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Twist

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07.07.2007
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Twist

Er stand vor der Disco. „Twist“ prangerte in großen Neonbuchstaben über dem Eingang. In das Twist kam nicht jeder, man brauchte Stil. Den hatte er. Graues Jackett, brombeerfarbenes Hemd, elegante schwarze Hose, Lederschuhe, frisch poliert, glänzend. Der Türsteher würde ihm kein Problem machen. Vor ihm standen zwei junge Frauen. Die eine hatte ein kurzes weißes Kleid an, langes braunes, etwas gewelltes Haar und duftete angenehm. Die andere trug ein schwarzes Top mit Spaghettiträgern und eine weiße Hose.
"Sie ja, du nicht", sagte der Türsteher und zeigte auf die Frau mit dem weißen Kleid.
„Was soll der Mist!“, rief sie aufgebracht.
„Komm reg dich nicht auf, wir gehen woanders hin,“ beschwichtigte sie ihre Freundin.
„Nein, ich hab keine Lust mehr. Geh du ruhig rein zu den anderen.“
„Ach komm lass uns nicht im Stich.“
Der Türsteher wurde ungeduldig und die Leute in der Schlange drängten. „Entweder Sie gehen jetzt rein Lady oder sie machen beide Platz.“
„Tschau, ich geh. Arschloch.“ Die Frau guckte den Türsteher Böse an, drehte sich um und ging.
„Michaela!“, rief ihre Freundin ihr nach, aber die zeigte keine Reaktion.
Etwas unentschlossen ging sie durch den Eingang der Disco, drehte sich noch einmal um und war dann in einer Wolke aus Musik und Stimmengewirr verschwunden.
Er trat vor den Türsteher. Ohne jeden Zweifel, selbstsicher, seriös. Du kannst durchgehen. Der große Mann winkte ihn durch und versperrte hinter ihm wieder den Weg. Er hörte noch die Worte: „Tut mir leid, ihr nicht“, dann war auch er in einer dröhnenden Wolke aus Musik und Stimmen verschwunden. Bisher lief alles bestens. Er ging zur Kasse und bezahlte, löste eine Getränkekarte und betrat dann sein Jagdrevier für diese Nacht. Obwohl es erst zehn war, war es drinnen schon heiß und stickig. Auf der Tanzfläche warfen leichtbekleidete Mädchen und verschwitze Männer ihre Körper hin und her. Er starrte für einen Moment auf eine Frau die ein besonders weit ausgeschnittenes Kleid trug. Ihre Brüste wippten im Takt der Musik und pressten sich von innen gegen das Kleid. Ihre Dekolletee glänzte im Licht der Scheinwerfer. Sie tanzte wild, ein Engel der Lust, wie geschaffen um Männer wie ihn zu verführen.
Er brauchte was zu trinken. Mühsam drängelte er sich durch die Menge zur Bar. Einen Wodka Martini bitte. Ohne Olive. Während er auf sein Getränk wartete schweifte sein Blick über die Tische am hinteren Rand der Tanzfläche. Seine Augen blieben bei der Frau hängen, die vor ihm in der Schlange gestanden hatte. Sie saß mit einer anderen Frau am Tisch und stocherte in einem Cocktail.
„Ihr Wodka Martini.“
„Danke.“
Er nahm sein Glas und trank einen Schluck, ohne die Frau aus den Augen zu lassen. Sie war hübsch und irgendwie fand er, dass sie nicht ins Bild passte. „Ins Discobild‘“, dachte er. Die andere Frau stand auf und sagte etwas. „Kommst du mit tanzen?“, las er von ihren Lippen.
Die Frau mit dem weißen Kleid schüttelte den Kopf, ihre Freundin verschwand in dem Gewühl auf der Tanzfläche. Es war wirklich warm. Er öffnete die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, das fühlte er. Langsam pirschte er sich an die Frau am Tisch. Er schlängelte sich durch die Menge und stand dann vor ihrem Tisch. Ein Satz würde genügen.
"Sind sie ganz alleine hier?"
Sie war in Gedanken versunken gewesen und hatte ihn gar nicht bemerkt. Jetzt guckte sie etwas verwundert zu ihm hoch. Dann sagte sie: "Nee. Bin mit zwei Freundinnen hier."
Sie zeigte zu zwei Frauen auf der Tanzfläche.
"Darf ich mich zu ihnen setzen?"
"Von mir aus."
Sie machte eine einladende Handbewegung und er setzte sich ihr gegenüber. "Ich bin Thomas." Er gab ihr die Hand
"Lena. Freut mich" Ihre Hand war weich und warm, der Händedruck zart und zurückhaltend.
"Bist du öfters hier?", fragte er sie.
"Nein, manchmal."
Sie nahm den Strohhalm ihres Cocktails in den Mund und saugte den letzten Schluck aus ihrem Glas.
"Möchtest du noch einen? Ich lad dich ein", sagte er.
"Gerne. Bist du immer so großzügig?"
"Bei Frauen..." Sie lächelte und schaute dann in ihr leeres Glas.
"Ich muss mal auf die Toilette. Bin gleich wieder da."
"OK."
Sie stand auf und verschwand.
Er ging zurück zur Bar und orderte einen Orangencocktail. Dann ging er mit dem Glas zurück zum Tisch. Er griff in seine Tasche und holte das kleine Fläschchen heraus, dass schon seit ein paar Tagen auf seinen Einsatz gewartet hatte. Er verdeckte es mit einer Hand und drehte den Deckel auf, dann träufelte er ein paar Tropfen in den Cocktail. Danach ließ er das Fläschchen schnell wieder in seiner Tasche verschwinden. Gerade rechtzeitig, denn nur kurze Zeit später kam Helena um die Ecke und setzte sich wieder zu ihm an den Tisch. "Oh danke", sagte sie als sie den Cocktail sah. Alles lief so wie er es sich vorgestellt hatte. Sie trank immer wieder einen Schluck und er verwickelte sie in Gespräche. Nach einiger Zeit sagte sie dann: "Du, mir geht's irgendwie nicht so gut."
Es begann zu wirken.
"Soll ich dich nach Hause bringen?"
"Ach was, ich komm schon nach Hause."
"Nein, ich bestehe darauf. Nicht das noch was passiert."
Schließlich konnte er sie überreden sie nach Hause zu fahren. Sie sagte noch ihren Freundinnen bescheid, die verschmitzt lachten. Eine sagte noch: "Sei vorsichtig."
Dann verließen sie die Disco und traten hinaus in die kühle Nacht. Frische Luft. Sie atmete tief ein.
"Heute ist Vollmond", sagte er.
"Mein Kopf brummt höllisch“, erwiderte sie.
Sie gingen zu seinem Wagen, er öffnete ihr die Tür und sie ließ sich erschöpft in den Sitz fallen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.
"Wo wohnst du?"
"Marktstraße 26."
Er fuhr los und schon nach einer Minute Fahrt, waren ihre Augen zugefallen und sie saß zusammengesunken in ihrem Sitz. Er fuhr vorbei an der Marktstraße, hielt kurz Ausschau nach ihrem Haus und fuhr dann weiter, vorbei an der kleinen Kirche und am St. Antonius Krankenhaus, bis er schließlich in die Weidenstraße einbog und vor einem Altbau hielt. In dem Haus gab es 4 Wohnungen, er hatte die im obersten Stockwerk. Er stieg aus dem Auto und schaute sich kurz um. "Die Luft ist rein." Vorsichtig öffnete er die Beifahrertür und zog seine unfreiwillige Begleiterin aus dem Auto. Er legte sich ihre Arme über die Schultern und trug sie so auf dem Rücken. Sie war schwerer als er gedacht hatte. Der Vollmond wurde von dunklen Wolken verdeckt, so dass nur die Straßenlaternen die schmale Straße beleuchteten. Er schleppte sie zur Haustür, welche er mühsam mit einer Hand öffnete, während er Helena mit der anderen festhielt. Die Tür flog auf und er stolperte so leise wie möglich in den dunklen Hausflur. Er schaltete das Licht nicht an, sondern machte sich gleich auf den Weg nach oben über das enge Treppenhaus. "Ein Aufzug wäre jetzt extrem praktisch", dachte er.
Stufe um Stufe schleppte er den warmen Körper nach oben, dabei kam er langsam ins schwitzen. Ihre Füße schlugen bei jedem Absatz gegen die Stufen und jedes mal zuckte er zusammen. In einer Wohnung im ersten Stock brannte noch Licht und er hielt kurz den Atem an, als er daran vorbei ging. Hin und wieder knarrte der Boden unter seinen Füßen. Plötzlich gab es ein lautes Geräusch, ein lautes Atmen und kurzes Röcheln. Er blieb wie angewurzelt stehen. Es war direkt hinter ihm. Dann wurde ihm klar, dass es Lena war, die laut anfing zu schnarchen. Auch das noch. Wenn eine Frau schnarcht wie ein Mann, machte sie das für Harald nicht gerade attraktiver, aber das konnte man ja vorher leider nie wissen. Zum Glück regte sich nichts in den Wohnungen und so stieg er jetzt auch die letzte Treppe hinauf, bis er endlich vor seiner Wohnungstür stand. Er setze Helena auf den Boden und lehnte sie gegen die Wand. Mit leicht zittrigen Fingern schloss er die Tür auf. Er packte seine schöne schnarchende Beute unter den Armen und zog sie in das kleine Wohnzimmer. Jetzt konnte er Licht machen um seine Errungenschaft im hellen zu betrachten. Da lag sie auf dem Teppichboden, schön mit ihren langen dunkelbraunen Haaren und ihrem weißen Kleid. Er hatte wirklich einen guten Fang gemacht. Abgesehen davon dass sie schnarchte...
Ihr Kleid war etwas hochgerutscht, so dass er den Ansatz ihres Slips sehen konnte. Gleich würde er sie ins Schlafzimmer bringen, wie ein Wolf die erlegte Beute in seine Höhle schleppt und dann würde er über sie herfallen, sich mit ihr vereinige, sie ausziehen, sie riechen, sie fühlen...
Aufgeregt trug er sie zu seinem Bett und legte sie auf die weiche Decke. Schnell ließ er sein Jackett zu Boden gleiten, schleuderte seine Schuhe in die Ecke, knöpfte sein Hemd auf (jetzt war ihm wirklich warm) und öffnete den Gürtel seiner Hose. Jetzt stand er vor Helena, nur noch mit einer Unterhose bekleidet, sein Körper war haarig und schwitzte. Sie war dran. Er trat näher ans Bett und beugte sich über sie. Langsam streifte er ihr die Träger des Kleides über ihre Schultern und zog es dann runter über ihre Beine. Sie trug einen schönen BH mit Rüschen, aber ihn interessierte viel mehr was darunter war. Vorsichtig drehte er sie auf die Seite und öffnete den Verschluss. Er entblößte ihre Brüste und sein Blick verharrte kurz auf der makellosen, leicht gebräunten Haut und den rosafarbenen Brustwarzen. Er küsste ihre Brust und ihren Bauch, roch an ihrem Hals und küsste ihren Mund. Dabei streichelte er sie am ganzen Körper, bis er etwas an ihrem Oberschenkel spürte. Er richtete sich auf und entdeckte ein Pflaster. Neugierig löste er es an einer Seite. Darunter befand sich eine fast schon verheilte Wunde, die aussah, wie ein Biss. Leicht irritiert klebte er das Pflaster wieder fest. Jetzt gab es wichtigeres. Plötzlich drehte sie sich leichte und streckte einen Arm aus, dabei atmete sie geräuschvoll aus. Er erschrak kurz und hielt einen Moment inne, bevor er sich sicher war, dass sie nicht aufwachen würde. Dann küsste er sie weiter und strich über ihre zarte Haut bis seine Finger ihren Schritt berührten. Vorsichtig zog er ihren Slip nach unten und ließ ihn auf die Erde fallen. Er beugte sich über sie und drängte sich zwischen ihre Beine. Da nur etwas Licht aus dem Wohnzimmer hereinfiel konnte er ihr Gesicht nur Schemenhaft erkennen. Er vergrub seinen Kopf in ihren Haaren. Strich über ihren Rücken. Weich, wie Fell.
