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Suchen und Jagen

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09.05.2012
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Suchen und Jagen

Suchen und Jagen


Melanies Schuhe stanzten schrittweise Löcher in den Waldboden. Der Saum ihrer hautengen Jeans hatte sich vollgesogen und trieb ihr die Kälte bis zu den Schultern. Sie blieb stehen, rubbelte sich eine Gänsehaut von den Armen, noch währenddessen befand sie die Idee für selten dämlich.
Sie hatte nur wegen Ben eingewilligt.
Entgegen ihrer Hoffnung amüsierte der sich jetzt aber mit Dorina ein paar Meter vor ihr. Melanie blieb das langweilige Gelaber seines Kumpels, der anscheinend, unterstützt von der gruseligen Atmosphäre, darauf spekulierte, den Arm um sie legen zu dürfen.
„Wie weit ist es denn noch?“, fragte sie verstimmt, kramte in ihrer Handtasche nach einem Tempo, mit dem sie sich die waldluftgebeutelte Nase schnäuzte, um es dann neben sich fallen zu lassen.
Sie hatte sich heute extra stundenlang die Haare gemacht. Die Feuchtigkeit zerstörte allen Haarsprayhalt, aber das war auch egal, weil man im Schein der Taschenlampen sowieso nichts von der kunstvollen Frisur erkennen konnte.
Alles nur für Ben.
Und der legte gerade seine Hand auf Dorinas rechter Pobacke ab. Melanie bohrte ihren Blick in die Rückansicht ihrer angeblich besten Freundin.
Im Gegensatz zu ihr war diese witterungstechnisch besser gerüstet. Sie trug einen hochgeschlossenen Parka, Jeans und Wanderschuhe. Sie hatte dieses Treffen organisiert, weil sie als beste Freundin ja wusste, wie sehr sich Melanie nach Ben verzehrte; und jetzt nahm sie in vollkommen in Anspruch.
Nur einen belächelnden Blick hatte er für Melanie übrig gehabt, als sie sich am Treffpunkt gegenüberstanden .
„ In dem Aufzug willst du in den Wald?“, abschätzig und augenrollend.
Ein ganz wunderbarer, erster Moment der so sehr erhofften Liebesbande. Niemand hatte Melanie gesagt, dass sie an einem Samstagabend durch menschenleere Natur streifen würden.
„ Ich habe ein Date arrangiert!“, hatte Dorina nur eröffnet, die Ben vom Mathekurs kannte und Melanie war ihr in einer übertrieben freundschaftlichen Geste um den Hals gefallen.
Jetzt krochen sie so schon seit einer Stunde in der Ödnis herum. Dieser Thorsten mit den abstehenden Ohren und dem pickligen Gesicht erklärte ihr irgendetwas über *Logbücher und Filmdosen und Dorina flirtete ungeniert mit dem Objekt ihrer Wunschträume. Es konnte nicht schlimmer werden, dachte Melanie gerade, als ihre Absätze in einem riesigen Haufen Matsch versanken.
„ So eine Scheiße!“, fluchte sie, bekam ein scheues Schulterstreicheln von Thorsten, das sie wütend von sich schlug.
„Ich hab keinen Bock mehr auf diesen Schwachsinn! Können wir endlich nach Hause gehen?“, ihre Stimme dröhnte nach vorn zu den Turteltauben. Irgendwo neben ihr und ihrem nervigen Anhängsel floh etwas aufgeschreckt durchs Unterholz. Melanie presste sich an Thorsten, der für diesen Moment nicht ganz so nervig war, und erzitterte.
„Ich hab echt keinen Bock mehr!“, wisperte sie kleinlaut.
Er richtete den Strahl seiner Taschenlampe in die Baumreihen am Wegesrand. Einer der Sträucher bebte noch. „ Ein Marder, oder ein Fuchs.“, erklärte er fachmännisch, dann kam Schwung in seinen Tonfall: „ Hey! Ich habe den nächsten *Reflek gefunden! Hey, Ben, hier her!“ An einem der Bäume leuchtete ein kleiner, weißer Punkt. Man musste wirklich genau hinsehen, um ihn zu erkennen. Dorina und Ben kamen dazu. Der Schein von Bens *Mag Lite stach Melanie in die Augen. In den Lichtkegeln dampfte der warme Atem der jungen Leute. Melanie versuchte, Dorinas Blick aufzufangen, ihr einen Ausdruck herüberzuschicken, der sich gewaschen hatte, aber die Freundin interessierte sich nur für den Punkt, leuchtete mit ihrer eigenen Taschenlampe die Umgebung rund darum weiter aus.
„Da! Der nächste! Wir müssen hier rein!“, rief sie mit echter Abenteuerlust. Melanie unterdrückte ein schnippisches Würgen. Die anderen Drei schlugen sich schon in die Büsche. Niemand nahm Notiz von ihr.
Einzig ausgestattet mit der schwachen Leuchtkraft ihres Smartphones, leuchtete sie ihnen hinterher.
„Hallo! Ich hab keinen Bock, da reinzugehen! Ich will nach Hause, Leute!“, sagte sie ungehört. Der Waldboden knackste unter den Schritten der eigentlich Angesprochenen. Nur ihr mitleidiger Verehrer lies sich herab, kam zu ihr zurück und bot ihr seine Hand an.
„Komm! Es dürfte nicht mehr weit sein: Wir sind sicher schon 2 Kilometer gelaufen und haben drei der *Stages gefunden. Das *Final ist ganz in der Nähe!“
Melanie blieb standhaft. „ Ich will da nicht rein! Mir ist kalt! Ich will einfach nach Hause, ok! Keiner hat mir gesagt, dass wir stundenlang durch den Wald latschen würden.“
Thorsten drehte sich zum schwächer werdenden Rascheln hinter ihm.
„Komm schon! Wir verlieren die Anderen!“ Er schien unschlüssig, aber seine Verehrung reichte nicht aus, sich Melanies Willen zu beugen.
„Wenn nicht, dann warte hier!“, sagte er knapp. Sie griff in den Stoff seines Jackenärmels.
„Spinnst Du! Ich bleibe hier auf keinen Fall, alleine“
„Dann komm jetzt!“, er drückte einen Strauch zur Seite. Nun hing Melanie doch wie ein schutzsuchendes Liebchen an seinem Oberarm.
Sie schlugen sich rambogleich durchs Dickicht. Überall waren Kuhlen, Wurzeln und Löcher, die man nicht früh genug sah, weil Thorsten mit dem Strahl seiner Taschenlampe, auf der Suche nach weiteren Hinweisen, die Baumstämme anleuchtete. Melanie stolperte in eines der Löcher hinein. Jetzt war ihre Jeans bis zu den Knien durchmatscht.
„Verflucht, nochmal!“, giftete sie, beeilte sich aber, hochzukommen, um Thorsten, der von schatzjägerischem Eifer gepackt, kaum noch Nerven für sie hatte, nicht zu verlieren. Auf einer Lichtung stießen sie wieder sie zu den Anderen.
„Hier geht’s nicht weiter!“, sagte Ben ratlos. „ Wir haben nach allen Seiten gesucht! Kein einziger Reflek mehr in der näheren Umgebung!“
Melanie bekam die Hoffnung, dass sie nun endlich umkehren würden. Sie wünschte sich in die Wärme von Thorstens altem Ford, den sie vorhin noch abwertend eine hässliche Schüssel genannt hatte.
„Machen wir eine Pause und suchen dann weiter“, zerstörte die Freundin ihre aufkeimenden Gedanken. Ben schwang seinen Rucksack auf die linke Körperseite, zog am Reißverschluss und verteilte Bierflaschen. Thorsten hatte eingeschweißte Sandwichs dabei. Speiss und Trank stimmten Melanie milder.
„Also! Was sagt denn das *Etrex?“, fragte Thorsten unter offensichtlichem Kauen. Er spülte in einem Zug seinen Sandwichbrei herunter und steckte die Pulle wie eine Landeroberungsmarkierung neben sich in den Waldboden.
„Ich will das Ding in der nächsten Stunde *geloggt haben!“
„Wir müssen uns trennen! Jeder sucht eine Seite der Lichtung ab!“, sagte Ben und fuchtelte wieder mit der Taschenlampe.
Melanies Wunsch nach Erlösung schwamm davon. Es begann zu tröpfeln. Die anderen schoben sich ihre Kapuzen über die Köpfe.
„Es regnet!“, stellte Melanie vielsagend fest.
„Ja und? Denkst Du wir sind den ganzen Weg gelaufen, um wegen nem bisschen Regen aufzugeben? Du bist doch nicht aus Zucker!“, provozierte Dorina. Melanie spürte den Drang in sich, der Freundin körperlich die Meinung zu sagen.
„Ich muss pinkeln!“, kam es stattdessen etwas kleinlaut von ihr. Diese Intiminformation gab man vielleicht nicht einfach so weiter, aber Melanie plädierte insgeheim auf freundlichen Beistand ihrer Geschlechtsgenossin.
„Dann geh doch!“, antwortete diese desinteressiert. Der Leuchtkegel ihrer Taschenlampe geisterte suchend über die Baumwipfel, vertieft in ein augenscheinliches Fangespiel mit dem ihrer männlichen Neueroberung. Melanie biss ihre Zahnreihen aufeinander und drehte sich zur linken Seite der Lichtung, die bei Tageslicht vielleicht sogar auf sie, als Naturverächterin beruhigend gewirkt hätte.
„Ok, aber ihr wartet auf mich, ja?“, zitterte ihre Stimme, während sie vor allem Thorsten von der Wichtigkeit dieser Frage zu überzeugen suchte. Dann tippelte sie los, fand ein geschütztes Plätzchen hinter einem dickstämmigen Baum und ließ die Hose herunter. Das Geräusch, das ihr Urinstrahl auf dem Laubpolster erzeugte durchschnitt die Stille. Ganz sicher pinkelte sie sich gerade die Schuhe voll. Sie ging tiefer in die Hocke und rutschte mit dem linken Bein weiter nach links, um Derartiges zu verhindern. Die Lichtkegel am schwarzen Himmel trennten sich. Melanies Fuß rutschte auf dem, durch den Regen jetzt noch schwammigeren Boden weg. Ihr Knie landete genau auf einem Tannenzapfen. Der Schmerz brannte akut und grell durch ihren Körper. Sie schrie leise auf, erschreckte sich fast vor ihrer eigenen Stimme in der dumpfen Dunkelheit, die jetzt wie ein schwerer Vorhang vor ihren Augen hing. Es dauerte einen scheinbar unendlichen Moment, bis Melanie ihr Bein wieder belasten und zurück auf die Lichtung humpeln konnte.
Die Lichtkegel waren verschwunden. Der baumfreie Abschnitt lag in furchterregender Schwärze. Melanie hob ihr Handy vor sich in die Höhe, dessen behelfsmäßiges Licht gerade reichte, um einen halben Meter Wald vor ihr auszuleuchten.
„Thorsten? Dorina? Wo seid ihr?“, rief sie. Die Angst schickte erste Wellen von hinten in ihren Nacken. „Leute, das ist nicht witzig, ok?“ Sie stolperte vorwärts, wie sie glaubte, bis ungefähr zur Mitte der Lichtung.
„Ok, ihr habt euch genug amüsiert! Kommt jetzt raus!“, schrie Melanie wütend . Als sich noch immer niemand bemerkbar machte, wechselte ihre Tonlage zu schwelender Panik. „Kommt schon Leute! Hört auf damit!“
Stille, Schwärze, nur angeregt vom Wispern der Baumkronen im Wind.
„Dorina? Thorsten? Ben?“ Melanie drehte sich einmal um sich selbst, leuchtete die Begrenzungen der Lichtung ab, soweit es ihr möglich war. Sie glaubte, hinter einem der Sträucher eine Bewegung gesehen zu haben und wurde wieder ärgerlich.
„Was soll das? Ihr seid so verdammt kindisch! Dieser ganze Quatsch mit eurer Schatzsuche ist so armselig! Welcher normale Mensch rennt an einem Samstagabend blöde durch den Wald. Ich hab die Schnauze voll! Ich finde den Weg zurück auch alleine!“ Sie stapfte demonstrativ los, obwohl man ihre Entschlossenheit im Dunkel eh nicht sehen konnte.
Über die breiten Spazierwege würde sie schon aus diesem verfluchten Wald herauszufinden. Ringsherum waren die Zufahrtsstraßen gebaut.. Erst vorhin hatten sie eine Schranke passiert, die eine Solche dahinter kennzeichnete. Von dort würde sie schon irgendwie wieder nach Hause kommen, auch ohne die Hilfe ihrer, in diesem Moment von ihr für ehemalig befundenen Freunde. Wieder ein Rascheln im Unterholz. Melanie starrte angespannt in die Baumreihen.
„Viel Spaß noch!“, spuckte sie in Richtung der wippenden Sträucher dort, dann tastete sie sich langsam vorwärts, erkannte etwas weiter hinten einen weitläufigen, eindeutig oft genutzten Weg, der von der Lichtung abging und sicher in die Zivilisation führte. Sie drehte sich nicht mehr um und schritt zielstrebig darauf zu. Kurz bevor sie den Baum, der die linke Seite des Weges kennzeichnete, erreicht hatte, ertönte ein kurzer Schrei, grell und angsteinflössend. Melanie stand wie einer der Stämme. Sie horchte, traute sich kaum zu atmen. Im selben Moment schallt sie sich auch schon als einfältig und rief: „Ja, ganz tolle Vorstellung!“, ins Dunkel hinter sich, setzte ihren Weg unbeirrt fort.
Wieder ein Schrei, als würde irgendwo jemand gefoltert. Das Echo davon hallte über die leere Lichtung. Auch wenn Melanie sich einredete, dass all das zum perfiden Plan ihrer Freunde gehörte, ihr einen üblen Schrecken einzujagen, gewann die Angst jetzt in ihr an Stärke. Sie leuchtete mit dem Handy zur Geräuschquelle, die sich nicht ausmachen ließ, weil das Rauschen der Blätter alles verschluckte. Es schien direkt in ihren Ohren wie ein monotoner Sing Sang zu schwingen
. „Hallo?“, rief Melanie mit dünner Stimme. Schritte auf dem Waldboden, irgendwo rechts von der Lichtung, wie das schelle Tappen mehrerer Fußpaare, ein Schleifgeräusch, vielleicht auch ein Scharren. Melanies Atem ging flach, trotz der Kälte perlten Schweißtropfen von ihrer Stirn, die sich mit dem anhaltenden Regen vermischten. Sie tippte fahrig auf ihrem Telefon herum, dessen Lichtquelle kurz erlosch, um für das blaue Leuchten des Displays Platz zu machen. Beim Suchen nach Dorinas Nummer, kam sie auf den falschen Button. Ein verzerrtes Kinderlachen durchbrach die Stille. Einer ihrer ,aus dem I-net gesaugten Klingeltöne, der sie so erschreckte, dass das Handy auf dem Waldboden aufschlug und kurz den Dienst aufgab. Sofort war es so düster, dass Melanie vollkommen blind, auf allen Vieren im Laub wühlen musste, um ihre Lichtquelle wiederzuerhalten.. Noch ein Schrei, quälend langgezogen.
Sie erstarrte in der Bewegung, ihre Hände bebten, schleuderten nassen Sand und Mulch bei Seite, dann fühlte sie den glatten Rahmen, griff zu, betätigte eine Taste, leuchtete panisch hinter sich. Nichts! Diesmal kein Rascheln in den Blättern, dafür einen Moment später der Lichtkegel einer Taschenlampe, ganz schwach, scheinbar weit entfernt im Dickicht.
Melanie fasste sich. Sie stellte sich vor, wie Ben und Dorina hinter irgendeinem Baumstumpf hockten und sich vor Lachen kaum noch einbekamen. Sie glaubte sogar, das Gekicher wurde vom Wind zu ihr herüber getragen. Wieder suchte sie in den Kontakten, drückte und hörte das Freizeichen. Es klingelte. Melanie legte sich schon die passenden Worte zurecht, die ihre Stimmung eindrucksvoll untermalen würden. Endlich nahm Jemand ab.
„Ihr seid so elendige Arschlöcher!“, keifte sie ins Handy. Am anderen Ende Stille, nur Atmen, seltsames Schnaufen, dann das Besetztzeichen. Melanie wählte erneut, niemand nahm mehr ab.
Die Nummern von Ben und diesem Thorsten hatte sie nicht.
Einen Versuch bei Dorina wollte sie noch wagen. Es klingelte, wie zuvor. Nach dem sechsten Tuten, klackte es im Mikrofon, das Schnaufen war zu hören.
„ Dorina, ab heute sind wir getrennte Leute! Du bist so eine falsche Schlange. Ihr könnt mich alle mal!“, brüllte Melanie außer sich. Kurz bevor sie auflegen wollte, ein Schrei. Diesmal aus dem Telefon, dann ein Flüstern, das so leise war, dass sie mit der Vermutung kämpfte, es sich nur eingebildet zu haben.
„Du wirst sterben!“
Das Handy rutschte noch in ihrer Hand vom Ohr. Sie suchte wie irr die Begrenzungen der Lichtung ab, glaubte, überall würde es knacken, rascheln und knistern, dann setzte sie sich in Bewegung.
Es war ihr jetzt egal, wer der Urheber des makaberen Schauspiels war, ob die Anderen sich über sie lustig machten, oder gerade von irgendeinem Wahnsinnigen abgeschlachtet wurden.
Sie stürzte auf den breiten Waldweg zu, knickte um, rappelte sich wieder auf und lief weiter, verlor ihre Schuhe an den Matsch Der Lichtkegel ihres Handys hüpfte im Takt ihrer Schritte über die Baumschemen. Sie lief, bis sie keine Luft mehr bekam und entkräftet in eine Pfütze auf dem schlammigen Weg sank.
Um sie herum immer noch nichts als Natur. Melanie wusste nicht, ob sie der Straße näher gekommen war. Sie konnte nicht weit genug leuchten. Das Licht ihres Handys malte nur einen hellen Torbogen vor ihr in den Waldausschnitt. Der Regen nahm ihr noch mehr Sicht.
Als ihr Atem wieder ruhiger ging, sich das Ohrensausen gelegt hatte, nahm sie ein wiederkehrendes Geräusch war. Es passte nicht zur Geräuschkulisse. Ein monotones Klopfen, tack, tack, tack, wie eine Tür, die vom Durchzug immer wieder gegen den Rahmen geknallt wurden. Kurzzeitig setzte es aus, um dann wieder von vorn zu beginnen. Melanie leuchtete in die Baumkronen. Ungefähr in 3 Metern Höhe hing ein altes Paar Stiefel, an den Senkeln zusammengebunden über einem kahlen Ast. Der Wind peitschte es immer wieder gegen den Baum. Irgendetwas an der Schuhart kam ihr bekannt vor. Da war ein reflektierendes Zeichen auf dem Schaft, das sie schon mal gesehen hatte. Als ihr einfiel, wo und wann, hielt sie sich unwillkürlich die Hand vor den Mund, erstickte den Schrei noch in ihrer Kehle. Dann ertönte, helles, wie irr klingendes Kinderlachen. Melanies Herzschlag stolperte in der Brust, sie griff nach einem tiefer gelegenen Ast, zog sich auf die Beine. Das beängstigende Lachen schien überall um sie herum, als würde eine ganze Gruppe dämonischer Halbwüchsiger hinter den Bäumen Verstecken spielen.
Ein hüfthoher Strauch am Wegesrand, über den kurz der Strahl ihres Handylichts strich, verpasste ihren überreizten Nerven den Schemen eines der Kinder, entsprungen direkt aus einem Horrorfilm. Obwohl sie im nächsten Moment den Busch erkannte, war der Schockmoment, so intensiv dass ihr das Handy fast wieder aus der Hand gefallen wäre.
„Du wirst zahlen!“, hallte es aus dem Dickicht. „Du wirst sterben!“
War es nur eine Stimme? Waren es mehrere? Melanie traute ihren Sinnen nicht mehr. Die Angst lähmte sie so, dass sie nicht weglaufen konnte. Das Handy meldete sich.Gerade als sie das Display entziffern wollte, traf sie etwas an der Schulter. Eine verwitterte Coladose prallte von dort ab und landete vor ihr auf dem Waldweg. Ihr Handy tönte mit völlig unangebrachter Popmusik. Der Schreck war groesser als der Schmerz. Sie drehte sich zur Richtung, aus der die Dose gekommen zu sein schien, dann landete irgendetwas in ihren Haaren. Panisch gestikulierend fuhr sie sich an den Kopf, erwischte etwas dünnes, längliches, eine Art Faden, und zog einen matschigen, alten Tampon hervor.
Ihre Angst wechselte zu Wut. Welcher geistesgestörte Killer warf schon mit Müll um sich? Es musste ein makaberer Scherz sein. Und der Erfinder dieses Theaters war sicher am anderen Ende des klingelnden Telefons. Die Nummer sagte Melanie nichts. Sie horchte auf das Kinderlachen, aber da war nur noch Blätterrauschen. Die bedrohliche Szene von eben verblasste schnell, weil das Handy alle Aufmerksamkeit erregte . Melanie nahm ab, der Anrufer sagte nichts.
„ Wer ist da?“, fragte sie zittrig ins Mikrofon.
„Melanie? Melanie, hey! Geht es Dir gut? Ist alles in Ordnung?“ Dorinas Stimme erzeugte deutlich ambivalente Gefühle in Melanie. „Was soll dieser Mist? Habt ihr endlich genug von eurer Vorstellung?“, schrie sie. „Wo bist Du? Ist Thorsten bei Dir?“ Die Freundin klang ängstlich und beängstigend echt. Melanie kroch wieder das Entsetzen über die Schulter. „Verdammt noch mal, hört jetzt endlich auf damit!“
„Gott sei dank, es geht ihr gut!“, hörte sie Dorina zu Jemandem sagen. „Melanie, wo bist Du?“
„In dem verdammten Wald, in den du mich geschleppt hast!“, antwortete sie zynischer, als beabsichtigt. „Hier ist die Kacke am dampfen! Irgendetwas verfolgt mich, ich hab ne Scheissangst!“ Melanie überlegte, die Kinderstimmen zu erwähnen, mit dem noch vorhandenen, leisen Misstrauen, unterschlug sie diese Information aber.
„Wo genau, Melanie? Wir haben uns auf der Lichtung verloren! In welchen Weg bist Du eingebogen?“, überschlug sich Dorinas Stimme am anderen Ende.
„Was weiß ich denn, in den breitesten!“
„Bleib, wo Du bist! Wir kommen zu Dir! Und ruf die Polizei, Melanie! Jetzt gleich, wenn wir aufgelegt haben!“

Eine Stunde später saßen die Jugendlichen auf dem Revier, in Decken gewickelt, heiße Pappbecher in den Händen. Der zuständige Kriminaloberinspektor hatte sie alle einzeln befragt, die Eltern verständigt. Suchtrupps durchkämmten das Gebiet mit Flakscheinwerfern. Die Drei waren mit dem Schrecken davongekommen, von Thorsten fehlte jedes Lebenszeichen. Man fand Reifenspuren, die man Jedoch keinem ansässigen KFZ-Besitzer zuordnen konnte, Fussabdruecke im weichen Waldboden, die wegen des starken Regens unbrauchbar blieben. Endlich auch Thorstens Leiche, versteckt in einer Art Erdloch, . Die Blut- und Urinproben ergaben, dass man Dorina und Ben mit Ether narkotisiert hatte. Die Fahndung nach neuerlichen Käufen blieb ergebnislos. Der Aussage der Jugendlichen sich zum Absolvieren eines Geocaches dort im Wald getroffen zu haben wurde nachgegangen. Der *Owner des Caches konnte über das Netz-Portal ermittelt werden, hatte jedoch Alibi und keinerlei Motiv. Auch die Cacheaufrufe der letzten Wochen und die Personen hinter den *Nicks wurden unüberprüft, ohne Ergebnis.
Die Ermittler hatten keine Spur, keine Anhaltspunkte mehr. Der Fall wurde ein halbes Jahr später vorerst zu den Akten gelegt.


Claudia trat hinter den Rücken ihres Freundes und küsste ihn in den Nacken.
„Ich muss zur Vorlesung, Mike! Professor Glauen wird uns heute mit der Isolierung, Synthese und Abwandlung von Naturstoffen langweilen. Ich hasse diesen trockenen Theorieunterricht!“
Sie hatte ihre Jacke gerade über den linken Arm gezogen und suchte mit dem anderen den rechten Ärmeleingang. Mike stierte auf den Computerbildschirm.
„Suchst Du schon wieder nach neuen *Multis? Lass es einfach! Es reicht doch jetzt mal! Wir wollten nur ein paar Umweltschänder erschrecken, Mike! Das mit dem Betäuben ist mir zu hart, das ufert völlig aus!
Und dass Du das Handy behalten hast, ist absolut daneben!“, ihre Stimme schwankte zwischen Anklage und Sorge.
Er gab noch immer keine Antwort, klickte sich fieberhaft durch die Fenster.
Claudia würde erst drei Tage später erfahren, dass sich ihr Freund eines noch viel groesseren Unrechts schuldig gemacht hatte.

 

diana frank schreibt unter Ihrer Geschichte:

*Geocaching, auch GPS-Schnitzeljagd genannt, ist eine Art elektronische Schatzsuche oder Schnitzeljagd und geht auf das alte Letterboxing zurück Die Verstecke („Geocaches“, kurz „Caches“) werden anhand geografischer Koordinaten im World Wide Web veröffentlicht und können anschließend mit Hilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden.

*Logbuch: befindet sich in jedem Cache, tabellarische Liste, in der sich die Finder mit Nicknamen und Datum eintragen

*Reflek : Reflektormarkierungen, dienen zum Legen eines Nightcaches, oft deklarieren Farbe und Anzahl Hinweise und Zwischenstationen.

*Mag Lite: Hochleistungstaschenlampe

*Stage: Station eines Geocaches, an der man weitere Hinweise in Form von Textabschnitten, in Dosen oder Petlingen findet

*Final: Position des Behältnisses für Logbuch und Tauschgegenstände

*Etrex: GPS Empfänger der Firma Garmin

*loggen: Das Eintragen seiner Daten im Logbuch, oder virtuell im Internet

*Multi:Mehrstufige Caches (Multi Caches oder Offset Caches), bei denen man mehrere Orte mit Hinweisen auf den nächsten Ort oder das eigentliche Versteck aufsuchen muss.

Owner: Besitzer eines Geocaches.

Nick: Pseudonym im Internet


Anmerkung des Moderators:
Solche Hinweise immer separat posten. Das erste Fenster ist der Geschichte vorbehalten.

 

Hallo diana

Asterix hat den Teil deines Beitrags, der nicht zur Geschichte gehört, nicht zum Spass in ein separates Posting kopiert: Der erste Beitrag gehört immer ausschliesslich der Geschichte.

Und dein "Nachtrag" mag zwar gut gemeint sein, aber glaubst du nicht, der wäre in einem Geocaching-Forum besser aufgehoben? Hier gehts ja schliesslich um Geschichten, und deine "Nachricht" bringst du ja mit dieser schon rüber. Mit dem Vorschlaghammer, sozusagen.

Also, zur Geschichte:
Sie hätte unterhaltsam und spannend werden können, vermutlich auch trashig, wenn da nicht etliche Unsauberkeiten zu finden wären. Das ist wirklich Zeug, das man vor dem Veröffentlichen finden kann, wenn man die Geschichte nochmal aufmerksam durchliest:

„ In dem Aufzug willst du in den Wald?“,

Nach den Gänsefüsschen kommt kein Leerzeichen. Hast du städig gemacht.

„Ich hab keinen Bock mehr auf diesen Schwachsinn! Können wir endlich nach Hause gehen?“, ihre Stimme dröhnte nach vorn zu den Turteltauben.

Neuer Satz nach der wörtlichen Rede.

„ Hey! Ich habe den nächsten *Reflek gefunden! Hey, Ben, hier her!“

hierher

Übrigens: Diese *-Anmerkungen fand ich nervig, vor allem, weil sie so oft auftauchten. Entweder du erklärst diese Begriffe in der Geschichte oder vetraust darauf, dass sich der Leser selbst schlau macht. In einer online veröffentlichten Geschichte musst du mMn auch das Wort "Nick" nicht erklären.

In den Lichtkegeln dampfte der warme Atem der jungen Leute.

Atem ist immer warm, und wenn er schon als dampfend beschrieben wird, ist das doppelt überflüssig.

Dorinas Blick aufzufangen, ihr einen Ausdruck herüberzuschicken,

vom Sprecher weg, also hinüberzuschicken

„Ja und? Denkst Du wir sind den ganzen Weg gelaufen, um wegen nem bisschen Regen aufzugeben?

du / dich als Anrede immer klein (vom Satzanfang abgesehen natürlich).

„Ich muss pinkeln!“

Versuch sparsamer mit den Ausrufezeichen umzugehen.

Das Geräusch, das ihr Urinstrahl auf dem Laubpolster erzeugte durchschnitt die Stille.

Komma nach erzeugte.

Melanies Fuß rutschte auf dem, durch den Regen jetzt noch schwammigeren Boden weg.

Komma raus.

Sie schrie leise auf, erschreckte sich fast vor ihrer eigenen Stimme in der dumpfen Dunkelheit, die jetzt wie ein schwerer Vorhang vor ihren Augen hing.

dumpf und schwer können hier raus

Es dauerte einen scheinbar unendlichen Moment,

"unendlicher Moment" - klingt wie ein Oxymoron. Ein Moment ist ja eher kurz, oder? Beabsichtigt hier?

Die Angst schickte erste Wellen von hinten in ihren Nacken.

Klingt, als stehe die Angst hinter ihr. Vielmehr gehört sie aber doch zu ihr, oder?

obwohl man ihre Entschlossenheit im Dunkel eh nicht sehen konnte.

"eh" sollte der gesprochenen Sprache vorbehalten bleiben.

Über die breiten Spazierwege würde sie schon aus diesem verfluchten Wald herauszufinden.

herausfinden

Ringsherum waren die Zufahrtsstraßen gebaut..

Punkt zu viel

Erst vorhin hatten sie eine Schranke passiert, die eine Solche dahinter kennzeichnete.

solche

Sie leuchtete mit dem Handy zur Geräuschquelle, die sich nicht ausmachen ließ, weil das Rauschen der Blätter alles verschluckte.

Wenn sich die Quelle nicht ausmachen lässt, wie kann sie dann in deren Richtlung leuchten?

Es schien direkt in ihren Ohren wie ein monotoner Sing Sang zu schwingen

Singsang

Einer ihrer ,aus dem I-net gesaugten Klingeltöne, der sie so erschreckte, dass das Handy auf dem Waldboden aufschlug und kurz den Dienst aufgab.

Internet
Da sind Leerzeichen und Komma vertauscht.

Vieren im Laub wühlen musste, um ihre Lichtquelle wiederzuerhalten..

wieder zwei Punkte

nassen Sand und Mulch bei Seite,

beiseite

Endlich nahm Jemand ab.

jemand

Nach dem sechsten Tuten, klackte es im Mikrofon, das Schnaufen war zu hören.

Erstes Komma raus.
Gibt es für "Tuten" ein besseres Wort?

ihre Schuhe an den Matsch Der Lichtkegel ihres Handys hüpfte im Takt

Da fehlt mittendrin ein Punkt.

nahm sie ein wiederkehrendes Geräusch war.

wahr

eine Tür, die vom Durchzug immer wieder gegen den Rahmen geknallt wurden.

wurde

Ungefähr in 3 Metern Höhe hing ein altes Paar Stiefel, an den Senkeln zusammengebunden über einem kahlen Ast.

Komma nach zusammengebunden
Drei - kleine Zahlen werden ausgeschrieben

war der Schockmoment, so intensiv dass ihr

das Komma ist falsch, es muss hinter intensiv stehen

Sie drehte sich zur Richtung, aus der die Dose gekommen zu sein schien,

gekommen war

Handy alle Aufmerksamkeit erregte .

Kein Leerzeichen vor dem Punkt.

„Gott sei dank, es geht ihr gut!“

Gott sei Dank

hörte sie Dorina zu Jemandem sagen.

jemandem

antwortete sie zynischer, als beabsichtigt.

Komma raus

„Hier ist die Kacke am dampfen!

Dampfen

die man Jedoch keinem ansässigen KFZ-Besitzer zuordnen konnte,

jedoch

Endlich auch Thorstens Leiche, versteckt in einer Art Erdloch, .

Komma am Satzende raus.

Ich glaube Bastian Sick hat mal einen Artikel darüber geschrieben, wie inflationär "Erdloch" verwendet wird, seit Saddam Hussein in einem selbigen gefunden wurde. Was meinst du hier, eine Art Grab? Eine Mulde?

Also die vielen Fehler machen das Lesen leider zu keinem grossen Spass. Inhaltlich ist mir das zu platt, es geht schwer in Richtung Trash, wie ich oben ja schon geschrieben habe. Die Charaktere und ihre Beziehungen wirken wie Schablonen aus einem Backwood-Slasher, wie eigentlich die gesamte Situation.

Was soll das mit dem Kinderlachen immer?

Die Auflösung ist dann auch ziemlich absurd ... also leider konnte mich das hier nicht überzeugen. Als Trash würde es funktionieren, wenn es liebevoller gemacht wäre, dann könnte es auch ganz unterhaltsam sein. Aber dazu müsstest du vor allem auch verdichten, die Szene wirkt zu langgezogen, schon das Vorspiel, dann als Melanie alleine ist ... du spulst da so ein Standard-Repertoire ab (Kinderlachen, Handyklingeln, "Du wirst sterben"), das langweilt eher als dass es unterhält. Da müsste einfach Innovativeres kommen.

Zuerst und vor allem aber mal solltest du die Fehler beseitigen. Und dann vielleicht überlegen, was du mit dieser Geschichte erzählen möchtest. Ich habe das Gefühl, sie nimmt sich zu ernst, und das sollte Trash nicht tun.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hallo Schwups :)

Jaaa, was soll ich sagen, die Fehler sind natuerlich ziemlich peinlich und das Schlimmste daran ist wohl, dass sie mich aussehen lassen, als wäre ich traurig lernresistent. Dabei sind mir all diese Regeln geläufig und Deine Anmerkungen sprangen mir regelrecht an den Hals. ;)
Da war ich wohl zu flott und voreilig. Ich habe den halben Vormittag mit meinem Schreibprogramm gekämpft, um das Arbeiten mit meiner umlautlosen Tastatur ( die vielleicht ueber diese Funktionen verfuegt, sich mir aber verweigert) auszubuegeln, dass ich dann wohl den Kopf verloren habe. Ich wollte die Geschichte dann raus haben und entschuldige mich, sie einem Leser in diesem Zustand zugemutet zu haben!

Was ich nicht ganz verstehe ist, dass wegen eines Fehlers, wie dem Einfuegen des Nachtrags oder der Begriffserklärung ein Aufhebens gemacht wird, als hätte ich jemanden persönlich damit angegriffen.
Fehler sind da, um gemacht zu werden. No matter, try again, fail again, fail better. ;)

Ganz ehrlich: Ich denke, dass Deine Beurteilung (insbesondere Deine Einschätzung, die Story wuerde sich zu wichtig nehmen) vor allem wegen des Nachtrags so vernichtend ausgefallen ist. Ich hatte mir auch schon ueberlegt, dass Beides nicht zusammenpasst. Auf der einen Seite eine triviale Story, die nur unterhalten will, auf der anderen Seite eine "bedeutsame" Nachricht an die Leser...das kann ja nicht funktionieren. :(
Schade finde ich, dass Du der Geschichte anscheinend kein bisschen Spannung abgewinnen konntest. Denn das war ja meine eigentliche Intention. :( :(

 

Hallo diana

Was ich nicht ganz verstehe ist, dass wegen eines Fehlers, wie dem Einfuegen des Nachtrags oder der Begriffserklärung ein Aufhebens gemacht wird, als hätte ich jemanden persönlich damit angegriffen.

Wo genau hast du das Gefühl, du hättest mich mit deinem Nachtrag persönlich angegriffen?

Ganz ehrlich: Ich denke, dass Deine Beurteilung (insbesondere Deine Einschätzung, die Story wuerde sich zu wichtig nehmen) vor allem wegen des Nachtrags so vernichtend ausgefallen ist.

Das ist Quatsch. Ich kann schon zwischen der Geschichte und dem Nachtrag unterscheiden, und wenn mich der Nachtrag dermassen aufgeregt hätte, hätte ich mir auch keine knappe Stunde Zeit genommen fürs Lesen und Kommentieren der Geschichte.

Was mich tatsächlich aufgeregt hat (und dann einfach vom Inhaltlichen auch ablenkt) waren die vielen Fehler. Ich kenne die Hintergründe nicht und weiss nicht, an welchen Tastaturen und mit welchen Problemen du zu kämpfen hast, ich sehe nur die Geschichte, sonst nichts. Und bei dir habe ich den Eindruck, du kannst es besser, daher fand ich das dann schon ärgerlich.

Ich weiss eben nicht, in welche Richtung du hier gehen wolltest, für mich ist das nicht Fisch nicht Fleisch: Seriöse Geschichte oder witzig gemachter "Trash"? Ich finde von beidem etwas, und sie hat in beide Richtungen Potential, aber dieser "Mix" tut ihr meiner Meinung nach nicht gut.

Gruss,
Schwups

 
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Hey diana,

mich konnte die Geschichte auch nicht wirklich überzeugen. Ich glaub, Du hattest da das Setting eines night-caches vor Augen und hast dann darum die Geschichte gebastelt. Besser wäre gewesen, Du hättest die Geschichte vor Augen gehabt und sie dann in das Setting gepackt.

Wir haben hier eine halbe Geschichte lang, angepisstes durch den Wald laufen. Und dann haben wir noch ein bisschen Spuk und dann im letzten Absatz haben wir auf einmal einen Toten und zwei Irre, die im Wald Umweltschützer spielen. Das sie die Leute mit Müll bewerfen, verstehe ich ja noch, aber warum sie die betäuben, schon nicht mehr. Das ist mir ein bisschen zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Und wenn ich darüber nachdenke, also, dass ist doch eigentlich die Geschichte. Die beiden da am Ende, und die anderen sind eigentlich nur Statisten, also, dann hat die Geschichte ein ganz krudes Verhältnis. Was ist spannender für den Leser? Die beiden, die da Umweltschützer spielen und dabei ziemlich vom Weg abkommen, oder die vier, die harmlos einen Cache suchen?
Die ganze Gruselstimmung, die Du versuchst aufzubauen, kommt bei mir nicht an. Ich grusel mich nicht. Handy klingeln, duster, kindisches Lachen, gehauchte Drohungen, Coladose, Tampon. Das ergibt für mich kein einheitliches Bild. Dazu dieses, ihr verarscht mich doch Ding, was dann die Situation vollkommen entschärft, weil man da ja als Leser dran glaubt. Das ist alles so Kinderkram, was da läuft, da kann man nur denken, es sind die Freunde und nimmt das natürlich nicht für voll alles. Ich nicht. Ich kann ja nur für mich reden.

Du schreibst sehr ausschweifend. Verrennst dich in Details, die es gar nicht braucht, schreibst Szenen, die es nicht braucht. Dadurch plätschert das alles so gemächlich vor sich hin. Für weitere Geschichten würde ich Dir empfehlen dich bei den Sätzen, Absätzen zu fragen: brauch der Leser diese Information wirklich, um der Handlung folgen zu können? Erzähle ich ihm etwas neues, oder habe ich ihm das schon mal erzählt und wiederhole mich eigentlich nur. Das ist wirklich ein wichtiger Prozess beim Schreiben. Kann ich Dir wirklich nur ans Herz legen. Entscheiden musst Du natürlich selber.

Wie auch immer. Lies Dich hier um. Keiner will hier einem Autor an die Wäsche. Es geht eben um Kritik. Aber um Kritik an den Geschichten, nicht an den Autoren als Person. Und die fühlt sich nicht immer toll an, klar, aber sie hilft. Also, nur nix persönlich nehmen. Dann wirst Du hier nämlich wenig Freude haben.

Beste Grüße Fliege

 

erwischt....:D

Hallo Fliege

Bei dieser Ferndiagnose bekommt man ja Angst vor Deinen analytischen Fähigkeiten. ;)
Du hast mich jetzt sehr nachvollziehbar und gekonnt auf das Problem meiner Geschichte gestossen.
Vielen Dank jetzt erst mal Dir und auch Schwups fuer Eure Zeit und das Puzzeln!
Die ersten Worte waren schon hart. Vielleicht hätte ich sie erst mal verdauen sollen, anstatt gleich zu argumentieren...
Ich habe tatsächlich versucht, meine neuerlichen Erfahrungen auf einem Cache, (fuer mich der Aufreger der Woche ;) ) in einer Geschichte zu verarbeiten. Ich hab da ein ruedes Konstrukt gebastelt, das mit dem ersten Sturm in sich zusammenfällt. Ich entschuldige mich mit meinen eigentlichen Projekten (jetzt bitte nicht lachen), die meine ganze Zeit auffressen und einen Abstecher in andere Gefilde anscheinend nur unter äusserst schlampigen Bedingungen erlauben. :(
Ich habe mich selbst nicht gegruselt. Das sagt ja eigentlich schon alles.
Und beim Fährtenverwischen so uebertrieben, dass jegliche Krimiatmosphäre schon im Keim erstickt worden ist. Ich werde heute Abend trotzdem versuchen, die Geschichte auf Fehlerfreiheit und Spannung zu kuerzen. Es wird sich zwar nicht mehr viel rausholen lassen. Ich bin euch trotzdem dankbar fuer die vielen Anregungen und Eindruecke!

Gruesse
diana

 

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