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Pooltime
Es ist das erste Mal, dass er mir auffällt. Beide sitzen wir auf derselben Seite des u-förmigen Tisches. Nicht direkt nebeneinander, aber dennoch so nahe beieinander, dass ich ihn unauffällig betrachten kann. Ein rotes Bändchen, mit weißen Buchstaben, ziert seinen sonnengebräunten Arm. Die Augen nachthimmelblau, aschblondes Haar mit einem Rotstich, welcher nur im Sonnenlicht sichtbar ist. Überraschend schaut er zu mir herüber, es kribbelt in meinem Bauch, ich fühle mich ertappt, werde rot.
*
Wir stoßen auf dem Flur aufeinander, wieder das Kribbeln, in meinem Bauch, ebenso auf meinen Wangen. Abends begegnen wir uns vor dem Seminarraum, fühlen uns unbeobachtet und ungestört. Er lacht mich an. Erleichtert lächle ich auch. Im Vorbeigehen flüstert er: „Mitternacht am Pool?“ Sein Atem kribbelt sanft an meinem Ohr, so dass sich die feinen Härchen unverzüglich aufrichten. Er verlässt den Flur Richtung Hotelzimmer. Ich schaue ihm nach. Hat er mit mir gesprochen? Habe ich mir das nur eingebildet? Egal. Mitternacht am Pool! Eine Stunde später trippele ich, im schokobraunen Bikini, ein Badehandtuch um mich gewickelt und das lange blonde Haar locker nach hinten geworfen, nervös den Flur entlang zum Pool. Wird er kommen? Wartet er auf mich?
Er liegt im Liegestuhl, Badeshorts an, nackter Oberkörper und einen entspannten Ausdruck im Gesicht. Seine Muskeln sind angenehm verteilt. Ein bisschen was an den Oberarmen, ein hübsches Sixpack, welches unter dem Shirt nur schwer zu erkennen ist und Fußballerwaden. Ob er wohl spielt? Wir sind allein. Die Wasseroberfläche liegt glatt wie Glas im Becken. „Fang!“, ruft er, während er mir eine Dose Bier zuwirft. Er wirkt locker und entspannt. Ich dagegen bin zappelig, erregt, weiß kaum wohin mit meinen Händen. Ich fange die Dose und bedanke mich lachend, dann öffne ich sie. Zisch! Das Getränk sprudelt über, hinterlässt klebrige Flecken auf meiner Hand. Ich trinke den Schaum und das übergelaufene Bier hastig ab. Während ich die Dose ansetze und trinke beobachtet er mich. Er behält mich genau im Auge, verzieht keine Mine. Ich stelle das Bier beiseite, erst jetzt lassen seine Augen von mir ab und verstohlen huscht ein Lächeln über seine Lippen.
Eine Weile liegen wir nebeneinander, unterhalten uns, während mein Blick nach den Haarsträhnen sucht, die für gewöhnlich strubbelig auf seiner Stirn liegen. Einen Wimpernschlag lang verfange ich mich in seinen tiefblauen Augen, gehe darin verloren und schrecke erst hoch als er mich mit fragend anschaut. Ich hatte mich hinreißen lassen, mich von dem Moment der Verzückung wegtragen lassen. Was sollte ich antworten? Was nur? Ich springe auf, fliehe Richtung Wasser. Meine Rettung! Das kühle Nass schmiegt sich an meine Waden, dann schließt es zu den Oberschenkeln auf, schließlich umfasst es den gesamten Körper und beruhigt meinen Verstand. Bewegungslos stehe ich in einem kühlen unbestechlichen Ozean, als hinter mir das Wasser erneut zu plätschern beginnt. Kleinste Wellen gleiten auf mich zu, dann von mir weg. Die Wogen schwellen an. Endlich ist er mir nahe. So nahe, dass ich ihn packen und an mich pressen will. An meine Lippen, an meine Brüste, an meinen Bauch, will meine Beine um ihn schließen, ihn zwischen meinen Schenkeln spüren. Die Härchen in meinem Nacken stellen sich kribbelnd auf, als er mir ins Ohr flüstert. Sein feuchter Atem spielt in meinem Haar, verirrte sich zum Hals. Dort wo er auf Wassertröpfchen trifft, lässt mich diese Kühle frösteln.
Wir schwimmen Bahnen, albern herum, trinken das restliche Bier. Wieder bei den Liegestühlen angekommen, liegt er auf dem Rücken, blinzelt mich von der Seite aus an, als ich beginne mich abzutrocknen. Zuerst die Füße, die Nägel rot lackiert, dabei die Beine angewinkelt. Dann die Tänzerwaden, erst ein Bein gestreckt, dann das andere. Zuletzt die straffen Oberschenkel. Dann schmiege ich den Rest meines Körpers in das kuschelweiche Handtuch, seufze genießerisch und suche in seinen Gesichtszügen nach der kleinsten Offenbarung von Gefühlen, doch er drehte sich nur weg und lächelt.
*
Wir treffen uns in der Kantine, nähern uns einander. Nah. Vertraut. Er greift mit seiner Hand nach meinem Gürtel. Seine Fingerspitzen rutschen über den Hosenbund und streifen über meine weiche Haut. Das letzte Stück zieht er mich zu sich. Seine Berührungen gleichen warmem Sommerregen, sie jagen mir eine kleine Schauer von Glückgefühlen den Rücken hinunter. Meine linke Hand langt nach seine Taille. Wir berühren uns. Ich atme sein Parfüm ein, es riecht frisch, nach Wasser, nach Freiheit, dann drängt sich eine herbere, männlichere Note in den Vordergrund. Sie erfüllt mich, sagt mir, dass ich angekommen bin, dass ich vor mir hab was ich will, dass ich es mir nehmen muss. Wange an Wange, kosten wir von der Vertrautheit zwischen uns. Die Hand rutscht ein Stück tiefer auf seinem Rücken. Meine Lippen dicht an seinem Ohrläppchen. Ich will an ihm knabbern, halte mich noch zurück. Jeder Wimpernaufschlag kitzelt seinen Wangenknochen. Mit geschlossenen Augen, genieße ich seine Wärme und den Geruch des Parfums, löse mich darin auf. Unser Atmen geht im Takt, meine Brust an seine geschmiegt, die Herzen in sinnlicher Harmonie. Zitternd in aller Ergriffenheit suche ich seinen Blick, wage es ihm standzuhalten. Seine Linke umfasst meinen Po. Kraftvoll zieht er mich an sich, in meinem Schoß wird es heiß, ein leisen Keuchen entschlüpft meinem Mund, mein Atmen, mein Herzschlag beschleunigen sich. Die Arme fest um ihn geschlungen, die Lippen leicht geöffnet. Ich will ihn küssen! Innig. Intim. Auf den Mund, auf den Hals, auf die zarte Stelle am Schlüsselbein. Ich will seine warmen, weichen Lippen die meinen liebkosen lassen, will seine Zunge über meine streichen lassen. Meine ruhlose Hand, mein Körper wollen mehr. Sie wollen unter sein Shirt, zu dem Sixpack, zu der muskulösen Brust, das Gewicht seines Körpers auf dem meinen spüren. Wieder suche ich nach seinen Augen, den zauberhaften sternenhimmelblauen Augen. Sanft lächelt er mich an.
In Gedanken dehne ich diesen Moment und die Berührung in die Unendlichkeit aus. Sein uninterpretierbarer Blick, die wohlwollenden Lachfältchen um seine Augen und das Lächeln, welches die makellosweißen Zähnen entblößt, lassen mich stocken. Es erinnert mich daran, dass dieses Verlangen das meine ist, während seines hinter den nachthimmelblauen Augen verborgen bleibt.