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Telefonwette

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14.09.2001
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Telefonwette

Auf meinen Nachbarn Kruschinsky ist Verlass. Schließlich kann er alles, zumindest mit dem Mund. Eines Tages stand er nun in seinem Garten und betrachtete nachdenklich die beiden alten Kirschbäume. Weit ausladende Kronen nahmen dem Rasen das Sonnenlicht, so dass dieser allmählich vermooste. Mit einem lautstarken „Das geht so nicht weiter!“ beschloss er, die Kronen auszulichten.
Die Vorbereitungen für dieses Unterfangen gingen schnell vonstatten. Einen Tag später sah ich ihn in seinem roten Arbeitsoverall auf einem starken Ast stehen. Und so, wie er dort stand, war er echt Kruschinsky: Der kluge Mann baut vor und sichert sich ab.
Er hatte sich einen breiten Ledergürtel umgeschnallt, der auf dem Rücken mit einer dicken Stahlöse versehen war. In dieser Öse war mit einem Karabinerhaken ein Seil befestigt. Das andere Ende des Seiles war mehrmals um einen Ast geschlungen und dann am Stamm festgebunden. Sie haben richtig gelesen: Kruschinsky sicherte sich beim Klettern in einem Baum ab wie ein Bergsteiger. Nun stand er da und sägte. Und ich stand am Fenster und beobachtete.
Nach einer Weile fragte ich mich, ob mein Nachbar Schulze vielleicht auch schon am Fenster stehen würde. Schulze ist ein kleiner unscheinbarer Mann, der mit allen möglichen Dingen, die weder ihm noch anderen gehören, handelt. Meist ist er sehr zurückhaltend, aber für das Unglück anderer Leute kann er sich richtig begeistern.
Ich griff also zum Telefon und rief Schulze an. Der stand natürlich am Fenster und beobachtete Kruschinsky. Er hatte auch schon mit Liebrecht, dem anderen Nachbarn, gesprochen. Dieser stand ebenfalls am Fenster und starrte fasziniert in die Kirschbäume auf dem Grundstück nebenan. Dank moderner Kommunikationstechnik schalteten wir eine Dreierkonferenz und kommentierten abwechselnd die Aktionen des Alleskönners. Dabei fielen Sätze wie „Oha!“ oder „Wenn das nur gut geht!“
Doch plötzlich veränderte sich das Gespräch durch eine zufällige, mehr so dahin gesagte Bemerkung. Es entspann sich folgender Dialog:
„Gleich stürzt er ab.“
„Glaub’ ich nicht.“
„Vielleicht doch!“
„Zehn zu eins, dass er abstürzt!“
„Da halt’ ich gegen!“
„Ich geh’ mit. Er stürzt!“
Ein dreistimmiger Aufschrei ging durch die Leitung. Kruschinsky war mit dem rechten Fuß abgerutscht. War das schon das Ende? – Nein! Er fing sich ab, hielt sich mit der linken Hand an einem Ast über ihm fest und suchte neuen Halt für den rechten Fuß.
„Das Seil ist viel zu lang.“
„Meinst Du?“
„Klar! Wenn er fällt, dann bis zum Boden.“
„Er fällt nicht, glaubt’s mir.“
„Er fällt und bricht sich das Genick!“
„Okay, er fällt, aber das Genick bricht er sich dabei nicht. Ich glaube eher, dass er sich in seinem Seil verfängt und stranguliert.“
„Zehn zu eins, dass er sich das Genick bricht.“
„Da halt’ ich gegen.“
„Zwanzig zu eins, dass er sich aufhängt.“
„Da halt’ ich auch gegen.“
Der Rest der Baumschneideaktion wurde schweigend beobachtet. Kruschinsky fiel nicht. Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, kletterte er seelenruhig aus dem Baum und setzte sich an den Kaffeetisch, den seine Frau im Wohnzimmer gedeckt hatte.

Nach Einbruch der Dunkelheit traf ich mich mit Liebrecht und Schulze am Friedhof, weitab jedweder Straßenbeleuchtung. Lächelnd hielt ich die Hand auf und die beiden anderen bezahlten zähneknirschend ihre Wettschulden. Wie gesagt: Auf Kruschinsky ist Verlass.

 

Hi Sliggel,

da ist er ja wieder, mein Kruschinsky, gut wie gewohnt.
Diese Episode war vielleicht nicht ganz so witzig wie die letzte, aber die Personen, die Nachbarschaft, der Garten, alles wird mir mit jeder Geschichte vertrauter.
Bleib am Ball, ich lese deine Geschichten gerne.


Gruß.....Ingrid

 

Gähn... hab ich mich gelangweilt!

Haha! Drei Typen stehen am Fenster und wetten, ob der andere vom Kirschbaum fällt. Haha!

Gut geschrieben! Aber stinklangweilig!

Sodele!

Poncher

 

Hm,

irgendwie fehlt da noch was ... habe ich den Eindruck. Es müßte noch was kommen oder etwas mehr ausgebaut werden. So hab ichs gelesen und auf mehr gewartet, nicht schlecht geschrieben, aber zu kurz. Für mein Empfinden. Kruschinsky gegen den Maulwurf war irgendwie mehr rund.

Heiko

 

Lob und Kritik ist angekommen.

Euch zur Kenntnis: Mit dieser Geschichte betrat Kruschinsky mein Leben.
Seitdem habe ich ihn ausgebaut, ihn einen ordentlichen Lebenslauf verpasst und natürlich versucht, sein Profil zu stärken.

Es wird mehr von ihm geben. Vielleicht langweilt es dann den einen oder anderen nicht mehr so.

Lang lebe Kruschinsky!

Mike :D

 

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