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Ragamuffin

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03.10.2020
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Anmerkungen zum Text

Verwendete Begriffe (in Reihenfolge ihres Auftauchens im Text):

  • Ragamuffin: Eine Person, meist verwendet für ein Kind, in dreckigen, zerschlissenen Kleidern / Ein (hauptsächlich elektronisch gespieltes) Subgenre des Dancehall und Reggae, kurz genannt auch Ragga, Ghetto-Musik
  • Rude Boy: Junger Strassengangster oder Arbeitsloser
  • Syrer: Jamaikaner nahöstlicher Herkunft
  • Battyman: Abwertende Bezeichnung für einen Homosexuellen
  • Jamrock: Slangausdruck für Jamaika (auch Jamdown)
  • Doctor Bird: Auf Jamaika endemische Kolibri-Art, Objekt des Aberglaubens, auch als"Gottesvogel" bezeichnet
  • Schwarze Hexe: Ein sehr grosser (bis ca. 18cm Spannweite) Nachtfalter, auf Jamaika wird er als die Verkörperung einer verlorenen Seele angesehen
  • Brethren: Bruder/Brüder

Ragamuffin

Wir fahren aus dem Stadtzentrum. Uptown tauchen Straßenlampen das Wageninnere abwechselnd in Licht und Dunkelheit. Zwischen meinen Füßen kullern Red-Stripe-Flaschen gegeneinander. Die Klimaanlage klappert. Atmet schalen Biergeruch und die abgestandene Luft eines heißen Tages.
Anthony lässt eine Patrone über seine Fingerkuppen wandern, wie einer, der einen Münztrick vorzeigt. Der Rauch unserer Ciggies zittert zum Spalt im Fenster und die gewitterschwüle Nacht trocknet den Schweiß zwischen meinen Cornrows.
Kingston fühlt sich eng an. Als drücke das Gewicht eines schweren Sargdeckels auf die Stadt. Auf mich. Schließe ich die Augen, dann rieche ich Piment. Auf der Zunge der Geschmack von gekochtem Akee. Und ich gleite tief hinab in die Erde, wo es kühl ist. Leg mich schlafen, weit draußen in den Redhills. Ein Lumpenbündel unter vielen. Um mich die Knochen derer, die’s bereits nach Zion geschafft haben. Gebettet in den Schoß des Löwen. Und ich höre die gedämpften Schläge der Steel Drums. Im Rhythmus meines erschlaffenden Herzens.
Ich überlege, Anthony nach einer Line zu fragen. Denke daran, noch einmal mit der White Wife zu schlafen. Hab sie schon zu liebgewonnen. Aber ich will vor ihm nicht bedürftig wirken und wie ein Pussyhole dastehen. Muss mich zusammenreißen. Es gibt kein Zurück. Nur der Riddim hält mich jetzt noch in der Spur. Ragamuffin, nennen sie das.
So nennen sie mich.

Anthony holt den Spiegel aus der Westentasche. Sein Rufname, Dr. F – das F steht für Feelgood –, ist mit scharfer Klinge in das Glas geritzt. Mit dem Messer aus dem Schulterholster zieht er die Schrift nach. Wenn Alvaro, der Fahrer, ein Schlagloch touchiert, rutscht seine Hand ab und er flucht.
Dann legt er eine dicke, kurze Line. Mischt mit der Messerspitze die Glassplitter unter den Stoff. Ich will ihm den Spiegel aus den Fingern reißen. Meine Nase darin vergraben. Ziehen, ziehen, ziehen. Und vergessen. Vergessen, was ich noch gar nicht getan habe.
Ich beobachte Anthony von der Rückbank. Wie er eine angeschmutzte Nanny hervorholt. Wie er den Spiegel auf seine Schenkel legt. Die Line darauf teilt sein Gesicht vom Haaransatz bis zum Kinn.
Jamaikanische Dollars sind das dreckigste Geld der Welt, sagt er, reibt mit dem Finger an ihr und dreht den Kopf nach hinten. Hält mir die Banknote aufgefaltet vors Gesicht. Siehst du sie? Das ist die Maroons-Anführerin. Ich bin wie sie. Ashanti. Dasselbe ghanaische Blut fließt in meinen Adern. Das ist unzerstörbar und pur, verstehst du? Wir sind beide Anführer der Revolution. Sie vor zweihundertfünfzig Jahren auf den Plantagen. Ich heute als Gunman in Kingstons Straßen.
Warum schaut die Anführerin so verdammt grimmig?, will ich ihn fragen. Die verkneift die Lippen zu nem dunklen Strich, als würde sie missbilligen, was ich hier tu. Als hätte sie’s nur auf den Fünfhunderter geschafft, um mir schlecht ins Gewissen zu reden. Diese Gedanken gefallen mir nicht. Deswegen schweige und nicke ich.
Anthony rollt die Note zusammen, legt den Kopf in den Nacken. Dreht ihn mit kräftigem Knacken hin und her. Schließt die Augen für Jah. Während an uns die Reichenviertel vorbeirauschen, dreht Alvaro die Musik lauter. Ich schaue hinaus, auf weiße Mauern und schmiedeeiserne Tore. Auch ich bin ein Gefangener von Babylon.

Was war’n das eigentlich für ne Scheiße in Negril?, fragt Anthony. Seine Fragerei gefällt mir nicht. An den Antworten kann ich mich nur verschlucken. Shotta Star hat sich schon’n Namen für dich ausgedacht, sagt er. Warst besoffen, oder was? Hat dir das Bein ganz schön zerschmettert.
Motorradunfall, antworte ich.
Hast wohl ans Ficken gedacht, wie so’n echter Rude Boy. Hör zu, diese Schlampen ausm Ghetto kannst du vergessen. Die können ja nich mal ordentlich skanken auf deinem Schwanz. Schon bald kriegst die aus New Kingston. Die stehen auf solche Weichbirnen wie dich.
Wir sind denen zu hart, bestätigt Alvaro. Er nimmt eine Hand vom Steuer und krempelt sein verschwitztes Hemd hoch. Sein Bizeps ist ein Halbmond, als hätte jemand ein Stück abgebissen. Das Fleisch bewegt sich, als er den Muskel anspannt. Is vom Jungle Rot, sagt er. Da war nur n kleines Loch. Weil mich so n Battyman mit seiner Pumpgun gestreift hat.
Anthony lacht und im Türfach kann ich sein Eisen sehen. Ich hätte nicht hinschauen sollen. Er nimmt die Waffe aus ihrer selbstgebastelten Halterung. Zieht den Schlitten nach hinten. Is mein momentanes Baby, das. Aber sieh dir diese beschissene C-Ware an. Abgenutzt, wie die Schlampen, die du flachlegst. Shotta Star behält die gute Hardware für sich. Die Amerikanischen rückt der einfach nich raus.
Dabei hat er vom Syrer genug geliefert bekommen, sagt Alvaro, während wir eine enge Kurve nehmen.
Na, wir werden sie schon noch kriegen. Glänzender Stahl, der den Feind blendet, Bam-Bam! Das sag ich dir. Wie soll man mit der Scheiße seinen Job erledigen?, fragt er und steckt die Pistole zurück. Mir fällt nichts anderes ein, also zucke ich mit den Schultern.
Mach mal Buju Banton oder Israel Vibration, weist er Alvaro an. Der schiebt eine ausgeleierte Kassette ins Fach. Vor dem Fenster ziehen die Schatten von Bauruinen und Silhouetten von Palmen vorbei. Hier gibt es keine Straßenlampen. Vereinzelt brennen Feuer in den Shacks. Ausgemergelte Gesichter hinter Grills. Arme stochern mit Stöcken in der Glut. Und ich träume, ich wäre ein Cha-Cha-Boy. Einer von denen aus dem Fernsehen. Trüge teure Anzüge und würde Hummer und Austern bei elektrischem Licht fressen.

