Was ist neu

Stellungssieg

Seniors
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28.12.2009
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Stellungssieg

Achtfuffzehn, Kaffee, rauchen, draußen.

Rommerskirchen, die Null steht. Ach wat, ihr habt doch nur Glück gehabt, gibt immer nur einen Derbysieger! Heja BVB? Nee nee, die Macht am Rhein … - oder wars Köln, die Scheiße vom Dom? Gib ma Feuer und red nich so viel. Haste das gehört von dem Ollen, der da im Industriegebiet jetzt haust? Hömma, eben noch Fuppes, jetzt das hier … Industriegebiet und was war da? Da haust einer - ja! - auch wenn dus mir jetzt nich glaubst, so wie de guckst. Irgende Feife auf ner Verkehrsinsel. Oberstudienrat, wie man hört. Mit Zelt? Mit Zelt, sacht der Urmes. Nie was von gehört. Wie lange denn schon? Ja, jetzt nicht JAHRE! Aber schon … seit ner Woche, sacht der Urmes grad. Was der nich alles weiß, der Urmes! Wettschein ausfüllen für mich, wa? Wie wärs, fiddy-fiddy. Ich leck schon mal n Kuli an, wir feifen ja ausm letzten Loch, hier muss man ja bald mit was - mit Kot? - nee, mit Kot muss man nich schreiben, wir sind ja nich der EXPRESS! Oder noch nich.

Achtdreißich, Zimmer Zwo, CvD.

Was willer? Chef, nur kurz. Ja, kurz, meiner is auch kurz, und er kommt auch zu kurz, also, was los? Zander und Urmes, wir standn da beim Rauchen grad, und da erzählen die von irgendem Freak der im Industriegebiet lebt, also jetzt, seit kurzem, seit ner Woche. Ungefähr. Ungefähr? Ja, sacht Urmes. Oder Zander. Weiß ich nicht mehr. Ja, und nu? Meinense nich … is wohl Oberstudienrat, bestimmt hier: tragische Geschichte. Also, sagenese mal, Rommerskirchen - kleiner Flammenwerfer, der Mann, hab ich mir notiert - wasn ihr Ressort? Ist das: Investigatives für die New York Times oder Reporter in Not a la Relotius? Nee, aber ich hab den Artikel übers Rathaus fast feddich, fehlt nur noch n bißchen, ich wart auf die Zahlen - Kosten - denn, die sind gestiegen, jaja. Sagense mal, Zahlen, apropos Zahlen - gehnse doch mal raus in die weite Welt und findense die Hässler Millionen, sind doch son Fan vom Effzeh! Und wenn se die gefunden ham, dann könnense Investigieren, so viel wie se wollen! Jut, ich bin dran, Chef. Dran, dran, dran - dran will jeder, aber wenn ich tanzen geh, dann will ich auch bisschen annen Titten nuckeln. Na, wenigstens dran reiben. Also sehense mal zu!

Zehnnachneun, Redaktion

Zahlen, Daten, Fakten, fuckten, alles scheiße, sag ich. Zander, du hast doch das große Los gezogen hier. Erzähl mal, wie zieh ich das auf, wie zieh ich die Kette der Bedeutungslosigkeiten zu ner großen Story auf? Nee, ich hat n guten Riecher - Halt! - ich HAB n guten Riecher. Schon immer. Riesennase. Glück haste gehabt wie die Fohlen im Derby. Na ja, sagenwer mal so: beharrliche Arbeit war das, also, was ihr nicht mehr könnt, ihr Jünglinge. Ihr seid ja weichgespülte Bubis mit Kabelärmchen, mein Alter hätt gesagt: Himbeerpflücker. Ja, die guten Stories liegen eben nich mehr so auffer Straße, oder? Doch, doch, denn Straßen sind aus Dreck gebaut, Rommerskirchen. Ich sach dir was: als ich das recherchiert hab - ja, so was mach ich noch, hier, mit angelecktem Kuli und Zwiebelpapier - da wars klar: so ne Frau, ne Frau die häkelt und im Tennisverein is und wasweißichnicht alles, die haut nicht mit nem Portugiesen ab, hier, latin lover = no chance. Und das krisste dann raus, wenn de dranbleibst, das spürste irgendwann. Ich wusst, der Alte von der, der kam mir sowieso wat scheel vor, der hat die abgeknipst, janz klar wars. Kloßbrühe. Dranbleiben und gewinnen. Naja, the rest ist history. Chef lässt mich nix machen, ich hab gesagt, ich hab ihm vorgeschlagen: der Freak auf der Verkehrsinsel, da is doch was dran, da is was drin, richtig: Wundertüte. Story von hier, passiert direkt vor unseren Augen, aber er sacht, ich soll ihm zuerst die Hässler-Millionen bringen. Na, das liegt eben daran, dass du noch n mandelstutengesichtiger Student bist, du willst hier einen auf Hemingway machen, oder wie heißt der Trottel, den du da immer liest - nee, ich weiß, DER ist kein Trottel, DU bist n Trottel - Jossef Mitchell, ach ja. Also, so, so bist du, so willst du sein, hier: der harte Mitschell, Rommerskirchen = Edelfeder vom Dienst, aber eins musste begreifen, wir machen hier mittlerweile n Blatt, wo der Opi sich den Eukalyptusbonbon vorm Kacken reinspuckt und sich dann den Arsch mit abwischt nachher, stehste? Ja, nee, du hier: eijentlich muss ich ja mindestens zur ZEIT, aber wenigstens SÜDDEUTSCHE, zur Not auch die taz, da krisste dann direkt noch die Mao-Bibel für lau in die Hand gedrückt. Frag mal n Chef, der war bei der FAZ, der kennt die ganzen Faz-ken, deswegen … Henry Nannen Preis abgegriffen damals, als er n scharfen Verstand hatte und noch nich so weich war wie n Keks in warmer Milch … auf die Medaillen holt der sich doch heute noch einen runter, und so einen kochste nich ab, nie im Leben, never-ever, nich einer wie du, du halbes Hemd. Wennde den beeindrucken willst, brauchste bißchen mehr als Spucke, und Aaasch lecken geht bei dem auch nich - haarig! - da setz dich mal dran, nachdem die Mutti dirs Butti geschmiert hat. Mach ma selber. Steck mal was rein, also, nee, nich so, weißt schon.

Vorzimmer, Stadtrat, Container wegen Kernsanierung, halbzehn

Neonlicht, Wartezimmerluft = steril und nicht da, man atmet Phantome, und allgemein Schiffsschaukelstimmung, fehlen nur die Illustrierten: Lesezirkel West. Meint: Praline. St. Pauli Nachrichten. Schlecht belichtete Nackedeis und Tips: So reißt du sie garantiert auf! oder: Lieber unten drin als unten durch. Aber die gibts nich beim Arzt, oder? War lange nicht mehr beim Arzt, fällt mir grad auf, letztes Mal Kiefersperre vom Knirschen. Zu nervös, Herr Rommerskirchen! Jaja, wenn se nur wüssten! Druck, Druck, Druck mach ich mir nur selbst, und ich bin n Teflon-Boy. Gab Tetrazepam und ich war ne Woche lang benebelt wie nur was. War ne gute Woche. Kauleiste entspannt, alles entspannt. Fraß muss sein. Helmut Reis, sag ich, und die Frau hinter der Panzerglasscheibe nickt. Ich gebs durch. Jaja, sag ich und lehn mich gegen die Wand, da finde ich auf einem Ständer: Prospekte. Staatsbürgerschaftstest. Deutschkurse I. Das Horst Wessels Lied - Nein! - Bitte bleiben Sie bei Einigkeit und Recht und Dreistigkeit. Helmut Reis erscheint dienstfertig in der Tür. Im Hinterzimmer hantieren sie herum, die Tipsen und die allgemein weniger bekannten Charaktere. Reis nennt sie: meine Kellner. Denn sie stehen im Weg herum wie Kellner. Ja? Moin Helmut. Wasn mit den Zahlen? Zahlen Daten Fuckten. Ja, nee. Wie ja, nee? Ja = Nee? Kann ich noch nix zu sagn. Dauert. Belastbares Material, Helmut, hattest du versprochen. Die Leute wollen doch wissen, was die die ganze Scheiße kostet: das sind ja auch unsere Steuern, denkt da der Lakai. Eigentlich isses ja mein Geld, was die da in der Bude verballern. Soller doch frieren, der Bürgermeister! Also, wie, was, wann? Wird noch gerechnet. Sach ma, arbeitet ihr eigentlich noch mitm CASIO? Nee, kommt von oben. Alles Gute kommt von oben. Rathaus, Entkernen, Renovieren, Mehrkosten, Probleme - muss ich nich mehr zu sagn, oder? Reis zuckt mit den Schultern. Mensch Reisi, isn los? Ich bin nich dein Reisi, du laberst schon wie der Zander. Ich mag aber Hering viel lieber. Jaja, bald biste auch wie die, abgefackte Loser, Gnadenbrot im Loch. Ich will doch nur die Zahlen, sonst kann ich die Story vergessen. No Schtory, no glory. Glory, pffff. Ich meld mich. Und komm hier nich mehr vorbei, ja?

Zehndreißich, Marktplatz

Früher konnte man noch elegant rauchen: Senoussi mit der Karawane vorne drauf, da sah die Packung schon geil aus, da haste immer richtich Bock gekriegt, dir eine ins Gesicht zu stecken. Heute: HÖREN SIE FÜR IHRE LIEBEN AUF. Für welche Lieben? Anna, Ute, Mia, Pia, Gundula? Na ja. Kaffee nur bei LAIS, der macht den besten, nachtschwarz und Schuß Milch, nur die Gäste nerven: so ne adipöse Mama von 2 redet laut über AUFWACHEN und das wir alle nicht AUFWACHEN wollen, hier in der BRD, und ich nicke brav und sag: Lais, den Kaffee to go, sonst vergess ich die freiheitlich demokratische Grundordnung und meine gute Kinderstube und semmel der eins in die Fresse. Die Kinder von solchen Leuten sind ja auch immer gleich so richtig fiese Durch-den-Mund-Atmer, auch wenns nach Klischee klingt, die stieren hoch zum Muttertier und röcheln wie französische Bulldoggen. Aber nix gegen Franzosen! Ich hab mal einen Artikel geschrieben für ein Food-Mag in K-Ehrenfeld, da gings um die Fettammer, kurz: kleiner Singvogel wird in Armagnac ertränkt und gegart, gegessen wird er dann mit über den Kopf gelegter Serviette, damit Gott und alle anderen nicht sehen müssen, wie man die ausgelutschten Knochen auf den Teller spuckt. Gezahlt wurde, gedruckt nicht, email kam: Nein danke, nie wieder. Rauchen, und dabei nur einmal so lässig aussehen wie Steve McQueen = unmöglich. Zeit ist natürlich etwas, das ich nicht habe, aber trotzdem! Einmal durch die halbe Stadt, am LIDL vorbei, überall bauen sie ja jetzt so riesige Malls hin, like the do it in the U.S, stanzen die Kästen aus dem Boden, es fehlt nur noch Guns & Ammo. German amok. Das gude alde Mischgebiet, Tischlerei neben Motorradladen, SUZUKI, KAWASAKI und Mortadella, Reiskocher nannte man das früher, ich denke, heute eher nicht mehr, in case of cancel. Die Motorradjungs kenn ich, die stehen vorm Laden und rauchen, ich hab mal was über die geschrieben: Warum man mit 55 keine Harley mehr fahren darf: Spaß! Route 66 Jungs, wie schauts? Bescheiden, ne. Wie? nich genuch Männer in Midlifecrisis vorhanden? Ich dachte nach der Carbonara-Krise würden die Dinger jetzt weggehen wie geschnitten Brot? Dit kannste aber jetrost vajessen, wa? Nee, mal im Ernst, Ernst = das Geld hat doch keiner mehr, momentan jedenfalls. Die haltens alle zusammen. Sacht ma, hier solls so n Gammler gebn, der sichs innem Zelt bequem gemacht hat. Ach ja der. Na, jedem Tierchen sein Plaisirchen … Man hört so dies, so das, en mas. Nee, ach wat, harmlos, hinten, da wo die den Neubau hochziehen, an dem Kanal, da is so n kleines Waldstück, und da - siehste schon, so n Zelt, neonfarben. Oberstudienrat soll der sein -?- Joah, weiß ich nich, sieht man ja keenem an, so n Job, oda? Jungs, supa, ich schenk euch n Abo! Nee, lass man lieber, ich guck lieber Mannequins auf A3 und in Farbe, euer Blatt is mir zu trocken. Von wegen trocken und Papier: mein OPA = Ostfront, Gefrierfleischorden, der sachte immer: lieber Machorka als gar nicht rauchen.

Viertelzehn, Waldstück nebenem OBI

Man sieht und hört ja vieles. Die Räume der Redaktion - die heiligen Hallen - ausgelagert in die Provinz: Lokalredaktion. Früher: BONN = Hauptstadt (Ex-Hauptstadt, meine ich) und da allemann in einem Riesentrumm. Büro neben Büro: schmallippige Scheinriesen schnarchen. Nassforsche Könner, Preisgewinner, Cold Case Ermittler, Immobilienschwindelaufdecker - echte Checker, große Männer, vierte Macht bis die Schwarte kracht. Abriss KEPEC = auf dem Neubaugebiet durfte acht Jahre lang nicht gebaut werden. Nun gibt es Einfamilienhäuser ohne Keller. Die Chemikalien lauern im Erddreich! Millionen verschwinden aus dem städtischen Etat und niemand weiß, tra la la la = man munkelt, Bürjermeester, offshore, Nutten, Koks. Moment! CDUler die koksen, dass ich nich lach. Flüchtlinge, Flüchtende, Geflohene, Weggelaufene, Ausgerissene, Reingeschlichene - ? - ins leerstehende Schwesternwohnheim neben dem KH SU. Aber - da hat einer von denen doch glatt seine kleinen Kinder aus dem vierten Stock geschmissen vor Kurzen, in einer dieser anderen unwichtigen vollkommen vergessenen Kleinstädte, oda? Nein, dann nicht. Dann leer. Sind die Themen, die zählen. Hier und heute. Für die Meute. Hans Meiser, der heiße Stuhl. Heißen Stuhl hab ich, wenn ich zum Chinesen geh, sacht Zander. Urmes meint: Niemand steckt sich mehr den Schniedel ins Staubsaugerrohr und s reißt sich auch keiner mehr die Schwellkörper dabei ab oder wenigstens auf, das is wohl zu 80er. Das wäre früher ne Meldung wert gewesen! Heute gilt das aber sicha als Dekonstruktion des Patriarchats, oder so. Derrida, Bohida, Solida. Die alte Gans Alise Schwarzer. Black und Decker. Die bringen so was noch. Wieder einen Soldaten weniger. Und: Früher gabs hier noch n Straßenstrich, jaja, an der Zange. Und: Ich geb zu, ich hab denen auch mal, also so privat Mädels mit eigenen Webseiten, denen hab ich auch schon mal mit den Texten geholfen. Nix Gratisfick, gegen Rechnung. Bei einer schrieb ich: Susi, 19J, 48 Kilo, verschmust, versaut, was du willst, hat auf jeden Fall das aparteste Arschloch von ganz Europa!

Halbelf, Zelt. neonfarben

Billich, Wurfzelt, Hobo-Kocher wie bei Tom Kromer, Bücher gestapelt im Dreck davor: August Stramm ganz oben. Niemand da. Offensichtlich. Lassmichnruh! Na, also, hörense mal, immer locker. Wollt ja nur mal guggn. Guggn, guggn, vapiss dich. Mach ich, Chef, mach ich. Sindse denn wirklich Oberstudienrat. Man is nich einfach so Oberstudienrat, und ich bins nich und nie gewesn. Lehrer war ich. Wo, hier? Jo. Anno. Ach, Gymnasium, fein, fein. Nix fein, ziemliche Saubande. Die lassen einen sofort hängen, schmeißen dich vorn Bus. Bei mir hängt auch alles. Was? Nix nix. Ich frag mich nur: wat feucht hier, oder? Tja, der letzte Akt is immer blutig. Ui, beeindruckend, Pascal - Deutsch oder Latein? Weder noch. Auch n gutes Fach, weder noch. Sport. Spocht? Völkerball, Bandenknall? Ich hätts ja mit Cricket versucht. Oder Hallenhalma. Jetzt aber ma Butter bei die Fische. Sie hier? Beamter auf Lebenszeit = Nachbar von Wolfgang Overath. Normalerweise. Manchmal kriegst dich eben am Arsche, das Lebn. Wollense mir davon erzählen - wie, was, warum, wohin, Slim Jim? Gibts nix zu erzählen. Hier is meine Toteninsel. Ich fress Müll, davon leb ich, und ich les Stramm und die anderen Idioten. Was die Leute so wegschmeissen. Wahnsinn. Ich besorg ihnen ne Stange Marlboro oder auch Lambrusco, süß und saftig, 2 L Flasche gluck gluck, das gute Survivalpaket, tausendfach erprobt. Nee, so bin ich nicht. Hier ist der Hafen meiner zerstörten Seele. Na, ich dacht, dasse Spochtleher sin, also, nix joggen oder Klappmesser. Von wegen immer wieder AUFSTEHEN. Ich geb dir Klappmesser in die Rippen. Du bist doch so einer vom Stadt Anzünder, seh ich gleich, Lügenpresse. Jaja, Lügenkresse, kenn ich natürlich, aber mal im Ernst = Interesse besteht, no Schtory, no Glory. Leuchtendes Beispiel, wir kitzeln ihnen den Humanismus in die Fratze, keine Sardonik mehr, echte Liebe, Heja BVB, spenden sie ihre alten Unterhosen. Ich WILL aber hier sein, und nich, dass man mir hilft, das is kein Melodram, das is Pasolini, das is Ladri di biciclette und auch was Schopenhauer: Der Mensch kann nich WOLLEN, was er WILL. Mir is nicht zu helfen. Hier, nimm den Stramm und zieh Leine. Lies, lies, lies. Im Winter findste mich hier als hartgefrorene Leiche. Bis bald. Und komm nich mehr wieder, ja?

Redaktion, nach elf

Zander, August Stramm. Begriff? Expressionistischer Pisser. Tot im WK 1. Les ich beim Koten. Las ich beim Koten. Jetzt les ich Clever & Smart. Ich war da, bei Böcklin, im Hafen der zerstörten Seelen. Jaja, no Schtory, no Glory. Meine Rede. Keine Sorge, Volksfürsorge. Wir wissen doch, wer das ist, die Persona non grata. Lehrer, Anno, und warum? Bunga bunga. Wer sagt das, Urmes? Steht im Kindler-Lexikon. Also Allgemeinwissen - ? - Rommerskirchen, da is nix. Geiler Lehrer sticht n Spargel. Junges Gemüse. Gemöse. Frau und Kind - arrivederci. Off to Roma. No Job, no glory. Kollegen schneiden dich wie n Blatt Papier. Pariah. Damit lässt sich arbeiten. Warum, darum? Der Mensch fällt aus der Maschine. Ein Fehler. Dahin die Zukunft. Nee, so isses nich. Die Kleine war 13. Spielraum = keiner. No Schtory, the end. Verführung Minderjähriger. Knast. Raus. Verbrannt. Auch wenn der Stramm liest. Vergessen. Kleine Stadt, kleine Pimmel. Katholiken verzeihen den Äbten, wenn sie Messdienern die Rosette versilbern. Aber so einer wird gemartert. Nach Karl Popper - falsifiziert? Und warum renn ich rum wie n Blöder, wenn ihr Heinis das schon alles wisst? Rommerskirchen = grüner Junge. Mitschell lesen, und ÖL von diesem linken Penner. Kennwa, wissenwa. Warenwa auch schon, an dem Punkt. Jetzt: Kernsanierung Rathaus. Hein Schmidt wills wissen, sein Steuerpfennig wurd ausgegeben, das Stück von der Metallverstrebung is mir! So. Und wenns nich läuft, montiert ers eben ab. Nich anders. Mensch! Wir sind alte Säcke. Wir ham sons nix.

Zimmer zwo, CvD, nachmittags

Der Reisi rückt mit den Zahlen nich raus. Ja, Rommerskirchen, Zahlen, Daten, Fakten. Das is das Geschäft. Machense sich ma nich größer, als se sin. Und wenn der Reisi nich will, wie sie, dann machense eben den Reiskocher an. Reis kann man auch grillen, nebenbei. Mein Schwager is Veganer. Ich weiß Bescheid. Ich war bei unserem Robinson Crusoe. Habense gehört? Lehrer, Schüler, Verhältnis, die verbotene Sache, Verlust jeglicher Integrität, Einkaserniert, Entlassung, nun suizidaler Höhlenmensch. Mission Impossible. Zander meint, die Finger brennen mir weg, und ich solls lassen, aber ich denke, Meisterwerk in der Mache. Der Pariah vom OBI = durchtrieben oder nur eine arme fehlgeleitete Kreatur Gottes. Was meinen Sie? Was ich mein, interessiert kein Schwein. Rommerskirchen! Ich hab Mitschell auch gelesen. Aber Mitschell hatte diesen Typen, der mit Möwen sprechen konnte. Und: der hatte 20 000 Seiten Roman irgendwo. Große Geschichte. Das schreit Geheimnis. Hier schreit alles: Kinderficker. Zander und Urmes = kein guter Umgang. Den Henry Nannen Preis hat hier nur einer gewonnen. Warum? An Türen klopfen und Augen offen halten. Und sauber bleiben. Ethik ist keine Eiskremsorte. Bei dem Quasimodo da, da könnense nur verlieren. Keine Sympathie, das Volk hat gesprochen. Mitleid und Unrecht. Faktoren 1 und 2. Hamwa hier nich. Lehrer vögelt Backfisch = Machtmißbrauch. Motive unwichtig. Das Ergebnis zählt. Eingelocht, erwischt, weg. Das is nich Humbert Humbert, und sie nicht Lolita. Oder Nabokov.

Abends, nach Maloche, über das nasse Kopfsteinpflaster schreitend

Und was ist das Leben ohne Wahrheit? Im Hintergrund, über diesen kleinen, engen Häuserschluchten der Mond - so hell und rund, so warm, so sublim. Alle möchten nach Hause kommen mit der Gewissheit, etwas Gutes getan zu haben, doch was, wenn wir das alles in eine große Wäscheschleuder schmeißen; gut?, böse?, schlecht? Was ist Moral? Etwas nehmen, etwas zurückgeben. Sein, wie man ist. Niemandem im Weg stehen. Das, was man nicht versteht, verstehen zu wollen. Ich trinke Leffe blond und Dalmore 15 und rauche eine Davidoff tigre und verbrenne mein Geld in einem kleinen Etablissement, in dem sie sich alle treffen: Zander, Urmes, Chef. Mitschell, bist gut dabei. Geh mir nich aufn Sack, Zander. Urmes, gib Wettschein - litauische Liga, wir machen Millionen. Chef, der Scheible geht auf mich, ich habs ja. Sehense mal, Rommerskirchen, das hamse verjessen = auch mal leben. Fühlenese sich nich immer gleich angegriffen. Träumense ruhig von der ZEIT und von der NZZ und der FAZ, auch Spiegel und STERN gehen noch, aber sehen se mal genau hin: wie man EINE Sache macht, so macht man alle ANDEREN. Trinken se das Bierchen mal bis zum letzten Tropfen, lutschen se das Glas aus, denn so dicke hamses nich. Den Brandy zahl ich selbst, und ich lass sogar noch was springen: Hier kriegense n Freifahrtschein. Einmal nach Gusto. Machense mal. Tun se sich mal was Gutes. Gutes. Lebense mal. Ja, Chef, sie warn bei der FAZ, sie kennen die Faz-kes, sacht Zander jedenfalls, und Henry Nannen, alder Kumpel, wofür habense den eigentlich gekricht? Sorry, bin was besoffen, deswegen - Einigkeit und Recht und Dreistigkeit. Ich setz mich mal, Rommerskirchen - sagenese mal, was ziehen se sich da immer rein - Toscano - klingt wie was für die Politiker, nehm ich, tunse ma Feuer. Also - wasn Kraut, Rommerskirchen!, das kitzelt ja bis ins Arschloch! - ich sach ihnen das jetzt, so unter uns, sie Flammenwerfer, ich alter faltiger Sack (wollense nich sehen, is aber so!, mann muss auch glauben könn) also: Vater, damals, 1933-45, die große Unschuld, aber manchmal: Aussetzer. Katze tot gemacht mit Hammer. Mutti in den Keller gesperrt. Was denkense denn da? Na? Super! Guter Vater. Vaddi macht das. Vaddi schaffts ran. Man is ja n Kind, und was sieht man als Kind? Nix. Man riecht Vaddis After shave und denkt, die Welt hört nach Kaldauen auf. Danach gibt es nur noch ne große zähe schwarze Masse. Später wird das aber anders: man braucht wen, der einen aufweckt, man muss AUFWACHEN, bisken Bildung, bisken Reisen, paar Fraun (gerne habe ich die Frrrraun geküüüüsst) und dann sieht man klarer. Kloßbrühe. Papa, Parteibuch, Herz am rechten Fleck - sie verstehen. Mich hat n Kriegsverbrecher in den Schlaf gesungen, in die Träume geküsst, Rommerskirchen - und das, ja, das, da schrub ich drüber. Ich schrub mir die Haut wech, ich hab mich gehäutet wie ne Schlange, und dann - ? - finito. Du gehst aus dem Leben, wie du ausm türkischen Dampfbad gehst. Mein Vater, Vaddi. Killer Thriller. Schlachter. Mörder. Ich hab alles recherchiert. Jeden Piss. Jeden Schiss. Du willst Wahrheit? Du halbes Hemd. Du nuckelst doch schon seit ner Stunde an deinem Bierchen - hier, hör mal, Chris, bring mal die Flasche, wir ham was zu feiern, hier muss jemand ERWECKT werden. Ich tauf dich jetzt, Rommerskirchen, willst hoch hinaus, aber besser wär, du sprängst vom Hochhaus. So einer wie du kann die Wahrheit doch gar nicht ertragen. Das is wie Schlamm saufen. Schon mal gemacht? Nee? Komm, Zander, Urmes, die drücken dir gerne die Schnauze in die Pfütze rein, und dann siehste mal. Da ersäufste dran. Bring mir den Reisi, bring mir den Freak. Aber nich mit geschwollner Brust. Bring mir das mit traumfeuchten Fingerchen.

Nachts, im Zimmer, im Bett, klamm

Ja ja, das will ich, was finden, DAS finden, den Grund der Flasche, ich bin getauft und wieder geboren, und da ist Licht am Ende des Tunnels: Erkennen, dass es nicht ums Gewinnen geht. Die Leben sind INKOMMENSURABEL. Fick die schweren Worte. Fick sie alle. Fick die geile Blondine vom LOTTO TOTO. Sag ihr, du bist der heiße Scheiß, wenn du beim Chinesen warst. Scheiß ihr auf die Brust. In die Brust. Scheiß ihr die Wahrheit ins Herz. Das ballert alles so rein.

Frühmorgens, vor Sonnenschein, Zelt, neonfarben

Hier, scheiß auf Stramm. Ist da wer? Hier, du Kinderficker. Sag. Warum, wieso, weshalb. Hör mal, was? Komm raus da. Sags, sag die Wahrheit. Sprich. Ich bin auch demütig, meine Fingerchen sind traumfeucht. Ich hau dir eine runter, wenn du mich nich in Ruh lässt. Nee, nich das. Ich will nur reden ( kann man das, nur reden? Man will den anderen ja doch immer nur erpressen, manipulieren, strangulieren), is wahr. Die Wahrheit. Ich schreib auch nix. Ich wills nur wissen, ich schreibs im Gedächtnis, weil mein Vater kein Nazi war. Und sorry, wegen Kinderficker. Provo. Du bist ganz schön kaputt. Ja, stimmt, jaja. Kaputt. Caput. Du = Lehrer, sie Backfisch. Das hört man. Danach verknackt. Dann weißte doch alles. Der Winter wird kalt. Hier ist Böcklin. Jaja, weiß ich. Hättest du ihr nich einfach n Goldkettchen schenken können und dir dann einen drauf runtergeholt. Das war was anderes. Was Altes. Was Ewiges. Moment - die Legende sagt aber 13. Nee, nich 3 und nicht 10. Sie war 16. Was die Leude reden, is was die reden. War falsch, is schon richtig. Im Knast habense mich dafür die Seife aufheben lassen. Schlongdidong? Du lachst. Du Wichser. Das war Liebe wie bei Keats. This living hand, now warm and capable. Und du lachst. Und du willst da ne Fickgeschichte draus machen. Und ich bin selbst erst 35. Nee, die Wahrheit. Ich hatte was zu trinken muss ich sagen und viel: Leffe blond x 2, Dalmore x 5, und Davidoff x 2, plus n Strang rosa Paste aufm Klo. Hirn is fit wie n kenianischer Langstreckenläufer. Gib, gib, gib. ERWACHE! Denkste, ich hab das noch keinem erzählt? Denkste du Pisser bist der Erste der das VERKAUFEN will? Unglück. Nich wie wenn dir n Arm abfault. Wenns Herz schwarz wird. Liebe. Is das falsch? Du bist der Besoffene, sags mir. Besoffene sagn die Wahrheit. Also SPRICH. Oder schweig. Verstehen reicht. Reisi bringt die Zahlen Daten Fakten. Rathaus. Kernsaniert. Bombe drauf. Aber echt is hier. Liebe fällt wie n Stein. So oder so. Sie hat damit angefangen. Kurze Berührung. Lachen. Lächeln. Jaja, ich habs kommen sehen und nix gemacht. DAS ist meine Verantwortung. Kennst du n Körper der jung is, ganz jung und noch verborgen, der versteckt is von all dem Schmutz. Kein Porno, was anderes. Hinter nem Vorhang aus Seide. Schatten. Flüchtig. So was gibts nur einmal. Unschuld. Und ich zahl dafür. Deswegen. Hier. Deswegen. Wenn du alles verlierst. Manchmal is besser so. Draußen bleiben. Sühnen. Muss keiner sehen. Ich sühne für mich selbst, einsam. Verstehe. Das volle Programm. Du verstehst nix. Ja, stimmt, ja. Ich versteh nix. Ich wurde heute getauft. Was soll morgen schon noch kommen? Yeah yeah yeah? Wind in my hair? Du bist n Buch. Erstes Kapitel: Anspitzen in der 9 Klasse. Sorry, nein. Zander, Urmes = schlechter Einfluss. Ich geh jetzt. Ich komm nie wieder. Der Winter wird aber sicher hart. Du machst nich lange. Auf der anderen Seite. Ich mein, du bist Sportlehrer. Nimm Vitamin C. Klappmesser. Runde um den Block. Was weiß ich schon. Z D F, Zahlen Daten Fuckten. Du bist nich mein Joe Gould. Redest du mit Möwen? Nein, oder? Du redest mit den Lurchen. Was weiß ich. Hier, nee, nee, nimm das weg, ich hab dir nix getan, tu das Messer weg, s reicht jetzt, reicht! ES REICHT … das is genug, genug, ich habs verstanden, ich habs … so war das nich gemeint, ich bin doch nur was besoffen, ich bin doch nur -

 

Hier ist der Hafen meiner zerstörten Seele

Hey @jimmysalaryman ,

abgefahrener, schwieriger Text, finde ich. Schwierig erst mal zu folgen. Ein eigenwilliger, seltsamer Stil zwischen Rollenprosa und wirklich fast Dramentext. Ist ja schon die halbe Regieanweisung mit dabei. Dann ist das auch Stream of Conciousness. Anstrengend zu lesen, was erst mal nichts heißt. Da sind ganz, ganz viele gute sprachliche Einfälle drin, das zitiere ich nicht alles, aber habe ich so wahrgenommen. Strukturiert ist das durch die Abschnitte auch. Allerdings leidet die Struktur, finde ich, an der allgemeinen Unverständlichkeit des Textes. Man hat immer eine ungefähre Ahnung, wie, wer, wo, was, aber dass sich wirklich mental eine Dramaturgie und über sie die Handlung abbildetet, habe ich tatsächlich nicht voll empfunden (teilweise sicher, aber nicht voll). Themen sind: Arbeit, aber auch Moral, Ethik, vielleicht sogar so etwas wie Psychische Gewalt. Ich finde es auf jeden Fall technisch beeindruckend, dass ich trotz der ungebrochenen Prosa, dem fehlen wichtiger Satzzeichen oft den Überblick behalte, wer spricht, wenn auch sicher nicht immer. Der Text ist für mich neben der Story auch eine Denkaufgabe, den kann man ganz sicher fünf Mal lesen. Doch was erzählt dieser Text? Ich weiß es am Ende nicht genau, weil ich vieles, glaube ich, nicht verstanden habe. Zentral erscheinen mir folgende Dinge:
1. Der Prot muss sich gegen moralische Bedenken stellen, um seinen Job machen zu können (warum ist mir nicht ganz klar; er ist Student und denkt vielleicht, er müsse das wirklich tun, aber woher kommt das, frage ich mich; denn diese Zähigkeit, angesichts des üblen Umgangs erscheint mir nicht normal). Am Ende begreift der Prot, dass es doch auch für ihn moralische Grenzen gibt, dennoch lässt ihn die Story mit dem Lehrer nicht los (oder sind die Bedenken nur vorgespielt, habe ich nicht richtig mitbekommen);
2. Ein wegen Kindesmissbrauchs verurteilter Lehrer lebt im gesellschaftlichen Exil; er zeigt im Grunde keine Reue, sondern sieht sich selbst im Unrecht, vielleicht auch als Opfer gesellschaftlicher Normen. Er büßt nun seine Strafe in einer Art gewählten Selbstkasteiung. Er möchte dafür aber moralisch nicht weiter belangt werden; zumal er eben auch nicht wirklich an sein Unrecht glaubt
(Hier sehe ich einen Bruch; warum würde er dieses höchst prekäre Leben führen, wenn er selbst nicht an seine Schuld glaubt, oder tut er es insgeheim doch? Er hat seine Strafe ja scheinbar abgesessen, könnte ja also auch irgendwo ein neues Leben beginnen(?));
3. Die beiden treffen aufeinander und der Student erhält vom Lehrer eine Lektion über den Unterschied von gesellschaftlicher und individueller Moralvorstellung. Der Student wird attackiert. Offenes Ende.

Nachdem ich das alles so für mich sortiert habe, weiß ich immer noch nicht so richtig, ob ich es richtig verstanden habe. Bin ich gespannt, wie du das aufdröselst bzw. ob du es überhaupt sinnvoll findest, das aufzudröseln.

Fettammer, kurz: kleiner Singvogel wird in Armagnac ertränkt und gegart, gegessen wird er dann mit über den Kopf gelegter Serviette, damit Gott und alle anderen nicht sehen müssen, wie man die ausgelutschten Knochen auf den Teller spuckt

Nur mal eine Referenz. Das ist natürlich gut geschrieben.

like the do it in the U.S,

they und Punkt nach S?

( kannz

Leerzeichen zu viel


Ich sag dir ehrlich (kein guter Satzanfang, ich weiß :D ): Als Experiment finde ich das stark. Einfach, weil es dir, denke ich, die Möglichkeit gibt, was auszuprobieren, innovativ zu werden etc. Nichtsdestotrotz – sagen wir es mal so – freue ich mich auch schon wieder auf einen cleanen Jimmy-Text, wie ich die von dir kenne. Zumindest mal so zum Durchatmen, nach diesem Ritt hier.

Beste Grüße
Carlo

 

Man hat immer eine ungefähre Ahnung, wie, wer, wo, was, aber dass sich wirklich mental eine Dramaturgie und über sie die Handlung abbildetet, habe ich tatsächlich nicht voll empfunden (teilweise sicher, aber nicht voll).
Mojn Carlo,

erssma jeil, dass du dir das überhaupt angetan hast. Ich habe da einfach mal probiert, Arno Schmidt nannt das "Pointiliertechnik", und das hab ich mal versucht ein wenig zu kopieren, oder besser, zu durchdringen, um diesen Stil besser verstehen zu können (ohne mich jetzt auf eine Stufe mit Schmidt stellen zu wollen, natürlich nicht), und es macht irre Spaß, so zu schreiben. Das ist ein ganz seltsamer Drive, der da entsteht, man kommt auf absurde Ideen und Wortspiele, auch Kalauer und so, also insgesamt gewinnt der Text dadurch, dass man wie durch einen bizarren Filter schreibt; anders kann ich es nicht nennen. Er wird auch extrem schnell, denn wenn man einmal in dieser Groove-Zone ist, reißt du das voll durch, das zieht einen regelrecht mit, ganz kurios. Ich glaube auch nicht, dass dies hier so etwas wie eine konventionelle Narrative sein soll, das kann man schon als Experiment lesen - zersplitterte Realität, hintereinander aufgereihte Sequenzen und Sentenzen, das ist schon interessant, wie sich das fügt. Ich denke, man kann da nicht alles von wollen: Tiefe, Charaktere, Handlung, ist eventuell auch nicht das Gerüst dafür.

Für mich dreht es sich hier eher um einen jungen Journalisten, der unbedingt eine heiße Story schreiben will und der auch bereit ist, Grenzen zu überschreiten, dem reicht es eben nicht über die Kernsanierung des Rathauses zu schreiben; aber er will auch nicht die Zeit investieren wie der Zander, der recherchiert und dranbleibt, der will den schnellen Knall, no Glory. Na ja, es ist, glaube ich, nicht wirklich eine Handlung in dem Sinne vorhanden, eher so eine Aneinanderreihung von Szenen, die zu einem Knall führen - es ist schon so, dass der junge Journalist überall weggeschickt wird, er scheint ein Ehrgeizling zu sein, ein Flammenwerfer. Vielleicht ist es auch so, ich gebs zu, Handlung so richtig war mir hier auch egal, ich wollte das einfach mal auskochen, dieses Rezept. Ja!

Also, natürlich bin ich mir unsicher immer noch, ob das Teil hier überhaupt funzt und wen so was ansprechen könnte (einen Leser habe ich ja gefunden!), aber das ist ja das Geile am Schreiben - just do it.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar, dear Carlito.

Gruss, Jimmy

 

Arno Schmidt nannt das "Pointiliertechnik", und das hab ich mal versucht ein wenig zu kopieren, oder besser, zu durchdringen, um diesen Stil besser verstehen zu können (ohne mich jetzt auf eine Stufe mit Schmidt stellen zu wollen, natürlich nicht), und es macht irre Spaß, so zu schreiben
Das ist ein ganz seltsamer Drive, der da entsteht, man kommt auf absurde Ideen und Wortspiele
auch Kalauer und so, also insgesamt gewinnt der Text dadurch, dass man wie durch einen bizarren Filter schreibt; anders kann ich es nicht nennen
Das ist eine spannende Referenz. Ich weiß so in etwa was von Zettels Traum, kenne auch einen Besitzer (aber der hat es sich eher für die Heimbibliothek gekauft, als dass er darin lesen würde, heheh). Was du da beschreibst, klingt auf jeden Fall sehr spannend und so habe ich den Text auch gelesen. Also insofern scheint das Experiment schon mal geglückt zu sein. Ich finde das auch einen ganz coolen Anspruch – auch wenn man vielleicht so etwas wie einen eigenen Stil hat – ab und an mal zu sagen: das interessiert mich, das probiere ich jetzt auch mal aus. Und wenn es nur um des Verstehens willen ist. Das ist hinterher auf jeeeden Fall ein anderes.

Für mich dreht es sich hier eher um einen jungen Journalisten, der unbedingt eine heiße Story schreiben will

Das Sujet auch zum Stil, finde ich. Frag mich nicht weshalb. Vielleicht einfach etwas 'Modernes' – die Entdeckung der Narrativität von allem.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar, dear Carlito.

Immer wieder gerne.

Viele Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @jimmysalaryman

Einmal vom aparten Arschloch über Böcklins Toteninsel zu Derrida und zurück, ich mochte das sehr gerne, das ist auch witzig, ich musste ein paar Mal lachen, gute Vergleiche, die Wortspiele mal raffiniert, mal furchtbar plump, aber das gehört dazu. Das Hohe und das Niedere, in Lustigkeit vereint. Der Text hat mich an Inherent Vice errinnert, Privatdetektiv = Journalist, das ist ja dasselbe. Ich hatte das Gefühl, vom Text niedergeknüppelt und dann mit halb offenen Augen durch die Gegend geschleift worden zu sein, Neonlicht, Einfamilienhäuser ohne Keller, die Motorradjungs vor dem Laden. Assoziationen und Abschweifungen. Im Unterschied zu Inherent Vice habe ich allerdings nie den Faden verloren. Du positionierst das ja am Anfang sehr klar, der Typ im Zelt, da dachte ich mir, das ist der Köder, daran beisse ich mich fest und tatsächlich kann man sich gut durch den Text hangeln, es ist ja auch alles chronologisch. Ich gebe zu, dass ich den Text recht schnell gelesen habe, ich habe das Gefühl, den muss man fast schnell lesen, mir kam es so vor, dass es mir leichter fällt zu erkennen, wer spricht, wenn ich durch den Text hetze. Man kriegt nicht alles mit, aber insgesamt hatte ich den Eindruck, das Wesentliche mitgeschnitten zu haben. Ich habe ihn dann aber schon noch ein zweites Mal gelesen.
Das Ende mag ich nicht so richtig. Die physische Attacke, die von aussen kommt, der Lehrer, der sagt, jetzt reicht es. Da wird eine äussere Grenze gesetzt. Ich hätte es als stimmiger empfunden, wenn der junge Kerl keine von aussen gesetzte Grenze findet, sich in der Story und in sich selbst verliert, am besten den Verstand. Ich weiss, da gibt es Vorlagen und Klischeefallen, aber dennoch. Du hast das ja im Ansatz, ich will nur reden, ich will die Wahrheit wissen, ich will gar nicht mehr darüber schreiben. Ich finde, der Flammenwerfer und seine Ambitionen müssten am Ende ohne Anlass von aussen selbst in Flammen aufgehen. Er könnte da auch noch mehr die Grenzen überschreiten, die Moral wird ja genannt, und ich fand es gar nicht so wahnsinnig schlimm, dass er betrunken zu dem Typen geht und die Wahrheit will. Da könntest du die Schraube noch zweimal drehen. Ich habe auch nicht verstanden, weshalb der Lehrer auf einmal das Klappmesser zückt, nachdem er so viel erzählt hat, Liebe ist wie ein fallender Stein und ich bin ja erst 35 und sie war auch nicht 13. (In gewisser Hinsicht auch schade, dass man das als Leser so aufgedröselt bekommt). Danach gibt es ja keine nennenswerte Wendung mehr, der Journalist sagt sogar, er komme nicht wieder. Die Dynamik am Ende habe ich somit nicht ganz begriffen, aber nachdem ich viel Spass mit dem Text hatte, habe ich mich nicht allzu gross daran gestört.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, keinen modernen, sondern einen postmodernen Text gelesen zu haben. Das präsentierte Material aus verschiedenen kulturellen Steinbrüchen erscheint mir dabei allerdings nicht willkürlich zusammengewürfelt, sondern insgesamt stimmig und - darf man das sagen? - unterhaltsam arrangiert. Sehr gerne gelesen!

und da erzählen die von irgendem Freak der im Industriegebiet lebt
Komma nach Freak
also jetzt, seit kurzem, seit ner Woche.
Duden empfiehlt die Grosschreibung (die du weiter unten auch verwendest)
Wie? nich genuch Männer in Midlifecrisis vorhanden?
Gross. Bei den eingeschobenen Fragezeichen fährst du klein weiter, aber hier ist es ja ein ganzer Satz.
Ach ja der.
Ich würde ein Komma nach ja setzen.
aus dem vierten Stock geschmissen vor Kurzen
vor Kurzem
Pariah.
Der Pariah vom OBI
Bewusst die englische Schreibweise?

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Ich gebe zu, dass ich den Text recht schnell gelesen habe, ich habe das Gefühl, den muss man fast schnell lesen, mir kam es so vor, dass es mir leichter fällt zu erkennen, wer spricht, wenn ich durch den Text hetze. Man kriegt nicht alles mit, aber insgesamt hatte ich den Eindruck, das Wesentliche mitgeschnitten zu haben.

Moin Peter,

und hat mich sehr gefreut, dich hier zu lesen. Ich würde das unterschreiben wollen, das ist ein Text, der auf Schnelle ausgelegt ist, ein Turbo sozusagen. Das ist irgendwie schon ein seltsamer Sog, ich war auch erstaunt, wie schnell man auf 4000 Wörter kommt, das geht ratzfatz und feddich is der Lack, um mal im Sound zu bleiben.
Ich muss gestehen, ein wenig Arno Schmidt gelesen zu haben, und das fand ich schonm bombig, diesen Stil, vollkommen krass und elektrisiert, aber auch intellektuell und kalauernd, also so beides, und das war ein gan schräger Sog beim Lesen; ich könnte so was nicht auf 200 Seiten lesen, da schmilzt dir das Gehirn, aber mal so ein Kapitel im Roman, das wäre schon ein geiler Effekt, glaube ich. Naja, jedenfalls schaue ich immer mal wieder, wenn mir etwas gefällt, dass ich diesen Stil dann kopiere und schaue, wie das intern funktioniert, und ob ich das so gedrechselt kriege, dass es eine, meine eigenen Note bekommt. Oft scheitere ich, aber im Grunde geht es nicht darum, sondern einfach um ein Werkzeug mehr in den Kasten zu bekommen; try and error, und es macht ja auch Spaß.

Das Ende mag ich nicht so richtig. Die physische Attacke, die von aussen kommt, der Lehrer, der sagt, jetzt reicht es.
Ja, das ist so der wunde Punkt. Ich bin mit dem Ende auch unzufrieden, so wie es ist, aber ich muss gestehen, mir ist auch nichts Besseres eingefallen, haha. Ja, dieses over the edge, dass er sich immer mehr um sich selbst dreht und dann abdreht, das finde ich auch eine gute Idee, ich muss halt nur sehen, wie ich das umsetze, auch sprachlich, das müsste halt noch zerfledderter und abstruser werden, muss ich mich mal hinsetzen und experimentieren.

Ja, auf jeden Fall schön, dass du durchgehalten hast, ich finde ja immer, dafür ist das Forum da, um die Wirkung auszuprobieren, wenn man etwas Neues hat und sich damit beschäftigt aber eben nicht weiß, wie das überhaupt ankommt.

Danke dir für Zeit und Kommentar!

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Haste das gehört von dem Ollen, der da im Industriegebiet jetzt haust? Hömma, eben noch Fuppes, jetzt das hier

Claro este, kannze mich glauben,

jimmy,

dat ich dat jehört hab, wohn ja selbz auf’ner Verkehrsinsel, jenauer mitten im Drehkreuz Arnhem/Venlo & Pott, Wiege der Ruhrindustrie – nur dat der Verkehr itzo anners rum läuft als früher. Fuhrn mer früher nach Arnhem oder Venlo, vor allem wegen Kaffee und Zichten, so wollen die kaaskoppen itzo in’t Centro (schreib ich ma so, kommt ja da auf jeden Cent, nich nur Euro an - sonz hießet ja Euro, nich Centro).

Aber dann hätt ich doch noch ne Inkonsekwenz – da, wo die Rechtschreibreformatoren ja wirklich sinnhaftes hinterließen – das beschauliche fließen vom flinken Fluss, kurz das ß, das zur Disposition stand, beibehalten zu haben - darum wäre hier

Kaffee nur bei LAIS, der macht den besten, nachtschwarz und Schuß Milch, nur ….
[müste heute ausgesprochen werden wie der Genitiv eines „Schuhs“, der kurze Laut schließt immer mit doppel-s, wie die Tasse

Und – natürlich – grinst der gewesene Dutschkist (oder doch Satanist?)[„wenn ich gewusst hätte, was das für einer ist, er hätte keinen Ausbildungsvertrag bekommen“, so der Ausbildungsleiter der Hüttenwerk Oberhausen AG, an der Thyssen hernach das Standardmodell der Wiedervereinigung ausprobierte: Aufkaufen, Brauchbares wie Lizenzen und Patente verwahren und ansonsten Konkurrenten stilllegen … Gut, dass Ausbildungsverträge nicht einfach zu lösen sind!

Aber dann kömmt doch ne feine Passage

Ethik ist keine Eiskremsorte.
Bildet einen feinen Abschluss – ach nee, besser
Lehrer vögelt Backfisch = Machtmißbrauch. Motive unwichtig.

Selbst im schönsten Xperiment lauert die Rechtschreibreform – und gerade im Gebrauch von ss (Fluss) und ß (Fuß) hat sie einiges geleistet.
Tatsächlich gelingt eine Reform nur, wenn sie der permanenten Revolution den Rang abläuft …

findet der

Freatle,
der wahrscheinlich noch ma' reinguckt ...

 

Hallo @jimmysalaryman,

ich kenne die Vorbilder nicht, (dass ich wüsste,) aber wenn man gerade in der Stimmung ist, zieht einen dieses Assoziative auf jeden Fall rein. Auch ich könnte mir das gut mit jeweils 1-2 Personen auf einer Theaterbühne vorstellen, nicht nur wegen der Im-Grunde-wie-Regieanweisungen („Neonlicht, Wartezimmerluft = steril und nicht da, man atmet Phantome, und allgemein Schiffsschaukelstimmung, fehlen nur die Illustrierten“). Es steckt ja wirklich alles im Dialog, das finde ich schon sehr theatermäßig.

Nie was von gehört. Wie lange denn schon? Ja, jetzt nicht JAHRE!
Und wenn se die gefunden ham, dann könnense Investigieren, so viel wie se wollen! Jut, ich bin dran, Chef.
Da reden ja jeweils zwei Leute. Das ist schon stark, dass man die so ohne jeden der „üblichen“ Hinweise auseinanderhalten kann, ich persönlich habe allerdings zwei Durchläufe gebraucht und auch die Komms im Hinterkopf haben mir geholfen, besser mitzukommen und Charaktere auseinanderzuhalten.

Bei der Carbonara-Krise und Ähnlichem dachte ich uh, aber dieses mitunter Klamaukige gehört ja wohl dazu, wenn ich das richtig verstanden habe. Kloßbrühe. Man muss dann natürlich entscheiden, der Leser braucht diesen Hintergrund, muss andere, ähnlich angelegte Texte kennen, sonst wird er halt nur denken: Himmel, was sind das denn für Gags, warum macht er das?

Der Lehrer hat mich relativ kalt gelassen, aber ein bierernstes Ding, das mich da plötzlich und unerwartet angesprungen hat, weil es im selben Ton daherkommt wie alles andere, war der Kriegsverbrecher-Vater, der die Katze erschlagen hat. Zum Inhalt kann ich sonst gar nicht viel sagen, das hier ist bewusst 80 Prozent Form, würde ich meinen.

Ist eher Leseeindruck als Kritik, aber das’ muss auch geben.

sonst vergess ich die freiheitlich demokratische Grundordnung und meine gute Kinderstube und semmel der eins in die Fresse.
Da spricht er wohl vielen von uns aus der Seele die letzten Jahre. Ich fänd es ohne die Kinderstube schmissiger: „… sonst vergess ich die freiheitlich demokratische Grundordnung und semmel der eins in die Fresse.“


Viele Grüße
JC

 

Hey

jimmysalaryman

... was für ein Ritt - bin nicht aus der Gegend, in der diese Sprache - aber hab´s wie ein Stein über´s Wasser hüpfen lassen - hat irre Spaß gemacht. Ja, könnte ich mir auf einer Bühne gut votstellen - nackte Bühne, in einer Ecke beleuchtet dieses Zelt ... aber nichts für junge Geister, die mehr nach den Sternen schielen, eher eine Betrachtung aus dem Kern bis kurz unter die Oberfläche. Dort schimmert der Diamant Deiner Kunst. Gern gelesen und ich werd´s noch ein paar Mal tun.
Beste Grüße
Detlev

 

Wow @Proof und @Detlev,

ich hab euch nicht vergessen, nur viel los im real life.

Es steckt ja wirklich alles im Dialog, das finde ich schon sehr theatermäßig.
Ja, stimmt. Hier ist das natürlich alles total drastisch überzogen, das ist ja das Stilmittel, das so ein wenig drauf ausgelegt ist, alles etwas übertrieben.

Das hab ich so mitgenommen aus meiner Arno Schmidt Lektüre, den ich auch echt nur begrenzt lesen kann; da kann beides nebeneinander stehen, bei ihm ist das natürlich viel krasser, weil der auch klassisch gebildet war, da stehen die alten Griechen neben irgendwelchen Kalauern, so krass ist es ja hier nicht; auch weil ich natürlich nicht so umfassend gebildet bin, haha!

Der Lehrer hat mich relativ kalt gelassen, aber ein bierernstes Ding, das mich da plötzlich und unerwartet angesprungen hat, weil es im selben Ton daherkommt wie alles andere, war der Kriegsverbrecher-Vater, der die Katze erschlagen hat. Zum Inhalt kann ich sonst gar nicht viel sagen, das hier ist bewusst 80 Prozent Form, würde ich meinen.
Ja, ich denke, es ist sogar fast 100% Form; ich bastel gerade an einem Text, wo es um den Besuch eines Pärchens bei ihrem Schwager geht, in dem gleichen Sound, das ist auch witzig zu sehen, wie sich das beim Schreiben entwickelt, das kann man gar nicht planen, das passiert auch einfach spontan.
aber nichts für junge Geister, die mehr nach den Sternen schielen, eher eine Betrachtung aus dem Kern bis kurz unter die Oberfläche. Dort schimmert der Diamant Deiner Kunst.
Na ja, danke dir, liest sich gut und ermunternd! Ein wenig Response und Feedback braucht, denke ich, jeder, und wenn die so positiv ausfällt, ist es natürlich wunderbar.

Danke euch für Zeit und Kommentar!

Gruss, Jimmy

 

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