jetzt hab ich die Geschichte zu Ende gelesen und Pandoras Posting gesehen. Scheint ja ne wichtige Geschichte für dich zu sein. Im Nachhinein gesehen fand ich sie nicht schlecht. Sprachlich ausgefeilt und ziemlich gelungen.

Ich deute die Story so:
Gallagher leidet unter einer Persönlichkeitsspaltung, und die "Person" Ruby hat gesiegt. Ruby hat Gallagher "verschwinden" lassen, und die gefundene Leiche war jemand anders, der nach der langen Zeit nur anhand des Briefes (Gallaghers Handschrift!!) und der Unterlagen identifiziert werden konnte.

In der Dialogszene am Anfang ist es schwer, zu beurteilen, wer hier spricht. Im Nachhinein dachte ich, Ruby will einen Neuanfang machen. Aber am Ende sitzt Ruby "auf der anderen Seite des Tisches". Ganz schlau wurde ich aus den kursiv gesetzten Passagen nicht.

Das war für mich ein Problem an der Geschichte, und das andere war der lange Mittelteil, der zwar sprachlich gut erzählt ist, der sich für mich aber hingezogen hat. Die Gedanken und Überlegungen wiederholen sich zum Teil irgendwie, ähneln sich irgendwann, drehen sich im Kreis (was vielleicht auch so beabsichtigt war), auch wenn du die Wortwahl verändert hast. Das und der insgesamt recht verwirrende Inhalt hat vermutlich dazu geführt, dass ich beim ersten Mal nicht bis zum Ende vorgedrungen bin.

Der Absatz "Heute Morgen fand die Polizei..." hat aber vieles erklärt - falls ich nicht völlig daneben liege.

Ein Tipp von mir: Eine Kürzung des Mittelteils und eine Ergänzung zu den kursiv gesetzten Passagen wäre überlegenswert.

Viele Grüße

Christian

 

@Pan
Vielen Dank, dass du dir nochmal die Mühe gemacht hast und mir eine Kritik hast zukommen lassen! ;)

@criss
Auch Dir danke ich, dass du Dich mit meiner Geschichte befasst hast. Nun zu deiner Interpretation zu meiner Story. Ansatzweise hast du den Sinn dahinter schon erkannt, aber leider nur Ansatzweise. Du hast Recht, wie ich in dem Zeitungsartikelabsatz schreibe, leidet Gallagher an einer Persönlichkeitsspaltung. Allerdings ist es keine "andere" Leiche, die dort entdeckt wird, es ist seine! Das Problem was ich habe, ist folgendes: Ich möchte jetzt keine "Lösung" bzw. meine "Interpretation" der Geschichte hier posten, dass würde ich lieber noch eine Zeit lang dem Leser überlassen, sich noch Gedanken zu machen!
Vielleicht ein kleiner Tip: Wenn man die Geschichte liest, sollte man von der Vorstellung abweichen, die gesamte Handlung spiele sich auf einer "Ebene" ab. Es handelt sich um unterschiedliche Ebenen, deren Zusammenhänge zum Ende hin erst deutlich werden sollten!
Deswegen ist deine Aussage

Die Gedanken und Überlegungen wiederholen sich zum Teil irgendwie, ähneln sich irgendwann, drehen sich im Kreis (was vielleicht auch so beabsichtigt war), auch wenn du die Wortwahl verändert hast
schon fast ein Kompliment für mich. :D
Zu deinem Kritikpunkt, dass die Geschichte schwer verständlich ist, kann ich die nur zustimmen. Ob es nun zu sehr verwirrt, würde ich gerne noch von anderen Lesern hören. Wenn dies der Fall sein sollte, denke ich auch noch einmal über deine Anmerkung nach, den Mittelteil verständlicher zu gestalten. Zur Zeit warte ich aber lieber noch ein wenig auf andere Kommentare, um mir über diesen Punkt Klarheit zu verschaffen.
Ich danke Dir jedenfalls erstmal sehr für deine Kritik und werde mir das eine oder andere nochmal durch den Kopf gehen lassen.

Saludo, Gam.

 

so, jetzt bin ich mit dem Text durch *kopfweh*

es war sehr verwirrend, erst nach dem vorletzen Absatz trat ein zögerlicher "Aha"-Effekt auf, weswegen ich danach mit dem Text noch einmal von vorne anfangen musste, da ich ihn beim ersten Mal nicht wirklich verstanden habe, und jetzt wahrscheinlich auch nicht, ich deute die Geschichte so:

Dass des Autors Persönlichkeit gespalten ist, ist ja geklärt. Um seine Romane zu verbessern/oder erst überhaupt damit anzufangen, erschuf er nicht nur eine Romanfigur, sondern spielte sie auch selber, in seinen Gedanken.

