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Thema des Monats Sonnenschein

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31.12.2005
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Sonnenschein

Am frühen Morgen trat Cassie hinaus auf die Straße. Auch jetzt schon, noch vor Sonnenaufgang, lag eine drückende Hitze über der eintönigen Landschaft, eine Hitze die im Laufe des Tages unerträglich werden würde. Sie ärgerte sich, in diesem unbedeutendem Kaff die wertvolle Nacht verschwendet zu haben. Höchstens einige Stunden Fahrtzeit würden verbleiben, bis sie sich vor der sengenden Mittagssonne wieder verstecken musste. Sie konnte nur hoffen, in angemessener Zeit einen geeigneten Unterschlupf zu finden.

Immerhin hatte die letzte Nacht ihr unverhofften Reichtum eingebracht. Der Tank war voll, einige Ersatzkanister hatte sie auf dem Gepäckträger und anstelle der ehemaligen Satteltaschen an ihrem Motorrad befestigt, und ihre Jackentaschen waren vollgestopft mit Bündeln von Geldscheinen. Man konnte nie wissen, wofür das Zeug eventuell noch gut war. Die armen Schweine, die hinter ihr in der Tankstelle lagen, konnten mit dem Zeug ohnehin nichts mehr anfangen, sie waren tot. Cassie hatte die heruntergekommenen Männer nach einer kurzen verbalen Auseinandersetzung kurzentschlossen über den Haufen geschossen, einen nach dem anderen. Hastig schlang sie einige Wasserbeutel um den Lenker und schwang sich schließlich in den Sattel ihrer überladenen Maschine. Äußerlich bot sie den Anblick einer bildhübschen, entschlossenen und selbstsicheren jungen Frau. Ein genauer Beobachter hätte jedoch gesehen, dass ihre Hände unkontrolliert zitterten.

Mindestens 300 Meilen musste sie heute noch schaffen, bevor sie von der erbarmungslosen Sonne in die Schatten verbannt werden würde. Jeden Tag 300 Meilen, so hatte sie kalkuliert, und sie würde es gerade noch rechtzeitig zu ihrem Ziel schaffen. Sie raffte ihre weiten Gewänder, zog den Schleier enger um den Kopf, rückte die dunkle Schutzbrille zurecht und startete den Motor. Wenige Minuten später gab es nur noch die schnurgerade, von Sandverwehungen bedeckte Straße, die tote Wüste und den Horizont, der sich in grandioser Eintönigkeit vor ihr erstreckte. Das namenlose Kaff war bereits hinter Cassie im Hitzeflimmern verschwunden. Sie fuhr so schnell, wie der schlechte Untergrund es zuließ, und schon nach kurzer Zeit wurde der heiße Fahrtwind zu einem Brennen. Immer öfter musste sie kurze Pausen einlegen, um ihren Kopf und ihre Handschuhe mit Wasser zu übergießen, und selber einige Schlucke zu trinken. Sie wusste ganz genau, dass sie dabei nicht übertreiben durfte, aber trotzdem genug Flüssigkeit aufnahm, um nicht zu dehydrieren.

Endlich, nach einigen Stunden konzentrierter Fahrt, tauchte am Horizont eine Bergkette auf. Cassie konnte sie undeutlich im Dunst erkennen. Die Hitze war fast nicht mehr zu ertragen, und sie musste sich beeilen, wenn sie den Schutz der Berge noch rechtzeitig erreichen wollte. Und wenn sie dort war, galt es immer noch, ein Gebäude oder zumindest eine Höhle zu finden, wo sie Schutz finden konnte. Verzweifelt trieb sie den Motor der alten Suzuki in höhere Drehzahlregionen und versuchte das letzte bisschen Windschutz hinter der Verkleidungsscheibe zu finden. Sie liebte ihr Motorrad, hätte aber alles dafür gegeben, jetzt ein Auto mit Klimaanlage zu haben. Aber fahrbereite Autos gab es nicht mehr! Nicht hier draussen, in dieser Gluthölle. Die vernichtende Kraft der Sonne hatte keines überlebt, das nicht in Schutz gebracht worden war. Und ein Motorrad war einfach praktischer, es war wesentlich einfacher zu verstecken, brauchte nicht soviel Platz.

Aus dem Dunst vor Cassie schälten sich die undeutlichen Umrisse einiger Gebäude heraus. Eine Tankstelle, tot und verlassen. Sie drosselte das Tempo, als sie an den schäbigen Resten der Anlage vorbeifuhr. Mit geübtem Blick erkannte sie, dass es hier nichts mehr zu holen gab. Eine gewaltige Explosion hatte alles in Schutt und Asche gelegt. Menschliche und tierische Skelette und Leichenteile lagen verstreut auf dem Asphalt und es sah so aus, als ob hier schon vor Cassie einige Flüchtlinge alles geplündert hatten. Es wäre reine Zeitverschwendung, an diesem Ort eine Pause einzulegen. Nach einem Blick auf den Sonnenstand beschloss sie, weiterzufahren, ihr Glück zu versuchen. Es konnte nicht mehr weit sein bis zum Fuß der Berge, auch wenn es in der Wüste nicht einfach war, Entfernungen richtig einzuschätzen. Eine, vielleicht zwei Stunden blieben ihr noch, bis sie einen Unterschlupf für den Tag gefunden haben musste. Ein Blick auf den Kilometerzähler verriet ihr, dass sie rund 250 Meilen geschafft hatte. 50 musste sie heute noch fahren, um im Plan zu bleiben. Innerhalb dieser 50 Meilen müsste sich doch ein geeigneter Unterschupf finden lassen, so hoffte sie.

Die endlose Bergkette türmte sich bereits hoch über ihr auf, als Cassie die Suzuki auf dem Parkplatz eines alten Industriekomplexes ausrollen ließ. Sie parkte die Maschine im kärglichen Schatten des Hauptgebäudes, eine trügerische Sicherheit, wie sie wusste. Schatten alleine würde weder sie noch ihre Maschine nicht vor der Zerstörung retten, es musste schon eine dicke Schicht Beton zwischen ihr und der Sonnenstrahlung liegen, wenn Cassie den Rest des Tages überleben wollte.

Misstrauisch zog sie die altmodische Nadlerpistole unter ihrem improvisierten Beduinengewand hervor und begab sich zum Eingang der großen Halle. Im Inneren war es stockdunkel bis auf die wenigen Stellen, wo das Licht durch die zerstörten Oberlichter hereinfiel. Nach kurzer Suche stellte Cassie fest, dass die Halle menschenleer war. Es lag genügend Zeug herum, um die Suzuki darunter zu verstecken und zu ihrer Freude fand sie sogar eine Kellertreppe. Ein Keller war immer noch der optimale Platz, um sich vor der Hitze zu schützen. Langsam, mit gezogener Waffe schlich sie die Stufen hinab und stieß am Fuß der Treppe auf eine offenbar massive Stahltür. Die Tür öffnete sich quietschend und widerwillig, gab aber schließlich einen Spalt frei, der breit genug war, um Cassies schmalen Körper hindurchzulassen. Im Licht der Taschenlampe erkannte sie einen langen Korridor, von dem zu beiden Seiten weitere Räume abgingen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alle Räume menschenleer waren, brachte sie schließlich ihr weniges Gepäck herunter und bereitete sich auf einen langen Tag vor. Sie zog sich aus, legte sich splitterfasernackt auf ihren Schlafsack, die Pistole auf der Brust.

Unterdessen verwandelte sich die Landschaft draussen in einen Glutofen. Die Strahlen einer unbarmherzigen Sonne suchten und fanden die letzten Überreste einer einstmals stolzen Zivilisation, zerstörten alles, gnadenlos und mit unterschiedsloser Gleichgültigkeit. Für ein andauerndes Überleben auf diesem Planeten gab es keine Chance mehr. Aber Cassie hatte einen Fluchtplan, eine letzte Möglichkeit dieser Hölle zu entkommen. Sie musste nur noch das Küstengebirge überwinden und bis übermorgen früh den Weg in die Stadt und zum Raumhafen finden, dann hätte sie es geschafft.

Cassie wachte auf, als sie Stimmen hörte. Raue, männliche Stimmen, laut polternd und selbstbewusst. Ihre Finger krampften sich um den Pistolengriff während der Schweiß ihr in die Augen biss. Tatsächlich waren oben in der Halle Menschen, sie liefen dort herum und kamen ganz eindeutig näher. Schritte ertönten von der Treppe, unvorsichtig und laut. Schließlich schob sich ein Schatten vor dem kaum helleren Hintergrund durch den Türschlitz. Eine Taschenlampe blitzte auf und warf ihren trüben Lichtkegel durch den Korridor. Cassie blieb bewegungslos liegen, sie traute sich kaum, zu atmen. Verschwinde, flehte sie den Eindringling lautlos an. Verschwinde, wenn dir dein Leben was wert ist! Doch dem Fremden schien nicht viel an seinem Leben zu liegen, den er drängte sich vollständig durch den schmalen Spalt und ließ sein Licht ziellos durch den Raum schweifen.

Oben in der Halle wurden jetzt einige erstaunte Stimmen laut, sie riefen etwas, das Cassie nicht verstand. Der Mann jedoch drehte sich um und verließ den Keller. Kaum hörte Cassie seine Schritte die Treppe hochhasten, erhob sie sich ebenfalls. Nackt wie sie war, schlich sie hinter dem Eindringling her und schob sich durch den Türspalt auf den Treppenabsatz. Sie hörte Wortfetzen einer Diskussion aus der Richtung, wo sie ihre Suzuki in einem kleinen Betonverschlag unter einer alten Plane versteckt hatte. Langsam arbeitete sie sich die Treppenstufen hoch, bis sie den Kopf über den Rand halten konnte. Tatsächlich hatten die Eindringlinge ihre Maschine gefunden und aus dem Verschlag herausgeschoben. Es waren vier Männer, grobschlächtige Kerle in ähnlichen abgerissenen Araberkostümen wie Cassie selbst eines trug. Etwas abseits standen zwei kleinere Gestalten, Frauen, eine von ihnen deutlich sichtbar schwanger. Die Frauen wirkten eingeschüchtert und ähnlich zerlumpt wie ihre männlichen Begleiter. Cassie musste sich wieder einmal vergegenwärtigen, dass sie selbst auch nicht gerade zivilisierter wirkte als die heruntergekommene Bande in der großen Halle.

Als sie sah, dass einer der Männer es sich auf der Sitzbank der Suzuki bequem machte und vergeblich versuchte, den Motor zu starten, wusste sie, dass sie nicht mehr länger warten durfte. Geschickt überwand sie die letzten Treppenstufen und schritt auf die Gruppe zu. Ihre Pistole hielt sie dabei im Anschlag. Die Fremden waren so mit ihrem Fund beschäftigt, dass sie Cassie erst bemerkten, als der erste von ihnen mit einem Aufschrei zu Boden ging. Sofort drehte sich der Rest von ihnen dem splitternackten Mädchen zu, das da plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen vor ihnen stand. Bevor sie nach ihren Waffen greifen konnten, brach schon der nächste Mann zusammen. Der dritte fummelte in seinem Gürtel nach einer Waffe, als sein Gesicht in blutige Splitter zerbrach. Mit einem Gurgeln zuckte er zu Boden, gefolgt von dem hilflos wirkenden Mann auf dem Motorrad.

Die beiden Frauen hatten sich nicht bewegt. Die Schwangere stieß eine Reihe hysterischer Kreischer aus, bis auch ihr Gesicht von einer Garbe winzigkleiner Nadlergeschosse zerfetzt wurde. Ihre Begleiterin stürzte sich währenddessen hinter einem kleinen Schutthaufen in Deckung. Cassie wusste nicht ob die Frau eventuell bewaffnet war und suchte die Deckung des Verschlages. Hinter ihr wurde der Boden von einigen Kugeln aufgerissen.
„Du Sau!“, ertönte eine schrille Stimme. „Ich mach dich fertig, du verdammte Nutte!“ Erneut peitschten einige Schüsse durch die Halle. Sie verpufften ungezielt und wirkungslos in irgendwelchen Pfeilern und Regalen. Cassie antwortete nicht. Angestrengt dachte sie nach, suchte einen Ausweg aus dieser unglücklichen Situation.
„Komm raus, du Sau! Ich schieß dir deinen kleinen Arsch weg!“ Dem Geschrei folgten weitere Schüsse. Das Aggressionspotential ihrer Gegenspielerin schien hoch zu sein, erkannte Cassie.
„Wo kommt ihr her?“, rief sie und bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Habt ihr ein Fahrzeug?“
„Das geht dich, verdammt noch mal, überhaupt nichts an!“ Dieses Mal folgten keine weiteren Schüsse. Die Frau schien sich einigermaßen unter Kontrolle gebracht zu haben.
„Ihr werdet ja wohl nicht zu Fuß durch die Wüste gelaufen zu sein!“, stellte Cassie fest.
„Nein, sind wir nicht!“

Es entstand eine Pause, während der Cassie einen kurzen Blick auf ihre Uhr warf. Es war schon späte Nacht, immer noch unangenehm heiß, aber kühler würde es nicht werden. Höchste Zeit, aufzubrechen. Sie musste sich jetzt sofort etwas einfallen lassen, anderenfalls hätte sie nicht mehr genügend Zeit, die Berge zu überqueren, bevor die Sonne ihr zerstörerisches Spiel von vorne begann. Sie überlegte fieberhaft. Die Pistole ihrer Gegnerin verfügte über mehr Reichweite und höhere Durchschlagskraft als Cassies Nadler, musste aber genau gezielt werden. Cassie schätzte ihren Nadler als Nahkampfwaffe, weil er über eine Streuwirkung verfügte und man auch mit ungezielten Schüssen einen Menschen tödlich verwunden konnte. Und Cassie war eine ausgezeichnete Schützin. Schließlich fasste sie einen Entschluß.

Sie feuerte einige Schüsse in Richtung des Schrotthaufens ab und nutzte die Zeit, schnell um die Ecke des Verschlages zu spurten. Schnell lief sie auf der Rückseite des Verschlages und spurtete in die Tiefen der Halle, immer bemüht in Deckung der vielen deckenhohen Regale zu bleiben. Mit ihren bloßen Füßen machte sie dabei so gut wie kein Geräusch. In einem Halbkreis näherte sie sich der Deckung ihrer Gegnerin von der Rückseite her. Nach einer halben Minute konnte sie den Stapel von Schrottteilen sehen, doch die Frau war verschwunden. Cassie zog sich in die Deckung eines Regales zurück. In der Dunkelheit der Halle verschmolz sie mit den noch dunkleren Schatten.

Langsam schlich sie weiter, stets darauf bedacht, unsichtbar zu bleiben und kein Geräusch zu machen. Jeden Moment rechnete sie damit, dass ihre Gegnerin von irgendwoher auf sie schießen würde. Doch dann hörte sie die schlappenden Geräusche von Sandalen, die sich draussen auf dem Parkplatz entfernten. Ohne weiter nachzudenken, nahm sie die Verfolgung auf. Nackt und barfuß wie sie war, kam sie erheblich schneller voran als die andere Frau, die von ihren schweren Gewändern und den unpraktischen Badelatschen behindert wurde. Glücklicherweise stand ein fast voller Mond am wolkenlosen Himmel und Cassie konnte die Gestalt der Frau auf dem Parkplatz sehen. Sie flüchtete in Richtung einer kleineren Halle und Cassie hätte sich ohrfeigen können, weil sie dort nicht nachgesehen hatte, bevor sie sich zur Ruhe begeben hatte. Dort musste das Fahrzeug der Bande stehen.

Die Frau verschwand durch eine Tür im Inneren der Halle, bevor Cassie in Schussreichweite an sie herangekomen war. Kurz darauf hörte sie einen startenden Motor. Mit quietschenden Reifen brach ein mittelgroßes Wohnmobil durch ein Garagentor aus der Halle. Cassie blieb wie angewurzelt stehen. Wie in Zeitlupe hob sie ihren Nadler und legte an. Das Wohnmobil steuerte genau auf sie zu und unangenehm blendeten die Scheinwerfer ihre Augen. Cassie bezweifelte, dass die Nadlergeschosse über genügend Durchschlagskraft verfügten, um die Frontscheibe des Wagens zu zerstören, also schoss sie auf die Vorderräder. Ein platzendes Geräusch kündete von ihrem Treffer. Das Fahrzeug brach zur Seite aus und rammte, immer noch beschleunigend, in einige Autowracks, die wild auf dem Parkplatz herumstanden. Schließlich kam es in einer Qualmwolke zum Stillstand, halbwegs auf der Motorhaube eines der Wracks. Mit wenigen Schritten überwand Cassie den Abstand und riss die Fahrertür des Wohnmobils auf.

Die fremde Frau hing stöhnend über dem Lenkrad. Die Windschutzscheibe war zersplittert und ihr Gesicht war blutüberströmt. Mit einem weiteren Schuss beendete Cassie das Stöhnen, ihr schmales Gesicht eine Maske der Trauer. Doch weinen konnte sie nicht. Nicht mehr.

Eine Viertelstunde später befand sie sich wieder auf der Straße. Sie hatte die Waffen der Toten an sich genommen, Munition, Nahrung und frische Wasservorräte. Der frühe Morgen war so heiß wie alle Tage, und das Vorwärtskommen war beschwerlich. Durch die vielen Serpentinen der Gebirgsstraßen war sie gezwungen, langsam zu fahren, und ausserdem bedeutete es, dass sie nicht mehr in direkter Richtung auf ihr Ziel zusteuerte. Jedoch hatte sie bereits am frühen Vormittag den Gebirgszug hinter sich gelassen und fuhr durch flaches Hügelland auf die Küste zu. Die ehemals fruchtige und grüne Landschaft hatte sich inzwischen ebenfalls in eine verdorrte Wüste verwandelt, in der es kein Leben mehr gab. Jedoch häuften sich die Anzeichen einer ehemaligen Zivilisation. Farmgebäude tauchten zu beiden Seiten der Straße auf und schließlich auch die ersten vereinzelten Dörfer. Allesamt menschenleere Ruinen, durch die Cassie schnellstmöglich hindurch hetzte. Hier gab es nichts für sie, ihr Ziel lag woanders.

Auf einem etwas höheren Hügel hielt sie kurz an, um einen Blick auf ihr Navigationsgerät zu werfen. Sie spürte die Versuchung, einfach weiterzufahren, ihre hektische Reise endlich hinter sich zu bringen. Die Ungeduld zerrte an ihr. Spätestens morgen Vormittag musste sie am Raumhafen sein, um ihre letzte Fluchtmöglichkeit nutzen zu können. Doch die schnell zunehmende Hitze, das verräterische Flimmern in der Luft, zeigten ihr, dass sie heute nicht mehr viel weiter kommen würde. Cassie musste bereits wieder nach einer Unterkunft für den Rest des Tages suchen. Sie hatte Glück, denn keine halbe Stunde später fand sie sich unter dem schützenden Beton eines verwüsteten Einkaufszentrums, das sowohl ihr, als auch der alten Suzuki einen halbwegs angenehmen Tag ermöglichte.

Gegen Mitternacht prüfte Cassie die Temperatur im Freien und beschloss, dass sie sich wieder auf den Weg machen konnte. Sie schob die Suzuki aus dem prächtigen Eingangsportal des Konsumtempels und setzte ihre Fahrt fort. Langsam und vorsichtig bugsierte sie ihr Gefährt durch die verdunkelten Straßen einer kleinen Stadt und beobachtete dabei misstrauisch ihre Umgebung. Plötzlich sprang eine Gruppe dunkler Gestalten hinter einer Häuserecke hervor. Mit wilden Schreien liefen sie auf Cassie zu und versuchten, ihr den Weg zu versperren. Die Straße war zu eng, um die Maschine schnell zu wenden, also drehte sie ohne Nachzudenken am Gasgriff. Mit aufbrüllendem Motor raste sie auf die angriffslustigen Männer zu – und mitten hindurch. Einige der Kerle sprangen in letzter Sekunde aus dem Weg, andere versuchten, sie mit Knüppeln zu schlagen. Cassie spürte schmerzhaft, wie eine Keule auf ihren linken Oberarm prallte und bekam einen Schlag an den Kopf, so dass die kurz sprichwörtlich die Sterne vor ihren Augen flimmern sah. Dann war sie wieder alleine. Mit schmerzverzerrtem Gesicht raste sie weiter. Ihre Augen schimmerten feucht, weinen konnte sie jedoch nicht.

Sie erreichte die ersten Ausläufer des komplett verdunkelten innerstädtischen Bereichs unbehelligt. In dieser einstmals stolzen Metropole gab es außer den unverwüstlichen Ratten und Kakerlaken kein Leben mehr. Immer öfter tauchten jetzt Leichen im Lichtkegel ihres Scheinwerfers auf, halbverwest und angefressen. Und Autowracks. Überall versperrten die verwüsteten Metallhaufen Cassie den Weg. Sie fluchte leise, weil sie nicht den Umweg über die Umgehungsstraße genommen hatte. Dort wäre sie besser vorangekommen.

Kurz darauf stand sie am Rande einer Sportanlage. Auf dem verdorrten Rasen stapelten sich die Leichen zu hunderten. Ein atemberaubender Gestank ging von diesem Ort aus. Cassie sah die entstellten Gesichter von Männern, Frauen und Kindern, viele ihrer Gesichtshaut und Augen beraubt, mit Bisswunden übersät. Sie wandte sich ab, fiel auf die Knie und erbrach sich würgend. Wie besessen sprang sie auf ihr Motorrad und flüchtete. Wilde Gedanken von Tod und Zerstörung schossen ihr durch den Kopf, sie fühlte sich wie eine Ausgestoßene, ein Alien, was sie ja gewissermaßen auch war. Sie drehte das Gas voll auf und raste in wildem Entsetzen in den Sonnenaufgang.

Das zarte Rosa des ersten Dämmerns war einem kühlen Orange gewichen und schließlich in das fast weiße Licht eines neuen heißen Tages übergegangen. Cassie befand sich auf der Ausfallstraße, die sie zur Küste und schließlich zum Shuttleport führen würde. Das war ihr Ziel, von dort würde die letzte Fähre starten. Die letzte Möglichkeit zur Mondstation zu kommen, und von da weiter zu dem gigantischen Transportschiff, das sie in eine ungewisse Zukunft auf einen fremden Planeten bringen würde. Hoffnung breitete sich in Cassie aus. Sie war Navigationsoffizierin, hatte alle benötigten Papiere und Genehmigungen. Cassie war eine „Offizielle“. Die Wachen würden sie auf das Gelände und zur Fähre lassen, ungeachtet ihres wilden Äußeren. Man würde sie sogar schon ungeduldig erwarten, denn sie war wichtig für die Mission. Zwar eine halbe Stunde zu spät, aber wichtig! Zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Reise, hatte sie ein zuversichtliches Gefühl und entspannte sich ein wenig.

Leer und verlassen breitete sich das riesige Landefeld vor Cassie aus. Keine Wachen hatten am Eingang gestanden um sie zu begrüßen, kein Mensch bewegte sich auf dem Flugfeld oder in den Terminals. Keine Fähre stand wartend bereit. Nur der unverwechselbare Ozongeruch kürzlich benutzter Triebwerke hing in der flimmernden Luft. Bestürzt rannte Cassie auf dem verlassenen Feld auf und ab, während die Erkenntnis langsam von ihr Besitz ergriff. Ungläubig starrte sie auf die vorrückenden Zeiger ihrer Armbanduhr. Eine halbe Stunde! Nach einer halsbrecherischen Flucht quer über den halben Kontinent, fehlten ihr lächerliche 30 Minuten – zum Überleben! Die Uhr wirkte auf Cassie wie ein mechanisches Todesurteil. Wütend riss sie das Armband auf und schleuderte die Uhr weit von sich. Mit hängendem Kopf schlich sie zurück ins Innere des Terminals.

Auf dem Tresen am Gate lag ein Blatt Papier, zu frisch und weiß um schon länger dort zu liegen. Niedergeschlagen hob sie das Blatt auf. Es war eine handschriftliche Notiz von Commander Blake. Jeff Blake, ihrem Vorgesetzten und besten Freund bei der Raumflotte:

Liebe Cassie,
es ist furchtbar, und glaube mir, die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen und hat mir fast das Herz gebrochen. Wir haben so lange gewartet, wie wir konnten, haben für dich gebetet und bis zur letzten Minute gehofft. Doch du weißt, dass wir das Startfenster nutzen müssen, dass wir uns keine weitere Verzögerung erlauben dürfen. Deshalb habe ich schweren Herzens den Befehl zum Start erteilt.
Wir wissen ja nicht einmal, ob du es überhaupt schaffst, den Shuttleport zu erreichen. Ich hoffe natürlich, dass du den Weg hierher unbeschadet überstanden hast. Und ich hoffe, dass du Verständnis für meine Entscheidung haben wirst. Nein, ich weiß es, denn du bist ein Profi.
In tiefster Zuneigung, dein Freund
Jeff

„Geh zum Teufel, Jeff Blake ...“
Cassie knüllte den Brief zusammen und ließ ihn unbeachtet auf die Bodenfliesen fallen. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, nur ihre Augen verrieten ungläubiges Entsetzen. Cassie zog die Nadlerpistole aus den Tiefen ihres Gewandes und ließ sich kraftlos am Tresen zu Boden rutschen. Sie richtete die Pistole genau auf ihr Gesicht. Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Reise weinte sie.


EDIT: Hier und da was rausgestrichen, auch was zugefügt, Grammatik verschlimmbessert.

 

Ja, ja, ich weiß schon, das ist hier nicht das Forum "Langgeschichten", und über 30.000 Zeichen ist nicht wirklich superkurz. Und das alles ohne echte Charakterentwicklung, ohne philosophischen Background und ohne Moral. Aber immerhin habe ich es diesen Monat geschafft, endlich mal eine "Auftragsarbeit" zu erledigen. Eine Endzeit-Roadstory mit starken Mad Max-Einflüssen, nur dass mein Max eine Frau namens Cassie ist - und ein Ziel hat.
Und der Monat ist noch jung genug für einen weiteren Versuch ...

 

tachchen badi,
bin nur kurz da um mir die neuesten geschichten aus zu drucken und daher noch kein Bemerkung zur geschichte selber.
pscht, sei blos stille, 3330 worte sind noch voll im rahmen, Alexander Steel, Autor von creative writing - romane und kg schreiben, def. ne kg als alles was kürzer ist als 15000 worte und 60 seiten zoppelzeiliger ausdruck ;)
was du bestimmt meinst, sind sogenannte flash fiction (neudeutsch auch Flashs*g*), kg's mit max. 1-2 din a4 seiten. ich mag die auch viel lieber lesen als so ellenlange, aber solange kein universalheilmittel gegen ausgefeilte fantasie gefunden wird, müssen wir all jenen dankbar sein, die es schaffen, noch im rahmen zu bleiben. :thumbsup:
sich selber kürzend,
finster

 

Monty schrieb:
Hallo Badi!

Da hat sich die "bildhübsche, entschlossene und selbstsichere" Cassie durch die Gluthölle gekämpft - und alles umsonst! Da bleiben keine Fragen offen.

Siehst du, mehr wollte ich ja gar nicht.

Ja - ein bißchen wirkt es schon wie die Erledigung einer ungeliebten Aufgabe.
Also, ich hatte schon Spaß beim Schreiben ...

Stilistisch leidet die Story unter diversen Wiederholungen und massiv unter Satzbauproblemen. Ich habe jetzt leider keine Zeit, alle Fehler für dich herauszusuchen.
Das ist mein altes Problem, Geschichten nicht nur schnell runterzuschreiben, sondern sie dann genauso hastig auch zu veröffentlichen. Erst dann ist sie für mich "fertig"! Ich weiß, das ist doof, aber ich zeige mich da durchaus lernresistent.

Die Story spielt in der Cassie-Perspektive, oft in erlebter Rede. Das funktioniert gut. Manchnmal zeigst du die Protagonistin oder auch andere Dinge aber "von außen". Das stört ein wenig. Such mal danach!
Ich hatte eigentlich die ganze Zeit über das Gefühl, sie von außen zu beobachten. Ich hab diese Puppe aufs Moped gesetzt und gesagt "So, nun mach mal, Mädel".

Bist du übrigens mal im Sommer Motorrad gefahren?
Da wo ich jetzt wohne, fahre ich lieber im Winter, weil dann sind die Temperaturen besser zu ertragen. :dozey:

Ich schon, zwar auf dem Planeten Erde, aber auch bei Affenhitze. Du glaubst nicht, wie sehr Fahrtwind kühlen kann! Da versteckt man sich auch nicht hinter der Verkleidungsscheibe.
Die Story spielt auch auf dem Planeten Erde, bloß eben in der Endzeit. Ich weiß, dass in Deutschland auch im Sommer der Fahrtwind noch kühlt. Aber hier in SA, obwohl wir nicht mal richtige Wüste haben, ist sogar der Fahrtwind manchmal wie ein zu heißer Fön. Unangenehm. Jetzt stell dir das mal in potenzierter Form vor ...


... nachdem sie ohne lang zu fackeln die Freunde dieser Gegenspielerin umgebracht hatte.
Hey, die haben an ihrer Suzi rumgemacht! Dafür gibt's was auf die Finger, ganz klar!

Und ja - es ist zu lang.
Für alles was kürzer ist, mache ich mir nicht die Mühe, den Computer einzuschalten. Ich lese so kurze Sachen auch nicht gerne. Ich hab's versucht, aber ... das bin ich nicht.

Aber immerhin hast du es geschafft, daß ich mir einige Minuten lang Sorgen um deine Protagonistin gemacht habe. Was will man mehr!
Die Geschichte hat also auf trashige Weise ihr Ziel erreicht. Ein paar Minuten Unterhaltung, Gehirn ausschalten und sich ohne Fragen in die bunte Comicwelt meiner Mad Mäxin begeben. Schönes Kompliment, Danke!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Badi!

Deine Geschichte war heftiges "Soozy Wong"-Hentai, oder? Carrie, die sich nach dem heißen Ritt nur nackt mit dem Revolver auf der Bauchdecke richtig abkühlen kann (Ey. Heftig ....), die erschossene Schwangere, Dresche beim Vorbeifahren, dann die halbstündige Verspätung und anstatt einer riesigen Rauchfahne ein Ozondüftchen als Zeichen des Abfluges? Hef-tig! Oder ist das Teil ins Erdinnere gestartet? Uuuh .... Wer Motorrad fährt, versteht vermutlich jede einzelne Andeutung und genießt diesen Cocktail aus WildWest, SciFi, Manga, Pop, Kifferstory, Melodram, Biker Balade, Ballerspiel und Dada: die intensiven Gewaltspitzen, die Technophilie, die Endzeitstimmung, die SM-Szenen sind alle hochmodern und typisch für modernes Manga, durch und durch erotische Andeutungen, frisch und ein bißchen ironisch zu Papier gebracht: ich fand´s heiß! Also Leute, ich finde das eine echt gute Story, von der Sache her! Der in meinen Augen gelungene, kitschige Beigeschmack beim Selbstmord am Ende ist reinstes Manga ... ich fühle mich gelegentlich an "Kill Bill" erinnert. Cool, daß es einer geschafft hat, das in die KG zu bringen, das ist die erste Manga-KG, die ich hier zu lesen bekommen hab. Mein Tip: die beiden kämpfenden Damen hätten ja auch im Keller Frieden schließen können? Ich meine, wenn die eine schon nackt war? ... so mit der Suzi als Déco im Hintergrund? Mehrere Einstellungen? Und dann versuchen sie, zu zweit rechtzeitig den Abflug zu packen ... Yeah ...)

Eco

 

Hallo Badi!

Ah - Endzeit, ist das nicht was Schönes? :D

Zur Story: Die Fahrbeschreibungen gefallen mir ganz gut, der eigentliche Plot nicht so sehr: Navigationsoffizierin fährt quer durch den Kontinent, um ihr Shuttle zu erreichen? :susp: Also ich weiß ja nicht ... wie soll ich mir das bitte vorstellen? Hat sie vor einem Monat einen Anruf erhalten: "Cassie, Baby, wir starten dann mal durch. Aber sei bloß pünklich, Mädel!" (Vielleicht wären da eins, zwei Rückblenden und/oder Erklärungen gar nicht so übel. ;))

Ansonsten: Viel Erzählung, wenig Handlung, ein Dialog, den ich recht misslungen finde; irgendeinen Zweck sollte er schon erfüllen, also Charakterzeichnung, Hintergrundinfos - irgendwas! :)


„Komm raus, du Sau! Ich schieß dir deinen kleinen Arsch weg!“ Dem Geschrei folgten weitere Schüsse.
Gerade die ganze Sippschaft verloren und nur 'nen coolen Spruch auf den Lippen? :susp:
Das Aggressionspotential ihrer Gegenspielerin schien hoch zu sein, erkannte Cassie
JA WAS DENN SONST, UM HIMMELSWILLEN?!!!


Fazit: Netter Snack für Zwischendruch. :)

Liebe Grüße

Dante

 

He Badi

Kurz ein paar Worte,
die Idee finde ich gar nich schlecht, warum auch, is ja schliesslich ne Endzeitgeschichte. Das Problem mit "Warum die Navigatorin am andern Ende der Welt ist?", läßt sich mit nem Urlaub, ner Mission, nem bereits gestartetem anderen Shuttel oder sowas erklären.
*g* gib dem Prot ruhig ein, zwei Worte zur Erklärung:
"Diese Mistratten, mich erst wegschicken und selbst dann abhaun.":lol:
Ansonsten recht flüssig geschrieben, bin ich hängengeblieben bei:

Sie wusste ganz genau, dass sie dabei nicht übertreiben durfte, aber trotzdem genug Flüssigkeit aufnahm, um nicht zu dehydrieren.
HÄ??:dozey:

Allgemein: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Richtig. aber warumm alles erzählen. Konzentriere dich auf einen Überfall und arbeite ihn aus. Drei finde ich für ne Kg ein bissl überladen.
Bring ihn mit dem Startenden Raumer in Verbindung. z.B. Kampf grade so überlebt, blutend auf dem Boden liegend, und dem startenden Shuttel hinterherschauend, weil der kampf dich für ne halbe Stunde ausgenockt hat oder die Uhr der Toten zeigt die Zeit dieser Zeitzone an, Überraschung: deine nicht. Oder so. Is deine Geschichte, dir wird schon was gutes einfallen.:thumbsup:

Die Sache mit dem nackt ausziehen is zwar witzig, aber überleg dir ob es tatsächlich zu der Geschichte gehört, die du erzählen willst. Kannst du mit der Nacktheit der Prot tatsächlich ausreichend auf die Dringlichkeit, die erzwungene sofortige Reaktion hinweisen oder ist es nur schmückendes Beiwerk.
Gute Szene aus "Der mit dem Wolf tanzt" dazu.
Kostner hockt, erschrocken über den Indianer der die Hütte durchsucht, hinter einem Hügel, nackt. War ja schließlich grad baden.
Als dieser ihm allerdings das Pferd stehlen will, steht er auf und geht rufend auf ihn zu. Der Indianer ist geschockt über die Nacktheit, fällt hinten über und flüchtet.
Hier hatte die Nacktheit einen Effekt für die Erzählung.

Ok, cool wäre auch ne Erklärung, warum die Sonne plötzlich so stark scheint. Aber is egal, hamse bei Mad Max auch nich gebracht, soweit ich mich erinnere.

:read:
Finster

 

@ eco: Ich habe leider keine Ahnung wer Soozie Wong oder was ein Hentai ist, und auf die Sache mit den Mangas bin ich auch erst gekommen, nachdem du es geschrieben hattest. Aber ich nehme mir die Freiheit, deinen Kommentar als Kompliment zu verstehen, und dafür bedanke mich artig.

@ Dante: Schon richtig, Dialoge sind nicht so mein Ding. In diesem Fall ging es nur darum, dass ich das Gefühl hatte, dass sie irgendwas sagen müssten. Ich hätte in der Situation ähnlichen Scheiß von mir gegeben.
Und mehr Erklärungen? Sie ist unterwegs, weil sie rechtzeitig zum Abflug am Raumhafen sein muss, fertig! Jede Erklärung, die der Leser sich selbst ausdenkt, kann funktionieren.

@ Finster: Du hast recht, dieser Satz ist mehr als unglüklich formuliert. Und dabei habe ich den mindestens zwei mal geändert. *Handvorkopfschlag*
Drei Kämpfe habe ich reingenommen, um zu zeigen, dass so eine Reise kein Honigschlecken ist. Den Schluss habe ich absichtlich weniger dramatisch gestaltet, um besinnlich den Abgang vorzubereiten.
Das mit dem nackt ausziehen, erklärt sich doch eigentlich von selbst: Es ist heiß! Also, ich schlafe sogar im Winter meistens nackt, und im Sommer auch ohne Decke. Ich hatte dabei keinerlei Erotik im Kopf, sondern das als ganz normale Handlung empfunden, wie sie sich auf die Schlafperiode vorbereitet.
Und die Sonne: Nun ja, die ist halt wärmer geworden, Ozonschicht kaputt, aus der Bahn geworfen oder was weiß ich. Ich wollte einfach diese völlig wertfreie Bedrohung, die man keinem menschlichen Versagen (Atomkrieg, Umweltverschmutzung oder ähnlich abgelutschter Kram) anlasten kann. Keine selbergemachte Katastrophe, sondern ein natürlicher Vorgang, gesichtslos, gleichgültig und unangreifbar.

Was mich wundert ist, dass keinem von euch die größte Unlogik aufgefallen ist: Wenn es tagsüber so heiß wird, dass Autoreifen schmelzen, dass im wahrsten Sinne des Wortes alles verbrannt wird, dann wird es auch Nachts nicht kühl genug sein, sich ungeschützt im Freien aufzuhalten. Auch wenn durch den wolkenlosen Himmel die aufgestaute Hitze mühelos entweichen kann. Und der Asphalt auf den Straßen wäre auch schon längst weggeschmolzen. Sowas stört mich aber nicht, ist ja keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern einfach nur ein Cartoon ohne Bilder.

Hm, da will man mal was Cooles schreiben ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Badi!

Ich habe leider keine Ahnung wer Soozie Wong oder was ein Hentai ist
lach ... *süss*

Suzie Wong war eine berüchtigte Hure in den verruchten Eastern von Hongkong, das von amerikanischen Marine-Soldaten zu Kriegszeiten gerne "frequentiert" wurde. Es gibt bedeutende Genre-Romane und Filme über das Leben der Suzie Wong und ihren blonden Liebhabern, die vom Kuss der "Drachendame" bis an ihr Lebensende geschwärmt haben.

Die Wortähnlichkeit von Suzi und Suzie habe ich zum Anlaß genommen, ein Wortspiel daraus zu machen ... das doppelte o in "Soozie" symbolisiert die Räder, auf denen ein Motorrad rollt. Ich dachte, das ließe sich leicht entschlüsseln ...

"Hentai" oder auch 変態 ist ein japanisches Wort. Es bedeutet "Perversion" und fasst im westlichen Sprachgebrauch die fernöstliche (meist mit brutalen und perversen Szenen gespickte) Anime- und Manga-Pornographie als eigene, graphische Kunstform zusammen.

Es gehört nicht viel Freiheit dazu, meine Worte als Kompliment zu verstehen.
Du solltest versuchen, erotische Geschichten zu schreiben.

eco

 

He Badi,

gröhl, siehste, wolltest was cooles schreiben, is was heißes draus geworden. :lol:
Ok, warum auch immer die Erde heiß wird, is sowieso egal.
Und bei Endzeitgeschichten auf Logik zu achten, is, schätze ich mal, schon seit Hiob ne Lebensaufgabe. Also lassen wir einfach die gröbsten, auffälligsten Fehler weg, dann passt das schon:D

Allerdings in einer Sache muss ich dir widersprechen, viele Ereignisse in eine Kg zu pressen kommt nich so gut. Entweder kommen Sie zu kurz, die getöteten Männer von der Tankstelle oder sie klingen einfach zu simpel, die Prügelhorde.
Wenn du Bock drauf hast und die Story für dich nicht schon gestorben ist, versuch folgendes, schreib für dich einfach die Tankstelle und die Prügelhorde als einzelne Story. Sowas funkt bei mir selbst unerwartet gut.:dozey:

so denne von Nackedei zu Nackedei
Finster

 

Hi Badi,
eigentlich sollte ich ja nach Deinem netten Eintreten fuer meine Story auch was Nettes schreiben, aber ich denke, dass Du eine ehrliche Bewertung mehr zu schaetzen weisst. Nun denn:
Deine Story bestätigt nur, dass Endzeitstorys meist was Stupides an sich haben. Deine Protagonistin entspricht genau dem SF-Klischee (erst schiessen, dann fragen) und ist mir so herzlich unsympatisch, dass mich ihr Schicksal gleichgültig läßt.
Ausserdem ist es unlogisch, dass sie jeden abknallt, der ihr zu nahe kommt, wenn sie auf dem Raumschiff einen verantwortungsvollen Posten hat (es sei denn, dort sind alle Führungskräfte mit Psychopathen besetzt, aber so konsequent waren wir Deutschen ja nicht mal im 3. Reich (*g*))
Ganz übel ist die “Nadlerpistole”. Ein so verstaubtes Requisit aus der SF-Mottenkiste herauszuholen, zeugt, verzeihe mir die Direktheit, von mangelhaftem Urteilsvermögen im Bereich der Klischeevermeidung.
Die Idee der Story ist so eine Art literarischer Egoshooter, da fällt mir dann wirklich Nichts mehr zu ein.
Fazit: Langweilige, amerikanischer PulpSF nachgebildete, mit ein wenig bezugsloser Erotik aufgepeppte Endzeitstory ohne interessante Prots und Plot.
Proxi

 

@ Proxy: erstmal vielen Dank für deine ehrliche Meinung. Jetzt zu meiner und Cassies Verteidigung. Sie ist ein heisses Stück, d.h. sie darf sich gerne ein paar Unfreundlichkeiten rausnehmen, ohne dass sie mir gleich unsymphatisch wird. Vielleicht habe ich das in der Geschichte nicht richtig deutlich gemacht, aber wer in diesen geschilderten Tagen mit anderen Menschen zusammentrifft, kann zu 100% davon ausgehen, dass sie es auf dein Wasser, dein Futter, deinen Sprit, dein Leben abgesehen haben. Hätte Cassie nicht zuerst geschossen, hätten's die anderen gemacht. Totale Anarchie, jeder gegen jeden. Klar, besonders kreativ ist das Setting nicht. Es ging mir ja auch nur darum, sie erstmal durch die Hölle zu jagen, nur damit am Schluss alles umsonst war.

Zur Nadlerpistole: Ich kenne die aus einer (in Worten: 1) Geschichte, dachte mir, das ist mal eine nette kleine Waffe und habe sie mir geborgt. Somit bin ich erst der zweite Autor, der sie jemals eingesetzt hat. Das ist mein Kenntnisstand. Ich wusste nicht, dass der Nadler bereits ein Klischee ist.

Und wo ihr immer alle meint, etwas erotisches gefunden zu haben, ist mir ein Rätsel.

Na ja, das war eine kleine, kitschige Geschichte, schnell runtergeschrieben, weils mich in den Fingern gejuckt hat. Mehr sollte es auch nicht sein, da ich das Thema Endzeit zwar liebe, es mich aber auch nicht zu großem Kino inspiriert.

 

Hey Badi,

eine straighte kleine Endzeitgeschichte hast Du da produziert. Genau die richtige Dosis Action, um mich durch die Geschichte zu schleifen (trotz der "Länge"). Die Pointe ist zynisch und trifft meinen Geschmack, allerdings ist sie auch ein wenig konstruiert: Vielleicht solltest Du den Aspekt mit dem Startfenster noch genauer recherchieren, sie schonmal während der Fahrt darüber nachdenken lassen. So wirkt es, als wäre Dir das alles am Schluss erst eingefallen (das ist so "hohlbeinig" ;) ).
Du hast ein echtes Talent, schnelle Handlung zu beschreiben (wenn es Dir auch noch ein wenig an eigenem Stil fehlt), bloß die Grundidee ist noch ein wenig blass. Das wird schon noch!

Insgesamt eine packende Actiongeschichte, die ein wenig Aufmerksamkeit für den Plot gebrauchen könnte.

Notizen:

Sie ärgerte sich, in diesem unbedeutendem Kaff die wertvolle Nacht verschwendet zu haben. Höchstens einige Stunden Fahrtzeit würden verbleiben, bis sie sich vor der sengenden Mittagssonne wieder verstecken musste.
Warum fährt sie dann nicht nachts?
konnten mit dem Zeug ohnehin nichts mehr anfangen, sie waren tot.
Stating the obvious since 1970. ;) Ich denke, das "sie waren tot" könnte man weglassen, zumal Du es gleich noch erklärst.
Äußerlich bot sie den Anblick einer bildhübschen, entschlossenen und selbstsicheren jungen Frau.
Das "bildhübsch" finde ich hier ein wenig inhaltsleer, wenn Du Zeit hast, kannst Du Dir vielleicht überlegen, wie Du das anders herüberbringen könntest.
Immer öfter musste sie kurze Pausen einlegen, um ihren Kopf und ihre Handschuhe mit Wasser zu übergießen
Ist das wirklich sinnvoll? Kopf vielleicht, aber warum Wasser an die Handschuhe vergeuden? (Okay, Du bist der Motorradfahrer, vielleicht werden die Hände beim Fahren so heiß oder so.)
Sie wusste ganz genau, dass sie dabei nicht übertreiben durfte, aber trotzdem genug Flüssigkeit aufnehmen musste, um nicht zu dehydrieren.
Die endlose Bergkette
"endlos" ist ein inhaltsleeres Adjektiv. Streichen oder durch etwas besseres ersetzen.
Sofort drehte sich der Rest von ihnen dem splitternackten Mädchen
Wolltest Du nicht noch mal schreiben, dass sie nackt ist? Ich meine, Du hast es ja erst drei oder vier mal erwähnt, da können zwei weitere nicht schaden ... ;)
als sein Gesicht in blutige Splitter zerbrach
:thumbsup: Das ist eine originelle Formulierung (ich will ja auch mal loben).
Das Aggressionspotential ihrer Gegenspielerin schien hoch zu sein, erkannte Cassie.
Messerscharf gefolgert, Watson: Die Person beschießt uns mit einer Prohektilwaffe und bezichtigt uns ungerechtfertigt der Verwandtschaft mit Paarhufern sowie der Prostitution. Das lässt auf ein gewisses Aggressionspotential schließen. ;)
Die ehemals fruchtige und grüne Landschaft
:) Du meinst "fruchtbare".

Grüße,
Naut

 
Zuletzt bearbeitet:

Naut schrieb:
Vielleicht solltest Du den Aspekt mit dem Startfenster noch genauer recherchieren, sie schonmal während der Fahrt darüber nachdenken lassen. So wirkt es, als wäre Dir das alles am Schluss erst eingefallen (das ist so "hohlbeinig" ;) ).
Es IST mir erst am Schluss eingefallen, ich bin ein Bauchschreiber. Und wenn Hohlbein es auch so macht, bin ich doch in guter Gesellschaft. Noch ein paar Überarbeitungen, und es fällt nicht mehr auf. Leider bin ich faul.

Du hast ein echtes Talent, schnelle Handlung zu beschreiben (wenn es Dir auch noch ein wenig an eigenem Stil fehlt)
Oh, ich will mich ja nicht loben, aber ich glaube, dass ich meinen eigenen Stil durchaus schon gefunden habe. Nur probiere ich gerne mal rum und experimentiere mit verschiedenen Stilen. Ich habe selber beim Schreiben gedacht, dass ich so groschenromanig normalerweise nicht erzählen würde. Etwas mehr reflektiere ich normalerweise schon, aber das erschien mir angesichts meines kaum vorhandenen Plots und des Tempos in diesem Fall nicht ratsam. Ich passe dann mein Erzähltempo dem Handlungstempo an.

Insgesamt eine packende Actiongeschichte, die ein wenig Aufmerksamkeit für den Plot gebrauchen könnte.
Mein altes Problem: Ich schreibe erst - und plotte dann später. :shy:

Warum fährt sie dann nicht nachts?
Macht sie normalerweise auch, bloß hatte sie in diesem Ort mit Plündern und Schießen viel Zeit verplempert.

Stating the obvious since 1970. ;) Ich denke, das "sie waren tot" könnte man weglassen, zumal Du es gleich noch erklärst.
Das "bildhübsch" finde ich hier ein wenig inhaltsleer, wenn Du Zeit hast, kannst Du Dir vielleicht überlegen, wie Du das anders herüberbringen könntest.
Treffer, versenkt! Solche Fehler passieren, wenn man erst schreibt und dann denkt.

Ist das wirklich sinnvoll? Kopf vielleicht, aber warum Wasser an die Handschuhe vergeuden? (Okay, Du bist der Motorradfahrer, vielleicht werden die Hände beim Fahren so heiß oder so.)
Also, bei mir hilft es wirklich, bin vielleicht nur ich, aber ich kriege immer schnell schwitzige Pfoten. Und ohne Handschuhe kriegt man schnell nen Sonnenbrand, unangenehm.

"endlos" ist ein inhaltsleeres Adjektiv. Streichen oder durch etwas besseres ersetzen.
Wolltest Du nicht noch mal schreiben, dass sie nackt ist? Ich meine, Du hast es ja erst drei oder vier mal erwähnt, da können zwei weitere nicht schaden ... ;)
Schon wieder erwischt. Das sind die Flüchtigkeitsfehler, die meine fieberhafte Arbeitsweise mit sich bringt.

:thumbsup: Das ist eine originelle Formulierung (ich will ja auch mal loben).
Ui, Dankedankedanke. Manchmal, ganz selten, haue ich solche Dinger raus. Dass du es gut findest, ehrt mich und adelt meine Story.

Messerscharf gefolgert, Watson: Die Person beschießt uns mit einer Prohektilwaffe und bezichtigt uns ungerechtfertigt der Verwandtschaft mit Paarhufern sowie der Prostitution. Das lässt auf ein gewisses Aggressionspotential schließen. ;)
Ich bin schon öfters bezichtigt worden, über die Intelligenz eines Taschenrechners zu verfügen. Stimmt wohl.

:) Du meinst "fruchtbare".
Ich meinte "aprilfrische" ... :Pfeif:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Badi!

Vorneweg: Vieles wurde schon gesagt, einiges als offensichtlich angenommen, aber ich denke, daß der eine oder andere, der diesen Thread hier lesen wird, vielleicht durch die eine oder andere Kritik ganz sicher zumindest einen Denkanstoß erhalten wird. Also hier meine fünf Cents dazu.


"Aber fahrbereite Autos gab es nicht mehr! Nicht hier draussen, in dieser Gluthölle. Die vernichtende Kraft der Sonne hatte keines überlebt"
und ich frage mich, was der grundlegende Unterschied zwischen Auto und Mofa ist, daß nur eines davon hitzefest sein kann. Ich denke: Aha, interessant, weil kontraintuitiv. Aber dann: Autos sind doch flüssigkeitsgekühlt, Motorräder meistens doch mit Luft. Falls ich aber einfach nur ein optisches Gestaltungsmittel für eine Szene wollte, dann hätte ich es nicht erklären brauchen, warum sie nun unbedingt ein Mofa fahren muß. Es paßt ja auch ganz von selbst zu ihrem Charakter, find ich, cool zu sein.

"Aus dem Dunst vor Cassie schälten sich die undeutlichen Umrisse einiger Gebäude heraus. Eine Tankstelle, tot und verlassen."
Ich denke: Schonwieder Tankstelle! und frage mich, warum diese Häufung an Tankstellen für Cassie so selbstverständlich ist.

"Sie drosselte das Tempo, als sie an den schäbigen Resten der Anlage vorbeifuhr."
Und mir wird klar, wie raffgierig sie doch ist, wenn sie trotz der nahenden Hitze nocheinmnal auf Plündertour geht. Würde sie wirklich ihr Leben riskieren, um nochmal kurz vorbeizucruisen? Ich mein, vielleicht findet sie noch ein bißchen Geld, für das sie sich nichts kaufen kann, oder Treibstoff, für den sie keinen Platz mehr hat? Sie müßte schon etwas brauchen, um nocheinmal anzuhalten.

"Mit geübtem Blick erkannte sie, dass es hier nichts mehr zu holen gab. Eine gewaltige Explosion hatte alles in Schutt und Asche gelegt."
Das klingt eher nach einem Krater in der Erde, als nach der Anlage von Gebäuden, die man aus der Ferne noch an ihren Umrissen undeutlich erkennen könnte.

"Menschliche und tierische Skelette und Leichenteile lagen verstreut auf dem Asphalt und es sah so aus, als ob hier schon vor Cassie einige Flüchtlinge alles geplündert hatten."
Wahrlich ein "geübtes Auge"!

"Es wäre reine Zeitverschwendung, an diesem Ort eine Pause einzulegen. Nach einem Blick auf den Sonnenstand beschloss sie, weiterzufahren, ihr Glück zu versuchen."
Was ist die Alternative? Hitzetod? Nicht wirklich.

"Schatten alleine würde weder sie noch ihre Maschine nicht vor der Zerstörung retten"
doppelte Verneinung als Stilmittel hier wohl ungeeignet, da es den natürlichen Lesefluß behindert, in dem der Leser ersteinmal dekodieren muß.

"es musste schon eine dicke Schicht Beton zwischen ihr und der Sonnenstrahlung liegen, wenn Cassie den Rest des Tages überleben wollte"
bitte genauer, denn der Industriekomplex ist doch dicke Mauer genug, und steht auch gerade zwischen ihr und der Sonne.

"Verschwinde, flehte sie den Eindringling lautlos an. Verschwinde, wenn dir dein Leben was wert ist!"
Und weil sie am Anfang noch gezittert hat, dem Leser damit ihre äußerliche Sicherheit preisgebend: Warum dann hat sie die Männer in der Tankstelle so kaltblütig erschossen? Das Flehen paßt nicht so recht zu ihrer anfänglichen Impulsivität, aber ich denke: vielleicht ist das ihre wahre Natur, die aus ihrer Schlaftrunkenheit noch spricht. Dann:
"Der dritte [Mann] fummelte in seinem Gürtel nach einer Waffe, als sein Gesicht in blutige Splitter zerbrach."
und bin verwirrt, aber doch gespannt. Außerdem: Wenn sein Gesicht splittern soll, dann könnte man es vielleicht vorher, wo doch sonst alles so ausführlich ist, als ein sehr hartes, ausdrucksloses, knorriges Antlitz vorbereiten. Ihn vielleicht sogar noch etwas sagen lassen...eventuell.

"Langsam arbeitete sie sich die Treppenstufen hoch"
, und dann später:
"Geschickt überwand sie die letzten Treppenstufen"
, man will gerne wissen, warum das Treppensteigen jetzt so anstrengend ist. Du beschreibst sie nicht als wandelnden Kubikmeter sondern mit 'Cassies schmaler Körper' und "legte sich splitterfasernackt auf ihren Schlafsack, die Pistole auf der Brust" als eine selbstsichere, attraktive kleinbrüstige Frau.

"Cassie wusste nicht ob die Frau eventuell bewaffnet war und suchte die Deckung des Verschlages."
welcher plötzliche Verschlag? Sag bitte 'eines' oder beschreibe!

"Cassie schätzte ihren Nadler als Nahkampfwaffe, weil er über eine Streuwirkung verfügte und man auch mit ungezielten Schüssen einen Menschen tödlich verwunden konnte. Und Cassie war eine ausgezeichnete Schützin."
Du willst wohl hiermit ausdrücken, daß sie die andere im Grunde mit geschlossenen Augen kaltmachen könnte. Wenn sie aber so ausgezeichnet war, brauchte sie die Streuung nicht. So überzeugt von sich, wie sie ja scheint, würde sie sich mit einer so uncoolen Waffe doch selbst beleidigen müssen. Es würde nicht schaden, wenn irgendwie herauskommen würde, daß sie keine bessere gefunden hatte.

"und [sie] nutzte die Zeit, schnell um die Ecke des Verschlages zu spurten. Schnell lief sie auf der Rückseite des Verschlages und spurtete in die Tiefen der Halle"
Ausdrücke wie 'schnell zu spurten' sind finde ich Wortverschwendung, da bei "Spurten" ja schon klar ist, daß dies nicht unbedingt auf Händen und Füßen geschieht. Und dann machst du es gleich noch zweimal nacheinander, obwohl man mit Wiederholungen als Stilmittel doch sehr vorsichtig umgehen muß.

"Dem Geschrei folgten weitere Schüsse. Das Aggressionspotential ihrer Gegenspielerin schien hoch zu sein, erkannte Cassie."
Nein! Was für ein wahrlich vortrefflich "geübtes Auge" unsere Heldin hier doch wiedermal beweisen darf. Erkannte eignet sich wohl nicht so gut für eine spöttische Untertreibung. Außerdem: 'sie erkannte, daß es (ihr) so schien?' Meinst du nicht etwa 'es erschien ihr so zu sein'?

"'Wo kommt ihr her?', rief sie und bemühte sich, ruhig zu bleiben. 'Habt ihr ein Fahrzeug?'"
das gefällt mir: erst das Schießen, dann der Watercooler-Smalltalk. Sie ist nicht nur eine gewissenlose, kaltblütige Mörderin, sondern spielt auch gern mit ihrem Frühstück. Warum hat sie am Anfang der Geschichte so gezittert? Ich denke jetzt: aus sexueller Erregung über das viele Blut, an dem sie sich unmöglich in einem Leben sattsaufen könnte. (Man fragt sich, wann Mallory endlich ihren Mickey trifft.) Nicht viel später kommt der Satz: "Ein atemberaubender Gestank ging von diesem Ort aus" und man spürt förmlich schon ihre perverse Erregung, kurz bevor sie sich angeekelt übergibt und man wieder verwirrt dasteht. Verwirrt, aber (immernoch) gespannt.

Achte jetzt mal auf den Sprachrhytmus.

"Mit ihren bloßen Füßen machte sie dabei so gut wie kein Geräusch. In einem Halbkreis näherte sie sich der Deckung ihrer Gegnerin von der Rückseite her. Nach einer halben Minute konnte sie den Stapel von Schrottteilen sehen"
Jeder Hauptsatz beginnt fast gleichförmig und fühlt sich seltsam ölig und unzusammenhängend an. Der Sprachfluß des Textes wird gehemmt. Ganz allmählich baut sich die Spannung dadurch ab. Gelangweilt fängt man an zu gähnen.

"In der Dunkelheit der Halle verschmolz sie mit den noch dunkleren Schatten."
Noch dunkler als die Dunkelheit ist nur noch die Finsternis. Sorry, als alter Okkultist weiß man sowas halt. ;) (Dunkelheit := Lichtmangel, Finsternis := Lichtlosigkeit. Schlags mal nach im Guten Buch.)

"sie fühlte sich wie eine Ausgestoßene, ein Alien, was sie ja gewissermaßen auch war"
Eine ausgestoßene Außerirdische? (Im Deutschen ist "Alien" leider noch kein Synonym für "Fremde").


Soviel zum Stil und einigen inhaltlichen issues. Komplett gelesen habe ich es ja trotzdem, was bei meiner Trägheit noch was heißen will!

Lieben Gruß!

"Dein Schurke"

 

Auch Du, mein Sohn, Neon?
Okay, jetzt hab ich's schwarz auf weiß, dass diese Geschichte nichts taugt, sogar schon an ihrem Anspruch auf billigste Trash-Unterhaltung scheitert. Dass sie kein Klischee auslässt war ja noch mit Absicht zu erklären, aber sie ist in sich unlogisch, pfuschig geschrieben und vom Stil her geschludert. Ich werde sie nicht in mein Greatest Hits Album aufnehmen, schon gut.

Ich verspreche Besserung, und werde mich im nächsten Monat (vielleicht/hoffentlich) mit etwas anspruchsvollerer Ware am Wettstreit der Barden beteiligen. Können wir jetzt bitte die gute Cassie in Frieden in den Sonnenuntergang reiten lassen?

 

Ok ich bin ein Kerl und so. Ich bin heterosexuell und bla. Aber darf ich vielleicht noch sagen: Du bist süß, laß mich dich küssen?

;)

Kopf hoch! Kritisieren ist so leicht wie Kaugummikauen. Was Gutes zu erschaffen braucht halt seine Zeit. Frag mich mal! Ich hab noch nichtmal eine unlogische Handlung drin :)

Bin froh, daß du mich so locker nimmst.

Machs gut Cassie! Danke für den heißen Ritt....

 

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