Was ist neu

Sammy das Traumschaf mit der Nummer 36

Mitglied
Beitritt
20.01.2022
Beiträge
3
Zuletzt bearbeitet:

Sammy das Traumschaf mit der Nummer 36

Es war eine stürmische Nacht als Sammy geboren wurde. Der Mond stand schon hoch am Himmel als Sally eine geschützte Stelle zwischen den Felsen suchte.
Kurze Zeit später war so weit, die Wehen hatten eingesetzt und in wenigen Minuten würde ein neues Traumschaf das Licht der Welt erblicken.
Ein leises „Mööh“ lies alle anderen Schafe, die sich um die junge Mutter gescharrt hatten, aufhorchen.
Da war er der Nachwuchs für die Traumherde.

Nach einer Weile versuchte Sammy aufzustehen und auf noch wackligen Beinen seinen Hunger zu stillen. Als es Morgen wurde, kamen Sammys Vater und Großvater von ihrer Tour zurück.
Sie waren wie immer mit Einbruch der Dunkelheit in den Hügeln und Bergen unterwegs gewesen, um verirrte Traumschafe zu ihren Herden zurückzubringen.

„Sammy, wenn du mal groß genug bist, wirst du uns begleiten dürfen.“, strahlte sein Großvater vor Freude über das ganze Gesicht.


Doch es sollte anders kommen.


Sammy war den ganzen Tag mit den anderen Lämmern um die Wette gesprungen und hatte sich im Klettern geübt.
Erschöpft legte er sich an seinem Lieblingsplatz unter einem Baum in den Schatten, um von den Geschichten zu träumen, die sein Großvater ihm immer vorm Schlafengehen erzählt hatte.
An steilen Felsen und über Felsspalten springend sah er sich verirrte Traumschafe finden und zurückbringen.
Nun war er schon groß genug und am Wochenende sollte er das erste Mal seinen Vater begleiten.

Sammy träumte so tief und fest, dass er nicht bemerkte, wie Fritz ihm eine Nummer auf dem Rücken befestigte und leise kichernd mit den anderen Lämmern hinter den Felsen verschwand.
„He steh auf du Faulpelz!“, fest wurde er in die Seite geknufft und am Ohr in Richtung Zaun gezogen.

Der Mond war schon schwach am Himmel zu sehen und er stand nun in einer Reihe mit den anderen Schafen, die über den Zaun springen mussten, damit die Menschen sie zählen um einschlafen können.
Noch etwas schlaftrunken begriff er gar nicht, wie ihm geschah. Noch zwei Schafe vor ihm und da blökte Marry ihn schon wieder an:

„36! Dein Einsatz!“

Jemand stieß ihn von hinten an und er er lief los, um über den Zaun zu springen.
Er verpasste den Absprung und landete voll vor dem oberen Brett des Zauns.
Schmerzverzerrt landete er auf dem Boden und die folgenden Schafe sprangen mit Leichtigkeit über ihn und den Zaun hinweg.
Schallendes Gelächter ließ ihn nach links sehen. Fritz und die anderen führten einen Freudentanz im Mondschein auf.

„Sammy ist kein Traumschaf, eher wohl ein Alptraumschaf...“

das war zu viel. Er sprang auf, raste mit gesenktem Kopf auf Fritz zu, um sich zu rächen. Da hörte er seine Mutter nach ihm rufen: „Sammy, lass das, oder du bleibst am Wochenende hier!“ Für einen kurzen Moment hielt er inne, aber dann lief er weiter und hatte Fritz schnell erreicht, als er stolperte und stürzte.

Beim Fallen erwischte er Fritz, der nicht mehr zur Seite springen konnte, mit seinem Horn und die beiden rollten den Abhang hinunter.
Sammy rappelte sich als erster auf und sah, dass er Fritz leicht am Bauch verletzt hatte.

„Das wirst du mir büßen!“, zischte der.

„Das hast du verdient! “, raunte Sammy zurück und kletterte wieder den Abhang hinauf.

Oben stand schon seine Mutter und die Lehrerin Marry.

„Marry lass ihn üben bis er es kann. “, hörte er seine Mutter enttäuscht sagen und dann ging sie davon.

Er wollte ihr nach, doch Marry zog ihn am Ohr zur Seite.
„Das hat er zwar verdient, aber über den Zaun musst du trotzdem.“
So kam es das Sammy nicht mit in die Berge durfte, sondern üben musste als Traumschaf über den Zaun zu springen.


Sammy war es leid zu üben.
Seit Tagen schon lief, sprang und dehnte er sich um endlich einmal über den Zaun zu kommen.
So sehr er sich auch anstrengte, er blieb immer vor oder auf dem Zaun hängen. Die anderen Traumschafe lachten nur noch über ihn und nannten ihn einen Versager.
Schon im Spiel war er der bessere Kletterer und kaum einer konnte so weit springen wie er, nur hoch wollte es einfach nicht gelingen.

Entmutigt trat er gegen den Zaun und ging in Richtung der nahen Hügel.
Gefühlt war er bereits seit Stunden unterwegs als es langsam dunkel wurde.
Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er ziellos umherstrich und sich wohl verirrt hatte.
Er versuchte sich zu orientieren. Was hatte Großvater ihm erzählt, woran er sich orientieren konnte, wenn, ja wenn!
Wütend über sich selbst versuchte er sich zu erinnern.
Wo musste er hin, Norden, Süden, Westen?
Er stieg noch ein Stück höher und hoffte, dass er dort einen besseren Überblick erhielt.

Nichts, es war mittlerweile noch dunkler geworden und der Mond wurde von Wolken verdeckt.
Ruhe bewahren, das war das Erste, was Großvater immer sagte.
Orientieren und nachdenken! Der Rest kommt von selbst.
Es stimmte, als er sich beruhigt hatte, wurde es ein wenig heller, denn die Wolken waren langsam weitergezogen und der Mond erleuchtete seine Umgebung.

Die Schatten ließen es schon ein wenig gruselig erscheinen, doch er atmete erleichtert aus.
Da unten neben dem großen Felsen, der Baum kam ihm bekannt vor und dort der Felskamm, wenn er ihn sich spiegelverkehrt vorstellte.

„Danke Großvater...“, murmelte er, merkte sich die Position des Mondes und stieg den schmalen Pfad hinunter. „Den Baum habe ich schon mal“, erleichtert blickte er wieder zum Mond hinauf. „Nun noch etwas links und rechts, dann sollte ich unter dem Felskamm stehen.“

Ein leichter Wind kam auf und wehte die Wolken weiter. Nun wurde es noch heller, denn auch die Sterne beleuchteten nun seinen Heimweg.
Kurz nicht aufgepasst und Sammy stolperte über eine Wurzel. Beinahe wäre er gestürzt, konnte sich aber fangen.
Er drehte sich um und sah im Mondlicht einen Ast, der quer über dem Pfad lag. Er wollte ihn zur Seite schieben, als er am Busch vor ihm ein Stück Stoff sah. Obwohl er kräftig daran zog, ließ es sich nicht lösen. Jetzt zog er stärker und hatte eine der Startnummern eines der Traumschafe in der Hand.
„34? Das war doch Nessi.
Denk nach, hast Du sie heute schon gesehen?“ Sie war ein junges Traumschaf etwa in seinem Alter, das vor ihm über den Zaun gesprungen war und nicht so kläglich versagte.
Mit welcher Leichtigkeit sie den Zaun nahm und sich wieder hinten anstellte.
„Aber was macht ihre Startnummer hier? Sollte sie jetzt nicht auf der Bergwiese sein?“ Etwas besorgt suchte er nach Spuren.

„Mir ist sie nicht begegnet“, dachte er noch als sein Blick zwischen 2 Felsbrocken fiel und er frische Fußspuren entdeckte. Neugierig folgte er den Spuren bis er sie auf einem Felsvorsprung verlor. Er blickte sich um. „Sie ist wohl umgekehrt“, murmelte er laut und wollte gerade wieder zurück, als er ein leises Blöken hörte.

„Wo bist Du?" Nichts war zu hören. „Antworte, wo bist Du!“, rief er in die Nacht. Wieder vernahm er ein leises „Mööh“ doch sehen konnte er nichts. Vom Felsvorsprung aus gab es keinen anderen Weg, nur den zurück.
Da wieder das „Mööh“ Er kniete sich nieder. „Mööh“ kam es von rechts unten. Er stieß
einen kleinen Stein von der Felskante. Er fiel etwa vier Sekunden, als er ein leises Tok hörte. „Wie tief es wohl ist?“ „Großvater wüsste es.“

„Bleib ruhig, ich hole Hilfe!“ Rief er nach unten, bevor er sich auf den Rückweg zu der Stelle machte, an der er die Startnummer gefunden hatte.

Sammy überlegte, ob er wohl auch von unten zu der Stelle käme, von der er das „Mööh“ gehört hatte, als er zu dem Ast kam, über den er gestolpert war.
„Dich nehme ich mit“, dachte er bei sich und zog ihn hinter sich her. Er sah wieder zum Mond hoch und hielt sich links. „Da oben müsste es sein. Den Stock klemme ich hier in die Spalte und den Stoff mit Startnummer hänge ich daran. So kann ich den Weg wiederfinden.“
Er kam nur langsam voran und er musste schon ein bisschen klettern, um in die Richtung unterhalb des Felsvorsprungs zu kommen. Das fiel ihm leicht und er näherte sich der Stelle an dem er das Lamm vermutete.

„Mehr Licht wäre nicht schlecht...“, als er etwas Helles zwischen den Felsen sah. Er ging vorsichtig näher. Da lag sie eingeklemmt und konnte sich nicht selbst befreien.

„Nessi? Warte, lass mal sehen.“ Sammy sah sich die Stelle genau an. „Du hast am rechten Vorderbein eine Wunde, die aber nicht mehr blutet. Kannst Du das Bein bewegen?“ „Ja, kann ich, es tut auch kaum weh.“ „Hmmm, das wird nicht einfach.“ Angestrengt dachte er nach. „Es hatte doch einige Zeit gedauert bis ich hier oben war“

Der Mond beschien nun direkt die Stelle an der Nessi abgestützt war „Ich bin so schnell es geht wieder zurück!“ Rief er und kletterte wieder bis zu dem Stock zurück. Dort hörte er Stimmen.

Als er näher kam, erkannte er seinen Vater und Großvater. „Schnell dort oben liegt ein Schaf, das sich verletzt hat!“ „Sammy, wir haben uns Sorgen gemacht! Wo warst Du“ „Später, erst müssen wir Nessi helfen!“ „Erzähl uns alles Wichtige, über den Rest sprechen wir später...“ Großvater hörte ihm aufmerksam zu. „Dann lass uns gehen“, sagte er „und Dein Vater geht nach oben.“

Sie trennten sich und Sammy zeigte seinem Großvater den Weg. Als sie unter dem Felsvorsprung ankamen, war sein Vater schon oben und ließ ein Seil herab. Der Großvater nahm einen breiten Gurt von der Schulter und wies Sammy an, wie er ihn Nessi anlegen sollte. „Nun hänge den Gurt in den Haken damit Dein Vater sie anheben kann.“

Er sah nach oben und gab das Zeichen. Sammys Vater zog vorsichtig am Seil und kurze Zeit später hing das Lamm in der Luft.

„Zieh sie rüber, dann kann ich mir ihr Bein ansehen.“

Sammy tat wie ihm geheißen wurde und sein Vater ließ das Lamm wieder vorsichtig auf den Boden hinunter.

Wieder sicher auf dem Boden, sah sich Großvater Nessis Vorderbein genauer an. „Es sieht schlimmer aus als es ist.“, murmelt er. Dann tastete er es genauer ab und meinte: „Nichts gebrochen, nur vom Sturz geprellt, in ein paar Tagen kannst Du sicher wieder rumspringen.“ Nessi war erleichtert. „Ich danke Dir Sammy, das Du mich gehört und gefunden hast.“ ,wandte sie sich an Sammy. Verlegen murmelte er:

„Das war doch nichts, das hätte doch jeder getan.“

„Das glaube ich nicht Sammy!“, sagte sein Vater, der gerade dazu kam. „Ich bin sehr stolz auf Dich und ab morgen musst Du auch nicht mehr den Hochsprung üben.“, beendete er seinen Satz mit einem Augenzwinkern.

„Schade, dann werden wir wohl nie gemeinsam über den Zaun springen?“ Traurigkeit lag in ihrer Stimme.

„Das kann man nie wissen...“, warf Sammys Großvater ein. „Nun solltet ihr euch aber auf den Heimweg machen, Eure Mütter machen sich bestimmt schon große Sorgen.

 

Hallo Kreativscheune,

ich finde deine Geschichte sehr sehr süß! Ich kann mir gut vorstellen sie irgendwann mal meiner Nichte vorzulesen bevor sie einschläft. Noch ist sie aber noch nicht einmal geboren...

Ein paar Gedanken möchte ich äußern.

Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte einen klaren roten Faden hat. Du verlierst dich nicht in ewig langen, eigentlich irrelevanten Nebenhandlungen (Möglichkeiten dafür gäbe es bestimmt zu genüge in dieser Welt der Traumschafe :)). Das finde ich gut!

Was mir in der Geschichte fehlt ist eine gewisse Emotionalität. Der Text liest sich in meinen Augen nämlich teilweise mehr wie eine Inhaltsangabe oder eine Tatsachenbeschreibung als eine Kurzgeschichte. Ich glaube, dass du das relativ einfach verbessern könntest, indem du, statt zu beschreiben wie sich eine Figur verhält oder was sie fühlt, das Ganze zeigst.
Lass mich das an einem Beispiel erläutern:

Sie begrüßten Sammy und sein Großvater schwärmte davon, was er ihm alles beibringen würde

Hier könntest du noch mehr Atmosphäre schaffen, indem du nicht nur sagst, dass der Großvater schwärmt, sondern stattdessen den Großvater einen Monolog halten lassen, in welchem er ungebremst und euphorisch über die Weide läuft und seine eigenen Träume durch das neugeborene Traumschaf zu neuem Leben erweckt.

Schallendes Gelächter ließ ihn nach links sehen. Fritz und die anderen führen einen Freudentanz im Mondschein auf.

Diese Stelle gefiel mir gut und ich konnte Sammys Schmerz in dieser Sekunde gut nachempfinden. Davon braucht deine Geschichte meiner Ansicht nach mehr. Diese Stelle hätte nicht die selbe Wirkung bei mir erzielen können, wenn du geschrieben hättest:
"Fritz und die anderen führten einen Freudetanz auf und lachten laut. Sammy hörte das und schaute nach links."

Also, um es kurz zu machen: Mehr zeigen, weniger beschreiben. Dadurch wird deine Geschichte lebendiger!

Noch eine Kleinigkeit:
An einigen Stellen bin ich über Zeitformen gestolpert. Das szenische Präsenz ist ein sehr legitimes und mächtiges sprachliches Mittel. Es sollte aber nicht inflationär genutzt werden, denn sonst kann es den Lesefluss erschweren.


Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen.
Wenn ich das nächste Mal nicht schlafen kann, werde ich mal wieder versuchen Schäfchen zu zählen :).

 

@Herb
Moin, moin Herb,

vielen Dank fürs Lesen und Deine Meinung.

Werde es mir später genauer ansehen.

Entspannten Dienstag
Armin

 

Moin, moin @Herb,

habe mir den Großvater und die Geschichte nochmal angesehen. Ich sehe den Großvater nicht vor Freude über die Wiese springen, da er doch eher achtsam und vorausschauend und besonnen ist. Dagegen gefällt mir das mit den Monologen und agieren besser und werde es noch einmal überarbeiten.

Ja, Ja das mit den Zeitformen, ist so ne Sache. Ob ich das im Großvateralter noch mal lerne... ?

Wünsche Dir einen super Mittwoch

Armin

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom