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Pfirsich

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07.02.2005
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Pfirsich

Ich fühle mich wie auf einem Abstellgleis. Drüben bei ihr, im Zimmer auf der anderen Seite des Gangs, kann man durch die offenen Türen Blumensträuße und Luftballons ausmachen. Sogar ein paar Besucher. Die älteren kenne ich nicht, ich habe sie noch nie gesehen. Wahrscheinlich Verwandte. Die jüngeren bestimmt auch. Sie kenne ich genauso wenig, obwohl ich ihnen in der High School jeden Tag über den Weg gelaufen bin, oder besser gefahren.
Auf dem Tisch neben meinem Bett liegen meine Haarspangen, Nachthemden und frische Unterwäsche. Und besucht hat mich den ganzen Tag noch niemand. Außer den Ärzten heute morgen. Nicht mal meine Eltern lassen sich blicken. Hätte mich aber auch gewundert. Sie waren ziemlich lange gegen diesen Deal. Und dann auf einmal - vielleicht haben sie auch was abgekriegt.
Wie auf einem Abstellgleis. Dabei befinde ich mich eigentlich auf einem Sprungbrett. Ich komme aus Armpit, Nebraska. Aber ich gehe nicht dorthin zurück. Ich werde Medizin studieren. An der Johns Hopkins Universität, gleich hier um die Ecke. Ich werde Dinge tun, wie sie sie vor drei Tagen mit mir gemacht haben. Und ihr. Das nötige Kleingeld habe ich jetzt ja zusammen.
Armpit, Nebraska. Ich war gut in der Schule. Mein Abschluss letzte Woche war besser als die meisten im Jahrgang. Aber ein Stipendium war für mich nie drin. Zu keinem Zeitpunkt. Und auf meinen Vater möchte ich nicht mehr angewiesen sein. Er ist Gebrauchtwagenhändler. Abhängig von Tranquilizern und Aufputschmitteln. Je nachdem. Ein Verlierer. Früh war mir klar, dass ich das benötigte Geld für meine weitere Ausbildung selbst beschaffen musste. Eine nicht zu unterschätzende Menge. Aber wie soll man das anstellen wenn man im Rollstuhl sitzt?
Querschnittsgelähmt. Von Geburt an. Keine leichte Aufgabe. Immerhin eine Eigenschaft, die ich mit den meisten Leuten in Armpit gemeinsam habe. Kein Geld. Im Gegensatz zu ihnen habe ich das Problem aber gelöst.
Was tut sich jetzt da drüben? Die Besucher stehen auf. Sie verabschieden sich und verlassen ihr Zimmer. Bestimmt gehören die zu der Handvoll Personen in Armpit mit genügend Geld. Zu der einen Sippe. Ihrer.
Ein undementiertes Gerücht sagt, dass ihnen die halbe Ackerfläche von Nebraska gehört. Außerdem zwei Drittel aller Mastschweine und drei Viertel aller Schlachthäuser. Das mit den Schlachthäusern stimmt.
Allerdings zeigt der jüngste Spross der Sippe nicht die gewohnten Zuchtmerkmale. Sie ist fett - wirklich fett. Sie ist dumm - wirklich strohdumm. Sie ist verunstaltet von Aknenarben und -kratern auf jedem Stückchen Haut, das ich von ihr gesehen habe, und wahrscheinlich auch überall sonst - wirklich entstellt. Da gibt es keine Ausreden.
So ganz anders als meine Haut. Die habe ich auch von Geburt an. Eine seltsame Art der Gerechtigkeit. Meine Hand, mein Unterarm sind hell. Aber nicht bleich, wie ein Höhlenmolch. Sie sind makellos, glatt. Bis auf die kurzen, rötlichblonden Härchen. Pfirsichhaut.
In der High School hatte ich eigentlich nichts mit ihr zu tun. Wir saßen gemeinsam in ein paar Kursen. Bei den wirklich wichtigen Veranstaltungen war ich nicht dabei. Sie dafür um so mehr. Parties. Bevorzugt in abgedunkelten Räumen. Mit Sprechgesang von verfetteten gehirntoten Farbigen, lustigen bunten Pillen und dicken kegelförmigen Zigaretten. Ich frage mich echt, wie sie den Schulabschluss geschafft hat. Vielleicht war auch dabei Geld im Spiel. Ihr letzter Versuch war es sowieso. Aber geschafft hat sie ihn. Sonst wäre ich jetzt sicher nicht hier. Und wegen meinem Referat. Ohne es hätte sie nie erfahren, dass so etwas überhaupt möglich ist.
Da kommt jemand den Gang entlang! Die Ärzte. Wollen sie nochmal zu mir? Sie gehen zu ihr hinein. Ist etwas nicht in Ordnung? Haben sich bei ihr Komplikationen eingestellt?
Es war in dem Kurs über effektive Kommunikation. Vortragen. Präsentieren. Debattieren. Jeder sollte in einem Referat seinen Traumberuf vorstellen. Sie war als Erste dran. Zog eine Schau ab von wegen Kosmetikdesignerin. Mit ein paar Anzeigenseiten aus Modemagazinen. Ihr Gefolge hat sich köstlich amüsiert. Eine einzige Zeitverschwendung. Ich hielt den nächsten Vortrag. Über Chirurgie. Insbesondere Transplantationen. Nieren, Herzen und die anderen alten Sachen. Hände, als Beispiel für weitere Erfolge. Und natürlich die Durchbrüche der letzten Jahre. Als Mr Miller mich dann gefragt hat, wie viel so ein Medizinstudium kostet, muss ihr die Idee gekommen sein.
Was machen sie nun? Sie nehmen ihr die letzten Verbände ab. So wie bei mir heute morgen. Die freigelegte Haut fühlt sich unrein an. Rau und roh. Als würden meine Finger über die Gummioberfläche einer Wärmflasche streichen. Die Berührung dringt nur von einer Seite zu meinem Gehirn durch.
Jedenfalls hat sie zwei Tage später auf mich herabgegrinst, mir einen Umschlag in die Hand gedrückt und gesagt „Schau dir das genau an. So eine Chance kriegst du nie wieder.“ Der Umschlag enthielt nur eine bedruckte Seite. Ein Angebot mit einer Telefonnummer. Keine Unterschrift. Ich war geschockt. Aber das ließ bald nach. Nüchtern betrachtet war es ein fairer Deal. Sie bekam was sie wollte. Ich bekam was ich wollte. Für etwas, mit dem ich sowieso nichts anfangen konnte. Ich habe die Nummer angerufen. Lakaien. Sie nannten mir einen Termin, zu dem ich mich bereithalten sollte. Ein Geländewagen fuhr vor und brachte mich zum Verwaltungsgebäude eines riesigen Schlachthofs. Dort zeigte man mir einen Vertrag mit einer mehr als ausreichenden Summe und einer Ausstiegsklausel ihrerseits. Ich sollte zuerst unterzeichnen. Natürlich unterschrieb ich. Was hatte ich zu verlieren? Danach holten sie ihren Vater. Da sah ich ihn zum ersten Mal aus der Nähe. Ein Stier. Er fragte mich, ob ich alles verstanden hätte, und unterzeichnete dann selbst. Wir besiegelten das Abkommen mit einem Handschlag.
Was geschieht jetzt dort bei ihr? Die Ärzte veranstalten ein großes Palaver. Es hört sich zufrieden an. Sie kommen aus ihrem Zimmer. Machen einen fröhlichen Eindruck. Anscheinend hat sie nun, was sie wollte.
Für den Rest des Schuljahres wurde ich von ihr und ihrer Sippe nicht mehr behelligt. Sie ging mir aus dem Weg wo sie nur konnte. Starrte mich von weitem an. Ich weiß nicht, warum sie sich die Ausstiegsklausel in den Vertrag geschrieben haben, aber ich glaube, es gab da eine Abmachung zwischen ihr und ihrem Vater, dass er das Geld nur dann lockermacht wenn sie den Schulabschluss hinkriegt. Und sie hat sich zwar keinen gesunden Lebensstil angewöhnt, aber doch so weit zusammengerissen, dass sie diesmal nicht durchgefallen ist.
Nun setzt sie sich auf! Klettert aus ihrem Bett. Haben die Ärzte das erlaubt? Von hinten schaut sie noch genauso aus wie vorher. Wie kann man nur so aufgeschwemmt sein. Sie geht zum Fenster und blickt hinaus. Ob sie sich darin sehen kann? Oder sind die Scheiben entspiegelt, zur Vermeidung von Schockeffekten?
Am Tag vor der Abschlusszeremonie erhielt ich einen Anruf. Von den Lakaien. Ich solle meine Sachen zusammenpacken und nach dem Festakt zur Verfügung stehen. Mit der Cessna der Sippe flogen sie mich bis Lincoln, und von dort mit einer Düsenmaschine weiter nach Baltimore. Sie natürlich auch. Mitten in der Nacht kamen wir hier im Johns Hopkins Hospital an. Die Chirurgen ließen uns kaum Zeit zum Schlafen, geschweige denn zum Frühstücken. Meine letzte Erinnerung vor der Operation ist sie und ich in diesem teils grünverschleierten, teils chromglitzernden Reinraum. Mit den Schädeldecken gegeneinander. Auf Kollisionskurs. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah zu ihr hinüber. Geradewegs in ihre Augen. In die Mondlandschaft ihres Gesichts. Keine von uns beiden zuckte auch nur mit der Wimper. Dann stülpten sie uns die Narkosemasken über.
Sie dreht sich um! Geht vom Fenster weg und kommt auf ihre Zimmertür zu. Aus der Entfernung ist nichts auffälliges zu erkennen. Keine unnatürlichen Deformationen. Sie marschiert durch die Tür und auf den Gang hinaus. Das haben die Ärzte bestimmt nicht erlaubt. Richtet sie da irreparable Schäden an? Wahrscheinlich denkt sie nicht mal darüber nach. Was hat sie nun vor? Nein! Das wird sie nicht wirklich tun. Oder - naja, für irgendwie sensibel habe ich sie noch nie gehalten. Sie stolziert doch tatsächlich hier rein. In voller Schönheit. Die nässenden Aknenarben auf ihren Unterarmen werden durch die langen Ärmel ihres Nachthemds verborgen. Überhaupt verdeckt sein lockerer Schnitt gut ihre monströse Figur, teigig und aufgedunsen wie eine Wasserleiche. Den Mund hält sie geschlossen, grinst nicht mal. Aus Gewohnheit, um ihre schlechten Zähne zu verbergen? Oder weil es weh tut, die Lippen zu bewegen? Die Haut auf dem Nasenrücken ist straff, wirkt überspannt. Aber die leicht nach oben gezogenen Augenwinkel und die Brauen sitzen perfekt. Nein, wirklich gut schaut sie aus, mit meinem Fünfhunderttausend-Dollar-Pfirsichgesicht.

 

Hi jflipp!

Dieser Text ist sprachlich und stilistisch gut gelungen, da kann ich nicht meckern. Fehler sind mir auch keine aufgefallen.

Der Text hat alles, ein realistisches Szenario, Gesellschaftskritik, guten Stil, alles also, außer einem: Spannung. Denn was passiert hier eigentlich? Die Prota sitzt im Krankenbett und sinniert über das zurückliegende Geschehen. Dann steht ihre "Tauschpartnerin" auf und kommt in ihr Zimmer. Ich dachte, dass jetzt ihre ganze Haut transplantiert worden wäre, das hätte dem Ganzen einen stärkeren Gruseleffekt beschert. Aber es ist nur das Gesicht. So bleibt nur ein kleines Bisschen Grusel und fertig. Heute gelesen, morgen vergessen.

Insgesamt finde ich das Ganze viel zu langatmig erzählt. Drei Seiten fürs Rumliegen und Nachdenken und ein bisschen Rückblenden - das ist eindeutig zu viel Raum für zu wenig Handlung.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die Handlung ergänzen um etwas, das das Lesen lohnender macht oder Kürzen. Ich denke, dasselbe ließe sich auch auf der Hälfte des Raums unterbringen.

Ciao, Megabjörnie

 

Hi jflipp,
also, mir war der Text nicht zu lang. Ich habe den in einem Durchgang gelesen und war gefesselt. Bei meinem "Sniper" haben sich ja auch alle darüber aufgeregt, dass es zu lang und weilig ist, aber ich finde, für ein bisschen Atmo und Reflektion muss auch in einer KG Platz sein. Ich weiß nicht, warum die Jungs das hier alle so eilig haben und warum es unbedingt immer Pointen und Action geben muß. Vielleicht liegt es daran, dass das hier das SF-Forum ist, und das für die meisten einfach bedeutet, möglichst viele Aliens in möglichst kurzer Zeit niederzumetzeln. Vielleicht ist es auch einfach Geschmackssache.
Ich jedenfalls fand deine Geschichte gut.

 

Ich weiß nicht, warum die Jungs das hier alle so eilig haben und warum es unbedingt immer Pointen und Action geben muß. Vielleicht liegt es daran, dass das hier das SF-Forum ist, und das für die meisten einfach bedeutet, möglichst viele Aliens in möglichst kurzer Zeit niederzumetzeln.

Dagegen muss ich mich aufs Strengste verwahren und auch meine Mitkritiker in Schutz nehmen. Wenn du mal die ganzen Geschichten hier liest, wirst du sehen, dass die meisten gar nicht auf "Action" ausgerichtet sind.
Bei dieser hier fällt mir auf, dass da einfach zu viele Hintergründe erklärt werden, bei denen ich nicht verstehe, warum sie mich im Kontext der Story interessieren sollten. Die Prota erzählt eine Menge rum, aber Reflexion suche ich vergeblich. Auch die Atmosphäre ist recht spärlich. Deswegen kam sie bei mir nicht gut an.

 

Ich glaube, problematisch bei dieser Geschichte ist die Perspektive.

Ich komme aus Armpit, Nebraska
In dem Stil geht es die ganze Zeit. Die Erzählerin ... erzählt. Wem erzählt sie das? Wem würde sie es auf diese Weise erzählen?
Armpit, Nebraska. Ich war gut in der Schule.
Sie holt weeeeiiit aus. Nicht gut in einer Kurzgeschichte. Ist das wirklich inhaltlich relevant? Oder verbreitet es Atmosphäre? Charakterisiert es die Figur, bzw. ist dieser Charakterzug wichtig für die Geschichte?
Ich hielt den nächsten Vortrag.
Genau das trifft den Stil der Geschichte. Ja. Ich komme mir vor, als hörte (bzw. lese) ich einen Vortrag. Das zieht mich nicht in diese Welt rein. Es erfasst mich nicht. Jemand erzählt mir was, aber ich bin nicht mitten drin.
Für den Rest des Schuljahres
Hiervor fehlt mir irgendwie ein Absatz, und kurz danach nochmal. Vielleicht fehlen noch mehr, was erklären würde, warum mir die Geschichte teilweise sprunghaft vorkommt.

Der Schluss ist alles andere als überraschend. Hast ja auch schon selbst geschrieben, dass die Idee nicht neu ist. Immerhin durch die Perspektive eine interessante Umsetzung. Aber wie ich finde nicht so gelungen. Eigentlich nur eine Momentaufnahme. Wenn der innere Monolog tiefer gehen würde, wäre es vielleicht intensiver.

Ach ja, und was Megabjörnie zu "Action" schreibt, findet meine Zustimmung. Es hat sich einfach gezeigt, dass komprimierte Handlung (was nicht automatisch = Action ist) intensivere Geschichten bringt.

 

Hui! Provozieren kann ich ja schon ganz gut. Hab ich doch geahnt, dass ich mir mit dem Vorwurf Widerspruch einhandeln würde. Das war natürlich überspitzt ausgedrückt, aber trotzdem, mir war diese Geschichte nicht zu lang. Alle enthaltenen Informationen haben mir die Prota nähergebracht, sowas ist mir als Leser wichtig. Wie die Operation nun im Einzelnen verlaufen ist, ob sie nur das Gesicht oder die gesamte Haut transplantiert haben, ist in diesem Zusammenhang völlig belanglos.
Meine Frage als Leser ist: Warum hat sie sich auf diesen Deal eingelassen? Dazu muss ich ein bisschen was über ihre Vergangenheit wissen, ihren Hintergrund kennen. Ich finde auch die narrative Erzählweise gut geeignet für das Material.
Das ist keine Geschichte zu mitfiebern, schon klar. Aber das sollte sie wohl auch gar nicht sein.

 

Hallo Megabjörnie,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Jaja, du hast recht. Eine Geschichte ohne viel Handlung *und* kein wirklich interessantes Setting - das kann schon ins Auge gehen.

Megabjörnie schrieb:
Ich dachte, dass jetzt ihre ganze Haut transplantiert worden wäre

Das könnte Schwierigkeiten machen, wenn man die körperlichen Größen bzw. Breiten der Figuren in Betracht zieht. :)
Aber ich glaube, ich werde in Zukunft mehr extrapolieren.

viele Grüße
jflipp

PS: die anderen Kommentare kriegen auch noch Antworten. :)

 

So, jetzt aber.

Hallo Badi,

vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren.
Sieht so aus, als ob die Geschichte genauso bei dir angekommen ist, wie ich mir das vorstelle.
Allerdings muss ich sagen, dass ich als Leser solche Rückblenden-Geschichten auch nicht wirklich gern habe.
Nur beim Schreiben konnte ich mir das noch nicht abgewöhnen. :)

Hallo Uwe,

danke fürs Lesen und Kritisieren.

Ja, das ist wieder so eine Rückblenden-Geschichte, notdürftig kaschiert - wenn überhaupt - durch kleinere Gegenwartseinsprengsel.
Warum hab ichs dann so gemacht?
Wahrscheinlich Selbstüberlistung - eigentlich passiert ja alles im Hier und Jetzt, im Krankenzimmer des Prots. Hm.
Wenn ichs mir so überlege, könnte man die ganze Geschichte aber auch in aktiver Handlung erzählen - lauter kleine Stückchen getrennt durch größere Zeitabschnitte.
Muss ich nochmal drüber nachdenken.

Wegen den Absätzen:
An der Stelle „für den Rest des Schuljahres“ ist ein Absatz.
Die Geschichte enthält mindestens so viele Absätze, dass Vergangenheit und Gegenwart voneinander getrennt sind.
Mit den Absätzen habe ich in diesem Forum allgemein irgendwie Schwierigkeiten, weil man eben nicht einrücken kann (ich habs nicht hingekriegt, und Leute haben mir gesagt, dass das nicht geht). Und dann kann es halt passieren, dass die letzte Zeile eines Absatzes zu lang ist und er nicht richtig rauskommt.
Ich hatte hier schon Geschichten, da war jeder Absatz eine Leerzeile. Dann haben sich die Leute beschwert wegen Unleserlichkeit.
Gut, wenn eine Geschichte nur wenige komplette Szenenwechsel hat, macht man die mit Leerzeilen und die anderen Absätze ohne und hofft, dass sie ordentlich rauskommen.
Aber bei dieser Geschichte hier ist jeder Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sowas wie ein kompletter Szenenwechsel. Und weil die Geschichte kurz ist, sind auch die einzelnen Absätze ziemlich kurz. Und wenn ich dann Leerzeilen verwende, habe ich viele kleine Absätze mit großen Abständen dazwischen und die Leser beschweren sich wegen ...
Aber vielleicht liegt das auch an der Geschichte, dass sie einen zu großen Zeitraum abdeckt, und wenn es eine *richtige* Kurzgeschichte wäre, würden diese Schwierigkeiten gar nicht auftauchen. :)

Gibt es sowas wie ein Patentrezept für die Probleme mit den Absätzen?

viele Grüße
jflipp

 

Nun ja ... du könntest einfach weniger oft springen. Das ist bei dieser Geschichte wohl nicht so gut machbar, aber das eine oder andere ließe sich vielleicht kompakter erzählen.
Als Alternative könntest du die Geschichte durch Leerzeilen in drei Abschnitte einteilen: Erst die Einführung in die Situation, dann der Abschnitt, der die Vorgeschichte enthält, dann die Schlussszene.

 

Hi jflipp,

ich finde Deine Geschichte gar nicht schlecht. Die Idee ist gut: Da ist eine hübsche Protagonistin, die mit ihrem Aussehen nichts anzufangen weiß, auf der anderen Seite eine reiche Göre, die häßlich ist. Klassische Trade-Situation.

Die Form, die Du für Deine Geschichte gewählt hast ist zu behäbig. Dabei ist der Einstieg genau der richtige: Ein Konfliktpunkt (Erwachen im KH). Allerdings steigerst Du ab da nicht mehr: Du hältst den Konflikt auf demselben Level und malst nur den Hintergrund etwas aus (was okay ist), aber das Leserinteresse steigert sich nicht weiter.
Ich hätte die Geschichte vom selben Punkt aus entwickelt, hätte aber - mit Gegenwartseinsprengseln - punktuell Konfrontationssituationen der beiden Frauen erzählt (ruhig auch mit Dialogen). Anhand dieser Situationen hätte ich versucht, die Charaktere und Motivationen zu beleuchten, die Du hier nur erzählst.
Statt "Ihr gehören alle Schlachthöfe":
Wir waren mit Bob bei Andrews&Procter - der Hauptstelle eines der Schlachhöfe ihres Daddys. "Bob", sagte ich. "Sie ist ein reiches Gör, und ihr Vater ist sicher nicht besser. Bist du sicher, dass du nicht lieber als Erntehelfer arbeiten willst?" Er sieht mich an, und in seinem Gesicht spiegelt sich der 08er Honda, den er sich nicht leisten kann. "Wird schon", sagt er. "Keiner zahlt besser."
"Keine zahlt besser", denke ich. Ich merke, dass mir die Tränen hochkommen würden, aber statt mein - nicht mehr existierendes - Gesicht zu benetzen, laufen sie in eine Flasche, die an meine Tränenkanäle angeschlossen ist.

Verstehst schon, mal ein bisschen mit den Farben, die zur Verfügung stehen.

Viele Grüße,
Naut

 

Hallo Naut,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Dein Vorschlag enthält einige sehr interessante Blickwinkel ("spiegelt sich der 08er Honda, den er sich nicht leisten kann").
Mit solchen Konstruktionen muss ich mich mal näher befassen.

viele Grüße
jflipp

 

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