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Schlaf ist heilig

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11.04.2020
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Schlaf ist heilig

Es war Sommer und der grüne Bär Jojo hielt seinen nächtlichen Winterschlaf. Er war tief in die himmlische Umarmung des Schlafes versunken und träumte von einem Bett, das noch gemütlicher und einladender war als seines. Sein leises Schnarchen jedoch verstummte jäh, als ein wesentlich schrilleres Geräusch seine Ohren attackierte wie Ultraschall-Torpedos.
"Jojo! Jojo! Wach auf!", kreischte sein Mitbewohner Charly und Jojo wären Fingernägel auf einer Schultafel deutlich lieber gewesen. Da er den rosa Hasen bestens kannte (zu seinem Bedauern, hätte er in diesem Moment hinzugefügt), schreckte er nicht panisch auf, sondern vergrub seine runden Ohren in seinem Kissen so tief es ging.
"Jojo! Ich finde meine Brille nicht", rief der Hase und Jojo konnte in Gedanken schon die Meute wütender Nachbarn sehen, wie sie, um ihren Schlaf gebracht, mit Heugabeln und Fackeln das Haus der beiden belagerten.
"Du hast doch gar keine Brille", murmelte Jojo in sein Kissen.
"Ich finde meine Brille nicht", wiederholte Charly, dieses mal etwas langsamer.
Jojo drehte sich zu Charly um und öffnete mit schweren Lidern die Augen, nur um den Hasen zu erblicken, auf dessen Kopf zwischen den langen Ohren eine Brille saß.
"CAPISCE!", brüllte der Hase: "Weil ich die Brille auf dem Kopf trage. Das ist einer der ältesten Witze der Welt, aber immer noch gut."
"Sagt wer?", nuschelte Jojo genervt und drehte sich wieder von Charly weg, um hoffentlich noch ein bisschen Schlaf zu erhaschen.

Jojo freute sich tierisch als er am nächsten Abend endlich dem wohlklingendem Ruf seines Bettes folgen konnte. Schnell wich die Dunkelheit in seinem Zimmer wirren Träumen über ein Dutzend rosa leuchtende Flummis, die von seinen Wänden und Möbeln abprallten und dabei jedes Mal lauter piepten, wie ein ignorierter Wecker. Bis Jojos Träume dann endlich in seichtere Gewässer schwammen. Ein Gewässer, das aus Marshmallows zu bestehen schien. Aus rosa werdenden Marshmallows. Aus wild umherspringenden Marshmallows. Oh nein!
"Jojo! Jojo!", schreckte Charly in der realen Welt den armen Bären auf: "Schläfst du schon?"
Jojo stellte sich tot. Vielleicht würde der Hase einfach wieder verschwinden, wenn man seinen Spinnereien keine Beachtung schenkte.
"CAPISCE!", rief Charly in die Nacht (oder eher gesagt in Jojos arme Ohren): "Weil du ja nicht antworten kannst, wenn du schläfst."
RUMMS!
Kichernd war Charly durch Jojos Zimmer gestampft und hatte die Tür so fest zugeknallt, als hätte er versucht, eine Haselnuss zu knacken.
Jojo brauchte einige Minuten, um wieder in einen tiefen, etwas unruhigen Schlaf zu fallen und Charly brauchte etwa eine Stunde, um Jojo wieder aus eben jenem zu reißen.
"Jojo! Jojo! Ich habe vergessen, wo mein Auto steht", sagte er, mit seltsam überzeugenden mexikanischen Akzent.
"Charly, du hast kein Auto", gähnte Jojo: "Außerdem hab ich mein Zimmer doch abgeschlossen, also wie kommst du…"
"Dann könnte man sagen, ich bin Carlos", kicherte Charly dazwischen: "CAPISCE! Weil ich ohne Car bin und es gibt Mexikaner, die so heißen."
Jojo dachte an Bärenfallen für sein Zimmer, aber vorraussichtlich würde er morgens im Halbschlaf selbst hineintreten.
Tatsächlich durfte Jojo den (kurzen) Rest der Nacht durchschlafen. Er überhörte sogar fast Charlys Saxophon um 7:30 Uhr.
"Charly, wer hat dir denn das Saxophon gegeben?", fragte der Bär als er um 7:35 Uhr in die Küche schlurfte.
"Ebay", sagte Charly aufgeregt halb zu Jojo, halb in sein Instrument: "Jojo, du siehst müde aus. Möchtest du einen Kaffee?"
Jojo nahm an. Ja, Jojo nahm an. Und vernachlässigte damit die erste aller Regeln: Nimm nie Nahrungsmittel von Charly dem Hasen an.
Aber der Bär war bärenmüde. Er fühlte sich, als könnte er drei Winterschläfe hintereinander hängen. Jojo probierte. Jojo spuckte aus.
"Ew was ist das?"
"Damit du extra wach wirst, habe ich statt Wasser Energy Drink genommen hihi."
Das kommt davon, wenn man die erste aller Regeln missachtet.
"Bei mir wirkt das noch nicht richtig", sagte Charly: "Vielleicht weil ich erst zwei Tassen hatte."
Charly pustete mit aller Kraft in sein Saxophon, als würde er versuchen eine Delle darin auszudellen, und erzeugte einen disharmonischen Krach, den keiner so früh am Morgen hören wollte.
"Ob das wohl nur mit dem Mund geht?", überlegte Charly und gab Jojo damit das Stichwort, schleunigst zu verschwinden.
"Jojo!", kam es aus dem Rücken des Grünen, der sich lieber nicht umdrehte, sondern nur kurz stoppte: "Bitte schnarch diese Nacht nicht so laut. Es gibt auch Leute in diesem Haus, die schlafen wollen!"

Und die Moral von der Geschichte...Ach, muss es denn immer eine Moral geben

 

Hi @Livor ,

ich nehme an, deine Geschichte ist eher für Kinder gedacht, ein wenig im Sinne von "Tom und Jerry"?

Ich habe mich hauptsächlich gefragt, warum Jojo das "Charly-Problem" nicht einfach mit seiner Bärenpranke löst und dann in Ruhe weiterschläft. Er hätte mein vollstes Verständnis! ;)

Aber ich glaube, da bin ich nicht ganz die Zielgruppe und kann dir daher auch nicht wirklich ein Feedback geben. Am besten fand ich noch die Idee mit "ich habe kein Auto / Carlos".

Also noch viel Spaß hier! Wenn du vor hast, noch mehr zu schreiben, lohnt es sich übrigens, hier auch Geschichten von anderen zu kommentieren, auch dabei lernst du viel!

Viele Grüße!
Rob


Hallo Rob,

danke für die Zeit, die du dir zum Lesen und Antworten genommen hast, und verzeih die Zeit, die ich mir genommen habe, dir zu Antworten.

Würde Jojo das "Charly-Problem" lösen, könnte ich ja keine weiteren Geschichten mit den beiden schreiben :p

Die Geschichte ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, die (mehr oder weniger) heimlich Freude an Cartoons haben, gedacht.

Gruß
Marcel

 

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