Was ist neu

Rächer

Seniors
Beitritt
02.06.2001
Beiträge
3.722

Rächer

Diese Story stellt meinen ersten Krimi-Versuch dar. Obwohl ich mir früher gerne Derrick und dergleichen ansah, konnte ich mich beim Schreiben nie besonders dafür begeistern.
Deshalb stellt diese Geschichte eine Ausnahme in meinem, ähem, "Schaffen" dar.
Wie immer gilt: Bitte nicht nachmachen, Kinder! :D

Und also starb mein Vater. Starr lag er ausgestreckt in dem weißen Bett.
Ich konnte nicht weinen.
Noch nicht.
Wie betäubt betrachtete ich ihn. Alt, oh mein Gott, war er alt geworden in den letzten Wochen. Seine Worte, gleichsam ein mündliches Testament, hallten in meinem Kopf, der ein Luftballon war, leer und losgelöst.
Immer und immer wieder: "Kümmere dich um deine Schwester." und „Shamway, diesen Hurensohn, mach ihn alle."
Natürlich sprach er abgehackt und zusammenhanglos. Aber es genügte. Und ich versprach ihm, beides zu erfüllen.

Sharen, meine Schwester, traf die Nachricht unvorbereitet. Uns beide trennt ein Graben von fast vier Jahren. Benny, ihr Ehemann, war und bleibt ein unfähiger Idiot. Deshalb war es an mir, die Sache zu bereinigen.
Ich begann sofort zu handeln, ehe der Tod meines Vaters die Runde machen würde.

***

Shamway wohnte um einiges feudaler, als ich es mir vorgestellt hatte. Man konnte getrost von einem Palast sprechen, der sein Anwesen kennzeichnete. Das große Tor für die dicken Schlitten, die er fuhr bestimmt, war angelehnt.
Entschlossen stieß ich das Tor auf. Shamway schien sich in Sicherheit zu wiegen oder war ein verdammt gerissener Halunke, der möglichst wenig Aufsehen erregen wollte.
Keine Wachhunde. Keine Überwachungskameras.
Ich betrat den mit Pflastersteinen gelegten Weg, der zum Hauseingang führte. Niemand war zu sehen. Die Rollläden hinter den vermutlich kugelsicheren Fenstern waren hochgezogen.
Demnach musste jemand zu Hause sein. Hoffentlich Shamway!
Ich betätigte den goldenen Türklopfer und übte mich in Geduld.
Die Sekunden verflossen und mein Vater entfernte sich von mir durch Lichtjahre. Ein überraschend junger Butler öffnete die Tür. Seine grellweißen Handschuhe blendeten mich beinahe.

"Ja bitte?", näselte er mit monotoner Stimme.

Ein Roboter der Unterwürfigkeit. "Ich möchte Mister Shamway sprechen.", sagte ich höflich, aber bestimmt.

Der junge Kerl musterte mich argwöhnisch. "Wen darf ich melden?"

"Mister Campbell."

"Bitte warten Sie hier."

Die Tür stand offen, aber meine guten Manieren verboten es mir einzutreten. Ich wusste, was zu tun war. Mein Vater hatte es gewusst.
Ich sah mich derweil ein bisschen um. Der Gang, der ins Innere des Hauses führte, war mit Marmor verkleidet. Probehalber spielte ich das mögliche Szenario zum tausendsten Male durch.
Ich durfte mir keinen Fehler, keine Schwäche erlauben.
Meine vor sieben Jahren verschiedene Mutter hatte mich als Nichtsnutz beschimpft, zu nichts zu gebrauchen.
Tatsächlich, das war ich - ein Nichtsnutz. Erst mit neun gelang es mir, das Rätsel der Buchstaben zu knacken.
Mathematik war mir stets ein Gräuel und Fremdsprachen waren mir wahrhaftig fremd geblieben. Es gab keinen Unterrichtsgegenstand der mir zusprach.
Zugegeben, ich war faul, aber der springende Punkt war, dass ich einfach nicht kapierte, was man mir lehren wollte. Auch manuelle Arbeiten erledigte ich nur sehr mangelhaft.
Was Wunder, dass ich es lediglich zum Lagerarbeiter bei A&P brachte? Fast acht Stunden täglich Kisten stapeln ... Keine Ahnung wie ich es schaffte, nicht verrückt zu werden. Aber eine Begabung hatte ich: Ein phänomenal gutes Gedächtnis.
Wenn es ausgerechnet an diesem Tage versagt hätte, wäre ich geliefert gewesen.

Der Butler kehrte wieder und bat mich in das Haus. Ich folgte seiner Anweisung und wurde in einen riesigen Wohnraum geführt.
Ich war perplex, denn etwas ähnlich pompös ausgestattetes hatte ich noch nie zuvor erschaut. Mein Verstand trat mich in das Hinterteil - keine Schwächen!
In einem Lehnsessel kauerte ein pfeifenrauchender Mann.

"Mister Campbell, Sir."

Der Angesprochene drehte sich ohne Hast um und besah mich eingehend. Dann schüttelte er den Kopf. Langsam nahm er die Pfeife aus dem Mundwinkel und setzte zum Sprechen an.

"Sollte ich Sie kennen?"

Ich blieb ruhig, entspannt. "Das sollten Sie. Ich bin Myron."

Ein Schmunzeln umspülte seine spröden, vom Tabak trockenen Lippen.

"Tut mir leid, ich kenne keinen Myron ... wie war noch mal gleich Ihr Nachname?"

"Stellen Sie sich bitte nicht dumm, Mister Shamway.", konterte ich gelassen

Er blickte überrascht, jedoch nicht beunruhigt drein.

"Wynton, bitte geleiten Sie diesen Herrn nach draußen."

Ich ließ mir nichts ankennen, darauf war ich vorbereitet gewesen

„Wenn Sie mir-„, setzte Wynton an.

Reflexartig riss ich mich von seinem Griff los. "Nein, ich werde nicht gehen!", schrie ich wütend.

"Wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, rufe ich die Polizei!", herrschte mich Shamway verärgert an. Gut, ich hatte ihn aus der Reserve gelockt. Es klappte wie am Schnürchen.
Wieder spürte ich den kräftigen Arm des Butlers.
Erneut riss ich mich los, mit einem kleinen Unterschied. Wuchtig rammte ich ihm den Ellebogen zwischen die Rippen. Keuchend sank der Mann zu Boden und rang nach Luft.
Lässig zog ich eine 45er aus dem Halfter und richtete die Mündung auf Shamway.

"Was-?", begann er, hielt dann inne.

Die Überraschung war gelungen. Gemächlich, ohne Hast, schritt ich auf ihn zu. Inzwischen war der Butler wieder auf die Beine gekommen, stöhnte aber noch. Der Schlag hatte ihn sichtlich schwer getroffen.
Eine Raumskizze breitete sich vor meinem geistigen Auge aus.
Rechts, zweite Tür von rechts.

"Wagen Sie es nicht, sich zu bewegen.'', sagte ich zu Shamway.

Eigentlich eine überflüssige Warnung. Er war unfähig, nur den kleinen Finger zu rühren.

"Sie da mit dem Pinguinfell, herkommen, aber langsam."

Ich tastete mich die Wand entlang, bis ich die zweite Tür gefunden hatte.
Ohne den Blick von einem der beiden abzuwenden, öffnete ich die Tür, die außen ein Sicherheitsschloss trug, welche das Öffnen der Tür von innen unterband.
Mit meiner freien Hand bedeutete ich dem Angestellten den Raum zu betreten. Es war eine leere Kammer, wenn ich richtig informiert war.

"Ich werde Sie in die Kammer einsperren, aber keine Angst - beizeiten werden Sie freigelassen."

Schweigend verschwand der Butler hinter der massiven Holztür, nicht, ohne mir noch zuvor einen wütenden Blick zugeworfen zu haben. Ich schloss ab.

"Befindet sich sonst noch jemand im Haus?", fragte ich.

"Nein, niemand außer mir!", rief der erbärmlich zitternde Shamway. Viel zu laut.

"Ich bin nicht taub, Mister Shamway.", sagte ich.

"Verzeihen Sie, bitte."

Wenige Sekunden später glitt eine Schiebetür zur Seite und eine Frau betrat das Zimmer. Sie hielt einen langen Queue in der rechten Hand.

"Curt, wieso schreien-"

Sie verstummte. "Hi, Carene. Würdest du uns Gesellschaft leisten?", sagte ich nicht unfreundlich und milde lächelnd.

Sie hob die Arme in die Höhe.

"Schlau, Mister Shamway, sehr schlau." , sagte ich grinsend, "Wirklich, fast hätten Sie mich überlistet. Zum Glück für mich ist Carene nicht so schlau wie Sie."

Carene, 31, schlank, lange blonde Haare, Schmollmund, alles in allem sehr attraktiv. Die entstehende Stille machte mich doch mehr nervös, als sie mich zu beruhigen vermochte.

"Na, mal wieder die Haare gefärbt?", höhnte ich, was sie zu einem erstaunten Blick Richtung Shamway veranlasste.

"Ist noch jemand im Haus?", sagte ich, an Carene gewandt.

Sie schüttelte fassungslos den Kopf. "Bist du bereit, dies beim Leben dieser, äh, Kreatur zu beschwören?"

Sie nicke. "Schön, ich glaube dir. Mister Shamway, ich verpasse Ihnen ein faustgroßes Loch, falls dies gelogen ist."

"Ganz sicher. Ich meine, es ist niemand sonst- im Haus. Ich habe nicht an Carene gedacht, bitte glauben Sie mir, es tut mir leid, ich-"

Schon gut.", überspielte ich seinen Redeschwall, "Schwamm drüber. "

Plötzlich war es Carene, die sich zu Wort meldete, obgleich sie zur Salzsäule erstarrt zu sein schien. "Verzeihung, Mister. Darf ich den Queue weglegen? Er liegt so schwer in der Hand."

Ich überlegte. Sie trug immer eine Waffe bei sich. Vorsicht vor Carene.

"Wie willst du das machen?" , fragte ich sie amüsiert.

"Tut mir leid, ich verstehe nicht."

"Ja nimmt mich denn hier niemand ernst?", donnerte ich zornig los, "Denkt ihr, ich ziehe eine Show für die Versteckte Kamera ab?"

Ich ließ die Worte wirken. "Ich kann mir lebhaft vorstellen, was du vorhast. Du ziehst die Kanone, wenn deine Arme nach unten gleiten. Die Mündung meiner 45er ist auf Mister Shamway gerichtet, das willst, du ausnützen. Nein, Herzchen, das läuft nicht. Lass den blöden Stock über deine Schultern zu Boden gleiten."

Carene schluckte hörbar und tat wie ihr befohlen. Ein leises, hohles Klappern, als der Queue zu Boden fiel.

„Sehr gut.“, stellte ich zufrieden fest, "Und jetzt drehst du dich um."

"Sie wollen mir doch nicht eine überziehen?", sagte Carene mit weinerlicher Stimme.

"Nun, wenn's notwendig ist, werde ich es tun. Los jetzt."

Sie drehte sich um und ich zog die Waffe, eine 38er, aus ihrem Halfter.
Shamway unternahm keinen Fluchtversuch. Er war alt und arthritisch. Natürlich, unterschätzen durfte man keinen Gegner, aber Gefahr drohte mir von seiner Seite nicht.
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete ich ihn. Vorsichtshalber steckte ich Carenes Waffe ein.

"Ich gehe übrigens auch nie unbewaffnet außer Haus, wenn du verstehst, was ich meine.", sagte ich. Ein ziemlich alter Scherz meines Vaters, der seine Wirkung nicht verfehlte.

"Aber ... wer..." , stammelte die Frau verwirrt.

"Da staunst du, Herzchen, was?", setzte ich nach.

"Aber das ist doch unmöglich!", stieß sie erschrocken hervor.

"Unmöglich existiert in meinem Wortschatz nicht.", sagte ich kühl, "Hören Sie, Mister, wer immer Sie auch sein mögen. Ihre Show hat mich beeindruckt, nun sagen Sie mir endlich, was Sie von mir verlangen."

Ich sah zu Shamway, dieser Mistratte.

"Show? Denken Sie, meine Kanone ist nicht echt?"

"Oh, das bezweifle ich nicht."

Selbstverständlich wusste ich Shamways Anspielung richtig einzuschätzen.

"Ach, Sie glauben, ich würde Myron imitieren? Er hätte mich all dies gelehrt, wie?"

Shamway gab mir keine Antwort.

"Dann will ich Ihnen ein Geheimnis anvertrauen."

Ich holte tief Luft. "Ich bin Myron!"

Shamway rang sich ein Lächeln ab, wofür ich ihm am liebsten die Fresse eingeschlagen hätte. Doch ich brauchte ihn. Noch.

"Nein, Sie sind nicht Myron.", sagte Shamway belustigt.

"Wie können Sie das wissen?"

"Weil-" Er setzte zum Reden an, zwang sich dann zu einer Unterbrechung. "Das ist hervorragend, Mister, ganz ausgezeichnet. Ich wette tausend Dollar, dass Sie ein geheimes Mikrophon am Körper tragen, das unser Gespräch aufnimmt."

Die 45er wurde allmählich schwer, deshalb winkelte ich den Arm ab. Nun war der kurze Lauf zur Stuckdecke gerichtet.

"Sie schulden mir tausend Dollar, Mister Shamway."

Seine Gesichtszüge nahmen einen konfusen Ausdruck an. Unverständnis? Gedankenkrämerei? Setzte er ein Puzzle zusammen, das aus Teilen bestand, die nur erkannte?

"Ich lüge nicht. Das wissen Sie. Ich habe Sie nie belogen. Und ich war zu gutgläubig."

Carenes Hände lauschten an der Wand.

"Na, Herzchen, ist bei dir der Groschen gefallen?"

Sie überlegte. "Was soll das? Mister Shamway, das haben Sie inszeniert, oder etwa nicht?"

"Wieso sollte ich? Dieser ... Herr drang einfach in mein Haus ein und-“

"Er belügt dich schon wieder, Carene!", rief ich wutentbrannt aus. "Er lügt, er lügt wie gedruckt. Ich bin nicht in das Haus eingedrungen."

"Verzeihen Sie. Das war wohl eine verkehrte Wortwahl.'', besserte er sich aus.

Ich musste dem ein Ende bereiten und zur Sache kommen. "Ich denke, wir vergeuden kostbare Zeit. Tatsache ist, dass ich Myron bin, ob Sie's glauben oder nicht."

"Schön, ich glaube Ihnen.", versicherte Shamway.

"Nein, das tun Sie nicht! Sie lügen schon wieder."

Ein guter Gedanke schoss mir durch den Kopf. "Wissen Sie was, Mister Shamway? Wenn Sie noch einmal, ein einziges Mal, lügen, feuere ich einen Schuss ab - in Ihren Fuß. Bei der zweiten Lüge ist der andere Fuß dran. Wenn ich Sie ein drittes Mal ertappe, wie Sie lügen ..."

Ich streckte den Zeigefinger meiner freien Hand aus, zog den Daumen zurück und sagte leise "Peng."

Shamway erschrak und riss die Augen weit auf. Das kostete ihn einige Punkte an Selbstvertrauen.

"Nachdem das geklärt wäre, möchte ich die Betonung auf die Tatsache legen, dass ich Myron bin."

Shamway widersprach nicht. Die Drohung hatte ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt.

"Vor neun Tagen schoss mich ein von Ihnen geheuerter Killer nieder. Es waren drei Kugeln, die mich trafen. In der Annahme seinen Auftrag erfüllt zu haben, ließ der Killer von mir ab, was ein Fehler war."

Er starrte mich an. "Oh, ich lebte noch. Und ich war nicht einmal schwer verletzt."

Vater hatte überlebt, aber er hatte tödliche Wunden erlitten, denen er später erlag. Der Killer hatte nachlässig gehandelt, zum Glück für mich und meine Schwester.
Ich sponn mein Lügengespinst weiter.

"Ins Krankenhaus konnte ich nicht gehen, da ich früher oder später aufgeflogen wäre. Immerhin war ich bei der Polizei ein alter Bekannter, und Schussverletzungen werden den Bullen stets gemeldet. Wie dem auch sei, ich überlegte, was ich tun könnte. Ein Freund behandelte meine Wunden.
Plötzlich hatte ich einen tollen Einfall - ich wechsle meine Identität! Ein Schönheitschirurg verpasste mir ein neues Gesicht. Oh, es kostete eine hübsche Stange Geld, aber Geld spielte keine Rolle mehr für mich! Neue Papiere erhielt ich druckfrisch. Nichts stellte ein Problem dar."

"Sie wollen sich an mir rächen.", stellte Shamway trocken fest. Verhalten hustete ich auf den Handrücken.

"Ich will das Geld - Ihr Geld!"

"Der Überfall hat Ihnen zwei Millionen eingebracht!"

"Und Ihnen das dreifache. Ist das gerecht? Nein. Und Sie wollten mich, Chet und Carene abservieren, um mit dem Raubüberfall nicht in Verbindung gebracht zu werden. Stimmt das so, Mister Shamway?"

"Ich-"

"Wie lange muss ich denn noch in dieser unbequemen Stellung verharren?", mischte sich Carene ein.

"Du darfst dich setzen, Carene. Verzeih meine Nachlässigkeit."

Sie schritt auf einen Stuhl direkt neben Shamway zu. Dabei ließ sie mich nicht aus den Augen.

"Ich kann's nicht glauben. Myron."

"Ach? Mir glaubst du nicht, aber diesem Halunken, der dich zu töten beabsichtigte, vertraust du, wie?"

Sie verkniff sich einen klugen Kommentar.

"Carene, merkst du wirklich nicht, was Sache ist?"

"Woher weißt du, dass Mister Shamway den Killer, wenn es ein Killer war, engagierte?"

"Herzchen, so dumm kannst nicht einmal du sein."

Sie bedachte mich mit einem wartenden Blick.

"Wenn mich jemand vor meiner Wohnung mit einer Kanone empfängt, mich niederknallt und mit meiner Brieftasche die Flucht ergreift, handelt es sich nicht um einen Raubüberfall. Das ganze sollte so aussehen, aber das war's nicht. Und jetzt sage mir - wer, außer ihm, sollte ein Motiv haben, einen Killer auf mich anzusetzen? Etwa Chet?"

Carenes Stirn legte sich in Runzeln.

"Und noch einen kleinen Denkanstoß gebe ich dir. Weshalb bist du hier? Hat er dich hierher bestellt?"

Ich deutete mit dem Kopf auf Shamway.

"Ja. Ja, das hat er.", flüsterte sie betroffen. Endlich ging ihr ein Licht auf.

"Dieser ... Palast befindet sich abseits der Stadt. Er könnte dich ermorden und deine Leiche problemlos verschwinden lassen. Und niemand würde Verdacht schöpfen. Nicht bei einem so feinen Herrn, wie Mister Shamway."

Genussvoll hob ich das Wort 'fein' hervor. "Und es sollte mich doch sehr wundern, wenn Chet nicht ebenfalls auf seiner Abschussliste stehen sollte. Die Jagdzeit ist eröffnet, nicht wahr, Mister Shamway?"

Seine blauen Augen visierten einen Punkt in der Ferne an.

"Er traute uns nicht über den Weg, deshalb sollten wir getötet werden. Und weißt du was, Carene? Er wäre damit durchgekommen. Zwei Raubüberfälle mit tödlichem Ausgang und eine vermisste Person. Wer würde Verdacht schöpfen? Schließlich gibt es andere Fälle, wie zum Beispiel die Fahndung nach den Tätern des spektakulären Überfalls auf einen Geldtransporter der First National."

Carene war blass geworden. "Das ... das ist-"

"Das ist eine ganz große Schweinerei, ja, Carene."

Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Mein Plan geriet etwas ins Wanken. Mit ihr hatte ich nicht gerechnet. Sie tat mir leid, sie war ein weiteres Opfer von Shamway. Sie hatte den Tod nicht verdient.

"Fassung bewahren, Carene."

Ich lief Gefahr, mein kühles Äußeres zu verlieren. Nennen Sie mich einen sentimentalen Narren, aber ich kann nun mal keine Menschen weinen sehen.
Instinktiv verspürte ich diesen seltsamen Mutterinstinkt. Ich wollte Carene in die Arme nehmen, ihr Trost in Form von Worten spenden. Sie war eine Betrogene. Ihre heile Welt war in sich zusammengestürzt, wie ein ungelenk errichtetes Kartenhaus.
Verdammt, dachte ich mir, sie ist nur eine kleine Gaunerin, hat bestimmt noch nie jemanden ernsthaft verletzt. Mein Verstand - das beste Stück an mir - riet mir von diesem Denkmuster ab. Sie hätte mich vielleicht abgeknallt, wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten hätte. Ich musste das Stück durchziehen, auf Gedeih und Verderb, koste es, was es wolle.

"Hoffentlich können Sie sich an die Stelle erinnern, an der die Geldkassetten vergraben sind.", warf ich ein, um die Szene zu übertünchen.

"Ich habe das Geld nicht vergraben. Wyn hat das für mich gemacht."

Wie gesagt, ich musste das Stück durchziehen. Ich schoss Shamway in das linke Bein.
Kreischend zuckte dieser zusammen. Vor Schmerz schrie er hell auf. Ich bin ein exzellenter Schütze. Etwas unterhalb der Kniekehle floss Blut. Nicht sehr viel.

"Ich hatte Sie gewarnt.", sagte ich ruhig.

Carene beobachtete das Treiben sichtlich interessiert. "Verbinde seine Wunde."

Augen, deren Tränenquellen versiegten; starrten mich an.

"Bitte.", bekräftigte ich.

Sie nickte wortlos, ehe sie ein Tischtuch nahm, einen Streifen Stoff davon abtrennte und Shamways Wunde verband.

"Scheißkerl.", flüsterte sie, während Shamway gequält stöhnte.

Ich las es ihr von den Lippen ab. Jeder hätte es lesen können, es war einfach. Und logisch.
Nachdem das Bein abgebunden war, konnte mein Plan in die nächste Phase treten.

"Wir werden jetzt zu jener Stelle fahren, an der das Geld vergraben ist."

Shamway blickte zu mir auf. "Mein Bein.“, flüsterte er.

"Ich hatte Sie ausdrücklich davor gewarnt, mich zu belügen. Sie hielten sich nicht daran, also musste ich handeln.", rechtfertigte ich mich, obwohl ich das gar nicht nötig gehabt hätte. "Ach, bevor ich's vergesse: Sie müssen noch einen wichtigen Anruf erledigen."

"Einen Anruf?"

"Der Killer. Groß, schmächtig, Bürstenhaarschnitt und so weiter. Ich glaube, Sie kennen ihn besser als mich, ich habe ihn ja nur ein paar Sekunden lang gesehen."

"Wozu?"

Aus der Brusttasche zog ich einen Zettel hervor und reichte ihn Shamway. "Carene, würdest du ihm bitte das Handy reichen? Es befindet sich auf der Vitrine direkt hinter dir."

Sie drehte sich um und packte das Telefon. Zögernd nahm es Shamway in Empfang.

"Sie haben die Nummer sicherlich gespeichert. Sprechen Sie den Text, sprechen Sie ihn gut, sprechen Sie ihn überzeugend. Wenn ich etwas verdächtiges merken sollte, sind Sie ein toter Mann, kapiert?"

Er nickte. Carene machte einen gebrochenen Eindruck. Es musste äußerst verwirrend für sie sein, was geschah. Anscheinend war sie sich nicht im Klaren darüber, wer wen reinzulegen versuchte.

"Hallo Vernon. Hier Shamway."

Ich lauschte dem Gespräch. Es wäre gut möglich gewesen, dass Shamway etwa die Polizei angerufen hätte. Einem Mörder darf man niemals trauen.

"Äh, hören Sie, Vernon - Kleine Änderung im Plan. Chet Sakker ist in mein Haus eingedrungen, ich konnte ihn aber in die Kammer locken und einsperren. Können Sie es einrichten, um 16 Uhr hier zu sein? Ja ... gut. Nein, ich werde nicht anwesend sein. Eliminieren Sie ihn, schaffen Sie die Leiche fort. Bezahlung erfolgt wie üblich. Aber seien Sie vorsichtig, möglicherweise ist er bewaffnet. Nein, ich habe keine Waffe gesehen, aber es könnte ja sein. Nun, Sie wissen ja am besten, wie Sie vorzugehen haben. Ja. Danke, Vernon. Wiedersehen."

Er schaltete ab. "Zufrieden?"

"Ja, zufrieden. Carene, hilf ihm beim Aufstehen. Wir gehen auf Schatzsuche."

***

Carene fuhr den schwarzen Mercedes, der über getönte Scheiben verfügte, was sich als nicht ungünstig erwies. Etwa ein Dutzend Wagen kamen uns während der kurzen Fahrt entgegen. Wenig Verkehr, selbst für eine abgelegene Landstraße.
Shamway saß auf dem Beifahrersitz, ich saß hinter Shamway und passte auf, dass Carene keinen Unsinn anstellte. Shamway wies ihr den Weg. Wie nicht anders zu erwarten, handelte es sich bei dem Ort um ein abseitiges Waldstück.

Carene zog die Handbremse.

"Öffne deine Wagentür.", sagte ich zu ihr. Sie kam meiner Aufforderung nach. "Zieh den Schlüssel ab und lege ihn auf das Armaturenbrett."

Nur keine Überraschungen. Reine Vorsichtsmaßnahmen.

Nun öffnete ich die Wagentür. "Ganz langsam aussteigen. Ich folge dir."

Fast synchron entstiegen wir dem Wagen. Danach half Carene dem geschwächten Shamway aus dem deutschen Automobil und stützte ihn. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich vor ihm ekelte.
Später holte Carene eine Schaufel aus dem Kofferraum.

"Lass dir keine Dummheiten einfallen. Ich würde dich abknallen.", warnte ich sie unnötigerweise. Langsam stieg in mir das Gefühl auf, sie sei auf meiner Seite zu wissen. Ja, auch sie wollte Shamway, diesen Verräter, bluten sehen.
Besagter wies die Stelle, an der er die Kassetten - insgesamt zwanzig - vergraben hatte.
Ich hätte mir nicht träumen lassen. dass alles so glatt laufen würde. Carene grub ohne zu murren die Kassetten aus und schaffte diese in den Wagen.
Shamway blieb ebenfalls stumm, was mir gar nicht gefiel. Als Carene ihre Arbeit beendet hatte, trat Phase drei in Kraft.
Rache. Eines der ältesten und schönsten Gefühle, dessen sich ein Mensch bemächtigen kann. Unrecht kann gesühnt werden, wenn es den Richtigen trifft.
Wir standen vor dem Wagen. Meine rechte Hand schmerzte von der Last der Waffe.

"Eine Frage, Mister Shamway. Wenn ich jetzt in den Wagen einsteigen und wegfahren sollte. Nur mal angenommen. Würden Sie Ihrerseits versuchen, mich ein zweites Mal zu töten?"

Er war der Vogel vor der Schlange. Keine Chance. Aber noch kapierte er es nicht.

"Nein, natürlich nicht! Nehmen Sie das Geld, aber lassen Sie mich am Leben.“

Der Schuss stob knallend durch die Stille des Waldes. Ein Schwarm Vögel, vermutlich Raben, erhob sich erschrocken in die kühle Herbstluft. Wie ein Sack Kartoffeln fiel Shamway zu Boden und umklammerte das rechte Bein. Schmerzverzerrt sein Gesicht.

"Sie würden mich jagen, Mister Shamway. Ein Raubtier kann seine Instinkte niemals unterdrücken. Es wird versuchen zu töten."

Carene war beeindruckt und beunruhigt zugleich. "Willst du ihn ...?"

Ich wich ihrem Blick aus und sah zu Shamway, der in embryonaler Stellung am Boden kauerte. Dichte Atemwolken stieß er hervor. Er atmete stockend.

"Ich bin ein Tiger, Mister Shamway. Der Dompteur kann den Tiger zähmen, ihn dazu bringen seinen Befehlen zu gehorchen, Demütigungen zu erdulden, aber eines darf der Dompteur niemals tun."

"Dem Tiger den Rücken zukehren.", flüsterte Carene und ich nickte zustimmend.

Flehentlich sah Shamway zu mir hoch. "Bereuen Sie, Mister Shamway?"

Er setzte zu einer Antwort an, wahrscheinlich 'Ja', doch plötzlich stutzte er. Die Erkenntnis, dass er zu Tode geprüft wurde, schien ihn zu überwältigen. Endlich verstand er.

"Beantworten Sie meine Frage.", forderte ich ihn auf.

Er überlegte. "Egal was ich antworte, Sie werden mich töten.", sagte er hilflos.

"Antworten Sie oder ich töte Sie sofort."

Speichel ronn über seine Lippen.

„Nein." , murmelte er beinahe unhörbar.

"Was?", fragte ich nach, den Moment auskostend.

"Nein! Nein, ich bereue nicht!", schrie er wütend.

"Die Antwort ist richtig.", sagte ich lächelnd. "Und nun die Abschlussfrage: Soll ich Sie töten?"

Seine Augen wurden größer und größer. Schweiß trat auf seine Stirn, als er verstand.
Es gab keine richtige Antwort. Nur zwei falsche. So oder so, er würde sterben.

"Das ist nicht fair!", kreischte er mit hoher Stimme, von Todesangst gepeinigt, "Das ist nicht fair! Carene, sag ihm, dass das nicht fair ist!"

"Er hat Ihnen eine Frage gestellt, beantworten Sie diese.", meinte sie kühl und ich nickte wohlwollend.

Sein Blick wanderte zwischen mir und Carene umher. Die Schmerzen waren wohl sekundär geworden, angesichts des drohenden Verlustes seines Lebens.

"Ich zähle bis drei - wenn ich bei drei angelangt bin, will ich endlich Ihre Entscheidung hören."

"Das ist nicht fair!"

"Eins."

"Ich gebe Ihnen alles, was ich besitze!"

"Zwei."

Der Hahn spannte sich.

"Drei."

"Nein!", brüllte er aus Leibeskräften, sein Mund formte ein rundes O, seine Zähne traten hervor.
Der erste Schuss warf ihn nach hinten.
Wenn schon den Tod, denn rasch. Mein Vater hatte gelitten. Ich habe ein weiches Herz.
Also folgten vier weitere Schüsse, bis sich der grotesk verbogene Körper nicht mehr bewegte. Shamway, der den Tod meines Vaters mittels eines einzigen Anrufes bei einem Profikiller bewerkstelligt hatte, lag blutüberströmt. im kurzen Gras.
Es war nicht nur Blut, das sich mit dem Grün der Wiese vereinte...

***

Ich wartete, bis das Echo der Schüsse verklang. Dann senkte ich die Waffe.

"Und nun?", begann Carene und strich sich durch das lange Haar.

Ich zuckte mit den Achseln. "Shamway ist tot, ich habe das Geld."

"Was wird aus mir? Wirst du mich ebenfalls erschießen?"

Tatsächlich war ich ein wenig hilflos. Mit kurzen Schritten näherte sie sich mir. Ich erhob die Waffe nicht, war ziemlich ratlos, was zu tun war. Mein Plan geriet außer Tritt.

"Du wirst mich nicht töten, oder?"

Ihr Mund auf meinem und ich war völlig perplex. Sie küsste mich sanft und sehr kurz. Ihre Hände hatte sie hinter meinem Nacken verschränkt.
Regungslos verharrte ich in dieser Position.

"Du hast nicht vergessen, was zwischen uns geschehen ist."

Sie küsste mich erneut. Wirre Gedanken fluteten meinen Verstand. Carene war nur zwei Jahre älter als ich. War es möglich, dass Vater ein Verhältnis mit ihr angefangen hatte? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Andererseits - wenn dem so war, hätte es mir Vater aus Scham verschwiegen, dessen war ich sicher.
Ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte. Ich war ein Gefangener meines eigenen Spieles. Warum nicht, dachte ich mir.
Sie war eine Betrogene, wie mein Vater. Ich wusste nicht allzu viel über sie. Mein Vater war ein Gauner gewesen, aber kein Killer.
Vielleicht war Carene ihm artverwandt.

"Steck das dumme Ding weg.", forderte sie mich auf und meinte damit die 45er.

Ich tat wie mir geheißen. Sie küsste mich erneut und trat einen Schritt zurück.
Ihre rechte Hand schlängelte meinen Brustkorb entlang.
Ich war nicht länger Herr meiner Sinne.
Ihre Hand glitt tiefer, zur Hose und - sie war schnell. Ehe ich registrieren konnte was geschah, hatte sie die Waffe in Anschlag gebracht. Ich blickte direkt in die todbringende Mündung.

Carene lachte. "Du bist ein Idiot. Die meisten Männer sind Idioten, weißt du?"

Ich brachte kein Wort heraus, zu stark stand ich unter dem Schock meines Versagens. Ja, ich war ein Idiot.

"Wer bist du wirklich?", fragte sie.

"Mathew Campbell, der Sohn von Myron.", antwortete ich wahrheitsgetreu.

"Das dachte ich mir. In einer schwachen Stunde hatte er mir erzählt, er hätte einen Sohn und eine Tochter."

Verdammt, ich glaubte mich verloren, weil mein Vater eine 'schwache' Stunde hatte, an die er sich nicht mehr erinnern konnte!

"Ist Myron tot?"

"Ja, er ist heute morgen gestorben."

"Das tut mir Leid. Ehrlich, es tut mir Leid um Myron. Er war ein netter Mensch."

"Ich habe dir das Leben gerettet, ist das nun dein Dank dafür?", hakte ich ein.

"Ach komm schon, Kleiner, du hättest mich umgelegt und dich mit dem Geld aus dem Staub gemacht."

"Ich hätte dich nicht getötet.", sagte ich verteidigend und das war nicht gelogen.

Ich wollte nur Shamway über die Klinge springen lassen. Und den Killer natürlich.

"Alle Achtung, das hast du gut gemacht, Matt. Schade, dass ich dich nun töten muss."

In ihrer Stimme schwang tatsächlich eine Spur Bedauern mit.
Ich schloss die Augen und erwartete das unvermeidliche.

An jenem Morgen hatte ich die Waffe mit acht Kugeln geladen. Sieben waren verschossen, blieb noch eine.

"Scheiße.", murmelte ich.

Anstatt eines lauten Knalls und dem darauffolgenden Schmerz, vernahm ich nur ein verstohlenes 'Klick'.
Schlagartig riss ich die Augen auf.
Carene betätigte den Abzug noch einmal.
Und noch einmal.
Und noch einmal.
Alle Kammern waren leer.
Der Schock des Verlustes der Kanone hatte meinen Verstand kurzzeitig lahm gelegt, weshalb ich vergessen hatte, dass ich einen Probeschuss auf dem Weg zum Anwesen des verstorbenen Shamway abgegeben hatte.

Erleichtert grinste ich und überließ alles weitere meinem besten Freund, dem Verstand. Aus der Hose zog ich die kleine 38er hervor, die ich Carene im Haus abgenommen hatte.
Ich zielte auf sie.
Entsetzt ließ sie meine 45er fallen. Ihr erschrockener Blick überzeugte mich davon, dass die Waffe geladen war.

"Alles muss seine Richtigkeit haben, nicht wahr, Herzchen?"

"Das ... war nur ein Scherz, ich wollte dich nicht töten, ich hätte vorbei gezielt, von mir erfährt niemand etwas ... Matt, wir wären ein prima Team!"

"Was soll's, ich steh sowieso mehr auf rote Haare." , sagte ich und streckte sie mit drei Schüssen nieder.

Ich vergewisserte mich, dass beide tot waren, nahm meine 45er wieder an mich und fuhr zum Anwesen Shamways zurück.

***

Der Rest war ein Kinderspiel.
Ich verwischte sämtliche Spuren, die ich hinterlassen hatte. Neben der Wagentür und dem Lenkrad waren da noch die Fingerabdrücke auf dem Schloss der leeren Kammer, in die ich den jungen Butler namens Wyn eingeschlossen hatte.
Dann ging ich nach Hause und machte kurz vor sechzehn Uhr einen anonymen Anruf bei der Polizeiwache.

Unglaublicherweise klappte die Chose auf Anhieb: Vernon, der Killer, traf um sechzehn Uhr im Haus Shamways ein. In der Kammer vermutete er natürlich Chet.
Kompromisslos, wie es sein Handwerk erfordert, knallte er die Person in der Kammer nieder. Er hatte keine Ahnung, wie Chet aussah.
In der Zeitung stand, er hätte bei seiner Verhaftung keinen Widerstand geleistet – mit den Bullen hatte er mit Sicherheit nicht gerechnet.

Das Geld hatte ich in einen Reisekoffer gepackt, allerdings musste ich einen Teil davon zurücklassen.
Wenig später fand man die Leichen von Carene und Shamway. Der Bequemlichkeit wegen hing man Vernon auch diese Morde an, was keinen Unterschied für ihn machte.
So oder so hätte er lebenslänglich bekommen.
Ich teilte das Geld in drei gleiche Teile: Ein Drittel erhielt meine Schwester, ein Drittel behielt ich, ein Drittel spendete ich einem Bund für Verbrechensopfer, was meiner Meinung nach nur recht und billig ist.

Schließlich und endlich muss ich meine Sicht der Dinge darlegen. Jeder bekam das, was er verdiente:
Shamway den Tod, weil er meinen Vater ermorden ließ.
Carene den Tod, weil sie mich ermorden wollte.
Vernon lebenslänglich, weil er meinen Vater ermordet hatte. Ironischerweise sitzt er für den falschen Mord ein.
Wyn, der Vollständigkeit halber, war auch kein weißer Fleck, auf der Karte der Verbrechen.
Mein Vater erhielt späte Rache, wie ich es ihm geschworen hatte.
Und meine Schwester und ich führen ein ruhiges Leben, wie es uns zusteht.
Meine Mutter hatte dieses eine Mal geirrt - dieses eine Mal war ich kein Versager gewesen. Ich hatte das Schicksal in die eigenen Hände genommen und bezwungen.
Ich wollte mich nicht darauf verlassen, dass der Allmächtige eines Tages jedem das angedeihen lässt, was dieser verdient.
Manchmal muss man gegen das Schicksal ankämpfen.
Und also kämpfte ich!

[Beitrag editiert von: Rainer am 24.11.2001 um 17:21]

 

Rainer,
was sollen die Kinder nicht nachmachen?
Wahnsinnig lange Geschichten schreiben oder morden?
Dies ist keine Kurzgeschichte, sondern ein Roman.

Für meinen Geschmack hast Du zuviel wörtliche Rede verwendet.
Statt endlos langer Dialoge finde ich es angenehmer zu lesen, wenn die Situationen beschrieben werden.
Ich meine, man sollte nicht schreiben, wie er ihr sagt sie solle die Autotür öffnen und den Schlüssel ablegen u.s.w.
Beschreibe einfach wie sie es tut, wenn es überhaupt nötig ist.

Dann haben mich auch einige Formulierungen gestört:
Carene fuhr den schwarzen Mercedes, der über getönte Scheiben verfügte, was sich als nicht ungünstig erwies.

Besser finde ich:
Die getönten Scheiben verhinderten, dass sie gesehen wurden. (Auch nicht doll, aber so was eben)

Ein deutsches Automobil!
Schreib doch einfach: Wagen.

Der Schuss stob knallend durch die Stille des Waldes.

Man, was für ein Krach.
Am laufenden Band knallt der Schuß und stobt dabei durch den Wald.
Macht der das immer noch oder hört der von selbst auf?

Carenes Hände lauschten an der Wand.

Er war der Vogel vor der Schlange. Keine Chance. Aber noch kapierte er es nicht.

Ich war perplex, denn etwas ähnlich pompös ausgestattetes hatte ich noch nie zuvor erschaut. Mein Verstand trat mich in das Hinterteil - keine Schwächen!


Könnte eine gute Geschichte werden, wenn sie überarbeitet wird.
Ich lege Wert darauf, dass ich mit dieser Kritik nicht behaupte es grundsätzlich besser machen zu können.

Sodele, Gruß und Schuß

Manfred

 

Danke erstmal für die ausführliche Kritik.
Der Stil ist natürlich mal wieder absichtlich so gewählt, eben mit merkwürdigen Formulierungen und ungebräuchlichen Begriffen.
Wahrscheinlich hast du recht und ich sollte sie etwas kürzen, vor allem die Dialoge. Na ja, mal sehen...

Find´s jedenfalls nett, dass du dir die Mühe gegeben hast! Krimis sind jedenfalls nicht meine Stärke, das weiß ich. :D (Ponch, du brauchst jetzt nicht zu sagen, "Welche Stärken hast du denn?" ;) ).

 

Ich muss ehrlich zugeben, ich habe die Geschichte nicht gelesen, da ich von der Länge etwas erschreckt war :D aber ich muss einfach meinen Senf dazugeben.

Für meinen Geschmack hast Du zuviel wörtliche Rede verwendet.
Statt endlos langer Dialoge finde ich es angenehmer zu lesen, wenn die Situationen beschrieben werden.
Ich bin da anderer Meinung, denn die Handlung und die Situationen können auch wunderbar in Dialogen beschrieben werden und man umgeht platte Adjektive, die vielleicht scheiße klingen. Wenn ich z.B. Shakespeare lese, kann ich mir auch alles wunderbar vorstellen, auch wenn bis auf Szenenbeschreibungen am Anfang eines Auftritts nichts beschrieben wird.
Ich lese sie bestimmt noch irgendwann, aber hab jetzt nicht die Zeit oder Lust.
olafson

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom