Was ist neu

Traumzeit (Schwingen), oder: Das Leben an der frischen Luft

Mitglied
Beitritt
31.10.2009
Beiträge
21
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Traumzeit (Schwingen), oder: Das Leben an der frischen Luft

Traumzeit

Schwingen

Ruth stand ganz allein über den endlosen Gräsern, die der Wind in goldenen Wellen um den schwarzen Felsen schlug. Weit weg schrie ein Vogel auf einem toten Baum.
Sie schloss die Augen und träumte nichts anderes als die Sonne, die sich wie eine zweite Haut golden-warm um ihren nackten Körper legte, und den Wind, dessen Silberschleier ihr Gewand war.
Der Himmel war so frei und blau, dass die Welt sich unendlich weit in alle Richtungen zu erstrecken schien. Dies waren die frühsten Stunden des Sommers.

-Perle

„Ruth.“
Es war graudunkel in der Hütte, nur ein schmaler Sonnenstreifen flutete herein, als Gajhrat das Eingangsfell beiseite schob, um einzutreten.
Ruth lag ausgestreckt auf dem großen Lager aus Hautmatten, die mit Stroh gestopft waren, die Beine halb in ein weites Haetefell gewickelt. Die Masken und großen Amulette, die am Eingang und über dem Bett von der niedrigen Decke baumelten, schaukelten und klapperten sanft in der Zugluft.
Ruth drehte sich auf den Rücken um ihren Herren unverwandt zu mustern.
Der Balorak grinste, sah er dies doch als eine Geste der Zutraulichkeit und Versöhnung. Wie konnte er auch anders, jetzt, da sie ihm ihre zarten Brüste entgegenreckte? Doch ihr Blick blieb kalt und stumm.
Er war so groß, dass er im Inneren der Hütte gebeugt gehen musste. Seine sechs Schwingen schleiften am Boden und stießen an der Decke an. Das war gut, denn Balorak mochten die Enge; wenngleich es flugfähige Wesen waren, so verabscheuten sie doch den freien Himmel, und gern zogen sie sich mit gefalteten Flügeln in dunkle Schlupfwinkel zurück, wenn die grossen Sturmwolken fern blieben.
Gajhrat kniete sich auf die Matten und streckte seinen Arm nach Ruth aus. Voll stillem Grauen ließ sie zu, dass er ihre Wange und ihren Hals streichelte und schließlich hinunter auf ihre Brüste glitt. Sie musste ihre Augen schließen und tief und gleichmäßig atmen, um nicht zu schreien und zu beben. Als er ihren kühlen Atem auf der Haut spürte, wurde sein Grinsen noch breiter.
„Die Versammlung Beginnt“, sagte er, „Steh Auf, Ruth.“
Ohne eine Zustimmung von ihr abzuwarten zog er sie aus dem Lager und hob sie auf die Beine. Sobald er sie losgelassen hatte, riss Ruth die Augen wieder auf, so starr und rund wie zuvor. Sie schritt ins Freie. Als sie das Eingangsfell zurückgeschlagen hatte, spürte sie, wie große, schuppige Finger über ihr Gesäß glitten. Sie fühlte die Masse Gajhrats direkt hinter sich, als wäre er ein Hügel vom dampfenden Dung der großen Weidetiere. Gestank und Hitze seines Atems umwehten ihren Nacken und krochen an ihrem Gesicht herauf.
Doch die Sonne strahlte und der Wind flog unter dem blauen Himmel über die Gräser, und Vögel sangen. Ruths Beine sehnten sich danach, sie durchs tanzende Goldgras zu tragen, ihre Arme wollten ausgestreckt nach dem Wind greifen. Ihre Augäpfel wurden schwer. Gajhrat stieß sie aufmunternd in den Rücken. Sie gingen.
Er führte sie zu einem Hügelring aus roten Felsen. Viele Balorak saßen auf den Felsen oder knieten im Staub. Obwohl Gajhrat seit der Krankheit seines Vaters Häuptling des Stammes war, würdigten ihn nur wenige eines Blickes. Wenigstens musste er sich keine Gedanken machen, dass man ihm seine Verspätung übel nahm. Aber er machte sich sowieso nie Gedanken.
In der Mitte des Platzes stand ein alter Krieger, dessen langer, geflochtener Bart am Boden schleifte, die Schwingen stolz zu ihrer vollen Pracht ausgebreitet. Er war der einzige, der sprach. Seine Worte waren wie große Heuschrecken.
Die schwingenlosen Frauen und Kinder hatten ein wenig abseits zwischen zwei grauen Felsen Platz nehmen müssen. Dorthin wollte sich auch Ruth gesellen. Zwar wusste sie, dass die Weiber sie als Sklaventochter bespucken und kratzen würden, doch all dies wäre ihr lieber gewesen, als in der Nähe von Gajhrat zu bleiben. Er aber zog sie zu sich und klemmte sie zwischen seine Oberschenkel, als er seinen Ehrenplatz einnahm. Ganz giftig kalt fühlten sich ihre Eingeweide an, während seine Finger immer wieder streichelnd über ihr Haar und ihre schwarze, zarte Haut glitten.
Dann wurde ein großes Bündel herbeigeschafft, das man vor dem alten Redner in den Staub warf. Er trat danach, es rollte ein Stück über den Boden, es gab Geräusche von sich und zuckte und wand sich. Man zog den grauen Sack herunter. Es war eine gefesselte Gestalt.
Es war ein Lebewesen von einer Rasse, wie Ruth es nie gesehen hatte. Es war eine Frau, kleiner zwar als die Balorak, aber auch größer als das schwarze Sklavenvolk. Sie hatte langes, glänzend schwarzes Haar, das nun freilich verwirrt und verstaub war. Ihre Haut war rubinrot, abgesehen von einigen weißen Flecken und Streifenmustern, von denen man nicht sagen konnte, ob es Bemalung war. Ihr Gesicht war so weiß und eben, dass Ruth zunächst dachte, es wäre eine Elfenbeinmaske. Die Augen, die vor Schmerz nass, verkniffen und schlitzförmig waren, glühten wie das Rot der untergehenden Sonne.
Noch fremdartiger war, dass aus dem Rücken der Frau zwei Flügelpaare wuchsen. Es waren keine schweren, lederartigen Schwingen wie jene der Sechsflügler, sondern glichen gewaltigen Libellenflügeln, waren durchsichtig wie Kristall und von einem Mosaik schwarzer Adern durchzogen. Von den grausamen Seilen eingequetscht, verbogen und verwürgt strahlte ihre Schönheit trotz allem so stolz und erhaben, dass sich die Gesichter der Balorak vor Hass zu Fratzen verkrampften.
