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stirb gut.

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15.05.2001
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stirb gut.

Es war vielmehr als nur ein Gefühl. Es war, als ob seine Füße beschlossen hätten, den Boden einfach nicht mehr zu berühren. So schwebte er ein wenig durch diesen Garten. Warum er ihn nie gesehen hatte, konnte er sich jetzt, Sekunden vor seinem Tod, eigentlich nicht erklären.

Zwischen den Hochhäusern seiner Stadt, zwischen den Menschen in grauen Nadelstreifen, zwischen den Bürgersteigen auf denen Zeitungen über Hundekacke wehte, war dieses kleine Tor: Unauffällig, aber doch klar zu sehen, für die, die sehen wollten. Als er hindurchtrat wurde ihm klar: er wusste schon immer, dass es diesen Platz der Freude, dieses Spektakel des inneren Friedens geben musste. Es war ihm unerklärlich, warum er die Hochhäuser nicht mehr sah, konnte er doch nur wenige Meter von ihnen entfernt sein. Er merkte, wie das Glück ihn in Wellen durchflutete, sein vertrocknetes und vereistes Herz begann zischend aufzutauen, er fühlte die Wärme, er fühlte das Wunder, und endlich fühlte er die Liebe.

Sie kam erst kriechend, heimlich, zog in seine Fußzehen, kämpfte sich durch seinen Unterschenkel, eroberte seine Leisten. Kurz verlor sie sich im Anblick seines Bauchnabels, holte neuen Schwung im Bogen seiner Rippen und nahm im Sturm sein Herz. Er riss die Augen weit auf, sah eine neue Welt, fühlte sich unbesiegbar, liebte die Welt, als die Liebe sich, die Speiseröhre als Beschleuniger nutzend, in sein Gehirn katapultierte und ihm unweigerlich klarmachte: Ich werde dich töten.

Er akzeptierte es. Er wusste, sie hatte recht. Er bat sie, einmal wenigstens durch den Garten gehen zu dürfen. Sie war die Liebe, und als solche war es ihre Pflicht, ihm endlich diesen Garten zu zeigen, doch es war ihre Natur, ihn danach zu töten.

So trug die Liebe ihn vorbei an den wundervollsten Geschöpfen, an magischen Plätzen unendlicher Schönheit. Da sah er, neben einem kleinen Teich, eine Rose von solcher Schönheit, dass sein Herz sich zusammenzog, er wirr und verzaubert nicht anders konnte, als sie besitzen zu müssen. Er schwebte langsam zu der Rose, streckte seine Hand aus, wollte sie zu sich nehmen. Er strich über die blutrote Blüte, fühlte die Perfektion dieser Blume. Er wollt nichts mehr, als sie für immer zu besitzen, sie zu pflegen, ihr alles zu geben, was er hatte. Langsam strich er an ihrem Stamm entlang, fühlte die gründen Blätter mit den zackigen Kanten, war erhoben von einem Gefühl der Glückseeligkeit, als er plötzlich einen stechenden Schmerz verspürte. Ein Tropfen Blut rann den Stamm entlang und kaum berührte er den Boden, schien die Rose ihr aufzusaugen, und er meinte noch sehen zu können, dass die Blüte in ihrem rot noch dunkler und wundervoller wurde.

Er schaute der Liebe in die Augen, als sie seinem Körper entglitt. Auf dem Boden liegend, den Dorn noch in der Hand, suchte er nach einer Erklärung, wollte die Liebe fragen, warum sie das mache. Doch es war kein Groll, den er seiner Mörderin gegenüber verspürte. Es war Verwunderung, die Verwunderung eines kleinen Jungen, der nicht versteht, warum er nicht fliegen kann. Er schaute Sie an. Danke, sagte er. Stirb gut, antwortete sie, ihr Wesen wie immer wundervoll. Und er tat es.

 

Das Sterben einer Liebe hast Du hier sehr eindrucksvoll dargestellt. Anfangs dachte ich, "schon wieder eine dieser Selbstmördergeschichten" und wollte erst nicht weiterlesen, aber die weich gezeichneten Bilder, die alles so unwirklich erscheinen lassen, ließen mich dann doch nicht so einfach los. Du hast da eine zartfühlende und wundervolle Beschreibung einer Liebe und deren Ende hingezaubert.

"Sie war die Liebe, und als solche war es ihre Pflicht, ihm endlich diesen Garten zu zeigen, doch es war ihre Natur, ihn danach zu töten. " Meine Meinung: Es ist aber nicht die Natur der Liebe zu töten. Und es wird neue Lieben geben…
:)

 

hi roswitha,

klar, ich habe einfach einen hang zu übertriebenen dramatik.... es geht auch ganz anders... ich poste mal eine andere story, die hatte ich im alten system schon mal drinnen, ist aber wohl mit dem relaunch wieder verloren gegangen... bin einfach ein gefühlsextremist, und doch herrscht eine gewisse gleichgültigkeit vor, nein, lass mich das neu formulieren, ein gedanke, dass alles, was passiert, so passiert, weil es so passieren soll.... daher kann ich die dinge akzeptieren, ich versuche sie nicht zu ändern, ich nehme sie einfach nur durch gefühle wahr...

so long

j

 

Also, ich konnte mit dem Text nicht viel anfangen...geht es hier wirklich um das "Sterben einer Liebe"? Wenn ja, habe ich über dessen Ablauf eine so komplett andere Meinung, daß ich mich mit dem Text Null identifizieren kann, oder von Liebe überhaupt keine Ahnung habe...


Schlecht geschrieben wurde hier nicht...Grammatik und Rechtschreibung ist auch OK...der Text enthält aber Unstimmigkeiten...


Wie gesagt, vielleicht ist meine Kritik sehr subjektiver Natur...und darauf einzugehen, was Liebe ist, wie sie eintreten und vergehen kann, würde wenig Sinn machen...werde einfach mal nach einem anderen Text von Dir Ausschau halten...


San

 

hi raben,

danke trozdem für deine kritik.... ich glaube, das gerade bei so einem unergründlichen thema wie liebe niemand 'die liebe kennt'... liebe ist ja per definition eine individuelle erfahrung, und so ist auch die trennung von einer liebe, denke ich, von person zu person absolut verschieden. Da die menschheit einfach nicht homogen ist, sind auch umgang und verarbeitung einzelner momente im leben absolut individuell.... vielleicht ähneln sich die gefühle einiger, aber identisch sind sie nie...

was ich da geschrieben hatte ist einfach exakt eine spiegelung meiner gedanken und gefühle in einer solchen situation. Es erhebt keinen anspruch auf allgemeingültigkeit, es wurde noch nicht einmal geschrieben, um anderen das gefühl zu vermitteln, sonder eher, um es mir selbst raus zu operieren.... daher schätze ich deine kritik und sehe den punkt: du gehst mit gefühlen anders um als ich. Ist ok.

keep on rockin'

tt

 

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