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Pneuma (Mittelalter)

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24.01.2007
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Pneuma (Mittelalter)

Ein Meer aus Geäst. Ein Stamm, drei Meter lang, steht mittig, reckt das eine Ende in den Himmel, das andere eingestampft. Eine Frau steht, Füße und Hände festgeschnürt, die Finger ineinander zum Gebet verkrampft, auf dem Reisighaufen, an dem Mast und wartet ab. Eine große Menge schreit, eine weint, doch die meisten applaudieren und verlieren sich im bunten Treiben. Irres Gelächter und hysterisches Gekreisch leitet das Fest ein, denn mehr bedarf es nicht oder doch?
Es fehlt des Richters Scharfrichter. Der Mann in schwarz, der mit der Axt, der Schlinge, dem Scheit, das Verbrennen ist ein einfaches, er lacht und siehe da, er hat uns etwas mit gebracht. Eine Magd und einen Knaben, der ein kleines Mädchen an seiner Hand hält.
Die Frau reißt ihre Augen auf. Tränen entrinnen ihren erröteten Augen und verlieren sich im trockenen Gestrüpp. Ihr Mund ist weit geöffnet. Ihre Lippen bewegen sich schnell und angestrengt, doch ist nicht ein Laut zu hören. Stumm?!
Der Mann, die Maske verdeckt seine Fratze nur bedingt, führt die Drei auf ein Schafott.
Ihre Gesichter blicken, keines weint Salz, in das Angesicht der jungen Frau, die nun nicht mehr lautlos schreit. Vier Augenpaare treffen sich und scheinen zu wissen, doch verstehen werden sie es nicht. Der Henker legt die Schlingen um die Hälse. Erst die Magd, dann der Knabe und zu letzt, er streicht dem kleinen Mädchen sanft über ihre Wange, ihr, die spuckt. Er schlägt sie nicht, lächelt nur und schaut zum Himmel hinauf. Er geht drei Schritte zurück, zwei nach rechts und führt seine zitternde Hand an einen Hebel und blickt zum Himmel. Steht angespannt, bewegt sich nicht. Die Menge verstummt. Es zischt. Ein Leuchten erhellt die klare Nacht, es kracht. Drei Stricke spannen sich, Augen schließen sich und das Leben erlischt. Die Mutter erschlafft. Nur der Pfahl, die Kraft der Seile verleihen ihr Halt, während sie, ihr Kinn auf die Brust gesenkt, in einen kurzen Schlaf versackt. Die Menge, nachdem der ein oder andere Seufzer fiel, ein Kind kann so rührend sein, tobt. Das Treiben erreicht seinen Höhepunkt. Der Wahnsinn ist längst nicht mehr zu leugnen. Ach wie hab ich die Menschen doch verkannt. Die armen Ungereiften. Kein allein, nur der Halt der Zweisamkeit. Gemeinsam sind wir eins.
Ein fauler Apfel trifft das Haupt der Mutter hart. Er zerfällt und landet entzwei zu ihren Füßen. Ihre Augen öffnen sich doch erhebt sich ihr Blick nicht. Der Henker steigt hinab, die Treppen vom Schafott, entzündet einen Ast – Fichte wird es sein –und schreitet hocherhobenen Hauptes, die Schultern straff, zum Scheiterhaufen.
Gute Nacht!

 

Guten Morgen;)
Danken kann ich dir für diese Kritik nicht, weil aus ihr der Schein erweckt wird, dass du nur unzureichend über Stilmittel und Schreibperspektiven einer Kurzgeschichte informiert bist.
Die Geschichte ist, basierend auf einem geschichtlichen Hintergrund, als gesellschaftskritisch und philosophisch zu betrachten. Aus diesem Grunde habe ich bewusst auf tief schürfende emotionale Umschreibungen und störende Handlungsaspekte verzichtet. Da die Geschichte aus der Beobachterperspektive erzählt wird, ist es dem Leser überlassen dem Erzähler Figur zu geben. Sei es nun ein Zuschauer, ein Heiliger oder der Vater selbst.
Über Geschmack lässt sich ja bekanntermaßen streiten, und so respektiere ich, dass sie dir nicht gefällt. Vielleicht treffe ich ja irgendwann mal deinen Nerv;)

Vielleicht hilft es dir, wenn du die Überschrift der Geschichte noch einmal genau betrachtest.
Sie kann bei der Sinnerschließung durchaus hilfreich sein.

Grüße
Feodor

 

Manchmal sind Geschichten wie Rätsel. Der Autor muss damit leben, wenn einige Leser das Rätsel nicht lösen, entweder, weil sie es nicht können, oder weil sie eine Geschichte lesen wollten, nicht ein Rätsel lösen. Wenn eine Geschichte nicht beim Leser ankommt, ist grundsätzlich der Autor dafür verantwortlich. Lediglich wenn der betreffende Leser nicht der avisierten Zielgruppe angehört, kann der Autor das ignorieren, sonst wirkt er leicht arrogant. Ich hoffe mal, dass das auf Dich nicht zutrifft.

Eine Kritik aus der Perspektive eines Lesers, der unterhalten werden möchte, und dem etwas am Text fehlt, ist daher, Feodor, nicht mit recht unfreundlich wirkender Unterstellung von Ahnungslosigkeit abzukanzeln. Dergleichen mag irgendwo anders üblich sein, entspricht aber nicht den Umgangsformen hier auf kg.de.

Nun zum Text. Vorweg: Auch mir erschließt sich kein tieferer Sinn, selbst nachdem ich bei Wikipedia nachgeschaut habe, was "Pneuma" genau bedeutet. Allerdings schadet das dem Text aus meiner Sicht nicht. Mir gefällt die distanzierte, aber aufgrund des Geschehens trotzdem anrührende Schilderung der Handlung. Natürlich kann man die Frage nach dem "Warum" stellen, aber die Geschichte kann auch mühelos für sich stehen. Freilich bleibt sie so nicht so lange in Erinnerung wie ein komplexerer, längerer Text, der einen tieferen Blick ins Gesamtgeschehen offenbart.

Vor einiger Zeit hatten wir hier in Historik schon einmal eine Geschichte, die hauptsächlich aus einer Hinrichtungsszene bestand. Der Autor musste sich die Frage gefallen lassen, ob er sich an der Gewalt ergötzen wollte, oder ob er etwas mitzuteilen hatte, das über "damals herrschten rauhe Sitten" hinausgeht. Da auch bei Dir die Hintergründe fehlen oder nur angerissen werden, gilt derselbe Vorwurf. Aber Inhalt ist ja nicht alles.

Sprachlich finde ich die meisten Stellen recht gelungen, wenn auch teilweise so eigenwillig, dass es wirkt, als sei die Sprache mit Gewalt krumm gebogen worden, um bloß nicht glatt und normal daherzukommen.

Fazit: sprachlich gehoben, inhaltlich guter Ansatz, hätte aber ausführlicher sein sollen.

Uwe
:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Feodor!
Viel neues kann ich nicht schreiben. Besonders kurze Geschichten laden wahrscheinlich erheblich mehr Kommentatoren zu einer Kritik ein und sie schreiben dann meistens immer das Selbe. Ich versuche mich eh schon länger an einer Geschichte ähnlichen Inhalts, bleibe aber ständig stecken, deshalb habe ich deinen Text mit besonders großem Interesse gelesen.

Die Schilderung an sich ist nicht schlecht, die Sprache ist soweit ganz gut gelungen.
Dem Leser fehlt leider jede Möglichkeit, die Handlung zu reflektieren. Die Geschichte basiert nur auf dem gängigen Klischee des „finsteren Mittelalters“. Nicht, dass es im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nicht auch ziemlich brutal zugegangen ist.
Man hat es tausendmal in Filmen gesehen: im Mittelalter wird pausenlos hingerichtet, ein großer Mob ergötzt sich an der Gewalt und alles ist sehr, sehr schlimm. Wenn man deine Geschichte anfängt zu lesen, weiß man also, was einen erwartet. Und die Geschichte bedient alle Vorstellungen eines Hinrichtungsszenarios.
Für eine gute Kurzgeschichte ist das leider zu wenig, meiner Meinung nach, da du dich völlig im erwartbaren Rahmen bewegst.

seine zitternde Hand an einen Hebel
Nebenbei bemerkt: Galgen mit Falltüren kamen erst später im 19. Jahrhundert auf, um den Tod schneller herbeizuführen.

Ihre Gesichter blicken, keines weint Salz
Salz weinen... Finde ich persönlich etwas unglücklich.

Viele Grüße,
Gimli

 

Schönen Tag zusammen


Basti08:
Es war nicht meine Absicht unfreundlich zu wirken. Vielmehr ging es um eine möglichst sachlich formulierte Stellungnahme zu deiner Kritik, die wohl nicht ganz gelungen ist.
Wie dem auch sei. Ich habe es registriert und bemühe mich für die Zukunft bessere Worte zu wählen. Danke für die Zweite. Konnte ich mehr mit anfangen;)

Uwe Post:
Zuerst einmal das Wichtigste: Ich finde keinen Gefallen an der Gewalt selbst!!! Sprich, ich ergötze mich nicht daran. Dies schließt aber nicht aus, dass ich mich mit dieser Thematik beschäftige. Der nächste wird anders, dann wird erkennbar, dass ich auch anders kann;)
Zum Sinn selbst ist zu sagen, dass es um die Widersprüchlichkeit der damaligen Auffassung von „Gut und Böse“ ging, wie Basti08 ja beschrieben hat. Mir ist klar, dass das Thema abgegriffen scheint, wie so viele Themen der Geschichte, aber das kann auch ein Reiz sein.
Werde dann wohl noch ein wenig an der Umsetzung arbeiten müssen;)
Zur Sprache: Sie ist ein bewusstes Stilmittel gewesen, aber erzwingen musste ich sie nicht.
Ansonsten danke ich für alle Art von Kritik. Werde versuchen sie konstruktiv um zusetzen.

Gimli:
Auch dir ein Dankeschön;)
Besonders auf Bezug der geschichtlichen Genauigkeit.
Und viel Erfolg bei deiner Geschichte!


Gruß
Feodor

 

Hallo Feodor

Es wurde ja schon viel gesagt und, vor allem was den Inhalt betrifft, schließ ich mich im Wesentlichen den Vorkritikern an.
Allerdings störe ich mich auch ziemlich an stilistischen Aspekten:

Ein Stamm, drei Meter lang, steht mittig, reckt das eine Ende in den Himmel, das andere eingestampft.

Tja, diese kurzen Halbsätze scheinen es dir ja angetan zu haben. Natürlich ist es Geschmackssache, ob man das prinzipiell mag, aber dieser Satz hier ist schon sehr merkwürdig. :dozey:

Eine große Menge schreit, eine weint, doch die meisten applaudieren und verlieren sich im bunten Treiben.

Ähnliches Problem - obwohl mir natürlich klar ist was du meinst, bezieht sich, grammatikalisch betrachtet, „eine weint" auf die davor genannte „Menge" und das ist einfach falsch.

Es fehlt des Richters Scharfrichter.

Ich find das unfreiwillig komisch. :D

, er lacht und siehe da, er hat uns etwas mit gebracht.

War das Absicht? Ich hoffe mal nicht - denn lachen musste ich hier auch und das war bestimmt nicht im Sinne deiner Intention.

Die Frau reißt ihre Augen auf. Tränen entrinnen ihren erröteten Augen und verlieren sich im trockenen Gestrüpp.

Wortwiederholung von „Augen".

Ihr Mund ist weit geöffnet. Ihre Lippen bewegen sich schnell und angestrengt, doch ist nicht ein Laut zu hören. Stumm?!

Was das letzte Wort soll, ist mir ein Rätsel. :confused:

Vier Augenpaare treffen sich und scheinen zu wissen, doch verstehen werden sie es nicht.

Ungenau - Augenpaare verstehen prinzipiell nichts.

Erst die Magd, dann der Knabe und zu letzt, er streicht dem kleinen Mädchen sanft über ihre Wange, ihr, die spuckt.

Tut mir Leid, ich kann mit solchen Sätzen echt nichts anfangen. An dieser Stelle ist ja nichts wirklich falsch, aber ich find diese Formulierung (vor allem am Ende) sehr unglücklich. :(

Er schlägt sie nicht, lächelt nur und schaut zum Himmel hinauf. Er geht drei Schritte zurück, zwei nach rechts und führt seine zitternde Hand an einen Hebel und blickt zum Himmel.

Einmal zum Himmel schauen reicht hier völlig, denke ich.

Ein Leuchten erhellt die klare Nacht, es kracht.

Schon wieder so ein Kinderbuch-Rheim... willst du damit was bezwecken? Wenn ja, ich versteh nicht was. Ausserdem frag ich mich was da leuchtet?

Ach wie hab ich die Menschen doch verkannt. Die armen Ungereiften. Kein allein, nur der Halt der Zweisamkeit. Gemeinsam sind wir eins.

Ok, an dieser Stelle war ich wirklich verdutzt. Wo kommt denn das plötzlich her? Ich empfinde diese Stelle als starken Stilbruch, da du bis hierhin die Situation für sich hast sprechen lassen. (von den etwas seltsamen Fragen wie „oder doch?" und „stumm?!" mal abgesehen). Es kommt mir jetzt auch nicht so vor, dass dieser Kommentar ein neues Licht auf die Situation wirft. Ich denke es währe besser gewesen, auf so etwas zu verzichten, aber vielleicht missverstehe ich auch einfach deine Intention.

Allgemein muss ich sagen das mir die Geschichte nicht sehr gefallen hat. Allein schon aus stilistischen Gründen: Ich finde die meisten Satzkonstruktionen gar nicht gelungen, aber hey, darauf brauchst du nicht viel zu geben, denn mir ist klar, das dieser Umstand höchst subjektiv ist und andere Leser scheinen sich ja nicht so dran gestört zu haben. :hmm:
Eine Sache noch: du sagtest, du hast versucht auf „tiefgreifende emotionale Umschreibungen" zu verzichten. Das hab ich beim Lesen aber nicht so empfunden, im Gegenteil, ich fand den Text, als Beobachtung, immer noch viel zu stark stilisiert und mit rührseligen Formulierungen versehen.

Gruß, Skalde.

 
Zuletzt bearbeitet:

Also deine zerstückelten Ellipsen machen es wirklich schwer zu lesen. Ich hatte beim ersten Mal bereits nach der Hälfte deiner Geschichte die Schnauze voll, weil beim lesen nicht mehr durchgeblickt hab. Noch bin ich mir sicher, ob der Titel so glücklich ist. Pneuma heißt nämlich eigentlich: „der Geist“, „Hauch“, „die Luft“. Ich kann keines der dreien hier erkennen? Das ist doch nur eine Hinrichtungsszene, mit Ellipsen geschmückt? Oder hab ich deine Intention nicht verstanden?

er hat uns etwas mit gebracht.
Juhu, was zum spielen! Der Onkel hat was mitgebracht. :bounce: Irgendwie passt das hier nicht. Kann schon sein, dass es sich dann reimt und dem aufmerksamen Leser ein Lächeln über die Mundwinkel huscht. Denn was sich reimt ist bekanntlich gut. Das hat schon Pumukl kapiert. :Pfeif: mitgebracht zusammen.

Die Menge verstummt. Es zischt. Ein Leuchten erhellt die klare Nacht, es kracht.
Mach nach Nacht einen Punkt. Dann hört sich das stark nach einer Anapher (es) und einem Klimax (zischt - kracht) an. Oder wolltest du einfach nur den Blitz veranschaulichen? Dass es ein Blitz ist, hab ich erst beim dritten Mal lesen rausgefunden. Vielleicht bin ich einfach blöd.

führt seine zitternde Hand an einen Hebel und blickt zum Himmel.
Welcher Hebel? Wo kommt der Hebel auf einmal her? Und warum zittert der Henker?

Mir kommt es so vor, als ob du deine vielen Ellipsen zusehr missbrauchst. Mach statt Kommata öfter mal einen Punkt. Auch damit kannst du sprachlich was hermachen.

 

Hallo,

ich kritisiere dich nicht, denn ich hatte Gänzehaut als ich deine Geschichte gelesen habe.....

Lg Lisbeth

 

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