Er fragt sich, ob man nicht lieber an einer anderen Stelle ein Pause hätte einlegen können.

wo davon gesprochen wird, dass die Zeit still steht etc., macht da der Schreiberling gerade Pause bzw. schläft oder geht einkaufen und der Romanheld hängt in einer Situation fest?
---

Dann denk ich mir, dass es dem Autor zu langweilig wurde, seinen Romanhelden nur in der Phantasie zu spielen und seine zweite Persönlichkeit nahm überhand, so dass die Taten nicht mehr niederschrieben wurden sondern sich die Romanfigur mit dem Körper des Autors "spielte". Die Feuerwand könnte bedeuten, dass er sich mit Spiritus überschüttete und sich dann anzündete, um sich zu löschen sprang er dann, und da liegt das Problem, in einen See oder ins Meer. Nur das Meer könnte ihn an Land spülen, aber niemals in ein abgelegenes Waldstück hinein. Ein See könnte in einem Wald sein, aber der würde ihn nicht ans Trockene spülen. Also?

So hab ich das ungefähr verstanden...

Auf jeden Fall sehr verwirrend und es sollten im Text schon vorher Andeutungen auf das Doppelpack Autor/Romanfigur gemacht werden, aber die Idee finde ich sehr gut.

Aber eine Frage noch, egal ob meine Interpretation stimmt oder nicht, Experiment ist dies hier keines und sollte meiner Meinung nach wieder nach Seltsam zurückgeschoben werden.

(Maria Lara steht einsam in einem Saal, indem öfters Diskussionen abgehalten werden, und wird von einem schwarzen Raben bedroht)

 

Hallo Malaria!
Vielen Danke für deine Kritik und Stellungnahme.
Der Autor (Robert Gallagher) spielt nicht wirklich seine Figuren, man könnte vielleicht sagen, seine Figuren entwickeln eine Eigendynamik (natürlich hat das auch was mit Gallaghers Geisteszustand zu tun). Doch ist es, und so habe ich dein Verständnis des Textes gedeutet, kein aktiver Prozeß vom Autor selbst. Man könnte vielleicht eher sagen, dass es seiner Macht entgleitet.
Um auf die Sache mit der Feuerwand zu kommen. Sehr interessante Sicht die du da hast. ;) Doch muss man sehen, wer Jack Ruby ist. Eine Aktionsfigur, die vieles kurioses und auch seltsames erlebt (innerhalb des Romans). Deswegen auch die abwegige Sache mit der Feuerwand und dem Meer. Das hat nichts mit dem Autor zu tun!
Vielleicht ist das das Knifflige für den Leser, das Unterscheiden zwischen den Ebenen, denn die muss man deutlich trennen, sonst führt das zu einem falschen Textverständnis (nicht auf deine Stellungnahme bezogen). Wie ich schon Criss sagte, sind die Ansätze für das Verständnis vorhanden. Ich denke allerdings auch, dass man durch den Text die "Lösung" finden kann.
Ich gebe aber zu, das ist nicht sehr einfach. :)

Um zu der "Frage" zur Rubrik zu kommen. Ich gebe zu, ich habe länger darüber nachgedacht ob es die richtige Rubrik ist. Aber ich denke, durch die Art, wie ich die Perspektiven nutze, benutze und vertausche rechtfertigt das den Aufenthalt hier doch.

Ich hoffe ich konnte dich noch einmal anregen, über meine Story nach zu denken. Falls spezielle Fragen offen blieben, stell sie bitte einfach, das hilft mir dann auch weiter. ;)

Saludo, Gam.

 

Man könnte vielleicht eher sagen, dass es seiner Macht entgleitet.
Um auf die Sache mit der Feuerwand zu kommen. Sehr interessante Sicht die du da hast. Doch muss man sehen, wer Jack Ruby ist. Eine Aktionsfigur, die vieles kurioses und auch seltsames erlebt (innerhalb des Romans). Deswegen auch die abwegige Sache mit der Feuerwand und dem Meer. Das hat nichts mit dem Autor zu tun!

aber Fakt ist dass der Autor tot im Wald liegt, Ruby aber verbrannt am Meeresboden bevor er im Sarg war, da fehlt für mich eine logische Verbindung

 

Wie ich aber auch schrieb, "geht die Polizei von Selbstmord aus"! Das ist die Reale Welt!
Ruby allerdings ist die fiktionale Ebene in dessen Buch! Deswegen wirst du zwischen diesen beiden (was den Tod angeht) keine logische Verbindung finden. Desweiteren ist Ruby nicht im Sinne des Wortes Tot, er ist ja nicht einmal derjenige, der im Sarg liegt! Es ist wieder Stillstand im Buch (Manuskript, was bei Gallagher gefunden wird), ganz einfach aus dem Grund, weil es nicht weitergeschrieben wurde.
Desweiteren muss man die kursiven Absätze berücksichtigen.
Ich glaube ich erkläre man eben, welche Ebenen ich benutzt habe, weil ich denke, dass ist nicht klar geworden!
1) Ich-Erzähler
2) Auctorialer Erzähler
3) Reale Welt
4) Nennen ich es mal fiktive Dimension (kursiv)

 

Hallo nochmal an die Kritiker.

Ich habe in meiner Geschichte nun Überschriften eingefügt und an ein, zwei Stellen noch einen Satz eingebaut. Ich würde gerne wissen, ob die Story nun besser verständlich ist oder ob noch mehr Bearbeitungsbedarf da ist?!

Saludo, Gam.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom