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Plitsch und Platsch

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05.02.2023
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Plitsch und Platsch

Die abenteuerliche Reise der beiden Wassertropfen Plitsch und Platsch

Als Plitsch und Platsch ihre Augen öffneten, waren sie auf dem Weg zur Erde. Eine schier endlose Zeit war seit ihrem Austritt aus der Mayana-Quelle vergangen. Die Mayana-Quelle war der Ort gewesen, aus dem sie herausgesprudelt waren. Man könnte auch sagen, dass die beiden dort geboren worden waren. Es war ihr Zuhause gewesen. Ein vertrauter Platz, der ihnen Schutz gewährte, an dem sie lernten und spielten. Ein Ort, an dem sie auf ihr Leben als Wassertropfen vorbereitet wurden.

Irgendwann hatte der König der Wassertropfen ihnen und all ihren Freunden die Erlaubnis erteilt in die große weite Welt hinauszuziehen. Kurz nachdem Plitsch und ihr Freund Platsch jedoch die Welt erblickt hatten, wurden sie auf einen trockenen Stein geschleudert und verdampften. So zogen sie dann mit vielen anderen in großen Wolken über die Landschaften. Manchmal konnte Plitsch sogar Menschen sehen, die sie in so großer Höhe allerdings nicht richtig erkennen konnte. Plitsch dachte an den König der Wassertropfen. Er war ein alter, weiser Tropfen gewesen, der die jungen Tröpfchen des nassen Volkes liebevoll behandelte und sie auf ihre große Zeit unter den Menschen vorbereitete.

Die Menschen. Plitsch und Platsch hatten einiges von ihnen gehört. Wie sie aussahen, und dass sie zum großen Teil auch aus Wasser bestanden. Manchmal hatte der König ganz ernst geschaut und gesagt, dass die Menschen aber leider oft vergaßen, woraus sie entstanden waren und sich deshalb für etwas Besseres hielten. Mehr sagte der König nicht über sie.

Plitsch war sehr gespannt auf diese komischen Wesen.


Platsch stupste seine Freundin an und riss sie aus ihren Gedanken.


„Guck mal, von hier oben sieht alles wunderschön aus.“


Die beiden sahen unter sich grüne Wiesen und Wälder. Und manchmal konnten sie die große Wolke in den spiegelglatten Flüssen und Seen erkennen, von der sie ein Teil waren.

„Sieh nur, wie viele unseres Volkes da unten schwimmen. Der König hat doch gesagt, dass unser Volk den größten Teil der Erde bedeckt. Und das ist noch nicht einmal das Meer.“

Plitsch war begeistert.

Sie zogen in ihrer Wolke über die Siedlungen der Menschen, die von hier oben so winzig aussahen und durch lange schmale Straßen miteinander verbunden waren.

„Es ist genauso, wie es der König beschrieben hat“, sagte Platsch.

„Ja, und es scheint sehr friedlich zu sein. Die Menschen haben sich ihr Zuhause mitten zwischen uns, die Berge, die Wälder und Wiesen gebaut“, ergänzte Plitsch.

„Echt cool!“, rief Platsch euphorisch.

„Ja!“, sagte Plitsch, „aber wir sollten erst einmal abwarten bis wir unten sind.“

In diesem Moment begann eine große Unruhe in der Wolke. Der Wind nahm zu und die beiden Freunde wussten, dass sie nun bald ihr Ziel erreichen würden. Plitsch und Platsch hatten so lange darauf gewartet und nun konnten sie es kaum abwarten, große Abenteuer zu erleben.

Und ehe sie es richtig begriffen hatten, stürzten sie auch schon in Richtung Erde. Die beiden jauchzten und kreischten vor Begeisterung als sie in rasender Geschwindigkeit durch die Luft sausten. Einen kurzen Moment später klatschten sie in eine große Pfütze und wurden sofort von einem kleinen Strom ihres Wassertropfenvolkes mitgerissen. Sie hielten sich lachend aneinander fest, während sie über Steine, Blätter, Sand und Baumwurzeln spritzten bis sie endlich in einem Fluss landeten, der leise und sanft dahinfloss. Mittlerweile war der blaue Himmel wieder zu sehen. Die nasse Landung der Regentropfen war beendet und über dem Fluss lag eine duftende Kühle, die die feuerrote Abendsonne am Horizont verabschiedete.

Plitsch und Platsch umarmten sich fröhlich.

„Endlich haben wir es geschafft!“, sagte Platsch.

Sie schwammen an der Oberfläche des Flusses. Rechts und links standen Bäume. Aus dem dichten Grün war das Zwitschern von Vögeln zu hören, deren Stimmen sich wie in einem Orchester mit dem monotonen Zirpen der Grillen verband.

„So schön hätte ich es mir nicht vorgestellt“, murmelte Plitsch glücklich.

Über ihren kleinen, nassen Körpern flogen zwei Schwalben hinweg.

„Die Menschen müssen sehr froh sein, dass sie in einer so wunderschönen Welt leben dürfen“, rief Platsch und konnte gar nicht genug bekommen von dem Duft, den Farben und den Geräuschen der Tiere.

Plötzlich schwabbelte Plitsch ganz aufgeregt und deutete auf eine Brücke, die den Fluss in einiger Entfernung überspannte. In der Mitte standen zwei Gestalten.

„Das sind Menschen“, stieß Platsch neugierig hervor.

Sie standen einfach da und sahen gedankenverloren auf das dahinfließende Wasservolk und die untergehende Sonne. Je näher Plitsch und Platsch den Menschen kamen desto deutlicher konnten sie sie erkennen. Sie sahen nicht so aus als bestünden sie überwiegend aus Wasser. Ihre Körper, die größtenteils von einem Stoff bedeckt waren, waren offensichtlich fest und sie hatten Beine, Arme, Hände, Füße, Leib und einen Kopf, aus dem irgendein Kraut zu wuchern schien. Die beiden Menschen auf der Brücke umarmten sich.

„Sie scheinen glücklich zu sein“, flüsterte Plitsch fasziniert von dem Anblick.

„Ja, und sie sehen sehr friedlich aus“, erwiderte Platsch.

Die beiden Freunde flossen im großen Strom weiter und blickten den ersten Menschen, die sie gesehen und erlebt hatten, noch eine Weile nach bis sie langsam im Abendlicht verschwanden.

„Ich hätte sie mir kleiner vorgestellt. Aus der Wolke heraus sahen sie nicht so groß aus“, sagte Platsch.

„Ja, sie sehen lustig aus mit ihren Kräutern auf dem Kopf.“ Die beiden lachten bis sie schwabbelten.

Erst jetzt wandten sie sich ihrem Flussvolk zu und bemerkten schnell, dass die Tropfen um sie herum sehr trübe aussahen. Plitsch und Platsch sahen sich schweigend an. Einem alten, sehr trüben Tropfen, der neben ihnen schwamm, schien ihre unangenehme Überraschung aufgefallen zu sein. Er fragte sie, ob sie gerade erst angekommen seien.

„Ja, wir kommen eigentlich aus der Mayana-Quelle. Aber kurz nach unserer ersten Begegnung mit der Sonne haben wir für einige Zeit unsere Form geändert und sind zu Wasserdampf geworden. Beim letzten Regenfall sind wir dann von oben gekommen. Als wir die Quelle verlassen haben, sahen alle so rein und glücklich aus. Aber hier ist alles anders.“

Plitsch und Platsch sahen den Alten gespannt an.

„Ihr habt recht! Als ich vor langer Zeit meinen Weg antrat, musste ich schnell feststellen, dass uns die meisten Menschen traurig und trüb machen. Sie vergiften uns und das, was in uns und aus uns heraus lebt. Sie benutzen uns für alles mögliche und in riesigen Mengen. Dass wir ein Teil der Menschen sind, wir ihnen zum Leben geschenkt wurden und sie aus uns entstanden sind, wusste ich. Aber dass sie gedankenlos, verschwenderisch und verantwortungslos mit uns umgehen, konnte ich zuerst gar nicht glauben. Sie vergiften uns, machen uns traurig und trüb und merken gar nicht, dass sie sich damit selber schaden. Der größte Teil dieser Erde besteht aus unserem Volk. Die Menschen nennen es Meere, Ozeane, Seen oder Flüsse. Und obwohl sie ohne uns sterben würden, verdrecken sie die Meere, Flüsse und Seen. Sie werfen Unrat, Schmutz, Abfälle und giftige Substanzen in uns hinein. Also alles das, was sie und uns krank macht. Manchmal sagen sie auch es seien Unfälle. Große Schiffe, die auf uns schwimmen, schlagen leck und entleeren ihre giftigen Substanzen in riesigen Mengen zwischen uns Wassertropfen. In solchen Momenten sind die Menschern sehr aufgeregt, weil sie merken, dass das, was sie tun, schlimm und zerstörerisch ist. Sie finden uns, glaube ich, nicht sehr wertvoll. Denn immer wenn es darum geht diesen schlimmen Zustand zu ändern, halten sie Schnipsel aus Papier in die Luft. Dann sind die Menschen wieder ruhig. Was es mit diesen Papierschnipseln auf sich hat, weiß ich nicht genau. Vielleicht irgendeine Magie, denn alle Menschen sind wie verrückt hinter diesen Schnipseln her. Aber sie können sie nicht essen, nicht trinken und glücklich werden sie durch diesen Zauber auch nicht. Ganz im Gegenteil. Sie verziehen zwar ihre Gesichter, wenn sie viele Schnipsel bekommen, man könnte fast meinen sie lächeln. Aber wenn man in ihre Augen schaut, dann sieht man etwas anderes. Ihre Augen sind ganz leer und ausdruckslos. Es ist ein trauriges Bild. Merkwürdig ist auch die Tatsache, dass sie sehr intelligente Wesen sind. Sie wissen viel. Sie erfinden, entwerfen und entwickeln die tollsten Dinge. Aber sie denken nicht über ihre Existenz nach. Vielleicht stecken die Schnipsel dahinter. Ich weiß nicht!“

Die beiden Freunde hatten dem Alten gebannt zugehört. Plitsch konnte es nicht glauben.

„Wir haben gerade zwei Menschen gesehen und die sahen sehr friedlich aus und schienen die Natur um sich herum zu genießen“, sagte sie ungläubig.

„Ja, sie lieben uns, die Bäume, die Natur, die Blumen, die Pflanzen und die Tiere. Sie sind sogar glücklich, wenn sie in der Natur spazieren gehen. Aber trotzdem ändern sie nichts“, sagte der Alte resigniert.

Platsch wollte mehr wissen. Er war sehr neugierig.

„Und warum lasst ihr euch das gefallen?, fragte er frech.

Der Alte sah ihn grimmig an.

„Was glaubst du wohl, wie viele Tropfen schon versucht haben, sich zu sträuben? Aber es geht nicht. Es ändert sich nichts. Was sollten wir auch tun?“

Plitsch und Platsch schauten sich skeptisch an.

„Aber es gibt doch so viele Wassertropfen. Sie haben selber gesagt, dass der größte Teil der Erde aus unserem Volk besteht. Warum haben wir keinen Einfluss auf die Dinge?“, fragte Plitsch.

„Du bist noch zu jung. Du verstehst das nicht!“ Der Alte wurde immer unfreundlicher.

„Sie haben gerade vorhin gesagt, die Menschen würden ohne uns sterben. Also brauchen sie uns: Und wenn sie uns brauchen, muss es doch eine Möglichkeit geben, ihnen ihr widersinniges Tun deutlich zu machen.“

Platsch schaute, nachdem er den Satz beendet hatte, zu Plitsch hinüber. Er fühlte sich sehr mutig, weil er dem älteren Tropfen getrotzt hatte.

Und dieser war sichtlich überrascht, weil er es nicht gewohnt war, dass er derartige Widerworte zu hören bekam.

„Was fällt dir ein, so mit einem weisen Mann wie mir zu reden?!“

Plitsch wollte auch mutig sein.

„Platsch hat recht. Also sagen sie uns den Grund, warum sie so untätig sind.“

Der Alte wurde unsicher. Man konnte es daran merken, dass er anfing ganz schwabbelig zu werden. Er drehte seinen öligen, schmutzigen Wasserleib herum, um den beiden nicht in die Augen schauen zu müssen.

„Ich bin zu alt und habe keine Kraft mehr und die meisten anderen versuchen, nicht daran zu denken. Das ist wie bei den Menschen. Sie leben einfach so dahin und hoffen, dass sich irgendwann einmal etwas verändert.“

„Aber das ist doch dumm!“, sagte Platsch empört.

Der Alte zeigte sich nachsichtig.

„Ja, das ist dumm. Aber ihr müsst euch daran gewöhnen.“

Wir müssen uns daran gewöhnen, dumm zu sein? Niemals!!!“, tönten die beiden Freunde im Chor.

„Ihr seid noch jung und fragt noch nach dem Warum. Die meisten hier haben das entweder nie getan oder überlassen den Menschen einfach irgendwann die Entscheidung über ihr Schicksal. Und bei den Menschen sieht es genauso aus. Die große Zahl von ihnen denkt nicht darüber nach, ob es uns morgen noch gibt. Sie verschmutzen ja auch die Luft und den Boden und fällen ganze Wälder, obwohl sie die Bäume zum Leben brauchen.“

Der Alte sah müde aus.

„Warum reden wir nicht einfach mit ihnen“, fragte Plitsch.

Der Alte lachte träge.

„Weil sie uns nicht verstehen. Und selbst wenn sie uns verstünden, würden sie sich nie dazu herablassen mit Wassertropfen zu reden. Ich sagte doch schon, sie glauben, sie seien etwas Besseres.“

Plitsch stieß Platsch an.

„Wir sollten ihn nicht überanstrengen“, flüsterte sie und so schwammen die Freunde, nachdem sie sich verabschiedet hatten, an die Oberfläche.

Es war inzwischen dunkel geworden und der Mond stand leuchtend am Himmel. Sein silbernes Licht schien über den Fluss und ließ das ruhig dahinfließende Wasservolk kostbar glitzern.

„Siehst du die vielen Sterne?“, fragte Platsch, die unzähligen Lichter über sich betrachtend.

„Ja, wie schön...“, sagte Plitsch und war ganz verzaubert von dem Anblick.

Dann sahen sich beide an und waren sich, ohne ein Wort gewechselt zu haben, einig. Sie wussten in diesem Moment, dass sie etwas gegen die Verschmutzung unternehmen würden.

Es war ein langer Tag gewesen. Die beiden schwammen noch eine Zeitlang gedankenverloren dahin, bis sie schließlich einschliefen.

Als Plitsch am nächsten Morgen erwachte, hatte sich die Umgebung völlig verändert.

„Platsch, wach endlich auf und guck dir das an“, schrie sie aufgeregt.

Beide sahen sich inmitten einer Menschensiedlung. Überall standen große, hohe Gebäude aus Stein und Glas. Stinkende Gefährte fuhren durch die tiefen Häuserschluchten und darin saßen die Menschen. Einige gingen auch auf ihren eigenen Beinen.

„Es ist laut hier und stinkt“, sagte Platsch schläfrig.

„Ja, aber irgendwie sieht es auch toll aus“, ergänzte Plitsch und wurde wieder ganz schwabbelig vor Aufregung.

„Die Menschen sind ein komisches Volk und haben es scheinbar sehr eilig. Sie müssen wichtige Dinge zu tun haben, so wie sie aussehen.“

Platsch schaute nun auch fasziniert auf das Menschengetümmel.

Plitsch schaute ihn fragend an.

„Weißt du eigentlich wozu die Menschen auf der Welt sind?“

„Hm, gute Frage! Wenn wir mit den Menschen reden könnten, würden sie es uns bestimmt verraten“, sagte Platsch.

„Das glaube ich nicht!“

Ein grauer Tropfen, der nicht viel älter war als Plitsch und Platsch hatte das Gespräch der beiden mit angehört und mischte sich nun ein.

„Ich heiße Glucker. Ihr könnt aber auch Glucksi zu mir sagen. So nennen mich meine Freunde.“

„Und warum glaubst du nicht, dass uns die Menschen verraten würden, weshalb sie da sind?“, fragte Plitsch den fremden Tropfen.

„Die meisten Wassertropfen sind mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass die Menschen den Grund selber nicht kennen. Aus irgendeinem Grunde ist ihnen nicht klar, dass das Leben ein Geschenk ist und alles Natürliche auf dieser Welt sehr, sehr kostbar. Sie machen so vieles einfach kaputt, ohne darüber nachzudenken, was sie da tun.“

Glucksi sah die beiden ernst an und fügte hinzu: “Vielleicht leben sie deshalb auf der Erde!?“

„Nein, das glaube ich nicht. Wahrscheinlich sind sie nur etwas verwirrt und es hat ihnen noch niemand mitgeteilt, dass sie ihren eigenen Lebensraum zerstören“, sagte Plitsch hoffungsvoll.

Glucksi lachte.

„Und ihr wollt es ihnen mitteilen, was?“

Er hörte gar nicht mehr auf zu lachen.

„Du brauchst gar nicht so zu lachen, wir werden schon einen Weg finden“, sagte Platsch stolz.

„Ihr scheint es ja wirklich ernst zu meinen.“

Glucksi sah die beiden lächelnd, fast mitleidig an und sagte dann: „Also ich halte euer Vorhaben zwar für aussichtslos, aber wenn ihr es schon probieren wollt, dann versucht am besten Menschenkinder zu erreichen.“

„Warum Menschenkinder?“, fragte Plitsch.

„Naja, weil die Menschenkinder nicht so unter dem Bann der Schnipsel stehen.“

„Wir haben schon einiges gehört von diesen geheimnisvollen Papierschnipseln“, sagte Platsch.

„Die Menschenkinder sind sehr neugierig und fragen sehr viel. Sie fragen ganz oft, warum etwas so ist wie es ist. Sie fragen bestimmt auch oft, warum wir so schmutzig sind. Die meisten erwachsenen Menschen haben aufgehört nach dem Warum zu fragen. Wahrscheinlich, weil sie sich mehr für die magischen Papierschnipsel interessieren.“

Nach seinem kleinen Vortrag zeigte Glucksi auf zwei Wesen, die am sandigen Ufer im Wasser standen.

„Das sind Menschenkinder. Sie dürfen nicht mit ihren ganzen Körpern in uns hinein tauchen, weil unser Wasservolk hier so verschmutzt ist. Sie würden krank werden davon“, sagte er.

Plitsch und Platsch sahen sich an. Sie waren, ohne dass sie es bemerkt hatten, ganz trüb und schmuddelig geworden.

„Los“, sagte Plitsch, „wir schwimmen ans Ufer zu den Menschenkindern.

Nach kurzer Zeit hatten sie die kleinen Wesen erreicht und riefen so laut sie konnten.

„Hallo! Hallo! Hört ihr uns nicht?“

Die Tropfen, die in der Nähe von Plitsch und Platsch schwammen, lachten.

„Seht nur, sie wollen mit den Menschenkindern reden...hahaha“, kam es aus der Menge.

„Warum macht ihr euch über uns lustig? Ihr solltet uns lieber helfen. Seht euch doch an, wie ihr ausseht! Schmutzig! Und ihr werdet immer schmutziger, wenn das Benehmen der Menschen nicht besser wird.“

Plitsch war nun wirklich sauer.

Ihr Wasserleib wurde ganz unförmig vor Zorn.

Die Wassertropfen, die eben noch gelacht hatten, sahen sich nun verlegen an als hätten sie erst in diesem Moment bemerkt, wie trüb sie aussahen. Und nach einer Weile riefen sie alle: „Hallo, hallo, ihr Menschenkinder!“

Und immer mehr Tropfen wurden auf ihre öligen dunklen Leiber aufmerksam und riefen dann auch zu den Menschenkindern hinauf. Es wurden immer mehr und das Wasser wurde ganz unruhig.

Plitsch und Platsch sahen erstaunt um sich. Damit hatten sie nicht gerechnet. Der ganze Fluss rief den Kindern zu.

Dann sah Plitsch nach oben in die Menschenkindergesichter und sagte ruhig. „Helft uns doch bitte! Wir werden immer schmutziger, wenn nicht endlich etwas passiert. Ihr seid die Zukunft der Erde und ihr werdet bestimmen, ob euer Menschengeschlecht vernünftig wird oder weiterhin die Natur zerstört.“

In diesem Moment erhob sich ein Teil des Wasservolkes zu einer kleinen Welle und schwappte auf die Füße der Kinder.

Plitsch und Platsch waren ganz vorne dabei, lagen nun im trockenen Sand und verdunsteten langsam. Sie stiegen in die Luft auf und konnten dabei den Menschenkindern in die Augen sehen.

„Sieh nur“, sagte Platsch, „ihre Augen sind voller Leben und sie lächeln. Ob sie uns verstanden haben?“

„Ja, sie sehen so aus. Aber sicher bin ich mir nicht“, erwiderte Plitsch. „Wenn sie es wirklich verstanden haben, werden sie sicher ihren Freunden davon erzählen und die erzählen es ihren Freunden usw. Und vielleicht erkennen die Menschen dann ja irgendwann, dass sie nichts Besonderes sind, sondern auch nur ein Teil der Natur. Dann werden sie die Welt so gut behandeln, wie sie es sich für ihren eigenen Körper wünschen.“

 

Hallo @maha,

interessante Geschichte. Das Thema ist gut gewählt, weil es alle betrifft. Hattest du schon Leser/innen in der angegebenen Altersgruppe?

Ich habe dir ein paar Stellen markiert, die du ändern könntest:

Die Mayana-Quelle war der Ort gewesen, aus dem sie herausgesprudelt waren. Man könnte auch sagen, dass die beiden dort geboren worden waren. Es war ihr Zuhause gewesen.
In dieser Zeitform sind die Sätze umständlich zu lesen. Vielleicht ist da normale Vergangenheit besser? Wäre dann zwar nicht ganz korrekt, aber ich finde den Lesefluss wichtiger.
Plitsch war sehr gespannt auf diese komischen Wesen.


Platsch stupste seine Freundin an und riss sie aus ihren Gedanken.


„Guck mal, von hier oben sieht alles wunderschön aus.“

Mit solchen riesigen Absätzen sehen die einzelnen Zeilen sehr verloren aus. Ich empfehle hier nur einen Zeilenumbruch vor der direkten Rede, den Rest als durchgehenden Fließtext.
„Das sind Menschen“, stieß Platsch neugierig hervor.
Ein neugieriges Hervorstoßen? Das klingt komisch.
Je näher Plitsch und Platsch den Menschen kamen[,] desto deutlicher konnten sie sie erkennen.
Ich glaube, da fehlt ein Komma.
Am besten generell umformulieren, um das doppelte sie zu vermeiden.
Ihre Körper, die größtenteils von einem Stoff bedeckt waren, waren offensichtlich fest und sie hatten Beine, Arme, Hände, Füße, Leib und einen Kopf, aus dem irgendein Kraut zu wuchern schien.
Diese Auflistung geht für mich nicht durch als Beschreibung. Zumindest das mit dem Kraut fand ich witzig.
Weiter oben hast du die Natur so schön beschrieben, das schaffst du hier auch. :gelb:
Sie vergiften uns und das, was in uns und aus uns heraus lebt.
Das kann man auch weniger umständlich formulieren.
Sie vergiften uns, machen uns traurig und trüb und merken gar nicht, dass sie sich damit selber schaden.
Und obwohl sie ohne uns sterben würden, verdrecken sie die Meere, Flüsse und Seen. Sie werfen Unrat, Schmutz, Abfälle und giftige Substanzen in uns hinein.
Große Schiffe, die auf uns schwimmen, schlagen leck und entleeren ihre giftigen Substanzen in riesigen Mengen zwischen uns Wassertropfen.
Vielleicht bringst du die Botschaft über die Verschmutzung etwas dezenter rüber und nicht so holzhammermäßig.
„Ich bin zu alt und habe keine Kraft mehr und die meisten anderen versuchen, nicht daran zu denken. Das ist wie bei den Menschen. Sie leben einfach so dahin und hoffen, dass sich irgendwann einmal etwas verändert.“
„Aber das ist doch dumm!“, sagte Platsch empört.
Der Alte zeigte sich nachsichtig. „Ja, das ist dumm. Aber ihr müsst euch daran gewöhnen.“
[„]Wir müssen uns daran gewöhnen, dumm zu sein? Niemals!!!“
Da fehlt ein Anführungszeichen. Abgesehen davon finde ich es eine gelungene Stelle.
„Warum reden wir nicht einfach mit ihnen[?]“, fragte Plitsch.
Fragezeichen
„Platsch, wach endlich auf und guck dir das an[!]“, schrie sie aufgeregt.
Ausrufezeichen
„Weißt du eigentlich wozu die Menschen auf der Welt sind?“
Komma
„Seht nur, sie wollen mit den Menschenkindern reden[ ]...[ ]hahaha“, kam es aus der Menge.
Leerzeichen, weil die Auslassungspunkte nicht für fehlende Buchstaben stehen.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo @Michael Weikerstorfer,
ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar. Diese Geschichte ist 1997 entstanden und ich habe sie meiner Tochter geschenkt, die 2002 geboren wurde. Mit 20 hat sie mir nun gesagt, dass es doch wohl schön wäre, sie weiterzutragen. Das habe ich hier getan. Deshalb ist das für mich etwas Besonderes. Du bist der erste Erwachsene, der das liest. Danke für dein Interesse und die konstruktiven Anregungen.
Liebe Grüße
Marcus

 

Hallo @maha

So sehen also die Wassertropfen die Menschen. Hoffentlich schaffen die Tropfen es irgendwann, nein bald, die Menschen zu überzeugen. Die Geschichte hat jedenfalls das Zeug dazu, Kindern dieses ernste Thema auf unterhaltsame Weise näher zu bringen, denke ich.
Die Story ist ja schon etwas älter. Magst du daran noch weiter arbeiten? Dann habe ich hier ein paar Sachen herausgepickt.

Auch mir ist die zu häufige Verwendung der vollendeten Vergangenheit aufgefallen. Das liest sich immer umständlich.

Die Mayana-Quelle war der Ort gewesen, aus dem sie herausgesprudelt waren. Man könnte auch sagen, dass die beiden dort geboren worden waren. Es war ihr Zuhause gewesen. Ein vertrauter Platz, der ihnen Schutz gewährte, an dem sie lernten und spielten. Ein Ort, an dem sie auf ihr Leben als Wassertropfen vorbereitet wurden.
Für den Leser ist doch klar, in welcher Zeitebene er sich gerade befindet, warum dann nicht einfach so schreiben:

Aus der Mayana-Quelle waren sie herausgesprudelt. Dort wurden sie geboren, dort war ihr Zuhause, ein vertrauter Platz, der ihnen Schutz gewährte, an dem sie lernten und spielten und wo erfahrene Lehrer sie auf ihr späteres Leben vorbereiteten.

Nebenbei würde hier der schwammige Passiv „vorbereitet wurden“ vermieden werden.

Irgendwann hatte der König der Wassertropfen ihnen und all ihren Freunden die Erlaubnis erteilt in die große weite Welt hinauszuziehen. Kurz nachdem Plitsch und ihr Freund Platsch jedoch die Welt erblickt hatten, wurden sie auf einen trockenen Stein geschleudert und verdampften.
Auch hier reicht die einfache Vergangenheit völlig. Logisch wäre es außerdem, die Erlaubnis des Königs zu nutzen und sich aus freiem Entschluss verdampfen zu lassen, also:

Irgendwann erteilte der König der Wassertropfen ihnen und all ihren Freunden die Erlaubnis, in die große weite Welt hinauszuziehen. Kurz darauf kullerten sie auf einen trockenen Stein und verdampften.

Und hier ist mir beim Lesen eine unangenehme Wortwiederholung aufgefallen:

Manchmal konnte Plitsch sogar Menschen sehen, die sie in so großer Höhe allerdings nicht richtig erkennen konnte.
Konnte, konnten. Das könnte man sicher anders formulieren.

Das soll erst mal reichen. Habe deine Geschichte jedenfalls gerne gelesen

Grüße
Sturek

 

Da fällt mir nur Brecht ein,

schweigsamer @maha,

wenn er über die Bauart langdauernder Werke vermerkt:

»Wie lange
Dauern die Werke? So lange
Als bis sie fertig sind.
So lange sie nämlich Mühe machen
Verfallen sie nicht.
...«​


(Bert Brecht: Über die Bauart langdauernder Werke, 1929)

so dauert mich das Schicksal eines jeden Tropfens und kann doch gar nicht nach-kommen.

Freatle

 

Sehr geehrter @Friedrichard,

dass dir dazu Brecht einfällt, ehrt mich....allerdings ist die Geschichte beendet.
Ich komme jetzt mal zu meinem Anliegen. Es gibt einen Roman, der zur Hälfte (etwa) fertig ist, den ich gerne von kompetenten Menschen (das seid ihr hier ja offensichtlich) begutachtet wissen würde. Könntet ihr mir einen Hinweis geben, ob so etwas in diesem Forum möglich ist? Es würde nicht um Rechtschreibung und Grammatik gehen (ich kann das berichtigen, wenn es soweit ist...die Endfassung wird eh korrigiert). Es ginge mir nur um den Spannungsbogen, um die Verständlichkeit, um das Herausarbeiten der Charaktere und um eine Gesamteinschätzung. Diese Fragestellung lasse ich mal hier und hoffe, dass das "erhört" wird!
PS: "schweigsam" musst du mir noch erklären...:)
Liebe Grüße
Marcus

 

Hallo maha,

Es gibt einen Roman, der zur Hälfte (etwa) fertig ist, den ich gerne von kompetenten Menschen (das seid ihr hier ja offensichtlich) begutachtet wissen würde. Könntet ihr mir einen Hinweis geben, ob so etwas in diesem Forum möglich ist? Es würde nicht um Rechtschreibung und Grammatik gehen (ich kann das berichtigen, wenn es soweit ist...die Endfassung wird eh korrigiert).
Zu deiner Frage: Ja, diese Möglichkeit gibt es bei uns in der Rubrik "Romane".
Mit einem Exposé zum Start bist du dabei. Allerdings sind vernünftige RS und Grammatik auch Voraussetzung ...
Näheres findest du hier.

Viel Spaß und willkommen.
Liebe Grüße, GoMusic

 

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