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Stil Stimmungen - The Fray "How to save a life"

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06.09.2008
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Stimmungen - The Fray "How to save a life"

Ding Dong. Ich stehe verlegen vor deiner Wohnungstür. Die Hände in den Hosentaschen vergraben versuche ich durch den Türspion zu linsen. Vielleicht lachst du beim Anblick meines verzerrten Gesichts. Zu meinen Füßen bildet sich eine Pfütze aus Regenwasser, das mir von den Haaren und der Jacke tropft. Die Tür öffnet sich und du stehst vor mir. Deine langen braunen Locken sind zerzaust, deine Backen und deine Augen knallrot. Deiner Kleidung nach zu urteilen lagst du schon im Bett oder hattest vor gerade hineinzugehen. Mit einem Taschentusch wischst du dir übers Gesicht und siehst mich beschämt an. „Was…“, du hast Mühe das Schluchzen aus deiner Stimme zu verbannen. „Was machst du denn hier?“ „Ich muss mit dir reden. Ich wollte nicht, dass du alleine bist.“ Wie ein kleines Kind, das sich nicht sicher ist, ob es dem Mann an der Tür trauen darf, siehst du mich mit deinen großen Augen an. Dann ziehst du die Tür langsam weiter auf und versteckst dich regelrecht dahinter, als du mich schließlich herein lässt. „Willst du einen Tee?“
Wir sitzen uns gegenüber an deinem Küchentisch. Eine Träne läuft dir über die Backe, ohne dass du es bemerkst. Zu viele waren ihr schon vorrausgegangen und hatten dich abstumpfen lassen. „Hör zu“, beginne ich langsam. „Ich weiß, es gibt keine Entschuldigung für das…“, ich komme ins stocken. Jedes unüberlegte Wort würde dich nur noch mehr verletzen. Was konnte ich sagen, um deinen Schmerz zu lindern? Gab es überhaupt etwas, dass das vermochte? „Ich wollte dir einfach sagen, dass ich dich nicht verlieren möchte. Das zwischen uns ist viel wertvoller als…als alles andere!“ Du holst Luft und willst etwas sagen. „Nein warte. Lass mich ausreden. Ich weiß, dass du mir nicht verzeihen kannst. Jedenfalls nicht einfach so. Das erwarte ich auch nicht. Ich will einfach nur, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Und dass ich es immer sein werde. Auch wenn du es vielleicht gerade gar nicht willst, vielleicht willst du es irgendwann wieder. Ich hoffe einfach, dass du es irgendwann wieder willst.“ Ich überlege einen Moment, füge dann aber nichts hinzu. Ich habe gesagt, was ich fühle. Ich kann nur hoffen, dass es dir noch etwas bedeutet. Du sagst nichts. Du beginnst zu weinen. Doch es sind nicht die gleichen Tränen wie vor einigen Minuten. Instinktiv stehe ich auf und nehme dich vorsichtig in den Arm. Du lässt es zu und rettest damit mein Leben.
Du hättest es gerettet. Doch ich stand nicht vor deiner Tür. Ich sagte dir nicht, was ich fühle. Ich ahnte nicht, wie sehr ich dich verletzt hatte. Ich erfuhr erst am nächsten Morgen, dass ich dein Leben nicht mehr retten konnte.

 

So, mein zweiter Versuch an einer der kreativen Übungen. Ich höre das obige Lied sehr gerne beim Schreiben und habe es gerade auf Repeat gestellt, während ich das geschrieben habe. Es war eine recht schnelle Angelegenheit da mir die Geschichte so spontan eingefallen ist. Ich kann aber trotzdem sagen, dass sie sehr genau das ausdrückt, was ich bei dem Lied fühle. Ein wunderbar melancholisches und doch hoffnunsvolles Lied. Ich hoffe ich habe damit die Aufgabenstellung erfüllt. Ich werde auf jeden Fall noch weitere solche Geschichten schreiben. Das hat mir seeeehr viel Spaß gemacht!

liebe Grüße

Sigrid

 

Hallo Wurscheltier!

Wie versprochen kommt hier ein Kommentar. (Übrigens: Ich freue mich auch immer über Kritik.)

Sorry, das hier muss ich erstmal ansprechen: "Ding Dong. Ich stehe verlegen vor deiner Wohnungstür." => Ich musste an einen chinesischen Pianisten Lang Lang denken und habe mich gefragt, ob derjenige, der da wohnt, Ding Dong heißt.
Wenn möglich solltest du Lautmalereien aus literarischen Texten herauslassen.

Okay, das hier ist eine Übung, in der es um Stimmungen geht, also kreide ich dir Zeichensetzungsfehler nicht an, gehe allgemein zum Inhalt. Das Lied kenne ich nicht, und ich denke, das ist auch gut, denn so kann ich dir sagen, was für eine Stimmung bei mir angekommen ist.

Naja, dadurch, dass du Tränen usw. explizit erwähnst, ist schon klar, dass es ein trauriger Text (ein trauriges Lied) ist.
Aber: Dadurch, dass der Grund für dieses Traurigsein im Text nirgends angesprochen wird, kann der Leser nicht wirklich mitfühlen. Das ist so, als ob man ein Bild mit einem heulenden Gesicht ansieht. Klar, sagt der Verstand, das ist traurig. Aber über mehr als das "traurig" kommt man nicht hinaus. Der Leser erfährt aus deinem Text nicht, was "zwischen den beiden ist", nicht, was "das andere" sein soll und auch nicht, warum bzw. wie der eine den anderen verletzt hat. Ich finde es entscheidend, ein wenig ins Detail zu gehen, wenn man dem Leser Stimmungen übermitteln will. Die Protagonisten sollten Persönlichkeit haben (zumindest Namen!).

Und zum Ende des Textes muss ich noch sagen, dass ich es nicht verstehe. Der eine Protagonist hat dem anderen nicht das Leben gerettet, weil er selbst gestorben ist - folglich (nicht das Leben gerettet) stirbt jetzt auch der andere? Zwei Selbstmorde?
Wie gesagt, ich versteh es nicht.

Grüße
Chris

PS: Du hast erwähnt, dass das Lied hoffnungsvoll ist. Das finde ich in deinem Text, gerade durch das Ende, überhaupt nicht.

 

Hallo Wurscheltier!

Und zum Ende des Textes muss ich noch sagen, dass ich es nicht verstehe. Der eine Protagonist hat dem anderen nicht das Leben gerettet, weil er selbst gestorben ist - folglich (nicht das Leben gerettet) stirbt jetzt auch der andere? Zwei Selbstmorde?
Wie gesagt, ich versteh es nicht.


Kurz zur Erklärung: "Sie" hat sich umgebracht, weil er sie so verletzt hat. Damit ist sein Leben für ihn nicht mehr wirklich lebenswert. Ob er sich umbringt oder nicht kommt nicht heraus. Er wünscht sich, er hätte ihr Leben retten können, indem er zu ihr gegangen wäre. Quasi ist der ganze erste Teil der Geschichte nur seine Wunschvorstellung. Wie er es hätte machen sollen. Doch er hat es nicht so gemacht, er ist nicht zu ihr gegangen und konnte somit auch nicht verhindern, dass sie sich umgebracht hat.


Der Vergleich mit dem weinenden Gesicht das man traurig findet ist gut und nachvollziehbar. Ich überleg mir mal, wo ich mehr ins Detail gehen kann. Danke schonaml für die ausführliche Kritik!

 

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