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The Hitchhiker

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22.12.2016
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The Hitchhiker

Sie rannte. Ihr Haar flatterte im Wind und der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Es war so dunkel, dass sie kaum etwas sehen konnte.
Wieso habe ich mich bloß darauf eingelassen?
Mit ihm war es anders. Er war anders. Sonst hatte sie immer minutenlang, manchmal sogar stundenlang, am Straßenrand stehen und den Daumen raus halten müssen. Aber nicht mit ihm.

Sie war auf dem Weg zum Flughafen, als er neben ihr anhielt.
„Brauchst du 'ne Mitfahrgelegenheit?“, fragte er und optimistisch, wie sie nun mal war, stieg sie ein.

Ihre Tasche verlor sie unterwegs und ihren Rucksack nahm sie gar nicht erst mit. Für ihn war es wie ein Spiel. Es bereitete ihm Freude, sie zu jagen.
Was für ein kranker Irrer!
Sie rannte so schnell sie konnte, aber sie hörte, dass er immer näher kam.
Verdammt!
Plötzlich schlug ihr etwas ins Gesicht. Ein Ast. Ihr Haarband verhakte sich darin und riss sie zurück. Das nasse Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie es löste und sie weiter rannte. Sie konnte ihn lachen hören.
Wenn doch nur Häuser in der Nähe wären, wenn ich doch nur früher etwas gesagt hätte.
Aber das hatte sie nicht. Obwohl sie schon lange nicht mehr auf der richtigen Straße waren. In ihrer Zuversichtlichkeit ging sie davon aus, dass er, als Einwohner, die Stadt besser kannte.
Ich bin sowas von naiv!
Als sie dann irgendwann mitten im Nirgendwo, auf einem Feldweg waren, erkannte sie, dass er sie aus der Stadt raus brachte.
Hätte ich doch nur gleich etwas gesagt, als ich dieses mulmige Gefühl hatte.
Irgendwann behauptete sie dann, sie müsste mal, und als sie hinter den Bäumen außer Sichtweite war, rannte sie los.
Wie kann einem ein Weg auf einer Autofahrt so kurz vorkommen und zu Fuß so lang sein? So lange sind wir diese Straße doch gar nicht lang gefahren.

In der Ferne konnte sie die Lichter der Stadt sehen.
Ich muss es nur bis zum ersten Haus schaffen.
Sie hörte seine Schritte hinter sich. Wie sie ununterbrochen näher kamen. Die kalte Luft stach ihr in der Lunge. Lange würde sie nicht mehr durchhalten.

Plötzlich näherte sich einer der Lichtpunkte aus der Stadt. Nein, zwei. Ein Auto.
Die können mir helfen.
In diesem Moment packte er sie und sie stürzten gemeinsam zu Boden.
„Jetzt hab' ich dich!“
Sie rammte ihm ihr Knie zwischen die Beine und stach ihm mit ihren Daumen in die Augen. Diesen kurzen Moment nutzte sie, um sich aufzurappeln und Richtung Straße zu laufen.
Fast geschafft!
Vor ihren Augen tanzten schwarze Punkte vor Erschöpfung und sie rannte mit dem letzten Rest Kraft, den sie noch übrig hatte, auf die Straße.
Sie hatte ein lautes Kreischen im Ohr und spürte einen Schmerz in der Seite. Dann einen Schmerzen an ihrem Kopf auf der anderen Seite. Dann wurde ihr endgültig schwarz vor Augen.

 

optimistisch, wie sie nun mal war, stieg sie ein.
Die Formulierung finde ich etwas merkwürdig, da sie ja wohl wahrscheinlich generell eine optimistische Lebensauffassung hat (stellt sich bewusst an den Straßenrand). Bei Dir kommt es aber rüber, als wäre sie nur in diesem Moment diesem Typen gegenüber optimistisch. Wenn sie von vornherein schon Bedenken hat, dann passt naiv vielleicht besser?

ihren Rucksack nahm sie gar nicht erst mit.
Verwirrend, da der Leser die Handlung hier noch nicht kennt. Er denkt, warum nimmt sie den Rucksack nicht mit (ins Auto)? Schließlich weiß er garnicht, dass sie sich nicht mehr im Auto befinden.

Irgendwann behauptete sie dann,
Irgendwann? Warum nicht direkt, nachdem sie es bemerkt, will sie noch weitere Zeit verlieren? Etwas unlogisch, ein anderes Wort würde besser passen. Außerdem hast Du "Irgendwann" kurz vorher schonmal benutzt.

Sie hatte ein lautes Kreischen im Ohr
Hörte ein lautes Kreischen im Ohr? Klingt sonst komisch....

Dann einen Schmerzen an ihrem Kopf auf der anderen Seite.
Ohne "einen" oder die Einzahl "Schmerz"
Den zweiten Teil "auf der anderen Seite" verstehe ich nicht ganz... Bezieht sich das auf den Kopf oder die Schmerzen die sie auch in der Seite hat? Würde vorschlagen entweder ein "und" dazwischen, Teil ganz weg lassen oder anders formulieren.

Dann wurde ihr endgültig schwarz vor Augen.
Wiederholung "Dann". Stattdessen vielleicht daraufhin, jetzt etc? "Schwarz" hast du ebenfalls kurz vorher schon benutzt, an dieser Stelle würde mir alternativ gerade aber auch kein Wort/ keine Formulierung einfallen.


Ich denke Du hast insgesamt eine spannende Geschichte geschrieben. Insbesondere das doch reaktiv überraschende und endgültige Ende gefällt mir. Ich finde die Gedanken gut, klar und nachvollziehbar zu verstehen. Um sich besser mit dem Charakter identifizieren und auseinander setzen zu können, wäre ein Name nicht schlecht. Außerdem bekommt man von beiden Charakteren jeweils nicht viel mit. Da vielleicht nochmal genauer überlegen: Wie möchte ich meinen Charakter darstellen? Welche Verhaltensweisen stellt er dar? Was macht ihn aus und unterscheidet ihn von anderen Charakteren?
Insbesondere dadurch, dass man keinerlei Hintergrundinfo dazu hat (wohin möchte sie beispielsweise reisen? warum reist sie allein?), macht es schwierig, sich in die Personen hinein zu versetzen. Ich weiß, dass Hintergrundinfo bei Kurzgeschichten etwas schwierig ist, aber hier vielleicht einfach nochmal ein paar Charakterzüge formen.
Ansonsten durchaus gelungene Geschichte!

 

Sie war auf dem Weg zum Flughafen, als er neben ihr anhielt.
„Brauchst du 'ne Mitfahrgelegenheit?“, fragte er und optimistisch, wie sie nun mal war, stieg sie ein.

Ihre Tasche verlor sie unterwegs und ihren Rucksack nahm sie gar nicht erst mit. Für ihn war es wie ein Spiel. Es bereitete ihm Freude, sie zu jagen.


Hallo Merryfairy,

deine Geschichte macht an der zitierten Stelle einen krassen Zeitsprung und ruft eine Menge Fragezeichen in mir auf. Zwar klären diese sich dann im weiteren Verlauf auf, aber wirklich gelungen finde ich den Zeitsprung nicht, zumal ich glaube, dass eben diese ausgelassene Szene eine Menge Raum geboten hätte, beide Figuren näher zu beschreiben. So dass man sich als Leser besser mit der Protagonistin identifiziert hätte und eine größere Abneigung gegen den Fahrer entwickeln könnte. An sich aber eine spannende Story.

 

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