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Schokoriegel (Train Station)

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09.04.2016
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Schokoriegel (Train Station)

Leo hoffte auf einen Riegel, den er im Automaten sah. Er wollte so einen, doch seine Mutter zog ihn weg, weg von seinem ersehnten Wunsch.
Er beruhigte sich innerlich mit einem Versprechen, dass er ein andermal einen Schokoriegel kriegen würde, dass er eines Tages die Gelegenheit haben wird, einen vernaschen zu können!
Diese Hoffnung machte ihm Mut, weiterzugehen und der Mama zu folgen, doch war es schwierig, ihr blind zu vertrauen und dem Ziehen, das in seinem Inneren nach der Schokolade schreit, entgegenzuhalten. Er ließ es dann widerwillig geschehen und sich weiterführen.

Diese und andere Gedanken schossen ihm durch den Kopf, als Leonard Lehmann sich vor dem Automaten am Perron auf Gleis 8 überlegte, was er sich gönnen möchte.
Es waren Erinnerungsfetzen, die ihn einholten...
Er wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah, als er sich, unfähig zu entscheiden, plötzlich umdrehte, (weil er am Rande seines Gesichtsfelds Bewegungen registrierte), und ihn plötzlich ein kleines Kind anstarren sah, das an der Hand seiner Mutter, (oder wer auch immer das sein mochte), plötzlich stehen geblieben war.
Leon konzentrierte sich wieder auf die für sein Empfinden zu grosse Auswahl des Süßigkeitenautomaten.

Christina war ratlos, als ihr kleiner Junge plötzlich stillstehend den Mann bewunderte, der weiter vorne stand; überrascht blieb sie auch stehen. Und dann, als sie von Davin zu dem Geschehen sah, auf welches sich ihr Sohn gefesselt fokussiert hat, verstand sie auch, warum dieses so spannend war - Der junge Herr da vorne kaufte sich gerade etwas am Automaten, was auf den Kleinen einen nachvollziehbaren, gesunden Reiz ausübte.

Als der große Mann diesem diesem leuchtenden Kasten einen Schokoriegel entnahm, beobachtete ihn Davin genau - bewundernd. Seine Faszination und Begeisterung über die Tatsache, die er plötzlich begriff, was man an diesem beinahe magischen Schrank alles für Möglichkeiten hatte, ließ es seiner Mutter schwer machen, mit ihrem Sohn weitergehen zu können.
Davin beobachtete den Mann eine Weile...
Plötzlich kam der Mann auf ihn zu und drückte ihm den Schokoriegel, den er eigentlich für sich selbst gekauft hat, in Davin's Hand.
Der war so überrascht wie auch verblüfft; er hatte damit gerechnet, dass er nichts Derartiges bekommen, dass er er einfach mit seiner Mutter weitergehen würde und er den Riegel vergessen müsse.
Obwohl der kleine Junge Erinnerungen rationell noch nicht wirklich ordnen konnte, war ihm, als hätte er diese Situation schon einmal erlebt - ihm war, als würde sich ein Kreis schliessen.
Er war von einer so enormen Freude und Euphorie erfüllt und bekam kaum mit, dass dies auch seine Mutter bemerkte.

Als Davin über das ganze Gesicht strahlte, (das sie, wie sich herausstellte, bis in ihre Träume verfolgte), erfasste Christina's Herz eine unbegrenzte Dankbarkeit.
Als sie diese fast stotternd dem netten Mann gegenüber auch ausdrückte, lächelte dieser nur angenehm, nickte und ging dann weiter.
Als sie sich mit ihrem Sohn schlussendlich auch wieder auf den Weg machte, merkte Christina, wie sich eine Freudenträne einen Weg in die Freiheit bahnen wollte, was ihr letzten Endes auch gelang; Sie spürte, wie ihr eine nasse Wärme die Wange herunterlief.

 
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Ich will da jetzt nicht lang um den heißen Brei herumreden, Blue, sondern dir einfach sagen, dass ich die Geschichte überhaupt nicht gut finde. Also nicht die Geschichte an sich, also Handlung und Inhalt, sondern die Erzählsprache ist es, die es mir beinahe unmöglich gemacht hat, mich auf den Inhalt überhaupt einzulassen.

Wie soll ich sagen, irgendwie hab ich das Gefühl, du hast dir die stilistische Latte einfach zu hoch gelegt. Anstatt in einem dir vertrauten Sprachduktus zu schreiben, willst du offenbar auf Biegen und Brechen literarisch klingen. Aber für mein Gefühl geht das leider furchtbar schief, weil du das Handwerkszeug dazu einfach noch nicht beherrschst.

An ein paar Beispielen will ich dir mal zeigen, was ich meine:

Leo hoffte auf einen Riegel, den er im Automaten sah. Er wollte so einen, doch seine Mutter zog ihn weg, weg von seinem ersehnten Wunsch.
Also gleich hier zu Beginn wählst du einen falschen Begriff. Der Schokoriegel ist ja nicht sein Wunsch. Höchstens das Ziel (das Objekt) seines Wunsches, und überhaupt: das Partizip ersehnt passt doch gar nicht als Attribut zu Wunsch. Ein Wunsch kann alles Mögliche sein, meinetwegen sehnlichst, übermächtig, usw., aber doch nicht ersehnt.

Er beruhigte sich innerlich mit einem Versprechen, dass er ein andermal einen Schokoriegel kriegen würde, dass er eines Tages die Gelegenheit haben wird, einen vernaschen zu können!
Das Adjektiv ist hier vollkommenen entbehrlich. Solltest du dir bei der Verwendung eines Adjektivs unsicher sein, versuch einfach mal die Gegenprobe, ob auch das antagonistische Adjektiv einen Sinn ergäbe: Er beruhigte sich äußerlich mit einem Versprechen. Merkst du’s? Also weg damit.
Statt „kriegen würde“ klänge „bekäme“ hier viel besser, und statt „haben wird“ müsstest du auch den Konjunktiv verwenden:
... dass er eines Tages die Gelegenheit hätte.

Diese Hoffnung machte ihm Mut, weiterzugehen und der Mama zu folgen, doch war es schwierig, ihr blind zu vertrauen und dem Ziehen, das in seinem Inneren nach der Schokolade schreit, entgegenzuhalten.
Tempusfehler

Er ließ es dann widerwillig geschehen und sich weiterführen.
Der Satz ist in sich redundant. Warum nicht einfach:
Er ließ sich widerwillig weiterführen.

Diese und andere Gedanken schossen ihm durch den Kopf, als Leonard Lehmann sich vor dem Automaten am Perron auf Gleis 8 überlegte, was er sich gönnen möchte.
Es waren Erinnerungsfetzen, die ihn einholten...
Tja, und jetzt wird’s überhaupt missverständlich. Das Personalpronomen „ihm“ beziehe ich natürlich noch auf den Jungen aus dem ersten Absatz. Aber offenbar ist Lehmann damit gemeint. Da sollest du die Reihenfolge umkehren:
Diese und andere Gedanken schossen Lehmann durch den Kopf, als er … usw.

Er wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah, als er sich, unfähig zu entscheiden, plötzlich umdrehte, (weil er am Rande seines Gesichtsfelds Bewegungen registrierte), und ihn plötzlich ein kleines Kind anstarren sah, das an der Hand seiner Mutter, (oder wer auch immer das sein mochte), plötzlich stehen geblieben war.
Falsche Syntax. Wenn schon dann so: … und plötzlich ein kleines Kind ihn anstarren sah. (Oder mit dem folgenden Relativsatz verknüpfen: … ein kleines Kind sah, das an der Hand seiner Mutter stehengeblieben war und ihn anstarrte.)
Eigentlich ist diese ganze Satzkonstruktion durch die vielen Einschübe ziemlich vermurkst. Ich habe überhaupt nichts gegen lange Sätze, im Gegenteil, allerdings sollten sie dramaturgisch begründet sein, also, was weiß ich, Atemlosigkeit suggerieren oder so was. Dazu müssen sie aber auch perfekt konstruiert sein, um sich gut (und verständlich) lesen zu lassen.

Christina war ratlos, als ihr kleiner Junge plötzlich stillstehend den Mann bewunderte, der weiter vorne stand; überrascht blieb sie auch stehen.
Auch dieser Relativsatz ist unnötig. Der Leser weiß schon, welcher Mann gemeint ist. Und Wortwiederholungen sind nur dann gerechtfertigt, wenn sie eine stilistische Funktion erfüllen sollen. Die sehe ich hier aber nicht.

Und dann, als sie von Davin zu dem Geschehen sah, auf welches sich ihr Sohn gefesselt fokussiert hat, verstand sie auch, warum dieses so spannend war.
Und das, sorry, das ist einfach nur Wortgeschwurbel für mich, ein Beispiel dafür, wie man einen eigentlich recht einfachen Sachverhalt möglichst kompliziert ausdrücken kann.
Und dieser Satz ist beinahe noch schrecklicher:

Seine Faszination und Begeisterung über die Tatsache, die er plötzlich begriff, was man an diesem beinahe magischen Schrank alles für Möglichkeiten hatte, ließ es seiner Mutter schwer machen [machte es seiner Mutter schwer], mit ihrem Sohn weitergehen zu können.

Plötzlich kam der Mann auf ihn zu und drückte ihm den Schokoriegel, den er eigentlich für sich selbst gekauft hat [hatte], in Davin's [die] Hand.
usw.

Tja, was kann ich dir raten, Blue? (Abgesehen von lesen, lesen, lesen …)
Versuche, deinen Schreibstil zu entkomplizieren. Zuerst einmal solltest du eine klare, einfache Sprache sicher beherrschen, bevor du dich dann schrittweise einem komplexeren Stil nähern kannst. Das geht sicher nicht von heute auf morgen und bedeutet viel Arbeit. Aber es lohnt sich.
Und auf jeden Fall solltest du dir einen Text vor dem Posten (mehrmals) selber laut vorlesen. In aller Regel entdeckt man dabei jede Menge holpriger Stellen. Und wenn du den Text dazwischen immer für ein paar Tage liegen lässt, kann das auch nicht schaden, weil du dann mit der nötigen Distanz plötzlich noch mehr Bugs entdeckst.

Auf jeden Fall wünsch ich dir noch viel Spaß und Freude beim Schreiben und ja, willkommen hier.

offshore

 

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