Er tastete forschend weiter, leicht erschrocken. Da waren doch tatsächlich Haare auf ihrem Rücken. Aber die waren doch vorhin noch nicht da gewesen, oder? Etwas angeekelt setzte er sich langsam wieder auf. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte 23:57 Uhr. Aber sonst ist sie wunderschön, abgesehen von den haaren und dem Schnarchen, sagte er sich. Einen sehr animalischen Touch. Er überlegte kurz und war sich dann sicher, dass er damit leben konnte, außerdem war er viel zu spitz um jetzt einen Rückzieher zu machen. Entschlossen zog er seine Unterhose aus und senkte seinen Körper wieder über sie. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Er spürte ihren warmen Schoß.
Der Zeitpunkt war gekommen.
Mondlicht fiel in das Zimmer, die Wolken hatten sich verzogen. Die Uhr zeigte Mitternacht. Plötzlich fühlte er etwas auf seinem Rücken.
Hände.
Sie klammerten sich um ihn und drückten ihn so stark, dass er sich nicht befreien konnte. Lena war aufgewacht.
Sie gab merkwürdige grunzende Schreie von sich und ihre Beine Zappelten. Ihre langen Haare hingen in seinem Gesicht. Ihre Finger bohrten sich ihm ins Fleisch, schienen spitze Krallen zu haben und er spürte, wie es anfing zu bluten. Unter seiner Hand die auf ihrem Bauch lag sprossen lange Haare hervor. Er befreite mit Mühe seinen Kopf und sah wie überall aus ihrer Haut dunkles schwarzes Fell spross.
Ihr Gesicht war seltsam verzerrt. Ihr Kiefer war vorgetreten und ihre Zähne waren lang und spitz geworden. Sie schlug ihre Klauen immer wieder in seinen Rücken und er schrie vor höllischen Schmerzen. Dann biss sie ihm in die Schulter. Er konnte sehen, dass ihre Ohren lang und spitz geworden waren. Sie verbiss sich immer mehr und Blut spritzte auf die Bettdecke. Er zappelte und schrie, spürte wie sein Rücken brannte, wie das Fleisch aufgerissen war. Dann warf sie ihn zu Boden und er kroch voller Panik zurück, bis er gegen die Zimmerwand stieß.
"Geh weg, geh weg!", schrie er wie ein Kind.
"Lena!", flehte er, aber vor ihm stand keine schöne Frau mehr, sondern ein unheimlicher schwarzer Wolf mit langen Krallen und funkelnden Zähnen. Der Engel der Lust war zu einem Engel des Todes geworden. Aus ihrem Maul tropfte Sabber und sie bellte gefährlich.
Dann sprang sie auf ihn. Er schrie abermals vor Angst und Schmerz. Sie hieb ihre Krallen in seine Brust und riss ihm das Fleisch auf. Blut, überall Blut. Dann fletschte sie ihre Zähne. Ihre Augen waren gelb und funkelten. Sie kam ihm ganz nah, ihr Atem war warm und stank. Sabber tropfte ihm ins Gesicht. Er betete, flehte, versuchte vergeblich ihr zu entkommen und wand sich unter ihren Krallen.
Immer näher kam sie ihm und er starrte in ihre wahnsinnigen Augen. Ihr riesiges Maul war das letzte was er sah, dann verschlang sie seinen Kopf, zerfleischte sein Gesicht und erstickte seine Todesschreie indem sie immer wieder zubiss. Immer wieder riss sie wild an seinem Kopf bis dieser sich schließlich vom Rumpf löste. Genüsslich leckte sie sein Blut, aß sein Fleisch und nagte an seinen Knochen, bis am Ende nur noch ein blutiges Gerippe auf dem Boden lag. Daneben ein blutiges Jackett, ein brombeerfarbenes zerfetztes Hemd, eine elegante schwarze Hose und Lederschuhe. Dann ging sie satt und zufrieden zum Bett und legte sich hin um zu schlafen.
Von draußen fiel das Licht des Vollmondes ins Zimmer.

 
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Muss das später nochmal durchgucken, muss jetzt schnell weg! Also erstmal viel Spass, ich hoffe sie gefällt euch. Wenn jemand Verbesserungsvorschläge hat oder Fehler findet schreibt einfach! Danke:)

 

see you later, alligator

Moikka WhiteKing,

ich hätte ein paar +/- Anmerkungen zu Deiner Geschichte, aber würde es sinnvoller finden, Du setzt Dich selbst nochmal erst in Ruhe dran, anstatt Kommentare zu erbitten, wenn die Geschichte in dieser Form nicht endgültig ist. ;)

Weil man als Kommentierender natürlich nie weiß, ob Du das, was man dann da grad rausgekrittelt hat, nicht ohnehin auf Deiner Überarbeitungsliste hattest. Und nichts ist sinnloser als Korrekturarbeit doppelt zu moppeln.

Laß uns doch wissen, wenn Du wieder da und fertig mit dem Text bist, dann schauen hier sicher auch noch ein paar mehr Leute vorbei.

Heippa hei,
Red Queen

 

Gut, also ich habs jetzt nochmal etwas verändert, also die Namen geändert, noch ein Paar fehler verbessert und etwas umgestellt was die Zeilen angeht. So ist es jetzt vorläufig fertig und ihr könnt mir gerne kritik schreiben. Freue mich über jeden Verbesserungsvorschlag!

 
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Moikka WhiteKing,

also, eine flotte Komplettüberarbeitung in kurzer Zeit!

Muß sagen, sori, die Gesamtüberarbeitung hat dem Text nicht gutgetan. Der alte Text hatte einen stärkeren stilitischen Bruch bei der Verwandlungsszene, der Bruch ist aber immer noch da (dazu später). Hattest Du den alten Text in der 1. Person erzählt?
Mein Eindruck dort, bis zur "Abschleppszene" im Treppenhaus:
Flüssig, sehr realistische Alltagssprache, Deine Figur war so echt, mir ist beim Lesen der Haß hochgekommen - das als Kompliment, es klang wie ein authentischer Bericht, was ein Typ so einem anderen erzählt. Ich hätte mir vorstellen können, das genau ist sogar Deine Position als Autor: das hat es für mich spannend gemacht, und ich habe eine sehr harte Auflösung erwartet, die ein Intro ja toppen muß. Durch die alltägliche Situation und die Sprachwahl war nicht gut abzuschätzen, wodurch der twist kommt.
Die kurzen Sätze (von denen hier nicht mehr so viel übrig ist) haben mir sehr gut gefallen: sie klingen gut überlegt, knackig, stimmig, zeigen ein gutes Sprachgefühl.

Jetzt klingt das furchtbar verkopft, und Deine Figur ist auch nicht mehr so authentisch, nicht mehr so widerwärtig, wenig greifbar.

Beim ersten Teil sind mir zwei Sachen aufgefallen, rein subjektiv:

In das Twist kam nicht jeder, man brauchte Stil. Den hatte er. Graues Jackett, brombeerfarbenes Hemd, elegante schwarze Hose, Lederschuhe, frisch poliert, glänzend.
Würde ich kürzen. Über Stil läßt sich streiten, das wäre für mich z.B. keiner. Jeder Club hat Türregeln, das so herauszustreichen ist total überflüssig. Schreib doch, daß er sehr elegant, aber leger gekleidet war, da kann sich jeder Leser selbst was zu vorstellen. (Das Hemd am Ende fand ich auch als Abschluß wenig zündend).

"Möchtest du noch einen? Ich lad dich ein", sagte er.
"Gerne. Bist du immer so großzügig?"
"Bei Frauen..."
Sie lächelte und schaute dann in ihr leeres Glas.
Den Dialog fand ich bis dahin sehr realistisch, aber daß eine Frau was von großzügig sagt, weil ein Typ ihr im Club einen ausgeben will ... so als sei ihr das zum ersten Mal passiert. Ebenso seine Bemerkung: Klingt so, als ob er auch Männer aufreißt, denen aber keinen ausgeben mag.
Dann brauchst Du beim Dialogwechsel einen Zeilenumbruch, sonst klingt es, als wenn sie weiterspricht. Also neue Zeile vor „sie lächelte“. Würde allerdings das fett markierte generell rauskürzen.