Alvaro hält den Wagen an. Wir steigen aus. Die Luft riecht nach dem Harz der Guajak-Bäume. Nach verbranntem Blauholz. Unter uns die Lichter von Kingston. Von hier oben sieht die Stadt klein und geschrumpft aus. Friedlich liegt sie in den Armen der Karibik, als würde sie schlafen wie ein Kind. In der Dunkelheit sieht man das Blut nicht. Ich sehe den Leuchtturm von Port Royal in der Ferne. Denke an die Ozeanriesen, die aus der Sonne auftauchen wie Schlachtschiffe. Nur zu Besuch für ein paar Stunden.
Zeit?, fragt Alvaro gegen den Kotflügel gelehnt. Anthony holt sein Telefon raus.
Kurz nach elf. Was glotzt du mir aufs Handgelenk? Hab meine Uhr nich dabei.
Wo hast’n die gelassen, die schöne Breitling?
Hab sie zuhause im Safe. Sonst gibt Rena downtown in den Jerk-Shacks an. Blödes Pussyhole.
Gefährlich sowas.
Ich verkauf sie dir trotzdem nicht.
Sie reden über gefälschte Uhren. Klingt, als wäre es neben der Posse das Einzige, was sie verbindet. Dem weiteren Gespräch der beiden folge ich nicht. Ich starre in die Finsternis. Suche nach dem Tag im Park. Wie sie uns angesehen haben, weil sie merkten, dass wir aus dem Ghetto kamen. Aber du hast nur gelächelt. Wenn ich mich anstrenge, kann ich die Wasserrutschbahn sehen. Mit dir war ich einmal ganz oben auf der blauen. Zwischen deinen Beinen fühlte ich mich sicher. Bevor du uns angeschubst hast, schaute ich nach unten, obwohl ich mich gar nicht getraute. Wie anders die Welt aussah. Wie stark deine Arme mich an den Schultern hielten. Ich wünsche mir, wieder dort zu sein. Mich zwischen deinen Schenkeln verkriechen zu können.
Wir waren so hoch oben und für einen Augenblick löste ich mich auf. Schwebte über den Wasserpark, glitt über Jamrock hinweg wie Doctor Bird, und es fühlte sich an, als würde dieser Moment niemals aufhören. Wie schön wäre es, für immer dortzubleiben. Das mich dieses federleichte Gefühl hinauf in den Himmel trägt. Zu dir, bevor wir mit der Schwerkraft jauchzend nach unten sausen. Aus Babylon entkommen. Und ich wünsche, du hättest uns nie angeschubst. Danach war ich nie wieder im Kool-Runnings-Park. Die Erinnerung flattert wie die schwarze Hexe ums Licht. Vier Jahre später denke ich immer noch daran.

Er wird gleich auftauchen, sagt Alvaro. Seine Gestalt schält sich aus dem Dunkeln. Hat sich angeschlichen wie eine Echse. Seine pomadierte Schuhbürstenfrisur steht gegen den schwarzgrau verschleierten Himmel ab. Sie nennen ihn den Mohikaner. Spürst du das Feuer? Die Glut?
Glut?, frage ich. Schaue ihn nicht an. Schaue auf meine zerfetzten Nikes. Der Swoosh ist nicht mehr zu erkennen.
Willst du ne Ciggy?
Ja.
Er zündet eine an und reicht sie mir rüber. Die Zähne in seinem Grinsen wirken wie Plastik. Anthony pisst rechts neben uns in einen Busch. Ich kann das Plätschern seines Urins hören und er grunzt irgendwas. Diese Hitze haben wir alle gefühlt, Brethren, sagt Alvaro. Die trägst du noch ne Weile mit dir rum, wenn’s passiert ist. Aber die geht auch wieder weg. Als würde was in einem drin verbrennen, mh?
Ja.
Das sind die Nerven.
Ich ziehe an der Ciggy. Der Rauch sticht mir in die Lunge. Vielleicht falle ich tot um, wenn ich heftig genug inhaliere. Vielleicht sollte ich losrennen, durch den Busch den Hügel hinunter. Egal wohin, einfach weiter, bis sie mir in den Rücken schießen. Oder ich stelle mir vor, wie ich im Blue Hole ertrinke. In diesem azurblauen Wasser. Erfüllt von seinem Leuchten, wenn die Sonne im Zenit steht. So unergründlich tief wie das Meer.
Ich will in diesem Wasser versinken und zu einem glutroten Schnapper werden. Ganz nach unten tauchen. Zur Kälte, wo ich sicherer bin. Und wenn ich nach oben sehe, zerfließt dein Gesicht auf der Oberfläche. Im Blue Hole hast du mir das Schwimmen beigebracht. Wie viel Angst ich damals hatte. Doch heute schwebt da nicht nur Furcht. Ich muss deine Liebe zu mir in die Tiefe hinabziehen. Aber sie ist zu leicht und treibt obenauf. Ich schlage mit der Schwanzflosse. Ein Schnapper ist zu klein.
Die Feinde haben dich totgemacht, daran muss ich jetzt denken. Die aus dem Ghetto haben mir’s erzählt. Die aus dem Ghetto haben gesehen, was sie in August Town getan haben. Die aus dem Ghetto leben auch im Blue Hole. Ihnen muss ich doch vertrauen.
Hast du noch was?, frage ich. Versuche, an nichts mehr zu denken. Das Flattern in meiner Stimme kann ich nicht ignorieren.
Scheißt du dir jetzt etwa in die Hose?, fragt Alvaro und kramt in seiner Brusttasche. Er schaut mich verschlagen an. Ich spüre die Kälte. Möchte auftauchen.
Dass du mir ja nicht zusammenklappst.
Er winkt und ich humple zu ihm. Aus der Finsternis trottet Anthony. Zerrt an seinem Hosenstall. Gewöhn dich nich zu sehr an sie, sagt er. Sonst wird die White Wife für immer deine Einzige bleiben, verstehst du?
Sein Gelächter schnappt nach mir wie ein Tigerhai. Scheinwerfer schlängeln sich die unebene Straße hoch. Verschwinden zwischen Büschen und tauchen wieder auf. Die Wolken machen dem Mond Platz. Alvaro hält mir sein Messer hin.
Mach dich bereit, sagt er. Wir können dir nicht helfen.
Ich nicke. Beuge mich über die Klinge.