Von einer Sekunde zur nächsten regneten größere und kleinere Felsbrocken, Sand, Dreck und ausgerissene Pflanzen auf die Gefangene herab, vermischt mit den Flüchen und dem unmenschlichen Gebrüll ihrer Peiniger.
Obgleich Ruth gedacht hatte, dass sie durch ihren Schmerz längst kalt und gefühllos geworden war, musste sie sich doch abwenden. Ekelhaft nahe an ihrer Stirn spürte sie, wie Gajhrats Brustkorb bebte und seine Stimme ins Donnern seines Stammes einfließen ließ.
Der Alte erhob seine Stimme, und der Stamm beruhigte sich wieder. Nur ein einzelner Stein flog noch, der mit einem leisen Knacken den Unterkiefer der Gefangenen traf, deren Blut inzwischen in kleinen Strömen in den Boden der Savanne einging.
„DIE Rosenfeuer Sind In Unser Land Eingedrungen“, schwadronierte der Krieger, „Sie Sind GEKOMMEN, Um Uns Zu VERTREIBEN, Wie Sie Es In Vergangenen Tagen Schon EINMAL Taten. Bei Stolz Eures Blutes, Werden Diese Schwächlichen Missgeburten Ihre Dreckige Lust Stillen?“
Gewaltiges Johlen und Buhrufen der Zuschauer war die Folge. Der Redner grinste befriedigt. Die Rede mochte weder geistreich noch eloquent gewesen sein, doch sobald Worte wie ‚Blut’ und ‚Missgeburt’ darin vorkamen, war es leicht, die Balorak zu begeistern.
„Unser Anspruch An Diesem Boden Ist Unbedingt Und Unanfechtbar. Wir Haben Die Wilden Tiere besiegt Und Die Nichtswürdigen Rassen Unterworfen. Die Rosenfeuer Mit Ihrer Dreckigen Feigheit Und Ihrer Kranken List Sind Gekommen, Uns Zu Vergiften, Doch Wir WERDEN Sie ZURÜCKSCHLAGEN. Unsere Fäuste Sind Stark, Unser Geist Ist Klar, Unser Blut Ist REIN. Zertrümmern, Sage Ich! Ausbrennen Ihre Dreckigen Schlupflöcher, Vernichten Ihre Wertlose Brut! Wir Starken Krieger Sind Herren Über Das Land, Das Unserer Kraft, Unseren Fäusten Gehört! LOSFLIEGEN Sage Ich, Und Vernichten!“
Das Geschöpf, welches die Balorak als Rosenfeuer bezeichneten, wurde über den Boden geschleift und an Hals und Brustkorb an einen Pfahl aus dornigem Holz gebunden. Erneut kamen Steine, Dreck und Speichel auf sie herunter. Diesmal gebot man der Menge keinen Einhalt. Die ganze Zeit über hielt die Frau der Rosenfeuer stand, erst als das Ende nahe war zerfetzte sie ihren Knebel mit den Zähnen und schrie noch einmal wie am Spieß. Doch dies war bald verklungen.
Doch der Anblick des Kadavers schien den Balorak noch weniger zu behagen. Ihr Hass war in kalten, schleimigen Ekel umgeschlagen. Immer wieder stießen sie das kalte Fleisch an und bespuckten es, doch schließlich wurde es ihnen zuviel und sie verscharrten ihr Opfer im Staub.
Die Amulette und Bänder, welche das fremde Wesen getragen hatte, wurden bei Männern und Weibern herumgereicht. Vieles warf man achtlos beiseite.
Gedankenverloren streckte Gajhrat seinen Arm aus, um eine graue Perle aufzulesen, die auf einem Felsen direkt neben seinem Platz gelandet war. Er steckte sie in eine Tasche seines Lendenschurzes.
Die Krieger wollten sich im Morgengrauen zum entscheidenden Feldzug versammeln. Als auch Gajhrat sich zu Wort melden wollte, beschloss man kurzerhand, dass die Planung abgeschlossen war und der heutige Abend der Jagd für ein großes Festmahl gewidmet werden sollte. Natürlich wollte auch Gajhrat losziehen. Ruth wusste, was das bedeutete: Er würde sie wieder in seiner Hütte einsperren.
Trotzdem machte sich Erleichterung in ihr breit, als Gajhrat aufstand und ihr die Hand reichte. Auch wenn sie den Rest dieses Nachmittages in der staubig-trockenen Dunkelheit der Hütte verbringen würde- wenigstens wäre sie allein und hätte Ruhe. Ruhe vor Gajhrat, Ruhe von seiner ganzen verkommenen Rasse. Sie würde träumen und vielleicht auch schlafen. Nachts fand sie nie Schlaf, denn Gajhrat presste sie stets an sich und blies seinen fauligen Atem in ihre Nase. Seine Geräusche und sein endloser Schweiß, der ihre Haut zum Jucken brachte, machten jede Ruhe unmöglich.
Frauen und Kinder machten sich rasch auf den Weg zurück ins Dorf. Sie fürchteten die großen Raubtiere, die kommen würden, wenn ihre Männer nicht mehr da waren, sie zu schützen. Gajhrat lief in besonders langen Schritten, um nicht zusammen mit den Weibern gesehen zu werden; dies war einer der Momente, in denen er bereuen musste, dass seine Geliebte seine Gefangene war.
Als sie den Rand des Dorfes erreichten, glitt die Perle, die der Häuptlingssohn aufgelesen hatte, durch ein Loch in seinem Schurz zu Boden. Ruth sah sie in der Sonne aufblitzen und fragte noch im selben Augenblick, was es wäre. Lächelnd hob Gajhrat es auf und hielt es ihr in seiner offenen Hand hin. Die Perle glänzte matt im grellen Licht der Savanne.
„Kann ich die haben?“, fragte Ruth mit fester Stimme.
Gajhrat drückte sie ihr in die Hand. Er erhoffte stets, durch Geschenke und Süßigkeiten ihre Gunst zu gewinnen, und versäumte es daher nie, ihr etwas darzureichen. Ruth aber steckte sich die Perle wortlos ins Haar. Das tat Gajhrats Aufschwung guter Laune keinen Abbruch; Ruth spürte, dass seine Schritte auf den kommenden Metern erstaunlich leicht waren.
Rasch schob er sie ins Innere seiner Behausung, nicht ohne noch einmal flüchtig ihren Nacken zu küssen. Er schob das große, schwere Knochengerüst vor das Eingansfell.
Der Käfig war vollendet. Ruth hörte, wie er draußen heftig mit den Flügeln schlug, um sich in die Luft zu erheben.
In zwei Schritten war sie am Lager und ließ sich darauf fallen. Lange tat sie nichts weiter, als dass sie das Spiel des Staubes in den unendlich dünnen Lichtstrahlen beobachtete, die durch Fugen und Schlitze ins dunkle Herz der Hütte fielen. Als sie dann die Augen schloss schlief sie ein. Es war das erste Mal seit Tagen.

-Traum

Die Perle schwebte über Ruth in der Dunkelheit. Eine winzige Kugel aus Licht, die das Mädchen und sein Lager in silbernen Schein badete.
Ruth fühlte sich, als würde seltsame, äußere Kräfte an ihr reißen, als wäre die Hütte zu einem ehernen Fixpunkt geworden, während sich das gesamte äußere Universum in unendlicher Geschwindigkeit um sie drehte. Seltsame Schreie und Gesänge erfüllten ihr Fleisch.
Dann war es still und ruhig und die Perle sprach zu ihr.
„Du bist nicht Saka.“
„Nein“, sagte Ruth, „Ich bin Ruth von den Sklaven.“
„Was ist mit Saka geschehen?“
Sie dachte an das Felsental zurück.
„Sie haben sie getötet.“
„Wer?“
„Die Balorak.“
Die Stimme schwieg einen Moment.
„Balorak.“
„Ja.“
„Wo bist du, Ruth von den Sklaven?“
„Ich liege in der Hütte des Gajhrat, Sohn des Häuptlings, in Nepsis, dem ersten Dorf der Balorak. Ich bin eine Gefangene.“
„Das Volk, welches hier lebt, nennt sich Balorak?“
„Ja. Sie haben unser Land genommen.“
Eine seltsame, kalte Erregung stieg in ihr auf.
„Ruth, wissen die Balorak, wo die Rosenfeuer sind?“
„Ja.“
Einen Augenblick lang meinte Ruth, aus dem Inneren der Kugel mehrere leise Stimmen zu hören, die miteinander stritten.
„Was haben die Balorak vor?“
„Sie greifen an, im Morgengrauen.“
„Wenn du uns belügst, Ruth von den Sklaven, können wir dich bestrafen.“
„Ich sage euch die Wahrheit.“
„Wie viele Krieger haben sie? Wie viele Schamanen?“
Ruth beantwortete alle Fragen, welche ihr durch die Perle gestellt wurden. Es waren viele Fragen, und sie folgten rasch hintereinander. Außerdem war es längst nicht mehr nur eine Stimme, sondern viele Stimmen, die auf Wesen unterschiedlichen Alters und Geschlechts schließen ließen. Ruth ließ sich nicht beirren. Es fühlte sich so RICHTIG an, als hätte sie darauf gewartet. Sie wusste alles über die Balorak, zum einen, weil Gajhrat ihr so gerne erzählte und mit den großen Taten seines Volkes prahlte, zum anderen, weil er sie so häufig zu Treffen und Versammlungen mitnahm. So, wie es auch heute geschehen war… In Ruths Geist formte sich vage die Vorstellung eines Schicksalsrades. Nein, kein Schicksal- Ruth hatte nie ans Schicksal geglaubt, ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Sklaven –aber sie spürte, es hatte geschehen müssen, so wie ein Felsen unter der Last von Sandkörnern schließlich ins Tal stürzt.
Endlich schien Ruhe in die Perlenstimmen zu kommen. Am Ende sprach die erste Stimme noch einmal zu ihr.
„Du hast uns gedient, Ruth von den Sklaven. Wenn sich das, was du gesagt hast, als wahr herausstellt…“
„-Es ist die Wahrheit.“
Die Stimme stockte einen Moment, als wäre sie erstaunt über so viel dreiste Frechheit. Aber letzen Endes schien sie es als Hinweis auf Ruths Ehrlichkeit zu nehmen.
„…Wirst du unsere Dienerin sein, Ruth von den Sklaven?“
„Ich werde euch dienen. Aber ich habe einen Wunsch.“
„Dein Volk wird frei sein.“
Ruth senkte ihren Blick und sah an ihren Beinen herab. Sie atmete tief durch.
„Die Balorak müssen sterben“, sagte sie.
War die fremde Stimme erschüttert? Jedenfalls gab sie keine Antwort mehr.
Das Licht verlosch. Ruth spürte, wie die Perle dicht neben ihr auf dem Lager landete.

Die Schreie. Sie waren überall, ein Teil des Weltalls.
Oben leuchteten die Silbersterne, doch die Erde war nichts als blutrote Flammen. In diesen Flammen wanden sich schmächtige, dunkle Gestalten.
Gajhrat trat an den Rand der Feuergrube und starrte herab. Ruth sah, wie er sich schwarz gegen den glühenden Schein der Flammen abhob. Sie war ein Stück entfernt an einen Pfahl gebunden, ihr Geist war voller Hitze und Schmerz.
„Sie Brennen Alle, Ruth“, sagte Gajhrat.

Ruth erwachte, als Gajhrat von der Jagd heimkehrte.

-Fleisch

Sie hörte, wie er das Knochengitter beiseite hob.
„Ruth, Ich Bin Zurück.“
Er schlug das Eingangsfell zurück und hielt ihr voller Triumph an seinem ausgestreckten Arm eine Tigerantilope entgegen. Er hielt sie an den Hörnern, die Hufe baumelten lächerlich in der Luft.
„Na? Was Sagst Du?“
Sie sagte überhaupt nichts, wie üblich. Aber das war Gajhrat gewohnt. Die Tage, wo er versucht hatte, sie dazu zu bringen, mit ihm zu reden, waren längst vorbei. Er wusste, dass sie nur sprach, wenn sie es wollte.
Er pfiff fröhlich und forderte sie mit einem Kopfnicken auf, ins Freie zu kommen. Ruth war gelinde erstaunt, als sie sah, dass es noch sehr früh am Abend war. Der ganze Himmel glühte in mildem Orange.
Man hatte das große Lagerfeuer auf dem Dorfplatz entfacht, um die Beutetiere gemeinschaftlich zu grillen. Mehrere fertige Fleischstücke machten bereits die Runde. Eilig bereitete Gajhrat seine Antilope vor, wobei er ihr mit bloßen Händen Haut und Eingeweide entriss. Die stinkenden Fleischabfälle warf man im Allgemeinen den Sklaven hin, die man in Stunden wie diesen an Pfählen rund um den Dorfplatz anband, als wären sie Hunde.
Immer wieder spürte Ruth, wie sehr sie von den Angehörigen ihrer Rasse verachtet wurde. Ein widerlicher, schleimiger Schoßhund, das war sie in ihren Augen, eine Verräterin, eine Hure. Nichts hätte ferner sein können.
Wenn man sie mit diesen hasserfüllten, glühenden Augen musterte und nach ihr spuckte, erwiderte sie dies mit dem gleichen kalten, runden Blick, den sie auch für Gajhrat hatte.
Sie setze sich neben Gajhrat nieder und nahm von ihm einen großen Brocken Grillfleisch entgegen. Sie schlug ihre Zähne hinein. Kraft. Sie sammelte Kraft.
Früher hatte sie oft versucht, ihre Nahrung mit den anderen Sklaven zu teilen, doch dafür hatte sie von ihnen nur Schläge, Galle und Beschimpfungen geerntet. Seitdem ließ sie es bleiben.
Während sie sich die letzten Tropfen Fett vom Kinn wischte, ließ sie ihren Blick in der Runde der Balorak schweifen. Grölende, furzende Fleischberge waren sie, Männer wie Weiber. Man prahlte einander von Jagderfolgen und anderen Heldentaten vor, wobei es unwichtig war, ob diese Abenteuer von einem selbst oder einem Verwandten oder Vorfahren stammten. Immer wieder nutzte man die Gelegenheit, die angeleinten Sklaven voller Muße mit Dreck, Kieseln oder Knöchelchen zu bewerfen. Die wenigen Sklaven waren immer stumm, kauten mit krummen Rücken und fahlen Gesichtern an ihren Fleischfetzen. Gestank von Eingeweiden und Urin, gelegentlich das Surren einer fetten Aasfliege.
In diesem Augenblick wurde Ruth klar, dass dies die letzten Bilder eines vergangenen Zeitalters waren. Geradezu verblüfft sah sie alles um sich herum mit ganz neuen Augen, so als würde sie durch ein magisches Fenster in eine ferne Epoche schauen. Das alles, dachte sie, ist gar nicht die Gegenwart, es ist die Vergangenheit…
Die Balorak existierten nicht mehr. Vielleicht ahnten sie es noch nicht, aber sie waren ein für alle Mal aus der Geschichte verschwunden. Ruth nahm Gajhrat einen weiteren Fleischbrocken aus den Klauen. Heute war sie hungrig.
Über ihre plötzliche Gier musste Gajhrat lächeln. Sie erwiderte sein Lächeln. Schwach zwar, aber doch außergewöhnlich. Es war das erste Mal, dass sie in seiner Gegenwart lächelte. Es war das erste Mal, dass sie überhaupt lächelte seit dem Feuer und dem Tod Nehmurs.
Erstaunte Freude machte sich im Gesicht des Balorak breit. Er drückte ihren Kopf an seinen Brustkorb.

Natürlich wollte er in dieser Nacht mit ihr schlafen. Sie ließ es geschehen, wie sie es immer geschehen ließ.
Sie war auf dem schwarzen Felsen in der Savanne. Es war vor drei Jahren, bevor die Balorak gekommen waren. Der Vogel schrie.
Gajhrat schlief mit dem Kopf in ihrem Busen ein. Doch in dieser Nacht zogen an ihr goldene Sonnentage vorbei.

-Schlagen

Wirklich einschlafen konnte sie erst, nachdem Gajhrat sich vom Lager erhoben und den anderen Kriegern angeschlossen hatte. Draußen war es noch finster.
Als sie die Augen schloss sah sie, wie sich die Krieger des Stammes gemeinsam in die Luft erhoben und lautlos über die Savanne glitten. Nach wenigen Minuten trafen sie mit den Männern der anderen beiden Balorak-Dörfer zusammen. Gemeinsam waren sie wie ein tief fliegender Schwarm riesiger Aaskrähen. Jetzt langsam schob die Sonnenscheibe ihr erstes rotes Glühen über den östlichen Horizont.
Bald kamen in der Ferne die ersten Dächer einer fremden Siedlung in Sicht. Die Balorak formierten sich, um einen tödlichen Ring um das Dorf zu bilden und vereint zuzuschlagen.
Doch als sie nur noch wenige Flügelschläge von den Hütten entfernt waren, sausten unzählige Kometen durch die Luft, als wären einzelne Fetzen der Morgenröte in die Finsternis eingedrungen. Flammenbälle, wusste Ruth, obwohl sie so etwas nie zuvor gesehen hatte.
Zwei Balorak wurden sofort getötet und stürzten zu Boden. Die Angreifer brauchten einen Moment, um zu begreifen, wie ihnen geschah, und brachen dann in widerwärtiges Wutgeheul aus. Wie die Falken stürzten sie auf die Siedlung herab, wild und zornig nach lohnenden Zielen suchend. Dabei wurden sechs weitere von ihnen durch die magischen Geschosse vom Himmel geholt.
Einige stürzten sich auf das Dach einer großen Hütte und rissen es auf. Drinnen wurde großes Geschrei laut. Anscheinend verbargen sich hier die Schwächsten der Rosenfeuer.
Doch die Wehrlosen waren nicht unbewacht. Ehe die Angreifer ins Innere der Hütte einfallen konnten, um ein Blutbad anzurichten, flogen vier Krieger der Rosenfeuer empor und warfen sich mit gezückten Feuersteinklingen auf sie. Ihre durchsichtigen Flügel surrten melodisch, ganz im Gegensatz zum dreckigen, ledernen Schmatzen, welches die Schwingen der Sechsflügler verursachten.
Weitere Krieger und Schamanen erhoben sich aus den Hütten. Jeder war voll für den Kampf gerüstet. Einige Männer gaben präzise Anweisungen.
Spätestens jetzt merkten die Balorak, dass der Feind sehr viel besser organisiert und vorbereitet war, als sie es mit ihrem Überraschungsangriff geplant hatten.
Es gelang ihnen, einige Hütten der Rosenfeuer niederzubrennen und etliche Verteidiger vom Himmel zu holen, was sie häufig taten, indem sie ihrem Opfer die Schwingen ausrissen, doch Ruth konnte erkennen, wie der Kampf ausgehen würde. Die Frage war nur noch, wann sich die Balorak zurückziehen würden, wie viele entkommen könnten.
Mit tödlicher Entschlossenheit und Disziplin hielten die Rosenfeuer ihre Stellungen, obwohl sie zahlenmäßig deutlich unterlegen waren. Die Balorak waren es, die überrascht worden waren.
Der alte Mann mit dem geflochtenen Bart befahl schließlich kreischend den Rückzug. Als wären sie alle vom gleichen Geist beseelt ließen die Balorak von dem ab, was sie gerade taten, wendeten ihre Schwingen und schossen davon. Die Rosenfeuer verfolgten sie und konnten noch einige erledigen, aber sie wagten es nicht, sich allzu weit von ihrer sicheren Siedlung zu entfernen.
Die Balorak, welche so schwer verwundet worden waren, dass sie sich nicht mehr in den blutroten Morgenhimmel erheben konnten, wurden von ihren Kumpanen einfach zurückgelassen. Die Rosenfeuer sammelten diese feindlichen Krieger rasch ein und enthaupteten sie auf ihrem Dorfplatz. Die Köpfe wurden auf Pfähle gesteckt und zierten nun den hohen Zaun, der die Siedlung umgab.
Die Flüche und Wutschreie der Balorak-Krieger hallten meilenweit über die Steppen. Noch konnten sie keine Gedanken zustande bringen, sich nicht zusammenreimen, was ihnen widerfahren war. Noch herrschte in ihnen durch die unerwartete Niederlage nur zornige Enttäuschung und blinde Raserei.
Gajhrat war nicht in der Schlacht getötet worden, doch das hatte Ruth auch nicht erwartet. Es würden andere Schlachten kommen.

-Krönung

Der ganze Stamm war in Aufruhr. Obwohl man die Verletzten verarzten musste und es höchste Zeit für die Balorak wurde, ihre drei Dörfer besser zu befestigen und sich auf einen Gegenangriff vorzubereiten, beschränkten sich die Sechsflügler vorerst darauf, sich gegenseitig zu beschimpfen, alles zu hauen, was ihren Fäusten zu nahe kam und sich lauthals über „Die Zustände“ aufzuregen.
Ruth blieb weiterhin in der Hütte eingesperrt, da Gajhrat momentan keinen Gedanken an sie verschwendete und so wie die anderen als aufgescheuchtes Huhn hin und her lief. Aber das machte nichts. Wenn sie die Augen schloss, konnte Ruth auch so genau sehen, was draußen vor sich ging.
Eine Frau rannte auf Gajhrat zu und packte ihn am Arm. Es war seine Mutter. Er schlug sie nieder.
„Sohn“, jammerte sie, am Boden liegend, die Arme vor weiteren Schlägen schützend erhoben, „Dein Vater Der Häuptling Will Sein Wort An Dich Richten.“
Wer immer von den aufgebrachten Balorak dies hörte blieb augenblicklich stehen und wandte sich nach dem Häuptlingssohn um. Dieser richtete seinen Blick nachdenklich auf die Hütte seines Vaters, die als Festung aus Lehm und Tierhäuten alle anderen Bauten von Nepsis überragte. Er schien zu zögern, stieß seiner nach wie vor am Boden liegenden, wimmernden Mutter den Fuß in die Rippen. Es war allerdings viel zu schwach, um als richtiger Tritt bezeichnet zu werden. Endlich setzte er sich schwerfällig in Bewegung.
Ruth sah, wie er allein zum Haus seines Vaters ging, das Türfell aufstieß und sich in die trübe Dunkelheit gleiten ließ.
Unvorstellbarer Gestank erfüllte den Raum. Der kranke Häuptling lag fett und bleich auf seinem riesigen Lager, ein schmächtiger alter Schamane kniete am Rand des Bettes und zerstieß Heilblätter zu einem Brei, einige Sklaven fächelten mit Palmenblättern und wuschen die eiternden Geschwüre.
„Sohn“, röchelte der Häuptling, „Trete Näher.“
Gajhrat gehorchte furchtsam.
„Du Bist Eine Schande“, fuhr der Häuptling fort, immer wieder von heftigen Hustenanfällen unterbrochen, „Eine Schande Unseres Blutes. Du Hast Unsere Krieger Nicht In Den Sieg, Sondern In Die Schande Geführt.“
„Ich habe unsere Krieger nicht geführt!“, quiekte Gajhrat.
Der Häuptling schwieg und glotzte ihn aus seinen verquollenen Augen an. Das Maul stand offen und Sabber floss heraus. Der Schamane nutzte die Gelegenheit, um seinem Herren den Brei einzutrichtern. Der siechende Balorak rülpste.
Endlich:
„Du Hast Unsere Krieger Gar Nicht Geführt“.
„Nein, Vater.“
„Warum Hast Du Unsere Krieger Nicht Geführt?“
„Der Alte Harch Hat Den Angriff Angeführt.“
„Wer Hat Den Angriff Beschlossen?“
„Das Waren Alle Krieger Zusammen. Harch Hat Gesagt…“
Der Häuptling plusterte sich gefährlich auf, als wolle er zu Schreien anfangen. Doch der Schamane schaffte es irgendwie, ihn zu besänftigen. Der Häuptling würgte und schleuderte Gajhrat einen schleimigen, sauren Klumpen entgegen.
„Du Musst Meinen Willen Vertreten… Verräter… Missgeburt…Abschaum…“
„Vater!“
„Wie Konntest Du Zulassen, Dass Mein Wille Nicht Geschehen Ist?“
„Was War Dein Wille?“
„ICH WOLLTE SIEGEN!!!“
Eine ganze Wolke aus Schleimtropfen hüllte Gajhrat, den Schamanen und die Sklaven ein. Der Häuptling hustete. Diesmal schien es kein Ende zu nehmen. Er röchelte, er krümmte sich, seine Glieder zuckten in gespenstischem Eigenleben. Würde der Häuptling ersticken?
Nein, das wird er nicht, dachte Ruth.
„Du Bist Kein Häuptling… Du Kannst Mich Nicht Vertreten… Du Bist Eine Dreckige Made… Schon Immer Gewesen… Ich Werde Einen Würdigen Häuptling Ernennen…“
Ruth wusste, dass der Häuptling das konnte. Gajhrat war sein einziger Sohn, doch er hatte noch mehrere Neffen. Alle eigentlich zu jung, um den Stamm zu führen, doch es war möglich, sie das Mannesritual vorzeitig vollziehen zu lassen.
„Vater, Das Kannst Du Nicht tun!“
„SCHWEIG! Ich Werde Mir Einen… Neuen Vertreter Aussuchen… Er Wird Mich Fragen, Was Ich Wünsche, Und Ich Werde Es Ihm Sagen…. Was Ich Wünsche… Und Er Wird Alles Ganz Genau So Tun… ICH Bin Der Anführer…“
Mühsam hob der Fettwanst den Arm und richtete einen zitternden Finger auf Gajhrat.
„Du… Bist… Ein Schwächling! Und ein… Dummkopf! Ich Verachte Dich! Du Bist Nicht Mein Sohn… Unsere Feinde Lachen Über Uns… Du Schande… Du Blutschande… Ich Werde Dich VERTREIBEN Lassen…“
„Nein!“
„Blutschande!“
Der Häuptling verdrehte die Augen. Eiter schoss in Sturzbächen aus seinem ganzen Leib.
„Blutschande! Blutschande, BLUTSCHANDE! BLUTSCHANDE!!…“
Es war laut genug, dass man es wohl auch draußen im Dorf laut und deutlich verstehen musste.
Da warf sich Gajhrat auf seinen Vater und packte den feisten Hals. Er würgte mit ganzer Kraft. Der Häuptling brüllte, spie und wand sich wie ein riesiger Wurm, doch Gajhrats Griff wurde immer fester.
„BLUTSCHANDE!… BLUTCH!…BLUTCHrrg!…“
Der Schamane und die Sklaven waren voller Grauen zurückgewichen. Keine Sekunde dachten sie daran, ihrem Herrn zur Hilfe zu eilen.
Ein letzter, ohrenbetäubender Furz entwand sich dem schleimigen, sterbenden Leib. Der Häuptling erschlaffte ein für alle Mal.
Gajhrat begriff nicht, schüttelte und würgte weiter. Endlich ließ er vom Kadaver ab. Seine Pranken waren voller Schleim und Blut. Voller Panik versuchte er, sich mit einer Tierhaut zu säubern.
Plötzlich rannte der Schamane auf ihn zu.
„Schnell! Die Schwingen! Bei Allen Alten Wesen, Die Schwingen! Du Brauchst Sie, Sonst Ist Alles Verloren!!“
Gajhrat wimmerte. Er wusste nichts.
Der Schamane trieb die Sklaven mit Stockhieben zum Toten und schaffte es gemeinsam mit ihnen, den monströsen Fleischberg auf den Bauch zu drehen.
„Du Musst Das Flügelherz Nehmen! Schnell, Verdammt! Nimm Es! Schneide Es Heraus!“
Tatsächlich war am Rücken im mittleren Flügelpaar des toten Häuptlings ein fetter, roter, pulsierender Knoten.
„Du Musst Es HERAUSSCHNEIDEN!“
Das leuchtende Organ begann bereits zu verblassen.
Gajhrat war wie gelähmt. Da sprang der Schamane vor und stieß ein Knochenmesser in das erkaltende Fleisch. Mit einigen Schnitten hatte er das Flügelherz freigelegt, hob es empor und reckte es Gajhrat entgegen.

Ruth schlug die Augen auf und keuchte. Eine heiße, unbekannte Erregung hatte ihren ganzen Leib ergriffen. Nicht mit Nehmur und schon gar nicht mit Gajhrat hatte sie je so etwas erfahren. Doch sie zwang sich, ihre Kräfte zu sammeln und die Augen erneut zu schließen.

„Das Musst Du Von Nun An Im Leib Tragen! Es Sind die Schwingen Unserer Rasse! Wenn Dieses Herz Aufhört Zu Schlagen, Sind Wir Verloren! Dreh Dich Um!“
Endlich gehorchte Gajhrat. Das Flügelherz schlug nur noch sehr schwach.
Ohne einen weiteren Augenblick zu vergeuden schlitzte der Schamane Gajhrats Rücken auf. Der junge Balorak schrie wie am Spieß und ließ sich zu Boden fallen. Das nutzte der Schamane, um das Herz in den blutenden Schlitz zu stopfen.
Gajhrat sprang auf, seine Augen glühten vor Schmerz. Er packte den blutbesudelten Schamanen und brach ihm das Genick. Die Sklaven wichen vor ihm zurück, doch sie waren mit langen Ketten am Bett angeleint und konnten seiner Tobsucht nicht entkommen.
Erschöpft ließ sich Gajhrat zu Boden gleiten. Die Stille währte nicht lange. Schon surrten in der Dunkelheit der Häuptlingshütte unzählige Fliegen.

-Schwingen

Gajhrat blieb lange liegen, doch schließlich riss er sich zusammen, richtete sich auf und tastete an seinem Rücken. Dort saß das Flügelherz, es pulsierte wieder. Der Schlitz, durch den es in seinen Körper gelangt war, hatte sich verschlossen. Es war, als wäre es immer Teil von ihm gewesen. Ruth erkannte, dass Gajhrat gewachsen war. Seine Flügel, auch wenn sie gefaltet waren, schienen kräftiger und länger zu sein. Dasselbe galt für seinen Schweif. Als er lautstark den Atem ausstieß, ahnte sie, dass auch seine Stimme tiefer geworden war.
Er streckte sich. Er schien es auch zu spüren.
Er ging ins Freie. Große Macht umgab ihn.
Sämtliche Balorak, auch die aus den anderen beiden Dörfern, hatten sich vor dem Häuptlingshaus eingefunden, versammelten sich auf dem Platz und in den Gassen von Nepsis.
„Ich Bin Häuptling“, sagte Gajhrat, „Und Nun Werden Wir Die Rosenfeuer Besiegen.“
Die Menge schwieg weiterhin und starrte ihn unverwandt an.
„Mein Vater War Sehr Krank. Er Sagte, Ich Soll Euer Häuptling Sein. Er Hat Euch Verflucht, Weil Ihr Versagt Habt, Doch Ich Werde Euch Von Nun An Führen Und Seinen Willen Vollstrecken. Er Hat Mich Zum Häuptling gemacht. Ich Bin Häuptling, Und Ich Bin Mächtig.“
Mit diesen Worten breitete er seine Schwingen aus. Ruth blieb die Luft weg. Sie hatte bereits gesehen, dass seine Flügel gewachsen waren, doch hatte sie es unterschätzt. Fast doppelt so lang wie zuvor schienen die ledernen Schwingen zu sein. Jede einzelne hatte eine mächtige, gebogene Klaue. Sie waren nicht mehr grau und braun, sondern schwarz.
Er stieß sich in die Luft. Vierzig Krieger taten es ihm gleich.

Sie griffen die Rosenfeuer an, Schreie und Flammen erfüllten Ruths Kopf. Diesmal war es um die fremde Siedlung geschehen.

Ruth weinte und verbarg ihr Antlitz in den Fellen des Lagers. Die Perle sprach wieder in der Dunkelheit.
„Es war zu schnell, Ruth.“
„Sie haben euch getötet.“
„Viele haben sie getötet, doch wir haben Boten ausgesandt. Wir haben andere Dörfer, Ruth, und viele Krieger. Wir werden die Balorak bestrafen. Doch sie sind stark, stark. Ein mächtiger Kriegerhäuptling führt sie an.“
„Es ist Gajhrat. Er hat das Flügelherz, das dem kranken Häuptling gehörte, die Balorak gehorchen ihm.“
„Ruth, du musst uns erzählen.“
Ruth beschrieb, was im Haus des Häuptlings geschehen war.
Die Stimmen in der Perle murmelten. Es schienen sehr viel weniger geworden zu sein.
„Ruth, dieses Herz ist die Schwachstelle der Balorak. Der Kriegshäuptling schützt es im Kampf, nie lässt er seinen Rücken schutzlos.
Ruth?“

Die Krieger kehrten in einem Prunkzug zurück. Sie trugen Gajhrat auf einem Thron aus Saurierknochen, den sie aus dem Dorf der Rosenfeuer geplündert haben mussten, genau wie den Schmuck, mit dem sie sich über und über behangen hatten. Sie schwangen Rasseln und Fackeln und gewaltiges Trommeln erschütterte selbst das Dunkle der Hütte, die Ruths Käfig war.
Hässlicher, grölender Gesang erfüllte die Nachtluft, der Boden bebte unter dem Tanz der Zerstörer. Auf langen Spießen trugen sie Kadaver von Rosenfeuern als Trophäen umher. Erbeutete Jungfrauen wurden am Lagerfeuer geschändet und totgeschlagen. Blutwein wurde in Schädeln herumgereicht. Der ganze Stamm war vom Rausch erfüllt.
Ruth war schwindlig. Sie riss die Augen auf, um den Bildern zu entkommen, doch es nützte nichts, denn der Lärm und das Beben blieben, und der grelle Schein des Feuers drang durch jede noch so kleine Spalte ins Innere ihrer Behausung. Ihre Eingeweide verkrampften sich, sie erbrach sich über die Bettkante. Sie vergrub sich in den Fellen. Große Schwäche ergriff sie. Jetzt, wo sie Stärke brauchte.
„Nein“, stöhnte sie, „Nein.“
Der Gedanke an Nehmur durchzuckte sie, ihr wurde wieder schlecht.
Dann lag sie viele Stunden ohnmächtig.
Als sie sich schließlich vom Lager erhob, merkte sie zunächst nicht einmal, dass sie wach war. In Trance fing sie an, sich so gut wie möglich zu säubern. Sie legte Schmuckstücke und Federn an, die Gajhrat ihr geschenkt, die sie jedoch zuvor nie angerührt hatte. Sie griff in einen Topf weißer Farbe und verzierte ihren Leib mit Punkten und Streifen, dass ihre Brüste und ihr Geschlecht grell hervorgehoben wurden. Sie ahnte nur schwach, was sie tat.

Als Gajhrat im Morgengrauen das Knochengerüst beiseite rückte und in die Hütte stieg, kam es Ruth fast wie ein schlechter Witz vor, absurd und surreal.
Obwohl sein Kopf schwer und schwindlig war von der langen Nacht, so zuckte der Häuptling doch zusammen, als er seine Geliebte erblickte. Er hatte sie vergessen, vollkommen vergessen, so wie ein alter Mann das Lieblingsspielzeug seiner Kindheit vergessen hat.
Ihr Anblick versetzte ihn in unendliches Erstaunen. Hatte er ihre Schönheit zuvor bewundert, so meinte er jetzt, eine Göttin vor sich zu haben.
Die Federn eines Riesenschwans betonten ihre Hüften, ihr Haar war gefüllt mit Bändern und kostbaren Schmucksteinen. Verschiedenste Ketten umschlangen ihren Leib und unzählige Amulette funkelten im Licht der Morgendämmerung, das durch das zurückgeschlagene Türfell hereindrang. Gajhrat konnte nicht begreifen. Alle Erschöpfung war mit einem Schlag von ihm gefallen.
Ruth lag auf dem Rücken. Sie spreizte die Beine.

Gajhrat stürzte sich auf sie. Er war durch das Flügelherz zu einem Monstrum geworden, doch Ruth schloss die Augen, wie sie es immer getan hatte, und es fühlte sich an, wie es immer gewesen war.

„Ich liebe dich“, sagte sie.
Gajhrat schrie in Extase.

Gajhrat lag auf dem Bauch. Seine gewaltigen Schwingen waren schützend um ihn gefaltet. Seine Pranken hatte er fest um Ruths Brüste geschlossen.
Ruth streichelte ihn. Langsam, ganz langsam entzog sie sich seinem Griff.
Sie streichelte seine Schwingen.
„Ich liebe dich“, sagte sie.
Die Schwingen entspannten sich und gaben den Rücken frei.

Ruth stieß mit dem Knochenmesser zu. Das Flügelherz blieb an der gezackten Spitze hängen und wurde zappelnd und Blut spritzend aus Gajhrats Leib gerissen. Gajhrat bäumte sich auf. Sein Gebrüll war so unendlich laut, dass Ruth es nur in ihren Eingeweiden spürte. Sein Maul war weit aufgerissen.
Er wand sich in Qualen. Er griff nach ihr. Bekam sie nicht zu fassen. Knapp.
Er zuckte und wand sich und warf sich auf dem Lager hin und her.
Ruth, die auf den Boden der Hütte geworfen wurde, riss das Messer aus dem Flügelherz, dann stieß sie wieder und wieder zu. Es zerplatzte.
Im schleimigen, roten Organ war ein Amulett verborgen. Das Amulett spie Flammen. Es zerfiel zu Asche. Gajhrat kreischte.
Ruth sprang auf ihn. Hielt sich fest.
Seine Schwingen waren dünn und schwach wie welkes Laub geworden. Ruth hielt sich an ihnen fest. Riss sie heraus. Rupfte sie einzeln heraus, als wären es Federn.
Eine einzige Schwinge war übrig. Gajhrat buckelte, griff nach seiner Gefangenen, doch seine Arme ruderten nur sinnlos herum.
Plötzlich erstarrte er. Er drehte seinen Kopf, bis er Ruths Gesicht sah. Ein Auge hatte er sich in seinen Zuckungen herausgerissen, das verbliebene richtete er auf das Sklavenmädchen, das sich an seinem letzten Flügel festklammerte. Die Sklavin erwiderte seinen Blick, wie sie es immer getan hatte. Sie rupfte die letzte Schwinge aus, ohne ihren Blick abzuwenden.
Gajhrat zerfiel zu Staub. Es geschah von einem Wimpernschlag zum anderen. Ruth stürzte zu Boden.

Ruth war voller Schweiß und Blut, und es war gut so. Sie wälzte sich in Gajhrats Asche, die überall an ihr kleben blieb.
Sie kletterte aufs Dach der Hütte. Die Rosenfeuer waren gekommen.
Die Krieger der Balorak hatten ihre Schwingen verloren. Sie waren ihnen einfach ausgefallen. Hilflos wie Käfer krabbelten sie umher und wurden von den Angreifern vernichtet. Die Dörfer der Sechsflügler standen in Flammen. Der Boden war von Leichen und Sterbenden bedeckt, die Krieger der Rosenfeuer zogen wie blutige Falken ihre Kreise in den Lüften, etliche Sklaven wanden sich aus den Trümmern und retteten sich in die Savanne.
Ein Vogel schrie in der Ferne.
Und Ruth, die ihren Blick über die endlosen goldenen Gräser trug, ließ ihr fürchterliches Brüllen erklingen.

 

Hallo neustrasbourg,

zunächst mal ein Willkommen hier auf KG.de. Und ... ja, das wird jetzt leider ein Verriss gleich zum Einstand.

Dein Text gefällt mir leider nicht, und das liegt vor allem an deiner Sprache. Ich muss zugeben: Ich habe nur die ersten Absätze gelesen, dann wurde es mir zu umständlich, der Handlung zu folgen, weil ich das Gefühl hatte, jede Information aus den Sätzen herausbrechen zu müssen.

Mühsam!

Vielleicht kann ich dir an ein paar Beispielen zeigen, was ich damit meine.

Ruth stand ganz allein über den endlosen Gräsern, die der Wind in goldenen Wellen um den schwarzen Felsen schlug.

Der erste Satz in deiner Geschichte. Der Satz, der Eine Satz, der wohl die meisten Leser bekommen wird. Und der Satz, bei dem 90% der Leser abspringen, wenn er nicht gut ist.

Deiner ist nicht gut. Er ist zu lang und enthält zuviel Unwichtiges. Was ist ein endloses Gras? Meinst du eine grasbewachsene Ebene, die bis zum Horizonz reicht? Was sind goldene Wellen? Meinst du die Wellen, die der Wind in das Grasmeer zeichnet? Und Felsen sind allesamt irgendwie grauschwarz. Und warum steht sie da "ganz allein"? Noch alleiner als allein? Und ... wie steht man denn "über den Gräsern"?

Das sind Dinge, nur im ersten Satz, dir mir sagen: Okay, das liest du jetzt, aber es wird dich nicht vom Hocker hauen.

Sie schloss die Augen und träumte nichts anderes als die Sonne, die sich wie eine zweite Haut golden-warm um ihren nackten Körper legte, und den Wind, dessen Silberschleier ihr Gewand war.

Sie träumte "von der Sonne", im Allgemeinen. Der Satz wirkt so bemüht. Als würde jemand, der von Sprache keine Ahnung hat, von Gefühlen aber schon, eine Szene beschreiben wollen und nicht die richtigen Worte dafür finden.

Was willst du in diesem Satz sagen? Was ist wichtig? Ist es wichtig, dass sie das träumt? Ist es wichtig, dass sie die Augen schließt? Dass die Sonne sich "golden-warm" um ihren "nackten" Körper legt? Dass der Wind - und was zur Hölle ist der Silberschleier des Windes? - sich um sie legt?

Ich nehme an, du möchtest ein Bild malen von einer Frau, die eben, banal gesprochen, am Ende der Ebene steht und nackig ist. Dann schreib das doch. Und wenn du Emotionen wecken willst, dann überleg dir, welche. Und dann schreib die in den Text. Willst du Wehmut erzeugen? Ein Gefühl des Abschieds? Dann lass sie an Familie denken und daran, dass sie sie verlässt. Vielleicht. Such die Kontraste.

Es war graudunkel in der Hütte, nur ein schmaler Sonnenstreifen flutete herein, als Gajhrat das Eingangsfell beiseite schob, um einzutreten.

Von diesen Satzkonstrukten hast du sehr viele. Das klingt so pathetisch, einem erst den Mund wässrig machen zu wollen, bevor im Satz dann, ganz hinten!, etwas passiert. Er tritt ja nur ein. Die wichtigen Sachen sollten im Hauptsatz erzählt werden. Die unwichtigen in den Nebensätzen. Darum auch "Hauptsatz" und "Nebensatz". Handlung in den Hauptsatz.

Überspitzt wirkt das sonst wie:

"Der Kugelschreiber war blau, der Himmel färbte sich bereits dunkelrot und im fernen Australien hüpfte eine Maus auf eine Eidechse und fraß sie, als ich starb."

Der Balorak grinste, sah er dies doch als eine Geste der Zutraulichkeit und Versöhnung.

"sah er dies jedoch als eine", das ist etwas, das liest man nicht einfach mal so schnell und versteht es. Klar, mit der nötigen Vorbildung und einem Rechtsbeistand sicher, aber als normaler Leser, und ich hoffe, ich bin einer, stolpert man darüber. Redest du denn so?

Sätze werden nicht schöner, wenn sie kompliziert werden. Das wirkt dann verkünstelt.

Guck mal.

"Er öffnete die Türe, sah er doch das Öffnen als eine Geste offener Freundschaft an, die er jedoch nie zeigen wollen können würde, da er ja nie daran interessiert gewesen sein mögen können dürfte, das alles Jenes, was er heute zu Mittag gegessen hatte, auch wieder loszuwerden auf den Boden, jener welcher sogleich und in diesem Moment beherzt das Mittagsmal, jenes welches er zum mittäglichen Zeitpunkte verspeist hatte, mit einer Gabel nämlich, jene welche diese er in das Fleisch spießte, und dann!, ja dann erbrach er sich in einem Schwall auf den Boden, der jener welcher dieser und dann immernoch der eine, der seinen Erguss aufnahm, aufsaugte in sein Innerstes und nichts erwiderte als Stille."

Ich mein ... ja. Man kann das schon machen. Aber es wirkt als würde wer kotzen. Auf mich zumindest.

Man kann schon ohne Bremse schreiben, das ist okay, aber irgendwann ist dann halt doch ne Kurve und dann der nächste Graben im Weg.

„Die Versammlung Beginnt“, sagte er, „Steh Auf, Ruth.“

Warum Schreibst Du Das Alles Groß?

Ruths Beine sehnten sich danach, sie durchs tanzende Goldgras zu tragen, ihre Arme wollten ausgestreckt nach dem Wind greifen. Ihre Augäpfel wurden schwer.

Hmtja. Wie ist das denn, wenn sich Beine sehnen? Sagen die das dann? Ich weiß nicht. Das ist schräg. Klar, man kann sagen, das ist jetzt lyrisch und so und ein "starkes Bild" und "ah, schauet die Farben!", aber mich bewegt es nicht. Es zerteilt den Charakter der Frau, die ja eh schon schwer fassbar ist, weil sie nichts tut als auf dem Boden liegen und leiden, auch noch in "sie", in "ihre Beine", in "ihre Arme" und in die Augen. Wobei ich mich frage, wie sich das anfühlt, wenn die Augäpfel schwer werden. Die Lider werden schwer, klar, wenn man müde wird. Dann fallen sie zu. Aber die Augen selber? Fallen die dann raus? Ne, das ist zu weit vom Konsens. Das kann man in Gedichte packen, als Bild vielleicht, aber in einer Fantasygeschichte wirkt es fremd.

Wenigstens musste er sich keine Gedanken machen, dass man ihm seine Verspätung übel nahm. Aber er machte sich sowieso nie Gedanken.

Schlimmer Junge. Er macht das ja sowieso nie. Weißt du, wenn du die verkünstelte Art durchziehen würdest, dann könnte man sagen: Okay, der schreibt halt so, und wer weiß, in zweihundert Jahren wird man es schätzen, aber dann hast du solche Banalitäten drin wie der zweite Satz da oben. Das ist eine Anklage des Erzählers an die Person. "Haha, weißt du, lieber Leser, der hat das ja eh nie gemacht, der dumme Kerl, der dumme!"

Damit änderst du die Erzählperspektive.

Seine Worte waren wie große Heuschrecken.

Hmpf. Kommen aus seinem Mund wie eine der Sieben Plagen? Oder man genießt sie frittiert Süß-Sauer?

So, ich höre dann mal auf. Vielleicht ist die Handlung, dein Plot, nicht mal so schlecht. Ich weiß es nicht, weil ich schon vorher aufgehört habe. Und das ist schade, weil ich eigentlich gern Fantasy lese. Oder lesen würde. Hier gabs schon lange keine gute Fantasy mehr.

Entschnörkle deine Sprache, vielleicht besorgst du dir einen Stilratgeber. Oder du bist überzeugt davon, dass das richtig ist, was du machst, okay, dann kann man nichts machen.

Vielleicht findet ja auch wer das gut, was du schreibst. Wer weiß, wer weiß. So viele Möglichkeiten!

Hab nen schönen Sonntag,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours truly,

Ich habe mich sehr über deine Kritik gefreut!
Wenn es eines gibt, was mir schwer fällt, dann ist es, die Erwartungen und Interessen anderer einzuschätzen. Du hast praktisch kein gutes Haar an meinem Text gelassen, aber ich sehe, warum du das tun musstest.
Ich werde versuchen, deine Ratschläge in Zukunft zu berücksichtigen.

Allerdings möchte ich noch einige Sachen dazu sagen.

Was die eigenartigen Bilder und Metaphern betrifft, ich fürchte, das hat ein bisschen was damit zu tun, wie ich die Welt erlebe. Ich verbinde häufig Stimmungen mit Farben, Formen und Texturen. Diese Geschichte speziell erstand vor meinen Augen wie eine Art primitive Höhlenmalerei.
Nun, durch dich habe ich erfahren, dass ich es so anscheinend nicht darstellen kann.

Den abrupten Wechsel zwischen malerischen Gefasel und trockener Alltagsspreche hat man mir schon vorher vorgeworfen, glaube ich. Mein Problem ist in der Hinsicht, dass ich nicht ganz verstehe, warum der Stil einheitlich sein muss. Das Leben ist es schliesslich auch nicht.

Ausserdem benutze ich etwas, das ich gerne als Stilmittel ansehe und andere eher als Rechtschreibfehler. Beispielsweise das totale Grossschreiben (und bevor du dich über die vielen 's' wunderst, ich schreibe dies auf einer französischen Tastatur) an manchen Stellen.
Würdest du mir generell raten, solche Experimente sein zu lassen?

 

Hallo neustrasbourg,

zunächst mal ist das ja nur meine Meinung gewesen, sicher empfinden andere Leser deine Geschichte anders als ich.

Der Wechsel im Stil muss schon einen Grund haben, er muss die Geschichte unterstützen und nicht im Weg sein. Sonst ist das ein Schnörkel bei dem man sich fragt: Wozu?

Ja, du erlebst die Welt so, das kam mir auch so vor. Vielleicht ist das alleine auch schon Motivation genug für eine Geschichte. Aber dann sollte es eine Geschichte sein, die von den Farben der Welt handelt und keine Fantasygeschichte.

Das Großschreiben wirkte auf mich nicht nicht, auch wenn ich sah, was du damit bezwecken wolltest. Es las sich einfach extrem sperrig. Andere Leute SCHREIBEN JA AUCH ALLES GROSS, WAS ZUM BEISPIEL DER TOD SAGT, und ja, das ist witzig und manchmal passts. Aber weißt du, da könnte man dnn ch sgn, ch, lss nfch ml ll knsnntn wg, wl ds n stlmttl st.

Wenn mir der Kerl gegenübersteht, inwiefern Spricht Er Anders, Wenn Er So Redet? Das muss klar sein, sonst gehts nicht. Es muss ja das transportieren, was du ausdrücken willst.

yours

 

Salut Neustrasbourg,

Ich glaube, es steckt eine nette Fantasy-Story in Deiner Geschichte, aber wenn ich Du wäre, würde ich sie überarbeiten und allzu schwülstige oder pathetische Sätze umformulieren und ein bißchen mehr innere Logik in die Handlung bringen.

Was mir an Deinem Plot gefallen hat:

Diese Balorak werden ausführlich und sehr plastisch in all ihrer Widerwärtigkeit geschildert.: grausame, dreckige, stinkende, schleimige, furzende und vermutlich auch häßliche Sklaventreiber. Am Ende bekommen sie ihr Fett weg.
Geschieht ihnen recht.

Was Du vielleicht anders machen könntest:
Viele Formulierungen und Details der Handlung sind einfach hanebüchen. Da schlägt der Wind goldene Wellen, die Sonne wird zur zweiten Haut, Flügel werden von einem Mosaik aus Adern durchzogen (Adern bilden ein Geflecht), ein ohrenbetäubender Furz entwindet sich dem Leib (das mit dem Todesfurz hat mir gefallen, aber ein Furz windet sich eben nicht heraus; vielleicht entweicht oder entfährt er. Das „ohrenbetäubender“ klingt in diesem Zusammenhang unfreiwillig komisch).
Für mich ist es schwer vorstellbar, wie Wesen mit sechs Flügeln fliegen können; da kommen sich doch die vielen Flügel gegenseitig ins Gehege. Und dann lieben diese sperrigen Gestalten auch noch die Enge, wo sie mit ihren vielen Flügeln überall anstoßen oder auf dem Boden schleifen.
Das mit der Großschreibung wurde schon angesprochen; ich kann mich damit auch überhaupt nicht anfreunden.

Übrigens schreibe ich auch mit einer französischen Tastatur, und das ist für mich kein Grund, auf das „ß“ zu verzichten. Die Umlaute hast Du ja auch hinbekommen.

A+
Engelhard

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom