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Ronin-die Geächteten

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19.02.2006
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Ronin-die Geächteten

Es war der 14. März 1701, ein wunderschöner Morgen, als der Daimyo Asano mit seiner Gattin und seinen 47 getreuen Samurai über den Hof des Shogun Tsumayoshi spazierte. Asano war ein Mann, der stolz auf seine Mannen war und sie fast mit in seine Familie eingliederte.
Asano winkte einen Samurai zu sich.
„Niikara...ich würde dir sehr dankbar sein, wenn du mal ein Auge auf den Zeremonienmeister Kira Kotsuke wirfst. Ich habe ihn gestern beobachtet wie er lüstern meiner Gattin nachsah. Ich möchte sie nicht beunruhigen und ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen.“
Niikara verbeugte sich und drosselte etwas sein Tempo um so lange wie möglich bei dem Tempel zu bleiben um den Zeremonienmeister, der im Tempel weilte, gut im Auge zu behalten.
Gegen Abend nahmen Asano, Kotsuke und Asanos Gattin das Essen ein, während die Samurai draußen weilten. Schon bald trat die Gattin hinaus um den Samurai etwas zum Essen zu bringen. Die Männer bedankten sich freundlich und beobachteten wie die junge Frau in den Park ging. Plötzlich sahen sie zwei Schatten. Sofort sprangen alle Samurai auf, machten mit kurzen Handzeichen klar, wer an Ort und Stelle bleiben sollte, während der Rest in den Park lief. Ein lautes Aufstöhnen ertönte. Oishi, der älteste Samurai, rannte durch die Büsche und sah wie sein Daimyo ein Schwert in der Hand hielt und der Zeremonienmeister vor ihm kauerte. Eine Wunde klaffte an seiner Stirn.
„Oishi...bitte nimm mein Daisho“, bat Asano.
Ahnend was für eine Zeit auf sich und seine Leute zu kommen wird, nahm Oishi das Daisho entgegen.
Der Shogun Tsumayoshi hörte von der Tat und eilte sofort zu dem Tatort an dem sich immer noch keiner geregt hatte.
„Asano“, seufzte Tsumayoshi bestürzt. „Was hast du getan?“
„Dein Zeremonienmeister hat meine Gattin nachgestellt und ich verlor meine Kontrolle.“
„Ich werde dich vor das Gericht bringen müssen.“
Asano nickte. Man reiste noch am gleichen Abend in die Harima-Provinz zurück um sich auf die bevorstehende Zeit vorzubereiten. Da jedem klar war, dass Asano nicht fliehen würde, konnte er sich bis zu seiner Verurteilung frei bewegen. Der Daimyo betete viel, kam kaum noch aus seinem Gut raus und schottete sich komplett von der Außenwelt ab.
Schließlich kam der Gerichtstag und Asano wurde zum Tod durch Seppuku verurteilt. Asanos Lehen fielen an die Regierung und die 47 Samurai wurden zu Ronin. Nun lag es ja nahe, dass sie sich für den Tod ihres Herren rächen würden, sodass die Richter beschlossen, die Ronin auf vier Lehensherren zu verteilen. Dort dienten sie ihren Herren treu, doch im Hintergrund schmiedeten sie einen Racheplan und am 2. Dezember 1702 konnte man sich endlich in einem Gasthof im Fukagawa-Bezirk in Edo treffen.
Oishi betrat als letzter den Gasthof und setzte sich zu seinen ehemaligen Gefolgsleuten.
„Jetzt ist es also an der Zeit, dass wir unseren Plan festigen. Einer von uns muss das Gehöft Herrn Kotsukes auskundschaften, wenn es dann soweit ist, wird er uns auch das Zeichen geben, wenn wir zuschlagen können. Jeder muss bereit sein und auf mein Befehl hin losgehen. Wir werden uns nun auf diesen ungewissen Tag vorbereiten und beten.“
Jeder verinnerlichte das Gesagte und spürte eine gewisse Befriedigung in sich, als er daran dachte, endlich die Rache ausführen zu können. Oishi erhob sich wieder.
„Niikara, du wirst das Gehöft beobachten und mir sofort bescheid geben.“
Niikara stand sofort auf, verbeugte sich um dann hinaus in den Schnee zu laufen. Am Morgen des 3. Dezembers erreichte er den Gebäudekomplex des Shoguns, ließ sich in der Nähe eines gefrorenen Flusses nieder und wartete. Seinen Proviant teilte er sich gut ein. Es wurde eine endlose Warterei, die an Niikaras Kräften zerrte, doch er konnte sich das Leiden sehr gut unterdrücken, doch dann geschah am späten Nachmittag des 14. Dezembers das unfassbare. Es fuhren große, prächtig geschmückte Wagen mit gepflegten Pferden in den Hof des Shogun und stoppten vor dem Gehöft Kotsukes. Niikara brauchte Gewissheit für seine Vermutung. Als Passant verkleidet könnte er nachfragen gehen, doch das Schicksal war schneller. Eine junge Dienerin stolperte mit einem Gefäß durch den Schnee. Verzweifelt versuchte sie das Eis des Flusses aufzubrechen. Niikara erhob sich von seinem Platz, warf sich einen braunen schmutzigen Umhang, den er als Decke für die Nächte benutzt hatte, um, damit die Dienerin nicht sein Daisho erkennen konnte.
„Kann ich dir helfen?“, fragte Niikara.
Die Dienerin fasste sofort Vertrauen zu dem Wanderer.
„Ja, ich bekomme das Eis nicht aufgebrochen.“
Niikara zog sein Wakizashi. Er dachte, dass die Dienerin es für einen normalen Dolch halten würde, doch sie erkannte das Instrument als Wakizashi, aber sie sagte nichts. Hatte sie von den 47 Ronin sehr wohl gehört. Niikara brach das Eis auf und füllte das Gefäß mit Wasser.
„Ich habe eine Frage“, lächelte Niikara. „Ich habe von meiner langen Wanderung Rast gemacht und die Wagen dort gesehen. Ist heute ein besonderer Feiertag?“
„Nein“, lachte die Dienerin. „Der Geizkragen Kira Kotsuke, der Zeremonienmeister, gibt heute ein Festessen.“
Niikara zog eine Augenbraue hoch, verbeugte sich und schritt durch den Wald. Nun war also die Zeit gekommen um Asano zu rächen. Was für ein Festtag!
Oishi nahm die Botschaft mit zügelloser Freude auf. Er schickte Niikara sofort wieder zurück, damit dieser sagen konnte, wann die Gäste gegangen wären. Oishi setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Er hatte seine Getreuen in einem leeren Speicher in unmittelbarer nähe des Hofes versammelt. Bei Kerzenlicht unterschrieben die 46 Ronin eine Urkunde mit folgendem Wortlaut:
„Heute wollen wir Herrn Kira Kotsuke angreifen und die Rachetat vollenden, die unser Gebieter begonnen hatte. Wer auch immer nach unserem Ende unsere Leichen finden sollte, wird achtungsvoll gebeten, diese Urkunde zu öffnen und von dem Inhalt Kenntnis zu nehmen.“
Die restliche Zeit verbrachte man mit angespannten Warten, dann öffnete sich die Speichertür und Niikara kam herein.
„Die Gäste sind zu Bett gegangen.“
Oishi nickte, dann reichte er dem Ronin die Urkunde.
„Lies sie dir durch und unterzeichne.“
Als auch Niikara unterschrieben hatte, bewaffneten sich die Samurai mit ihren Daishos. Oishi stellte sich auf einen Kasten und bat um Ruhe.
„Ich möchte euch noch mal an die Eigenschaften eines kriegserfahrenen Soldaten erinnern: Ruhig wie der Wald, unbeweglich wie der Berg, kalt wie der Nebel, schnell im Entschluss wie der Wind, im Angriff und im Sturm wie das Feuer.“
Es war in der Nacht vom 14. Dezember zum 15. Dezember als die 47 schwerbewaffneten Ronin in Edo schweigend durch den Schnee marschierten. Sie trugen weite, unter den Knien zusammengebundene Beinkleider, helle Kittel mit gezacktem Überwürfen und weiße Stirnbinden. Jeder trug sein Daisho, Lanzen und einige trugen auch Kreuzhellebarden.
Am Sumida-Fluss bei der Nihonbrücke lag das Ziel.
Der Angriff verlief problemlos. Die Wachen waren zu betrunken um sich zu wehren, die Nachbarschaft reagierte nicht, da Kira Kotsuke nicht beliebt war und außerdem wusste jeder was von statten ging. Nach einigen Stunden brach die letzte Wache röchelnd zusammen. Oishi sah sich suchend um. Nirgendwo eine einzige Person, die wie Kotsuke aussah. Oishi hob seine Hand und winkte. Die Ronin betraten Kiras Gemächer und fanden dort einen alten Mann, der zeternd behauptete nicht Kira Kotsuke zu sein. Oishi betrachtete den Mann genau. Er wusste nach was er suchen musste und Niikara machte ihn schließlich darauf aufmerksam. Am Kopf des alten Mannes zog sich eine lange Narbe entlang.
„Herr Kira Kotsuke, wir haben dich an der Narbe erkannt. Wir sind die ehemaligen Gefolgsleute von Asano und es ist unsere Pflicht die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Wir bitten dich zur Sühne Seppuku zu begehen.“
Kira zuckte zusammen und warf sich vor Oishi und Niikara zu Boden.
„Bitte lasst mich am Leben! Ich habe doch gar nichts getan.“
„Er widert mich an“, brummte Niikara.
Oishi zog wortlos ein Wakizashi und die Ronin erkannten es, als das ihres Herren Asano. Oishi packte Kira am Haarschopf und schnitt ihm die Kehle durch.
Zusammen pilgerten die Ronin zu dem Grab Asanos und verkündeten ihm feierlich die gelungene Rache und brachten Kiras Kopf dar. Dem Abt des Tempels gab Oishi alles Geld, das sie bei sich trugen, und bat ihn, sie alle in der Nähe ihres Herrn zu begraben.
Als der Shogun von der Tat hörte, erschrak er erst fürchterlich, doch gleichzeitig war er von soviel Treue angetan und zögerte, als man ihm das Todesurteil vorlegte, doch er unterschrieb letztendlich, denn die Autorität des Staates musste gewahrt bleiben.
Die Ronin waren bei der Zeremonie sehr ruhig, da sie mit dem Urteil gerechnet hatten. Man setzte sie in der Nähe des Grabes von Asano auf dem Friedhof des Sengaku-Tempels bei.
Wer mit Mitgefühl straft oder aus Mitgefühl handelt, der ist wahrlich stark und gerecht.