In der ersten Fassung war sie schneller umgekippt, wenn ich mich richtig an Berichte erinnere, geht das auch so schnell, ich rate: :google: Daß sie sich im Auto noch normal unterhalten kann, denke ich nicht.

„Heute ist Vollmond", sagte er.
Das klingt in dieser Situation (ihr gehts schlecht, sie streiten sich darum, wie sie nach Hause kommt) total aufgesetzt, und ist ein zu großer Zaunpfahl. :aua: Der Vollmond kommt noch ein paar mal – wir sind doch schon in der Horrorrubrik, das kannst Du getrost lassen. Du versuchst ja in der neuen Version das Spiel „er ist der Werwolf“, ich finde aber, das nimmt das Tempo raus, und schreit schon geradezu nach dem Ende, das Du dann wählst. Damit ist die Auflösung der langen Clubszene schon da, egal ob sie nun die Bestie ist oder er. Da würde ich schonmal ans Ende skippen und den Mittelteil nicht mehr lesen.

Stufe um Stufe schleppte er den warmen Körper nach oben, dabei kam er langsam ins schwitzen. Ihre Füße schlugen bei jedem Absatz gegen die Stufen
Plötzlich gab es ein lautes Geräusch, ein lautes Atmen und kurzes Röcheln. Er blieb wie angewurzelt stehen. Es war direkt hinter ihm.
Beides an sich gut geschrieben, hübsche Bilder. Wenn er nicht in einem Leuchtturm mit steiler Wendeltreppe wohnt, stimmt aber an der Kombi was nicht. Stell Dir das nochmal genau vor: wenn sie in seinem Rücken schnarcht, hängt sie wohl über seiner Schulter, da kommen ihre Füße vorn nicht mehr auf den Boden. Trägt er sie auf den Armen, schnarcht sie vor ihm.

Die Sexszene kaufe ich Dir gesamt nicht ab. Das ist eine Mischung aus Aufklärungsreport (ihr „Schritt“? also ...) und Softporno, und insgesamt auch zu langatmig. Selbst Buchautoren haben oft Probleme, stimmige und erotische Sexszenen zu schreiben, das gleiche gilt sicher auch für Pornographie, die auch selten wirklich funktioniert. Falls Du die Szene in der kurzen Zeit der Bearbeitung ganz neu erdacht hast, ist das lieblos, und das Ergenbis muß einen nicht verwundern. Lang ausformulierte Beschreibungen wer wie aussieht und was wie macht, ist nicht aus sich allein heraus erotisch. Die Szene war viel kürzer und härter, „jetzt ist sie dran“, in der Art, sie war einfach austauschbares Objekt. War auf eine sehr stimmige, unterhaltsame Art sexistisch geschrieben – sowas kann sehr gut funktionieren, und paßte auch viel besser zur Perspektive Deiner Figur. Hier gibt er ihr KO-Tropfen, und bewundert dann ihren "RüschenBH" und ihren "warmen Schoß"? Ick wees ja nich ...

Der Wechsel zur Erkenntnis daß sie ein Werwolf ist, bahnt sich viel zu lange an. In der alten Version ging das Knall auf Fall, sehr gut: huch, weich wie Fell, zack Verwandlung.

"Geh weg, geh weg!", schrie er wie ein Kind.
"Lena!", flehte er, aber vor ihm stand keine schöne Frau mehr, sondern ein unheimlicher schwarzer Wolf mit langen Krallen und funkelnden Zähnen
Bei Deiner alten Fassung wollte ich eigentlich den ersten Teil über den grünen Klee loben, und den zweiten Teil bemängeln, jetzt tut es mir schon leid, daß ich nur am Kritteln bin! Deine Horrorszene gefällt mir in beiden Versionen nicht, weil ich sie absolut unrealistisch finde, und auch im Splatterkontext nicht stimmig. Da steht ein mordlüsterner Werwolf vor dir, und du sagst „geh weg“? Das ist Regression an falscher Stelle. Dann mag sie ja so groß sein wie ein Bär und nicht wie ein Wolf, aber ratz fatz alles aufgemampft ist schwer vorstellbar. Das geht vielleicht beim Weißhai – ein Biß und dem Surfer fehlt ein Viertel des Oberkörpers, aber nicht bei Säugern, selbst wenn man übertierische Kräfte vorraussetzt. Und schade um die Szene, denn für sowas lesen wir uns ja durch das - sauber ausgearbeitete - Intro.

Die Angst Deiner Figur überträgt sich nicht – schau nochmal, wie Du seinen Schreck beschrieben hast, als er auf der Treppe ein Röcheln hinter sich hört. So muß das kommen!

Den Mond am Ende würde ich streichen, das ist ein zu häufig bemühtes Bild. Und sie zufrieden satt im Bett schlafend – das ist doch hübsch. Da kann man so richtig mitfühlen: hmm, gut gegessen, lecker wars, jetzt erstmal ne Runde ausruhen. Das war in der Vorfassung ein sehr schönes Ende, das den Lesern die Figur auch richtig nahe bringt, und sie ganz lebendig, sympatisch macht.

Und wo ich mich jetzt schon ne ganze Weile mit Deinem Text beschäftigt habe: Ich finde es übrigens sehr schön, daß Du auf Kommentare antwortest – schreib doch dann auch mal einen bei anderen Autoren! Da lernt man mehr, als man denken mag. ;)

Sonnige Grüße,
Katla

 

Hey, danke für diesen ausführlichen Kommentar. Freut mich, dass du dich so damit beschäftigt hast!
Also ich muss jetzt erstmal sagen, dass ich den Text inhaltlich rein gar nicht verändert habe bei meiner letzten bearbeitung. Ich habe lediglich die Namen der Protagonisten, die Fomratierung geändert, also hier und da ne Leerzeile eingebaut oder andere Absätze. Deshalb weiss ich auch nicht was ich jetzt teilweise mit deinem Kommentar machen soll. Also an sich kann ich das meiste gut nachvollziehen und habe mir z.B. was das Ende betrifft ähnliche Gedanken gemacht wie du, deswegen werde ich mich da bestimmt nochmla dransetzen.

Was den satz am Anfang angeht:"In das Twist kam nicht jeder, man brauchte Stil. Den hatte er."
Also natürlich ist Stil relativ, aber hier geht es ja sozusagen um eine indirekte Aussage des Charakters. Er findet, das er Stil hat. Dem würde natürlich keiner zustimmen, wenn er dann erfährt, was für ein fieser Typ er eigentlich ist. Diese Szene dient also dazu, vorerst einen falschen Eindruck zu vermitteln.

Was den Dialog zwischen den beiden Protagonisten angeht, stimme ich dir zu, den werde ich wohl ändern...
Und was die Treppenszene angeht, also ich glaube das könnte schon so gehen, wenn er sie so trägt, dass er sich ihre Arme von hinten über die Schultern legt und dann so hochzieht...

Also danke nochmal für die Kritik, ich werd mal gucken, dass ich die in nächster Zeit umsetze und den Text nochmal überarbeite!
Und ich werd mich hier auch sicher mal umgucken und selber kritiken verfassen:)

 

Moi nur kurz dazu ... :hmm:
hatte sie vermutlich nach Deinem Kommentar zu schnell gelesen und einen anderen Eindruck. Hätte mir das Teil kopieren sollen, bevor ich mich so langwierig aus dem Fenster hänge!

Dann sage ich mal so: Nimm meine Eindrücke von meiner wunschgelesenen "Vorversion" einfach als Anregung. :Pfeif:

Treppe? Nee! Dann schnauft sie ihm ins Ohr, so. Ich hör ja schon auf ... grins.

Schöne Mittsommernacht!
Katla

 

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