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Sophie & David
Anfang:
Sie war zu spät dran. Wie immer.
Mit ihren Freundinnen war sie verabredet. Was trinken gehen. Vielleicht später noch tanzen.
Sophie rannte die Straße entlang. Zwei Minuten bis die Bahn kommt.
Sie war noch mindestens fünf Minuten von der Haltestelle entfernt. Fünf Minuten, wenn sie eine durchtrainierte Langstreckenläuferin gewesen wäre. Das war Sophie nicht. Sie war schon jetzt aus der Puste. Aber sie musste die Bahn bekommen.
Sie wusste genau, dass es den anderen langsam auf die Nerven ging, dass sie immer und überall zu spät kam.
Es war aber auch wie ein Fluch.
Wenn Sophie zu Hause los wollte, fehlte noch ihr Haustürschlüssel. Oder der zweite Ohrring. Oder ihr Geldbeutel. Irgendetwas fehlte immer.
Heute waren es ihre Zigaretten gewesen.
Sie fand sie in ihrer Schultasche. Da hätte sie auch schon früher drauf kommen können, nicht erst als es sowieso schon viel zu spät war, um die Bahn zu bekommen.
Sie war trotzdem losgerannt. Das Treppenhaus war sie runtergefegt, die Straße runter. Im Regen. Einen Regenschirm hatte sie nicht, aber sie mochte Regenschirme sowieso nicht.
Und an der nächsten Ecke passierte es.
Sophie schrie kurz auf.
Er kam von links. Mit dem Fahrrad.
Sie von rechts.
Frontal prallten sie gegeneinander.
Sophie saß in einer Riedenpfütze. Er direkt daneben.
Variante 1:
„Ach du Scheiße! Ist dir etwas passiert?“
Sophie stand auf, klopfte sich soweit wie möglich den Dreck von der Kleidung und sah ihn an.
Fast wäre sie wieder umgefallen.
So umwerfend sah er aus.
Dunkle Locken, die er mit der Kapuze seines Pullis vor dem Regen schützen wollte.
Unglaublich schöne Augen. Blaue Augen. Glänzend wie Diamanten.
In seiner Unterlippe hatte er rechts einen silbernen Ring.
Sophie musste sofort daran denken wie es sich wohl anfühlen musste ihn zu küssen.
„Alles okay bei dir?“
Sophie erschrak. Ob alles okay war?
„Ja, klar…“, stotterte sie, „Tut mir leid.“
Er grinste, „Muss dir nicht leid tun, war ja meine Schuld.“
„Quatsch!“, Sophie wusste nicht was sie sagen sollte. Sie war so fasziniert von seinen Augen, und diesem Piercing. Und die Haare waren so schön gelockt dass Sophie sie gerne angefasst hätte.
„Pass auf, ich mach’s wieder gut! Hast du heute Abend Zeit?“, fragte er.
„Bitte?“, was war das denn? Eine Einladung zu einem Date? Ging das nicht ein bisschen schnell? Sophie lächelte verlegen.
„Ich habe heute Abend einen Auftritt mit meiner Band. Ich würde dich als Entschädigung auf die Gästeliste setzen“, erklärte er immer noch grinsend, „Natürlich nur wenn du magst.“
Sophie war immer noch verwirrt. Und sprachlos. Nicht nur, dass es so unglaublich gut aussah, jetzt wollte er sie auch noch wieder sehen. So viel Glück konnte sie doch eigentlich gar nicht haben.
„Gerne“, brachte sie dann heraus, auch sie lächelte immer noch verlegen.
„Wie heißt du denn?“, fragte er während er ihr einen Flyer in die Hand drückte.
„Sophie. Sophie Vogel.“
„Sophie Vogel? Das kann ich mir merken.“, er lachte kurz auf, „Oh Entschuldigung, ich bin David.“, er reichte ihr die Hand
Dann fielen ihr ihre Freundinnen ein. Sie durfte unmöglich auch noch die nächste Bahn verpassen.
„Okay… ich muss los“, erklärte sie dann, „Bis später!“
Variante 2:
„Ach du Scheiße! Ist dir was passiert?“
Sophie sprang auf. Sie musste die Bahn bekommen.
„Nein, passt schon, dir?“ Sie war eigentlich schon dabei weiter zu laufen.
„Nein, auch nicht!“, rief er ihr noch hinterher als sie schon fast um die nächste Ecke war.
Die Bahn war natürlich weg.
Sophie setzte sich auf eine der Bänke an der Haltestelle.
Die nächste Bahn kam erst in 10 Minuten. Mussten ihre Freundinnen eben warten. Konnte sie jetzt auch nichts mehr machen.
Inzwischen tat ihr der Kerl auf dem Fahrrad leid.
Sie hatte ihn einfach so da liegen gelassen. Im Regen.
Aber ihm war ja nichts passiert.
Sophie plagte trotzdem das schlechte Gewissen.
Sie steckte sich eine Zigarette an.
Es war schweinekalt und der Regen wurde stärker. Sie hätte sich wohl doch für ihre Winterjacke entscheiden sollen.
Aber das war jetzt auch egal. Sie war schon klatsch nass.
Als sie zu ihren Freundinnen in der Bar stieß hatten diese schon ihren ersten Cocktail hinter sich.
Sophie dürfte sich die typischen Witze anhören. Wie immer, wenn sie zu spät kam.
Sie versuchte gar nicht wirklich zu erklären warum sie zu spät war. Tatsache war, dass sie viel zu spät gekommen war und es tat ihr leid.
Genauso wie der Kerl auf dem Fahrrad.
Obwohl sie nur zwei, drei Wörter gewechselt hatten musste Sophie durchgehend an ihn denken und daran, dass sie so unverschämt einfach weg gerannt war.
„Was hältst du davon, Sophie?“, riss ihre Freundin Anna sie aus ihren Gedanken.
„Hm?“
„Die Band von Jennys Bruder spielt später, hast du da auch Lust zu?“
„Hm. Von mir aus.“, Sophie nickte.
Ende:
Es roch nach Schweiß und Zigaretten und Gras.
Sophie saß an der Wand auf dem Boden. Inzwischen hatte sie vielleicht schon das ein oder andere Bier zu viel getrunken.
Sie spürte den Bass in ihrem Magen.
Seinen Bass.
Er stand auf der Bühne, seine Locken waren inzwischen getrocknet und es sah gut aus wie er dort auf der Bühne stand, sehr gut.
Sophie stand langsam auf. Lehnte sich an die Wand.
Ihr Oberarm spürte wie kalt die Steinwand war, doch es war angenehm. In dem kleinen Kellerraum war es sowieso viel zu heiß.
Sophie war wie verzaubert von der Musik. Es war wundervoll. Sie hätte dazu tanzen können, mit ihren Freundinnen, aber dann hätte sie ihn nicht mehr anstarren können.
Wie er da stand, wie er seinen Bass beherrschte und so schien als sei er eins mit der Musik.
Nach dem Auftritt standen sie zusammen an der Wand.
Sie lachten über den blöden Unfall von vorhin.
David hatte inzwischen wohl auch schon das ein oder andere Bier zu viel getrunken gehabt.
„Du hast wunderschöne Augen.“, flüsterte Sophie. Sie war wirklich schon reichlich betrunken.
„Du bist süß.“, David lachte, „Magst du tanzen?“
Kurz darauf standen sie auch schon zusammen auf der Tanzfläche. Die nächste Band hatte angefangen.
Ihre Hände berührten sich. Dann lagen seine Hände auf ihren Schultern, ihren Hüften.
Sophie sah wie ihre Freundinnen sie angrinsten, Anna zwinkerte ihr lachend zu.
Danach blickte sie nur noch kurz zu Anna und den anderen rüber wenn David sie nicht gerade küsste.