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Sündige Trennung
Gestern brachte ich einen Typen um. Es war einfach notwendig. Daran ist nichts Verwerfliches. Aus der richtigen Perspektive – meiner Perspektive – betrachtet.
Eigentlich bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich den Kerl überhaupt restlos geschafft habe, das gebe ich zu. Sollte es nicht funktioniert haben – tja, ich bin nicht gerne ein Versager. Diese Bezeichnung würde mir zu schaffen machen. Dieses Wort „Versager“, wie es schon klingt. Versagermäßig halt. Ein übles Wort, da kommt mir das kalte Grausen. Aber Scheiß drauf.
Übrigens, Sie hätten an meiner Stelle dasselbe getan. Also, ich will es kurz machen. Jedenfalls, ich stand am Schalter meiner Hausbank - Telebanking und so Zeugs ist nicht mein Ding - und bekam vor lauter Wut einen hochroten Kopf. Da war so ein Typ. Er laberte doch tatsächlich den Bankangestellten voll, ob zehn Euro Spende für Greenpeace genug wären. Als wenn das den Schalterbeamten wirklich interessieren würde! Aber mich interessierte es. Man überlege, zehn Euro! Hätte dieser Dreckskerl zwanzig Mäuse springen lassen, hätte ich es mir ja noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht.
Zu diesem Zeitpunkt wollte ich dem Geizkragen schon an den Kragen seines braunen Kaschmir-Mantels. Jedenfalls, mir fiel es leichter diesen Menschen umzubringen, als irgendeinen Penner von der Straße. Wer will sich schon diverse Krankheitserreger einfangen. Aber für Greenpeace hätte ich es getan, mich dazu überwunden. Obwohl der Gedankengang, dass ein Penner Geld für Greenpeace ausgeben könnte, schon etwas Surrealistisches an sich hat. Eher für billigen Fusel. Verstehen sich mich nicht falsch. Ich habe sämtliche Impfpakete zu halbwegs vernünftigen Preisen konsumiert, ich reise schließlich viel. Unbeschadet könnte ich mich im Blut eines Menschen suhlen, wenn es mich danach gelüsten würde.
Also – dieser gierige Dreckskerl hatte mir den Tag versaut, der für mich so gut mit einem leckeren Frühstück begonnen hatte. Und damit war für mich alles sonnenklar. Der Typ musste sterben. So bald wie möglich.
Ich folgte ihm bis zu seinem Haus. Er verschwand darin – er hatte mich nicht gesehen oder registriert. Ich bin eher ein unauffälliger Mensch. Die Leute übersehen mich gerne. Dagegen habe ich auch nichts – Hauptsache, sie spenden fleißig für Greenpeace.
Ich schnüffelte in der Mülltonne herum und fuhr entsetzt zurück. Etwas Namenloses, Grauenhaftes hatte sich zwischen den dunklen Plastikwänden verborgen. Ich spürte, wie die roten Nebel das Wahnsinns in mir aufstiegen. Verzweifelt versuchte ich mich zu fassen, um bei dem schrecklichen Anblick, der sich mir bot, nicht meine Hush Puppies voll zu kotzen.
Sogar jetzt, als ich diese Zeilen hier in meiner kleinen gemütlichen Wohnung schreibe und ich mich in Sicherheit wäge, muss ich aufpassen, um nicht in Tränen auszubrechen.
Dieser beispiellos abgrundtief böse Mensch trennte seinen Müll nicht.
Lassen Sie sich das bitte auf der Zunge zergehen. Er trennte seinen Müll nicht. Glasflaschen liebäugelten mit Kartons und Biomüll – es war ein Anblick des Grauens. Mein Nervensystem kollabierte. Ich taumelte gegen die Hauswand und versuchte, meiner Schwäche Widerstand zu bieten, um nicht auf der Stelle umzukippen.
Es war vorher schon notwendig gewesen, dieses wandelnde Stück Abschaum zu killen – aber jetzt würde es mir auch noch Spaß machen, es zu tun. Nicht aus Pflichtbewusstsein heraus würde ich handeln, sondern aus reiner Lust am Töten. Jetzt hasste ich den Kerl.
Als ich mich wieder halbwegs sicher auf den Beinen fühlte, drückte ich die Klingel und wappnete mich vor dem Anblick dieses Scheusals von Mensch. Man stelle sich vor, er hatte sogar die Frechheit, mir freundlich ins Gesicht zu schauen und mich höflich nach meinem Begehren zu fragen. Dieser verdammte falsche Drecksack.
Meine Antwort war ein gekonnter Schwinger mit der Rechten, der ihm ein paar seiner hübschen Zähne kostete. Spuckend und blutend wich er vor mir zurück und ich nutzte die Gunst der Stunde, um sein Haus zu betreten. „Was ... wollen ... Sie?“, blubberte der Typ wimmernd und ich sagte lässig, „Halt die Klappe, Miststück.“
Dann kümmerte ich mich ausführlich um ihn. In der Küche fand sich ein ausgezeichnetes Steakmesser, das ich dafür benutzte, dem Monster ein paar hübsche Buchstaben einzuritzen. Sie als alter Schlaufuchs wissen garantiert, was für Buchstaben das waren, welcher Satz letzt endlich hübsch ordentlich in das Fleisch des Ungeheuers eingegraben war. Es war eine ziemlich blutige Angelegenheit, wie Sie sich wahrscheinlich denken können. Sorgfältige und genaue Arbeit in allen Bereichen des Lebens ist ein ungeschriebenes Gesetz, das ich immer einhalte.
Ich fühlte mich gut wie schon lange nicht mehr, als ich ihm die Nase abschnitt und sie ihm in den Mund stopfte. Das war kein symbolischer Akt, ich weiß nicht, warum es mir ein Bedürfnis war, dies zu tun. Egal. Jedenfalls dürfte er daran erstickt sein, ich hoffe es zumindest. Man stelle sich vor, an der eigenen Nase. Ich war stolz auf meine Kreativität und klopfte mir im Geiste selber auf die Schulter. Sein Todeskampf wurde mir schließlich zu langweilig, also verließ ich das Haus im Bewusstsein, eine gute Tat vollbracht zu haben.
Betonte ich schon, dass ich etwas gegen Umweltsünder habe?