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Rotkäppchen gegen den bösen Wolf – live aus dem Märchenwald

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03.08.2003
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Rotkäppchen gegen den bösen Wolf – live aus dem Märchenwald

Einen schönen guten Abend, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause. Ich begrüße Sie zur Live-Übertragung des Spieles „Rotkäppchen gegen den bösen Wolf“ hier im wunderschönen Märchenwald. Es herrschen angenehme Bedingungen, es ist Frühling und die Vögel zwitschern. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich gebe es gerne zu, mein Herz schlägt heute für das Team „Rotkäppchen“. Und da ist auch schon die Kapitänin, die nach dem Anstoß durch den Wald schlendert. Das wirkt etwas plan- und lustlos, meine Damen und Herren. Es sieht so aus, als müsse sie erst noch zu ihrem Spiel finden.
Und schon reißt der Gegner die Initiative an sich. Es ist der böse Wolf, aber Rotkäppchen weiß nicht, dass er böse ist. Es scheint, als wäre sie keine ebenbürtige Gegnerin für ihn. Er greift tiiiief in die Trickkiste und verleitet Rotkäppchen dazu, den Aufenthaltsort der Großmutter preiszugeben. Das war ein ganz böses Foul. Doch der Schiedsrichter ist unbeeindruckt. Der Wolf dribbelt rasch zur Großmutter. Rotkäppchen ist wirklich in schlechter Form, kann dem Wolf nur hinterher gucken. Sie hat offenbar einen rabenschwarzen Tag erwischt.
Der Wolf sprintet in die gegnerische Hütte. Ja, das ist schon ein klasse Spieler, ein echter Matchwinner mit Killerinstinkt, der jede sich bietende Chance gnadenlos ausnutzt. Schauen Sie nur, wie schnell er die Großmutter verschlingt. Das macht ihm so bald keiner nach.
Und wie reagiert Rotkäppchen? Kann sie das Blatt noch einmal wenden? Viel zu spät eilt sie zur Verteidigung der Großmutter herbei. Was macht sie denn? Ein Aufstöhnen geht durch die Fans mit den roten Kappen hier im Märchenwald. Mit einer eleganten Körpertäuschung gelingt es dem Wolf, Rotkäppchen abermals zu narren. Er frisst auch sie. Es ist nicht zu fassen. Ist das schon die Entscheidung? Dieser Nachteil ist wohl kaum noch wettzumachen.
Aber das Team Rotkäppchen gibt nicht auf, obwohl ihre Spielführerin außer Gefecht gesetzt ist. Können sie dagegen halten? Das Spiel geht auf das Ende zu, nur noch fünf Minuten. Der Trainer tut das einzig Richtige, er wechselt ihren gefährlichsten Schützen ein. Und kaum im Spiel wird er von der linken Seitenlinie her mit einer butterweichen Flanke in die Tiefe des Märchenwaldes geschickt. Geschickt, sehr geschickt. Das sieht gut aus, das sieht sehr gut aus. Er schaut kurz. Aus dem Hintergrund müsste der Jäger schießen. Der Jäger schießt. Tooot! Tooot! Tooot! Tooot! Der Wolf ist tot! Was für ein genialer Spielzug. Die Rotkappen sind aus dem Häuschen, schwenken ihre Hüte. Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Das ist der Sieg. Ein Sieg, der in die Annalen des Märchensports eingehen wird. Rotkäppchen und die Großmutter springen aus dem Wolf heraus, umarmen sich gegenseitig. Unbeschreibliche Szenen spielen sich hier auf dem grünen Rasen des Märchenwaldes ab, meine Damen und Herren. Die sieben Geißlein schießen vor lauter Freude Kobolz, Hänsel und Gretel herzen und küssen die Hexe, Schneewittchen tanzt mit den Zwergen Ringelreihen ...

Und mit diesen wunderbaren Bildern des Jubels möchte ich mich von Ihnen verabschieden, meine Damen und Herren, und gebe zurück ins Studio.

 

Moin @Sturek,

danke für Deine Geschichte.
Hat mir gut gefallen, eine nette Partie für den kleinen Hunger zwischendurch.

Ob der (richtige) Fußball-Ton getroffen wurde, sollen und können andere Krieger:innen besser beurteilen (nicht mein Sport), genau da liegt aber für mich auch die Krux:

Wenn Du den Ball und die (klaren) Fußballbilder ins Spiel gebracht hast (das war nicht häufig), hat mich das rausgehauen:

Rotkäppchen ist wirklich in schlechter Form, kann dem Ball nur hinterher gucken.
Sie spielen ja nicht wirklich Fußball. Die Idee, den bekannten Märchenplot durch einen aufgepeitschten Stadionkommentar zu persiflieren, finde ich super. Richtig elegant wäre es aber für mich, wenn Du die wenigen Stellen abänderst, in denen tatsächlich ein Ball, o.ä. vorkommt, denn der ist ja nicht vorhanden. Das wären wahrscheinlich gar nicht so viele Stellen, manchmal müsstest Du nur Wörter austauschen:

Der Trainer tut das einzig Richtige, er wechselt ihren gefährlichsten Torjäger ein.
Tausche Torjäger gegen Schützen und Du bist mit dem Jäger am Start.

Oder auch:

Tooor! Tooor! Tooor! Tooor! Der Wolf ist tot!
Tooot! Tooot! Tooot! Der Wolf ist tot!
Würde imA besser passen.

Kleinigkeiten:

Und schon reißt der Gegner die Initiative an sich. Es ist der böse Wolf, aber Rotkäppchen weiß nicht, dass er böse ist.
Du könntest das erste böse tauschen, z.B. gegen sinistre (oder so), um die Wiederholung zu vermeiden.

Es scheint, als wäre sie keine ebenbürtige Gegnerin für ihn.
Könnte weg.

Und wie reagiert Rotkäppchen? Kann sie das Blatt noch einmal wenden? Viel zu spät eilt sie zur Verteidigung der Großmutter herbei.
Das auch.

Der Wolf sprintet in die gegnerische Hütte. Ja, das ist schon ein klasse Spieler, ein echter Matchwinner mit Killerinstinkt, der jede sich bietende Chance gnadenlos ausnutzt. Schauen Sie nur, wie schnell er die Großmutter verschlingt. Das macht ihm so bald keiner nach.
Hervorragende Stelle. :thumbsup:


Hat mich gut amüsiert, das Teil. Würde gern weitere Mash-Ups aus der Sport/Märchenwelt lesen wollen.

Beste Grüße
Seth

 
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Hallo @Seth Gecko

Danke für dein Feedback und die wertvollen Hinweise. Manchmal ist man als Autor doch betriebsblind. Dass ab und zu mal ein Ball durch meine Geschichte rollt, habe ich billigend in Kauf genommen, weil ich es als unvermeidlich ansah. Dein Einfall Tooor! durch Tooot! zu ersetzen, ist natürlich super. Es ist ja ein Märchen und dem Wolf geschieht ganz recht, also kann man ruhig darüber jubeln, wenn er das Zeitliche segnet. :D Auch in den anderen von dir angesprochenen Passagen habe ich den Ball entfernt. Das Streichkonzert möchte ich aber lieber nicht aufführen. Es kann nicht oft genug betont werden, dass der Wolf böse ist und die Großmutter hat ohnehin schon wenig Text.

Übrigens, als Nichtfußballfan wirst du es nicht erkannt haben, aber der Schluss ist auch eine kleine Hommage an den legendären Fußballreporter Herbert Zimmermann, der das „Wunder von Bern“ kommentiert hat. Hörenswert. Hier gibt es den entsprechenden Ausschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=G3I68a4BzNRM

Manche Fußballreporter sind wahre Wortkünstler. Da können wir uns als Schreiberlinge noch eine Scheibe abschneiden. :)

Grüße
Sturek

 

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