Was ist neu

Schlechte Kritik

Mitglied
Beitritt
29.09.2002
Beiträge
5

Schlechte Kritik

Schlechte Kritik

„Ja. Ja, ich denke daran. Ja, Mama.“ Entnervt knallte ich den Hörer auf die Gabel, schnappte mir die Einkaufsliste und kritzelte die Worte „Blumenkohl für Mutter“ darauf. Es sah so aus, als ob es ein stressiger Tag werden würde. Und das ausgerechnet heute, wo ich doch mit den anderen ins Kino wollte. Das erste Mal seit Wochen. Ich lächelte bei dem Gedanken. In welchem Film war ich zuletzt? Ich konnte mich gar nicht mehr erinnern...
Wo waren nur die verdammten Schlüssel hingekommen? Während ich einen Stapel Papier auf die Seite kehrte, um nachzuschauen, ob er sich darunter befand, fing das Telefon wieder an zu klingeln. „Hallo?“ , meldete ich mich. Es war meine Cousine, die sich den ungünstigen Zeitpunkt für eine Diskussion um das Geschenk für unsere gemeinsame Großmutter ausgesucht hatte. Ich erklärte ihr, dass ich gerade in Eile war und beendete das Gespräch. Zwischenzeitlich hatte ich den Schlüssel in einem Blumentopf gefunden. Ich fragte mich, wie er wohl dahin gekommen war, aber das spielte ja jetzt keine Rolle mehr. Als ich die Haustüre zugemacht hatte, fiel mir auf, dass ich die Einkaufsliste drinnen vergessen hatte. Ich holte sie und hastete zum Fahrradschuppen. Ich wollte gerade losfahren, als ich bemerkte, dass das Hinterrad einen Platten hatte. Ich überlegte krampfhaft, wo ich die Luftpumpe zuletzt gesehen hatte und kam zu dem Ergebnis, dass sie wohl im Keller liegen musste. Nachdem ich sie eine Viertelstunde erfolglos gesucht hatte, beschloss ich, den nächsten Bus zu nehmen, der glücklicherweise in fünf Minuten fahren würde. Im Bus erinnerte ich mich daran, dass ich noch die Karten für den Kinofilm reservieren musste.
Im Einkaufszentrum angekommen musste ich feststellen, dass der Salat welk, die Nudeln ausverkauft und das Fleisch viel zu teuer war. Mangels anderer Ideen beschloss ich, eine Tiefkühlpizza zu besorgen. Glücklich, eine Lösung gefunden zu haben, stand ich an der Kasse. Leider war es wieder so, dass die Kasse, an der ich stand, die langsamste war. Wie immer. Als ich tatsächlich draußen stand hatte ich das unangenehme Gefühl, etwas vergessen zu haben. Der Blumenkohl für Mutter! Ich beschloss, ihn in der Stadt nach dem Kino zu kaufen.
Wieder daheim erlebte ich eine Überraschung. Schon im Treppenhaus war mir das gurgelnde Geräusch aufgefallen. Aber spätestens zu dem Zeitpunkt, als ich die Tür öffnete und mir das Wasser entgegengelaufen kam, wusste ich, das heute wirklich nicht mein Tag war. Mit einem Fluch ließ ich die Einkaufstüte fallen und rannte ins Bad. So ein Mist! Ich hatte mir ein Schaumbad einlaufen lassen und hatte dies über dem Telefonat mit meiner Mutter vollkommen vergessen. Ich stellte schnell das Wasser ab und rief die Feuerwehr, damit sie kommen konnte, um die Wohnung auszupumpen. Ich hatte gerade den Hörer aufgelegt, als das Telefon klingelte. Eine Angestellte vom Eismann war dran und wollte mir das nächste Erscheinen ankündigen. Ich legte der netten Frau nahe, dass sie sich doch in einigen Tagen wieder melden sollte, da meine Wohnung unter Wasser stand und ich momentan keine Verwendung für Tiefgekühltes hatte. Da kam auch schon die Feuerwehr. Die Leute waren nett, obwohl sie sich ein wenig über meine tollpatschige Art lustig machten. Sie meinten, dass ich die Rechnung innerhalb von vierzehn Tagen zugeschickt bekommen würde.
Ich schaute auf die Uhr. Wenn ich mich beeilen würde, konnte ich es noch schaffen, rechtzeitig im Kino anzukommen und den chaotischen Tag mit einem schönen Film im Kreis meiner engsten Freunde ausklingen zu lassen. Ich erwische den Bus tatsächlich noch und war froh, dass an diesem Tag wenigstens einmal etwas gut lief.
Im Kino warteten meine Freunde auf mich, weil sie die Reservierungsnummer der Karten nicht wussten. Vernichtet ließ ich mich auf eine Treppenstufe sinken und brach in Tränen aus. Ich hatte natürlich vergessen, die Karten zu reservieren und die Vorstellung war komplett ausverkauft.
Zu Hause saß ich auf dem Sofa, las in einer Zeitschrift und aß die Tiefkühlpizza. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass wir nicht mehr in den Film gekommen sind, denn die Kritik aus dem Heft war sehr schlecht ausgefallen.

 

Hallo Atlanta, nette kleine Abfolge von Ereignissen, flüssiger Stil.

Allerdings ist es keine Satire, die Story müsste in Alltag oder Sonstiges stehen.

Leider baust du keine spannungsmomente auf, sondern erzählst so, tja...als wäre es alltäglich.

das Bissige und Spöttisch, z. b. den Mensch überhaupt auf´s Korn zu nehmen fehlt.

Liebe grüsse archetyp

 

Ja vom Stil her okay, weil ununterbrochen etwas passiert.
Am Anfang war es auch witzig, aber dann hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht - man nennt so etwas Spannungskurve, also ein großes Ereignis, auf das die Geschichte hinsteuert. Die Missgeschicke werden doch schnell langweilig.

Einige Bemerkungen kamen ganz gut, weil sie trocken nebenbei formuliert wurden:

Die Leute waren nett, obwohl sie sich ein wenig über meine tollpatschige Art lustig machten. Sie meinten, dass ich die Rechnung innerhalb von vierzehn Tagen zugeschickt bekommen würde.
Im Kino warteten meine Freunde auf mich, weil sie die Reservierungsnummer der Karten nicht wussten. Vernichtet ließ ich mich auf eine Treppenstufe sinken und brach in Tränen aus. Ich hatte natürlich vergessen, die Karten zu reservieren
Hier musste ich auch schmunzeln, weil der erste Satz mich erwarten ließ, er habe doch Karten. Hast du das beabsichtigt?

 

Hallo Atlanta und erstmal willkommen bei kg.de!

Die Idee, einen hektischen Einkauf zu Papier zu bringen, gefällt mir gut. Dennoch war mir deine Geschichte ein wenig zu überzogen. Satirische Texte neigen zwar u. a. dazu, übertrieben zu sein, aber das war beinahe zu viel Unglück auf einmal, was deinem Protagonisten widerfahren ist.
Etwas weniger Missgeschicke, und die dafür eingehender und mit negativer Sichtweise deiner Schlüsselfigur hätten auf mich überzeugender und amüsanter gewirkt.
Aber schlecht ist der Text jedenfalls nicht und teilweise fand ich schon ganz lustig. Vor allem das Ende mit der schlechten Kritik, die du bereits im Titel erwähnst, hat mir gefallen.
Und stilistisch gesehen las sich die Story wirklich flüssig.

Viele Grüße,
Michael :)

 

Hallo,

Hm, @Archetyp, ich war mir am Anfang auch nicht sicher, ob ich die Geschichte überhaupt in die Ruprik stellen soll.

@Quasimodo Nein, eigentlich habe ich das nicht beabsichtigt. Aber solche Nebeneffekte sind immer willkommen :-)!


Danke für die ganzen Kritiken, bin echt überrascht, dass sie teilweise recht gut ausgefallen sind, da diese Geschichte in der Schule entstanden ist (ich bin in der 8. Klasse und habe sie als Hausaufgabe geschrieben).

Danke nochmal,

 

Hey Atlanta, 8. Klasse ?

Also in der 8. hätte ich mir gewünscht so einen Aufsatz schreiben zu können!

Bin gespannt, was du darauf bekomst!

Arche

 

Hallo Atlanta,

im Grunde genommen habe ich dir nichts Neues zu sagen, denn all das, was die Vorkritiker schon gesagt haben, könnten auch meine Aussagen sein.
Weshalb ich dir trotzdem schreibe, liegt daran, dass ich gelesen habe, du seist erst in der 8. Klasse, alle Achtung!
Ich habe in deinem Alter noch nicht annähernd so etwas schreiben können und von daher solltest du deine Fähigkeiten und Anlagen zukünftig erweitern und ausbauen. Ich glaube, dass daraus ein wirklich guter Schriftsteller werden könnte.

LG
Lakita

 

Hi! Vielen Dank für das Kompliment! In der tat war es immer mein größter Kindheitstraum, Schriftstellerin zu werden. Vielleicht werde ich es ja eines tages tatsächlich!
Ich glaube, ich bekomm auch noch eine Note für den Aufsatz, mal sehen was das wird!

Atlanta

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom