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Sternchen Sturm auf Traumreise
Sternchen Sturm auf Traumreise
Es ist Tradition, dass das jüngste Sternchen am Himmel die Vertretung des Sandmännchens übernimmt, wenn dieses in den Urlaub fährt.
Normalerweise gibt es keine Probleme, wenn der Sandmann für ein paar Tage ans Meer fährt und seine Füße fröhlich ins Wasser baumeln lässt. Letztes Mal war jedoch alles anders.
Sternchen Sturm, ein klitzekleiner, quirliger Stern, war an der Reihe, den Kindern die Träume zu bringen.
Ganz genau und ausführlich erklärte ihm das Sandmännchen vor seiner Abreise, wie es den Traumsand verteilen und worauf es dabei achten sollte.
Sternchen Sturm hörte jedoch nicht richtig zu. Aufgeregt tanzte es am Himmelzelt herum und machte hier und da lieber mal einen Purzelbaum oder einen Salto, als zuzuhören.
„Das mit dem Traumsand kann doch nicht so schwer sein“, dachte es und tobte munter weiter.
Kurz danach verabschiedete sich das Sandmännchen, nahm seine Koffer und ließ die Sterne zurück. Ganz wohl war ihm allerdings nicht dabei, denn irgendwie ahnte es, dass Sternchen Sturm nicht richtig aufgepasst hatte.
Als es draußen dämmerte, wurde es Zeit für das kleine Sternchen, Richtung Erde zu fliegen. Auf einer strahlenden Sternschnuppe verließ es das heimische Himmelszelt und sauste hinab zu den Kindern, die nun ins Bett gehen mussten. Auf seinem kleinen, leuchtenden Rücken trug es das Säckchen des Sandmännchens, das bis oben hin mit guten Träumen gefüllt war. Als Sternchen Sturm am ersten Fenster ankam, zog es das Säckchen vom Rücken, nahm eine Handvoll Sand und versuchte, es unauffällig durch den kleinen Fensterspalt ins Kinderzimmer zu streuen.
Genau in diesem Moment fegte jedoch eine wuchtige Windböe um die Ecke und wirbelte nicht nur den Sand in Sternchens Hand, sondern auch den Sand aus dem Säckchen meterweit hinauf in den Himmel. Langsam, wie tanzende Schneeflocken, rieselte dieser wieder hinunter und verteilte sich überall.
„Oh!Oh!“, murmelte Sternchen Sturm und blickte besorgt um sich. Der ganze Traumsand, der für die Kinder auf der Erde gedacht war, lag überall verstreut. Das Schlimmste war jedoch, dass überall, wo er hingerieselt war, die Menschen an Ort und Stelle eingeschlafen waren.
Der Gärtner, der gerade Blumen schneiden wollte, lag schnarchend im Blumenbeet. Daneben lag ein Mann, der mit seinem Hund spazieren war und eine Frau, die die Abendzeitung austrug, schlief auf dem Bürgersteig. Aber nicht nur alle Leute, die auf der Straße unterwegs gewesen waren, schlummerten friedlich, nein, auch einige Menschen zu Hause. Der Traumsand war durch die Schornsteine in die Wohnzimmer der Häuser gefallen und hatte die Leute dort in tiefsten Schlaf versetzt. Ganz im Gegensatz zu den Kindern, die im Kinderzimmer nichts von dem tollen Traumsand abbekommen hatten. Fröhlich hüpften sie durch ihre Betten und über die Tische und dachten nicht im Traum daran, schlafen zu gehen. Schließlich waren sie auch gar nicht müde.
Sternchen Sturm beobachtete mit Schrecken die Dinge, die es angerichtet hatte. Dann schlug es seine Hände über dem Kopf zusammen und überlegte angestrengt, wie es aus diesem Schlamassel wieder heraus kommen konnte. Verzweifelt eilte es auf die Straße und versuchte, die eingeschlafenen Leute durch Zerren und leichtes Zwicken wieder aufzuwecken, aber vergebens.
Als die munteren Kinder sogar hinaus auf die Straßen liefen und mitten in der Nacht Ball spielen wollten, bekam Sternchen Sturm richtige Angst.
Im Sauseschritt brauste es auf der Sternschnuppe zum Haus des Sandmännchens.
In seiner riesigen Vorratskammer suchte es nach einem neuen Säckchen Traumsand für die Kinder. Es wühlte und kramte, es stöberte und guckte und siehe da, ganz unten in der dunkelsten Ecke wurde es fündig. Ein dicker Sack mit Traumsand lehnte an der dreckigen Wand. Aber das Beste war, dass direkt daneben ein weiteres, rotes Säckchen stand. Sternchen Sturm grinste vor Freude. Auf dem roten Säckchen stand mit dicken, fetten Buchstaben: „Aufwach-Sand für Notfälle“. Das war genau das, was Sternchen Sturm jetzt brauchte.
Schnell eilte es zurück. Zuerst streute es den Aufwach-Sand in den Nachthimmel, so dass alle eingeschlafenen Leute wieder aufwachten. Dann zog es weiter und verteilte den Traumsand an die vielen kleinen Kinder, die mittlerweile ganz müde und erschöpft waren.
Und diesmal verstreute es ihn richtig. Vorsichtshalber hatte es nämlich im Haus des Sandmännchens in einem Buch nachgelesen, wie man den Traumsand verteilt.
Kaum war das Sandsäckchen leer, schliefen die Kinder auch schon friedlich und träumten die allerschönsten Träume.
Zufrieden und glücklich, dass alles ein gutes Ende genommen hatte, kehrte Sternchen Sturm zum Himmelszelt zurück. Da es jedoch unheimlich anstrengend gewesen war, ein Chaos zu verursachen und dann auch noch wieder zu beseitigen, schlüpfte es schnell in sein Sternenbett und zog sich die Decke bis über die Ohren. Im nächsten Moment schlummerte es ein und schlief so tief und fest, wie lange nicht mehr.