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Tommy ... oder "Der Widerspenstigen Zähmung"

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21.09.2008
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Tommy ... oder "Der Widerspenstigen Zähmung"

Meine Freundin Lisa mußte komplett verrückt geworden sein, eine andere Erklärung
gab es dafür nicht !
Als ich den Hörer aufgelegt hatte, war ich nur noch ratlos und genervt.
Gerade hatte sie mir am Telefon erklärt, dass sie aus beruflichen Gründen völlig überraschend einige Tage ins Ausland müsse, bat mich deshalb (ausgerechnet mich !!) ihren Kater Tom für kurze Zeit in Pflege zu nehmen.
Wie kam sie nur auf diese absurde Idee ? Hatte ich denn wirklich nie zum Ausdruck gebracht, dass ich keine Tiere mochte und Katzen schon gar nicht ! Wahrscheinlich hatte ich um unserer Freundschaft willen geschwiegen, steckte dafür nun in einem schönen Schlamassel. Ich konnte ihr diese Bitte unmöglich abschlagen, musste wohl oder übel in den sauren Apfel beißen.
Das hatte mir gerade noch gefehlt !
Plötzlich war mir nur noch schlecht. Mein schlimmster Alptraum würde Wirklichkeit werden: ein Vierbeiner in meinen liebevoll eingerichtet und dekorierten-, gepflegten vier Wänden.
Ich brauchte dringend einen Schnaps !
Ich erinnerte mich dunkel, dass mir ein besonders "phantasievoller" Verehrer vor ewig langer Zeit, zu irgendeinem Anlass, eine Flasche Kräuterlikör geschenkt hatte. Wohlwissend dass ich so etwas überhaupt nicht trinke, aber vielleicht doch einmal nötig haben würde.
In meinem Barfach kramte ich nach der verschmähten Flasche, fand sie in der hintersten Ecke und schüttelte mich beim ersten Schluck angewidert.

Etwa drei Stunden später, als Lisa schließlich bei mir eintraf, hatte ich aus purer Verzweiflung schon das eine oder andere Gläschen zu mir genommen. Da ich keinen Alkohol gewöhnt war, konnte ich meinen umnebelten Zustand kaum noch verbergen. Lisa war aber mit ganz anderen, wichtigen Dingen beschäftigt, erzählte ausgiebig von ihren künftigen Plänen, dass sie es zum Glück gar nicht bemerkte.
Ich lächelte etwas dämlich vor mich hin und war so selig, als würde George Clooney höchst persönlich bei mir einziehen.
Ihr Redeschwall prallte förmlich an mir ab, ich hörte ihre Stimme wie aus weiter Ferne und war richtig erleichtert, als sie endlich Anstalten machte zu gehen. Kater Tom, den sie aus dem Transportkoffer befreit hatte, erkundete sichtlich neugierig sein neues Territorium, beschnüffelte sämtliche Ecken, wobei ich ihn aus den Augenwinkeln argwöhnisch beobachtete. Als der Satansbraten meine geliebte Kuschelecke auf dem Sofa in Beschlag nahm, ahnte ich noch nicht, dass ich während seiner Anwesenheit gänzlich auf diesen Platz verzichten musste. Ich unterdrückte ein leichtes Seufzen, kein Wort der Klage kam über meine Lippen, aber es grenzte an ein kleines Wunder, dass mir dabei die Haare nicht zu Berge standen.

Nachdem Lisa sich von dem kleinen Ungeheuer überschwänglich verabschiedet hatte, gab sie mir noch schnell ein paar gut gemeinte Tipps...dann war sie weg und ich mit ihrem Hausdrachen alleine !
Lisa hatte wirklich an alles gedacht; sämtliches Zubehör für ihren kleinen Liebling stapelte sich in meinem Flur.
Naserümpfend beäugte ich das Katzenklo und die Streu.
Der "liebe" Tom hatte die günstige Gelegenheit genutzt und war in der Zwischenzeit mal eben in meinem Schlafzimmer verschwunden.
Oh nein, mir sträubten sich die Nackenhaare...ihhhhh, pfui Teufel, womöglich lagen jetzt schon überall sichtbar verstreut, Katzenhaare in meinem kuscheligen Bett !
Ich liebäugelte noch einmal mit der Schnapsflasche, deren Inhalt schon verdächtig abgenommen hatte, entschied mich dann aber anders und begab mich schweren Herzens auf die Suche nach dem Kater. Eben sah ich ihn noch aus meinem Wäschekorb springen, um gleich darauf hinter der bodenlangen Gardine zu verschwinden. Als ich mich bücken wollte, wurde mir plötzlich so übel, dass ich mich erst einmal auf mein Bett fallen ließ. Dort lag ich eine ganze Weile reglos, war zu nichts mehr fähig und bin wohl kurz darauf einfach eingeschlafen.

Als ich wieder erwachte, verspürte ich einen merkwürdigen, schweren Druck auf meiner Brust und als ich die Augen öffnete, sah ich direkt in gelbe Äuglein, die mich fixierten. Lieber Gott, bitte lass es nur ein Alptraum sein, betete ich still. Vielleicht war es nur die Wirkung vom Alkohol, oder hatte ich bereits Delirium ?
Meine Stoßgebete zum Himmel wurden nicht erhört, ich musste den Tatsachen in`s Auge sehen, es war keine Vision - schlagartig war ich hellwach. Dieses schreckliche Fellbündel lag wirklich auf mir !
Zuerst war ich wie gelähmt, dann fuchtelte ich wild mit den Armen, strampelte mit den Beinen, fing an zu schreien: „Hau ab, verschwinde, Mistvieh“, oder ähnliches. Mein einzigster Wunsch war nur noch, ihn möglichst schnell zu verscheuchen. Beinahe wäre er in hohem Bogen vom Bett geflogen, aber er krallte sich verzweifelt an meiner Decke fest. Ich geriet immer mehr in Panik, wollte ihn endlich loswerden. Entweder war er taub, oder doof, oder beides: er blieb einfach hocken wie ein Fels in der Brandung. Ich brüllte noch lauter, konnte mich in meiner Wut kaum noch beherrschen, nicht nach ihm zu treten...dann sah ich für einen kurzen Moment in seine Augen.
Mit weit aufgerissenen Äuglein starrte er mich ängstlich an; ich sah das Entsetzen, die Qual darin. Sein ganzer Körper, sogar die Schnurrbarthaare zitterten. Sein Anblick war erbarmungswürdig, in diesem Augenblick empfand ich nur noch Mitleid mit dem Tier. Mein Gewissen regte sich, ich schämte mich. Der arme Kerl musste mich ja für ein Monster halten, dabei konnte ich doch keiner Fliege etwas zuleide tun. Ich zögerte, überwand meine Abneigung, hielt ihm widerstrebend vorsichtig die Hand hin. Er beäugte mich immer noch misstrauisch, dann siegte seine Neugier. Er begann ausgiebig daran zu schnuppern und fing ganz leise, (es geschehen noch Wunder) wenn auch sehr zaghaft, zu schnurren an.
Das war der alles entscheidende Moment, ich war erstaunt und gerührt, dass mich der Kater ganz offensichtlich (trotz allem) mochte. Vorsichtig tätschelte ich ihn unbeholfen am Kopf und war noch mehr von seinem samtigen, seidigen Fell, dem angenehmen Gefühl dieser Berührung überrascht. Zum ersten Mal betrachtete ich ihn genauer. Verwundert stellte ich fest, dass ich zugeben musste: ein hübsches Tier ! Grau-schwarzes, glänzendes Fell, kleine Öhrchen, einen wohlgeformten, runden Kopf und schrägstehende Augen blickten mich aufmerksam an.
(Dass Tom ein reinrassiger Kartäuser war, davon hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung.)
Ich seufzte tief, wie sollte es nun weitergehen ?
Irgendwie mussten wir die Zeit miteinander überstehen, das war ich meiner Freundin Lisa schuldig.
Nach reiflicher Überlegung stand mein Entschluss fest: ich würde mich nicht großartig um ihn kümmern.
Er würde sein Fressen bekommen und das Katzenklo musste natürlich auch regelmäßig gesäubert werden.
Ansonsten sollte er mit den Stoffmäuschen und Bällchen spielen, die Lisa mitgebracht hatte.
Mich sollte er gefälligst in Ruhe lassen !

Ich hatte ja keinen Schimmer, wie eigenwillig so eine Katze sein konnte !
Sehr zu meinem Verdruss zeigte sich bald, dass der Kater dickköpfig andere Ziele verfolgte. Ganz offensichtlich wollte er an mir "Der Widerspenstigen Zähmung" proben, denn er zeigte sich sehr anhänglich, lief mir ständig hinterher, lehnte sich dabei immer wieder sanft an meine Beine.
Er gab mir zu verstehen, dass ich ihn streicheln sollte, was ich auch (zunächst noch) widerwillig tat. Das gefiel ihm ausgesprochen gut, presste nun mit aller Macht seinen ganzen Körper fest gegen mich, begleitet durch zufriedenes Schnurren.
Ich konnte kaum glauben, was da eigentlich geschah. Dieser kleine, schwarze Teufel verstand es ausgesprochen gut, mich zu umgarnen. Der Kater ließ mir keine Wahl; ich weiß nicht mehr wann und wie, konnte es nicht verhindern, noch weniger verstehen, dass ich ihn zunehmend wohlwollender betrachtete.

Langsam vollzog sich eine Wandlung, meine Einstellung zu Tom veränderte sich. Erstaunt stellte ich fest, man konnte sich seinem Charme nicht entziehen und mein Interesse wuchs mit jedem Tag noch ein bisschen mehr.
Überwältigt von der Ästhetik ertappte ich mich immer öfter dabei, dass ich ihn heimlich beobachtete. Ich bewunderte die geschmeidigen Bewegungen und seine Kapriolen brachten mich zum schmunzeln. Mit seinem faszinierendem, anschmiegsamen Wesen, den funkelnden Augen, verzauberte er mich. Der Kater wurde immer zutraulicher, dankte es mit Zärtlichkeit und hingebungsvollem Schnurren.
Ich verstand die Welt nicht mehr: Tom drängelte sich in mein Leben und eroberte mein Herz im Sturm !
Er machte sich in meiner Wohnung breit, nahm von allem Besitz, (einschließlich mir)
und lief nur noch mit hocherhobenem Schwanz durch die Gegend.

Unser Zusammenleben gestaltete sich wider Erwarten als ausgesprochen harmonisch. Nach kürzester Zeit hatte ich mich so an ihn gewöhnt, dass ich mich darauf freute, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam und stürmisch begrüßt wurde.
Als ich dann sogar Verabredungen absagte, damit der arme Kerl nicht so alleine wäre, zweifelte ich doch langsam an meinem Verstand.
Wie selbstverständlich sprang er inzwischen auf meinen Schoß, tretelte vor Behagen mit den Pfötchen, wenn ich seine dicken Backen kraulte und rieb seinen Kopf an mir. Besonders bei unseren Schmusestunden mochte ich gar nicht daran denken, dass er mich bald wieder verlassen würde.

Dann kam der Tag, vor dem ich mich insgeheim schon gefürchtet hatte: Lisa holte ihren Liebling wieder ab.
Ich schämte mich meiner Tränen nicht, ließ meinen Gefühlen freien Lauf.
Plötzlich war es in meiner Wohnung so schrecklich still und leer. Ich musste ständig an ihn denken, fühlte mich einsam ohne den geliebten Vierbeiner. Was sollte ich nur ohne Tommy anfangen ?

In Gedanken ließ ich noch einmal Revue passieren, was ich so alles mit ihm erlebt hatte.
Ich versuchte mich zu trösten; mit einer Katze im Haus muss man auch viele Abstriche machen.
Tagsüber thronte er wie ein Pascha in meiner Kuschelecke,(was aber noch das kleinere Übel war) am Abend nahm er dann auch noch den weitaus größeren Anteil meines Bettes in Anspruch, was sich wohl erübrigt zu erwähnen.
An einem Sonntagmorgen, als ich es mir bei Kaffee und Kuchen gemütlich machen wollte, hatte er in einem kurzen, unbeaufsichtigten Augenblick meine selbstgebackene Käsetorte vom Tisch gefeuert, rundum sorgfältig abgeleckt und zur Krönung großzügig im ganzen Zimmer verteilt.
Lautstarker Protest meinerseits entlockten ihm nur treuherzige Blicke und gelangweiltes, herzhaftes gähnen.
Längst brachte es mich nicht mehr aus der Fassung, wenn bei seinen Eskapaden ab und zu etwas zu Bruch ging.
Mini-Kakteen fielen ihm genauso zum Opfer, wie diverse Keramikfigürchen, die er mit einem kurzen Pfotenhieb oder schwanzwedelnd gnadenlos „abräumte“.
Magisch von geöffneten Schränken angezogen, verschwand er für eine Weile darin und hinterließ auch dort seine Spuren.
Bei einem aus dem Wäschekorb gezerrten Pullover, verhedderte er sich mit den Pfötchen und entwarf auf die Schnelle ein selbst kreiertes Lochmuster. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Als er auf meinen hellen, teuren Teppich kotzte, hatte ich allerdings eine leichte Krise.
Einen kleinen Herzstillstand bekam ich auch, weil er einmal auf dem Balkon in den Übertopf meiner (bis dahin prächtig-blühenden) Mimosa pinkelte, von den übrigen, angefressenen Blättern einiger Zimmerpflanzen ganz zu schweigen.
An den Rand der Verzweiflung brachte er mich, als es ihm plötzlich besondere Freude bereitete, an Tapeten zu kratzen.
Wenn ich es recht bedenke, nahm das Schätzchen überhaupt keine Rücksicht auf mein doch eher zartes Gemüt !
Verdammt, warum vermisste ich den Katastrophenheini nur so sehr !?

So vergingen ein paar trostlose Tage.
Eines Morgens blätterte ich beim Frühstück gedankenverloren und lustlos in der Tageszeitung. Da fiel mein Blick auf ein Foto und mein Herz machte einen Satz. Unter der Rubrik: "Tiermarkt" war ein schwarzes Katerchen abgebildet, das dringend vermittelt werden sollte. Ich konnte mich nicht von den traurigen Augen lösen und wählte mit zittrigen Fingern die angegebene Telefonnummer des Tierheims. Ein Anrufbeantworter teilte die Öffnungszeiten mit. Ich konnte kaum die Zeit abwarten, bis ich mich endlich aufgeregt auf den Weg machen konnte.
Mit klopfendem Herzen ging ich dann an den großen Glasscheiben vorbei, hinter denen man überall wunderschöne Samtpfoten bewundern konnte. Von der "gewöhnlichen" Hauskatze bis hin zur ausgefallensten Rassekatze war alles vertreten. Schließlich stand ich an dem Fenster, hinter dem der kleine, schwarze Kater saß. Er hieß Matze und wirkte entsetzlich abgemagert, fast zerbrechlich.
Eine Mitarbeiterin des Tierheims erzählte mir, er sei völlig verstört, wolle kaum etwas fressen. Herzlose Menschen hatten ihn unter Angabe von fadenscheinigen Gründen im Tierheim abgegeben. Direkt daneben kauerte eine ebenso scheue, getigerte Katze, die sich Schutz suchend an ihn drängte. Auch Katze Minka hatte ein trauriges Schicksal: man hatte sie einer leeren Mietwohnung einfach zurückgelassen.
Beide machten einen so verlorenen Eindruck, ich musste nicht lange überlegen, ich hatte mich schon entschieden.


Matze und Minka haben bei mir ein neues Zuhause gefunden !

 

Hallo Darkeyes

weshalb hast du dich bei diesem text für die Rubrik Humor entschieden? Also lustig fidne ich an diesem text leider gar nichts. Ich kann dir aber nicht mal eine andere Rubrik empfehlen, denn eigentlich gehört dieser text wohl eher in ein tagebuch, als auf eine website für Kurzgeschichten.
Mal ehrlich, das war nix. In dieser Form ist der text -vorsichtig ausgedrückt- langweilig. Spannender wird die Angelegenheit auch nicht, wenn du die Hälfte der Sätze mit einem Ausrufezeichen statt eines Punktes enden lässt.
Ach ja, und bitte bessere die vielen Punkte aus. Da gehören stets drei an der Zahl hin, nicht mehr.

so oder so noch viel Spaß hier :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer

zunächst habe ich eine Frage: Du bist nicht zufällig der Typ mit dem
Kräuterlikör ? :lol:

Danke für Deine Kritik und natürlich hast Du Recht. Der Text passt wirklich nicht unter die Rubrik "Humor"
Leider habe ich auch keine passende Rubrik gefunden.

Für ein Tagebuch halte ich meine Geschichte aber auch nicht geeignet,
da sie von vorne bis hinten frei erfunden ist.

Liebe Grüße

Darkeyes

 

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