Mein Herz rast. Mein Kopf dröhnt. Mein Hirn weich. Ragamuffin. Die Scheinwerfer beleuchten meine bleiche Gestalt. Neben uns hält ein Wagen mit geschwärzten Scheiben. Jemand steigt aus. An der Art, wie die Sohlen auf die Erde treffen, weiß ich, dass es teure Schuhe sind. Nicht kaputte.
Wo warst’n du so lange?, mault einer, ich glaub Alvaro. Wir haben dich dreimal angerufen.
Er kann’s kaum erwarten und für mich dürft‘s schon vorbei sein. Im Licht sehe ich meine Hände zittern. Presse sie an meine Seite. Aber möchte um mich schlagen. Mich befreien. Mit der Nacht verschmelzen.
Halt’s Maul, kommt die Stimme aus der Finsternis. Ihr Besitzer geht zum Kofferraum. Ich höre, wie sich der Schlüssel dreht. Hinter der aufgeklappten Tür sehe ich das zerfurchte Gesicht in der Glut einer Ciggy. Natty Dreads. Darunter ein weißes Netzshirt auf breiter Brust. Der Syrer.
Ich weiß nicht, was auf der anderen Seite des Ozeans liegt. Wo fahren die Schiffe hin? Wäre ich ein Fisch, dann wüsste ich es. Wäre ich Doctor Bird, dann würde ich ihnen folgen. Die Leute von den Schiffen bleiben für sich. So wie Anthony, Alvaro und der Syrer. Aber das kann ich ändern. Wenn ich in der Posse bin.
Die anderen reden mit dem Syrer, aber ich verstehe kein Wort. Meine Ohren sind mit Watte verstopft. Etwas zuckt in meiner Brust. Dann zieht der Syrer ein strampelndes Bündel hinter sich her. Zerrt es ins Licht. Kickt mit seinen neuen Schuhen dagegen. Es fällt nach vorne und bleibt liegen. Ich höre ein Wimmern. Vielleicht nur Einbildung. Vielleicht ist das ein Tier in dem Bündel. Tiere wimmern nicht.
Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht, sagt der Syrer. Breitet die Arme aus und lacht, als meine er das ernst.
Jetzt wirst du entjungfert, fügt Alvaro mit seltsamer Stimme an. Vielleicht hat er sich an seiner Ciggy verschluckt. Ich hoffe, er hat sich verschluckt.
Was soll ich tun?, frage ich.
Gott hat dir Hände gegeben, sagt der Syrer. Seine Stimme trocken. Seine Augen fordernd. Ich will nicht hinschauen. Mache einen Schritt auf das Bündel zwischen uns zu. Was soll ich tun?
Sieh dir das Pussyhole an, sagt Anthony. Wie es tanzt.
Er gähnt. Ich weiß nicht, ob er mich meint oder das zappelnde Bündel. Der Syrer zieht dem Bündel den Sack vom Kopf. Darunter sehe ich ein Gesicht. In den Augen spiegeln sich die Scheinwerfer. Das Haar so schwarz wie Kohle. Ich will nicht hinschauen. Es ist ein Junge. Vielleicht dreizehn oder vierzehn. Nicht viel jünger als ich. Ich kann nicht hinschauen.

Er weint. Er lacht. Er schreit. Er tut gar nichts. Ich weiß nichts. Er sagt, sie haben deiner Ma in den Kopf geschossen, während sie meinem Onkel einen gelutscht hat. Sie war die billigste Hure im Ghetto. Hat er das wirklich gesagt? Nein, er ist nur ein Kind. Das hat er nicht gesagt. Mein Kopf hat das gesagt. Oder die anderen waren’s. Sie beobachten mich. Spüre ihre Blicke auf der Haut.
Ich knie über ihm. Er will, dass ich meine Finger um seinen Hals lege. Zupacke, bis er blau wird. Ich will die Fingerspitzen gegen den kleinen Kehlkopf quetschen. Ihn in den Hals hineindrücken. Auspressen wie eine Nisberry. Das Zucken spüren. Oder ihn aufreißen. Die Luftröhre zerfetzen. Ob dann die Glut erlöscht? Wo ist das Feuer? Ist da Feuer, frage ich mich. Es riecht nach Pisse und der Atem des Jungen stinkt nach Angst. Da ist kein Feuer.
Am liebsten würde ich aufstehen, ihm sagen, er soll nach Hause laufen. Zurück nach August Town. Aber das ist zu weit und in der Nacht weißt du nie, ob Kingston dir in den Rücken schießt. Er könnte sich verlaufen oder sterben. Das passiert schnell. Ich will, dass er auf dem Riddim zurück ins Ghetto reitet. Ragamuffin Style.
Denk an den Kool-Runnings-Park. An die Rutschbahn. Ganz oben. Nimm den Jungen an der Hand. Flieh mit ihm zum Himmel.
Wenn ich ihn an der Hand nehme, wird auch er schwerelos. Wenn ich ihn berühre, dann fliegt auch er wie Doctor Bird. Ich sag ihm, wie schön es ist. Erzähl ihm von dir. Dass du auf mich wartest. Ich frag ihn, ob seine Ma auch schon schwerelos geworden ist. Er wird mich verstehen. Er wird mit mir kommen. Er ist nur ein Junge.
Es ist nicht schlimm, denn ich bin ein Fisch. Roter Schnapper und gefährlich. Ich schwimme in der Tiefe. Alles schwarz und ruhig. Hol den Jungen auf den Grund zu mir. Das schaffe ich. Zeig ihm, wie ich schwimme. Im Blue Hole wird auch er überleben und das Schwimmen lernen. Gemeinsam werden wir Babylon vergessen. Ein neues Leben. Wir tollen unter den Schiffen über den Ozean.
Aber ich muss den Jungen töten. Sie verlangen es. Die Posse verlangt es. Bring ein Opfer und tauf deine jungen Hände in Blut. Schmier es dir ins Gesicht wie eine Kriegsbemalung. Schrei es hinaus. Klansman für immer!
Ich bin nur ein Ragamuffin, so wie er. Wenn ich ihn jetzt nicht abmurkse, werde ich diesen Ort niemals verlassen. Ich mache es jetzt! Die Familie lächelt schon auf der anderen Seite. Sie werden tun, was meine Ma nicht konnte. Mich beschützen.

Habe ich den Jungen getötet? Hinter mir bemerke ich den Syrer. Im Licht des Mondes ein kaltes Glänzen. Der Blitz blendet meine Augen, gefolgt von einem Geräusch, das mir die Ohren zerfetzt. Ein Gewitter. Mein Gesicht ist nass. Ich spüre die Hitze. Unter mir zuckt der Junge, als hätte er einen Anfall. Auf seiner Stirn plötzlich ein sprudelndes Loch. Es wird immer größer. Während sie mich an den Armen packen, denke ich, es sieht aus wie ein Fleck Jerk-Sauce. Ich habe Hunger. Bin ausgezehrt. Meine Hände sind leer. Es fängt an zu regnen. Ich denke an dich. Dann kotze ich in sein erstarrtes Gesicht.

 

Ich habe nach ungefähr der Hälfte des Textes aufgehört zu lesen, weil ich bis dahin die Geschichte nicht verstanden habe. Im ersten Absatz kommt in fast jedem Satz ein Begriff der für mich unbekannt ist wie z. B.: Cornrows, White Wife.
Mich würde es sehr interessieren wer die Zielgruppe für deinen Text ist.
Ich kann mir gut Vorstellen dass ich nicht darin bin und ihn deswegen nur schwer verstehe.
Meiner Meinung nach ist der Anfang zu komplex geschrieben, dass kann vor allem an den vielen Anglizismen liegen. Beim Wiederholten lesen habe ich dann schon mehr verstanden, doch dass ist ja leider nicht optimal wenn man den Text erst mehrmals lesen muss um ihn zu verstehen.

 

Hallo @Daniel_

Danke für deinen Kommentar. Wenn es für Dich zu schwer verständlich ist bzw. zu komplex, dann ist das natürlich schade. Obwohl die Handlung meiner Meinung nach einfach zu verstehen sein sollte.

Vielleicht hast Du übersehen, dass ich im Infofeld ein kleines Glossar hinterlegt habe? Dort sind zwar nicht alle Begriffe aufgeführt, weil ich dachte, einige davon kann man sich auch aus dem Text herleiten, aber ich denke, die wichtigsten schon.

Cornrows: Das ist ein Haarstil bzw. eine Frisur. Der Schweiss trocknet zwischen seinen Cornrows. Da dachte ich, man kommt automatisch drauf, dass es sich darum handelt. Vielleicht stecke ich da aber auch zu tief drin. Beschäftige mich öfters mit afrikanischer Kultur. Kann also gut sein.

White Wife: Der Erzähler will zu Beginn Anthony nach einer Line fragen. Damit ist Kokain gemeint. Der Anthony legt sich ja dann auch eine auf dem Spiegel. Kokain = weisse Pulverform. Daher ist White Wife (die weisse Ehefrau) ein jamaikanischer Slangbegriff für Kokain. Dachte, auch das wäre einfach zu verstehen. Aber vielleicht täusche ich mich.

Auf jeden Fall danke, dass Du versucht hast, den Text zu lesen und für deinen Eindruck soweit.

Beste Grüsse,
d-m

 
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Hey @deserted-monkey ,

den Rhythmus finde ich gut, aber vom Erzähltempo und auch bei Stilfragen sehe ich Baustellen. Erzähltempo, weil du hier für mein Empfinden zu viel auf zu wenig Raum erzählen willst und es nicht so recht gelingt. Es klingt, als wolltest du Handlung auf weniger als einem Satz erzählen, manchmal sogar nur in ein, zwei Worten. Das kann man machen, ist eine wahnsinnige Kunst; aber für mich geht der Plan hier nicht auf. Habe damit auch eigene Erfahrungen gemacht und selten hat es geklappt. Nicht, dass du hier nichts Szenisches hättest. Aber es ist alles verklausuliert, sodass diese Handlung kaum je wirklich klar zu Tage tritt. Dann sehe ich den Versuch einer sehr stilvollen Erzählweise. Da sind auch gute Sachen dabei, finde ich; insgesamt wirkt es dann aber doch recht voll an Stilgriffen, versuchten Verweisen und dergleichen, bekommt etwas Manieriertes, Gewolltes. Wenige werden einen Text mit einem selbst geschriebenen Wörterbuch lesen wollen, wo die Sprache eigentlich Text, Figurenentwicklung etc. eher im Weg steht als das sie wirklich sinnlich das Gefühl des Settings und der Dinge greifbar macht; also ein bisschen auch ihrer Funktion entbehrt und dann doch eher Beiwerk ist. Ich glaube, im Fall der Story wäre einfach weniger mehr. Das heißt verständlichere, klare Sprache, klare Entwicklung von Figuren und Handlung. Wahrscheinlich bei dem Umfang überhaupt auch weniger Figuren.

Die Klimaanlage klappert. Atmet schalen Biergeruch

Finde das an sich gut, aber würde hier ein Komma setzen oder zumindest Semikolon

Leg mich schlafen

Würde ich 'lege' schreiben

die’s bereits

und hier die es

Um mich die Knochen derer, die’s bereits nach Zion geschafft haben.

soweit ich weiß, gibt es viele Christen auf Jamaika und viele Rastafari-Leute beziehen sich auch mehr oder weniger stark auf die Bibel, richtig? Ist das hier eine konkrete Bibelstelle, von der du weißt, dass sie stark rezipiert wird? Klar, Zion ist Jerusalem und umgekehrt. Ich finde die Stelle deutet ganz schön viel Charakter und Spezielles an, was ich im übrigen Teil der Story nicht eingelöst bzw. wieder aufgegriffen sehe. Er hätte ja auch Jerusalem schreiben können oder einfach gar keine christliche Metapher. So klingt es für mich ein bisschen nach Namedropping. Weil es eben nicht ganz eingebunden wirkt.

Was war’n das eigentlich für ne Scheiße in Negril?, fragt Anthony. Seine Fragerei gefällt mir nicht. An den Antworten kann ich mich nur verschlucken. Shotta Star hat sich schon’n Namen für dich ausgedacht, sagt er. Warst besoffen, oder was? Hat dir das Bein ganz schön zerschmettert.
Motorradunfall, antworte ich.
Hast wohl ans Ficken gedacht, wie so’n echter Rude Boy. Hör zu, diese Schlampen ausm Ghetto kannst du vergessen. Die können ja nich mal ordentlich skanken auf deinem Schwanz.

Hier muss ich sagen. Das klingt schon sehr auf hart gebürstet. Und der Dialog kommt mir auch so ein bisschen schräg unmotiviert vor. Bis auf das gelegentliche Einbetten von Slang-Wörtern beweist mir der Text bis hierhin irgendwie nicht das von ihm behauptete Setting. Oft ist es ja auch so, dass Leute, die über ihr eigenes Milieu schreiben, eigentlich gar nicht so sehr auf diesem Slang fokussieren und die Texte dadurch irgendwo auch mit Vorstellungen und Erwartungen, die man als Außenstehender hat, brechen. Das weiß ich in dem Fall natürlich nicht. Vielleicht hast du da ja sehr persönliche Erfahrungen mit dem Thema. Ist nur so ein Eindruck beim Lesen.

Allerdings gibt es ja auch die Möglichkeit das so slangmäßig völlig zu überziehen (A clockwork orange), was ja in seiner künstlichen Form auch wieder ein geschickter Stilgriff sein kann. Die Tendenz sehe ich hier. Vielleicht wäre das eine Richtung(?).

Insgesamt muss ich sagen, konnte ich mit dem Text nicht so viel anfangen. Ich finde das stellenweise auch echt etwas geschmacklos. Klar, das darf Literatur. Aber ich bin mir nicht immer ganz sicher, was ich da lese. Ist das ernst gemeint oder für den Effekt.
Sorry, dass das so wenig erbaulich ist, hoffe du kannst dir irgendwie was von den Anmerkungen mitnehmen. Ich sehe da auf jeden Fall auch ein Gespür für Rhythmus, was glaube ich, krass wichtig für guten Stil ist; und man merkt auch die Lust am Schreiben und eine reiche Fantasy, was auch eine mega Sache ist. Die Kritik ist in dem Fall Sparring. Vielleicht auch aus dem Gefühl, dass das angemessen ist(?). Falls nicht, schreib mir das auf jeden Fall. Wie gesagt, ich sehe da auch wirklich Pfunde!

Beste Grüße
Carlo

 
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Leider bin an drei Sachen 'gescheitert' an deiner Geschichte. Zum Teil deckt sich das auch mit der Kritik von @Daniel_ und @Carlo Zwei.
Aber ich stell vielleicht besser das Positive voran.
Denn sicher ist, dass du gut schreiben kannst; das Ding hat 'Fluss', ist stilistisch homogen, rhythmisch. Da also Daumen hoch.

Leider kommen nun die drei Sachen.
Erstens, es ist ein totaler Overkill an 'Fachsprache'. In einer Dichte, die man sich kaum als authentisch vorstellen kann. Als ob du komprimiert zeigen willst, dass du alle Slang-Wörter kennst. Welche Funktion für die Geschichte soll das haben?
Und ja, es ist anstrengend, in jedem dritten Satz auf ein Wort zu stoßen, das man nicht kennt. Über das man erst nachdenken muss, was es bedeuten könnte. Oder nachlesen muss, was es bedeutet.

Das Zweite ist, die ganze Geschichte besteht ja aus dem Dialog und den inneren Reflexionen des Protagonisten. Kaum Handlung. Nichts, was in die Geschichte reinzieht. Weil man ungefähr ein Drittel des 'Gesprächs' nicht versteht. Keine Ahnung, was grad die Lage ist.
Klar, am Ende passiert dann was und es wird klar, aber bis dahin, und das ist nur der letzte Absatz, mach ich Tiefseetauchen ohne Lampe dabei ;)

Der dritte Punkt bezieht sich dann auf die Reflexionen - Gedanken - des Protagonisten.
Der ist ein Kid aus dem Ghetto, wenn ich das richtig verstanden habe. Dabei, in einer Gang aufgenommen zu werden, mit Ritual?
Mir kommen viele Parts seiner Gedanken, Analogien, Bilder, die er da spontan denkt, ein Stück zu 'sophisticated' vor - im Kontrast zu seiner sonstigen Sprache erst recht. Ganz so, als wär er nicht nur ein Ghetto-Gangster-Kid in future - sondern auch ein talentierter Schriftsteller, der während seines Erlebens schon mal Notizen macht, wie er das später beschreiben wird, was er erlebt.

Egal wohin, einfach weiter, bis sie mir in den Rücken schießen. Oder ich stelle mir vor, wie ich im Blue Hole ertrinke. In diesem azurblauen Wasser. Erfüllt von seinem Leuchten, wenn die Sonne im Zenit steht. So unergründlich tief wie das Meer.
Ich will in diesem Wasser versinken und zu einem glutroten Schnapper werden. Ganz nach unten tauchen. Zur Kälte, wo ich sicherer bin. Und wenn ich nach oben sehe, zerfließt dein Gesicht auf der Oberfläche. Im Blue Hole hast du mir das Schwimmen beigebracht. Wie viel Angst ich damals hatte. Doch heute schwebt da nicht nur Furcht. Ich muss deine Liebe zu mir in die Tiefe hinabziehen. Aber sie ist zu leicht und treibt obenauf. Ich schlage mit der Schwanzflosse.
Echt? Der sieht das azurblaue Wasser, das erfüllt von Leuchten ist? Wenn die Sonne im Zenit steht? Und wenn er aus der Tiefe nach oben blickt, zerfließt dessen Gesicht auf der Oberfläche? Und er muss seine Liebe zu ihm in die Tiefe hinabziehen?

Der vermutlich ungebildete kleine Gangster redet und denkt das in diesen Worten und Bildern, während er im Auto sitzt? und zu seinem ersten Mord chauffiert wird?
Meine Fresse, der sollte vielleicht doch versuchen ein Stipendium für eine Lyrik-Schule zu bekommen.

Das ist nicht die einzige Stelle .... vielleicht irre ich mich auch und die jungen Slumjamaikaner sind alle so?

Dieses Authentizitäts-Problem habe ich - aller sonst guten Schreibe zum Trotz - auch schon bei anderen deiner Geschichten festgestellt. Wie beim 'Krieks'. Das ist eine Baustelle.

Gruß von Flac

 

Hey @Carlo Zwei

Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich war mir nach dem Statement von Daniel echt unsicher, was mit dem Text jetzt Sache ist. Für mich gab es drei Szenarien, wohin es bei einem eventuellen weiteren Kommentar gehen könnte:

  • Der Text ist tatsächlich für alle oder die meisten Leser unverständlich
  • Der Text ist zu hart/geschmacklos
  • Der Text ist einfach insgesamt Bullshit
Letzteres schloss ich dann einfach mal aus, weil wenn das so wäre, dann hätte bestimmt früher oder später jemand einen kurzen Kommentar dagelassen und mir das verständlich gemacht. Dein Zuschreiben war für mich also sehr wichtig, um für mich selbst den Text besser einzuordnen, und ich danke Dir dafür.

Erzähltempo, weil du hier für mein Empfinden zu viel auf zu wenig Raum erzählen willst und es nicht so recht gelingt.
Das ist ja interessant. Ich dachte, da sei zu wenig auf zu viel Raum, nicht umgekehrt. Weil im Grunde passiert ja nur folgendes: Der Erzähler fährt mit zwei Gangstern zu einem Treffpunkt, um dort sein Initiierungsritual durchzuführen. Den Jungen, den er dabei umbringen soll, wird erschossen, weil er selbst versagt. Dachte wirklich, das sei vielleicht etwas mager. Du schreibst weiter auch dazu:
Aber es ist alles verklausuliert, sodass diese Handlung kaum je wirklich klar zu Tage tritt.
Er schweift ja mit seinen Gedanken immer wieder ab, um sich emotional irgendwo von diesem bevorstehenden Moment des Mordens zu distanzieren, um zu verdrängen, was er hier eigentlich tut. Ich finde, die Handlung an sich ist klar erkennbar, die ist nicht verklausuliert, es sind eher die Innenansichten des Protas, die so sind. Oder meintest Du genau das? Weil gleich zu Beginn zu verraten, was Sache ist mit dem Gangaufnahmeritus schien mir einfach zu viel vornwegzunehmen.

Wenige werden einen Text mit einem selbst geschriebenen Wörterbuch lesen wollen
Nun, Wörterbuch ist bisschen übertrieben, denke ich, sind ja nur eine Handvoll Begriffe :shy:Aber ja, das kann gut sein, dass ich es einfach übertrieben habe mit Slangausdrücken. Habe schon paar Geschichten/Bücher von jamaikanischen Autoren gelesen, in der Originalsprache, das war verdammt schwierig, weil das teilweise in Patois geschrieben war und wenn nicht, waren da trotzdem wasweissichwieviele Slangausdrücke. Davon und von jamaikanischer Musik habe ich mich inspierieren lassen (und natürlich von einer eigenen Reise nach Jamaika).

So klingt es für mich ein bisschen nach Namedropping. Weil es eben nicht ganz eingebunden wirkt.
Ich verstehe das mit dem Namedropping. Ist wohl einfach zu viel. Doch noch kurz was dazu: Das mit 'Zion' bezieht sich auf den Kontinent Afrika, den die Rastafaris auch als Zion bezeichnen, für einen Ort der Einheit, des Friedens und der Freiheit. Der Gegensatz dazu ist Babylon, das westliche System, durch das sie unterdrückt werden.

Das klingt schon sehr auf hart gebürstet. Und der Dialog kommt mir auch so ein bisschen schräg unmotiviert vor.
Ja, verstehe ich. Die Dialogstellen hatte ich erst auch alle auf Englisch, ums authentischer zu machen, aber da dachte ich dann, nee, das kann ich nicht bringen, sonst wird das zu mühsam und unverständlich.

Oft ist es ja auch so, dass Leute, die über ihr eigenes Milieu schreiben, eigentlich gar nicht so sehr auf diesem Slang fokussieren und die Texte dadurch irgendwo auch mit Vorstellungen und Erwartungen, die man als Außenstehender hat, brechen. Das weiß ich in dem Fall natürlich nicht. Vielleicht hast du da ja sehr persönliche Erfahrungen mit dem Thema. Ist nur so ein Eindruck beim Lesen.
Ja, da gehe ich durchaus mit. Das kommt aber wahrscheinlich von der Art, wie ich den Text ursprünglich intendiert hatte: Nach einem Ragga-Song. Also wenn man sich Musik jamaikanischer Künstler anhört, dann ist die ja meist voll mit irgendwelchen Slurs oder Ausdrücken, die man erstmal nicht versteht, wenn man sich nicht damit beschäftigt. Ich habe versucht, den Text wie so einen Ragga-Song aufzubauen. Da wo die Innenreflexion stattfindet, das ist jeweils der Refrain, und dort wo die Handlung passiert, das ist da, wo der Sänger die Lines spittet. Du und auch @FlicFlac habt ja angemerkt, dass da durchaus ein Rhythmus zu erkennen ist, zumindest das ist mir wohl irgendwo gelungen, im Text zu verankern. Aber ja, der Text ist natürlich auch ein Experiment.

Allerdings gibt es ja auch die Möglichkeit das so slangmäßig völlig zu überziehen (A clockwork orange), was ja in seiner künstlichen Form auch wieder ein geschickter Stilgriff sein kann. Die Tendenz sehe ich hier. Vielleicht wäre das eine Richtung(?).
Vielleicht ist das einfach ein zu grosser Spagat, denke ich, vielleicht funktioniert dieser Text, ein solcher Text, einfach gar nicht in einer anderen Sprache als Englisch oder eben Patois? Ich zweifel mittlerweile bisschen dran. Obwohl es meiner Meinung nach schon gute und verständliche Übersetzungen von Autoren aus Jamaika gibt. Mmmh, schwierig. Wenn ich das slangmässig noch mehr überziehe, sehe ich einfach die Gefahr, dass es noch mehr abschreckt, weil es ja jetzt schon unverständlich für Leser war. Danke dennoch für deine Gedanken hierzu.

Ich finde das stellenweise auch echt etwas geschmacklos. Klar, das darf Literatur. Aber ich bin mir nicht immer ganz sicher, was ich da lese. Ist das ernst gemeint oder für den Effekt.
War schon auch meine Befürchtung, dass es geschmacklos wirken könnte. Wegen der Handlung an sich aber auch der vulgären Ausdrücke. Ich finde jedoch, wenn man sich jamaikanische Crime-Literatur reinzieht, dann wirkt der Text echt wie ein Kindergeburtstag dagegen. Aber hey, da ist jeder Leser anders. Ich will da nicht dagegen halten, das ist dein Eindruck und das ist auch gut so.

Die Kritik ist in dem Fall Sparring. Vielleicht auch aus dem Gefühl, dass das angemessen ist(?).
Ich finde das absolut angemessen. Viel Kritik, aber Du hast dich mit dem Text beschäftigt. Mehr will ich gar nicht. Auch wenn Du mit dem Text nicht viel anfangen konntest, waren deine Anmerkungen doch sehr wertvoll für mich. Auch das Du da gute Sachen im Text entdeckt hast und nicht nur komplett drübergefahren bist, freut mich (muss ich mir auch bisschen hinter die Ohren schreiben für meine eigenen Kommentare, immer auch die Dinge erwähnen, die mir gefallen haben, damit das wertschätzender ankommt, sind ja so die Grundregeln des Feedbacks, die ich wohl leider nicht immer eingehalten habe).

Danke für die Beschäftigung mit dem Text, hat mich sehr gefreut.

Viele Grüsse!
d-m

 

Ich finde, die Handlung an sich ist klar erkennbar, die ist nicht verklausuliert, es sind eher die Innenansichten des Protas, die so sind. Oder meintest Du genau das?

Ja

Das mit 'Zion' bezieht sich auf den Kontinent Afrika, den die Rastafaris auch als Zion bezeichnen

Aber dann hat das ja einen Hintergrund, eine Motivation und passt grundsätzlich. So was kann man dann, finde ich, auch noch krasser ausbauen. Lese gerade Bret Easton Ellis. Der schreibt zwei Seiten darüber, dass seine Freundin ihn mit den Worten „auf den Freeways in LA werden die Leute auch immer rücksichtsloser“ nach langer Zeit zurück begrüßt. Und es braucht auch diese zwei Seiten, um das in seiner Wirkung zu entfalten (wobei man fairerweise sagen muss, dass Ellis sich allgemein gut Zeit zu lassen scheint, Gedanken zu entwickeln :lol:

Ich finde jedoch, wenn man sich jamaikanische Crime-Literatur reinzieht, dann wirkt der Text echt wie ein Kindergeburtstag dagegen

Na, wenn das stimmt, könnte das eine Genre-Sache sein. Dahinter sollte man sich nicht verstecken müssen, aber wenn man das feiert oder als sein Ding erkennt, kann das sicher ein Weg sein.

Wie auch immer. Cool, dass du was mit den Anmerkungen anfangen konntest und es dich nicht auf dem falschen Fuß erwischt.

Letzteres schloss ich dann einfach mal aus

Richtig so.

Viele Grüße!

 

Hallo @FlicFlac

Danke auch Dir für den Kommentar.

Denn sicher ist, dass du gut schreiben kannst; das Ding hat 'Fluss', ist stilistisch homogen, rhythmisch. Da also Daumen hoch.
Danke für den Daumen. Das freut mich natürlich. Jetzt aber zu deiner Kritik:
Erstens, es ist ein totaler Overkill an 'Fachsprache'. In einer Dichte, die man sich kaum als authentisch vorstellen kann. Als ob du komprimiert zeigen willst, dass du alle Slang-Wörter kennst. Welche Funktion für die Geschichte soll das haben?
Nun, es ging mir nicht darum, irgendjemandem zu beweisen, wie viele Slangwörter ich kenne, sondern es dient vielmehr der Verortung der Geschichte. Aber dazu habe ich schon an Carlo einiges geschrieben und ich verstehe euren Standpunkt auch, dass es zu viel ist, der Text dadurch mühsam zu lesen wird und es eben nicht ausreicht, das Setting nur mittels dieser fremden Begriffe zu behaupten, sondern das stärker über die Handlung etc. passieren müsste. Schreibe ich mir definitiv hinter die Ohren.

Klar, am Ende passiert dann was und es wird klar, aber bis dahin, und das ist nur der letzte Absatz, mach ich Tiefseetauchen ohne Lampe dabei ;)
Ja, ist natürlich schade, dass ich Dich ohne Lampe zum Tiefseetauchen geschickt habe. War mir nicht bewusst, dass es so ankommen könnte. Aber hey, ich lerne!

Der ist ein Kid aus dem Ghetto, wenn ich das richtig verstanden habe. Dabei, in einer Gang aufgenommen zu werden, mit Ritual?
Absolutely correct.

Echt? Der sieht das azurblaue Wasser, das erfüllt von Leuchten ist? Wenn die Sonne im Zenit steht? Und wenn er aus der Tiefe nach oben blickt, zerfließt dessen Gesicht auf der Oberfläche? Und er muss seine Liebe zu ihm in die Tiefe hinabziehen?
Klingt fast etwas höhnisch, lieber FlicFlac, aber ich weiss ja, ich hab das verdient :D

Der vermutlich ungebildete kleine Gangster redet und denkt das in diesen Worten und Bildern, während er im Auto sitzt? und zu seinem ersten Mord chauffiert wird?
Meine Fresse, der sollte vielleicht doch versuchen ein Stipendium für eine Lyrik-Schule zu bekommen.
Also das Meiste davon denkt er ja, da sitzt er nicht mehr im Auto, sondern während er am Treffpunkt auf den Syrer wartet. Seine Gedanken sind extra so auf lyrisch, abstrakt (oder verklausuliert, wie es Carlo nannte) getrimmt, so als Gegenpol zu der Handlung, die ja doch recht brutal bzw. sogar als geschmacklos wahrgenommen werden kann. Das sind die Stellen, wo er der Realität entfliehen möchte. Deshalb denkt er da an was Schönes, an seine Ma. Das mit der Lyrik-Schule (hier musste ich lachen, danke für den!): Es könnte ja sein, dass der junge Gangster sich mit der Ghetto-Musik beschäftigt hat, mit Ragga, Dancehall und Reggae und sich bei diesen Künstlern was abgeschaut hat bzw. von deren Musik gelernt hat und er sich deshalb so 'sophisticated' ausdrücken kann? Aber ja, ist weit hergeholt :D Wäre jetzt einfach meine Ausrede! Klar, so denken würde er dann wohl trotzdem nicht wirklich, verstehe den Punkt auf jeden Fall.

Das ist nicht die einzige Stelle .... vielleicht irre ich mich auch und die jungen Slumjamaikaner sind alle so?
Bitte nicht von einer Person auf alle schliessen ;) Aber nee, gebe Dir schon recht, ich denke auch nicht, dass das so ist bzw. ich weiss das selbst nicht so wirklich.

Dieses Authentizitäts-Problem habe ich - aller sonst guten Schreibe zum Trotz - auch schon bei anderen deiner Geschichten festgestellt. Wie beim 'Krieks'. Das ist eine Baustelle.
Ja. Mist. Authentizität ist mitunter das Wichtigste, damit ein Leser eine Geschichte kauft, denke ich. Da hilft auch guter Stil nix. Ich habe mich noch gefragt, ob das eventuell auch ein Problem der Perspektive sein könnte? Also beide Geschichten, diese hier und der Krieks sind ja aus der Ich-Perspektive geschrieben. Könnte ich da einige Stolperstellen umgehen, wenn ich die von einem auktorialen Erzähler vortragen lassen würde? Das würde helfen, oder? Danke für's aufzeigen der Baustelle(n). Ich mach jetzt einen auf Bob der Baumeister! :thumbsup:

Danke Dir, FlicFlac.

Bis bald und Beste Grüsse,
d-m

 
Zuletzt bearbeitet:

@deserted-monkey

Echt? Der sieht das azurblaue Wasser, das erfüllt von Leuchten ist? Wenn die Sonne im Zenit steht? Und wenn er aus der Tiefe nach oben blickt, zerfließt dessen Gesicht auf der Oberfläche? Und er muss seine Liebe zu ihm in die Tiefe hinabziehen?
Klingt fast etwas höhnisch, lieber FlicFlac, aber ich weiss ja, ich hab das verdient
Nein, höhnisch wollte ich das nicht klingen lassen; ich hab das so dicht zitiert um es deutlich zu machen, wie unter einer Lupe. Und Hohn hättest du sicher nicht verdient.


Wäre jetzt einfach meine Ausrede! Klar, so denken würde er dann wohl trotzdem nicht wirklich, verstehe den Punkt auf jeden Fall.
Seine Denke wäre womöglich damit plausibilisiert, wenn du ihn als angehenden Songwriter oder Poetry Slam-Aspiranten gezeichnet hättest. Doch richtig, die Frage bleibt, ob er in der Situation, in der er sich befindet, zu solch 'lyrischen' Beobachtungen neigen könnte.


Könnte ich da einige Stolperstellen umgehen, wenn ich die von einem auktorialen Erzähler vortragen lassen würde?
Ja, mit auktorial hättest du mehr Freiheit in deiner Ausdrucksweise; schließllich wärst du einer, der den Jungen von außen beschreibt und müsstest nicht als solcher den gleichen Beschränkungen unterliegen (der Beschreiber hat die Schulbildung, sich so auszudrücken). (Das gilt allerdings nicht mehr, wenn der Erzähler personal agiert, außer es ist die Perspektive eines teilnehmenden Beobachters.) Aber auch ein auktorialer Erzähler würde die Beobachtungen des Jungen so beschreiben, wie der Junge sie macht, denke ich mal.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @deserted-monkey,

ich wollte an sich schon länger mal mit einem Kommentar bei dir vorbeischauen, eigentlich zwar eher unterm flüsternden Harmattan, aber der ist schon lange von anderen Geschichten überholt worden.
Gleich kriegst du von mir im Einzelnen hauptsächlich Kritik. Aber ich finde eben insgesamt, dass man diese Geschichte hier schon ruhig noch mal hochholen kann.
Also nehm ich sie mir mal. Ich hab auch nicht viel Zeit, und das passt, weil ich hier nicht so viel sagen kann, weil ich weniger verstehe :cool:

Meistens finde ich den Text vom Klang her gut komponiert (Rythmus, Wortwahl usw.), hier fall ich kurz raus:

die Stimme aus der Finsternis. Ihr Besitzer
-- Besitzer der Stimmte - das klingt unnötoig umständlich.

Hier --

Vielleicht dreizehn oder vierzehn. Nicht viel jünger als ich.
-- finde ich, die Altersangabe kommt ziemlich spät. Auch weil er nicht so klingt. NIcht wegen der Härte des Umfelds, sondern wegen solchen Sätzen:
Sie reden über gefälschte Uhren. Klingt, als wäre es neben der Posse das Einzige, was sie verbindet.
Nicht unmöglich, aber im Kontext vielleicht doch etwas zu reflektiert für - fünfzehn. (Achtzehn wäre schon deutlich zu alt, da sagt man nicht, dreizehn, vierzehn wäre "nicht viel jünger".) Das ist nur ein Beispiel, weil ich finde, dass das hier durch den analytischen Blick, der da drin steckt, deutlich rauskommt. Ich finde aber das klingt eigentlich durchgehend älter (reflektiert/analytisch/objektive Distanz zu sich selbst).

Es gibt immer wieder stilistische Gründe dafür, Anführungszeichen wegzulassen, wenn der Text aber eh schon eher schwer zu lesen ist, wäre es eine Überlegung wert sie zu setzen. (Heißt nicht, das ich finde, du solltest es tun. Die Frage ist aber, welche Wirlung das genau bringt bzw. was verloren geht, wenn die Anführungszeichen drin sind.)

Es ist nicht ganz leicht, sich im Text zurechtzufinden. Ein recht oberflächlicher Faktor sind sie fehlenden Anführungszeichen, ein anderer immer noch recht oberflächlicher die vielen Personalpronomen. Beispiel:

Er will, dass ich meine Finger um seinen Hals lege
-- ich hab nicht mit Sicherheit rausgekriegt, wer "er" ist. Es gibt mehrere solcher Stellen, wo man zumindest suchen muss, bis der Bezug klar wird.

Hier --

Warst besoffen, oder was? Hat dir das Bein ganz schön zerschmettert.
Motorradunfall, antworte ich.
-- ist es nicht unbedingt (nur) der Bezug, aber trotzdem hab ich den Eindruck, ich kapiere nicht, wer was sagt. (Er/es/sie) hat dir das Bein ganz schon zerschmettert -- klingt für mich ganz deutlich so, als wüsste der Sprecher, wer oder was das Bein zerschmettert hat. Aber dann muss der Raga doch aufklären. Passt für mich nicht zusammen.

Als Millieustunde erscheint mir der Text gelungen (kann aber natürlich auch sein, dass ich dir auf den Leim gehe, weil mir das fremd ist). Als Geschichte gibt er für mich weniger her. Ein Grund ist: Am Ende wird dieser Junge umgebracht, die Geschichte zieht aber für mich nicht dahin.

NIcht unbedingt schlecht fänd ich, wenn das hier--

Die Familie lächelt schon auf der anderen Seite. Sie werden tun, was meine Ma nicht konnte. Mich beschützen.
-- das Ende wäre. Vielleicht würde ich dann schon den fehlenden Zug etwas wengier vermissen?

Und schließlich, wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, du streichst das:

Dann kotze ich in sein erstarrtes Gesicht.
Zum einen ist es eklig, das ist immer die Frage, ob das wirklich sein muss, oft wirkt Ekliges effekthascherisch. Zum anderen und im Zweifel wichtiger aus meiner Sicht: Schau dich mal hier im Forum um, wie oft gekotzt wird, wenn jemand umgebracht wird ... Kann schon sein, dass es realistisch ist, dass das eine universelle Reaktion auf den Anblick ist - obwohl ich dran zweifel. Aber auch wenn es realistisch ist, finde ich es ermüdend.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber @erdbeerschorsch

Vielen Dank für deinen Kommentar! Entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. Ich habe offenbar den Hang dazu, erstmal ganz viele andere Geschichten zu kommentieren, bevor ich mich dann wieder meinen eigenen Texten widmen kann ... :D Hat ganz sicher nix mit Dir zu tun, denn dein Kommentar war für mich hilfreich und gut.

Jedenfalls:

Meistens finde ich den Text vom Klang her gut komponiert (Rythmus, Wortwahl usw.), hier fall ich kurz raus:
die Stimme aus der Finsternis. Ihr Besitzer
-- Besitzer der Stimmte - das klingt unnötoig umständlich.
Danke für diese Anmerkung. Ich war und bin mit der Stelle auch nicht glücklich. Ich werde das abändern!

Du schreibst, der Protagonist drückt sich für sein Alter zu gewählt aus, zu reflektiert etc. und ich kann das sehr gut nachvollziehen, weil das eben immer noch eines meiner Probleme ist: Ich schreibe zu wenig aus dem Charakter heraus, sondern eben hauptsächlich mit der Stimme des Autors. Das muss ich mir unbedingt abgewöhnen (ich werkle bereits an einem neuen Text, wo ich das versuche viel stärker zu beachten). Also auch wenn ich das jetzt schon öfters gehört habe, so ist es dennoch gut, diesen Hinweis immer mal wieder zu bekommen, damit das endlich einsinkt :cool:

Es ist nicht ganz leicht, sich im Text zurechtzufinden. Ein recht oberflächlicher Faktor sind sie fehlenden Anführungszeichen, ein anderer immer noch recht oberflächlicher die vielen Personalpronomen.
Ja, da bist Du auch nicht der Einzige, der das so wahrgenommen hat. Wahrscheinlich liegt das einfach an der Form, wie ich versucht habe, diesen Text aufzuziehen, nämlich angelehnt an einen Ragga-Song. Ob das gelungen ist oder nicht, steht in den Sternen. Was mich aber freut, ist, dass auch Du angemerkt hast, dass der Text einen Rhythmus hat, dass der an sich gut komponiert ist, und das ist mir in der Hinsicht schon viel wert. Ich denke, deshalb habe ich auch die Anführungszeichen weggelassen, weil das nicht zu einem Song passen würde (und, das gebe ich ganz unverblümt zu: Weil ich es schon öfters bei jimmysalaryman gelesen habe, das geil fand und es selbst mal so machen wollte! :shy:).

Als Millieustunde erscheint mir der Text gelungen (kann aber natürlich auch sein, dass ich dir auf den Leim gehe, weil mir das fremd ist). Als Geschichte gibt er für mich weniger her. Ein Grund ist: Am Ende wird dieser Junge umgebracht, die Geschichte zieht aber für mich nicht dahin.
Ok, verstehe. Und danke!

NIcht unbedingt schlecht fänd ich, wenn das hier--
Die Familie lächelt schon auf der anderen Seite. Sie werden tun, was meine Ma nicht konnte. Mich beschützen.
-- das Ende wäre. Vielleicht würde ich dann schon den fehlenden Zug etwas wengier vermissen?
Ja, das ist durchaus eine Überlegung wert, den Schluss offener zu halten. Da kann ich mitgehen und überlege mir das. Ich denke, der Text würde dadurch nichts verlieren (auch wenn mir das Ende, so wie es da steht, bisher recht gut gefällt).

Zum einen ist es eklig, das ist immer die Frage, ob das wirklich sein muss, oft wirkt Ekliges effekthascherisch. Zum anderen und im Zweifel wichtiger aus meiner Sicht: Schau dich mal hier im Forum um, wie oft gekotzt wird, wenn jemand umgebracht wird ... Kann schon sein, dass es realistisch ist, dass das eine universelle Reaktion auf den Anblick ist - obwohl ich dran zweifel. Aber auch wenn es realistisch ist, finde ich es ermüdend.
Auch diesen Punkt kann ich gut verstehen. Ich glaube sogar, ich habe in einem meiner Kommentare unter einer anderen Story selbst mal geschrieben: Wieso kotzen die Chars immer, wenn sie einen Toten sehen?! :lol: Ob das realistisch ist, weiss ich nicht, aber ist halt so ein gängiges Bild, wie Du ja auch sagst, dass sich irgendwie sehr hartnäckig hält (kommt auch öfters in Filmen vor, habe ich das Gefühl). Ich kann da nur aus eigener Erfahrung reden: Habe auch schon Tote gesehen und musste nicht kotzen. Beispiel: Hauptbahnhof nach einem langen Arbeitstag, ca. 21:30 Uhr. Fast keine Leute mehr zugegen. Kommt einer betrunken und schwankend auf mich zu, fragt mich, wann der nächste Zug kommt. Ich sag's ihm und er steigt irgendwann einfach in die Gleise runter. Ich denke mir erst nichts dabei, doch plötzlich realisiere ich: Da muss ich interventieren! Ich muss den rausholen! Der Zug kann jeden Moment einfahren. Bevor ich irgendwas tun kann, höre ich das Signalhorn des Zuges. Dann, Zack-Bumm!, der andere wird voll erwischt und ich stehe zwei, drei Meter neben dran und darf mir die ganze Sauerei aus nächster Nähe mitansehen. Ich musste nicht kotzen, war aber ein paar Stündchen bleich und wacklig auf den Beinen. Naja, sorry für die Ausschweifung.

Danke Dir für's lesen und den Kommentar.

Auf bald!
d-m

 

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