Was ist neu

Rectory Red

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28.12.2009
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Rectory Red

Ich drückte die Rolle gegen den Eimerrand, ließ die überschüssige Farbe abtropfen und tunkte sie in eine Schüssel mit Terpentin. Die Farbe an den Wänden war gleichmäßig verteilt. Eine große, rote Fläche. Es sollte unser Schlafzimmer werden.

Ich wischte mir an einem feuchten Lappen die Hände ab und sah aus dem Fenster. Ich blickte auf den Garten, ein langes, schmales Stück Land, umgeben von verwittertem Backstein, die Mauern dicht mit Efeu bewachsen, der Rasen seit langer Zeit nicht mehr gemäht. An das Haus grenzte ein kleiner Patio. Auf dem Fundament aus Waschbeton stand ein weißer Plastikstuhl, den der Vorbesitzer dort vergessen hatte.

Ich hörte, wie Ivi die Haustür aufschloss. Sie hatte an der Tankstelle Bier und Zigaretten gekauft und legte die Dosen ins Waschbecken des Gäste-WC.
Gab nur Gaffel, sagte sie und drehte den Wasserhahn an.
Besser als nix.
Was?
Warte, ich komm runter.
Die Treppe in das Untergeschoss war steil, die Stufen schmal, wie in so vielen Bauten der Nachkriegszeit.
Der Handlauf aus Glattholz hing nur noch lose in den Halterungen. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und setzte langsam einen Fuß vor den anderen.

Die Küche war bereits gestrichen, in einem kräftigen Lindgrün, ansonsten aber noch leer. Wir warteten auf die Spedition. Neuer Herd und Backofen, dazu eine Industriespüle aus Edelstahl und passende Schranksysteme. Ivi stand vor meiner alten Doppelkochplatte und rührte in einem Topf. Ich blieb neben ihr stehen und nahm die leere Konservenbüchse vom Fenstersims.
Ravioli …
Musst du mit leben.
Ich trink sogar Gaffel.
Sie lachte und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich legte meinen Arm um sie, zog sie an mich, und dann sahen wir beide aus dem Fenster, auf die Straße und die mintfarbenen Laternen. Die gegenüberliegenden Genossenschaftshäuser alle mit der gleichen schmutzig grauen Fassade.
War das Richtige, sagte sie. Die richtige Entscheidung.
Ich küsste ihren Nacken. Vielleicht fällt doch noch `ne Bombe auf die Siedlung.
Aber ich mag das, das Alte, Schäbige, das wirkt wie, ich weiß nicht …
Wie in Russland?
Du warst doch noch nie in Russland.
Mein Großvater ist in Lemberg geboren, das muss reichen.
Nein, sagte sie und legte ihre Hand auf meine. Das passt zu uns.
Das Alte, Schäbige?
Du weißt, was ich meine.

Wir setzten uns auf den Boden, aßen die Ravioli aus dem Topf, hörten die neue Scheibe der Cowboy Junkies auf meinem alten Karcher und tranken dazu lauwarmes Gaffel
Hättest du das gedacht?
Was?
Irgendwann wieder auf den Stallberg zu ziehen?
Hab ich nie so drüber nachgedacht, um ehrlich zu sein. Hat sich auch viel verändert, oder?
Das musst du mir sagen.
Ich nickte. Hat sich schon viel verändert. Und das hier ist jetzt die beste Ecke, ich sags dir.
Ivi nahm einen Schluck Bier und zeigte mit der Dose auf das Fenster. Streichen wohl bald die Häuser da drüben, die werden kernsaniert, richtig aufwändig.
Ja? Kann ich mir kaum vorstellen. Woher weisst du das?
Ich hab heute nachmittag mit einer Frau gesprochen, die draußen mit ihrem Hund Gassi gegangen ist. Ich glaube, die wohnt in der Nachbarschaft, da oben in einem der Häuser am Hang.
Grafenkreuz?
Genau, ja.
Das sind die Bonzen, denen darf man doch kein Wort glauben.
Sie schien ziemlich genau Bescheid zu wissen.
Also, ich glaube, wer ziemlich genau Bescheid weiß, wohnt nicht am Stallberg.
Wir wohnen jetzt auch am Stallberg.
Es ist ja auch nur so eine Theorie.
Ich hatte lange keine Ravioli aus der Dose mehr, sagte sie und legte den Löffel neben den leeren Topf. Und weißt du, was ich noch lange nicht mehr hatte?

Sie behielt das T-Shirt an, die Spitzen ihrer langen, dunklen Haare berührten mein Gesicht, und ich schloss die Augen und legte meine Hände auf ihre Hüften. Ich spürte die Fugen der Kacheln an meinem Rücken, ihre warmen Finger auf meinem Bauch. Sie zog eine lange Gerade über meinen Nabel und öffnete den Reißverschluss meiner Jeans.
Wir haben das Bett noch nicht aufgebaut, sagte ich.
Brauchst du ein Bett dafür?
Sie lachte, ganz leise und wie für sich selbst, als würde ihr niemand zuhören, und ich liebte dieses Lachen an ihr, es klang verwegen und auch ein bisschen hinterhältig.
Du bist ja ganz hart, flüsterte sie und zog mir die Jeans bis in die Kniekehlen.
Ich konnte die Hitze spüren, die Feuchtigkeit an den Innenseiten ihrer Schenkel.
Das kommt sicher von den Ravioli.
Sicher …
Sie schmiegte ihr Becken an meines, beugte sich nach vorne, küsste meinen Hals, die Lippen weich und leicht geöffnet, ein kurzer, feuchter Druck, den ich bis in die Fußspitzen spüre, ihre Wange gleich an meiner; leises Seufzen, der Luftzug kühl an meinem Ohr. Ich legte meine Hand auf ihren unteren Rücken, ließ sie zum Steiß hinabgleiten, fühlte ihre Bewegungen auf der nackten Haut, das rhythmische Anspannen, der kurze Moment des Innehaltens, Schweben wie in Schwerelosigkeit, dann das langsame Pulsieren, der noch zitternde, ertaubte, ausgezehrte Leib.
Eine tiefe Ruhe.
Wir sollten öfter Ravioli machen, sagte ich und küsste ihre Stirn, sog den Geruch ihrer Kopfhaut ein.
Wir lagen für einige Momente so da, ineinander, aufeinander, atmend und erschöpft. Danach duschten wir im Gäste-WC auf der Halbetage, der Wasserdampf beschlug die enge Kabine, wir seiften uns gegenseitig den Rücken ein und lachten über unsere Ungeschicklichkeit dabei.

Später lagen wir nackt auf der Matratze und rauchten bei offenem Fenster.
Ich würd zum Einschlafen gerne Musik hören, sagte sie.
Vielleicht Slayer?
Nein, nicht Slayer.
Okay, sagte ich. Aber nur weil du es bist.
Morning Song to Sally war ihr Lieblingssong. Wir hörten ihn oft fünf oder sechsmal hintereinander.
Und ich hätte gerne mal wieder was zum rauchen, sagte sie und zog die Decke über ihre Schultern. Gutes Gras.
Gibt sicher noch n paar Leute von früher hier. Bisschen Gras besorgen ist sicher kein Problem.
Leute von früher, wiederholte sie und lachte. Klingt, als wärst du schon Siebzig.
Manchmal fühle ich mich auch so.
Hast du schon wen getroffen? Von den alten Leuten, meine ich.
Ja, aber nur einen.
Und?
Keine Ahnung, sagte ich und legte mich neben sie. Ziemlich abgestürzt, wirkte jedenfalls so, aber war schon damals auf Schore, am Bonner Loch rumgehangen, ich weiß nicht, Klassiker eben. Falsche Freunde, die Familie. Jeder kennt doch so einen.
Und jetzt ist er wieder hier.
Wir haben nicht miteinander gesprochen, ich hab ihn nur kurz am EDEKA gesehen.
Vielleicht ist er auch nie weg.
Seine Mutter wird sicher hier noch irgendwo wohnen, nehm ich an, ich weiß es aber nicht.
Ist manchmal schon seltsam, oder? Wenn man wen von früher trifft, ist das ja oft so … als hätten die sich gar nicht verändert, als wäre die Zeit stehengeblieben.
Ja, oder aber so, als wären das irgendwelche Fremde, bei manchen kann man es echt nicht sagen, die drehen sich um hundertachtzig Grad, und dann ist man richtig geschockt, wenn man die wieder trifft.
Sie nahm einen letzten Zug aus der Zigarette und drückte die Kippe auf einer Untertasse aus. Was meinst du, denken die Leute über dich? Also, die von früher?
Ich schob mir ein Kissen in den Nacken. Keine Ahnung. Ich denk, ich hab mich nicht so sehr verändert. Ich hab mal eine aus der Schule wieder getroffen, ist schon was länger her, paar Jahre, und die meinte, sie hätte nie gedacht, dass ich noch hier bin, also in Deutschland. Die dachte, ich wäre irgendwo in den Staaten unterwegs.
Warum das denn?
Die wusste halt, dass ich in irgendwelchen Bands gespielt hab, und dann dachte die eben, ich meine es ernst.
Mit der großen Karriere?
Mit überhaupt irgendeiner Karriere.
Wäre ja genau dein Ding … Blowjob zum Frühstück und dann erstmal ‘ne Flasche Pappy, zum Soundcheck n Haufen Koks, abends den Gig in der Grand Ole Pry.
Die Flasche Pappy nehme ich auf jeden Fall schon mal.
Komm hör auf, ich kenn dich doch.
Na ja, den Kids von irgendwelchen reichen Pissern ihren ersten Marshall verkaufen ist auch nicht gerade das Schlechteste, oder?
Wir lagen schweigend nebeneinander, ihr Kopf auf meiner Brust, es lief immer noch Jerry Jeff Walker.
Gram Parsons hat übrigens auch mal in der Ole Pry gespielt, mit den Byrds zusammen.
Und?
Sie haben ihn gnadenlos ausgebuht.
Ivi lachte. Dann drehte sie sich zur Seite und legte eine Hand auf das Kissen.
Einer meiner Profs hatte so einen lang gewachsenen Fingernagel, am kleinen Finger meine ich, den nannte er immer meine Koksschaufel.
Echt?
Seltsamer Typ, aber hat mir ne gute Note gegeben.
Komm, du hast ihm schöne Augen gemacht, das ist alles.
Nee, der war schwul. Er mochte aber Walker Evans, das hat einfach gepasst. Der wusste, wo ich hin wollte mit der Diss.
Ich stand auf, legte New West Motel von den Walkabouts auf und zündete mir noch eine frische Zigarette an.
Ich weiß nicht, sagte ich und setzte mich auf den Stuhl, der vor dem offenen Fenster stand.
Die Straße vollkommen ruhig, kein Verkehr und kaum Lichter in den gegenüberliegenden Häusern.
Sind jetzt nur noch zehn Minuten runter in die Stadt, ist auch alles gut, alles in Ordnung, das Haus ist okay, nein, ist n gutes Haus, mehr Platz und Garten, und ich weiß auch, dass wir im Grunde alles richtig gemacht haben …
Aber?
Ich zuckte mit der Schulter.
Fühlt sich doch nicht richtig an?
Ach, ich weiß nicht … war so n junger Typ im Laden, der kommt seit paar Wochen immer mal wieder, testet jedes Mal die gleiche Gitarre, ne Les Paul Standard, eine von den neuen Modellen, und der ist verdammt gut, richtig gut, nicht nur einfach so wie die anderen, und ich seh da einfach was in seinem Blick. Weißt du, was ich meine?
Sie schüttelte den Kopf.
Na ja, das ist so ungefähr der gleiche Blick, den ich auch mal hatte, und ich weiß auch genau, was der vorhat, der geht irgendwo arbeiten, in ner Hühnchenbraterei oder sonstwo und spart die Kohle, der verzichtet auf alles, Konzerte und Clubs und Bier, und in nem halben Jahr kauft der sich die Gibson und n halbes Jahr später n JCM 900, dann zockt der mit seiner ersten Band im Kulturcafe, danach im Kult 41, und dann in allen Läden in Köln, MTC, Blue Shell, Sonic Ballroom, und dann haut der Drummer ab weil er in irgendeiner anderen Stadt studiert, und dann gibts die nächste Band, und wieder das gleiche Spiel, das macht er drei oder vier Mal, und irgendwann rafft ers dann.
So fühlt sich das für dich an?
Unser erster Proberaum war hier gleich die Straße runter, keine fünfhundert Meter …
Und jetzt bist du wieder hier, nach fünfzehn Jahren Ehrenfeld, ohne Band, ohne Plattenvertrag, gelandet im Reihenhaus wie so ein ...
Ganz genau.
Ja, sagte sie und legte ihre Hand wieder auf meine Brust. Das ist wirklich eine Tragödie, weil du ja eigentlich auf die Bühnen in Nashville gehörst, oder wenigstens hinter die Neve in Muscle Shoals.
Universal Audio, sagte ich. Muscle Shoals hatte keine Neve.
Jetzt musst du eben hier in der Provinz darben, während du natürlich viel lieber mit Lucinda Williams auf Tour gehen würdest, weil das eben deine einzige und wahre Bestimmung ist. Schon klar.
Also, Lucinda Williams hatte ja nur ein gutes Album, wenn man es genau nimmt, aber so vom Prinzip her … Ich nahm ihren Blick auf und musste lachen. Klinge ich wirklich wie so ein weinerlicher alter Sack?
Ja, und das weißt du auch.
Ich drehte mich auf den Rücken und blickte an die Glühbirne, die ohne Lampenschirm von der Decke hing.
Du hast ja Recht. Uns gehts gut, oder?
Verdammt gut, sagte sie.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf, ließ Ivi schlafen und holte an der Bäckerei am Kreisverkehr belegte Brötchen und ein paar Nussecken. Dann machte ich leise eine Scheibe von Coleman Parker an und kochte Kaffee.

Die erste Tasse trank ich im Garten. Ich setzte mich auf den alten Plastikstuhl und zündete mir eine halbe Toscano an. Es war zu viel Nikotin auf nüchternen Magen, doch ich mochte das Gefühl, der schnellere, hart schlagende Puls, der leicht werdende Kopf und der kurze Schwindel nach jedem Zug.
Rauchst doch sonst nicht so früh morgens?
Sie trug mein altes Aerosmith-Shirt und hatte sich einen Becher Kaffee mitgebracht.
Hast du gut geschlafen?
Ja, sehr.
Ich auch. Wie n Stein.
Warst aber früh raus, hab dich gar nicht gehört.
Ich wollt dich noch schlafen lassen und war beim Bäcker um die Ecke. Die Brötchen sind gut. Hab dir noch was Süßes besorgt.
Ein wahrer Gentleman. Sie nahm mir die Toscano aus der Hand und gab sie mir nach einem Zug wieder zurück. Ist mir noch zu früh.
Mir normalerweise auch, aber heute hatte ich irgendwie Bock drauf, keine Ahnung … arbeitest du heute von zuhause?
Ich telefoniere nachher nochmal mit den Kuratoren, was das jetzt genau für ein Text werden soll, das kann ja wirklich alles und nichts sein, aber ich bräuchte da schon irgendwie eine ungefähre Richtung.
Walker Evans in Bottrop …
Ja, seine erste Retrospektive in Europa. Schon krass, oder?
Ist ne große Sache für dich.
So groß auch wieder nicht.
Jetzt stapel mal nicht tief …
Wir werden sehen. Du musst langsam los, oder?
Ja, sagte ich. Ich verkauf den Söhnen von irgendwelchen reichen Pissern ihren ersten Marshall und such mir die Nummer von Lucinda raus.

Ich parkte in der großen Tiefgarage neben dem Rathaus und ging durch die Fußgängerzone zum DRÖHNLAND. Unten im Hauptgeschäftsraum schaltete ich die Beleuchtung an, ließ die Fronttür aber noch abgeschlossen. Viertel vor zehn stand Mick mit zwei Bechern schwarzen Kaffee im Nebeneingang.
Why you’re still using this plastic cups? We got some proper ones here in the shop.
Well, its shitty coffee anyways. So?
Ich schüttelte den Kopf.
How could you damn americans win the war?
You know, my granddad once told me this story. He said that the Germans could make either weapons or bread, while we could make both. We meaning: us damn americans. I guess that’s how we won the war.
Wir setzen uns in die alten Ledersessel vor den Fenstern der ersten Etage, wo sich neben dem Lager die Reparaturwerkstatt befand. Mick stammte ursprünglich aus North Carolina und war während einer Tour seiner Indie-Band in Deutschland hängen geblieben, natürlich wegen der Liebe. Er sprach nahezu perfektes Deutsch, aber ich wollte im Training bleiben und mochte außerdem seinen southern drawl.
Did you check the new Jack White record?
Not yet, sagte ich. But what I did check is the new Tyler Childers.
Yeah, well, that one fuckin sucks! I mean, come on! Why can this dude not just record twelve proper songs like it’s 1988?
This other fellow ruined him.
You mean Sturgill?
I saw Tyler in Amsterdam a couple of years ago, and I swear, this dude was obsessed, he fuckin brought the house down. Then all of a sudden he is produced by Mr. Outlaw Country Big-Shot and gets his soul sucked right out of him … the new album is a pile of bull, man.
Word!
By the way, we need to put these new greenbacks into the Framus speakers asap, that dude called again.
Ah, when did they arrive? Today?
Yesterday.
First thing I’ll do, just lemme finish this shitty coffee.

Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte ging ich nach unten, wo ich eine Scheibe der Georgia Satellites auflegte und mir eine Zigarette anzündete. Ich brauchte diesen kurzen Moment des Innehaltens: das Beobachten der Fußgänger und wie sie die Ladenfront passierten, alle in ihren eigenen Gedanken verloren und in unterschiedlicher Geschwindigkeiten, manche lässig und langsam, andere schnell und zielstrebig.
Ich kannte keinen von ihnen, manche Gesichter kamen mir zwar bekannt vor, doch ich erinnerte mich an keinen Namen, keine Begebenheit, sie blieben immer Fremde, die rein zufällig ins Schaufenster blickten, auf das alte Marshall-Stack, aus dessen Logo Mick und ich das M und das ALL herausgeschnitten hatten, die elektrischen und akustischen Gitarren, die dort hingen, das alte Townes van Zandt-Poster über der Theke und die KISS-Miniaturfiguren auf der Kasse. Wie der Blick in den Fernseher, wenn ein obskurer Film im Nachtprogramm läuft, so kam es mir immer vor.

Ich zog ein letztes Mal an der Zigarette und schloss dann die Tür auf. Mick schraubte in der Werkstatt an den Framus-Boxen, ich erledigte ein paar Telefonate und sortierte eine neue Lieferung Ernie Ball Saiten in die Ständer.
Gegen Mittag tauchte Mick unten auf.
Call this dude, sagte er. Speakers are ready. But charge him double. Who’s playin’ Framus anyways?
Dude wears white leather pants on stage …
Some dumb fuck who can’t decide what he’s more into, his POISON records or his F-150?
Nah, I think he’s serious.
Like really serious?
Spandex-serious.
Jeez …
I have to admit though, when I was like fifteen, I was totally obsessed with Guns ‘n’ Roses.
Dude, I get your love for Bob Seger and John Cougar Mellencamp, although in a somewhat fucked up and twisted way, like someone drilled a hole in your skull when you were just a little kid, and thats why you like these douches … but Axl? The Axl?
Appetite for Destruction is a masterpiece.
Yeah, for douches. I mean, come on, does Ivi know about this? Does she fell in love with you while you were rocking out to Sweet child o’ mayayayayin?
She was born mid nineties, I think she has no clue about Axl or Guns ‘n’ Roses.
Yeah, I forgot your such an old fuck.
Wait, what? Who’s like sixty and is still dreaming about playing the drums in R.E.M?
I’m not sixty, you arsh.
Well, short of.
Plus Michael Stipe is a real arsh from what I’ve heard.
I mean, what do you expect from a guy who wrote songs like Nightswimming?

In der Pause gönnten wir uns Frikandel spezial vom Belgier und zwei Dosen eiskalte Cherry-Coke. Der Nachmittag begann schleppend: Kids, die billige Saiten kauften und uns mit dem Gerede über ihre Lieblingsbands nervten, dann ein Gitarrenlehrer, der mit einem seiner Schüler in den Laden kam um ein paar der Konzertgitarren zu testen: anderthalb Stunden klassisches Rumgewichse, um schließlich ohne etwas zu kaufen wieder zu verschwinden.

Er kam kurz vor Ladenschluss. Er besaß diese seltsame Qualität, ohne eine Gitarre in der Hand unsichtbar zu bleiben, man nahm seine Präsenz einfach nicht richtig wahr. Das änderte sich jedoch sobald er eine Gitarre in die Hand nahm. Er hatte diese langen und dünnen, aber kräftigen Finger, die es ihm erlaubten, noch die wildesten Akkorde sauber zu greifen, und dann spielte er improvisierte Soli, die direkt aus Eat a Peach von den Allmanns zu stammen schienen.
Sparst du eigentlich für die Paula? fragte ich ihn und setzte mich auf eine VOX-Combo in der Testecke.
Er zuckte mit der Schulter.
Ich hab schon ne Hagstrom …
Ist aber natürlich n Klassiker, die Standard hier.
Ich weiß, sagte er. Schon auch n geiles Teil.
Spielst du inner Band? Wir hören dich ja hier immer … ich meine, du hast’s schon drauf, so isses ja nich.
Danke dir, aber nee, ich spiel in keiner Band. Ich geh ab und an mal zu den Sessions im Kunsthaus da bisschen zocken, hab aber nix Festes.
Wenn ich’s so drauf hätte wie du, wär ich schon lange nich mehr hier - ab nach L.A, New York, London. Oder wenigstens Berlin!
Er lachte.
Na ja, ich kenn n Typen, der in Leipzig Jazzgitarre studiert hat und jetzt in Coverbands die Top 40 nachzockt, um sich die Euros für die Miete zu verdienen! Nee, is mir alles zu unsicher, ich mein, wer sich da noch drauf verlässt, Musik und Band und Karriere … oder?
Nee, klar, auf jeden Fall.
Ich mach erstmal die Schule fertig, und dann mal sehen. Studium, irgendwas Kreatives, wo auch das Geld stimmt, und mit der Musik … ich mein, wenn sich was entwickelt, klar, da sag ich nicht Nein, aber ich setz jetzt nicht alles auf eine Karte, muss halt einfach passen.
Na, klingt doch absolut vernünftig und richtig, sagte ich. Hör mal, wir machen gleich zu. Fünf Minuten haste noch, okay?
Er nickte.

