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Stummes Joch

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25.08.2001
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Stummes Joch

Mein Bruder Quaste sitzt mir schräg gegenüber und hält seine Waffe. Er wirkt beruhigend auf uns, wenn er nichts tut. Auf die Kommandantin Mavrocordatus, auf mich und auf die anderen Archonten. So hat man uns von der "Sicherheitsabteilung für äußere Bedrohung" genannt. Archonten.

Ich wollte Botschafter werden. Doch inzwischen machen das die Konzerne untereinander aus, die Diplomatie und so weiter. Mein Bruder Quaste ist schon länger Archont. Er hat Kommandantin Mavrocordatus gesagt: Mein Bruder ist ein guter Schütze. Jetzt schütze ich Botschafter. Und so weiter.

Alarmstufe IIb. Wir sind ohne Hubschrauber gekommen, unser Einsatzfahrzeug hält vor der Schleuse. Wir sichern den Eingang. Wir treten ein und auf einmal habe ich Angst und weiß nicht, wovor ich Angst habe. Mein Bruder Quaste legt mir seine Hand auf die Schulter. Es ist kein Pförtner in der Loge, alles liegt finster und still. Wir fahren in den 17. Stock, dort haben wir von draußen Licht brennen sehen. Eine Diplomatenfeier. Von dort kam der Notruf.

Die Gäste haben sich hinter dem Büfett verschanzt. In einem Teil des Raumes ist ein Schwimmbecken. Darauf zeigen die Gäste. Mein Bruder Quaste und ich gehen langsam zum Beckenrand. Ich schaue auf die unbewegte Wasseroberfläche. Als ich mein Spiegelbild sehe, erkenne ich plötzlich die Gefahr.

Über dem Eingangsportal zum Firmengebäude hing ein Joch. Aus dunklem Holz, der eine Flügel etwas länger als der andere, mit einem roten Edelstein in der Mitte, wo die Flügel am breitesten sind, gebogen wie ein Bumerang. Echsen benutzen so etwas.

Mein Bruder Quaste ist tot. Etwas aus dem Wasser hat ihn getroffen und er ist lautlos neben mir zusammengebrochen. Kommandantin Mavrocordatus hat mich noch wegziehen können. Die übrigen Archonten versuchen, sich mit ihren Waffen zur Wehr zu setzen.

Ich finde mich an der Tür zum Festsaal wieder. Bevor ich flüchte, sehe ich noch, wie die Gäste von einer gelblichen Flechte überzogen werden. Kommandantin Mavrocordatus lebt noch, alle anderen Archonten sind tot, ein paar Leichen treiben im Schwimmbecken. Die Gäste mutieren unter dem Netz.

Im Aufzug denke ich nur daran, warum ich das Joch erst bemerkt habe, als es schon zu spät war. Ich renne auf den Ausgang zu. Auf der Schwelle trifft mich ein wahnsinniger Stich im Kreuz und ich werde ins Freie geschleudert.

Wie lange ich bewußtlos war, weiß ich nicht. Im Moment scheint sich niemand für mich zu interessieren. Mit einem brennenden Schmerz im Rücken stehe ich auf und laufe ein Stück in die Richtung, wo unser Einsatzfahrzeug stehen müßte. Es ist nicht da. Ich drehe mich nach links und bin auf einem gepflasterten Weg, der in den Innenhof führt. Um mich herum ragen Gebäudekomplexe auf, unbeleuchtet und in völliger Stille.

Der Innenhof ist sandig. Ich schaffe es bis zu einem Zierstrauch. Mit einer letzten Anstrengung fasse ich mir unter den Nacken und reiße ein Stück meiner Haut ab, die bereits zu einer schuppigen Pelle mutiert ist. Ich lege den Fetzen unter diesen Strauch, der im sandigen Boden Halt gefunden hat.

Der Zwang ist so stark, daß ich nach hinten wegsacke. Es ist das Joch. Ich muß zurück. Vom Menschsein nehme ich Abschied. Schon zieht es mich zu meinen Feinden.

 

Mahlzeit!

Gut, das du das in die beliebte Rubrik "Seltsam" gesetzt hast, denn die Story ist wirklich seltsam, und irgendwie schräg.

Leider ist sie als ganzes gesehen noch nicht ganz ausgereift, und die Beweggründe, abzuhauen, während Kommandantin Mavrocordatus (cooler Name, übrigens) dableibt, sind mir nicht ganz ersichtlich geworden.

Naja, bist´n großer Echsenfan, nicht wahr?

So denn.

Poncher

 

Wow!
Deine Story macht dieser Rubrik wirklich alle ehre.
Zuerst dachte ich die Geschichte stammt eigentlich aus dem Jahr 2176, und wurde aus Versehen in die Vergangenheit teleportiert, wo sie kein Mensch checkt.
Man weis am Ende aber doch alles, was man wissen muß - eigentlich unglaublich, wie Du das in einem so kurzen Text hinkriegst.

Fand ich jedenfalls ganz schön cool, die Geschichte. Hast Du noch mehr?

 

Hmm, ne Menge Exposition, ne Menge Setup und wenig Story.
Aber sehr gut geschrieben, sehr lapidar - und genau richtig, denn was für den Erzähler selbstverständlich ist, wird er in seinen Eigenen Gedanken wohl kaum haarklein Erklären - dahinter muss der Leser selbst kommen.
Und genau deswegen ist die Story viel zu kurz.
Was passiert da? So gut wie nichts. Was sagt es aus? Nichts, außer, dass da Potenzial für eine spannende Science-Fiction-Geschichte drinsteckt, aus der nur ein kurzer, seltsamer Text geworden ist.
Wozu in so einer kurzen Geschichte Personen vorstellen, die überhaupt nichts zu tun haben, geschweige denn zu sagen? Mavrocordatus zum Beispiel?
Wäre besser gewesen, wenn es länger wäre.
So wirkt es interessant, aber unfertig.

 

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