 

Hi Jussi,

fühlst du dich nicht langsam verfolgt von mir? Tut mir leid, Japan Geschichten muss ich einfach lesen, es geht nicht anders...

Das Positive vorweg: mangelnde historische Bezüge kann ich dir diesmal nun nicht vorwerfen, es ist ja nicht zu überlesen, woher deine Inspiration kam.
Eine Sache ist mir aufgefallen, ist aber eigentlich nicht so wichtig: Du nennst alle Personen beim Nachnamen außer den Shogun, das könntest du ja noch angleichen.

Noch ein paar stilistische Dinge:
Generell lässtt sich diese Geschichte schon angenehmer lesen als die anderen beiden, aber du hast immer noch ganz schön viele Wortwiederholungen drin:

Asano war ein Mann, der stolz auf seine Mannen war
Um ein Beispiel zu nennen. Zudem taucht das Wort samurai ziemlich oft auf, zumindest ein paar mal könntest du es auch vielleicht mal durch Männer, Krieger oder etwas ähnlichem ersetzen.

Die umgangssprachlichen Ausdrücke würde ich persönlich streichen.

„Niikara...ich würde dir sehr dankbar sein, wenn du mal ein Auge auf den Zeremonienmeister Kira Kotsuke wirfst
Vielleicht so: "Niikara, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du den Zeremonienmeister Kira Kotsuke im Auge behalten würdest..."
Dann würde ich allerdings auch den folgenden Satz abändern, um die Wiederholung von Auge zu vermeiden.
Der Daimyo betete viel, kam kaum noch aus seinem Gut raus und schottete sich komplett von der Außenwelt ab.
Vorschlag: Der daimyo betete viel, zog sich auf sein Gut zurück und schottete sich völlig von der Außenwelt ab. Naja, toll ist der Satz auch nicht...
Jeder trug sein Daisho, Lanzen und einige trugen auch Kreuzhellebarden
noch eine kleine Wortwiederholung

Da in dieser Geschichte ziemlich viele Personen vorkommen, ist die Identifikation für den Leser natürlich etwas schwierig. Ich hätte vielleicht versucht, das ganze aus der Sicht eines Samurai zu schildern. Die Gefühle, du weißt ja...:shy:
Niikara würde sich dafür anbieten, aber das bleibt dir natürlich selbst überlassen.
Viele Grüße,
Meari

 

Hallo Jussi,
anders als Meari habe ich überhaupt keine Ahnung von Japan, aber ich finde es schön, dass sich in der Historik-Rubrik etwas tut und Geschichten aus solchen Kulturen auftauchen. So fundiert wie Meari kann ich dich nicht kritisieren, was Japan-Details betrifft. Ob das in der Geschichte Vor- oder Nachnamen sind ... mir kannst du alles erzählen :D.
Am Anfang fühlte ich mich etwas erschlagen von den ganzen Begriffen, Rangbezeichnungen, Waffennamen, Namen etc., und musste mehrmals zurücklesen, um ganz hinter den Sinn zu steigen. Ich finde solche Begriffe in Geschichten durchaus passend, auch erschließt sich alles aus dem Kontext - ich kann mir zumindest denken, dass ein Wakizashi kein Musikinstrument ist. ;) Allerdings kommen all diese Begriffe gerade am Anfang sehr gehäuft vor, jedenfalls war das mein Eindruck. Vielleicht kannst du sie stärker "verteilen", ich für meinen Teil fühlte mich etwas erschlagen (aber ich habe selber auch schon eine Geschichte mit lauter spezifischen Begriffen geschrieben, wenngleich es keine japanischen waren, und konnte schwer einschätzen, was dem Leser zumutbar ist).
Zur Geschichte selbst: Sie lässt sich zwar schon ganz angenehm runter lesen, aber Meari hat schon Recht. Es sind viele Wortwiederholungen drin. Einige Sätze machen für mich keinen richtigen Sinn:

Hatte sie von den 47 Ronin sehr wohl gehört.
Was mich an der Geschichte stört, ist, dass alles sehr schnell heruntererzählt wird. Es passiert zwar einiges, aber dadurch, dass du alles sehr rasch erzählst, kommt bei mir keine rechte Atmosphäre auf. Vielleicht wäre es wirklich eine gute Idee, aus der Perspektive eines Samurais zu schreiben und stärker seine Gefühle und Eindrücke zu schreiben. Dann würde mehr Nähe entstehen. Keine Scheu vor der Länge :) Aber so ist der Text mir persönlich noch zu distanziert, das Schicksal der 47 Samurai bleibt mir trotz Interesse doch recht gleichgültig. Vielleicht kannst du da noch mal drüber schauen.
Inhaltlich sind manche Dinge wohl besser verständlich, wenn man sich in Japan auskennt. Ich dachte z.B. am Anfang, der Zeremonienmeister sei von Asano erschlagen worden, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass er für die bloße Verwundung desselben zum Tode verurteilt worden sein könnte. Allerdings ist es wohl sehr schwer, eine so spezifische Geschichte so zu schreiben, dass "Outsider" sie sofort verstehen - ohne aber mit dem Holzhammer draufzuhauen. Dass der fehlte, empfand ich nämlich andererseits auch wieder als angenehm.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hey,
die Idee mit dem ich-Erzähle ist genial, werde ich sofort umsetzen. Nein, ich fühle mich nicht verfolgt, sondern freue mich einen Leser zu haben. Arbeite auch schon an einer neuen Japan-geschichte mit Geishas.

lg,
Jussi:Pfeif:

 
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Es war der 14. März 1701, ein wunderschöner Morgen, als mein Daimyo Asano mit seiner Gattin und uns, wir waren 47 Samurai, über den Hof des Shogun Tsumayoshi spazierte. Asano war ein Mann, der stolz auf uns sein konnte und stolz auf uns war, sodass wir fast in seine Familie gehörten.
Asano winkte mich zu sich.
„Niikara...ich würde dir sehr dankbar sein, wenn du mal den Zeremonienmeister Kira Kotsuke im Augen behalten würdest. Ich habe ihn gestern beobachtet wie er lüstern meiner Gattin nachsah. Ich möchte sie nicht beunruhigen und ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen.“
Ich verbeugte mich und drosselte etwas mein Tempo um so lange wie möglich bei dem Tempel zu bleiben um den Zeremonienmeister, der im Tempel weilte, gut beobachten zu können.
Er tat nichts verdächtiges. Kotsuke betete im Stillen, sodass ich mich auch etwas in meine Seele zurückzog, aber trotzdem blieb ich wachsam. Das Treiben auf dem Hofe war sehr groß, da Kotsuke einige seiner Freunde zu einem Abendessen eingeladen hatte. Asano war ebenfalls geladen. Als ich mich gerade etwas entspannen wollte, trat die Gattin meines Herren aus einem anderen Tempel. Mit meinen Blicken heftete ich mich an sie. Risa Takeda war ihr Name. Takeda, eine hübsche 20-jährige Frau, die jeder von uns sehr mochte. Takeda war mal eine Geisha gewesen und ich erkannte sie sofort wieder, als Asano sie vorstellte. Es war nicht sehr lange her gewesen, da hatte ich Takeda, noch als Geisha tätig, besucht. Sie war eine wundervolle, zärtliche Frau und froh solch einen jungen Mann wie mich in ihrem Bett zu haben. Ich wollte nicht wissen wen sie alles beglücken musste. Takeda lag mir sehr am Herzen auch wenn ich es nicht zugeben durfte. Ich sehnte mich des öfteren nach ihr, doch sie blieb mir verwehrt, denn ihr Herz gehörte Asano. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich bemerkte, dass Takeda auf mich zu kam, doch bald besann ich mich meines Standes und mahnte mich zur Selbstbeherrschung. Takeda trug ihre schwarzen Haare hochgesteckt, sodass ihr betörendes Gesicht ohne Schatten von der Sonne beschien wurde.
„Niikara, was machst du hier?“, fragte mich Takeda.
„Ich wollte hier ein bisschen ruhen, aber warum bist du nicht bei Asano?“
Takeda lächelte leicht.
„Ich muss noch mit dem Zeremonienmeister etwas wegen dem heutigen Abendmahl besprechen.“
Ich nickte und trat ein Schritt zurück um Takeda zu bedeuten, dass ich nichts weiter von ihr wollte. Takeda verbeugte sich und ich tat es ihr etwas tiefer verbeugt gleich. Natürlich wurde die Situation für mich sehr interessant. Kotsuke erhob sich von seinem Gebet und empfang Takeda mit lüsternen Blicken, die selbst der blindeste Weise auf dieser Welt erkannt hätte. Das reichte mir völlig, sodass ich lautlos verschwand um Asano Bericht zu erstatten. Mein Daimyo saß in seiner Kammer und schrieb etwas auf ein Blatt Papier. Tief verneigt wartete ich, dass er mich bemerkte. Asano hob seinen Blick.
„Was gibt es Niikara?“ Asano legte sein Blatt zur Seite. „Jetzt setz dich erst mal zu mir.“
Dankbar ließ ich mich nieder. Asano war ein bewundernswerter Fürst, den ich über alles liebte und verehrte. Mit ihm in einem Zimmer zu sitzen, war unglaublich und der Gedanke für einmal zu sterben erfüllte mich mit einer angenehmen Erregung.
„Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie deine Gattin von Kotsuke betrachtet wurde. Seine unwürdigen Blicke entblößten sie fast.“
„Was wollte Risa bei ihm?“
„Sie sagte mir, dass sie etwas wegen dem Abendmahl klären müsse.“
Asano wog seinen Kopf bedächtig hin und her, dann überlegte er lange. Gespannt wartete ich auf seine Entscheidung.
„Warten wir den heutigen Abend ab.“

Gegen Abend nahmen Asano, Kotsuke und Asanos Gattin das Essen ein. Wir saßen draußen im Gras und erzählten uns Geschichten, die wir von anderen Leuten gehört hatten. Als die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand, trat Takeda aus dem Tempel. Sie war wunderschön anzusehen. Ihre Haare waren diesmal offen und ein paar Strähnen wehten in ihr junges Gesicht. Ich selbst war erst 25 Jahre alt. Takeda trug mehrere Schüsseln Reis. Jeder von uns betrachtete sie, wobei wir uns gegenseitig ermahnten nicht zu lüstern zu schauen. Takeda sah zu mir und ein sanftes Lächeln umspielte ihre rot geschminkten Lippen. Mein Gesicht blieb reglos, doch sie wusste genauso gut wie ich, dass ihr Lächeln mein Herz schneller schlagen ließ. Takeda verbeugte sich vor uns.
„Lasst es euch gut schmecken.“
Wir nickten und beobachteten, dass Takeda den Park ansteuerte. Ein ungutes Gefühl ließ mich ebenfalls aufstehen. Niemand fragte nach, wohin mich mein Weg führen würde, da ich ein ehrbarer Samurai, wie die anderen auch, war. Ich sah die Gattin meines Daimyos im Schatten eines Baumes verschwinden. Meine Hand lag schon am Schaft meines Katanas, als plötzlich ein lautes Aufstöhnen ertönte. Ich rannte schnell durch den Park, ignorierte die Dornen, die sich in mein Gesicht bohrten und blieb keuchend im Zentrum des Parkes stehen. Oishi, der älteste Samurai, sprang neben mir aus dem Dickicht. Es folgten 20 andere Samurai. Niemand hielt sein Katana in der Hand, da es verboten war. Ich spürte mein Herz, dass zwei Schläge aussetzte. Vor mir stand mein Fürst mit gehobenen Katana. Vor ihm kniete Kotsuke mit einem langen tiefen Kratzer an der Stirn. Takeda umklammerte Asano und wimmerte leise.
„Oishi...bitte nimm mein Daisho“, bat Asano.
Hiermit waren wir Ronin. Ein schreckliches Gefühl. Ich hatte jeden halt und jeden Sinn meines weiteren Lebens verloren. Nur eine Rachetat konnte mich noch erquicken. Asano nahm Takeda bei der Hand und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Geh mein Kind. Geh zu Niikara.“
Takeda wollte nicht gehen, doch Asano schob sie zu mir. Das zerbrechliche Mädchen in meinen Armen haltend musste ich darauf achten nicht selber zu Grunde zu gehen. Ich strich tröstend über Takedas Haar und hielt mir meine Tränen nur schwer zurück.
Ahnend was für eine Zeit auf sich und seine Leute zu kommen wird, nahm Oishi das Daisho entgegen. Eine kurze Zeit später sah ich zwei Gestalten eilig auf uns zu kommen. Es waren der Shogun Tsumayoshi und Mijamoto, ein Samurai von uns. Tsumayoshi sah fassungslos in die Runde und schüttelte schwer seinen Kopf.
„Asano“, seufzte er bestürzt. „Was hast du getan?“
„Dein Zeremonienmeister hat meine Gattin nachgestellt und ich verlor meine Kontrolle.“
„Ich werde dich vor das Gericht bringen müssen.“
Asano nickte. Seine Haltung war aufrecht, als wir zu unseren Kammern zurückkehrten. Es war ruhig, nur das leise Schluchzen von Takeda, die ich immer noch bei mir hielt, durchbrach diese bedrückende Stille. Ich beobachtete Kotsuke, der etwas ratlos und etwas ängstlich uns Ronin betrachtete. Ihm war klar, dass er ab jetzt um sein Leben bangen konnte und er bangte wie ein ängstliches Kaninchen.
Am Tempelkomplex angekommen, trat Oishi an meine Seite. Takeda stand noch in meiner Nähe, doch sie war zu sehr mit ihrer Trauer beschäftigt, als das sie was hören könnte, was mein Anführer zu mir sprach.
„Wir reisen heute Abend noch ab. Der Shogun ordnete dies an und es liegt auch in Asanos Interesse. Er wünscht sich, dass wir auf Takeda aufpassen, doch es wird wohl kaum möglich sein, da wir sicherlich unter anderen Fürsten aufgeteilt werden. Drum lass dir gesagt sein, dass wir im ständigen Kontakt zueinander stehen sollten um unsere Rache zu planen. Nimm auch Takeda mit zu deinem Fürsten. Vielleicht kann sie ihm im Haushalt dienen.“
Ich war nicht so sehr von der Idee Oishis begeistert. Takeda mit zu einem fremden Fürsten zu nehmen...sie war eine Geisha und ist es jetzt nicht mehr!
„Sie wird ihm auch woanders dienen müssen“, bedachte ich.
„Darauf sollst du aufpassen.“
Ich nickte halb überzeugt und ging mein Pferd holen. Innerhalb von einer Stunde waren wir zur Abreise bereit. Asano verabschiedete sich von dem Shogun, schwang sich auf sein Pferd, hob die Hand und galoppierte voraus. Nach Harima war es schon ein kleines Stückchen, doch ich verbrachte die Zeit in einem stillen Gebet. Der Wind war kühl, aber ich konnte den nahenden Frühling schon wahrnehmen.
„Niikara!“, rief mich Oishi nach vorne.
Ich trieb mein Pferd an und verließ somit die Nachhut. Neben meinem Anführer fiel mein Pferd wieder in den Schritt zurück. Fragend sah ich Oishi an.
„Was gibt es?“
„Takeda möchte mit dir sprechen.“
Ich zog verwundert eine Augenbraue hoch, hielt mein Pferd an und wartete auf Takeda, die schon angaloppiert kam. Ihr Haar war zu einem festen Zopf zusammengebunden, ihre Augen funkelten traurig.
„Niikara, ich habe gehört, dass ich mit gehen soll.“
„Ja. Da hast du richtig gehört. Das Gericht wird uns sicherlich alle aufteilen, aber keine Angst. So leicht werden wir den Tod von Asano nicht hinnehmen.“
Takeda sah mich panisch an.
„Tod? Warum redet ihr alle von Tod? Asano spricht mit mir, als ob er morgen sterben müsse.“
Ich hätte sie sehr gerne in meine Arme genommen um sie zu trösten.
„Es ist doch bei Todesstrafe verboten das Schwert am Hofe des Shogun zu ziehen.“
„Aber...“
„So sind die Gesetze.“
Takeda sah auf ihren Sattel und schwieg. Ich erlaubte mir kurz ihre Hand sanft zu drücken, dann musste ich wieder der unnahbare Samurai sein, drehte mein Pferd und galoppierte zu meinem ursprünglichen Platz in der Nachhut zurück.
In Harima bekamen wir Asano nicht mehr zu Gesicht und Takeda nur noch sehr selten. Sie war traurig, arbeitete viel um zu vergessen oder zu verdrängen. Wenn ich mit Oishi über die Felder spazierte, sahen wir sie alleine in der Baumkrone unserer Weide sitzen. Sie sang, sie blickte in den Himmel und zählte die Krähen, welche im herum flatterten.
„Ich hätte nie gedacht, dass solch ein junges Mädchen unseren älteren Fürsten so aufrecht lieben kann“, überlegte Oishi, als wir uns auf den Rückweg machten.
Takeda war alleine am Waldrand entlang spaziert und hatte Blumen gepflückt.
„Asano hat sie aus der Geisha-Hölle geholt.“
„So schlecht haben es die Geishas auch nicht.“
„Aber auch nicht so gut wie Takeda es bis vor kurzem hatte.“
Oishi sah mich lange an, dann umspielte ein verständnisvolles Lächeln seine Lippen.
„Sicherlich nicht. Da hast du recht. Was anderes: Wann ist der Gerichtstermin?“
„In einer Woche soweit ich weiß.“
Oishi strich nachdenklich über den Schaft seines Katanas. Würde dieses schon bald unseren Fürsten rächen? Ich blickte in eine trübe Zukunft.

Schließlich kam der Gerichtstag und Asano wurde zum Tod durch Seppuku verurteilt. Es war ein regnerischer Tag. Der Himmel weinte um einen tollen Menschen, den die Erde verloren hatte. Bei der Urteilsverkündung durften wie selber nicht dabei sein, doch bei der Ausführung des Seppuku. Takeda brach während des Rituals zusammen und wurde hinausgetragen. Ich hatte sie gewarnt und gebeten zuhause zu bleibe, doch das eigenwillige Mädchen wollte nicht auf mich hören. Oishi war der Kaikashu und befreite Asano von seinen Schmerzen. Ich spürte einen tiefen Stich in meinem Herzen, als Asano mit todesgeweihten Augen zu mir sah und leise: „Niikara...Risa“, keuchte. Tränen brannten mir in den Augen und ich ließ ihnen freien lauf. Niemand sagte etwas, niemand bezeichnete mich als einen schwachen Menschen, denn sie spürten welcher Zauber in der Luft lag.
Asanos Lehen fielen an die Regierung und wir wurden zu Ronin. Nun lag es ja nahe, dass wir uns für den Tod unseres Herren rächen würden, sodass die Richter beschlossen, uns Ronin auf vier Lehensherren zu verteilen. Takeda und ich erwischten einen besonders widerlichen Menschen, der tief in seiner Seele verdorben war. Ich blieb in Takedas Nähe und ließ sie nicht mehr aus den Augen. Das einzige Problem war, dass ich in einer kleinen Hütte neben dem Anwesen schlafen musste, während Takeda ein Zimmer neben dem des Daimyos hatte. Ich wälzte mich schlaflos Nacht für Nacht hin und her und konnte nicht ruhig schlafen, weil ich Angst hatte zu versagen. Eines nachts vernahm ich, dass sich jemand in die Hütte schlich. Ich zog mein Wakizashi und blieb regungslos im Bett liegen. Der Fremde trat an mein Bett. Ich schoss blitzschnell hervor, warf die Gestalt auf den Rück und hielt ihr die Klinge an den Hals.
„Niikara...ich bin es doch.“
Ich spürte schlanke Finger, die sich schüchtern um mein Handgelenk legten. Ich schluckte und richtete mich wieder auf. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und ich erkannte Takeda, die auf meinem Bett lag.
„Takeda“, zischte ich. „Was machst du hier? Du musst zurück.“
„Nein!“, rief sie panisch und warf sich mir in die Arme. „Schick mich nicht zurück. Der Mensch ist widerlich.“
Oh je, dachte ich nur noch und ertappte mich dabei wie ich Takeda stärker an mich drückte um sie vor dem Bösen der Welt zu schützen.
„Was hast du dir gedacht was du jetzt machen willst?“
„Ich will weg von hier.“
Ich sah mein Wakizashi auf dem Bett liegen und überlegte, dann nahm ich es. Takeda sah mich fragend an.
„Du bleibst hier.“
Takeda sprang auf, als ich an der Tür stand und plötzlich küsste sie mich. Ich drückte sie von mir und schüttelte den Kopf, denn für mich gehörte sie immer noch Asano.
Leise schlich ich durch das Anwesen, schob die Tür zur Schlafkammer auf und erblickte Nagizawa, der friedlich in seinem Bett schlief. Lautlos stellte ich mich vor das Bett. In der Kammer schwebte noch Takedas Duft und ihre Angst. Ich vernahm ihre hilflosen Schreie. Ohne jegliche Gefühle packte ich Nagizawas Kopf. Mein Daimyo schreckte kurz auf, dann hatte ich ihn getötet.
Draußen stand Takeda schon mit zwei Pferden. Wir sprangen hinauf und galoppierten rastlos Richtung Edo, denn dort wollte Oishi sich mit uns Samurai treffen. Ich wusste nicht wohin ich mit Takeda sollte, doch diese Frage beantwortete sich ganz von selbst. Vor den Toren Edos blieben wir kurz stehen. Ein Weg führte hinein, ein anderer Richtung Hokkaido. Takeda lenkte ihr Pferd auf den letzten.
„Wo willst du hin?“
„Ich werde nach Hokkaido reiten und da soll das Schicksal mir den richtigen Weg weisen.“
Ich nickte und war beeindruckt von dieser Entscheidung. Takeda lenkte ihr Pferd kurz zu mir, öffnete ihr Haar und gab mir ihre Spange mit einer wunderschönen Blüte von einem Kirschbaum.
„Wo hast du diese Blüte denn her?“
„Ich fand sie einmal als Kind in einem Fluss, seitdem ist sie nie verwelkt.“
„Soll ich sie zu Asanos Grab legen?“
Takeda verschloss meine Hand mit ihrer und küsste meine Finger.
„Nein...die ist für dich. Asano habe ich schon etwas gegeben.“
Takeda lächelte, dann galoppierte ihr Pferd in den Wald hinein. Ich werde nie die offenen wehenden Haare vergessen, welche im Takt des Windes tanzten. Takeda war eine Tochter des Sturmes. Ich ritt für meinen Teil nach Edo und mietete mir ein Zimmer in einer kleinen Gaststätte.
Am 2. Dezember 1702 war es dann soweit. In der kleinen Gaststätte in der ich mein Zimmer hatte, trafen wir uns um endlich Rache zu nehmen. Oishi erreichte als erster den Fukagawa-Bezirk in Edo.
Ich war voller Freude, als ich meine alten Kameraden wiedersah. Oishi nahm mich gleich zur Seite und fragte, was mit Takeda passiert sei. Ich erzählte ihm von ihrer Entscheidung und wir beteten kurz.
Als alle angekommen waren, stand Oishi auf.
„Jetzt ist es also an der Zeit, dass wir unseren Plan festigen. Einer von uns muss das Gehöft von Herrn Kotsuke auskundschaften, wenn es dann soweit ist, wird er uns auch das Zeichen geben, wenn wir zuschlagen können. Jeder muss bereit sein und auf mein Befehl hin losgehen. Wir werden uns nun auf diesen ungewissen Tag vorbereiten und beten.“
Wir verinnerlichten das Gesagte und spürten eine gewisse Befriedigung in uns, als wir daran dachten, endlich die Rache ausführen zu können. Oishi ließ sich wieder nieder.
„Niikara, du wirst das Gehöft beobachten und mir sofort bescheid geben.“
Ich stand sofort auf, verbeugte mich um dann hinaus in den Schnee zu laufen. Am Morgen des 3. Dezembers erreichte ich den Gebäudekomplex des Shoguns, ließ mich in der Nähe eines gefrorenen Flusses nieder und wartete. Meinen Proviant teilte ich mir gut ein. Es wurde eine endlose Warterei, die an meinen Kräften zerrte, doch ich konnte mir das Leiden sehr gut unterdrücken, doch dann geschah am späten Nachmittag des 14. Dezembers das Unfassbare. Es fuhren große, prächtig geschmückte Wagen mit gepflegten Pferden in den Hof des Shogun und stoppten vor dem Gehöft Kotsukes. Ich brauchte Gewissheit für meine Vermutung. Als Passant verkleidet hätte ich nachfragen können, doch das Schicksal war schneller. Eine junge Dienerin stolperte mit einem Gefäß durch den Schnee. Verzweifelt versuchte sie das Eis des Flusses aufzubrechen. Ich beobachtete sie eine Weile, dann erhob ich mich von meinem Platz, warf mir meine braune Decke um die Schulter damit die Dienerin nicht mein Daisho erkennen konnte.
„Kann ich dir helfen?“, fragte ich.
Die Dienerin fasste sofort vertrauen.
„Ja, ich bekomme das Eis nicht aufgebrochen.“
Unvorsichtiger Weise zog ich mein Wakizashi. Ich glaubte, dass die Dienerin es für einen normalen Dolch halten würde. Ich brach das Eis auf und füllte das Gefäß mit Wasser.
„Ich habe eine Frage“, lächelte ich um noch mehr Vertrauen zu bekommen. „Ich habe von meiner langen Wanderung Rast gemacht und die Wagen dort gesehen. Ist heute ein besonderer Feiertag?“
„Nein“, lachte die Dienerin. „Der Geizkragen Kira Kotsuke, der Zeremonienmeister, gibt heute ein Festessen.“
Ich zog eine Augenbraue hoch, verbeugte mich und schritt durch den Wald. Nun war also die Zeit gekommen um Asano zu rächen. Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich rannte fast nach Edo zurück.
Oishi nahm die Botschaft mit zügelloser Freude auf. Er schickte mich sofort wieder zurück, damit ich sagen konnte, wann die Gäste gegangen wären. Diesmal ritt ich mit einem Pferd, da ich so schneller war. Auf den Weg durch den Wald glaubte ich Takeda zu sehen und mein Herz füllte sich mit tiefer Trauer. Ich hatte sie geliebt. Schnell vertrieb ich die unpassenden Gedanken und hielt auf einem Hügel von dem ich perfekt einen Überblick über das gesamte Gelände hatte. Kotsuke feierte bis in die tiefe Nacht hinein. Mir fiel es öfters schwer meine Augen offen zu halten, doch dann leerte sich das Gehöft. Ich wartete bis der letzte Gast sein Licht gelöscht hatte, dann trieb ich mein Pferd an und galoppierte ohnmächtig vor Aufregung nach Edo zurück. Diesmal hatten wir uns in einem kleinen Schuppen versammelt. Ich öffnete die Tür und betrat den Schuppen. Ich brauchte nichts zu erzählen. Wortlos drückte Oishi mir eine Urkunde in die Hand. Ich las sie mir durch und unterzeichnete dann:
„Heute wollen wir Herrn Kira Kotsuke angreifen und die Rachetat vollenden, die unser Gebieter begonnen hatte. Wer auch immer nach unserem Ende unsere Leichen finden sollte, wird achtungsvoll gebeten, diese Urkunde zu öffnen und von dem Inhalt Kenntnis zu nehmen.“
Sofort bewaffneten wir uns mit unseren Daishos. Oishi stellte sich auf einen Kasten und bat um Ruhe.
„Ich möchte euch noch mal an die Eigenschaften eines kriegserfahrenen Soldaten erinnern: Ruhig wie der Wald, unbeweglich wie der Berg, kalt wie der Nebel, schnell im Entschluss wie der Wind, im Angriff und im Sturm wie das Feuer.“
Es war in der Nacht vom 14. Dezember zum 15. Dezember als wir 47 schwerbewaffneten Ronin in Edo schweigend durch den Schnee marschierten. Wir trugen weite, unter den Knien zusammengebundene Beinkleider, helle Kittel mit gezacktem Überwürfen und weiße Stirnbinden. Jeder hatte sein Daisho, Lanzen und Kreuzhellebarden bei sich.
Am Sumida-Fluss bei der Nihonbrücke lag das Ziel.
Der Angriff verlief problemlos. Die Wachen waren zu betrunken um sich zu wehren, die Nachbarschaft reagierte nicht, da Kira Kotsuke nicht beliebt war und außerdem wusste jeder was von statten ging. Nach einigen Stunden brach die letzte Wache röchelnd zusammen. Oishi sah sich suchend um. Ich lief in jede erdenkliche Ecke, doch nirgendwo war eine einzige Person, die wie Kotsuke aussah. Oishi hob seine Hand und winkte. Wir betraten Kotsukes Gemächer und fanden dort einen alten Mann, der zeternd behauptete nicht Kira Kotsuke zu sein. Oishi betrachtete den Mann genau. Ich suchte flink den Kopf ab und fand schließlich das wichtigsten Indiz. Am Kopf des alten Mannes zog sich eine lange Narbe entlang.
„Herr Kira Kotsuke, wir haben dich an der Narbe erkannt. Wir sind die ehemaligen Gefolgsleute von Asano und es ist unsere Pflicht die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Wir bitten dich zur Sühne Seppuku zu begehen.“
Kira zuckte zusammen und warf sich vor Oishi und mir zu Boden. Ich wich angewidert einen Schritt zurück.
„Bitte lasst mich am Leben! Ich habe doch gar nichts getan.“
„Er ekelt mich an“, brummte ich.
Oishi zog wortlos ein Wakizashi und ich erkannte es, als das von Asano. Oishi packte Kotsuke am Haarschopf und schnitt ihm die Kehle durch.
Zusammen pilgerten wir zu dem Grab Asanos und verkündeten ihm feierlich die gelungene Rache und brachten Kotsukes Kopf dar. Dem Abt des Tempels gab Oishi alles Geld, das wir bei uns trugen, und bat ihn, uns alle in der Nähe unseres Herrn zu begraben. Ich spürte eine unglaubliche Befriedigung in mir und wusste, dass ich ohne jegliche Reue sterben konnte, da mein Leben kein weiteren Sinn mehr hatte.
Als der Shogun von der Tat hörte, erschrak er erst fürchterlich, doch gleichzeitig war er von soviel Treue angetan und zögerte, als man ihm das Todesurteil vorlegte, doch er unterschrieb letztendlich, denn die Autorität des Staates musste gewahrt bleiben.
Wir hatten mit dem Urteil Seppuku gerechnet, sodass ich zumindest ruhig blieb und auch innerlich sehr ausgeglichen war. Oishi sah mich an und ich ihn. Wir lächelten.
Nun sitze ich in meiner Kammer und warte darauf endlich das Ritual erleben zu dürfen. Neben mir liegt Takedas Spange. Ich hatte aus Sapporo eine kleine Nachricht von ihr bekommen, dann kam nichts mehr. Ich hoffe sehr neben Asano und meinen Kameraden begraben zu werden und setze auf den Abt, dem wir das Geld gegeben hatten.
Wer mit Mitgefühl straft oder aus Mitgefühl handelt, der ist wahrlich stark und gerecht.

 

Ima omoshiroi desu ne

sinngem.: Jetzt ist's spannend

Die "Ich"-Version klingt viel besser als die ursprüngliche, die - verzeih mir - ein bißchen wie ein Schüleraufsatz für mich wirkt.

Nur eine Anmerkung. Es gibt nicht das Daisho.
大小 ist eine ehrenvolle Kurzbezeichnung für die beiden Schwerter.
大 = Dai = groß, 小 = Sho = klein.
Aber nicht jeder Samurai hat beide getragen. Man spricht besser vom Katana und, so wie Du es zum Schuß getan hast, vom Wakizashi. Was man vielleicht kurz hätte erklären können.


Ganbatte
Michael "Daiko 大虎"

 

Hm, ja, da hab ich auch immer gegrübelt wie ich das mit dem Artikel anstellen sollte. Danke für den Hinweis.

Jussi

 

Hallo Jussi,
interessante Kg.
Mir sind beim Lesen zwei Dinge aufgefallen und zwar:
Meiner Meinung nach beten Samurai nicht (-klar, kann man auch sagen, ist für mich aber irgendwie deplaziert), sondern meditieren. Ich meine mich daran zu erinnern, dass der in Japan praktizierte Zen -glaube viel mit meditieren und der Stärkung von Körper und Geist zu tun hat, aber nicht mit beten.

Und zweitens, warum warten die Samurai auf eine Gerichtsverhandlung? Normalerweise begeht ein Samurai (-oder Jpaner dieser Epoche) auch aus freien Stücken Sepukku. Der Ehre wegen.

Also bis auf diese beiden inhaltlichen Details fand ich deine Geschichte echt gut und ich hoffe dir fällt noch mehr zu dem Thema ein ;)
(-Dann gibts für mich wieder was zu lesen)

Grüsse
A.Merg

 

Hallo A.Merg,
danke für deine Kritik.

Meiner Meinung nach beten Samurai nicht (-klar, kann man auch sagen, ist für mich aber irgendwie deplaziert), sondern meditieren.
Soweit ich weiß, hatten die Japaner damals schon gewissen Götter zu denen sie beteten, aber natürlich hast du recht, dass ein Zeremoniemeister wohl eher meditieren wird, als beten.

Und zweitens, warum warten die Samurai auf eine Gerichtsverhandlung? Normalerweise begeht ein Samurai (-oder Jpaner dieser Epoche) auch aus freien Stücken Sepukku. Der Ehre wegen.
Natürlich kann einem Samurai nichts besseres passieren, als seppuku, aber nach meinen geschichtlichen Quellen, wurde seppuku auch als Urteil ausgesprochen und in dem Falle der 47 Samurai, die es auch wirklich gab und denen die Japaner noch heute gerne gedenken, wurde seppuku als Todesurteil
vorgelegt und vom Shogun unterzeichnet.

Vielen Dank, dass du die Geschichte gelesen hast. Ich bin sehr froh, dass sie dir auch gefiel.

Mata ne
Jussi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi,

hmmm, Japan. Da guck ich doch mal eben rein...

Ich hab jetzt beide Versionen mal überflogen und bin leider wenig begeistert - da scheint mir noch zu viel im Argen zu sein.

Stilistisch ist die Geschichte auch in der neuen Fassung noch dringend überarbeitungsbedürftig. Das fängt bei Kommafehlern und solchen Dingen an und endet in zahlreichen sehr holprigen Formulierungen.

Zudem hab ich das ungute Gefühl, dass bei der Recherchearbeit noch einiges zu tun bleibt. Ein paar Beispiele für Dinge, die meine Aufmerksamkeit erregt habe:

- Was im traditionellen Japan absolut unüblich war (und teilweise sogar heute noch ist): Dass die Gattin des Hausherrn/Fürsten übermäßigen Kontakt mit der Außenwelt hatte. Es gibt eine extrem strenge Etikette u.a. darüber, unter welchen Umständen und in welcher Form eine Frau das Wort an einen Mann richten durfte, bei welchen Gelegenheiten sie zugegen sein durfte usw. Insofern ist das Sujet, dass du zu Anfang schilderst, für mich ein böser Logikfehler, und damit auch vieles, was sich daraus ergibt.

- Die Szene im Garten: Dass ein Samurai die Ehefrau seines Herrn oder generell eines anderen tröstet oder gar in den Arm nimmt, ist selbst in einer solchen Situation undenkbar. Diese Form von Vertraulichkeit aber auch von Emotionalität gilt auch heute noch in der japanischen Etikette als unschicklich. Realistischer wäre, dass Takeda ihre Tränen so gut wie möglich unterdrückt, sich vom Ort des Geschehens und in den Kreis ihrer Zofen zurückzieht.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass sich deine Charaktere im Großen und Ganzen sehr ... unjapanisch Verhalten. Die japanische Kultur ist von der unseren wirklich extrem verschieden (allein die Bedeutung von Etikette u.ä.) und man muss sich schon recht intensiv damit beschäftigen, fürchte ich, wenn man diese Lebensart in einer Geschichte glaubwürdig rüberbringen will. Hier sagt mein Instinkt leider: Hat nicht geklappt, sorry.

EDIT: Ein konkretes Beispiel und auch das, welches mir als erstes und am drastischsten auffiel:

Gegen Abend nahmen Asano, Kotsuke und Asanos Gattin das Essen ein. Wir saßen draußen im Gras und erzählten uns Geschichten, die wir von anderen Leuten gehört hatten. Als die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand, trat Takeda aus dem Tempel. Sie war wunderschön anzusehen. Ihre Haare waren diesmal offen und ein paar Strähnen wehten in ihr junges Gesicht. Ich selbst war erst 25 Jahre alt. Takeda trug mehrere Schüsseln Reis. Jeder von uns betrachtete sie, wobei wir uns gegenseitig ermahnten nicht zu lüstern zu schauen. Takeda sah zu mir und ein sanftes Lächeln umspielte ihre rot geschminkten Lippen. Mein Gesicht blieb reglos, doch sie wusste genauso gut wie ich, dass ihr Lächeln mein Herz schneller schlagen ließ. Takeda verbeugte sich vor uns.
„Lasst es euch gut schmecken.“

Dies ist eine Szene, wie sie sich vielleicht auf dem Gut eines Landadeligen im europäischen Mittelalter abspielen könnte - aber meines Wissens nach niemals im traditionellen Japan.
Punkt eins: Frauen aßen für gewöhnlich nicht zusammen mit den Männern, außer im absolut privaten Rahmen, und manchmal nicht mal dort. Immerhin ist das hier ein Fürst, der mit einem der höchsten Würdenträger des Shogunats zusammen isst. Eine Frau wäre dabei nicht zugegen, es sei denn, es handelt sich um eine Geisha, und diese würde bedienen.
Punkt zwei: Sie würde nicht mit offenen Haaren in der Öffentlichkeit erscheinen. Wenn du Illustrationen des höfischen Lebens betrachtest, wirst du feststellen, dass die Frauen dort durchgehend die Haare hochgesteckt haben. Offene Haare in der Öffentlichkeit galten mWn als liederlich bzw. als Zeichen von Wahnsinn.
Punkt drei: Asanos Gattin würde sich niemals einfach ein paar Schüsseln unter den Arm klemmen und seine Samurai bedienen. Das wäre zutiefst unschicklich und nicht ihrem Stand gemäß. Dies würden die Diener des Shogun übernehmen oder die eigene Dienerschaft der Samurai (die wahrscheinlich auch nicht einfach so "im Gras" rumsitzen würden...Samurai sind nicht nur einfache Soldaten!). Und sie würde sie auch nicht einfach so anreden. In Gegenwart anderer Männer hatte die japanische Ehefrau in der Regel den Blick gesenkt zu halten und zu schweigen. Eine Frau direkt anzusprechen, galt als unschicklich, auch Komplimente wurden dem Ehemann gemacht, nicht der Frau direkt. Umgekehrt natürlich genauso - ein solch lockerer Umgang mit Männern wäre der Ehefrau eines Adeligen unwürdig!

Soll heißen: Bereits diese anfängliche Szene ist für mein Empfinden zutiefst "unjapanisch". Es gibt aber noch zahlreiche andere Dinge, einschließlich der Tatsache, dass der Delinquent beim Seppuku nicht sprechen und weder Anzeichen von Schmerz noch von Zögern oder sonstige Emotionen zeigen durfte. Selbst die Art, in der er umfiel, war vorgeschrieben - stimmte auch nur ein Detail nicht, konnte es passieren, dass der Selbstmord vom offziellen Beobachter nicht als gültiger Seppuku anerkannt wurde. Damit war der Tote auf immer entehrt.

- Die Geschichte selbst: In der ursprünglichen Legende, die ich grad dann doch aus Neugier mal nachgeschlagen habe, heisst es, Asano sei durch simple Provokation Kiras zu dem Gewaltausbruch gebracht worden und hätte noch in der gleichen Nacht Seppuku begangen (siehe hier: 47 Ronin). Es gab also weder ein Gerichtsverfahren noch ein Eifersuchtsdrama. Deine Version wirkt auf mich irgendwie nicht wirklich schlüssig, s.o.

Jussi schrieb:
Soweit ich weiß, hatten die Japaner damals schon gewissen Götter zu denen sie beteten, aber natürlich hast du recht, dass ein Zeremoniemeister wohl eher meditieren wird, als beten.

Die meisten Japaner waren und sind Shintoisten, d.h. sie haben im Prinzip Millionen von Göttern, sog. kami. Allerdings muss man sich, um zu einem davon zu beten, explizit zu seinem Schrein begeben und dort ein bestimmtes Ritual einhalten. Zudem gibt es im Shinto keinen Seelenbegriff in unserem Sinne, weshalb dort beten eher ergebnisorientiert ist, eine Art Handel. Man gibt (betet/schenkt), um zu bekommen (gute Noten, eine schöne Frau, wasauchimmer). Um Fragen des "Seelenheils" geht es im Shinto nicht. Daheim in seinem Zimmer zu sitzen und zu beten o.ä. wird von den Japanern hingegen als wirkungslos betrachtet, weil die Gottheit dich dort nicht hören kann. Shinto-Gottheiten sind - abgesehen von wenigen wirklich großen wie Amaterasu z.B. - auch örtlich an ihren Schrein gebunden.
Das Beten würde ich also streichen. Überhaupt scheinen mir deine Samurai und auch die ganze Geschichte viel zu sehr vom europäischen Rittertum und dessen Verhalten und der zugehörigen Romantik gefärbt zu sein irgendwie, das ist ein echtes Problem.

Zudem ist es wohl richtig, dass ein Samurai in einer solchen Situation viel Zeit mit Meditation verbringen wird, um Satori zu erreichen, d.h. die Befreiung vom Ich und damit auch von der Angst vorm Tod.

Insgesamt kann ich nur sagen: Naja, sowas wie ein gültiger Versuch. Aber zum einen musst du dringend an deiner Schreibe arbeiten (aber das kommt evtl. einfach mit der Zeit). Zum anderen würde ich dir empfehlen, dich erst noch sehr viel intensiver mit der ganzen Japan-Thematik zu beschäftigen, bevor du dich an weitere Geschichten dieser Art heranwagst. Ich bin selbst nicht unbedingt der totale Japan-Experte, aber wie schon erwähnt: selbst mein Bauchgefühl sagt mir, dass hier im Detail vieles zu unjapanisch daherkommt...

Das war's schon. Weiterhin viel Spaß beim Schreiben!

Horni

 

Hallo Horni,
danke erstmal.
Weißt Du ob die Japaner damals der so genannten japanischen Etikette wirklich folgten? Ich wollte Fürst, Shogun, Zeremoniemeister, Frau und Samurai nicht perfekt erscheinen lassen, sondern menschlich. Vielleicht bin ich da etwas sehr doll davon abgewichen.
Ich beschäftige mich wirklich noch nicht sehr lange mit Japan, aber die Version der 47 Ronin habe ich einer Geschichtszeitung entnommen.
Hm, das Seppuku-Ritual von Asano habe ich wohl sehr übertrieben. Ich hätte mich da wohl an das Buch von Inazô Nitobe "Bushidô" halten sollen.
Nun gut.

Liebe Grüße
Jussi

 

Hallo Jussi!

Jussi schrieb:
Hallo Horni,
danke erstmal.
Weißt Du ob die Japaner damals der so genannten japanischen Etikette wirklich folgten?

Die kurze Antwort: Ja, allerdings!

Die etwas längere: Für Japaner ist und war Etikette nicht etwa eine Art Jacke, die man nach Feierabend ablegt oder sowas. Die Etikette durchdringt das gesamte gesellschaftliche und teils auch private Leben der Japaner. Ein Japaner denkt nicht "Och, halte ich mich heute mal an die Etikette oder nicht?", so wenig, wie du jeden Morgen überlegst, ob du heute nackt oder angezogen aus dem Haus gehst - Japaner leben in ihrer Etikette, sie regelt und ermöglicht überhaupt erst ein Zusammensein und Kommunikation. Die sehr strenge höfische Etikette hatte zudem den Sinn, die sehr komplexen und unerbittlichen Hierarchien, von denen das japanische Denken bis heute beherrscht ist, zu regulieren und auszudrücken. So bestimmte die Stellung des Gegenüber u.a. auch, in welchem Winkelgrad man sich vor ihm zu verbeugen hatte. Sich vor einem Rangniedrigeren tiefer zu verbeugen als z.B. vor einem Vorgesetzten, ist auch heute noch ein schwerer Faux pas ... ich könnte dir jetzt noch Dutzende Beispiele aufzählen, aber ich denke, es wird klar, worum es geht. In Japan geht absolut nichts ohne Etikette, damals wie heute.

Ich gebe dir auf jeden Fall noch einmal die dringende Empfehlung, dich sehr viel intensiver mit Japan und den dortigen Gepflogenheiten, der doch für uns sehr fremdartigen japanischen Denkweise etc. vertraut zu machen, bevor du dich an weitere Geschichten darüber heranwagst. Das Internet allein bietet bereits eine Fülle von Infoquellen, Bücher helfen natürlich auch viel. Leider hab ich mir meine Informationen aus zu vielen verschiedenen Quellen zusammengestückelt (bzw. vieles auch den Erzählungen meiner Senseis oder von Menschen entnommen, die bereits in Japan waren), als dass ich jetzt die eine ultimative Quelle angeben könnte. Such halt mal ein bisschen rum - das ist ja mitunter auch der spannende und interessante Teil von Recherche, das Stöbern und sich festlesen usw. ;)

Weiterhin viel Spaß und schöne Feiertage,
Horni

:xmas:

 

Hallo Horni,
kannst du wirklich mit ganz reinem Gewissen sagen, dass jeder Japaner, ausnamslos jeder in diesem Land, sich an die Etikette hält?
Ich kann das nicht.
Kannst du auch mit diesem Gewissen sagen, dass sich jeder Japaner, ob Samurai oder Fürst, sich an die Etikette oder an den Weg des Bushidô gehalten hat?
Ich kann das nicht.
Sicherlich ist der eine oder andere Fakt aus der Geschichte mit Fantasie und Unwissen gefüllt, aber man kann niemanden, nicht mal einem Volk, in die Denkweise schauen.
Ich möchte damit sagen, dass natürlich die japanische Etikette sehr großes Gewicht hat, aber das soll nicht heißen, dass es keine Ausnahmen gibt/gab.

lg,
Jussi:read:

 
Zuletzt bearbeitet:

Und das soll jetzt was genau bedeuten? "Ich scher mich nich um Recherche sondern schreib trotzdem, was mir gerade passt, denn Ausnahmen gibt es ja immer!"?

Denn Gegenfrage: Kannst du mit "reinem Gewissen" sagen, dass ausnahmslos jeder Europäer nicht nackt zur Arbeit fährt? Klar könnte es hin und wieder den einen oder anderen geben... blablabla
Sorry, aber deine Argumentation ist irgendwie ziemlich hanebüchen und klingt nach lahmer Entschuldigung dafür, schlecht recherchiert zu haben. Und du unterschätzt offenbar die Bedeutung der Etikette für die japanische Gesellschaft. Dort hat sie keinesfalls dieselbe negative Konotation wie bei uns im Sinne von "Leere Form etc.". Aber du bist ja offenbar entschlossen, dass deine Sichtweise gültig ist, auch wenn sie etliches selbst rudimentär und allgemein Bekanntes über die japanische Kultur ignoriert.. naja.

Es steht dir natürlich auch frei, in einer Geschichte über Europäer die Sitte zu ignorieren, dass man bekleidet auf die Straße geht und alle nackt sein zu lassen und so ... was das der Glaubwürdigkeit und Authenzität deiner Geschichte antut, steht auf einem anderen Blatt.

Und wenn du schon einen historisch verbürgten(!) Stoff verarbeitest, ist Authenzität bezgl. der beschriebenen Kultur umso wichtiger. So ist die Geschichte nämlich schlicht und einfach ziemlich daneben. So, wie es m.E. generell ziemlich sinnlos ist, eine solche Geschichte über eine Kultur zu schreiben, von der man ganz offensichtlich wenig bis gar keine Ahnung hat. :rolleyes:

Whatever. Weiterhin frohes Recherchieren-und-Ignorieren,
Horni

(dezent brummig)

 

Hi,
du kannst mir nicht unterstellen, dass ich Tatsachen ignoriere oder nicht nachlese.
Weiterhin möchte ich dir sagen, dass du die westliche Kultur nicht mit der östlichen japanischen vergleichen kannst. Du sagtest dies selbst ein mal.
Hast du dir schon mal japanische sendungen angeguckt? Da frag ich mich wo bleibt die Etikette? Wenn Japaner so zurückhaltend sind, warum sind die jungen Japaner, dann so anstandslos? Viele zumindest.
was allgemein bekanntes ignoriert denn meine Geschichte und ich bin nicht der Überzeugung, dass meine sichtweise falsch ist, aber ich lass mir nicht solche Dinge von dir unterstellen. Nicht so.

Bis die Tage
Jussi

 

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