Auf dem Nachhauseweg hielt ich bei REWE, streifte dort ziellos durch die Gänge und wollte abgepacktes Sushi kaufen, entschied mich dann aber für eine Flasche Jack Daniels. Danach fuhr ich langsam den Seidenberg hoch, hielt in der Einfahrt und blieb noch im Wagen sitzen. Licht im Obergeschoss. Ich lehnte mich in den Sitz, drehte den Verschluss von der Flasche auf. Diesen Geruch hatte ich fast schon vergessen gehabt - süß und scharf, phenolisch … er machte mir eine Gänsehaut.
Dann klopfte Ivi gegen das Seitenfenster.
Was hast du da?
Flasche Jacky.
Hast noch was vor heute Abend.
Ich weiß nicht. Vielleicht. Keine Ahnung.
Wasn das für ne Antwort, sagte sie und öffnete die Beifahrertür.
Wir saßen für einen Moment schweigend nebeneinander, dann drehte ich die Flasche wieder zu.
Ich würd gern ne Runde drehen. Einfach rumfahren.
Kleiner Roadtrip durch die alte Gegend?
Ich nickte und startete den Motor. Ivi nahm mir die Flasche aus der Hand und schob sie zwischen ihre Schenkel. An der Kreuzung bog ich nach rechts ab und fuhr an den Genossenschaftshäusern vorbei, ein Block nach dem anderen,
Früher haben wir nur Jacky Cola getrunken, nein, gesoffen haben wir das.
Wie Slash, sagte Ivi.
Ganz genau.
Ich sah zuerst sie an, dann die Flasche in ihrem Schoß.
Slash und Tas Pappas waren die großen Idole vom Stepi. Hab ich dir das nie erzählt?
Dein Bruder hat Guns ‘n’ Roses gehört? Das ist ja eigentlich ne Sache, die man sonst gerne verschweigt.
Nein, mein Vater musste mit ihm sogar zum Konzert ins Müngersdorfer Stadion, weil er da noch nicht alleine hin durfte, da gab’s ja nix für ihn. Muss super gewesen sein, obwohl Stepi nachher meinte, Soundgarden hätte er fast noch besser gefunden als die Gunners.
Ja, auf dem Gig war ich auch, sogar im abgeschlossenen Vorraum. Soundgarden und Faith no more, muss 92’ gewesen sein. Da hab ich noch alles auf Platte gehabt … immer in die Bahn nach Köln, Saturn am Hansaring, jede Mark hingebracht, und heute Scheiß-Spotify, ein Klick und du hast alles da.
Ivi hob die Augenbrauen.
Again?
Ja, schon gut.
Wir fuhren über die alte Panzerstraße durch das militärische Sperrgebiet, an der Wahner Heide vorbei bis nach Lind.
Wo seid ihr früher immer zum Rummachen hingefahren?
Keine Ahnung, ich war noch Jungfrau, bis ich dich kennengelernt hab, antwortete ich, und sie schlug mir mit der flachen Hand auf den Oberarm.
Jaja, schon gut. Also, es gab da diesen Platz, oben an den Wolsbergen, da sind wir schon ab und zu mal gewesen.
Ab und zu?
Vielleicht zwei oder drei Mal.
Sie lachte.
Wir fuhren über den Steilhang der Weingartsgasse, unter uns die in der Dämmerung liegenden Höhenzüge und der sich durch die Talsohle windende Fluss, dunkel und ruhig.
Ich habs noch nie auf nem Rücksitz gemacht, sagte Ivi auf einmal.
Du meinst, auf dem Rücksitz hier?
Nein, auf gar keinem.
Ah, ich versteh schon, sagte ich. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass es da noch genauso aussieht und genauso still und heimlich ist wie früher.
Finden wir es einfach heraus …

Es war ihr Lächeln. Es war schon immer ihr Lächeln gewesen. Sie sah mich an, ein kurzer Blick, wie rein zufällig, dann lächelte sie und ich wusste, dass alles richtig so war; sie und ich und das Haus und Dröhnland und Mike und der ganze Rest.

Ich fuhr bis an den Rand der Wiese, auf der ein paar vereinzelte Kühe standen und uns mit feuchten Augen anglotzten, dann schaltete ich Motor und Standlicht aus.
Und jetzt?
Jetzt trinke ich mir erstmal Mut an, sagte ich und griff nach der Flasche.
Aha, also so lief das … die Mädels zuerst besoffen machen und dann …
Nee, ich hab nie wen besoffen gemacht, hatte ich gar nicht nötig.
Moment mal, ich dachte, du warst noch Jungfrau?

Ich drehte den Verschluss ab, nahm einen Schluck und stellte die Flasche in die Mittelkonsole. Der Whiskey brannte auf der Zunge, breitete sich langsam und warm in den Eingeweiden aus, und ich lehnte den Hinterkopf gegen die Nackenstütze und schloss die Augen.
Hey, flüstere Ivi, und als ich die Augen wieder öffnete, hatte sie das Top ausgezogen.
Ich berührte die glatte Haut ihrer Brüste, spreizte meine Finger und legte meine ganze Hand flach unter ihre Kehle, spürte den Puls sanft in ihrem weichen Fleisch schlagen.
Deine Nippel haben die Farbe von Creme Brulee, sagte ich.
Du bist bescheuert.
Ja, stimmt, ich bin bescheuert, du hast Recht.
Komm her … Sie legte ihre Hände auf meine Wangen, zog meinen Kopf langsam zu sich und küsste meine Stirn, ihre Lippen geschlossen und kühl. Dann öffnete sie die Beifahrertür und stieg aus.

Ich wartete einen Moment in der Dunkelheit, trank noch einen Schluck Jack Daniels, und als ich mich neben sie setzte, schob ich meine Füße unter den Sitz, streckte meinen Arm auf dem kalten, harten Polster aus und sagte: Ich hab noch nie hier hinten gesessen, fällt mir gerade auf. Und übrigens hab ich dich belogen …
Du warst gar keine Jungfrau mehr?
Ich lachte. Nein, aber ich glaub, ich war öfter als drei Mal hier.
Dreißig Mal?
Vielleicht fünf. Oder sechs.
Sie setzte sich auf mich, legte eine Hand um meinen Nacken, ließ die andere auf meiner Schulter liegen, ich spürte die Spitzen ihrer Finger an meinem Hals, den leichten Druck, den sie ausübten, dann küsste ich die warme Stelle zwischen ihren Brüsten und sog den Duft ein, malzig und süß, verharrte einen Moment lang so, atmend, abwartend, das Zittern in meinen Lenden, die Erregung, dieses alte, ewige Gefühl, das einen immer wieder zurückführt, einen immer wieder zurückbringt zur Ursprünglichkeit, zu den nackten, rohen Gefühlen der Lust, des Verlangens.

Ihr heißer Atem strich an meinem Gesicht vorbei, und in dem Atem war dieser ganz bestimmte, betörende Geruch der mich wahnsinnig, der mich wild machte. Ich drückte Ivi auf die Sitzbank, küsste sie mit halb geöffneten Lippen, biss ihr leicht in Kinn und Ohrläppchen, ließ meine Zungenspitze ihren Hals bis zur Vertiefung über dem Brustbein gleiten und leckte die straffe Haut, nahm ihren salzigen Geschmack in mich auf, und sie griff in mein Haar, ihre Hand an meiner Wange, ihr Gesicht nur eine Ahnung, ein heller Schemen in der Dunkelheit, doch ihr Körper war überall, der Duft ihres Geschlechts streng und präsent, eine uralte Verlockung. Ich schob eine Hand unter ihren Rock, strich mit dem Daumen langsam über die pralle, feste Haut des Schenkels, kam dem heißen, pulsierenden Punkt immer näher, ihr Atmen nah an meinem Ohr, und meine Finger tanzten über den weichen Hügel ihrer Scham, fuhren durch die biegsamen Haare.

Wir beide hielten den Atem an, als ich in sie glitt, ein kurzer Augenblick des Erstaunens, als würde man etwas wieder zum ersten Mal tun, als müsse man alles erst lernen, und dann bewegte ich mich in ihr, behutsam, ungeschickt, ein Reiben, ein Kreisen, und sie zog mich auf sich, weiter in sich, umschloss mich ganz, und ich legte meine Stirn auf ihre Schulter, spürte das Beben leise beginnen, ein langsames und langes Vibrieren aus den Tiefen meines Körpers, das stärker und stärker wurde.

So hast du das also fünf oder sechs Mal gemacht, sagte Ivi, und ich küsste ihren Hals, hielt meine Lippen geschlossen, genoss unseren Geruch und ihre samtige, erregte Haut.
Ivi, sagte ich. Ivi …

Wir zogen uns wieder an, setzten uns auf die noch warme Motorhaube, rauchten abwechselnd eine von meinen Toscano und tranken kleine Schlucke Jack Daniels, sahen schweigend auf den Sternenhimmel über der Stadt, die sich schon für die Nacht bereit machte, immer mehr Lichter erloschen, nur die Abtei blieb in bläulichem Licht illuminiert. Auf der Rückfahrt legte Ivi eine Hand auf meinen Oberschenkel und ließ sie dort liegen, sie war klein und warm und zart, und ich umschloss sie mit meiner und wusste, dass da etwas zusammengehört.

Als wir auf der Matratze in unserem unfertigen Haus lagen, spielte ich wieder Jerry Jeff Walker für sie, und wir lagen eng nebeneinander, spürten die Haut des anderen und den Wind eines warmen Oktobers, rauchten filterlosen Zigaretten und waren eins mit der Welt.
Hast du es wirklich noch nie auf ner Rückbank gemacht?
Spielt das eine Rolle?
Ich schüttelte den Kopf, drehte mich auf den Rücken und betrachtete die Wand hinter uns, das satte, tiefe Rot.
Rectory Red, sagte ich. So nennt sich der Farbton. Hat man Man früher vor allem in Kirchen und Pfarrhäusern benutzt. Hab ich gelesen …
Ja, sagte sie. Ist gut, eine gute Farbe. Dann küsste sie meine Schulterspitze.

Ich ließ das kleine Licht solange an, bis sie eingeschlafen war und rauchte noch eine Zigarette. Ich starrte in die Dunkelheit, und ganz allmählich bekam der Raum wieder Konturen, wurden die Dinge sichtbar. Ich lag noch lange wach, den Geschmack des Whiskeys und ihrer Haut in meinem Mund, und als ich die Augen schloss wusste ich, dass sie Recht hatte, dass sie Recht behalten würde.

 

Wären die beiden jedoch in irgendeinem Punkt ihres Daseins zueinander in einer gewissen Distanz, dann könnte noch mehr das erotische Moment entstehen.
Ich verstehe. Ich muss gestehen, soweit habe ich gar nicht gedacht, also im technischen Sinne. Da dachte ich echt erstmal nur über die Sexszenen nach, dass die nicht kitschig wirken oder so. Aber klar, wie bei jedem Text ist natürlich auch eine gewisse Spannung, eine Art von Konflikt, besser für die gesamte Anlage.
Muss man sehen. Ist halt schade, dass es bis jetzt so wenig Reaktion gibt, drei Texte bis jetzt ist aber schon mager, finde ich. Wird ja vielleicht noch, mal sehen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman,

ein paar Mal bin ich um deine Story geschlichen - hatte nie richtig Zeit, ahhh, zu lang, aber da ich selbst einer von diesen Jungs war, die im Musikhaus um die Les oder die Strat winselten wie ein Hund um einen Knochen - schlussendlich war´s dann eine Gordon Smith, die ich heute noch spiele ... ich bin unschlüssig, ob die Szene im Musikhaus dazu gehört, aber sie rundet das Bild ab; alles zog mich richtig tief in die Story, wie das Rauchen, das Trinken, das Lieben. Wie ein Fluss zieht die Zeit dahin, die Rückkehr in den alten Kiez, der Besuch vertrauter Orte und auch diese Zufriedenheit mit dem bisschen Verratzten, die alten Mauern, die Farben, die Schlichtheit und Genügsamkeit. Schlussendlich strahlt die Geschichte ein Angekommen aus. Dort oben der musikalische Olymp und wenn wir uns körperlich verbinden ist das wie ein Besuch im Olymp. Beides in Liebe und Leidenschaft. Ja, Du kannst schreiben, ohne Zweifel und wunderbar Gefühle transportieren. Gerne gelesen.
Grüße - Detlev

 

Wie ein Fluss zieht die Zeit dahin, die Rückkehr in den alten Kiez, der Besuch vertrauter Orte und auch diese Zufriedenheit mit dem bisschen Verratzten, die alten Mauern, die Farben, die Schlichtheit und Genügsamkeit.

Ja, ist eine schöne Beschreibung, panta rei und Rockandroll!

Ich denke, wenn man selber mal Paulas angebetet hat, kennt man das schon eher, also diese Idee von: Was stelle ICH mit diesem Instrument an! ICH rocke hier das Haus!, das ist ja auch ein Wunsch, dagegen zu leben; ein ewiger Traum. Man träumt davon, wenn man jung ist, weil man weiß, wie das Leben eigentlich werden wird: für die meisten eben Haus, Katze, Kind, Kacke. Musik machen, Bands gründen, davon leben, Kunst - phahaha!, da lachen ja die Hühner. Naja, damals glaubte man natürlich, dass die eigenen Akkorde zum richtigen Zeitpunkt richtig klingen und Geffen Records anklopft. Bei uns wars dann Bellaphon, und dann wars vorbei. Die Les Paul Standard spiele ich immer noch, und tatsächlich über einen Framus, grausam lautes Gerät, 100 Watt Vollröhre und sauschwer. Mittlerweile mache ich aber sanfte Musik, das beeindruckt natürlich auch die Mädchen etwas mehr, mit 40 oder so auf der Bühne stehen und rocken, wenn man nicht Keith Richards ist, ist sicher ein Fehler und eher des Fremdschams würdig, finde ich jedenfalls.

ich bin unschlüssig, ob die Szene im Musikhaus dazu gehört, aber sie rundet das Bild ab; alles zog mich richtig tief in die Story, wie das Rauchen, das Trinken, das Lieben.
Ich finde es schön, wenn es dich reinzieht, das werte ich als Erfolg, ist ja nicht gerade kurz, die Geschichte.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar. Gordon Smith checke ich, kenne ich noch nicht.

Gruss, Jimmy

 

Moin, moin @jimmysalaryman,

da Du wohl der Erste bei dieser Herausforderung warst, bist Du vielleicht schon wieder bei den nächsten Projekten, daher hier nur eine kurze Rückmeldung. Ich mag auch gar nicht nochmal alles durchgehen, denn mich hat die Geschichte richtig gut mitgenommen.

Es war spannend dieser Beziehung zu folgen, für mich haben beide ihre Stärken und die sie lebendigmachenden Schwächen. Ich habe vielleicht etwas in Deiner Anlage verpasst, aber für mich war er nicht "unterlegen", weniger erwachsen, nein, ich habe sein "sich für ein Haus entscheiden", sein sich einerseits aus seiner Herkunft lösen, aber ein Teil davon sein wollen als sehr erwachsen, sehr reif empfunden. Und sie geht mit keinem "kleineren" aus. Ach, ich höre schon auf, Deine Protagonisten zu erklären, ich fand auf alle Fälle, dass es eine spannende Beziehung, im ganz positiven Sinne ist.

Die viele Musik, von der ich keine Ahnung habe? Na und! Ich lerne zwei neue Menschen kennen und denen oder zumindest einem ist es wichtig. Also mache ich mir die Mühe und höre mal rein, ansonsten akzeptiere ich es als wundervolles Detail. Und ja, da schließt sich der englische Teil gleichmal mit an. Mein Sprachvermögen reicht nicht für ein genussvolles Lesen, das hat dann deepl für mich gerichtet. Passt!

Tut mir leid, ich finde nichts zum kreativen Meckern. Na gut, der Patio ist immer noch nicht männlich, aber das wird er überleben. Mir gefiel hier vor allem der leichte, locker Ton, der Rahmen und die wirklich feinen beobachteten Kleinigkeiten. Und die Erotik war eindeutig Erotik.
Bin schon wieder weg
Gute Zeit
witch

 

Ich mag auch gar nicht nochmal alles durchgehen, denn mich hat die Geschichte richtig gut mitgenommen.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Hey, das ist super. Mir fällt es selber schwer, Texte durchzulesen und auch dabeizubleiben, im Sinne von - das packt mich!, weil es einfach wenig gibt, was da noch passieren kann, weil man schon so viel gelesen hat auch einfach. Deswegen freut mich das sehr.

Ich habe vielleicht etwas in Deiner Anlage verpasst, aber für mich war er nicht "unterlegen", weniger erwachsen, nein, ich habe sein "sich für ein Haus entscheiden", sein sich einerseits aus seiner Herkunft lösen, aber ein Teil davon sein wollen als sehr erwachsen, sehr reif empfunden.
Ich denke, unterlegen ist auch so nicht gemeint gewesen. Es ist ja schon so, dass er ein wenig hin und hergerissen zu sein scheint; das muss nicht die ganz große Lebenskrise sein, aber natürlich kenne ich diesen Konflikt auch - ein Leben, das bodenständiger und verwurzelter ist, oder die Frage, was wäre wenn? Daran kann man auch kaputtgehen, das wäre dann aber eine andere Geschichte. Du brauchst Schneid, um so etwas durchzuziehen und du musst auch viel riskieren. Manche sind so gebettet, dass sie weich fallen. Es ist etwas anderes, wenn ich einen Rockstartraum in Los Angeles auslebe, nach einem Jahr keine Kohle mehr habe und dann wieder in Papas Haus einziehen kann und Mama wieder die Wäsche macht, oder ich muss dafür alles verkaufen, was ich habe und lande im übelsten Fall auf der Straße. Das sind existenzielle Fragen, wie man ein Leben leben möchte. Da ist keine Entscheidung richtig oder falsch, sie sind, wie sie sind. Ich glaube aber, Männer sind immer irgendwie auch kleine Jungen, die diese Träume nie ganz aufgeben. Ich kenne einen Typen wie Mick, der in einem großen Kölner Gitarrenladen arbeitet, und der hatte vor zehn Jahren die Idee, nach China zu gehen, weil dort gerade Punkrock in war - da kann man noch was werden. Last exit Peking. Da war der gute Mann schon Mitte 40. Das schlummert glaube ich immer in einem, und so ist es auch hier. Also er ist nicht unterlegen im eigentlichen Sinne, aber vielleicht etwas verträumter - sie ist ja superrealistisch, selbst als er ihr quasi einreden will, dass mit Walker Evans sei eine große Sache, schlichtet sie das und wiegelt es ab.
Mir gefiel hier vor allem der leichte, locker Ton, der Rahmen und die wirklich feinen beobachteten Kleinigkeiten. Und die Erotik war eindeutig Erotik.
Ja, Ton ist hier etwas flockiger, jugendlicher, ich dachte, das passt gut zu den Charakteren, keine Ahnung warum. Schön, wenn es dir gefällt. Bis nachher unter deinem Challenge-Beitrag!

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman,

... musste ich grinsen - dito

Mittlerweile mache ich aber sanfte Musik, das beeindruckt natürlich auch die Mädchen etwas mehr, mit 40 oder so auf der Bühne stehen und rocken, wenn man nicht Keith Richards ist, ist sicher ein Fehler und eher des Fremdschams würdig, finde ich jedenfalls.
... bin schon näher an Keith - 66

Grüße Detlev

 

Moin @jimmysalaryman,

ist ein imposanter Text, besonders beeindruckt haben mich die Erotikszenen, so etwas schreiben zu können ... Wahnsinn! Auf der anderen Seite hat mich der Schwerpunkt auf Musik nicht so richtig zufrieden zurückgelassen, gerade der englische Teil hat mich rausgekickt, habe da auch eine kurze Pause gemacht. Da könntest du nach meinem Geschmack kürzen, um die Gewichtung zu verändern. Teilweise habe ich mich gefragt: Warum ist dieser Dialog im Geschäft zur Musikkarriere relevant? Ich starte in das Genre Erotik mit einer Erwartungshaltung, die zu Beginn angeteasert wird und am Ende wird das Versprechen des Genres vollständig eingelöst, aber bin bei den Passagen zur Musik (anfangs noch interessant und eine essentielle Charakterzeichnung) nach und nach immer weiter ausgestiegen. Lag wahrscheinlich auch daran, dass ich mit den genannten Musikstücken nichts verbinde, weil ich mich mit dieser Richtung nicht auskenne.

Ansonsten sehr, sehr gerne gelesen. Deine Texte erinnern mich an klassische Musik: Der Zugang ist nicht ganz einfach, hat man ihn aber einmal gefunden, lassen sich immer neue, feine Nuancen innerhalb der Komplexität entdecken.

Ich drückte den Pinsel gegen den Eimerrand, ließ die überschüssige Farbe abtropfen und tunkte die Borsten in eine Schüssel mit Terpentin. Die Farbe war fast getrocknet und gleichmäßig verteilt. Eine große, rote Fläche. Es sollte unser Schlafzimmer werden.
Ich musste hier an Olmstead denken: Setting by what you see. Dein Prota hat ein Auge für die Umgebung, verwendet eine genaue Sprache zur Beschreibung und die Szenerie entfaltet sich Stück für Stück, die Farbe wird aufgesogen, wird aufgetragen, verdichtet sich zu einer roten Fläche und stellt sich dann als Farbe für das Schlafzimmer heraus. So ein schöner und handwerklich sauberer Einstieg hat meine Vorfreude auf den Text direkt erhöht. Klasse.

Ich wischte mir an einem feuchten Lappen die Hände ab und zog beide Fensterläden auf. Ich blickte auf den Garten, ein langes, schmales Stück Land, umgeben von verwittertem Backstein, die Mauern dicht mit Efeu bewachsen, der Rasen seit langer Zeit nicht mehr gemäht. An das Haus grenzte eine kleine Patio. Auf dem Fundament aus Waschbeton stand ein weißer Plastikstuhl, den der Vorbesitzer dort vergessen haben musste.
Auch hier bleibt der Prota sich treu, die genaue Wahrnehmung, erst der Garten, dann die efeubewachsenen Mauern, der Rasen, Patio und dann der weiße Plastikstuhl. Das erzeugt innere Bilder und prägt sich mir ein.

Gab nur Gaffel, sagte sie und drehte den Wasserhahn an.
Besser als nix.
Was?
Warte, ich komm runter.
Ich finde, dass der Dialog ohne Anführungszeichen Intimität und Vertrautheit vermittelt, funktioniert gut für mich.

Sie lachte und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich legte meinen Arm um sie, zog sie an mich, und dann sahen wir beide aus dem Fenster, auf die Straße und die mintfarbenen Laternen. Die gegenüberliegenden Genossenschaftshäuser alle mit der gleichen schmutzig grauen Fassade.
War das Richtige, sagte sie. Die richtige Entscheidung.
Mir gefällt diese Wertschätzung, Liebe, die die beiden sich gegenseitig zeigen. Ich habe das gerne gelesen, hat mir ein wohliges Gefühl gegeben.

Sie schien ziemlich genau Bescheid zu wissen.
Also, ich glaube, wer ziemlich genau Bescheid weiß, wohnt nicht am Stallberg.
Wir wohnen jetzt auch am Stallberg.
Der Dialog erinnert mich an Hemingway. Mir ist aufgefallen, dass er immer wieder einen Rückbezug zwischen den Leuten herstellt, wenn sie sich nahestehen. Das hat etwas Musikalisches. In diesem Fall hier sehe ich das bei den markierten Stellen. Was ich daraus lese: Die beiden harmonieren miteinander.

Ich spürte die Fugen der Kacheln an meinem Rücken, ihre warmen Finger auf meinem Bauch. Sie zog eine lange Gerade über meinen Nabel und öffnete den Reißverschluss meiner Jeans.
Sie schmiegte ihr Becken an meines, beugte sich nach vorne, küsste meinen Hals, die Lippen weich und leicht geöffnet, ein kurzer, feuchter Druck, den ich bis in die Fußspitzen spüre, ihre Wange gleich an meiner; leises Seufzen, der Luftzug kühl an meinem Ohr.
Die feinen Details, der Rhythmus ich finde das sehr gut geschrieben.

Gibt sicher noch n paar Leute von früher hier. Bisschen Gras besorgen ist sicher kein Problem.
Leute von früher, wiederholte sie und lachte. Klingt, als wärst du schon Siebzig.
Ich mochte, dass du die Vergangenheit mit reinbringst, das gibt den Figuren eine weitere Facette. Sie sind offensichtlich keine Pappfiguren, die austauschbar sind, sondern Figuren mit einer Historie, mit Lebenserfahrung.

Na ja, das ist so ungefähr der gleiche Blick, den ich auch mal hatte, und ich weiß auch genau, was der vorhat, der geht irgendwo arbeiten, in ner Hühnchenbraterei oder sonstwo und spart die Kohle, der verzichtet auf alles, Konzerte und Clubs und Bier, und in nem halben Jahr kauft der sich die Gibson und n halbes Jahr später n JCM 900, dann zockt der mit seiner ersten Band im Kulturcafe, danach im Kult 41, und dann in allen Läden in Köln, MTC, Blue Shell, Sonic Ballroom, und dann haut der Drummer ab weil er in irgendeiner anderen Stadt studiert, und dann gibts die nächste Band, und wieder das gleiche Spiel, das macht er drei oder vier Mal, und irgendwann rafft ers dann.
Diese Resignation ist eines der Motive, die sich durchziehen. Hier fand ich es noch relevant für den Charakter und es hilft mir dabei, die Figur lebendig vor Augen zu haben.

sie blieben immer Fremde, die rein zufällig ins Schaufenster blickten, auf das alte Marshall-Stack, aus dessen Logo Mick und ich das M und das ALL herausgeschnitten hatten, die elektrischen und akustischen Gitarren, die dort hingen, das alte Townes van Zandt-Poster über der Theke und die KISS-Miniaturfiguren auf der Kasse.
anderthalb Stunden klassisches Rumgewichse, um schließlich ohne etwas zu kaufen wieder zu verschwinden.
Na ja, mit Musik kannste doch heute nicht mehr wirklich was reißen, gibt ja kaum noch Majors und die hauen ihre Kohle ja nun auch nicht mehr für jede nächstbeste Gitarrenband raus … ich kenn n Typen, der in Leipzig Jazzgitarre studiert hat und jetzt in Coverbands die Top 40 nachzockt, um sich die Euros für die Miete zu verdienen! Nee, is mir alles zu unsicher, ich mein, wer sich da noch drauf verlässt, Musik und Band und Karriere … oder?
Nee, klar, auf jeden Fall.
Könnte für meinen Geschmack kürzer gehalten werden, das dreht sich im Kreis und hat mich etwas rausgeworfen.

An der Kreuzung bog ich nach rechts ab und fuhr an den Genossenschaftshäusern vorbei, ein Block nach dem anderen,
Kleinigkeit: Punkt am Ende.

Es war ihr Lächeln. Es war schon immer ihr Lächeln gewesen. Sie sah mich an, ein kurzer Blick, wie rein zufällig, dann lächelte sie und ich wusste, dass alles richtig so war; sie und ich und das Haus und Dröhnland und Mike und der ganze Rest.
Ich lese das einfach gerne, da kommt diese Stimmung und das Gefühl des Protas so richtig aus den Zeilen rausgeschwappt.

Hey, flüstere Ivi, und als ich die Augen wieder öffnete, hatte sie das Top ausgezogen.
Kleinigkeit: "flüsterte."

Sie setzte sich auf mich, legte eine Hand um meinen Nacken, ließ die andere auf meiner Schulter liegen, ich spürte die Spitzen ihrer Finger an meinem Hals, den leichten Druck, den sie ausübten, dann küsste ich die warme Stelle zwischen ihren Brüsten und sog den Duft ein, malzig und süß, verharrte einen Moment lang so, atmend, abwartend, das Zittern in meinen Lenden, die Erregung, dieses alte, ewige Gefühl, das einen immer wieder zurückführt, einen immer wieder zurückbringt zur Ursprünglichkeit, zu den nackten, rohen Gefühlen der Lust, des Verlangens.
Erotik vom Feinsten, sprachgewaltig und beeindruckend. Auch auffällig: Form follows function. Hier ein Paradebeispiel.

Auf der Rückfahrt legte Ivi eine Hand auf meinen Oberschenkel und ließ sie dort liegen, sie war klein und warm und zart, und ich umschloss sie mit meiner und wusste, dass da etwas zusammengehört.
Schön!

rauchten filterlosen Zigaretten und waren eins mit der Welt.
filterlose

Ich ließ das kleine Licht solange an, bis sie eingeschlafen war und rauchte noch eine Zigarette. Ich starrte in die Dunkelheit, und ganz allmählich bekam der Raum wieder Konturen, wurden die Dinge sichtbar. Ich lag noch lange wach, den Geschmack des Whiskeys und ihrer Haut in meinem Mund, und als ich die Augen schloss wusste ich, dass sie Recht hatte, dass sie Recht behalten würde.
Das ist genau nach meinem Geschmack, sprachlich sauber gearbeitet, ein bisschen melancholisch und doch schwingt da Harmonie, Frieden mit.

So viel zu meinem Leseeindruck, bei den Musikszenen könntest du noch etwas kürzen, ansonsten wirklich gerne gelesen.

Beste Grüße
MRG

 

ist ein imposanter Text, besonders beeindruckt haben mich die Erotikszenen, so etwas schreiben zu können ... Wahnsinn!

Hallo @MRG,

naja, ist jetzt keine Raketentechnik, aber danke natürlich, freut mich, wenn es dir gefällt es und nicht so kitschig oder peinlich ist zu lesen. Ich schreibe wenig Erotik, weil natürlich das so ein Feld ist, bei dem man sich halt auch voll verhauen kann: manchmal, wenn ich so Sachen lese, die beim Bad Sex Award nominiert werden, denke ich mir, dass kann dem Autoren eigentlich nicht passiert sein, also nicht bewusst, da wollte der sicher sehr kreativ sein und es hat sich alles richtig angefühlt, aber dann ... warum sagt ihm das auch kein Lektor, denke ich oft, ich nehme an, es hat etwas mit Macht zu tun innerhalb dieser Beziehung, dass Autoren mit viel zu viel oft wegkommen. Ich denke mir immer Olmstead oder Gordon Lish als Lektor, so ganz privat im Kopf, und sehe bei jedem Wort in ihre strengen Gesichter. Das hilft! Ich denke, bei so intimen Themen ist es ja oft so, dass man selbst glaubt, es klingt gut und richtig, aber da liegt man, denke ich, auch oft daneben, ohne dass es einem selbst auffällt.

Warum ist dieser Dialog im Geschäft zur Musikkarriere relevant? Ich starte in das Genre Erotik mit einer Erwartungshaltung, die zu Beginn angeteasert wird und am Ende wird das Versprechen des Genres vollständig eingelöst, aber bin bei den Passagen zur Musik (anfangs noch interessant und eine essentielle Charakterzeichnung) nach und nach immer weiter ausgestiegen.
Ja, du hast wahrscheinlich Recht. Vielleicht ist es hier mit mir durchgegangen. Ist ja ein Herzensthema, Musik, Musiker, und dann sieht man das nicht so klar, da dringt man dann immer weiter vor und kommt auf ein klein und klein, wo es vielleicht niemanden mehr interessiert außer dich selbst, das ist dann natürlich blöd.
Ich musste hier an Olmstead denken: Setting by what you see.
Guter Mann; Coal Black Horse steht bei mir ganz oben. Olmstead hat ja den Workshop in Iowa absolviert, da waren ja viele gute Leute, Tobias Wolff, Carver, ich glaube Richard Ford auch und Cheever hat da unterrichtet (und mit Carver sehr viel gesoffen!) Das, was Olmstead in seinem Buch übers Schreibt vermittelt, ist ja sehr stark an die Inhalte dort angelehnt. Ich finde das gut, weil er ja immer verschiedene Ansätze dir bietet und nie sagt, das ist richtig oder falsch, sondern nur einfach eine Möglichkeit. Schreibe, was du siehst, das ist finde ich aber so eine Metaebene, das finde ich meistens richtig, weil, wenn du ein Setting selber kennst und das vor dir siehst, auch wenn es nur in deiner Imagination ist, dann sollte man dieses Bild nutzen, es wird echt wirken.
Der Dialog erinnert mich an Hemingway. Mir ist aufgefallen, dass er immer wieder einen Rückbezug zwischen den Leuten herstellt, wenn sie sich nahestehen. Das hat etwas Musikalisches. In diesem Fall hier sehe ich das bei den markierten Stellen. Was ich daraus lese: Die beiden harmonieren miteinander.
Ja, ich glaube, man wiederholt schon einiges, was man zueinander sagt, oder man spricht aneinander vorbei. Ich weiß gar nicht, ich glaube Katla hatte da schon was zu geschrieben, das Menschen die sich sympathisch sind, das wohl öfters so machen; ich nehme an, es stimmt. Ich habe das hier auch unbewusst gemacht, also ich hab jetzt nicht Papa Hem gelesen und gedacht, so mach ichs auch, das sind, glaube ich, so unwillkürliche Dinge, die dann in die Geschichte und zu den Charakteren passen. Ich muss auch gestehen, nicht so viel von Hemingway gelesen zu haben, wie ich vielleicht sollte.

Erotik vom Feinsten, sprachgewaltig und beeindruckend. Auch auffällig: Form follows function. Hier ein Paradebeispiel.
Ja, danke dir, freut mich. Ich war und bin mir da nie so ganz sicher. Das ist ein so weites Feld und jeder liest das ja auch anders, jeder hat da eine andere Auffassung und liest unterschiedlich, da ist es denke ich schwer, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
So viel zu meinem Leseeindruck, bei den Musikszenen könntest du noch etwas kürzen, ansonsten wirklich gerne gelesen.
Danke dir sehr, MRG. Ist ein guter Kommentar, und mit den Musikszenen, da werde ich nochmal rangehen. Ich wollte jetzt wegen der Challenge und der Abstimmung erst mal nichts machen, aber danach wird da sicher noch geschliffen; ich erinnere mich also auf jeden Fall an deine/eure Worte!

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy,

irgendwie wird das jetzt keine richtige Literaturkritik, sondern mehr die Gedanken einer Leserin. Ich war ziemlich drin, du schreibst so nah, dass man mit dem Paar in der Küche sitzt und die Farbe riecht.

So hast du das also fünf oder sechs Mal gemacht, sagte Ivi, und ich küsste ihren Hals, hielt meine Lippen geschlossen, genoss unseren Geruch und ihre samtige, erregte Haut.
Ivi, sagte ich. Ivi …
Das ist für mich die erotischste Stelle im Text und ich glaube, es liegt daran, dass es ihm hier die Sprache verschlägt.
Gab nur Gaffel, sagte sie und drehte den Wasserhahn an.
Besser als nix.
Was?
Warte, ich komm runter.
Die Treppe in das Untergeschoss war steil, die Stufen schmal, wie in so vielen Bauten der Nachkriegszeit.
Der Handlauf aus Glattholz hing nur noch lose in den Halterungen. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und setzte langsam einen Fuß vor den anderen.
Wenige Sätze und ich bekomme schon ein starkes Bild von diesem Paar, ihrer Art miteinander umzugehen, selbst von seinem Alter, als er die Treppe heruntergeht.
Das sind die Bonzen, denen darf man doch kein Wort glauben.
Sie schien ziemlich genau Bescheid zu wissen.
Also, ich glaube, wer ziemlich genau Bescheid weiß, wohnt nicht am Stallberg.
Wir wohnen jetzt auch am Stallberg.
Es ist ja auch nur so eine Theorie.
In dieser ganzen Szene geht es für mich darum, dass er Theorien hat, ein bisschen fester ist in seinen Überzeugungen, z.B. wie die Leute sind, die da wohnen, während sie hingeht und mit jemandem spricht und ihn damit sanft herausfordert. Vielleicht hat sie es auch ein bisschen leichter, denn für sie ist alles neu.
Sie behielt das T-Shirt an, die Spitzen ihrer langen, dunklen Haare berührten mein Gesicht, und ich schloss die Augen und legte meine Hände auf ihre Hüften. Ich spürte die Fugen der Kacheln an meinem Rücken, ihre warmen Finger auf meinem Bauch. Sie zog eine lange Gerade über meinen Nabel und öffnete den Reißverschluss meiner Jeans.
Wir haben das Bett noch nicht aufgebaut, sagte ich.
Brauchst du ein Bett dafür?
Schön
Ich schob mir ein Kissen in den Nacken. Keine Ahnung. Ich denk, ich hab mich nicht so sehr verändert. Ich hab mal eine aus der Schule wieder getroffen, ist schon was länger her, paar Jahre, und die meinte, sie hätte nie gedacht, dass ich noch hier bin, also in Deutschland. Die dachte, ich wäre irgendwo in den Staaten unterwegs.
Und da ist er, der kleine Stich, denn eigentlich hat er das auch mal gehofft und da trifft so eine Bemerkung von außen. Da kratzt auch ein bisschen was am Selbstbild, das sind nicht nur die nicht ausgelebten Träume, denke ich.
Na ja, den Kids von irgendwelchen reichen Pissern ihren ersten Marshall verkaufen ist auch nicht gerade das Schlechteste, oder?
Auch, wenn es so leise und auch humorig kommt. Dieses Thema hat, glaube ich, ganz schön Sprengstoff. Ist vielleicht die gute alte Midlife-Crisis, die Leben, die man noch hätte führen können.
Also, Lucinda Williams hatte ja nur ein gutes Album, wenn man es genau nimmt, aber so vom Prinzip her … Ich nahm ihren Blick auf und musste lachen. Klinge ich wirklich wie so ein weinerlicher alter Sack?
Ja, und das weißt du auch.
Ich drehte mich auf den Rücken und blickte an die Glühbirne, die ohne Lampenschirm von der Decke hing.
Du hast ja Recht. Uns gehts gut, oder?
Verdammt gut, sagte sie.
Und könnte auf Dauer auch ein Problem für die Beziehung werden.
Why you’re still using this plastic cups? We got some proper ones here in the shop.
Ja, die englischen Stellen habe ich irgendwann quergelesen und die Musikstellen dann auch beim zweiten Mal, obwohl ich mir vorgenommen hatte, sie zu lesen.
anderthalb Stunden klassisches Rumgewichse, um schließlich ohne etwas zu kaufen wieder zu verschwinden.
Der Job hat eben auch frustrierende Seiten.
Er kam kurz vor Ladenschluss. Er besaß diese seltsame Qualität, ohne eine Gitarre in der Hand unsichtbar zu bleiben, man nahm seine Präsenz einfach nicht richtig wahr. Das änderte sich jedoch sobald er eine Gitarre in die Hand nahm.
Sehr eindrücklich.
ich kenn n Typen, der in Leipzig Jazzgitarre studiert hat und jetzt in Coverbands die Top 40 nachzockt, um sich die Euros für die Miete zu verdienen! Nee, is mir alles zu unsicher, ich mein, wer sich da noch drauf verlässt, Musik und Band und Karriere … oder?
Nee, klar, auf jeden Fall.
Ich mach erstmal die Schule fertig, und dann mal sehen. Studium, irgendwas Kreatives, wo auch das Geld stimmt, mit der Musik … ich mein, wenn sich was entwickelt, klar, da sag ich nicht Nein, aber ich setz jetzt nicht alles auf eine Karte, muss halt einfach passen.
Na, klingt doch absolut vernünftig und richtig, sagte ich. Hör mal, wir machen gleich zu. Fünf Minuten haste noch, okay?
Er nickte.
Beim ersten Lesen hatte ich gedacht, der junge Mann ist wirklich da mit sich im Reinen, ein Gegenbild zu dem hadernden Protagonisten und auch eine Überraschung, weil er geglaubt hatte, sich in ihm wiederzufinden. Beim zweiten Lesen spüre ich auch bei dem jungen Mann so eine Ambivalenz, das "oder ...?" Er sucht Bestätigung bei dem Älteren. Und auch die Zustimmung deines Protagonisten, da schwingt Enttäuschung mit, ein bisschen Ablehnung, er verliert das Interesse. Vielleicht ein Hauch von der Thematik, wenn Eltern sich wünschen, dass Kinder ihre ungelebten Träume leben. Die Szene mit dem Jungen war mir nach dem ersten Lesen am Präsentesten geblieben.
Slash und Tas Pappas waren die großen Idole vom Stepi. Hab ich dir das nie erzählt?
Dein Bruder hat Guns ‘n’ Roses gehört? Das ist ja eigentlich ne Sache, die man sonst gerne verschweigt.
Nein, mein Vater musste mit ihm sogar zum Konzert ins Müngersdorfer Stadion, weil er da noch nicht alleine hin durfte, da gab’s ja nix für ihn. Muss super gewesen sein, obwohl Stepi nachher meinte, Soundgarden hätte er fast noch besser gefunden als die Gunners.
Das ist so eine Stelle, wo ich gehüpft bin.
Es war ihr Lächeln. Es war schon immer ihr Lächeln gewesen. Sie sah mich an, ein kurzer Blick, wie rein zufällig, dann lächelte sie und ich wusste, dass alles richtig so war; sie und ich und das Haus und Dröhnland und Mike und der ganze Rest.
Es ist ein sympathisches Paar, so viel Wärme, die Erotik, die Vertrautheit zeigt und ihre Themen wiederspiegeln, seine Erfahrung, ihre Lebensfreude, die erotischen Szenen lesen sich schön und natürlich. Ein bisschen Sorge hätte ich, ob da sein innerer Konflikt mal zur Belastung wird, er dreht ja schon einige Schleifen mit seinen Zweifeln. Aber vielleicht gehört für einen Musiker auch so eine gewisse Melancholie dazu und Ivy liebt ihn gerade deswegen.

Ich habe das gern gelesen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Ich war ziemlich drin, du schreibst so nah, dass man mit dem Paar in der Küche sitzt und die Farbe riecht.

Hallo Chutney,

das freut mich wirklich sehr. Ich weiß nicht, ich lese wirklich gerne Sachen, wo das so gelöst ist, ich brauche da eine gewisse Vertrautheit, eine Art Resonanzraum, die der Autor eröffnet, und ich hab dieses Jahr Glück gehabt und ein paar gute Bücher gelesen, die das wirklich geschafft haben, mich so reinzuziehen, dass ich bewusst langsam gelesen habe, um mehr Zeit mit den Charakteren zu verbringen. Deswegen freut es mich, ich nehme das als Kompliment.

Das ist für mich die erotischste Stelle im Text und ich glaube, es liegt daran, dass es ihm hier die Sprache verschlägt.
Ist toll, wie du das liest. Wäre blöde, wenn ich jetzt sage, natürlich habe ich es GENAU SO gemeint, ich will ja nicht den eigenen Text loben, aber es ist doch befriedigend, wenn du als Leserin das so dezidiert erwähnst, diese Stelle.

Wenige Sätze und ich bekomme schon ein starkes Bild von diesem Paar, ihrer Art miteinander umzugehen, selbst von seinem Alter, als er die Treppe heruntergeht.
Ja, wow, krass. Danke! Man weiß ja selber nie, wie das nachher ankommt, wie es gelesen wird, und ich denke, zu einem großen Teil macht man das auch unbewusst, man hat sicher ein Bild vor seinem inneren Auge, ein vages Gefühl, und vielleicht ist es auch so, dass man mit einem Text den man schreibt immer wieder versucht, diesem Bild näher zu kommen: manchmal nähert man sich wirklich sehr an, fast deckungsgleich, und das spürt dann auch der Leser. Das sind so die Verzückungsspitzen, wenn man an einem Text intensiv gearbeitet hat und der Leser das auch honoriert. Man kriegt dieses Feedback ja nicht sonst als Autor, kein Leser kommt nach einer Lesung und sagt: Diese Stelle da, also das war so bei mir ... das passiert nur in Schreibgruppen oder Foren, ob real oder virtuell, egal.
In dieser ganzen Szene geht es für mich darum, dass er Theorien hat, ein bisschen fester ist in seinen Überzeugungen, z.B. wie die Leute sind, die da wohnen, während sie hingeht und mit jemandem spricht und ihn damit sanft herausfordert. Vielleicht hat sie es auch ein bisschen leichter, denn für sie ist alles neu.
Das sind ja auch so althergebrachte Überzeugungen, die er teilt, und sie einfach nicht kennen kann, sie scheint aber auch einfach ein anderer Mensch zu sein, unvoreingenommener.
Und da ist er, der kleine Stich, denn eigentlich hat er das auch mal gehofft und da trifft so eine Bemerkung von außen. Da kratzt auch ein bisschen was am Selbstbild, das sind nicht nur die nicht ausgelebten Träume, denke ich.
Manchmal wird einem das auch nicht richtig bewusst, bis es dann zu so seiner Begegnung kommt, da können Gewissheiten in Frage gestellt werden. Wenn du da nicht gefestigt bist, als Mensch, als Person, kann dich das schon erschüttern. Man braucht halt auch einfach eine sehr realistische Selbsteinschätzung: wie weit willst du wirklich gehen dafür? Auf was will man alles verzichten, und das dann mit dem Risiko, es einfach nicht zu schaffen, vollkommen unterzugehen und so mehr oder weniger alles zu verlieren? Das ist nicht einfach.
Auch, wenn es so leise und auch humorig kommt. Dieses Thema hat, glaube ich, ganz schön Sprengstoff. Ist vielleicht die gute alte Midlife-Crisis, die Leben, die man noch hätte führen können.
Ist glaube ich dann so die kleine Lösung: ich wollte auch zu Anfang meiner Lehre noch die geilsten Gitarrenverstärker bauen, aber dann ... na ja. Man nimmt das hin und versucht das Beste draus zu machen, und natürlich denkt man immer wieder drüber nach, das ist ja das alte Spiel wenn und hätte und könnte und würde.

Ja, die englischen Stellen habe ich irgendwann quergelesen und die Musikstellen dann auch beim zweiten Mal, obwohl ich mir vorgenommen hatte, sie zu lesen.
Ja, ich sehe es ein und gelobe bei der Überarbeitung Besserung! I swear!

Beim ersten Lesen hatte ich gedacht, der junge Mann ist wirklich da mit sich im Reinen, ein Gegenbild zu dem hadernden Protagonisten und auch eine Überraschung, weil er geglaubt hatte, sich in ihm wiederzufinden. Beim zweiten Lesen spüre ich auch bei dem jungen Mann so eine Ambivalenz, das "oder ...?"
Sehr aufmerksam gelesen wieder. Ich glaube, das sind oft so Sachen, die man wiederholt, weil sie einem im Nahfeld gesagt werden: Eltern, Freunde, Lehrer. "Ja, ich weiß ja, wie das ist" - das sagt man, aber es klingt nicht nach einem selbst. Die junge Band, die bei uns in den Proberaum eingezogen ist, die klingen auch alle wie mein Vater. Ich bezweifele aber, dass die das wirklich so meinen: in ihren Träumen sehen die sich auch irgendwo anders, aber es ist einfach so, dass man ernster genommen wird, wenn man etwas Understatement betreibt.

Es ist ein sympathisches Paar, so viel Wärme, die Erotik, die Vertrautheit zeigt und ihre Themen wiederspiegeln, seine Erfahrung, ihre Lebensfreude, die erotischen Szenen lesen sich schön und natürlich. Ein bisschen Sorge hätte ich, ob da sein innerer Konflikt mal zur Belastung wird, er dreht ja schon einige Schleifen mit seinen Zweifeln.
Das denke ich auch, ich wollte die in diesem Text genau so haben, eine echtes Paar. Und ja, sicher kann dieser innere Konflikt sich irgendwann auch nach außen getragen werden, da sagt der Text ja nichts drüber, das wird nur vage angedeutet, im Ungewissen gelassen, als Möglichkeit angedeutet.

Ich habe das gern gelesen.
Ich habe deinen Kommentar auch gerne gelesen und werde mich alsbald revanchieren.

Gruss Jimmy

 

Hi Jimmy,
ich steig gleich mal ein und habe keinen anderen Kommentar zuvor gelesen.

Ich drückte den Pinsel gegen den Eimerrand, ließ die überschüssige Farbe abtropfen und tunkte die Borsten in eine Schüssel mit Terpentin. Die Farbe war fast getrocknet und gleichmäßig verteilt. Eine große, rote Fläche. Es sollte unser Schlafzimmer werden.
Ich verstehe nicht ganz, was du vor Augen hattest beim Schreiben.
Was ist diese große rote Fläche? Die Wände vom Zimmer? Oder nur eine definierte Fläche, so wie als Farbtupfer?
Ich mein, ein Zimmer streicht kein Mensch mit einem Borstenpinsel, das rollt man durch. Deswegen komme ich überhaupt drauf, mir da Gedanken dazu zu machen.
Dann hat er grade mit Streichen aufgehört und die Farbe war trotzdem schon fast trocken?
Mich lässt dieser Absatz etwas ratlos zurück.


Ich wischte mir an einem feuchten Lappen die Hände ab und zog beide Fensterläden auf. Ich blickte auf den Garten, ein langes, schmales Stück Land, umgeben von verwittertem Backstein, die Mauern dicht mit Efeu bewachsen, der Rasen seit langer Zeit nicht mehr gemäht.
Ich verstehe das richtig, dass er mit geschlossenen Fensterläden gestrichen hat?
Wenn es so wäre, bräuchte ich aber eine sehr gute Erklärung dafür, um das nachvollziehen zu können.


Auf dem Fundament aus Waschbeton stand ein weißer Plastikstuhl, den der Vorbesitzer dort vergessen haben musste.
Ja, diese Plastikstühle. :D Ich seh ihn so klar vor mir.


Hättest du das gedacht?
Was?
Irgendwann wieder auf den Stallberg zu ziehen?
Hab ich nie so drüber nachgedacht, um ehrlich zu sein. Hat sich auch viel verändert, oder?
Das musst du mir sagen.
Fand ich hier schwer, rauszukriegen, wer was sagt.


Sie behielt das T-Shirt an, die Spitzen ihrer langen, dunklen Haare berührten mein Gesicht, und ich schloss die Augen und legte meine Hände auf ihre Hüften.
auf das erste und könnte ich verzichten


Sie nahm einen letzten Zug aus der Zigarette und drückte die Kippe auf einer Untertasse aus.
aus der Zigarette? ich kenne nur von der Zigarette


Ich stand auf, legte New West Motel von den Walkabouts auf und zündete mir noch eine frische weitere Zigarette an.
Er kam kurz vor Ladenschluss. Er besaß diese seltsame Qualität, ohne eine Gitarre in der Hand unsichtbar zu bleiben, man nahm seine Präsenz einfach nicht richtig wahr. Das änderte sich jedoch sobald er eine Gitarre in die Hand nahm.

Das liest sich für mich holprig, das passt gar nicht zu dir.
Ich würde das sehr kürzen, zu:
Er kam kurz vor Ladenschluss. Er besaß diese seltsame Qualität, ohne eine Gitarre unsichtbar zu bleiben. Das änderte sich jedoch, sobald er die ersten Töne spielte.
Eine Gitarre hat man doch nicht in der Hand halten, oder? Da gibt es den Schultergurt, der erst ermöglicht, dass beide Hände frei zum Spielen sind.
Oder ist das so ein Gitarrenspielerausdruck, den ich nicht kenne?

Das sind die wenigen Dinge, über die ich gestolpert bin. Für die Länge des Textes kaum der Rede wert.
Du machst das ja auch gut, schon lange, die Dialoge sind stimmig bis ins Letzte, da ist Atmosphäre im Text, das ist für mich ein Lesegenuss.
Beim ersten Lesen dachte ich anfangs, dass die zwei richtig abgefuckt sind und in einer halben Ruine versuchen, es sich einigermaßen schön zu machen. Bis dann die Stelle mit dem Speditionswagen kommt und klar ist: Okay, die haben doch etwas Kohle. Mir hätte ein erklärender Satz gut getan, wieso die denn in das unrenovierte Haus einziehen und nicht mal einen Stuhl zum Sitzen haben. Beide haben ja Jobs und nagen nicht am Hungertuch.
Wieso blieben sie nicht in der alten Wohnung, bis die neue so weit war und leben wie Hausbesetzer?
Obwohl ich diese langen englischen Passagen eher kritisch ansehe (einfach in Bezug auf ein deutschsprachiges Literaturforum) stören sie mich in dieser Geschichte nicht. Man ist es so gewohnt, dass man gerade in der Musik- und Filmbranche Menschen englisch auch im Radio sprechen hört, wenn sie interviewt werden - und immer öfters werden die Inhalte gar nicht mehr übersetzt, weil man davon ausgeht, dass die ganze Welt englisch kann.
Die Information, dass Ivi geschätzt zwanzig Jahre jünger als er ist, hätte ich besser im deutschen Text aufgehoben gefunden. Ich finde das schon wichtig zu wissen und im englischen wird es doch vielleicht eher überlesen.
Immer wieder kommen bei ihm Zweifel auf, ob es richtig war, in diese Wohnung zu gehen.
Wo waren sie vorher? Wieso hadert er so mit diesem Ort? Ist sie ihm zu spießig und dann auch doch zu sehr Arbeiterviertel? Man hat ja fast Mitleid mit ihm, wie oft er versucht, sich die Entscheidung, dahin zu ziehen, schön zu reden.
Ich kann leider nicht herauslesen, wieso das so ist, weil ich nicht weiß, wo er davor war.
Ivi geht frischer, naiver an das neue Zuhause und versucht, ihn davon zu überzeugen, dass doch alles gut sei.
Leider werde ich bis zum Schluss den Gedanken nicht los, dass es für ihn nicht gut ist und er mit einer leichten Unzufriedenheit auf sein Leben zurück schaut. Auf seine verpassten Chancen als Musiker, auf seine Erfahrungen, die er ungefiltert auf den jungen Typ im Laden projeziert, ohne ihm gedanklich eine Chance zu geben.
So richtig gibt es bei ihm aber keinen Schuldigen, er kann sich nur selbst an die Nase fassen und überlegen, an welchen Stellen er die Weichen nicht richtig gestellt hat, um jetzt zufriedener zu sein.
Die erotischen Szenen hast du sehr gut eingefangen, als ich das etwas genauer angesehen habe, kam ich zum Schluss, dass in der Ich-Perspektive intime Momente authentischer rüberkommen können, wenn man es schafft, die Worte zu finden.
Sehr gerne gelesen, beim zweiten Mal viel lieber, als ich die Zusammenhänge besser orten konnte.

Liebe Grüße
bernadette

 

Was ist diese große rote Fläche? Die Wände vom Zimmer? Oder nur eine definierte Fläche, so wie als Farbtupfer?

Hahaha, siehste, da hatte ich selbst wohl ein Brett vor dem Kopf. Ist auch keinem anderen aufgefallen, aber wenn ich es jetzt so lese: Au weia! Klar, das ändere ich. In einer ersten Version war er nur die Wandränder am streichen, und das macht man mit einem Borstenpinsel, also so hab ich das mal in meiner kurzen Zeit aus Maleraushilfe gelernt, weil es dann besser abschließt insgesamt. Das habe ich wohl einfach stehengelassen. Ansonsten, klar, es sind rot angestrichene Wände. Und aus den geschlossenen Fensterläden mache ich einfach ein offenes Fenster.
Ja, diese Plastikstühle. :D Ich seh ihn so klar vor mir.
Ach ja, jeder braucht einen. :D

Das liest sich für mich holprig, das passt gar nicht zu dir.
Findeste holprig. Wegen dem angehängten Satz? Überleg ich mal drauf rum. Und nee, eine Gitarre in der Hand halten, das ist vielleicht so ein übertragener Satz aus der Musikersprache, wenn der eine Gitarre in der Hand hält, das ist also nicht wörtlich zu nehmen. Mag sein, dass es sogar etwas rheinischer Sprech ist, keine Ahnung?

Mir hätte ein erklärender Satz gut getan, wieso die denn in das unrenovierte Haus einziehen und nicht mal einen Stuhl zum Sitzen haben.
Na ja, von Stühlen steht da nix, das stimmt. Aber ein Bett haben sie, nur noch nicht aufgebaut. Meine Vorstellung war: einen oder zwei Tage nach Einzug. Zimmer streichen. Vielleicht stehen die Möbel alle schon da, sind aber noch nicht aufgebaut. Die Stereoanlage hat er zumindest ja schonmal aufgebaut!
Wo waren sie vorher? Wieso hadert er so mit diesem Ort? Ist sie ihm zu spießig und dann auch doch zu sehr Arbeiterviertel? Man hat ja fast Mitleid mit ihm, wie oft er versucht, sich die Entscheidung, dahin zu ziehen, schön zu reden.
Ich kann leider nicht herauslesen, wieso das so ist, weil ich nicht weiß, wo er davor war.
Im Text steht, sie waren fünfzehn Jahre in Köln, und danach, das ihr erster Proberaum keine fünfhundert Meter entfernt war. Mehr verorten ging eigentlich nicht mehr, vielleicht hast du das überlesen.

So richtig gibt es bei ihm aber keinen Schuldigen, er kann sich nur selbst an die Nase fassen und überlegen, an welchen Stellen er die Weichen nicht richtig gestellt hat, um jetzt zufriedener zu sein
Nun, ich denke, es ist vielleicht eine Sache, die jeder von uns kennt: wo wären wir, wenn wir dort abgebogen wären? Wenn die Weichen etwas anders gestellt worden wären? Das kann man nie sagen und es hat auch sehr viel mit Glück zu tun, gerade in der Musik. Irgendwann kehrt dann natürlich der Realismus ein, aber ein klein wenig träumen können wir alle. Und ich denke, das tut er hier, er lässt diese Zeit Revue passieren und verabschiedet sich vielleicht auch endgültig. Ist ja ein vergleichsweise sanftmütiges Ende für mich.
Die erotischen Szenen hast du sehr gut eingefangen, als ich das etwas genauer angesehen habe, kam ich zum Schluss, dass in der Ich-Perspektive intime Momente authentischer rüberkommen können, wenn man es schafft, die Worte zu finden.
Kann ich so gar nicht zu sagen, weil es sich richtig angefühlt hat, aus dieser Perspektive zu schreiben, da fiel mir nichts anderes zu ein. Ich denke, personal geht auch, aber natürlich anders, vielleicht ist das sogar noch schwieriger, weil schon eine gewisse Distanz da ist, man müsste dann wahrscheinlich noch mehr auf show setzen, keine Ahnung. Aber danke dir, ich habe mein Bestes gegeben.

Ja, danke dir für deinen Kommentar und deine Zeit, ich werde den Text alsbald einmal überarbeiten ganz generell und das alles einpflegen.

Gruss, Jimmy

 

Brauchst du ein Bett dafür?

Komm hör auf, ich kenn dich doch.

Wieso leg ich nach diesem Text nicht die Stones auf, sondern höre mir den nie vergessenen Townes Van Zandt mit seiner Interpretation der „Dead Flowers“ an, das er wahrscheinlich vor sich hingebrummt hat, als nicht nur die Gitarre sich im Treppenhaus den Hals brach … Aber stellenweise glaubte (Konj. II!) ich, da ist einer unter uns, der könnte sein Brot auch mit Heftchenromanen verdienen (wobei der englische Titel natürlich in die Muttersprache des Autors übersetzt werden sollte), wenn es denn nicht anders ginge & sein müsste. Aber schön, dass nicht nur ich weiß (und nicht erst seit der Mitgliedschaft im Presbyterium), dass Pfarrhäuser ganz normale, unbeschädigte oder sonderlich enthaltsame Menschen beherbergen. Aber es gilt noch einiges mit dem Flusenkamm zu fangen, wie etwa hier,

lieber jimmy:

Besser als nix.
Was?
Warte, ich komm runter.
Wenn das Fragewort Verstärkung durchs Satzzeichen erhält, das „warte!“ sich aber als bloße Aussage maskiert ...

Bewahre mir,

lieber jimmy,

das Ausrufezeichen!


Hier nun

Die Treppe in das Untergeschoss war steil, die Stufen schmal, wie in so vielen Bauten der Nachkriegszeit.
frag ich mich: Warum das ob der (ungenannten) Zahl vieldeutige und zugleich erstaunt wirkende „so“? In wörtl. Rede hätt’ ich kein Wort drüber verloren

Die Küche war bereits gestrichen, in einem kräftigen Lindgrün, ansonsten aber noch leer. Wir warteten auf die Spedition.
Ergibt sich die „Leere“ nicht schon aus der erwarteten Spedition?

Ich legte meinen Arm um sie, zog sie an mich, und dann sahen wir beide aus dem Fenster, auf die Straße und die mintfarbenen Laternen.
Warum das Komma? Weg mit ihm!

Ja? Kann ich mir kaum vorstellen. Woher weisst du das?
Du hast das ß an Bord, gleich hier
Ich hab heute nachmittag mit einer Frau gesprochen, die draußen mit ihrem Hund Gassi gegangen ist.

Und ich hätte gerne mal wieder was zum rauchen, sagte sie und zog die Decke über ihre Schultern.
Entweder „was zu rauchen“ oder „zum Rauchen“

Leute von früher, wiederholte sie und lachte. Klingt, als wärst du schon Siebzig.
„siebzig“, weil ein verkürztes „70 Jahre (alt)“

Blowjob zum Frühstück und dann erstmal ‘ne Flasche Pappy, zum Soundcheck n Haufen Koks, abends den Gig in der Grand Ole Pry.
„erst mal“ auseinander!, weil ein verkürztes erst einmal
(kommt öfter vor)

Das ist wirklich eine Tragödie, ein trauriger Tiefpunkt - diese Rückkehr nach Stallberg, weil du ja eigentlich auf die großen Bühnen in Nashville gehörst, oder wenigstens hinter die Neve in Muscle Shoals.
Komma weg!, oder vertritt es ganz gut

Hier weht ein Hauch Kleist

Du hättest sie ihnen sicher handverkabelt, aber jetzt musst du eben hier in der Provinz darben und in diesem grausamen Laden arbeiten, den du quasi aus dem Nichts aufgebaut hast und in den ne Menge gute Leute kommen, um sich ihr Equipment zu kaufen, weil es sich bis nach Düsseldorf rumgesprochen hat, dass es da jemanden gibtKOMMA der richtig Ahnung hat, während du natürlich viel lieber mit Lucinda Williams auf Tour gehen würdest, weil das eben deine einzige und wahre Bestimmung ist.
was von mir alles andere als ein Vorwurf ist

Ich telefoniere nachher nochmal mit den Kuratoren, was das jetzt genau für ein Text werden soll, …
noch mal

hier weiter unten ein dto.

... trinke ich mir erstmal Mut an, sagte ich und griff nach der Flasche.

Wir setzen uns in die alten Ledersessel vor den Fenstern der ersten Etage, wo sich neben dem Lager die Reparaturwerkstatt befand.
setzten -
aber warum immer diese Befindlichkeiten! Da „war“ schlicht und einfach mal eine Werkstatt.

Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatteKOMMA ging ich nach unten, wo ich eine Scheibe der Georgia Satellites auflegte und mir eine Zigarette anzündete.

Das änderte sich jedochKOMMA sobald er eine Gitarre in die Hand nahm.

Sparst du eigentlich für die Paula?KOMMA fragte ich ihn und setzte mich auf eine VOX-Combo in der Testecke.
...
Diesen Geruch hatte ich fast schon vergessen gehabt - süß und scharf, phenolisch … er machte mir eine Gänsehaut.
...
Es war schon immer ihr Lächeln gewesen.
Ist es doch immer noch, oder?

Wir beide hielten den Atem an, als ich in sie glitt, ein kurzer Augenblick des Erstaunens, als würde man etwas wieder zum ersten Mal tun, als müsse man alles erst lernen, ….
besser Konj. II, müsste, das die Skepsis des „als [ob]“ anzeigt. Die indirekte Rede (Konj. I, entstanden aus Protokoll und Niederschrift) unterstellt Wahrhaftigkeit, Konj. II umfasst auch Zweifel)

Ich starrte in die Dunkelheit, und ganz allmählich bekam der Raum wieder Konturen, wurden die Dinge sichtbar.
Komma weg!

Gern gelesen vom

Friedel

 

Aber stellenweise glaubte (Konj. II!) ich, da ist einer unter uns, der könnte sein Brot auch mit Heftchenromanen verdienen (wobei der englische Titel natürlich in die Muttersprache des Autors übersetzt werden sollte), wenn es denn nicht anders ginge & sein müsste.

Was, du findest die Sexzszenen etwa kitschig wie die in "Gaslicht"? Mich würde viel eher interessieren, was die so verdienen, die Heftchenromaneschreiber, dann würde ich eventuell ganz umsteigen, scheiß auf die Literatur, ich will schnöden Mammon!
Wieso leg ich nach diesem Text nicht die Stones auf, sondern höre mir den nie vergessenen Townes Van Zandt mit seiner Interpretation der „Dead Flowers“ an, das er wahrscheinlich vor sich hingebrummt hat, als nicht nur die Gitarre sich im Treppenhaus den Hals brach
Townes hat sich aber eher kaputtgesoffen.
Gern gelesen vom
Thanks you, und Flusen werden alsbald gekämmt!

Gruss, Jimmy

 

So viel (mit)geraucht hab ich seit gefühlten 66 Jahren nicht mehr, wenn wir Bengels hinten im Leukoplastbomber saßen und unsere Altvorderen den P(i)eter Stuyvesant pafften oder das HB-Männchen gaben. Aber keine Bange, die Lunge knirscht nicht und obwohl ich einer von denen bin, für den die Kunst (eigentlich) in der Andeutung liegt, hab ich das Einbecker unberührt gelassen (wird ja gleich bestimmt dringender gebraucht …). Du bist ein Meister des Details und es ist auch ein zweites Mal lesenswert,

lieber jimmy,

und da gibts dann auch nix zu meckern und ein paar Flusen - jede Änderung birgt da eine Gefahr - sind auch schnell aufgelesen

Da wird einmal eine der sinnvollsten Neuerungen der Rechtschreibreform unterlaufen

Ja? Kann ich mir kaum vorstellen. Woher weisst du das?
Lange, gedehnte Silben ß, kurze doppel s wie das Standardbeispiel Fuß und Fluss ...

Hier mal ein Stückchen Beschreibungsliteratur

Sie schmiegte ihr Becken an meines, beugte sich nach vorne, küsste meinen Hals, die Lippen weich und leicht geöffnet, ein kurzer, feuchter Druck, den ich bis in die Fußspitzen spüre, ihre Wange gleich an meiner; leises Seufzen, der Luftzug kühl an meinem Ohr.
in dem das letzte Verb dem Gezeitenwechsel anheim fällt „schmiegte ... beugte ... küsstespüre

Klingt, als wärst du schon Siebzig.
bissken drüber ist es schon, aber besser „siebzig“, weil eher ein verkürztes „siebzig Jahre alt“

Wäre ja genau dein Ding … Blowjob zum Frühstück und dann erstmal ‘ne Flasche Pappy, zum Soundcheck ….
besser auseinander, weil ein verkürztes „erst einmal“ – ähnlich hier
Na ja, den Kids von irgendwelchen reichen Pissern ihren ersten Marshall verkaufen ist auch nicht gerade das Schlechteste, oder?
das schlechteste (, was passieren kann)

Na ja, das ist so ungefähr der gleiche Blick, …., und dann haut der Drummer abKOMMA weil er in irgendeiner anderen Stadt studiert, und dann gibts die nächste Band, und wieder das gleiche Spiel, das macht er drei oder vier Mal, und irgendwann rafft ers dann.

Ich telefoniere nachher noch...mal mit den Kuratoren, …

How could you damn americans win the war?
American, bei den Germans gleich gehts doch

Kids, die billige Saiten kauften und uns mit dem Gerede über ihre Lieblingsbands nervten, dann ein Gitarrenlehrer, der mit einem seiner Schüler in den Laden kamKOMMA um ein paar der Konzertgitarren zu testen: anderthalb Stunden klassisches Rumgewichse, um schließlich ohne etwas zu kaufen wieder zu verschwinden.
Am Ende des Satzes klappt es doch

Das änderte sich jedoch KOMMAsobald er eine Gitarre in die Hand nahm.

Sparst du eigentlich für die Paula?KOMMA fragte ich ihn und setzte mich auf eine VOX-Combo in der Testecke.

Ich mach erst….mal die Schule fertig, und dann mal sehen. Studium, …

Es war ihr Lächeln. Es war schon immer ihr Lächeln gewesen.
Warum das Gewese? Ist es jetzt nicht mehr „ihr Lächeln“?

Jetzt trinke ich mir erst...mal Mut an, sagte ich und griff nach der Flasche.

Ihr heißer Atem strich an meinem Gesicht vorbei, und in dem Atem war dieser ganz bestimmte, betörende GeruchKOMMA der mich wahnsinnig, der mich wild machte.

Wir beide hielten den Atem an, als ich in sie glitt, ein kurzer Augenblick des Erstaunens, als würde man etwas wieder zum ersten Mal tun, als müsse man alles erst lernen, …
Willstu da auf Nummer sicher gehen mit dem Konj. I? Warum bei einer typischen „,
als“-ob-Situation Konj. I, dem ja Eindeutigkeit und Wahrhaftigkeit unterstellt wird, während Kon. II „müsste“ auch Zweifeln unterstellt und zulässt.

Ist m. E. bei Modalverben wie müssen (und können, dürfen, mögen usw.) die Frage, ob sie überhaupt bei ihrer Zwowertigkeit (man darf, muss, soll oder kann etwas oder eben nicht. Frag mal einen Ausbilder, wenn der Azubi zufrieden ist, etwas halbwegs zu können.

Nu is’ aber genuch …
& darum herzlichen Glückwunsch zur verdienten Empfehlung!,

vom

Friedel

 

Finde sie zu behäbig, sie lässt das vermissen, was du sonst ja immer en masse bietest: Atmosphärische Verdichtung bis zum Äußersten. Hier plätschert es.

Joah, mag schon sein. Man kann nicht immer das Gleiche machen, und war ja auch für die Challenge, wo es Erotik in Verbindung mit einer Narrative ging, ist tatsächlich etwas ausgeartet, aber man kann es eben nicht jedem Recht machen.
Es wirkt ein wenig bemüht bzw. es kommt eine zu grosse Verbindung des Autors mit dem Thema durch?
Och nee, bemüht habe ich mich nicht, aber ich habe mich immer geweigert, eine Story über Musiker zu schreiben, eben weil es mir zu nahe ist, da wuchert schon viel rein, was da eventuell nicht hingehört. Hätte man wahrscheinlich auch kürzen können, aber hier hat es sich seltsam organisch für mich angefühlt, da habe ich die Strecke gebraucht. Komprimiert wäre das sicher anders, und hätte auch von den Charakteren etwas genommen, ist aber wie immer Ansichts- und Geschmackssache.
Hätte es eleganter gefunden, wenn ein Musiker, ein Song inhaltlich gespiegelt würde (oder wird er das?)
Verstehe ich nicht, was soll daran elegant sein, etwas quasi nachzuerzählen, was schon vorhanden ist? Erschließt sich mir jetzt nicht direkt, aber ich bin ja lernfähig.

Naja, anyway. Das ist mein Eindruck.
Danke dafür!

Gruss, Jimmy

 

Hi,
nur, weil es alle übersehen haben: Lemberg liegt nicht in Russland, sondern in der Ukraine. In der Landessprache Lwiw.
Gruß
Linedrop

 

Da hat niemand etwas übersehen, vielleicht hast du es nicht richtig gelesen.

Du warst doch noch nie in Russland.
Mein Großvater ist in Lemberg geboren, das muss reichen.
Das muss reichen. Da ist nirgendwo von die Rede, das Lemberg in Russland liegen sollte oder das die beiden das nicht wissen. Es ist als eine Art Witz gemeint, falls du damit etwas anfangen kannst. Spricht natürlich aber auch so Bände, wenn du nicht mehr zu dem Text zu sagen hast, als so ein Klugschiss.

 

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