Was ist neu

Stille Tage in S.

Mitglied
Beitritt
21.06.2008
Beiträge
7

Stille Tage in S.

Zwei Gedanken gingen ihm durch den Kopf als er sie mit dem großen Koffer die Treppe, die zum Bahnsteig führte, hinauf kommen sah:
Warum müssen Frauen für wenige Tage so viel Gepäck mitnehmen?
Was mache ich hier eigentlich?
Die erste Frage sah sie ihm an und meinte kokett entschuldigend, daß eine Frau für alle Fälle gerüstet sein müsse.
Die zweite Frage verdrängte er schließlich selbst. Sie ist meine Geliebte, daher habe ich mir Zeit genommen, lüge der Familie etwas vor und fahre mit ihr an die See. Im Zug war es stickig und eigentlich wollte er seiner Gewohnheit gemäß zunächst ein wenig die Zeitung lesen und dann ein kleines Schläfchen halten. Er zwang sich aber dazu, ihr die Zeit zu widmen, bis sie ihn aufforderte, doch ruhig die Zeitung zu lesen. Sie selbst legte ihren Kopf auf seine Schulter und versuchte zu träumen, mit einem zufriedenem Lächeln auf den Lippen und einer gewissen Spannung, auf das, was sich in den kommenden Tagen ereignen würde.
Es war ihre erste gemeinsame Reise, sie waren bisher nur über Nacht zusammen gewesen, nie länger; nicht mehrere Tage, man mußte sehen, wie man miteinander auskommen wird. Die Eisenbahnfahrt zog sich in die Länge, auch weil man in Stralsund umsteigen und auf den Anschlußzug eine knappe Stunde warten mußte. Dann war S. erreicht, das Hotel gefunden und das Zimmer in Besitz genommen. Das Zimmer bot eine Aussicht auf das Meer, auf den Hafen und versetzte beide sofort in Urlaubsstimmung. Es dauerte nicht lange bis sie sich das erste Mal an diesem Tage liebten. Sie würde später feststellen, daß gerade mal eine viertel Stunde bis zu diesem Augenblick vergangen wäre. Sie lagen nebeneinander, streichelten sich und beschlossen, sich den Ort anzuschauen. Die Promenade war belebt, aber nicht überlaufen. Am Hafen wurden Fahrten zu den Kreidefelsen angeboten. Sie beschlossen eine spätere Abfahrt, um zunächst auf der Hafenmauer bis zu dem kleinen Leuchtturm spazieren zu können. Sie machte sehr kleine Schritte, er mußte sich in seinem Tempo immer wieder bremsen, obwohl er den Eindruck hatte, gemächlich zu schlendern. Am Leuchtturm sagte sie, müsse man sich küssen, das bringe Glück. So taten sie es und kehrten dann um, damit ihnen das Schiff nicht wegfahren würde. Sie genossen die Abendsonne an Bord, die Fahrt auf der Ostsee mit dem kleinen Kutter und kamen hungrig zurück. Sie aßen gut, bummelten noch ein wenig umher und fanden sich wieder auf ihrem Hotelzimmer ein. Die Lichter der Kutter und der Hafenmole verzauberten den Blick und sie fielen übereinander her, liebten sich, waren eins und glücklich.
Am nächsten Tag fielen ihnen die vielen älteren Gäste auf. Sie sagte, sie würde den Altersdurchschnitt deutlich senken. Sie schauten verliebt drein, beratschlagten ihr Tagesprogramm und beschlossen zunächst einen Spaziergang an der Meeresküste entlang. Man kam nur schwer voran auf dem steinigen Boden und so entschieden sie, oberhalb der Steilküste im lichten Buchenwald weiter zu gehen. Sie gingen wieder sehr langsam, er versuchte sich daran zu gewöhnen. Oft blieben sie stehen, betrachteten die Landschaft, die nahezu blaue See, die Ruhe und Weite und setzten dann gemächlich ihren Spaziergang fort. Zur rechten Zeit kehrten sie in eine Waldgaststätte ein, um etwas zu trinken und setzten dann ihren Weg fort. Als sie später wieder im Hotel waren, fiel ihnen auf, daß es noch früh am Tage war, die Zeit war mit ihnen. Sie verging nur langsam, gleichsam zögerlich. Ihr beider körperliches Verlangen war grenzenlos. Sie duschten gemeinsam. Sie wusch ihn zärtlich, wie ein Kind gebadet werden würde. Kaum waren sie abgetrocknet, schliefen sie miteinander; ihr Stöhnen machte ihn nur noch wilder, animalischer. Schweißgebadet lagen sie später neben einander und er streichelte sie sanft und war glücklich neben ihr.
Am anderen Tag fuhren sie mit dem Bus nach B., flanierten auf der Strandpromenade und saßen eine Zeitlang auf der Landungsbrücke. Es war erst kurz nach zehn Uhr und sie hatten wieder den Eindruck, daß die Zeit nur zu schleichen schien. Sie waren schläfrig, matt und hatten Lust aufeinander. Sie fuhren mit der kleinen Dampfeisenbahn nach P., schlenderten durch den Park, genossen die Gartenarchitektur und die Ruhe. Dann nahmen sie ein Taxi, um nach B. zu gelangen. Hier schauten sie sich ein wenig um, und nahmen schließlich den Zug nach S. zurück. Der Tag war so voll gefüllt mit Ereignissen, mit Eindrücken gewesen und war doch erst halb vergangen. Was war mit der Zeit geschehen, gingen die Uhren hier wirklich anders?
An diesem Abend liebten sie sich noch intensiver, noch tiefer und beide wußten, daß es ihre letzte Nacht in S. sein würde.
Nach dem Frühstück beschlossen sie, nach Stralsund zu fahren, dort die Koffer zu deponieren und sich die Stadt anzuschauen. Sie gingen, nein sie bummelten durch den Ort, erfaßten die Sehenswürdigkeiten und ruhten in einem Café aus. Der Zug brachte sie dann zurück in die Wirklichkeit. In eine etwas andere Welt, wo die Uhren anders gehen, und die Zeit manchmal eher zu rasen als zu ruhen scheint.
S. war Vergangenheit, lag hinter ihnen; die Zeit ging wieder ihren normalen Gang.

 

Hallo M.P. Angerreich!

Herzlich Willkommen im Forum.

Deine Geschichte reißt mich leider überhaupt nicht vom Hocker. Sie wirkt eher wie ein Bericht. Beim Lesen habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wozu du diese Geschichte überhaupt erzählst. Da ist keine Spannung, nichts.

S. war Vergangenheit, lag hinter ihnen; die Zeit ging wieder ihren normalen Gang.
Am Ende deutest du dann so etwa an, was du mit der Geschichte eigentlich zum Ausdruck bringen wolltest. Im Urlaub ist alles toll aber der Alltag ist dann doch stressiger, um es mal ganz simpel auszudrücken. Das könntest du doch als Ansatzpunkt nehmen und Handlung darum bauen, hier klatschst du es einfach nur ans Ende. Wirklich, das hier liest sich für mich überhaupt nicht interessant, wie eine lieblose Berichterstattung, so kann auch keine Stimmung aufkommen. Du erzählst zu viel und zeigst quasi nichts. Der Text gehört mE komplett umgeschrieben, danach kann man sich um Einzelheiten kümmern.

Trotzdem noch viel Spaß hier. :)

Liebe Grüße,
strudel

 

Willkommen M.P.!
Ich habe Deine Beiträge alle gelesen und gefallen hat mir in Ansätzen die Kalenderblattgeschichte, weil der Ansatz mit dem weißen Haus etwas hätte werden können. Ansonsten empfinde ich Deinen Stil eher berichtend und Fakten aufzählend, nichts klingt nach oder amüsiert mich oder regt mich zum Nachdenken an. Ich finde es ehrlich gesagt auch unverständlich, warum Du mit acht Geschichten hier anfängst. Ich frage mich, was Du erwartest, und ob Du bereit bist, an EINER Geschichte ernsthaft zu arbeiten. Hoffentlich gehörst Du nicht zu den kränkbaren Eitelkeitlern!
LG,
Jutta

 

Hallo M.P.!

Leider muss ich mich größtenteils meinen Vorrednern anschließen.

Dein Stil ist zwar flüssig und abwechslungsreich, dein Handwerk beherrscht du zweifellos, die Charaktere, vor allem der Protagonist, bleiben lediglich Andeutungen, seine Gefühle empfinde ich als ganz weit weg, seine Gedanken sind bloße Skizzen.
Außerdem passiert in deiner Geschichte praktisch nichts. Die Eindrücke, die auf deine Figuren wirken, wirken nicht auf den Leser, und das ist für die Geschichte fatal. Dabei hat sie durchaus Potenzial, der erste gemeinsame Urlaub mit der Geliebten, der eher unwillig bestritten, dann allerdings doch genossen wird.
Aber wo sind die kleinen Gesten, die Details, die Nuancen, die die Romantik ausmachen?

Liebe Grüße,

Patrick

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom