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PS

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30.08.2004
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PS

„Schlag mich!“
„Ich kann das nicht!“
„Jetzt komm schon, so schwer ist das nicht!“ Sie nimmt seine Hand und schlägt sie gegen ihre Wange.
„Hör auf damit!“, schreit er und springt entrüstet auf. Er wirkt erschrocken, doch sie ist sich ihrer Sache sicher.
„Schlag mich, verdammt noch mal!“
„Wieso sollte ich dich schlagen? Ich liebe dich! Wieso sollte ich dir das antun?“ Er greift zu seinen Zigaretten, zieht eine aus der Packung, Feuer, Rauch. Nackt, im Schneidersitz, bleibt sie bewegungslos auf dem Bett. Er kann den Blick nicht von ihren Schamlippen nehmen, die den Bettbezug küssen.

„Nenn mir einen wahren Grund, warum du mich nicht schlagen kannst, ich meine, es ist mein Wunsch, und wenn du mich liebst, solltest du auf meine Wünsche Rücksicht nehmen.“ Von ihrer Nacktheit angezogen, von ihrer Art angewidert, steht er im Raum, seine Füße 30 cm² ausfüllend, denn Teppich streichelnd.
„Hör zu, dass gehört sich nicht, man schlägt keine Frauen, und überhaupt, ich verabscheue Gewalt!“ Sie schaut ernst, die Augen weit aufgerissen, der Mund wie mit Wäscheklammern zusammengekniffen. Ihre Brüste hängend, die Brustwarzen durch den leichten Luftzug im Zimmer steil nach oben gerichtet.
Plötzlich werden ihre Augen ganz schmal. „Schlag mich! Schlag mich!“, sagt sie mal zischend, mal hauchend. „Schlag mich!“

Sein Kopf wird rot, so rot. In seinem Körper steigt ein Zittern, erreicht langsam seine Fingerspitzen. „Wieso?“, fragt er leise, den Tränen nahe. „Wieso?“
„Weil ich es will! Bitte!“, haucht sie, „bitte tue mir den Gefallen!“
Als hätte er Stelzen an den Füssen bewegt er sich langsam auf sie zu. Sich beinahe vor Aufregung neben das Bett setzend, nimmt er neben ihr Platz. Sie bewegt ihren Kopf auf ihn zu, berührt mit ihrer Unterlippe sein Ohr. „Schlag mich!“

Sie schauen sich in die Augen, sein rechtes Lied zittert, sie strahlt. Langsam hebt er seine rechte Hand, sie zittert, als wäre er auf Alkoholentzug. Wässrige Augen, schneller Atem. „Schlag mich!“
Er gibt ihr einen leichten Schlag auf die Schulter. „Was soll das denn?“, sagt sie entrüstet, „du sollst nicht einen deiner Kumpel begrüßen, du sollst mich schlagen.“
„Hör zu, ich trau mich ni...“, doch bevor er ausreden kann hat sie ihm eine Ohrfeige verpasst.
„Das ist ein Schlag, Mann, so macht man das!“ Ihm steigen Tränen in die Augen, die Wange brennt. Wie versteinert betrachtet er sie, erkennt sie nicht wieder.
„Na komm schon, wehr dich!“, schreit sie ihn an und verpasst ihm noch eine, diesmal auf die andere Wange.

„Was soll das?“, schreit er zurück, „Was ist denn mit dir los? Du spinnst doch vollkommen!“ Langsam wird er wütend.
„Ich möchte doch nur dass du mich schlägst, verstehst du dass den nicht?“ haucht sie ihn an. Du Schlange, denkt er.
„Ok, du hast es nicht anders gewollt!“, antwortet er ihr und positioniert sich, auch im Schneidersitz, gegenüber von ihr. Er holt tief Luft, holt tiefer Luft, holt aus, und schlägt zu. Den Kopf noch in der Schlagrichtung verharrend, atmet sie ein, atmet sie aus, und bewegt ihr Gesicht langsam wieder zu ihm.

„Das war gut!“, strahlt sie ihn an, „ das war sehr gut. Und jetzt weiter so!“
„Was, das reicht doch wohl!“ „Ach was, das reicht nicht, dass kannst du viel besser. Also schlag mich noch mal! Schlag mich richtig fest!“
Er holt aus, und schlägt zu. Wieder bewegt sie den Kopf zu ihm, strahlt ihn an, mit Tränen in den Augen. Und ohne Abzuwarten schlägt er noch mal zu. Diesmal nicht mit der flachen Hand, sondern mit der Faust. Er trifft ihr linkes Auge. Und schlägt zu. Schlägt zu. Schlägt auf sie ein. Schlägt, schlägt und schlägt, bis ihn seine Kraft verlässt.
Da liegt sie, vor ihm. Er außer Atem und glücklich. Sie, blutig, in sich zusammengebrochen.
„Na, mein Schatz, war das jetzt genug!“, schreit er sie triumphierend an. Doch sie reagiert nicht. „Hey, alles in Ordnung?“, fragt er sie leicht bestürzt, doch sie antwortet nicht. „Hey, antworte mir doch!“, schreit er sie an und schüttelt sie, immer stärker und stärker, als wäre sie ein Cocktail. Doch sie bewegt sich nicht, sagt nichts, liegt nur da.

Langsam wird ihm klar, was passiert ist. Er schreit, schüttelt sie, schreit, doch sie bewegt sich nicht. Er entfaltet sie aus ihrer Position, legt sie hin, legt sich auf ihre rechte Seite und betrachtet sie. Ihr Gesicht ist Blutüberströmt. Der Rest ihres Körpers zieht ihn an, ihr Scham duftet, und zwischen Verzweiflung und Angst muss er sich beherrschen. Da liegt sie, blutige Lippen, die Augen blau geschlagen, die Nase sieht gebrochen aus. Sie widert ihn an, doch er bekommt beim Anblick ihres Körpers eine Erektion. Sie ist so hilflos, liegt einfach nur da, und er beginnt sein Glied zu streicheln. Sie ist noch ganz feucht, denkt er, es muss ihr ganz schön gefallen haben. Wie hübsch sie doch ist. Mit der rechten Hand streicht er über ihren Hals, ihre Brüste, bis er die Hand auf ihrem Scham ruhen lässt. Und sie liegt da. Liegt einfach nur da.

Langsam bewegt er sich auf sie. Sich auf den Unterarmen abstützend betrachtet er sie, seine Eichel ihre Schamlippen leicht berührend. Du wolltest es doch nicht anders, denkt er sich, du wolltest es so. Er streicht ihr die blutigen Strähnen aus dem Gesicht. Doch sie reagiert nicht. Langsam merkt er, dass er sich nicht mehr zurückhalten kann, und im Rausch gemischter Gefühle dringt er in sie ein. Und liebt sie. Liebt sie wie nie zuvor. Er hebt ihre schweren Beine an, bewegt sich immer schneller, den Blick starr auf ihren Schambereich gerichtet. Sie lässt alles mit sich machen. Stöhnt nicht, bewegt sich nicht. Langsam beginnt er gefallen an der Sache zu finden, er dreht sie leicht seitlich, liebt sie.

Als der Orgasmus in ihm aufsteigt kneift er die Augen zusammen und schreit alles aus sich heraus. Schreit und schreit, schreit vor Lust. Er zieht langsam sein Glied aus ihr heraus, als wäre es die Pizza die er vorher wegen der hohen Hitze ganz vorsichtig aus dem Ofen genommen hat. Er setzt sich an das Bettende, zündet sich eine Zigarette an. Raucht. Raucht und fühlt sich langsam schäbig. Die Zigarette dauert ihm zu lange, den Anblick seiner Freundin nicht mehr ertragend steht er auf und geht in sein Bad. Er nimmt seine Zigaretten, einen Aschenbecher und Feuer mit, steckt den Stöpsel in den Abfluss und lässt sich ein Bad ein. Lavendel, harmonisierend und entspannend. Da liegt er, betrachtet die Kacheln, welche die Wand gegenüber von ihm schmücken, und raucht eine Zigarette nach der anderen. Er geniest die Ruhe, vergisst förmlich was geschehen ist, zumindest versucht er es zu verdrängen. Langsam wird das Wasser kalt, der Schaum hat sich bereits vollkommen aufgelöst. Er lässt das Wasser raus, duscht sich ab. Gekonnt meidet er den Blick in den Spiegel, setzt sich auf das Klo. Er zieht ein paar frische Boxershorts an, öffnet die Tür und schreitet in das Wohnzimmer.

Das Bett ist leer. Alles andere ist so wie es war. Nur das ihre Sachen fehlen. Verständnislos schaut er sich im Zimmer um, schaut in den Gang, in die Küche. Sie ist gegangen. Er setzt sich an das Bettende und denkt nach. Feuer, Rauch. Die Welt läuft nicht so wie man denkt, manchmal vorwärts, manchmal rückwärts. Die Zigarette schmeckt nicht, er versucht sie auf dem Handy zu erreichen, doch sie geht nicht ran. Nur die Mailbox, doch diese hört sie nie ab. Langsam beginnt er sich selber Vorwürfe zu machen. Doch andererseits, sie wollte es so. Und sie wird sich sicherlich melden. Oder ich erreiche sie morgen. Oder übermorgen.

Er wird langsam müde. Zwar plagen ihn ein Haufen Gedanken, doch es ist spät, zu spät um etwas daran zu ändern, und zu spät um etwas zu unternehmen. Er entschließt sich zu schlafen. Er steht auf, zieht die Bettdecke zurück. Und bleibt stehen. Wie versteinert betrachtet er das weiße Bettlacken, auf dem mit Blut geschrieben steht: „P.S.: Liebe und Macht verträgt sich nicht.“

 

Hallo le individu,

den gesellschaftlichen Aspekt verstehe ich nicht in diesem Text, wie er mir generell nicht so nahe kommt, inhaltlich wie formal.
Die beiden Charaktere bleiben ziermlich konturlos und sind in ihren Handlungen nicht erkennbar logisch und nachvollziehbar - sie will von ihm geschlagen werden (was soweit in einer Kurzgeschichte nicht erklärt werden muss, sondern als sexuelle Phantasie, als Kick auch einfach sein kann), er will nicht, schreit lieber, weint, schlägt dann doch, prügelt dann, benutzt sie dann in ihrer Wehrlosigkeit, steigt in die Wanne und raucht Kette, ohne zu reflektieren (und das hätte er tun müssen, soll ich ihm seine Hemmungen am Anfang glauben können), legt sogar eher eine desinteressierte Haltung an den Tag (an ihr, der Situation, an sich), und anders als ich als Leser scheint er zu wissen, daß sie noch lebt, schließlich ruft er trotz des Blutes keinen Arzt, sondern sediert sich mit Lavendel.
Und dann will er sich ins Bett legen und sie ist weg und konkludiert mit dem letzten Satz etwas, was nicht zu dem passen will, was ich von ihr erfahren habe, _warum_ vertragen sich Liebe und Macht nicht ? Was im Übrigen mir auch als moralisches Crede quer geht, weil es zumindest in der Reduziertheit auf diesen einen und für mich unmotivierten Satz mehr über die Moral des Autoren als der weiblichen Protagonistin vermittelt wird.

Textliches :

Von ihrer Nacktheit angezogen, von ihrer Art angewidert, steht er im Raum, seine Füße 30 cm² ausfüllend, denn Teppich streichelnd.
der Einschub ist vollkommen quer, das Bild kommt nicht an
der Mund wie mit Wäscheklammern zusammengekniffen
noch so ein queres Bild, Wäscheklammern klammern einen Mund zusammen, halten ihn geschlossen, doch sie kneifen den Mund nicht zusammen
Sein Kopf wird rot, so rot.
unnötige Steigerung, die in Lyrik ihre Berechtigung hat, in Prosa eher dosiert eingesetzt werden sollte, schließlich zeigst Du danach nicht, _wie_ rot der Kopf wird
In seinem Körper steigt ein Zittern, erreicht langsam seine Fingerspitzen.
steigt ein Zittern hoch oder auf
Er holt aus, und schlägt zu. Wieder bewegt sie den Kopf zu ihm, strahlt ihn an, mit Tränen in den Augen. Und ohne Abzuwarten schlägt er noch mal zu. Diesmal nicht mit der flachen Hand, sondern mit der Faust. Er trifft ihr linkes Auge. Und schlägt zu. Schlägt zu. Schlägt auf sie ein. Schlägt, schlägt und schlägt, bis ihn seine Kraft verlässt.
soso, erst den Moraliker raushänen lassen, dann das weinerliche Memmchen und dann direkt nach einem Schlag aufdrehen, die Faust ballen und prügeln... ?! Die Wandlung geht ein bisken sehr schnell, abrupt und unmotiviert
Da liegt sie, vor ihm. Er außer Atem und glücklich. Sie, blutig, in sich zusammengebrochen.
und worüber ist er dann glücklich ?
und schüttelt sie, immer stärker und stärker, als wäre sie ein Cocktail.
selbst wenn man Cocktails schüttelt, ist der Vergleich eher ungewollt humorig denn die Stimmung und Situation zusammenfassend
hr Gesicht ist Blutüberströmt
blutüberströmt
Und sie liegt da. Liegt einfach nur da.
wieder so eine lyrische Dopplung, würde ich rausnehmen oder konkreter beschreiben, statt es einfach zu wiederholen
Langsam merkt er, dass er sich nicht mehr zurückhalten kann, und im Rausch gemischter Gefühle dringt er in sie ein.
besser wäre nur im Rausch der Gefühle, so mischt Du zwei sehr unterschiedliche Bilder: im Rausch (der Gefühle) sein und etwas mit gemischten Gefühlen betrachten; abgesehen davon würde ich Dir hier empfehlen, statt zu beschreiben zu zeigen, oder neudeutsch : show, dont tell
Und liebt sie. Liebt sie wie nie zuvor. Er hebt ihre schweren Beine an, bewegt sich immer schneller, den Blick starr auf ihren Schambereich gerichtet. Sie lässt alles mit sich machen. Stöhnt nicht, bewegt sich nicht. Langsam beginnt er gefallen an der Sache zu finden, er dreht sie leicht seitlich, liebt sie.
wieder so eine mantrische Wiederholung, und auch hier finde ich die Wiederholung entbehrlich
und schreit alles aus sich heraus. Schreit und schreit, schreit vor Lust. Er zieht langsam sein Glied aus ihr heraus,
als wäre es die Pizza die er vorher wegen der hohen Hitze ganz vorsichtig aus dem Ofen genommen hat.
das männliche Genital nach einem Coitus mit einer Pizza zu vergleichen wirkt auf mich wieder ungewollt komisch, ich wäre mit Lebensmittelvergleichen generell zurückhaltender :D
Er geniest die Ruhe, vergisst förmlich was geschehen ist, zumindest versucht er es zu verdrängen.
das förmlich solltest Du rausnehmen, oder den Nachsatz, weil sich beide in ihrer Bedeutung widersprechen (etwas z.B. förmlich so gut wie ein Profi zu können meint, daß man nicht von einem Profi zu unterscheiden ist)
Nur das ihre Sachen fehlen.
daß oder dass
Oder ich erreiche sie morgen. Oder übermorgen.
Perspektivwechsel, Du solltest auch hier in der Perspektive der restlichen Story bleiben, also "Oder er erreicht sie morgen"

Tja, gefallen hat es mir nicht wirklich, es ist so wenig nachvollziehbar, die beiden Darsteller handeln und wirken nicht konsequent, ich glaube beiden ihr Verhalten nicht, weil sie einfach wiedersprüchliche Signale senden.
Zeig mehr von der Innenwelt und versuche, Wandlungen und Veränderungen auch dem Leser mitzuteilen und nicht alleine in Deinen Gedanken zu belassen. So wirkt es sehr roh (im Sinne von nicht vollständig zubereitet) auf mich, und wie schon eingangs erwähnt, was ist der gesellschaftliche aspekt ? Den solltest du - so Du Wert darauf legst - ebenfalls herausarbeiten, ansonsten handelt es sich halt um ein - vermutlich gescheitertes - SM-Experiment und wäre in Romantik/Erotik passender platziert.

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo le individu,
ich fand die Geschichte inhaltlich nicht schlecht. Gut, sie hat mich jetzt nicht hingerissen oder mir extrem zu denken gegeben, auch wenn es sich um ein kritisches Thema handelt. Aber ich fand es gut, es mal so behandelt zu lesen.
Allerdings entdecke ich daran auch nix Gesellschaftliches: Es geht ja um eine Frau-Mann-Beziehung, ohne Auswirkung für die Öffentlichkeit. Deswegen wird der Text nach Romantik/Erotik verschoben.

Stilistisch fand ich den Text gut zu lesen, nur die Wiederholungen haben mich auch öfter gestört. Das kann man mal machen, aber zu oft verwendet wirkt es billig. Der Schluss hätte nicht sein müssen, ihr Satz mit Blut geschrieben, das ist mir zumindest zu übertrieben und effekthaschend. Außerdem wird dadurch ein offenes Ende verhindert, was dieser Geschichte besser gestanden hätte.
Gramatikalisch solltest du auch mal über den Text gehen: Ein paar Kommata fehlen noch.

Abgesehen von Kleinigkeiten finde ich den Text Ok. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Gruß
Kasimir

 

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