True Love
Lieber Filip,
ich denke die ganze Zeit an dich. Wenn die Sonne scheint, sehe ich mich mit dir den Strand entlanglaufen.
Wenn es regnet, schmecke ich deine Küsse heiß auf meinen Lippen vermischt mit Schokolade.
Deine Arme wärmen mich in den kältesten Wintertagen. Ich kann deinen Atem in meinem Nacken spüren, wenn du mich umarmst. Ich rieche deinen Duft. Er reicht nach Liebe, Hoffnung, Freiheit und Vertrauen. Ich möchte versinken in diesem Duft.
Ich liebe dich.
Man kann so viel sagen, und viel verschweigen. Doch das wahre ist nicht in Worte zu fassen. Ein Blick, ein Atemzug, ein Herzklopfen.
Ein echtes Glücksgefühl äußert sich bei mir vermischt mit Liebe. Es beginnt mit einem warmen Gefühl im Bauch, fährt fort mit liebevollen Krämpfen in der Brust und steigert sich in der Kehle zu einem Gefühl der Freiheit.
Ich will schreien! Ich will schreien, damit mir der Kopf nicht platzt. Ich will schreien, Wind auf meiner Haut und in meinen Haaren spüren und der Welt erzählen, wie glücklich ich bin.
Ich liebe dich,
deine Anna
Anna wandte ihre Augen ab.
einen Moment lang stand sie nur so da. Der Brief knisterte in ihrer Hand. Langsam fuhr sie sich mir den Fingerspitzen durch die Haare. Sie spürte ihren Atem, der in ihrer Brust ein- und ausging.
Ihrte Lippen zitterten.
Wie betäubt ging sie in die Küche, nahm ein Messer aus der Schublade und fuhr damit über ihre Fingerspritzen. Blut schoss hinaus.
Ihr Herz pochte heftig.
Sie leckte das Blut ab. Es schmeckte wie Eisen, das kalt bis zu ihrem Herzen floss und dort gerann. Sie betrachete das Messer. Es war so wunderschön.
Gestern wollte sie zu Filip.
Ihr den Brief geben. Gestern waren sie ein Jahr zusammen. Sie war nicht gegangen. Wegen eines sinnlosen Termins.
Und nun war er tot.
Mit erschreckender Gleichgültigkeit fuhr Anna mit dem Messer über ihre Pulsader. Das Messer war so scharf, dass sofort Blut heraussprudelte.
Sie lag auf dem Küchenfußboden, als man sie fand. Um sie herum eine Lache von Blut. Den Brief fest an ihr Herz gepresst.
Der Polizist, der sie später in einen dieser grauen Leichenplastiksäcke packte, meinte, er hätte noch nie so etwas schönes, glückliches und vollkommen zufriedenes gesehen, wie das Gesicht dieser toten jungen Frau, die nichts weiter wollte, als einfach weiter lieben zu können.