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Pizza wunderbar!

Monster-WG
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10.09.2014
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Pizza wunderbar!

Ob ich das je so hinkriege wie der Ramirez? Ich will mich mit dem Weltmeister messen, nehme restlichen Teig mit nach Hause und trainiere verbissen. Will ebenfalls Künstler sein, Meister in der Kunst des Pizzabackens. Erst sollen die Leute staunen, wie elegant und schwerelos eine Pizza fliegen kann. Hoch hinauf in steiler Spirale, Rückhand, in eine neue Flugbahn dirigiert, anschließender Looping und punktgenaue Landung auf dem Backblech. Und dann sollen sie hineinbeißen in den knusprigen Teig mit köstlichem Belag, entzückt die Augen verdrehen, sich den Rest beidhändig und gierig hineinstopfen, mit rotem Wein nachspülen und total glücklich sein. Ja, das ist meine Mission: Ich will ihnen Freude bereiten, und auch, wenn es nur ein schneller Genuss ist, soll er doch erinnernswert sein bis zu ihrer letzten Stunde. Und ich will auch glücklich sein, eines Tages.
Wäre ich nicht elastischer Pizzateig in Rosannas Händen, hätte ich angemustert auf diesem Traumschiff mit ich weiß nicht wie viel tausend Passagieren. Oder würde nach Australien gehen – hab von den Bertoluccis gehört, wie schnell deren Söhne dort reich geworden sind. Pizza läuft überall.
Die große Welt! Aber noch dreht sie sich ohne mich.
Ich verdiene nicht genug, sehe auch keine Chance, an zusätzliches Geld zu kommen. Rosanna ist unzufrieden und nörgelt. Sie möchte Kinder, und natürlich eine größere Wohnung, besonders eine ruhigere.
Mein Tag ist zerrissen – ich arbeite drei Stunden mittags und dann abends bis Mitternacht.
Nie bekomme ich genug Schlaf, weil ich ohne Rosanna nicht einschlafen kann, und ich kann nicht ausschlafen, weil es in der Markthalle gegenüber schon in aller Herrgottsfrühe lärmt, hupt und rattert.

Sie muss mich freigeben. Oder ich gehe einfach. Von heute auf morgen. Macht mir nichts aus – jeder ist sich selbst der nächste.
Rosanna ist etwas älter als ich, aber ich werde sie verdammt vermissen. Das ist sicher.
Wenn ich angeschlagen von der Arbeit komme, im Kopf dröhnt es noch von dieser ganzen Schreierei und Hektik, küsst sie mich zärtlich und kneift mich ein bisschen.
Schnell werfe ich meine verschwitzten Sachen in die Ecke und stehe schon unter der Dusche.
Rosannas Hände gleiten meinen Rücken hinab, mit Seife und Schwamm, wir verschmelzen im heißen Strahl. Sie rubbelt mich ab, zieht mich zum Bett und setzt sich auf mich. Ich lutsche an ihren steifen Nippeln mit dem großen braunen Hof, sie schiebt mir ein Kissen unter und übernimmt das Kommando. Das ist jedes Mal eine Reise in eine andere Welt, ein Schuss ins All. Der Wahnsinn überkommt uns, wir explodieren, verflechten uns, keuchen wie Athleten. 2:30.
Rosanna löscht die kleine Lampe, durch die Vorhänge treffen Lichtstreifen aus der Normalwelt auf die Wand, immer häufiger. Es ist spät und früh zugleich.
Der Verkehr nimmt zu, die Stadt erwacht. Im Halbschlaf höre ich Stimmen, rede mit mir, mit anderen, bin immer bedacht, das Richtige zu sagen und zu tun. Ich träume vom großen Glück. Von einer eigenen Pizzeria. Ich würde Leute für mich arbeiten lassen, Anweisungen geben, immer größer werden – und dabei reich! Pizza am laufenden Band.
Pizza-Kingdom hieße meine Firma, auch auf anderen Kontinenten würde ich Fuß fassen. Den Bertolucci-Brüdern zeigen, was eine Harke ist.

Die neueste Geschäftsidee meines Chefs Salvatore ist der Maserati-Pizza-Service. Um seinen Privatwagen steuerlich besser zu stellen, funktioniert er ihn als Lieferwagen um. Ein Spaß für jedermann, wenn er sich’s leisten kann. Telefon sechsmal die Acht, wir liefern prompt.
Eines Abends fahre ich bei der letzten Auslieferung mal mit. Der Fahrer soll vorm Haus des Kunden Vollgas geben, es ordentlich röhren zu lassen.
Rollos werden hochgezogen, Leute bleiben stehen, Nachbarn glotzen: Ah, die Morettis bekommen Maserati-Pizza!
Der Hauseingang ist die Bühne. Sie nehmen die flammroten Kartons umständlich in Empfang und bedanken sich beim Fahrer. Nach dem Bezahlen ruft ihn Herr Moretti mit großer Geste zurück, um das Trinkgeld nochmals aufzurunden.

Davon hab ich leider nichts. Für mich bedeutet das mehr Arbeit. Allerdings bleibt Salvatore stur bei meiner zaghaften Anfrage nach besserer Bezahlung, sagt, es sei seine Idee, und wenn der Laden Verlust mache, wäre es sein Risiko – ich hingegen solle zufrieden sein, weil sich dadurch mein Arbeitsplatz absichere. Ich ziehe ihm eins mit der Pfeffermühle über den Schädel.

Doch bevor ich’s tue, erreichen mich neue Befehle. „Tre volti Primavera, due Capricciosa e una Stagioni”, brüllt Salvatore in mein Küchen-Kabuff. Tolle Vorstellung, die Gäste sind beeindruckt von seiner Beflissenheit um ihr Wohl, aber auch von seiner opernreifen Stimme. Die setzt er gerne ein, wenn es dem Geschäft nützt. Es gibt immer Anlässe, eine Arie zu schmettern, oder mit ‚Volare’ alle zu umarmen und selig zu machen.
“Si, Chef!”, antworte ich schwach; ich brauche meinen Atem für die Arbeit.

Ich habe das ungute Gefühl, auf dem falschen Dampfer zu reisen. Knochenmühle statt Traumschiff.
Salvatore fährt Maserati, ich fahre Bus. Auch im Privaten werde ich zunehmend unsicher. Damals war ich siebzehn, seitdem ist Rosanna meine erste und einzige Frau – aber ist das normal nach fünf Jahren? Wieso kam sie mit ihren Eltern zu uns auf Besuch, half mir aus meiner Schüchternheit, war viel zu schnell im Brautkleid?
Zugegeben, sie verwöhnt mich, aber wieso muss der eine arbeiten und der andere nicht? Ja, ja, der Haushalt, die kranken Eltern – ihr Tag habe auch nur vierundzwanzig Stunden. Kenn ich alles auswendig. Trotzdem fühle ich mich ausgenutzt. In letzter Zeit gibt es Nächte, an denen mir ihre Reiterei keinen rechten Spaß macht, beinahe auf die Nerven geht. Vielleicht fühlt sich manche Frau so, die von ihrem Mann geritten wird. Ich schiebe sie dann weg und versuche zu schlafen. „Was hast du denn?“, fragt sie.
„Ach, nichts. Bin nur müde. Lass mich“, nuschle ich.
„Hab ich was falsch gemacht?“, will sie wissen.
„Ach nein, überhaupt nicht. Kommt von der Arbeit.“
„Ist die nicht immer gleich?“
„Nein. Wegen dieser Maserati-Scheiße kann ich jetzt doppelt so viel rackern. Und Salvatore denkt nicht im Traum daran, mir mehr zu geben.“
Sie nimmt ihre Hände von mir und schaut zur Decke. Dann sagt sie: „Und wenn du dir was anderes suchst?“
Dio mio, wenn sie wüsste! Mein weißes Schiff liegt in Genua. „Nicht so einfach“, sage ich, „Und es würde dir nicht gefallen.“
Rosanna richtet sich jäh auf. „Was soll das heißen: ‚... würde dir nicht gefallen’?“
Jetzt ist es mir scheißegal: „Weil es ein Schiff ist.“
„Ja, bist du von Sinnen?“, ereifert sie sich. „Soll ich hier die einsame Seemannsfrau spielen?“
Weiß nicht, woher ich den Mut nehme: „So sähe es dann aus.“ Saucool, finde ich.
Rosanna steht auf und macht das große Licht an. Verhör-Licht. „Du weißt, dass du verheiratet bist – und dass ein Ehemann auch Pflichten hat, solltest du ebenfalls wissen.“
Ich antworte nicht, nehme mir ein Bier und mach den Fernseher an, Programm egal. Muss denken. Rosanna will sich neben mich setzen und wahrscheinlich weiter debattieren, aber ich blocke ab: „Nee, lass mich mal. Ich muss bisschen was sortieren.“
„Ja, sortier’ nur. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“ Schmollend zieht sie ab. Das kleine Uhrwerk in meinem Kopf kommt auf Touren, bin ganz erstaunt, wie viele Gedanken zur gleichen Zeit bearbeitet werden.
Ist jedoch unnütz, denn das steht schon lange fest: Ich hau ab. Brauchte nur einen Tritt.

Genua auf jeden Fall – weg, weg, weg! Ich klatsch mir kaltes Wasser ins Gesicht. Schlafzimmer ist dunkel, der Fernseher redet mit sich selbst. Busse fahren noch nicht, nehme also das Rad. Schnell in die Firma, hab noch einige Papiere im Spind.
Den Schlüssel hab ich von Salvatore. Oft verschwindet er mit den letzten Gästen, während ich noch beim Aufräumen bin.
Meine Taschenlampe genügt mir, ich kenne ja jede Ecke. Trotzdem geht jetzt die Festbeleuchtung an – Salvatore fragt lauernd, was ich zu dieser Zeit hier suche.
Viele Ausreden gibt es nicht, also sage ich: „Ich hole gerade meine Papiere.“
„’Ich hole gerade meine Papiere’“, äfft er mich nach. „Findest du nicht, dass ich da auch noch ein Wörtchen mitzureden habe? Wir haben vertraglich eine Kündigungszeit von drei Wochen vereinbart; ich hoffe, du hältst dich daran, sonst gibt’s Vertragsstrafe.“ Süffisant fügt er hinzu: „Aber du hast es ja.“ Ich könnt’ ihm eine reinhauen.
„Nein“, trotze ich, „ich habe es nicht. Deswegen gehe ich ja.“ Und plötzlich fällt mir das Reden ungewohnt leicht: „Du hast es! Wir machen doppelten Umsatz, aber ich arbeite zum alten Lohn. Das hat jetzt ein Ende.“
„’Das hat jetzt ein Ende’“, flötet Salvatore. „Jetzt in drei Wochen, meinst du wohl. Kein Problem für mich. Auf deine Stelle warten schon fünf andere.“
Ich bleibe unbeeindruckt: „Wenn die so blöd sind.“
Da geht er mir an die Gurgel. Er hat Grappa getrunken. Dieser Sperling mit der enormen Stimme hat eine erstaunliche Kraft. Er drängt mich gegen den Weinschrank, mir bleibt die Luft weg. Ich kriege die riesige Pfeffermühle, mit der er am Tisch die große Schau abzieht, zu fassen und zieh sie ihm über den Schädel.
Er geht zu Boden. Viel Blut verliert er nicht, das wird sich wohl eher innerlich abspielen – ich erkenne das an seinem leeren Blick. Aber wieso bin ich so eiskalt? Der Mann ist tot, und es berührt mich nicht.
Das Klirren seines Schlüsselbundes hab ich noch im Ohr. Ich kenne den Code. Sturzbesoffen hat er mir einmal seine Schätze gezeigt, 4481. Musste ich eintippen, er schaffte das nicht mehr.
Mit übergezogenen Backhandschuhen stehe ich vor seinem Tresor und nehme mir den vorenthaltenen Lohn. Hat nichts zu tun mit Rififi. Ich habe dafür hart gearbeitet. Im nächsten Moment erschrecke ich mich bis in die Knochen. Was, zur Hölle, mache ich? Bin ich noch bei Trost? Ich klau doch nicht!
Ich schäme mich vor mir selbst. Meine Hände flattern und fliegen, ich lege das Geld zurück.
Auf Tisch 4 steht noch Wein. Die Herrschaften haben ihn nicht geschafft. War ja auch die dritte Flasche. Ich belasse es nicht bei einem Schluck, sondern leere den Rest. Meine Hände beruhigen sich.

Ein Glück, dass Salvatore ein Leichtgewicht ist. Wie eine Schaufensterpuppe setze ich ihn in seinen Wagen und denke an eine Filmszene, als ich den Anlasser drücke. Die Maschine brüllt auf, so ein Ding bin ich noch nie gefahren. Unbekannte Kräfte pressen mich in den Sitz, statt auszukuppeln und die Fahrt langsam angehen zu lassen, schalte ich hoch, genieße bei jedem Gang den Sprung nach vorn. Der Wagen liegt souverän auf dem Asphalt, zischt dahin auf breiten Socken, und hätte ich nicht diesen traurigen Passagier, schaltete ich das Radio an.
Rot. Nicht die Ampel, ein anderes Rot. Groß, nicht grell, und nur ganz schnell. Ich trete die Bremse voll durch. Zu spät.
Mein Chef schlägt mit dem Kopf aufs Armaturenbrett, die Warnblinkanlage schaltet sich ein. Gespenstisch. Ich brauche keine Aufmerksamkeit.
Kein Mensch, kein Auto weit und breit. Ich sammle mich. Mit dem Foto habe ich nicht gerechnet.
Ruhig Blut! Salvatore wird aussehen, als ob er schliefe. Zu viel vom Roten, kann ich bezeugen. Die Flaschen stehen auf dem Tisch.
Er wollte noch ins ‚Paradiso’. Ja, ich habe ihn gefahren, ist schließlich mein Chef. Na ja, und dann ist er ausgestiegen, ich hab bisschen geholfen dabei, mit Mühe hat er sich die Treppen hochgehangelt, mehr weiß ich wirklich nicht.
Laber laber, alles Kacke. Ich habe einen Menschen umgebracht. Der sitzt tot in seinem Auto, das ich wegen meines Alibis vors Paradiso stellen will. Mit dem Toten? Scheiße, Scheiße – hundertmal Scheiße! So fühlt sich Panik an.
Der Wein wirkt. Ich fahre auf die Staumauer, werfe Salvatore über die Brüstung. Der Wasserstand ist niedrig, er klatscht auf Beton und erst dann ins Wasser.

Morgendämmerung. Tanken und einen großen Kaffee.
Die schlaflose Nacht steckt mir in den Knochen. Ich verlasse die Autobahn und suche mir eine Unterkunft in den Bergen. Häuser und Kirchen aus dem Bilderbuch, Geranien stürzen wie Wasserfälle von den Balkonen, ins gekreuzte Holz ist INRI geritzt und eine Frau aus Ceylon schüttelt die Betten auf.
Träumend lese ich in der Zeitung: „Mörder auf der Flucht!“ Das ist nicht der Wein, sondern der Wahnsinn, oder die Angst.

Seit ich frei bin von Rosanna und Salvatore, fühle ich mich wie hinter Glas. Oder unter Folie. Bilder und Geräusche erreichen mich nicht direkt. Ich habe ein merkwürdiges Gefühl – nicht dramatisch, aber bedrückend wie nach einer Zigeuner-Wahrsagung, an die man nicht glaubt.

Genua. Ist tatsächlich nicht die Schönste des Mittelmeers, aber ich will sie nicht heiraten. Erst mal runter zum Hafen. Porcalamadonna! Was für ein Riesenschiff! Vierzehn Decks. Seh mich schon die Pizze wirbeln wie Ramirez, der Weltmeister. Vorher zum Heuerbüro, doch zu allererst schlafen.
Unbedingt schlafen.

Es klopft, ich öffne. Graue Uniformen. War ja eh klar.
Sie behandeln mich korrekt, mit Handschellen. Peng – da sitz ich. Pizzakönig im Knast. Hat seine Frau verlassen und seinen Chef aus niederen Beweggründen umgebracht. Verabscheuungswürdig. Gibt wahrscheinlich lebenslänglich. Und das war’s dann wohl mit der großen Welt. Sie dreht sich weiterhin ohne mich.

Ganz so schlimm kommt’s dann doch nicht, die Untersuchungshaft wird angerechnet – bleiben noch zwölf abzusitzende Jahre. Oder im Stehen, wie’s beliebt.
Ich stehe oft am Fenster, stundenlang, aber nur nachts. Will die Sterne sehen, nicht die Mauern.
Muss zuerst das Bett darunterschieben, sonst könnte ich gar nicht rausschauen, dann steige ich hoch, die Finger in den Gitterstäben verhakt und verbogen.
Oft kapiere ich nicht, was ich seh. Der Große Wagen steht links, nein, liegt auf dem Rücken, mit den Rädern nach oben, mit verbogener Deichsel. Wie nach einem Unfall. Da schaue ich hinauf und habe keine Ahnung vom Lauf der Dinge; weiß nicht, wie es geht mit zu- und abnehmendem Mond, Großem Wagen auf dem Rücken oder auf den Rädern – und überhaupt mit dem ganzen Himmelskram.
Aber ich will gar nicht alles verstehen; ich glaube, das würde mir nicht gut tun. Vielleicht müsste ich auf das Staunen verzichten, wenn ich alles verstünde.
Doch habe ich Sinn für das Wahre. Will nicht sagen, dass Pizzamachen eine beinahe sakrale Handlung ist – doch ist sie der Inbegriff von Leben und Kultur, von Verstehen und Besinnung.
Weil aus Weizenmehl, etwas Öl und Wasser eine Materie entsteht, die echt ist. Die Urform des Glücks, das schlaraffige Gefühl des Versorgtseins, Gesättigtseins. Zwischen jedem Finger dicke Zitzen zum Auslutschen.
Ich träume von geilen Frauen, mit irrem Blick und trotzdem sanften Augen, die mich mit ins Bügelzimmer nehmen.

Statt die Wärter zu beleidigen und zu bespucken, betrage ich mich mustergültig, darf aufgrund meines Berufs in der Gefängnisbäckerei arbeiten und bekomme so die Möglichkeit, aus Kehrmehl, wenig Öl und Wasser einen flugfähigen Teig zu kneten.
Im Hof gebe ich oft kleine Vorstellungen. Die Männer staunen, wie unerwartet sich eine angenommene Flugbahn verändern kann, welche Varianten ein fliegendes Objekt bei geschickter Steuerung auszuführen vermag.
Und dann kommt mir die Idee mit dem Buch der Rekorde. Die größte fliegende Pizza der Welt! Das und nicht weniger. Ich steigere Teigmenge und Durchmesser. Jedoch reize ich meine Kräfte nicht bis zum Äußersten aus, sondern nehme einen zweiten Mann zu Hilfe. Gleich darauf einen dritten. Die Pizza hat jetzt einen Durchmesser von zwei Metern und fliegt besser als erwartet. Allerdings mit einer Einschränkung: Den Looping schafft sie bei dieser Größe nicht mehr.
Manchmal laufe ich mit Papier und Bleistift über den Hof, als wäre ich mit Berechnungen beschäftigt, doch kommt es mir auf die richtige Stelle an. Ich meine, zwischen den beiden Türmen müsste es klappen. Dann mach ich noch ein bisschen Kasperletheater, ziehe Schnüre vom Hofmittelpunkt zu den Seiten und vermesse sie, staple dabei drei leere Kisten übereinander.

Heute ist der große Tag. Reporter, Fernsehen und Aufnahmeteams sind angerückt, drängeln sich hinter Fenstern, in den Zonen für Besucher. Der Hof bleibt selbstverständlich gesperrt. Ich habe mein Kunststück so vervollkommnet, dass die Pizza wie eine riesige Fledermaus der von mir gewünschten Flugbahn folgt.
Die Gefängnis-Brass spielt aufgekratztes Zeugs, die Häftlinge stehen Spalier, und ich trete mit meinen drei Muskelmännern in orangefarbenen Trikots diszipliniert an.
Wir platzieren uns um den Teig, ich und die Drei mit ihren Schaufelhänden ziehen ihn gleichmäßig aus, mit viel Gefühl in ganz kleinen Schritten. Harte, kurze Trommelschläge in zunehmendem Tempo, Fanfare – die Musik würde auch zu einer Hinrichtung passen. Der Teig glänzt trotz der Schmutzpartikel und ist wundervoll zäh und elastisch zugleich.
Jetzt kommt er in Schwingungen, wir rennen im Kreis, dreschen mit flachen Händen auf ihn ein, immer schneller; wie ein Karussell beginnt er ein Eigenleben, fliegt aus reiner Freude, dreht und schwirrt wie ein Ufo. Flink wie eine Katze steige ich auf die Kisten und springe hinüber auf meinen fliegenden Teppich, verlagere mein Gewicht, steuere meine Wunderpizza durch die zwei Wachtürme hindurch, es schleift ein bisschen – na wenn schon! Und jetzt, Bomba Pomodoro! ist mir nach einem Looping zumute, doch ich bin schon froh, in einer Hecke zu landen. Nix wie weg, ich habe eine Mission!

 
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Hola josefelipe

Nur ganz wenig Textkram:

Schon wenn ich angeschlagen von der Arbeit komme, im Kopf hackt es noch
ich stolpere über das hackt, vllt rumort?

Endstand oder Uhrzeit?:D

„’Das hat jetzt ein Ende’“,
das ist so richtig? Bist du sicher?

Der Wagen liegt wie eine Schildkröte auf dem Asphalt, behäbig und souverän – zischt dahin auf breiten Socken, und hätte ich nicht diesen traurigen Passagier, schaltete ich das Radio an.
Mit der Schildkröte habe ich ein Problem, denn das ist nun mal ein sehr langsames Tierchen, vllt. Flunder? "schaltete" klingt auch merkwürdig für meine Ohren.

Geranien stürzen wie Wasserfälle von den Balkonen, ins gekreuzte Holz ist INRI geritzt und eine Frau aus Ceylon schüttelt die Betten auf.
schön kurz und plastisch.

Aber ich will gar nicht alles verstehen; ich glaube, das würde mir nicht gut tun. Vielleicht müsste ich auf das Staunen verzichten, wenn ich alles verstünde.
schön

Weil aus Weizenmehl, etwas Öl und Wasser eine Materie entsteht, die echt ist. Die Urform des Glücks, das schlaraffige Gefühl des Versorgtseins, Gesättigtseins.
da schwingt spürbar Begeisterung mit.


Was als harmlose Alltagsszenerie beginnt, mutiert zum Roadmovie und endet als schrille, fantastische Gefängnisflucht - auf einer Pizza! Völlig abgedreht, aber du hast mich. ;)
Schön, wie sich das ganze eher beiläufig, fast zufällig in Bewegung setzt und dann nicht mehr aufzuhalten ist:

Weiß nicht, woher ich den Mut nehme: „So sähe es dann aus.“ Saukuul, finde ich.
(Saukuul würde ich übrigens ändern).

Dann erschlägt er seinen Chef.

Der Mann ist tot, und es berührt mich nicht.
An der Stelle hätte ich zumindest ein Erschrecken erwartet, auch wenn der Chef ein Ausbeuter ist, schließlich ist er ja kein Profikiller. Das erste Erschrecken kommt dann später vor dem offenen Tresor, als ihn die Selbstzweifel überkommen. Angesichts der Ungeheuerlichkeit seiner Taten würde ich davon mehr erwarten. Eine Art Betäubung, die ihn lähmt. Die kommt dann erst viel später:
Seit ich frei bin von Rosanna und Salvatore, fühle ich mich wie hinter Glas.
Stattdessen setzt er sich zunächst ins Auto und gibt Vollgas, hm.

Die Erkenntnis ereilt ihn mit starker Verzögerung.

Laber laber, alles Kacke. Ich habe einen Menschen umgebracht. Der sitzt tot in seinem Auto, das ich wegen meines Alibis vors Paradiso stellen will. Mit dem Toten? Scheiße, Scheiße – hundertmal Scheiße! So fühlt sich Panik an.
Und dann schmeißt er den Toten über die Staumauer, hm. Das ist nur als Kurzschluss erklärbar. Ich habe fest damit gerechnet, dass er das Auto mit Chef über den Abhang jagt.

Es klopft, ich öffne. Graue Uniformen. War ja eh klar.
Sie haben mich belehrt, korrekt behandelt, unter Verschluss gehalten. Peng – da sitz ich. Pizzakönig im Knast. Hat seine Frau verlassen und seinen Chef aus niederen Beweggründen umgebracht. Verabscheuungswürdig, Pfui Deifel! Gibt wahrscheinlich Lebenslänglich. Und das war’s dann wohl mit der großen Welt. Sie dreht sich weiterhin ohne mich.
Der neuerliche Twist ist mir etwas zu dick. Zum einen schläft er im megaauffälligen Sportwagen (wieviele gibt es davon?) seines Chefs, statt das Ding abzustellen und sich zu verstecken. Da kann er auch gleich zur Wache latschen. Und dann reagiert er wieder merkwürdig teilnahmslos, fast gleichgültig. Das bringe ich nicht über einen Kamm mit seinem Ehrgeiz (Pizza-Weltmeister) und seinem impulsiven, beinahe skrupellosen Handeln. Da verstehe ich seine Passivität, seine Schicksalsergebenheit nicht.

Verstehe auch nicht ganz, dass sein Denken nur um Pizza kreist und der Rest seiner Existenz nur die Nebenrolle kriegt.

Doch habe ich Sinn für das Wahre. Will nicht sagen, dass Pizzamachen eine beinahe sakrale Handlung ist – doch ist sie der Inbegriff von Leben und Kultur, von Verstehen und Besinnung.
Es mutet an, als wären ihm die Lebensumstände egal, solange er nur Pizza kneten kann. Hm, das kaufe ich nicht ganz, denn dafür war er vorher mit seiner Bezahlung in Salvatores Pizzaschmiede zu unzufrieden. Letztlich hat das ja auch alles angestoßen.

Dann das großartige Finale Grande mit Fledermaus-Pizza durch die Stangen gekickt, Bomba Pomodoro, Field Goal und Touch Down, José!


Peace, linktofink

 

Hola josefelipe,

so kenne ich dich. Ernste Sache, leicht erzählt und noch eine überraschende Wende drin. Hat mir gut gefallen. Obwohl ich mich ja schon gefreut hab, deinen Erzähler auf hoher See davonschippern zu sehen, aber er schien sich ja auch im Knast zu helfen zu wissen.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist, wie er den Toten transportiert und der mit dem Kopf aufs Armaturenbrett kippt. Hier hätte ich mir sogar gewünscht, dass das Ganze auf die Spitze getrieben würde, was er so alles mit dem Toten anstellt. Aber dann wäre es eine andere Geschichte geworden. Also keine wirkliche Kritik.

Kleinkram:

"Rosanna ist etws älter als ich, aber ich werde sie verdammt vermissen ..." Na aber ... Das ist ja knapp an der Diskriminierung vorbei. Also ich weiß schon, wie du es meinst, aber es klingt so, als hätte es was mit dem Alter zu tun, ob man jemanden vermisst.

" ... trotz der Hitze Gänsehaut und einen Harten ..." Den kann man sonst bei heißem Wetter nicht kriegen?

"2:30." Würde ich an den Anfang der nächsten Zeile setzen.

"Was soll das heißes?" heißen.

"Lebenslänglich." Würde ich hier klein schreiben.

"Pizze ..." Sollte das "Pizza" heißen? Oder Pizzi/Pizzen? Pizze hab ich noch nie gehört.

Also Rosannas Reaktion ist ja echt klassisch. Gleich mit den Eheverpflichtungen zu kommen ... Bah! ... Da war für mich gut erkennbar, an welchem Punkt die Ehe ist. Da hatte er ja im reellen Knast mehr Spaß.

Das war's mal wieder von mir. Ich gehe jetzt erstmal Pizza essen.

Liebe Grüße von Chai

 

Hola linktofink,

das (für mich) Wichtigste zuerst:

linktofink: schrieb:
Was als harmlose Alltagsszenerie beginnt, mutiert zum Roadmovie und endet als schrille, fantastische Gefängnisflucht - auf einer Pizza! Völlig abgedreht, aber du hast mich.
Ja, eine unübliche Methode, die JVA vorzeitig zu verlassen. Das ‚aber Du hast mich’ ist wohl das größte Kompliment im Bemühen um einen passablen Text.
Weil es nicht anders sein kann, muss er verbessert werden und ich danke Dir für Deine Tipps.
ich stolpere über das hackt, vllt rumort?
Okay, hab’s ganz rausgenommen.
2:30.
Endstand oder Uhrzeit?
Endstand für Rosanna:D
„’Das hat jetzt ein Ende’“,
das ist so richtig? Bist du sicher?
Keineswegs. Ich dacht’ nur so.
Mit der Schildkröte habe ich ein Problem, denn das ist nun mal ein sehr langsames Tierchen, vllt. Flunder?
Hast recht. Aber die Flunder hab ich schon in diesem Zusammenhang zu oft gehört und deswegen verworfen. Hab’s einfach gestrichen.
(Saukuul würde ich übrigens ändern).
Ist geschehen, war nicht die beste Idee.

Mit dem Ablauf der Geschehnisse bist Du nicht ganz einverstanden. In allen von Dir erwähnten Punkten muss ich Dir recht geben. Ich habe einiges durchprobiert, aber jedes Mal gab’s eine hakelige Stelle, wo man hätte sagen können ... ...
Kurz vor dem Nervenzusammenbruch beschloss ich, die Dinge – teilweise etwas konfus – einfach laufen zu lassen, wie es möglicherweise bei einem durchschnittlichen Menschen in dieser Ausnahmesituation denkbar wäre.
Hier im Forum hab ich mal einen Text von wieselmaus gelesen, da ging’s auch um das Verhalten zweier Menschen, das ich nicht unbedingt nachvollziehbar fand, aber dennoch akzeptieren musste, weil auf diesem Gebiet selbst innerhalb der bestehenden Regeln soviel Luft ist, dass alles möglich ist.
Seitdem lasse ich die Finger von solchen Texten, denn wer kann mit Bestimmtheit sagen, wie sich ein Mensch in einer gewissen Situation verhalten wird?

... würde ich davon mehr erwarten. Eine Art Betäubung, die ihn lähmt. Die kommt dann erst viel später
Die Erkenntnis ereilt ihn mit starker Verzögerung.
Das ist nur als Kurzschluss erklärbar.
Und dann reagiert er wieder merkwürdig teilnahmslos, fast gleichgültig.
Da verstehe ich seine Passivität, seine Schicksalsergebenheit nicht.

Zum einen schläft er im megaauffälligen Sportwagen ...
Ich hatte im Sinn, dass er sich dort ein billiges Zimmer nimmt.
Verstehe auch nicht ganz, dass sein Denken nur um Pizza kreist und der Rest seiner Existenz nur die Nebenrolle kriegt.
Hier sehe ich eigentlich kein Problem, er hatte eine Pizza-Passion/Mission/Obsession.
Otto Lilienthal gab ja auch nicht eher Ruhe, bis er endlich in der Luft war.
Es mutet an, als wären ihm die Lebensumstände egal, solange er nur Pizza kneten kann. Hm, das kaufe ich nicht ganz, ...
Hier tust Du dem Armen unrecht. Er ist mit der lauten Wohnung unzufrieden, und mit der Entlohnung auch. Spricht sein Wunsch, auf dem Schiff zu arbeiten, gar in Australien, nicht für ihn?
Alles Pillepalle – hier hast Du den Extrakt herausdestilliert:
linktofink: schrieb:
Dann das großartige Finale Grande mit Fledermaus-Pizza durch die Stangen gekickt, Bomba Pomodoro, Field Goal und Touch Down
Mensch, wat willste mehr vonne Pizza?

Lieber linktofink, hat mich sehr gefreut – meinen besten Dank für Deine Fleißarbeit.
Und beste Grüße!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Chai,

besten Dank für den netten Post, freut mich immer, von Dir zu hören, Quatsch – zu lesen, meine ich.

Obwohl ich mich ja schon gefreut hab, deinen Erzähler auf hoher See davonschippern zu sehen, ...
Ei schon, hätte man machen können, aber da hätte ich den Clou nicht verkaufen können.
Aber hier verschlägt es mir den Atem:
Was mir besonders gut gefallen hat, ist, wie er den Toten transportiert und der mit dem Kopf aufs Armaturenbrett kippt. Hier hätte ich mir sogar gewünscht, dass das Ganze auf die Spitze getrieben würde, was er so alles mit dem Toten anstellt.
Chai, das ist ja eine ganz neue Seite von Dir, erkenne Dich gar nicht wieder! In meinem Kaleidoskop sind Goanerinnen sanftmütig und fürchten die Geister der Toten – und Du willst Ulk!
"Rosanna ist etwas älter als ich, aber ich werde sie verdammt vermissen ..." Na aber ... Das ist ja knapp an der Diskriminierung vorbei.
Aber, aber! Bevor sie als alte Jungfer stirbt, haben sie ihre Eltern mit dem Pizzaiolo verkuppelt – da wäre doch eher der junge Mann diskriminiert, der durch die eingefädelte Hochzeit einer etwas älteren Frau ausgeliefert ist:shy:.
" ... trotz der Hitze Gänsehaut und einen Harten ..." Den kann man sonst bei heißem Wetter nicht kriegen?
Liebe Chai, ich werde bald 76, das habe ich leider vergessen.*)
"2:30." Würde ich an den Anfang der nächsten Zeile setzen.
Ja, warum nicht. Ist übrigens, wie linktofink richtig erkannt hat, nicht die Uhrzeit, sondern Endstand (für Rosanna).
"Lebenslänglich." Würde ich hier klein schreiben.
Richtig, danke.
"Pizze ..." Sollte das "Pizza" heißen? Oder Pizzi/Pizzen? Pizze hab ich noch nie gehört.
Ist aber lt. Google (auch) richtig.
Also Rosannas Reaktion ist ja echt klassisch. Gleich mit den Eheverpflichtungen zu kommen ... Bah! ... Da war für mich gut erkennbar, an welchem Punkt die Ehe ist. Da hatte er ja im reellen Knast mehr Spaß.
Das wahre Leben bestätigt die Klischees.
Das war's mal wieder von mir. Ich gehe jetzt erstmal Pizza essen.
Geh dorthin, wo sie fliegen. So werden sie besonders dünn und knusprig. Buon Appetito!

José

*) Hast recht, ist unrund. Hab's gestrichen.

 

Hallo josefelipe,

hmm, viel los ist unter deiner Geschichte ja noch nicht. Und dass obwohl man dir ja nicht gerade vorwerfen kann, dass du dich hier im Forum vor Arbeit drücken würdest.

Vielleicht geht es noch anderen wie mir. Denn ich habe mich etwas schwer getan mit deiner Geschichte. Auch nachdem ich sie jetzt zu Ende gelesen habe, frage ich mich, um was es geht. Um Pizza vielleicht, aber eigentlich doch um einen Mann, der nicht wirklich glücklich ist mit seinem Leben, versucht daraus auszubrechen, im Gefängnis landet und sich aber auch dort nicht unterkriegen lässt ... oder?

Der Einstieg: Pizza mag eigentlich jeder. Und auch ich bekomme sofort Hunger darauf. Von daher gut gelungen, gut beschrieben. Aber spannend? Für mich ist es ehrlich gesagt kein mitreissender Einstieg. Ob jemand gute Pizza macht oder nicht, ist nicht so spannend.
Vielleicht wäre der Einstieg mit den Träumereien von dem Schiff oder der eigenen Pizzeria spannender?

Die Beziehung zwischen ihm und Rosanna wird mir nicht ganz klar. Ich habe andauernd das Pokemon Rossana vor Augen – die arme Frau und du armer Autor – da kannst du natürlich nichts für.
Einerseits liebt und braucht er seine Frau:

weil ich ohne Rosanna nicht einschlafen kann
Rosanna ist etwas älter als ich, aber ich werde sie verdammt vermissen.
oder ist das nur Gewohnheit?
Denn eigentlich will er von ihr weg, sie nörgelt, zieht ihn runter und bindet ihn an dieses Leben das er nicht mag. Sich zusammen etwas neues aufzubauen kommt nicht in Frage?

Damals war ich siebzehn, seitdem ist Rosanna meine erste und einzige Frau – aber ist das normal nach fünf Jahren?
Mensch, der Junge ist erst 22? Da kann er doch noch alles aus seinem Leben machen!

Dann sagt sie: „Und wenn du dir was anderes suchst?“
Dio mio, wenn sie wüsste! Mein weißes Schiff liegt in Genua. „Nicht so einfach“, sage ich, „Und es würde dir nicht gefallen.“
Ich verstehe nicht wie das Schiff mit der eigenen Pizzeria zusammenpasst?
Wieso lässt er sich nicht auf Rosannas Vorschlag ein? Sie bietet ihm eine Möglichkeit, aber er zögert, hat Angst und setzt sich deshalb unerreichbare Ziele?

Ich kriege die riesige Pfeffermühle, mit der er am Tisch die große Schau abzieht, zu fassen und zieh sie ihm über den Schädel.
Er geht zu Boden. Viel Blut verliert er nicht, das wird sich wohl eher innerlich abspielen – ich erkenne das an seinem leeren Blick. Aber wieso bin ich so eiskalt? Der Mann ist tot, und es berührt mich nicht.
Und hier wird es für mich zum ersten Mal wirklich interessant. Endlich passiert etwas! Der Teil vorher ist mir schwer gefallen, die ganze Zeit habe ich daruf gewartet in welche Richtung diese Geschichte gehen soll.
Ich frage ich ob man da nicht einiges kürzen könnte. Brauchst du die Beschreibung der Pizzaherstellung, die Sexszene, den Maserati-Service? Dass er unglücklich ist und ausbrechen möchte, erkennt man glaube ich auch so.

Den Schrecken nach dem Mord, die Flucht und die Verurteilung finde ich gut beschrieben. Da passiert etwas, zack, zack und ich bleibe dran. Will jetzt wissen was denn aus ihm wird im Gefängnis.

Und das Ende finde ich dann irgendwie etwas doof. Er fliegt auf ner Riesenpizza aus dem Gefängnis? Achja, da war ja der Tag „Seltsam“.

Wie gesagt, vielleicht habe ich nicht verstanden worum es eigentlich geht, aber mich hat die Geschichte in großen Teilen nicht begeistert. Einfach weil mir die Spannung fehlte, ich muss ungefähr verstehen worum es überhaupt geht, um mitfiebern zu können und das fiel mir echt schwer.

So ich hoffe, du kannst mit meinen wirren Gedanken etwas anfangen. Wie immer ist alles Geschmackssache und wir zwei beide treiben uns ja meisten in sehr unterschiedlichen Bereichen des Forums herum.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hola Nichtgeburtstagskind,

... hmm, viel los ist unter deiner Geschichte ja noch nicht.
„noch nicht“ ist wohl zu optimistisch – dat word nix mehr. Flopp.
Danke für den letzten Rettungsring, der mich noch einen Moment vor dem endgültigen Absaufen bewahrt.
Eigentlich hast Du recht bei der Beurteilung der Lage. Auszug aus der ‚Mängelliste’:
Für mich ist es ehrlich gesagt kein mitreissender Einstieg.
Die Beziehung zwischen ihm und Rosanna wird mir nicht ganz klar.
Ich verstehe nicht wie das Schiff mit der eigenen Pizzeria zusammenpasst?
Brauchst du die Beschreibung der Pizzaherstellung, die Sexszene, den Maserati-Service?
Auch nachdem ich sie jetzt zu Ende gelesen habe, frage ich mich, um was es geht*).
Tja, da hab ich mich wohl verquatscht. Wollte einige Gedanken einarbeiten (Pizzateig – Urform des Glücks, seine gelegentliche Realitätsferne usw.), aber war wohl zu ausgedehnt. Und deswegen gebe ich Dir ‚eigentlich’ recht.
Doch gestern fiel mir ein, einmal nach den Hits zu schauen: Schlaffe hundertfünfzig!
(Meine letzte KG ‚Abschied’ hatte 125o). Ja, schau.
Kann also nur am Titel liegen, oder? Denn ganz gleich, ob der Leser schnell wieder aussteigt oder durchhält, egal, wie er’s findet – erst mal muss er anklicken. Tja – und warum tut er das nicht? An den tags kann’s mMn nicht liegen. Wahrscheinlich ist er meines Nicks überdrüssig:D.
Merkwürdig, mit Titeln greif ich manches Mal daneben, diesmal fand ich’s okay – und trotzdem!
Mit der Sanftmut eines buddhistischen Eleven nehm ich’s hin.

Immerhin hast Du doch des Pudels, nein, des Pizzabäckers Kern entdeckt:

*)... frage ich mich, um was es geht. ... eigentlich doch um einen Mann, der nicht wirklich glücklich ist mit seinem Leben, versucht daraus auszubrechen, im Gefängnis landet und sich aber auch dort nicht unterkriegen lässt ... oder?
Ja, genau! Ich hätt’s nicht besser sagen können (Trotzdem will ich meinen Text nicht verteidigen – gefallen oder nicht gefallen hängt von vielen Faktoren ab).

Und das Ende finde ich dann irgendwie etwas doof.
Schade. Es sollte putzig sein; hatte im Hinterkopf, Geschichten hätten Konjunktur, die bisschen ins Irreale abgleiten.
Aber das letzte Wort hast Du:
NGK: schrieb:
Wie immer ist alles Geschmackssache und wir zwei beide treiben uns ja meisten in sehr unterschiedlichen Bereichen des Forums herum.
So soll’s auch bleiben, doch über Deinen unerwarteten Besuch hab ich mich sehr gefreut.
Danke und schöne Grüße!
José

PS: ... hmm, viel los ist unter deiner Geschichte ja noch nicht.
Ich glaube, ich hab’s! War sicherlich ein Fehler, Texte mit zu kurzem Abstand zueinander einzustellen. Muss mir erst mal eine Pause verordnen. Vielleicht auch nicht die schlechteste Idee im Hochsommer. Auch Dir viele sommerliche Freuden!

 

Hallöchen josefelipe,

ich noch mal. Ja, es kann an der zu hohen Textdichte liegen, aber es wäre ein Versuch wert, den Titel zu testen? Oder hast du schon aufgegeben? ;)

Ich habe mal was drüber nachgedacht und ich glaube, das Problem ist, dass der Titel nichtssagend ist. Denn den Ausruf "Pizza Wunderbar" kann man ja überall und nirgendwo nutzen - auch im Kölschen Karneval zum Beispiel, aber das is ja nu janz weit wech.

Also versuchs doch mal mit nem anderen Titel - oder ist es dafür zu spät, weil der ja nun nicht mehr auf der ersten Seite auftaucht ....?

Die sommerlichen Freuden nehme ich gerne mit. Vielen Dank. :)

Liebe Grüße,
NGK

 

Hola Nichtgeburtstagskind,

Du gehörst ja zu den ganz Netten! Zerbrichst Dir den Kopf, wie man dem Problem beikommen könnte und hast sicherlich recht.

... es wäre ein Versuch wert, den Titel zu testen? Oder hast du schon aufgegeben?
Letzteres. Aber ohne einen Gedanken daran, mich aufzuhängen:D.
Also versuchs doch mal mit nem anderen Titel - oder ist es dafür zu spät, weil der ja nun nicht mehr auf der ersten Seite auftaucht ....?
Liebe NGK, das ist wirklich ein netter Ratschlag und ich danke Dir dafür.
Drei Zuschriften sind verdammt wenig – das ist wahr, doch ich akzeptiere das lautlose Verschwinden meiner Geschichte ohne zu zetern (Bin ja manchmal auch ein bisschen verwöhnt worden von der geschätzten Leserschaft). Ich denke jetzt, dass meine letzte KG ‚Djaroollie’, die bisschen schwach war, meinem Nick geschadet hat – und das sind die Nachwirkungen. Jetzt hilft nur noch, den Text aller Texte zu schreiben!

Danke Dir nochmals und

NGK: schrieb:
Die sommerlichen Freuden nehme ich gerne mit.
achte auf den Lichtschutzfaktor;)!

José

 

Hola josefelipe!

Die schlechte Nachricht zuerst:
Wäre mir doch beinahe deine neue KG durch die Lappen gegangen.

Es folgt die gute: Ich musste nicht nur über das für mich unerwartete (hab die deutlichen Zeichen ignoriert), seltsame, völlig bescheuerte, geniale Ende lachen, nein, auch deine Antworten auf die Kommentare sind für mich ein Quell der Belustigung.

Zitat von josefelipe:
Ich glaube, ich hab’s! War sicherlich ein Fehler, Texte mit zu kurzem Abstand zueinander einzustellen. Muss mir erst mal eine Pause verordnen. Vielleicht auch nicht die schlechteste Idee im Hochsommer.
Wegen mir brauchst du dieses Vorhaben nicht in die Tat umzusetzen.

Und ehrlich gesagt, begreife ich die Zurückhaltung nicht. Hohe Einstellungsdichte, kein anziehender Titel? Ich weiß nicht. Manchmal denke ich, es könnte an dem Altersgefälle im Forum liegen. Hoffentlich täusche ich mich.

Wer mit deinen Texten so halbwegs vertraut ist, der wird bestätigen, dass es sich um eine typische José-Geschichte handelt. Hier: Lebensmittel und ihre Zubereitung sind die kulinarische Achse, um die der Prot und der Plot ihre Loopings drehen. Du würzt das Ganze mit Erkenntnissen aus einem aufregenden Leben und servierst mit dem berühmten Schalk im Nacken.

Die erste Frage, die ich mir neuerdings stelle, ist die nach der Botschaft des Textes oder noch besser, die nach der Prämisse.
Da gibt es keinen Zweifel: Es lohnt sich für sein Ziel zu kämpfen, egal in welche Scheiße man sich geritten hat. Oder frei nach Busch: Will das Schicksal uns besiegen, lass uns in die Freiheit fliegen.
Wenn die Prämisse so klar erkennbar ist, haben wir die halbe Miete schon rein.

Aber ich glaube, es lohnt sich für dich, mal darüber nachzudenken, warum du Erzählzeit Präsens gewählt hast. Sowohl die Art und Weise des Erzählens als auch der relativ große Zeitrahmen rufen doch ehe nach Präteritum. Oder?
Die Kombination Ich-Erzähler und Präsens soll ja die wunderbare Fähigkeit besitzen, den Rezipienten ganz nah ans Geschehen zu rücken. Im Idealfall erlebt und fühlt der Leser simultan mit. Dafür braucht es aber ein konsequentes szenisches Erzählen/Zeigen und von dem weichst du manchmal ab.
sind nur Stellvertreter:

Schon wenn ich angeschlagen von der Arbeit komme, im Kopf dröhnt es noch von dieser ganzen Schreierei und Hektik, küsst sie mich zärtlich und kneift mich ein bisschen. Schnell werfe ich meine verschwitzten Sachen in die Ecke und stehe schon unter der Dusche.
schon deutet für mich darauf hin, dass es öfters so abläuft, außerdem Wortwiederholung

Das ist jedes Mal eine Reise in eine andere Welt, ein Schuss ins All.

Nie bekomme ich genug Schlaf,...

Im Halbschlaf höre ich Stimmen, rede mit mir, mit anderen, bin immer bedacht, das Richtige zu sagen und zu tun.

Im nächsten Moment erschrecke ich mich bis in die Knochen.
Selber schreibe ich fast nur noch im Präsens. Bei meiner letzten Geschichte habe ich „das ist der Moment …“ ganz bewusst wieder gestrichen, weil ich mir gesagt habe: Alles, was ich erzähle, passiert genau in dem Moment. Da brauche ich es nicht explizit zu erwähnen.

Hier ist die Art des Erzählens dem Präsens angepasst. Alles passiert genau jetzt. Da bin ich als Leser wieder direkt dabei.

Rosannas Hände gleiten meinen Rücken hinab, mit Seife und Schwamm, wir verschmelzen im heißen Strahl. Sie rubbelt mich ab, zieht mich zum Bett und setzt sich auf mich.
Lieber José, ich weiß nicht, ob ich deutlich machen konnte, was ich von dir will. Ich sage nicht, dass so zu erzählen falsch ist, aber du verschenkst quasi die Wirkung des Präsens, (des unmittelbaren Erlebens) durch zusammenfassende, verallgemeinernde, und zeitliche Bezüge schaffende Einschübe.
Resümee: Da könntest du auch gleich im Präteritum schreiben.


Textkram:

Ich will ihnen Freude bereiten, und auch, wenn es nur ein schneller Genuss ist, soll er doch unvergänglich sein, erinnernswert bis zu ihrer letzten Stunde.
Sind Gaumenfreuden nicht vergänglich? Unvergesslich wäre angebracht, aber da hast du eine Dopplung zu erinnernswert

Rosanna löscht die kleine Lampe, durch die Vorhänge treffen Lichtstreifen aus der Normalwelt auf die Wand, immer häufiger.
Die Aussage verstehe ich nicht. Es wird wohl schon hell, und das "immer häufiger" bezieht sich auf andere Tage? Ist wohl wieder das Erzählzeit-Problem und meine Art zu lesen?

Ah, die Bölkes bekommen Maserati-Pizza!
Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, die KG spielt in Italien, auch weil Rosanne als heißblütige, keifende Ehefrau so wunderbar dem Klischee entspricht.

Allerdings bleibt Salvatore stur bei meiner zaghaften Anfrage nach besserer Bezahlung, sagt, es sei seine Idee, …
Kein Fehler, aber egal, wie oft ich die Stelle lese, immer interpretiere ich: "Allerdings bleibt Salvatore stur bei seiner Meinung,",
"nach besserer Bezahlung" ist so angeklebt, dass ich erst einen Knoten im Gehirn lösen muss, um die Aussage zu begreifen

Der Wagen liegt behäbig und souverän auf dem Asphalt, zischt dahin auf breiten Socken,...
behäbig entspricht träge, schwerfällig, bringe ich nicht mit einem Sportwagen in Verbindung,
möglich: liegt schwer oder flach auf dem Asphalt,

Seit ich frei bin von Rosanna und Salvatore, fühle ich mich wie hinter Glas. Oder unter Folie. Bilder und Geräusche erreichen mich nicht direkt. Ich habe ein merkwürdiges Gefühl – nicht dramatisch, aber bedrückend wie eine Zigeuner-Wahrsagung, an die man nicht glaubt.

gefällt mir gut der Vergleich, aber wäre es nicht besser: wie nach einer Zigeuner-Wahrsagung …

Da schaue ich hinauf und habe keine Ahnung vom Lauf der Dinge; weiß nicht, wie es geht mit zu- und abnehmendem Mond, Großem Wagen auf dem Rücken oder auf den Rädern – und überhaupt mit dem ganzen Himmelskram.
Bist du sicher, dass du deinen Prot so ungebildet und naiv zeichnen willst?
Er weiß nicht, wie der Mond zunimmt und hat im Anschluss Gedanken, die von einer bestimmten geistigen Reife zeugen, passt für mich nicht zusammen. Hattest du mit 22 solche Gedanken? Ich nicht.:D
Doch habe ich Sinn für das Wahre. Will nicht sagen, dass Pizzamachen eine beinahe sakrale Handlung ist – doch ist sie der Inbegriff von Leben und Kultur, von Verstehen und Besinnung.
Weil aus Weizenmehl, etwas Öl und Wasser eine Materie entsteht, die echt ist. Die Urform des Glücks, das schlaraffige Gefühl des Versorgtseins, Gesättigtseins.

Die Pizza hat jetzt einen Durchmesser von zwei Metern und fliegt besser als erwartet. Allerdings mit einer Einschränkung: Den Looping schafft sie bei dieser Größe nicht mehr.
Herrlich! Muss ich immer wieder schmunzeln.

Jetzt kommt er in Schwingungen, wir rennen im Kreis, dreschen mit flachen Händen auf ihn ein, immer schneller; wie ein Karussell beginnt er ein Eigenleben, fliegt aus reiner Freude, dreht und schwirrt wie ein Ufo. Flink wie eine Katze steige ich auf die Kisten und springe hinüber auf meinen fliegenden Teppich, verlagere mein Gewicht, steuere meine Wunderpizza durch die zwei Wachtürme hindurch, es schleift ein bisschen – na wenn schon! Und jetzt, Bomba Pomodoro! ist mir nach einem Looping zumute, doch ich bin schon froh, in einer Hecke zu landen. Nix wie weg, ich habe eine Mission!

Toll, wie sich der Kreis wieder schließt. Die leidenschaftliche Beschreibung der Pizzabäckerei zu Beginn und das durchgeknallte Finale. Sehr, sehr fantasievoll. Gefällt mir!
Da gibt es so viele zitierenswerte, originelle Textstellen, die kann ich beim besten Willen nicht alle markieren.

Warum also solltest du die Flinte ins Korn werfen? Würde gar nicht zu dir passen.
Der Text muss mal durchgekämmt werden, vielleicht abgespeckt (wenig), die Erzählzeit auf den Prüfstand gestellt werden.
Mit den Zielen und Motiven deines Prots bin ich noch etwas im Unklaren, ob die nicht zu stark zerfransen. Meine angedachten Varianten bringen das Plotkonstrukt mächtig ins Wackeln, wenn du da eingreifen würdest, ergo, behalte ich die unausgereiften Vorschläge für mich.

Es war mir eine Freude, das Lesen und Kommentieren, meine ich.

Ein sonniges Wochenende, viele kreative Gedanken beim Überarbeiten und wir sehn uns beim WK-Treffen in zwei Wochen. Ich freu mich.

Liebe Grüße peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola peregrina,

tausend Dank für diesen Bomben-Kommentar, für Deine viele Arbeit, die da drin steckt und für wertvolle Tipps, die ich gut gebrauchen kann.
Besonders Deine Anmerkungen zu Eigenart und Wirkung des Präsens haben mir die Augen geöffnet:

Die Kombination Ich-Erzähler und Präsens soll ja die wunderbare Fähigkeit besitzen, den Rezipienten ganz nah ans Geschehen zu rücken. Im Idealfall erlebt und fühlt der Leser simultan mit.
Ja, deswegen ist das meine Lieblings-Erzählzeit, aber was Du dann schreibst, hab ich nie so wahrgenommen:
Dafür braucht es aber ein konsequentes szenisches Erzählen/Zeigen und von dem weichst du manchmal ab.
In Zukunft will ich das beachten. Vielen Dank auch für die Beispiele, die sind sehr anschaulich.
Bin beeindruckt von Deinem Wissen, solche Sachen betreffend; davon profitiere ich gern.
Bei meiner letzten Geschichte habe ich „das ist der Moment …“ ganz bewusst wieder gestrichen, weil ich mir gesagt habe: Alles, was ich erzähle, passiert genau in dem Moment. Da brauche ich es nicht explizit zu erwähnen.
Klar verständlich – nur hab ich mir diese Frage nie gestellt. Bei den nächsten Texten werde ich ein Auge, nein, beide Augen darauf werfen bzw. richten.
Lieber José, ich weiß nicht, ob ich deutlich machen konnte, was ich von dir will. Ich sage nicht, dass so zu erzählen falsch ist, aber du verschenkst quasi die Wirkung des Präsens, (des unmittelbaren Erlebens) durch zusammenfassende, verallgemeinernde, und zeitliche Bezüge schaffende Einschübe.
Wurde Zeit, dass mir das jemand sagt! Ich danke Dir für Deine Mühe – und auch für die Hinweise auf Schwachstellen im Text:
schon deutet für mich darauf hin, dass es öfters so abläuft, außerdem Wortwiederholung
Ist verbessert.
Lieber José, ich weiß nicht, ob ich deutlich machen konnte, was ich von dir will.
Liebe peregrina – wenn ich’s jetzt immer noch nicht verstanden habe, dann ist es hoffnungslos mit mir.
Sind Gaumenfreuden nicht vergänglich? Unvergesslich wäre angebracht, aber da hast du eine Dopplung zu erinnernswert
Ist repariert.
Rosanna löscht die kleine Lampe, durch die Vorhänge treffen Lichtstreifen aus der Normalwelt auf die Wand, immer häufiger.
Die Aussage verstehe ich nicht.
Na ja, wenn die beiden von einander ablassen, ist es nach zwei Uhr. Gegenüber ist die Markthalle, da beginnt der Arbeitstag sehr früh, die ersten Autos kommen und es werden mehr – ‚immer häufiger’.
Ah, die Bölkes bekommen Maserati-Pizza!
Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, die KG spielt in Italien, auch weil Rosanne als heißblütige, keifende Ehefrau so wunderbar dem Klischee entspricht.
Hast recht, blöd von mir. Bölke ist jetzt Herr Moretti und wir bleiben in Italien. Passt auch besser zu Genua, sonst hätte es Bremen sein müssen.
behäbig entspricht träge, schwerfällig, bringe ich nicht mit einem Sportwagen in Verbindung,
möglich: liegt schwer oder flach auf dem Asphalt,
Wie wahr! Hab’s geändert.
wäre es nicht besser: wie nach einer Zigeuner-Wahrsagung …
Aber selbstverständlich. Da hab ich nicht aufgepasst.
Bist du sicher, dass du deinen Prot so ungebildet und naiv zeichnen willst?
Er weiß nicht, wie der Mond zunimmt und hat im Anschluss Gedanken, die von einer bestimmten geistigen Reife zeugen, passt für mich nicht zusammen.
Dein Standpunkt leuchtet mir ein – als Generalbild. Dagegen wollte ich ihn als Typen zeichnen, der es mit dem Haptischen hat und nicht mit dem Abstrakten. (Auch wenn es soo abstrakt nicht ist – aber frage mal liebe Menschen um Dich herum, wie sie denn die Mondveränderungen erklären. Ich hab’s getan und staunte.

Warum also solltest du die Flinte ins Korn werfen? Würde gar nicht zu dir passen.
Ach nein, das hab ich nicht so gemeint. Nur ein Päuschen vielleicht.
Der Text muss mal durchgekämmt werden, vielleicht abgespeckt (wenig), die Erzählzeit auf den Prüfstand gestellt werden.
Oh je, da werd ich Dich wohl enttäuschen. Hab mit Respekt gesehen, wie energisch und zielstrebig Du ans Bearbeiten Deiner Texte gegangen bist – da bin ich eher das Gegenteil.
Für mich ist das Ding gelaufen; die neuen Erkenntnisse werden in den nächsten Geschichten untergebracht.
Mit den Zielen und Motiven deines Prots bin ich noch etwas im Unklaren, ob die nicht zu stark zerfransen. Meine angedachten Varianten bringen das Plotkonstrukt mächtig ins Wackeln, wenn du da eingreifen würdest, ergo, behalte ich die unausgereiften Vorschläge für mich.
Oha, hier werde ich ganz klein, mit Hut und Kreppsohlen. Du bringst meinem Text so viel Aufmerksamkeit entgegen, das ich das fast nicht wechseln kann. Sicher, vieles könnte man verändern, verbessern – aber ich hab noch in Erinnerung, wie die erste Version aussah, und wie viel ich immer wieder anders gemacht hab bis zur Einstellung.
Jetzt speichere ich Deine Tipps, besonders die Präsens-Sache, und werde - sollte ich noch mal was schreiben:Pfeif:das alles beherzigen.
peregrina: schrieb:
und wir sehn uns beim WK-Treffen in zwei Wochen.
Leider (schon wieder) nicht. Ich verharre in der Komfort-Zone. Aber ich schicke meinen Stellvertreter, die macht das ganz gut.
Meine Liebe, ganz großen Dank! Das ist wirklich ein Komm, mit dem ich etwas anfangen kann. Aber auch Dank, weil die peregrina zur salvadora wird, die den Tod meiner Geschichte um weitere vierundzwanzig Stunden hinausgeschoben hat.

Herzliche Grüße!
José

 

Hallo josefelipe,

ein Pizzabäcker wie ein Künstler, wie ein Top-Athlet, der nach dem ganz Großen strebt, dem das Leben auch mal reingrätscht in seine Pläne, der sich davon aber nicht unterkriegen lässt. Das ist das Bild, was mir vor den Augen schwebt, nachdem ich in deine Geschichte eingetaucht bin.

Zugegeben, ein Einblick in das Leben eines Pizzabäckers ist erst mal nichts, was mich hinter dem Ofen hervorlockt. Der Erzählton aber schon. Gar nicht, weil es genau die Art von Ton ist, die mir gefällt, das ist nämlich nicht der Fall, anfangs habe ich mich beim Lesen deiner Geschichte dabei erwischt, wie ich mir einen ganz anderen gewünscht hätte, einen, der mehr meinen Vorlieben entspricht. Einen leichteren, sanfteren, einen weniger deftigen sozusagen, so fühlt es sich nämlich an, im Kopf deines Pizzabäckers zu stecken: Deftig. Vielleicht sogar dreckig. Geradlinig und getrieben, zielstrebig, und fast erbarmungslos dabei, wie einer, der auf seinem Weg über Leichen gehen würde, ohne noch mal zurückzuschauen. (Und siehe da, ich habe mich nicht getäuscht, armer Salvatore.) Ein komischer Pizzabäcker ist das. Aber ein besonderer, alles andere als ein langweiliger. Und deshalb ist es so spannend, ihm zu folgen. Im Grunde ist er ja gar kein Pizzabäcker, höchstens durch Zufall, woanders wäre er wohl Diktator oder sogar Messias - oder?

Keine Ahnung, ob du etwas mit diesem Kommentar anfangen kannst, immerhin habe ich mich dabei ja auch kaum auf die Handlung bezogen. Vielleicht habe ich auch ein bisschen über die Stränge geschlagen. Aber das liegt dann vor allem an der Anziehungskraft, die dein Pizzabäcker auf mich ausübt - wie die Sonne thront er über allem und über sich selbst, steht so hoch über den Dingen, über den Menschen und Naturgesetzen, dass er am Ende sogar - was auch sonst - auf seiner Pizza davonfliegt. Natürlich im Beisein von Reportern und Aufnahmeteams, die die Kunde vom Größten aller Pizzabäcker in die ganze Welt hinaustragen können.

Nix wie weg, ich habe eine Mission!

- die Weltherrschaft, stimmt's?

Eine spannende Geschichte über einen größenwahnsinnigen Pizzabäcker. Vielen Dank dafür!

Kleine Sache noch:

die Warnblinkanlage schaltet sich ein. Gespenstig.

Gespenstisch?

Liebe Grüße,

Lani

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Lani,

an Deinem Komm hatte ich meinen Spaß. Totalmente pazzo, mit welcher Brille Du den Text gelesen hast:

Lani: schrieb:
Im Grunde ist er ja gar kein Pizzabäcker, höchstens durch Zufall, woanders wäre er wohl Diktator oder sogar Messias - oder?
Ja – alles möglich. Ich finde Deine Lesart herrlich.
Lani: schrieb:
... wie die Sonne thront er über allem und über sich selbst, steht so hoch über den Dingen, über den Menschen und Naturgesetzen, ...
:sconf:
Es passiert immer mal wieder, dass ein Kommentator einem Autor dessen Text erklärt – und oft wundert sich dann der Autor und sagt: ‚Oh, das hab ich doch gar nicht so gemeint’ oder ‚(noch) gar nicht so gesehen’. Dann ärgert sich der eine oder beide freuen sich.
In unserem Fall ist es die zweite Variante. Und der Teufel soll mich holen, wenn ich mich anschicke, Dir meine Intention zu erklären.
Nix wie weg, ich habe eine Mission!
- die Weltherrschaft, stimmt's?
Ich glaube, die Weltherrschaft der Pizza ist schon Tatsache, Grönland und die Südsee hat sie auch schon annektiert. Aber unser Freund wird’s schon richten – da bin ich mir ganz sicher.
Vielleicht mit Holo-Bolo-Pizza. Brech.

Jetzt aber, liebe Lani, zurück zur Textarbeit:
Schönen Dank für Deinen Kommentar!

José

PS:

die Warnblinkanlage schaltet sich ein. Gespenstig.
Gespenstisch?
Jein. Duden 25. Auflage sagt gespenstisch / gespenstig
Hab’s aber trotzdem geändert, weil meine Version wie meine Generation langsam ausstirbt:D.

 

Hi, josefelipe,

ich habe deine Geschichte zuerst nur auf einem Minidisplay im Urlaub gelesen, und da habe ich gedacht … (Eigentlich off topic: Weißte, was ich gedacht habe? Blöd, habe ich gedacht – inhaltlich ähnelt der Einstieg dieser Geschichte ziemlich stark derjenigen, die sich momentan in meinem Kopf zusammenzufügen versucht. Prima – das hast du ja fein hingekriegt! :hmm: Nun ist erstmal die Luft raus bei mir, aber vielleicht wird es ja doch noch irgendwann was mit der Geschichte und ich stehe einfach drüber.)

Jetzt habe ich deine Geschichte aber nochmal an einem gescheiten Bildschirm gelesen und nun hatte sie auch Platz genug, sich zu entfalten. Mir gefällt sie sehr gut. Hätte sie auch sofort als eine von deinen erkannt. Wenn es irgendwo lecker nach Essen duftet ... :) Nein, natürlich erkenne ich inzwischen auch deinen Schreibstil, der ist schon sehr markant, und das meine ich im positiven Sinne.
Und diese Underdog-Protas, denen immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen werden und die trotzdem irgendwie weitermachen und versuchen, das Beste aus allem zu ziehen, die mag ich sowieso.

Wahrscheinlich wirst du nichts mehr ändern wollen, aber wenn: der erste Teil bis zu dem Punkt, wo der Prota seine Papiere holen will, würde etwas gestrafft vielleicht noch besser funktionieren.
Der Schluss ist herrlich versponnen, das passt zwar nicht so ganz zusammen mit der eigentlichen Geschichte, aber ich denke mal, es ist ja uns Lesern überlassen, wie wir uns das denken. Ob es vielleicht nur einfach seiner Vorstellung entspringt, auf diese Weise fliehen zu können. In Gedanken tut er es aber auf jeden Fall - die sind ja sowieso frei.

Für kleinen Textkram ist es mir jetzt entschieden zu warm (habe auch nicht danach geschaut, vllt. gibt es ja gar nichts), ich wollte dich eigentlich auch nur an meinem positiven Eindruck der Geschichte teilhaben lassen.
Und zum Titel wollte ich auch noch was sagen: So prägnant ist der ja wirklich nicht, und den gibt es schon einmal hier im Forum, allerdings ohne „!“. Aber wusstest du vielleicht schon.
Mein Vorschlag wäre ja Pizza Prigione.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, sei gegrüßt von Raindog

 

Hola Raindog,

erst einmal vielen Dank für Deinen Kommentar, und zwotens Scusi wegen geistigen Diebstahls auf telepathischem Wege:

Blöd, habe ich gedacht – inhaltlich ähnelt der Einstieg dieser Geschichte ziemlich stark derjenigen, die sich momentan in meinem Kopf zusammenzufügen versucht.
Aber vielleicht sind wir ein Bruder und eine Schwester im Gei...:hmm:, ah, jetzt fällt’s mir wieder ein: Geschwister im Geiste?
Nun ist erstmal die Luft raus bei mir, ...
Gütiger Gott! Das hätte nie geschehen dürfen! Seit ich das weiß, bewerfe ich mich ununterbrochen mit Vorwürfen der schwersten Art. Kann schon gleich nicht mehr, hab sozusagen Deine Kreativität gemeuchelt. Oje.
Jetzt habe ich deine Geschichte aber nochmal an einem gescheiten Bildschirm gelesen und nun hatte sie auch Platz genug, sich zu entfalten. Mir gefällt sie sehr gut. Hätte sie auch sofort als eine von deinen erkannt.
Somit wäre es sinnlos, am Maskenball teilzunehmen.
Wahrscheinlich wirst du nichts mehr ändern wollen, ...
Kommt darauf an, so rigoros würde ich das nicht sagen. Schwierig wird’s nur dann, wenn durch die Änderung auch Anschlusssätze umgestellt werden müssten.
Der Schluss ist herrlich versponnen, das passt zwar nicht so ganz zusammen mit der eigentlichen Geschichte, ...
Da hast Du völlig recht, deswegen ‚seltsam’. Mich stach da wohl der Hafer. Hab’s immer schwer, ein passendes Ende zu finden. Ich dachte statt meh lieber bisschen abgedreht.
... ich denke mal, es ist ja uns Lesern überlassen, wie wir uns das denken.
Du bist wirklich der ideale Leser, pardon – die ideale Leserin.
Und zum Titel wollte ich auch noch was sagen: So prägnant ist der ja wirklich nicht, und den gibt es schon einmal hier im Forum, allerdings ohne „!“. Aber wusstest du vielleicht schon.
Nein, war mir nicht bekannt, hast mich aber neugierig gemacht. Tja – ein ziemlich wilder Text, mamma mia.
Und danke für den Titel-Vorschlag –„Pizza Prigione“ finde ich allerdings schwierig. Muss nämlich zugeben, dass ich trotz Urlaubs-Italienisch nicht wusste, was Prigione ist, möglicherweise weiß es auch der eine oder andere Leser nicht. Aber ich hab ja das Ausrufezeichen, um mich vom Konkurrenten zu unterscheiden:pah:.

Liebe Raindog, ich stelle mir vor, dass Du voll aufgetankt wieder am Rennen teilnimmst und Dich wie gewohnt in die Kurven legen wirst. Viel Spaß dabei und schöne Grüße!

José

 

Da mache ich mich nach langer zeit wieder einmal auf, mich hier zu tummeln und dachte mir, ein schöner Neubeginn wäre es, mir Kulinarisches von José einzuverleiben.

Immer ist es spannend zu erfahren, worum es geht und dieses Mal war es ganz einfach: Pizza! Komisch, liest man die Geschichte mit leerem Magen und das nach einem Glas gutem Roten unter dem Sonnenschirm, spielt sich genau das ab, was José wohl so ganz nebenbei beabsichtigt hat: Man bekommt Hunger auf Pizza. Ich werde den Beitrag also schnell runterhaken und mich dann auf mein Bike schwingen, die knapp zwei Kilometer zum Ende des Ortes radeln, wo Umberto auf mich wartet: Mit einer leckeren Pizza Salami, das passt schon!
Zum Text: Ein durchaus typischer José, nicht die allerstärkste seiner immer lesenswerten Geschichten, aber durchaus eine, die Lust auf mehr macht, Hunger entfacht! Gut!
Mir gefällt deine Art zu schreiben, auch wenn du in dieser Geschichte recht ruhig und nicht so "intensiv" schreibst, wie man es an vielen Stellen von dir kennt. Selbst Rosanna konnte das Kopfkinmo nur wenig entfachen. Da geht noch was, du kannst mehr, wie die Trainer ihren Sportlern immer hinterherrufen.

Zum Schluß dann die Pointe, die man zwar erahnen konnte, die nichtsdestotrotz schön ist: Der fliegende Pizzateppich. Warum nicht?

Liebe Grüße aus dem Westerwald,

Freegrazer

 

Hola Freegrazer,
Du verschollen Geglaubter weilst also wieder unter uns? Das freut mich, ich hoffe, Du mischst wieder ein bisschen mit im Gerangel um Lorbeer und literarischen Ruhm.

Für Deinen Kommentar danke ich Dir, und das bleibt unwidersprochen:

Ein durchaus typischer José, nicht die allerstärkste seiner immer lesenswerten Geschichten, ...
Wohl war, obwohl: Ich gab mir redlich Mühe, aber die Resonanz war bescheiden. Irgendwas habe ich wohl falsch gemacht. Aber das spornt an beim nächsten Text.
Mir gefällt deine Art zu schreiben, auch wenn du in dieser Geschichte recht ruhig und nicht so
"intensiv" schreibst, wie man es an vielen Stellen von dir kennt.
Da ist was dran, lieber Freegrazer! Ich habe einen schrecklichen Verdacht: Es könnte das Alter sein. Bin ruhiger geworden – hat aber nichts zu tun mit Resignation, eher mit Nachlassen des Sportsgeistes. Vermutlich werden auch meine nächsten Geschichten etwas beschaulicher ausfallen, aber als Sport-Fan kennst Du das: Time over.
Tjo, sou loppt dat.

Für heute Tschüss und lass es Dir gut gehen, Grüße auch an Umberto!

José

 

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